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Nordrhein-Westfalen 14/ Sitzung. 14. Wahlperiode Düsseldorf, Mittwoch, 1. April Mitteilungen der Präsidentin...

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(1)

14. Wahlperiode 01.04.2009

120. Sitzung

Düsseldorf, Mittwoch, 1. April 2009

Mitteilungen der Präsidentin...13857

1 Realschulen durch Einheitsschulplä- ne in Gefahr – Bewährte Schulstruktu- ren erhalten und verantwortungsvoll weiterentwickeln Aktuelle Stunde auf Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 14/8924...13857

Bernhard Recker (CDU) ...13857

Ingrid Pieper-von Heiden (FDP) ...13859

Ute Schäfer (SPD) ...13860

Sigrid Beer (GRÜNE)...13862

Ministerin Barbara Sommer...13863

Wolfgang Große Brömer (SPD) ...13864

Ursula Doppmeier (CDU)...13866

Ralf Witzel (FDP)...13868

Sylvia Löhrmann (GRÜNE) ...13869

Ministerin Barbara Sommer...13870

Ute Schäfer (SPD) ...13871

Klaus Kaiser (CDU)...13872

Wolfgang Große Brömer (SPD) ...13873

2 Landesregierung muss untragbare Belastungen der kommunalen Familie aus der Finanzmarktkrise abwenden – Beteiligung der Landschaftsverbände an der NRW.Bank sicherstellen Antrag der Fraktion der SPD Drucksache 14/8881...13874

Gisela Walsken (SPD) ...13874

Volkmar Klein (CDU)...13876

Angela Freimuth (FDP)...13877

Ewald Groth (GRÜNE)...13878

Minister Dr. Helmut Linssen ...13879

Hans-Willi Körfges (SPD) ...13882

Dr. Jens Petersen (CDU)...13884

Angela Freimuth (FDP)...13885

Andrea Asch (GRÜNE)...13886

Rüdiger Sagel (fraktionslos) ...13887

Minister Dr. Helmut Linssen...13887

Horst Becker (GRÜNE)...13888

Rüdiger Sagel (fraktionslos) ...13889

Ergebnis ...13889

(Namentliche Abstimmung siehe Anla- ge 1) 3 Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Haushaltsplan des Landes Nordrhein-Westfalen für das Haushaltsjahr 2009 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2009) Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/8650 Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/8934 Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses Drucksache 14/8886 Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/8923 In Verbindung mit: Gesetz zur Umsetzung des Zukunftsin- vestitionsgesetzes in Nordrhein-West- falen Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/8644 Änderungsantrag der Fraktion der SPD und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/8945...13890

(2)

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses Drucksache 14/8887

zweite Lesung

dritte Lesung ...13890

Volkmar Klein (CDU)...13890

Martin Börschel (SPD) ...13891

Angela Freimuth (FDP)...13893

Ewald Groth (GRÜNE)...13895

Minister Dr. Helmut Linssen ...13897

Svenja Schulze (SPD) ...13900

Rainer Lux (CDU)...13902

Ewald Groth (GRÜNE)...13903

Rüdiger Sagel (fraktionslos) ...13904

Johannes Remmel (GRÜNE)...13905

Ergebnis ...13905

Clemens Pick (CDU) (gem. § 46 GeschO) ...13906

4 Opel am Standort Bochum erhalten – Jetzt einen Pakt des Vertrauens schmieden! Eilantrag der Fraktion der SPD Drucksache 14/8925...13907

In Verbindung mit: 11 Sicherung des Automobilstandorts Bo- chum Antrag des Abgeordneten Rüdiger Sagel (fraktionslos) Drucksache 14/8869...13907

Hannelore Kraft (SPD)...13907

Rüdiger Sagel (fraktionslos) ...13908

Oliver Wittke (CDU)...13909

Dr. Gerhard Papke (FDP)...13911

Reiner Priggen (GRÜNE) ...13913

Ministerin Christa Thoben...13914

Dietmar Brockes (FDP)...13915

Ergebnis ...13917

5 Fragestunde Drucksache 14/8888...13917

Mündliche Anfrage 283 des Abgeordneten Wolfgang Jörg (SPD) Warum wurde aus dem warmen Regen eine kalte Dusche?...13917

In Verbindung mit: Mündliche Anfrage 292 der Abgeordneten Sigrid Beer (GRÜNE) Fördersummenpanne bei Berufskollegs: Suche nach „Kronzeugen“ wird für Schulministerium zum Bumerang...13918

Ministerin Barbara Sommer...13918 Mündliche Anfrage 287

der Abgeordneten Dr. Anna Boos (SPD) (Beantwortung in der nächsten Fragestunde) Mündliche Anfrage 288 der Abgeordneten Andrea Asch (GRÜNE) (Beantwortung in der nächsten Fragestunde) Mündliche Anfrage 289 der Abgeordneten

Barbara Steffens (GRÜNE)

(Schriftliche Beantwortung siehe Anlage 2) Mündliche Anfrage 290

der Abgeordneten

Sylvia Löhrmann (GRÜNE)

(Schriftliche Beantwortung siehe Anlage 2) Mündliche Anfrage 291

der Abgeordneten Sigrid Beer (GRÜNE)

(Schriftliche Beantwortung siehe Anlage 2) Mündliche Anfrage 293

des Abgeordneten Frank Sichau (SPD) (Beantwortung in der nächsten Fragestunde)

(3)

Mündliche Anfrage 294 der Abgeordneten Andrea Asch (GRÜNE)

(Schriftliche Beantwortung siehe Anlage 2) 6 Wiedervorlage: Europafähigkeit der

Kommunen in NRW stärken Antrag

der Fraktion der SPD

Drucksache 14/8877...13928

Markus Töns (SPD) ...13928

Ilka von Boeselager (CDU)...13930

Dietmar Brockes (FDP)...13931

Sylvia Löhrmann (GRÜNE) ...13931

Minister Andreas Krautscheid...13932

Ergebnis ...13934

7 Gesetz zur Änderung des Gesetzes zum Schutz von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern in Nordrhein-West- falen Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/8806 erste Lesung ...13934

Minister Karl-Josef Laumann...13934

Ursula Meurer (SPD) ...13934

Hubert Kleff (CDU) ...13935

Dr. Stefan Romberg (FDP) ...13936

Barbara Steffens (GRÜNE) ...13937

Ursula Meurer (SPD) ...13939

Ergebnis ...13940

8 Gesetz der Bundesregierung gegen Telefonwerbung droht doch zum zahnlosen Tiger zu werden Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/8872 – Neudruck ...13940

