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Die Wertigkeit ist entscheidend

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138 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2017 | www.diepta.de

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ünf bis zehn Prozent der Bevölkerung in Europa lei- den unter einem Eisen- mangel, darunter Frauen im gebärfähigen Alter mit einem An- teil von 20 Prozent. Laut einem WHO-Report aus dem Jahr 2011 haben auf unserem Kontinent fast 23 Prozent der Kinder im Alter von sechs bis 59 Monaten eine Anämie.

Von den nicht schwangeren Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren sind über 22 Prozent betroffen, bei Schwangeren sogar über 25 Prozent.

Und auch zwölf Prozent der Senio- ren in Industrienationen leiden unter Eisenmangel.

Veränderte Hämoglobinkon- zentration Eisenmangel verringert

das Gesamtkörpereisen. Der nor- male Eisenbestand liegt bei drei bis fünf Gramm, das meiste davon ist in Hämoglobin (60 bis 75 Prozent) und Myoglobin (30 Prozent) gespeichert.

Eisen liegt teilweise auch als Kofak- tor von Enzymen vor sowie als De- poteisen, das intrazellulär an Ferritin gebunden ist (10 bis 25 Prozent). Bei einer Eisenmangelanämie fällt die Hämoglobinkonzentration (Hb- Wert) unter die geschlechtsspezifi- sche Norm. Gemäß der WHO sind das zwölf Gramm pro Deziliter bei Frauen und 13 Gramm pro Deziliter bei Männern.

Eisen im Körper Eisen wird für die Blutbildung und für den Sauerstoff- transport im Blut benötigt, aber auch zur Energiegewinnung in der At- mungskette der Mitochondrien.

Man nimmt täglich ein bis zwei Mil- ligramm Eisen aus der Nahrung auf.

Eisenreich sind zum Beispiel Schwei- neleber mit 22,1 Milligramm Hämei- sen pro 100 Gramm, Sojabohnen (8,6 Milligramm Eisen pro 100 Gramm) und Sonnenblumenkerne (6,3 Milligramm Eisen pro 100 Gramm). Hämeisen ist ungefähr vierfach besser bioverfügbar, ebenso das an Lactoferrin gebundene Eisen aus der Muttermilch. Reicht für Männer und Frauen nach den Wech- seljahren eine ausgewogene Kost aus, um den physiologischen Eisenverlust

Die Wertigkeit ist entscheidend

Eisenmangel ist weltweit die häufigste Mangelerkrankung. Auch in

Deutschland besteht ein Risiko, hauptsächlich für Kleinkinder und Frauen.

Dabei wird leicht übersehen, dass auch Senioren betroffen sein können.

© Bet_Noire / iStock / Thinkstock

PRAXIS EISENMANGEL

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2017 | www.diepta.de

von einem Gramm pro Tag auszu- gleichen, ist das bei jüngeren Frauen schwieriger, die viel Eisen durch die Menstruation verlieren.

Auf die Valenz kommt es an In der pflanzlichen Nahrung liegt Eisen in anorganischer, dreiwertiger Form (Fe3+) vor. Fe3+ wird im Zwölffinger- darm durch das membranständige Enzym Cytochrom B zu zweiwerti- gem Eisen Fe2+ reduziert und über einen spezifischen Metalltransporter aufgenommen. Auf der anderen Membranseite übernimmt Ferropor- tin. Fe2+ wird zu Fe3+ oxidiert und auf das Plasmaprotein Transferrin über- tragen. Dieses eisenbeladene Trans- ferrin versorgt die Erythrozyten- Vorläuferzellen im Knochenmark mit dem essentiellen Spurenelement für die Hämsynthese. Hämoglobin, ein Eisen-Porphyrin-Komplex, transportiert Sauerstoff im Blut und versorgt die Gewebe, wobei ein Gramm Hämoglobin 1,34 Milli- gramm O2 binden kann. Weniger kompliziert verläuft die Aufnahme von Hämeisen aus Fleisch. Es wird über den Hämrezeptor in die Darm- zellen aufgenommen, aus dem Por- phyrinring wird Eisen abgespalten und an das intrazelluläre Eisenbin- deprotein Mobilferrin abgegeben.

Daraus kann Eisen im Bedarfsfall mobilisiert werden.