Johannes Remmel (GRÜNE)...13940

Peter Kaiser (CDU) ...13941

Svenja Schulze (SPD) ...13942

Holger Ellerbrock (FDP)...13942

Minister Eckhard Uhlenberg ...13944

Ergebnis ...13945

9 Zwölfter Staatsvertrag zur Änderung rundfunkrechtlicher Staatsverträge (Zwölfter Rundunkänderungsstaats- vertrag) Antrag der Landesregierung auf Zustimmung zu einem Staatsvertrag gemäß Artikel 66 Satz 2 der Landesverfassung Drucksache 14/8630 Beschlussempfehlung und Bericht des Hauptausschusses Drucksache 14/8897 zweite Lesung ...13945

Thomas Jarzombek (CDU)...13945

Wolfram Kuschke (SPD)...13945

Ralf Witzel (FDP)...13946

Oliver Keymis (GRÜNE) ...13947

Minister Andreas Krautscheid...13948

Ergebnis ...13949

10 Der Altersdiskriminierung entgegen- wirken – Partizipation fördern und so- ziale Benachteiligungen abbauen Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/8713...13949

Andrea Asch (GRÜNE)...13949

Ursula Doppmeier (CDU)...13949

Elisabeth Koschorreck (SPD) ...13950

Christian Lindner (FDP) ...13951

Ministerin Barbara Sommer...13952

Ergebnis ...13953

12 Gesetz zur Änderung dienstrechtli- cher Vorschriften Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/8176 Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses Drucksache 14/8889 zweite Lesung ...13953

Christian Möbius (CDU) ...13953

Dr. Karsten Rudolph (SPD) ...13954

Angela Freimuth (FDP) ...13955

Monika Düker (GRÜNE) ...13956

Minister Dr. Ingo Wolf...13957

(4)

Ergebnis ...13958

13 Aktienrecht auf ein nachhaltiges Un- ternehmensmanagement ausrichten Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/6957 Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses Drucksache 14/8890...13958

Ergebnis ...13958

14 Gesetz zur Abschaffung der Jagd- steuer Gesetzentwurf der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 14/8884 erste Lesung ...13958

Rainer Deppe (CDU)...13958

Holger Ellerbrock (FDP)...13959

Stefanie Wiegand (SPD)...13959

Johannes Remmel (GRÜNE)...13960

Minister Eckhard Uhlenberg ...13962

Holger Ellerbrock (FDP)...13963

Ergebnis ...13963

15 Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Regelung eines Kostenfolgeab- schätzungs- und Beteiligungsverfah- rens gemäß Artikel 78 Abs. 3 der Ver- fassung für das Land Nordrhein- Westfalen (Konnexitätsausführungs- gesetz – KonnexAG) Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/8780 erste Lesung ...13963

Minister Dr. Ingo Wolf Zu Protokoll – siehe Anlage 3 Ergebnis ...13963

16 Gesetz zur Änderung des Gesetzes über kommunale Gemeinschaftsarbeit Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 14/8781 erste Lesung ...13963

Minister Dr. Ingo Wolf Zu Protokoll – siehe Anlage 4 Ergebnis ...13963

17 Gesetz zur Förderung der politischen Partizipation in den Gemeinden Gesetzentwurf der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 14/8883 erste Lesung ...13963

Michael Solf (CDU)...13964

Horst Engel (FDP)...13964

Britta Altenkamp (SPD)...13965

Andrea Asch (GRÜNE)...13966

Minister Dr. Ingo Wolf...13967

Ergebnis ...13967

18 Vergleichbare Kommunen in Ost und West gleich behandeln: Sonderzuwei- sungen und Altschuldenhilfe für strukturschwache NRW-Kommunen ermöglichen, kommunale Belastung für Einheitslasten zurückführen Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/7348 Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kommunalpolitik und Verwaltungsstrukturreform Drucksache 14/8891...13967

Horst Becker (GRÜNE)...13967

Bodo Löttgen (CDU)...13968

Andreas Becker (SPD)...13969

Horst Engel (FDP)...13970

Minister Dr. Helmut Linssen...13971

Horst Becker (GRÜNE)...13972

Ergebnis ...13972

19 Berufsordnung oder Pflegekammer – Regelungsrahmen zur Stärkung und Weiterentwicklung der professionel- len Pflege in NRW entwickeln Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 14/8874...13972

(5)

Ergebnis ...13973

20 10-Jahres-Programm Energetische Ge- bäudesanierung: In der Wirtschaftskri- se 100.000 neue Arbeitsplätze schaffen Antrag

der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Drucksache 14/8876...13973 Ergebnis ...13973

21 Verfassungsgerichtliches Verfahren wegen der Behauptung der Abgeord- neten Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann sowie weiterer 83 Abge- ordneter des Landtags Nordrhein- Westfalen, § 46 c Abs. 2 Satz 2 KWahlG NRW, zuletzt geändert durch Gesetz am 9. Oktober 2007, sei mit der Verfassung des Landes Nord- rhein-Westfalen nicht vereinbar und nichtig

VerfGH 2/09 Vorlage 14/2519 Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses

Drucksache 14/8892...13973 Ergebnis ...13973

22 Verfassungsgerichtliches Verfahren Organstreitverfahren

1. des Landesverbandes Nordrhein- Westfalen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands,

2. des Landesverbandes Nordrhein- Westfalen des Bündnis 90/Die Grünen gegen den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen wegen Festlegung des Wahltags für die allgemeinen Kom- munalwahlen 2009

VerfGH 3/09 Vorlage 14/2520 Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses

Drucksache 14/8915...13973 Ergebnis ...13973

23 Ausführungsvereinbarung zum Verwal- tungsabkommen zwischen Bund und

Ländern über die Errichtung einer Ge- meinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK-Abkommen) nach Art. 91 b GG vom 19.09.2007 über die gemeinsame Förderung des „Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e. V.“