Eisenmangel – wodurch? Ob Ei- senmangel droht, hängt neben der Ernährung auch vom Bedarf ab. Kin- der, Jugendliche und Schwangere haben einen erhöhten, wachstums- bedingten Bedarf. Höhere Verluste erleiden Frauen mit übermäßiger Regelblutung und bei der Geburt.

Auch bei Operationen oder Blut- spenden kommt es zu teilweise star- ken Verlusten. Eine verminderte Ei- senaufnahme ist bei streng veganer Ernährung, Gastritis, Achlorhydrie und Magenresektion zu befürchten, aber auch bei Malabsorption, Zölia- kie und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Nimmt man über längere Zeit War- farin, Aspirin oder nichtsteroidale

Antiphlogistika ein, können auch ge- sunde Menschen chronische intesti- nale Blutungen entwickeln und damit in einen Eisenmangel rut- schen. Auch bei Entzündungen, die typischerweise mit Krebserkrankun- gen, Herz- und Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus einher gehen, ist die Aufnahme von Eisen verrin- gert. Ältere, multimorbide Personen, die dazu noch regelmäßig Arznei- mittel einnehmen, sind somit man- gelgefährdet.

Eisenmangel-Symptomatik Das Kernsymptom der Anämie ist Blässe.

Charakteristisch sind Müdigkeit, Lern- und Konzentrationsschwäche.

Die Muskeln überanstrengen schnell, und es kann sich eine belastungsab- hängige Kurzatmigkeit oder ein schneller Herzrhythmus einstellen.

Auffallend sind Risse in den Mund- winkeln, brüchige Nägel, diffuser Haarausfall und eine entzündete Zunge.

Die Behandlung: Nach Möglich- keit oral Man schätzt, dass in Eu- ropa erhebliche Anämieraten durch Eisensupplementation verbessert werden könnten: 54 Prozent bei Kleinkindern, 55 Prozent bei nicht schwangeren Frauen und ganze 62 Prozent bei schwangeren Frauen.

Bevorzugt werden Präparate mit zweiwertigem Eisen, das als Salz vor- liegt (FE (II)- Sulfat,- Gluconat,- Chlorid,- Fumarat). Der Eisenanteil liegt je nach Präparat zwischen 25 und 100 Milligramm pro Dragee.

Um die Resorption zu steigern, soll- ten Eisenpräparate zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.

Kaffee, Tee und Milch sowie Oxalate, Phosphate und Phytate aus pflanzli- chen Lebensmitteln, aber auch Anta- zida hemmen die Resorption. Damit ein Eisenmangel vollständig ausge- glichen werden kann, sollte über mehrere Monate substituiert wer- den, zumindest drei Monate lang.

Manche Patienten klagen ein bis zwei Stunden nach der Aufnahme über gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit oder Obstipation, vor allem

bei einer Anfangsdosis von 50 Mil- ligramm auf nüchternen Magen.

Sind die Beschwerden nach einer Woche immer noch vorhanden, sollte man das Präparat zu den Mahl- zeiten einnehmen oder auf dreiwer- tiges Eisen umsteigen. Dreiwertige Eisenionen liegen nur bei einem sau- ren pH-Wert in Lösung vor, ein Wert, der im alkalischen Duodenum nicht erreicht wird. Vor der Resorp- tion muss dreiwertiges Eisen daher zuerst durch ein Reduktionsmittel wie Vitamin C reduziert werden.

Eisen (III)-Tabletten mit dem emp- fohlenen Glas Orangensaft einzu- nehmen, macht also Sinn. Auch bei Vollkornprodukten ist das empfeh- lenswert, denn auch dort liegt Eisen in der dreiwertigen Form vor.

Nur im Sonderfall parenteral Pa- tienten, die zwei verschiedene orale Eisenpräparate nicht vertragen haben oder unter einer Eisenresorp- tionsstörung leiden, sollten intrave- nös substituiert werden. Auch wenn die orale Substitution nicht ausreicht oder bei Tumorpatienten kann eine parenterale Darreichung in Erwä- gung gezogen werden. Allerdings sind parenterale Eisengaben nicht nebenwirkungsfrei: So entlässt die zeitweise Übersättigung des Trans- ferrins freies Eisen in die Blutbahn.

Es kommt zu oxidativen Gewebe- schäden, die Blutdruckabfall, Übel- keit, Erbrechen und Ödeme bewir- ken können. ■

Dr. Christine Reinecke, Diplom-Biologin

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