Vorlage 14/2499 gemäß § 10 Abs. 4 LHO

Beschlussempfehlung und Bericht des Haushalts- und Finanzausschusses

Drucksache 14/8921...13973 Ergebnis ...13973

24 In den Ausschüssen erledigte Anträge Übersicht 48

Abstimmungsergebnisse

der Ausschüsse zu Drucksachen AGS 14/6693

AGS 14/7451 AWME 14/7680 AIWFT 14/8076 AGS 14/8079 AIWFT 14/8081 AWME 14/8548 AGS 14/8703

Drucksache 14/8893...13974 Ergebnis ...13974

25 Beschlüsse zu Petitionen

Übersicht 14/52...13974 Ergebnis ...13974

Anlage 1...13975 Namentliche Abstimmung über den Antrag Drucksache 14/8881 – TOP“ 2 (Landesregierung muss untragbare Belastungen der kommunalen Familie aus der Finanzmarktkrise abwenden – Beteiligung der Landschaftsverbände an der NRW-Bank sicherstellen“)

Anlage 2...13983 Schriftliche Beantwortung der

Mündlichen Anfrage 289 der Abgeordneten

Barbara Steffens (GRÜNE)

(6)

Minister Laumann muss unmoralische und sittenwidrige Stundenlöhne endlich stoppen!...13983 Schriftliche Beantwortung der

Mündlichen Anfrage 290 der Abgeordneten

Sylvia Löhrmann (GRÜNE)

Turbo-Abi an Gesamtschulen auch in NRW?...13983 Schriftliche Beantwortung der

Mündlichen Anfrage 291 der Abgeordneten

Sigrid Beer (GRÜNE)

Ominöse Arbeitsgruppe zur Umsetzung des Praxissemesters macht Anhörung zum Lehrerausbildungsgesetz zur Farce....13984 Schriftliche Beantwortung der

Mündlichen Anfrage 294 der Abgeordneten

Andrea Asch (GRÜNE)

Investitionskosten für den Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren...13986

Anlage 3...13987 Zu TOP 15 – Gesetz zur Änderung des

Gesetzes zur Regelung eines Kosten- folgeabschätzungs- und Beteili- gungsverfahrens gemäß Artikel 78 Abs. 3 der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen (Konnexitätsaus- führungsgesetz – KonnexAG) – zu Protokoll gegebene Rede

Minister Dr. Ingo Wolf...13987 Anlage 4...13989

Zu TOP 16 – Gesetz zur Änderung des Gesetzes über kommunale Gemein- schaftsarbeit – zu Protokoll gegebene Rede

Minister Dr. Ingo Wolf...13989

Entschuldigt waren:

Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers (ab 14:15 Uhr)

Minister Dr. Ingo Wolf (12:00 bis 18:00 Uhr) Monika Brunert-Jetter (CDU)

(11:00 bis 13:00 Uhr) Wilfried Grunendahl (CDU) Lothar Hegemann (CDU)

(bis 12:00 Uhr) Rudolf Henke (CDU)

(ab 15:00 Uhr) Heinrich Kemper (CDU)

(bis 12:00 Uhr) Karl Kress (CDU) Bernd Krückel (CDU)

(bis 13:00 Uhr) Andrea Milz (CDU) Holger Müller (CDU)

(bis 15:00 Uhr) Manfred Palmen (CDU)

(12:30 bis 18:00 Uhr) Norbert Post (CDU)

Bernhard Tenhumberg (CDU) Maria Westerhorstmann (CDU) Axel Wirtz (CDU)

(12:00 bis 17:00 Uhr)

Prof. Dr. Gerd Bollermann (SPD) Marc Jan Eumann (SPD)

(ab 11:00 Uhr) Stephan Gatter (SPD) Michael Groschek (SPD)

(bis 13:00 Uhr) Dieter Hilser (SPD) Wolfgang Röken (SPD) Norbert Römer (SPD)

(bis 14:00 Uhr) Peter Weckmann (SPD)

(7)

Beginn: 10:04 Uhr

Präsidentin Regina van Dinther: Meine Damen und Herren! Ich heiße Sie herzlich willkommen zu unserer heutigen, 120. Sitzung des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Mein Gruß gilt auch unseren Gästen auf der Zuschauertribüne sowie den Mitar- beiterinnen und Mitarbeitern der Medien.

Für die heutige Sitzung haben sich 24 Abgeordne- te entschuldigt; ihre Namen werden in das Proto- koll aufgenommen.

Auch heute ein Mitglied dieses Hohen Hauses Ge- burtstag. Unser Kollege Christian Weisbrich wird heute 67 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch, Herr Kollege Weisbrich, auch im Namen aller Kollegin- nen und Kollegen!

(Allgemeiner Beifall)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Frak- tion Bündnis 90/Die Grünen hat mit Schreiben vom 31. März 2009 den Antrag Drucksache 14/8873

„NRW darf HRE-Gesetz im Bundesrat nicht verzö- gern“ zurückgezogen. Damit entfällt der entspre- chende Tagesordnungspunkt. Die nachfolgenden Tagesordnungspunkte werden nach vorn gezogen.

Meine Damen und Herren, wir treten ein in die Bera- tung der heutigen Tagesordnung.

Ich rufe auf:

1 Realschulen durch Einheitsschulpläne in Gefahr – Bewährte Schulstrukturen erhalten und verantwortungsvoll weiterentwickeln Aktuelle Stunde

auf Antrag

der Fraktion der CDU und der Fraktion der FDP Drucksache 14/8924

Die Fraktion der CDU und die Fraktion der FDP haben mit Schreiben vom 30. März 2009 gemäß

§ 90 Abs. 2 der Geschäftsordnung zu dieser aktuel- len Frage der Landespolitik eine Aussprache bean- tragt.

Ich eröffne die Aussprache und gebe Herrn Kolle- gen Recker von der CDU-Fraktion das Wort. Bitte schön, Herr Recker.

Bernhard Recker (CDU): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ihnen allen einen schönen guten Morgen!

Ich möchte meine Ausführungen mit einem Zitat aus

„Focus online“ vom 1. Mai 2005 beginnen. Dort heißt es:

Mit mir wird keine einzige Realschule, kein einziges Gymnasium gegen den Willen von Schülern, Eltern und Lehrerverbänden abgeschafft.

Meine Damen und Herren, das war keine Aussage der CDU, sondern von Peer Steinbrück, Spitzen- kandidat der SPD im Wahlkampf 2005.

Am 25. August 2007 beschloss die SPD auf ihrem Landesparteitag: Die Gemeinschaftsschule nimmt die Kinder nach der Grundschule auf und ist bis zur Klasse 10 für deren Bildungserfolg verantwortlich.

Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, meine Damen und Herren, aber ich bin der Ansicht, dass man nach der Wahl möglichst das halten soll, was man vor der Wahl versprochen hat.

(Beifall von der SPD – Achim Tüttenberg [SPD]: Das müssen Sie gerade sagen! – Weitere Zurufe von der SPD)

Meine Damen und Herren, Sie haben seinerzeit ein klares Bekenntnis zur Realschule abgegeben. Die Grünen beschlossen auf ihrer Landesdelegierten- konferenz: Das Ziel ist eine gemeinsame Schule aller Kinder bis zum Ende der Pflichtschulzeit.

Sollten die Beschlüsse der SPD und auch der Grü- nen Wirklichkeit werden, so würde das für unser Land Nordrhein-Westfalen bedeuten, dass die El- tern nach der Grundschule keine Möglichkeit mehr haben, eine Hauptschule, eine Realschule oder ein Gymnasium auszuwählen, denn dann bestünde nur noch ein Einheitsangebot, meine Damen und Her- ren.

(Ewald Groth [GRÜNE]: Sie werden es erle- ben!)

Ich frage Sie: Wo bleiben die Wahlmöglichkeit und die demokratischen Prinzipien für die Eltern, die Ihnen auf dem Papier immer so wichtig sind, meine Damen und Herren? In Wahrheit wollen Sie den Eltern die Möglichkeit verwehren, für ihre Kinder eine Schule auszuwählen, die sie für am besten und geeignetsten für ihre Kinder halten.

(Beifall von der CDU)

So treten Sie den Elternwillen mit Ihren Füßen, mei- ne Damen und Herren.

(Zurufe von der SPD)

Auf eines möchte ich zusätzlich hinweisen: Wenn wir Ihre unsinnigen Vorschläge in die Tat umsetzen würden, dann wären wir das einzige Bundesland, das zur realschul- und gymnasialfreien Zone würde.

Das ist auch unter Standortaspekten eine abenteu- erliche Vorstellung, meine Damen und Herren.

(Beifall von CDU und FDP)

Und dass dies nicht bloß Parteitagsbeschlüsse sind, das zeigt der damals vorgesehene Koalitionsvertrag von Rot-Grün in Hessen.

(8)

(Hannelore Kraft [SPD]: Gucken Sie sich mal an, was in Schleswig-Holstein geschieht!) Da war die Zerstörung des bewähren Schulsystems nämlich schon lange beschlossene Sache. Im so- genannten Haus der Bildung hieß es – ich zitiere –:

Schülerinnen und Schüler sollen in der Regel bis Klasse 9 und 10 gemeinsam lernen. Ausdrücklich wird dieser Weg auf Realschulen und Gymnasien ausgedehnt. Bis 2013 sollte mindestens die Hälfte aller weiterführenden Schulen zu Einheitsschulen werden. Diese Entwicklung wurde glücklicherweise im letzten Moment verhindert, meine Damen und Herren.

Vertrauensschutz ist ein Gut, das man nicht leicht- fertig verspielen sollte. Ich sage hier ganz deutlich und offen: Wir als CDU stehen zu unseren Real- schulen wie zu allen Schulformen in Nordrhein- Westfalen.

(Beifall von CDU und FDP – Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Ein Schwätzer bist du!)

Ich füge an dieser Stelle hinzu, dass die Realschu- len wirklich hervorragende Arbeit leisten, die übri- gens auch von der Wirtschaft hoch geschätzt wird.

Diese Arbeit gilt es fortzusetzen, und dafür stehen wir ein, meine Damen und Herren.

(Ewald Groth [GRÜNE]: Ihr seid doch froh, wenn wir euch die Probleme wegschaffen!) – Man kann Sie leider nicht mehr ernst nehmen.

Das muss ich Ihnen sagen, Herr Kollege.

(Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Deshalb ist es auch richtig, dass der Realschulleh- rerverband und die Landeselternschaft an Real- schulen jetzt eine Kampagne gestartet haben, in der sie auf ihre Schule aufmerksam machen. Denn wie so oft, meine Damen und Herren, werden von der Presse und auch von der Politik oftmals leider nur die Teile des Systems betrachtet, in denen es Prob- leme gibt, aber nicht die Teile, die reibungslos und deshalb lautlos funktionieren. Das ist bei der Real- schule der Fall.

(Beifall von CDU und FDP)

Insofern können wir hier und heute ziemlich einfach sagen, ob wir für oder gegen Realschulen sind, ob wir für oder gegen unser gewachsenes Schulsys- tem sind. Ich sage Ihnen noch einmal ganz deutlich für die CDU, dass wir wie auch in der Vergangen- heit für das gegliederte Schulsystem einstehen, und zwar ohne Wenn und Aber.

(Beifall von CDU und FDP – Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Und wie im Saarland und im Os- ten!)

Da bin ich gespannt auf die Antwort, die Sie gleich geben.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Dieter Müller lässt grüßen!)

Verantwortungsvolle und faire Bildungspolitik er- möglicht es allen Schülerinnen und Schülern, ihre Talente zu entdecken und zu entfalten, und dazu haben wir in Nordrhein-Westfalen ein vielfältiges Angebot in unterschiedlichsten Formen. Vielfältig muss das Angebot auch deshalb sein, weil Talente, Persönlichkeitsentwicklung, Interessen und Ziele individuell unterschiedlich sind. Nicht jeder will das- selbe. Nicht jeder kann dasselbe.

(Horst Becker [GRÜNE]: Das merkt man bei Ihnen!)

Darum müssen wir auch unterschiedliche Angebote machen.

(Beifall von CDU und FDP)

Wir wollen jedem Kind und Jugendlichen hinrei- chend Gelegenheit geben, zu erfahren, wo seine Talente liegen bzw. nicht liegen.

Übrigens: Angesichts der Tendenz zur Individuali- sierung ist die Annahme, dass individuelle Förde- rung in einem uniformen Einheitsschulwesen besser gelingen kann als in einem vielfältigen und zugleich durchlässigen Schulsystem, ziemlich weit hergeholt.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Sehr durchlässig ist dieses System!)

Wir wollen die bewährten Schulstrukturen erhalten und verantwortungsvoll weiterentwickeln. Das be- deutet eine Konzentration auf die Qualität in der Bildung und dem, was im Inneren einer Schule, nämlich im Unterricht, passiert. Das war 2005 unser Ansatz, als wir an die Regierung kamen, und das ist unser Ansatz geblieben, seitdem wir regieren.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Die Erde ist eine Scheibe!)

Denn wir halten uns an das, was wir versprochen haben, Frau Löhrmann.

(Beifall von CDU und FDP)

Wir haben 4.000 neue Lehrerstellen versprochen.

Zurzeit sind 7.000 Lehrerstellen neu geschaffen worden.

(Horst Becker [GRÜNE]: Wo versteckt ihr die denn?)

Wir haben etwas erreicht, wovon Sie noch nicht einmal geträumt haben. Zum ersten Mal in der Ge- schichte Nordrhein-Westfalens haben wir den Ganztag systematisch für Realschulen und Gymna- sien geöffnet. In den kommenden zwei Jahren kön- nen bis zu 108 Realschulen zu Ganztagsschulen werden. Das ist ein eindeutiges Bekenntnis zu die- ser Schulform.

Wir haben mit dem neuen Schulgesetz, das wir 2006 verabschiedet haben, auch den Grundstein dafür gelegt, mit den demografischen Veränderun- gen umgehen zu können; darauf werden meine Kolleginnen und Kollegen nachher noch eingehen.

(9)

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Sie haben die Mauern höher gemacht!)

Denn dort, wo die Schülerzahlen nicht mehr ausrei- chen, um mehrere Schulstandorte zu erhalten, müssen wir flexibel reagieren, und darauf haben wir eine Antwort gegeben.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Aber nur halb- wegs!)

Das ist aber keine Massenbewegung, Frau Löhr- mann.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Weil Sie blockie- ren!)

Das beschränkt sich gegenwärtig auf 13 Verbund- schulen, die zum nächsten Schuljahr starten.

Aber was wichtig ist und was uns unterscheidet, ist Folgendes: In diesem Verbund behalten die jeweili- gen Schulformen ihr eigenes Gesicht,

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Die Schulform ist Ihnen wichtig, das Kind aber egal! – Sigrid Beer [GRÜNE]: Die Kinder sind Ihnen egal!) ihre eigenen Schwerpunkte.

(Beifall von CDU und FDP)

Das ist im Gegensatz zu Ihren Vorstellungen keine Gleichmacherei.

Lassen Sie mich abschließend noch ein Wort zu Schleswig-Holstein verlieren, denn dazu wird wahr- scheinlich gleich wieder Frau Beer von ihrem grü- nen Selbstfindungskurs von der Küste berichten, meine Damen und Herren.

(Beifall von CDU und FDP)

Ich möchte Ihnen von einer Umfrage von Dezember 2008 berichten. Danach haben sich fast 70 % der Befragten in Schleswig-Holstein für den Erhalt von Realschulen ausgesprochen.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: 70 Befragte!

Super!)

Nehmen Sie zur Kenntnis, was die Menschen wirk- lich wollen. Die Menschen wollen nicht das, wovon Ihre Ideologie träumt. Diese Zahlen decken sich übrigens mit den Zahlen in Nordrhein-Westfalen.

Nur 28 % meinen, dass dieses gewachsene System zugunsten eines Einheitssystems abgeschafft wer- den sollte.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: 20 % versagen!) Und sogar 57 % der SPD-Anhänger und 52 % der Grünen-Wähler stimmen danach nicht mit den Par- teitagsbeschlüssen ihrer Funktionäre überein; das ist das Ergebnis einer dimap-Umfrage vom Mai/Juni 2008.

Meine Damen und Herren, als Peer Steinbrück noch hoffte, er werde die Wahlen in Nordrhein- Westfalen 2005 gewinnen, hat er in der „Aachener

Zeitung“ vom 10. Mai 2005 in Bezug auf die Real- schule wörtlich gesagt:

Sie erlebt eine Renaissance. Ich denke nicht daran, diesen Schultyp kaputtgehen zu lassen.

(Beifall von CDU und FDP)

Meine Damen und Herren, stehen Sie zu dem Wort Ihres Kandidaten. – Herzlichen Dank

(Beifall von CDU und FDP)

Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Herr Recker. – Für die FDP spricht nun die Kollegin Pieper-von Heiden.

Ingrid Pieper-von Heiden (FDP): Frau Präsidentin!

Meine Damen und Herren! Die FDP steht zum be- gabungsgerechten, gegliederten Schulsystem. Da- mit steht die FDP auch zu den Realschulen. Sie sind und bleiben ein stabiles Rückgrat des Bil- dungssystems in Nordrhein-Westfalen. Die Real- schulen erzielen seit Jahrzehnten starke Leistun- gen. Sie zeichnen sich durch einen hohen Ab- schlusserfolg aus und sind die klassischen Aufstei- gerschulen, die Schülern aus den unterschiedlichs- ten Milieus den Weg zum schulischen Erfolg ebnen.

Die Realschulvertreter haben recht: Für die mittel- ständische Wirtschaft, aber auch für die Verwaltung, die kaufmännischen und die technischen Berufe ist die Realschule ein zentraler Anker, auf dessen er- folgreich vorbereitende Arbeit Verlass ist.

Mit ihrer Mischung aus frühzeitiger Berufsorientie- rung und fachlich-theoretischer Grundlage bilden die Realschulen ein wichtiges und zentrales Ele- ment unseres Schulsystems. FDP und CDU stärken die Realschulen mit einem neuen pädagogischen Konzept. Wir ermöglichen eine Ausweitung der Profilbildung.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Regionale Mit- telschule!)

Wir verbessern die Anschlussfähigkeit und die Be- rufsorientierung. Wir stärken die Fremdsprachen und die technischen Fächer und unterstützen ver- stärkt den Übergang zum Erwerb der Hochschulzu- gangsberechtigung. Nicht zuletzt unterlegen wir diese Unterstützung nach Jahrzehnten rot-grüner Vernachlässigung durch den massiven Ausbau der Ganztagsangebote an den Realschulen. FDP und CDU werten die Realschulen auf.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Mit der regiona- len Mittelschule!]

Klar ist jedoch, dass die demografischen Verände- rungen auch an den Realschulen nicht spurlos vo- rübergehen. Dieser Realität müssen sich auch die Realschulvertreter stellen. Diese Entwicklung kann man nicht einfach verdrängen. Deshalb verfängt die Kritik der Realschulvertreter an CDU und FDP nicht.

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(Sylvia Löhrmann [GRÜNE] Die Kritik ging besonders an Sie!)

– Vor allen Dingen ist es gut, dass wir Kopfnoten haben, Frau Löhrmann. Dabei wird nämlich darauf geachtet, dass nicht dauernd dazwischenge- quatscht wird.

(Beifall von der FDP – Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Wir sind im Parlament nicht in der Schule!

Wir müssen in Nordrhein-Westfalen Konzepte ha- ben, um auf die demografische Entwicklung gerade auch im ländlichen Raum reagieren zu können.

(Ewald Groth [GRÜNE]: Hände auf den Tisch!)

Gerade weil die Realschulen eine so hochwertige schulische Ausbildung liefern, will die schwarz-gelbe Koalition diese Qualität langfristig sichern.

(Beifall von FDP und CDU)

Die Realschulvertreter weisen zu Recht auf die Gefahr der Einheitsschule hin. Bei dieser Zwangs- gemeinschaft, wie sie von Sozialdemokraten und Grünen favorisiert wird, stehen die Verlierer heute schon fest: Es sind die Schülerinnen und Schüler.

Aber es sind nicht FDP und CDU, die die Qualität der Realschulen in ihrem Bestand bedrohen, son- dern es sind Sozialdemokraten, Grüne und Linke.

Das ganz klar an dieser Stelle! Die Grünen fabulie- ren darüber, dass das gegliederte Schulwesen leis- tungsfeindlich sei.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Ja, ist es auch!) Ausgerechnet SPD und Grüne, deren Kuschelpä- dagogik gescheitert ist, reden jetzt von Leistungs- feindlichkeit.

(Beifall von FDP und CDU – Lachen bei der SPD)

Die SPD stimmt gleich in die Leier von der Einheits- schule ein und behauptet wieder einmal, dass der schulische Erfolg homogener Lerngruppen unzutref- fend sei.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Homogene Lerngruppen gibt es gar nicht!)

Aber nur weil man permanent etwas wiederholt, wird es nicht richtig, denn es gibt keine wissen- schaftliche Studie, die empirisch belegt, dass länge- res, gemeinsames Lernen allen Schülern nützt.

Dagegen zeigt eine Vielzahl von Untersuchungen – unter anderem aus der Begabungsforschung –, dass das Gegenteil richtig ist. Diese Studien zeigen, dass es auf die Qualität der Bildung ankommt. Hier- zu brauchen wir mehr Differenzierung und nicht weniger. Diese setzt die FDP mit ihrem Vorschlag der differenzierten Regionalschule um. Wir entwi- ckeln das differenzierte begabungsgerechte Bil-

dungssystem weiter. Hiervor müssen die Realschu- len keine Angst haben.

Demografiefeste und erfolgreich arbeitende Struktu- ren stellen wir grundsätzlich nicht in Frage. Aber die FDP stellt sich den Realitäten vor Ort. Dort, wo de- mografische Entwicklungen es notwendig machen, wollen wir erweiterte pädagogische und organisato- rische Zusammenschlüsse von Hauptschulen, Re- alschulen und Gesamtschulen zulassen. Diese Möglichkeit gibt den Kommunen vor Ort in einer schwierigen Situation mehr Gestaltungsfreiheit an die Hand. Die Zusammenschlüsse erfolgen in diffe- renzierten Bildungsgängen und bei Wahrung höchs- ter pädagogischer Qualität.

Ein ganz wichtiger Baustein ist das Prinzip der Frei- heit, das der rot-rot-grünen Zwangsvereinheitlichung diametral entgegensteht. Wir übertragen die Ent- scheidungsmöglichkeit auf die Träger und vor allem auf die Schulen selbst. Wir erhöhen die Schulauto- nomie vor Ort und stärken ihre Entscheidungsfrei- heit.

Zusammenfassend können wir feststellen: Die Re- alschulen sind nicht in Gefahr. FDP und CDU wer- ten die Realschulen durch das neue pädagogische Konzept und den Ganztag auf. Die FDP stellt sich den Realitäten und unterbreitet pädagogisch- qualitative Angebote für die Entscheidung vor Ort, wenn die demografische Entwicklung dies notwen- dig macht. – Danke schön.

(Beifall von der FDP – Sylvia Löhrmann [GRÜ- NE]: Da müssen Sie an Ihrem Wording aber noch einmal arbeiten! – Ewald Groth [GRÜNE]:

Was haben Sie überhaupt gesagt? – Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Nichts hat Sie gesagt!) Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Frau Pieper-von Heiden. – Für die SPD spricht nun Frau Kollegin Schäfer.

Ute Schäfer (SPD): Frau Präsidentin! Liebe Kolle- ginnen, liebe Kollegen! Liebe Gäste! Als ich den Titel und Inhalt des Antrags zur Aktuellen Stunde von CDU und FDP gelesen habe, musste ich leise schmunzeln. Ich habe mich wirklich gefragt: Warum machen Sie das heute? Für wen machen Sie das heute?

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Offensichtlich wollten Sie – das konnte man Ihren Redebeiträge entnehmen – diese Aktuelle Stunde zum Anlass nehmen, die Opposition, also SPD und Grüne, mit ihrer Beschlusslage zum längeren ge- meinsamen Lernen anzugreifen. Sie meinten ver- mutlich, die Pressekonferenz des Realschulverban- des und der Landeselternschaft der Realschulen würden Ihnen dazu den geeigneten Anlass bieten.

Meine Damen und Herren von den Regierungsfrak- tionen, haben Sie einmal in den Pressetext ge-

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guckt? Dort richten sich genau sechs Wörter an die Opposition. Ich zitiere aus der Pressemitteilung vom 23. März 2009:

Die Opposition träumt von der Einheitsschule, – richtig, das steht da; aber dann, meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen, geht es erst richtig los –

in der Regierung propagiert der Juniorpartner FDP offen die regionale Mittelschule als Kong- lomerat aus Haupt-, Real- und Gesamtschulen.

Das CDU-geführte Schulministerium genehmigt reihenweise Verbundschulen, in denen der Bil- dungsgang Realschule dazu dient,

– jetzt hören Sie genau zu –

dass Bürgermeister Ihre Hauptschul-Standorte retten können.

Das liest man in der Pressemitteilung. Da durch- schaut also noch jemand Ihre hilflosen Rettungsver- suche für die Hauptschulen.

(Beifall von der SPD)

Im Text der Pressemitteilung heißt es weiter:

Wird die Hauptschule mit Haupt- und/oder Ge- samtschulen zusammengelegt, wird das ihre Qualität erheblich schwächen, weil sich eine sol- che

– man höre –

Einheitsschule zwangsläufig ihrer schwächeren Klientel anpassen muss.

Fällt Ihnen etwas auf? – Man wirft Ihnen die Grün- dung einer Einheitsschule vor. Wie finden Sie das denn?

(Beifall von der SPD)

Was Sie machen, bezeichnet der Realschullehrer- verband als Etikettenschwindel und fordert ab- schließend ein klares Signal zum Erhalt der Real- schulen. Warum haben Sie diese Aktuelle Stunde beantragt? Mussten Sie für sich selbst noch einmal ein klares Signal abgeben? – Etwas anderes kann es ja nicht sein.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Wollen Sie uns auf die Lichtung schieben, weil Sie angegriffen werden? – Das wäre aber ein mehr als durchsichtiges Ablenkungsmanöver.

(Zurufe von CDU und FDP)

Ich sage Ihnen, dieser Schuss geht nach hinten los.

(Beifall von den GRÜNEN)

Denn eines ist zu bemerken: Sie, meine Damen und Herren, werden immer nervöser, wenn es um bil- dungspolitische Fragen geht. Ich kann Ihnen auch sagen, warum: Sie haben es mit atemberaubender

Geschwindigkeit geschafft, es sich mit fast allen zu verscherzen.

(Zurufe von der CDU: Oh!)

In den Grundschulen rumort es, weil der Druck auf die Kleinen enorm zugenommen hat, seit Sie den Elternwillen abgeschafft und das Turboabitur be- schlossen haben. Der Nachhilfemarkt boomt.

(Zustimmung von Hans-Theodor Peschkes [SPD] – Unruhe bei CDU und FDP)

Die Hochkonjunktur im Nachhilfemarkt an den Grundschulen, die Sie schaffen, ist unglaublich.

(Anhaltende Unruhe – Glocke)

– Ich sage es ja: Sie werden immer nervöser.

In den Gymnasien rumort es, weil die Unterrichts- verdichtung in der Sekundarstufe I zunimmt und die dafür mindestens notwendige, aber fehlende Ganz- tagsausstattung nicht vorhanden ist.

Und der Druck nimmt zu. Die Fachlehrer fehlen, Unterrichtsausfall wird beklagt.

Auch in den Gesamtschulen rumort es, weil Sie diese Schulform gezielt diffamieren und benachteili- gen.

Aktuell rumort es aus mehreren Gründen auch in den Berufskollegs: erstens, weil Sie wieder extrem spät eigene Fehler eingeräumt haben. Ich nenne nur das Stichwort 150 Millionen €. Außerdem set- zen Sie dabei in unverantwortlicher Weise Schullei- ter unter Druck.

Zweitens. Herr Stahl verkündet – so in der Presse zu lesen, er wolle die Verbeamtung mit 40 für Neu- einstellungen an den Berufskollegs rasch umsetzen.

In der nächsten aktuellen Sitzung des dafür zustän- digen Ausschusses kassieren Sie das Versprechen mal wieder ein.

Drittens. Es rumort in den Berufskollegs, weil Sie die Verantwortung für den dramatischen Lehrer- mangel und den Unterrichtsausfall an dieser Schul- form im Besonderen tragen. Sie haben den Mangel- facherlass abgeschafft, und zwar ohne Not.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Bei allen rumort es, weil Sie Kopfnoten vergeben, die mal eben 1 Million Stunden Unterrichtsausfall nach sich ziehen. Und bei unzähligen Eltern rumort es, weil sie ihre Kinder nicht an den Gesamtschulen anmelden können, weil Sie alle Initiativen in der Richtung behindern.

Ich sage nur: Elternwille missachtet! Aber das sage ich nicht allein. Das sagt Ihnen auch der Realschul- lehrerverband, und zwar ganz speziell Ihnen. In der Pressemitteilung der Landeselternschaft vom 9. November 2008 ist zu lesen: Elternwille zählt nicht. Das geht gegen Sie. Offenbar scheut die FDP den Kontakt mit den Realschulen. Ein Schreiben an den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle ist seit

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Januar letzten Jahres unbeantwortet, und ein Infor- mationsstand am Rande des Parteitages wurde abgelehnt. Er wurde der Landeselternschaft der Realschulen verwehrt.

Ich sage nur, Sie stecken in einem riesigen bil- dungspolitischen Dilemma. Sie sitzen mittlerweile zwischen allen Stühlen, und das ist keine wirklich bequeme Ausgangslage für Sie.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Und wenn, wie in dieser Woche geschehen, sich die evangelischen Kirchen in einer Stellungsnahme zu Bildungsgerechtigkeit und Schule äußern,

(Unruhe bei der CDU – Zuruf von der SPD:

Das hört ihr nicht gerne!)

dann wagt es die Schulministerin dieses Landes, öffentlich zu reagieren, indem sie sagt: Die Kirchen- leitung der drei evangelischen Kirchen vertritt nicht die Meinung aller Mitglieder der Kirchen. – Es ist eine ziemliche Anmaßung, das öffentlich in einer Pressemitteilung zu äußern.

(Bernhard Recker [CDU]: Genau so! Recht hat sie!)

Wir verzweifelt müssen Sie sein, mit uns heute die- ses Schwarze-Peter- Spiel spielen zu wollen?

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Spielen Sie das erst einmal miteinander. Klären Sie erst einmal Ihr Verständnis untereinander zu den Realschulen. Dann kommen Sie wieder in den Ple- narsaal, um gemeinsam über weitere Schulstruktu- ren zu diskutieren. Das ist Ihre Aufgabe!

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Im gesamten Land gibt es eine Schulreform von unten. Da machen sich viele Menschen Gedanken.

Und Sie haben noch nicht einmal Ihre Hausaufga- ben gemacht. Das ist die Realität. Herr Linssen hatte offensichtlich bei der WestLB keinen Plan A, denn er zog gleich Plan B. In Köln gibt es keinen Plan B, sondern offensichtlich nur Plan A. Aber in der Bildungspolitik – das sage ich Ihnen – sind Sie völlig planlos. – Danke schön.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Frau Schäfer. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun Frau Beer.

Sigrid Beer (GRÜNE): Frau Präsidentin! Sehr ge- ehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich danke Ihnen für die Beantragung die- ser Aktuellen Stunde.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Ich bedanke mich für die Wertschätzung, die Sie unserem jüngsten Bildungsparteitagsbeschluss

entgegenbringen. Allerdings noch mehr offenbart diese Aktuelle Stunde den Zustand der Koalition der Ernüchterung. Dass die FDP-Fraktion diesen Antrag mit unterschrieben hat, ist doch offensichtlich ein Beitrag zum neuen Casting von DSDS – Deutsch- land steigert die Scheinheiligkeit.

(Heiterkeit und Beifall von GRÜNEN und SPD)

Soll denn nun die Realschule als eigenständige Schulform erhalten bleiben oder nicht?

(Ralf Witzel [FDP]: Na klar!)

Schauen Sie sich doch bitte einmal das FDP- Special auf der Seite der Realschuleltern an. Aus Ihrer Sicht ist die FDP die Realschulverräterpartei.

(Zustimmung von Hannelore Kraft [SPD]) Erst sagt Frau Pieper-von Heiden beim Realschul- lehrertag: Nichts geht an der heiligen Dreifaltigkeit vorbei. Wir stehen für Hauptschule, Realschule und Gymnasium. – Und Tage später marschieren Herr Pinkwart, Herr Lindner und alle anderen mit ihrem Modell der regionalen Mittelschule durch die Land- schaft.

(Beifall von den GRÜNEN)

Jetzt geht die Heuchelei munter im Plenum weiter.

Eines haben die Realschuleltern jedoch messer- scharf erkannt: Der FDP sind doch die Realschulen, die Hauptschulen, die Förderschulen, erst recht die Gesamtschulen im Prinzip schnurz. Die FDP will eine Zwei-Klassen-Bildung mit einem privilegierten Gymnasium nach dem Prinzip: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern! Die FDP ist und bleibt die Partei der sozialen Spaltung.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Genau das können und dürfen wir uns in dieser Gesellschaft nicht mehr leisten. Das gegliederte Schulsystem hat seine demokratische Legitimation verloren, weil es Kinder und Jugendliche ausgrenzt, ihnen Bildungschancen nicht nur vorenthält, son- dern Kinder, die durch ihre soziokulturelle Lebens- lage ohnehin die schlechteren Startchancen haben, ein zweites Mal benachteiligt, weil sie in erwiese- nermaßen benachteiligende Bildungsgänge einsor- tiert werden.

Welche Werte sollen denn die Jugendlichen in einer solchen Gesellschaft für sich entdecken? Welche Haltung zur Demokratie sollen sie entwickeln? Ich zitiere aus dem Sozialbericht; ich habe Herrn Lau- mann schon angekündigt, dass heute seine wertvol- le Arbeit gewürdigt wird, über die wir hier am 18. März diskutiert haben. Auf Seite 30 steht – Herr Recker, Sie haben es nicht gelesen –:

Die Sorge um die Bildungschancen der Kinder ist zudem ein Faktor, der die selektive Mobilität aus benachteiligten Quartieren verstärkt, … Weiter heißt es:

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Der verstärkte Wettbewerb um die Bildungs- chancen der Kinder trägt auf diese Weise nicht nur zur sozialen Segregation nach Schulformen, sondern auch zur sozialräumlichen Segregation bei.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, wa- chen Sie auf

!

Was haben Sie denn, getrieben von der FDP, durch die Aufhebung der Grundschulbe- zirke gemacht? Sie haben genau dieses Ergebnis mitzuverantworten.

(Widerspruch von Ralf Witzel [FDP])

Ich sage Ihnen: Werden Sie wach! Der Markt ist nicht der Messias, wenn es darum geht, wie unser Bildungssystem an Qualität gewinnt und wie es gerechter wird. Nein, Sie sollten sich in der Tat wie- der auf das C in Ihrem Parteinamen besinnen. Das christliche Menschenbild ist Ihnen doch hoffentlich noch näher als die marktradikale Perversion der Gesellschaft, die wir hier immer vorgeführt bekom- men.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Die Terminierung der Aktuellen Stunde ist in der Tat gelungen. Es wird doch deutlich, wer hier für was steht: auf der einen Seite zum Beispiel der Real- schullehrerverband, dem es auf seinen Status an- kommt. Es geht doch um Lehrerinteressen; es geht gar nicht um die Interessen von Kindern. Es ist noch nicht heraus, ob der Realschullehrerverband den Gelben auf die Sprünge helfen will oder ob gemeint ist: Hilfe, die Gelben kommen! Denn der Verband hat seine Kampagne „Help gelb!“ genannt.

Auf der anderen Seite, liebe Kolleginnen und Kolle- gen von der CDU, steht die aktuelle Erklärung der evangelischen Landeskirchen „Bildungsgerechtig- keit und Schule“, die das christliche Menschenbild und die Chancen aller Kinder in den Blick nimmt.

Die Kirchen stellen ganz klar fest: Die Schulstruktur in NRW, in der für neunjährige Kinder entschieden wird, welcher von drei Schulformen mit unterschied- lichem Leistungsanspruch sie in der Sekundarstufe I zugeordnet werden, erfüllt nicht die Anforderungen an ein gerechtes und begabungsförderliches Schul- system.

(Beifall von den GRÜNEN)

Es ist geradezu blamabel, wie der Fraktionsvorsit- zende der CDU reagiert und die Stellungnahme als überkommene Denkschablone ohne Erkenntnisge- winn abgewatscht hat.

(Manfred Kuhmichel [CDU]: Die Stellung- nahme war exzellent!)

– Herr Stahl hat es noch nicht begriffen und Sie offensichtlich auch nicht, dass es die CDU ist, die im Neandertal der Schulsysteme festsitzt und die Evo-

lution gerade an ihr vorbeizieht. Da retten Sie auch die halbherzigen Verbundschulmodelle nicht.

Schauen Sie sich zum Beispiel lieber die repräsen- tative Emnid-Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom August 2008 an, in der nicht nur ein Bevölkerungsquerschnitt, sondern speziell auch die Eltern von Schulkindern befragt wurden! Darin kommt zum Ausdruck: Die Mehrheit aller Befragten und fast 60 % der Eltern, meinen, dass alle Kinder eher faire Chancen hätten, wenn sie möglichst lan- ge gemeinsam unterrichtet würden, anstatt schnell auf verschiedene Schulzweige aufgeteilt zu werden.

Hierbei zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Eltern der verschiedenen weiterführenden Schulformen. Die Eltern, deren Kinder noch die Grundschule besuchen, plädieren dagegen ver- stärkt für langen gemeinsamen Unterricht; es sind 64 %.

Das sind die innovativen gesellschaftlichen Kräfte, mit denen wir als Grüne zusammenarbeiten wollen.

Dazu gehören Elterninitiativen genauso wie fort- schrittliche Lehrerverbände, die Kirchen, der DGB, der Kinderschutzbund, die Sozialverbände und nicht zuletzt die Kommunen, die nicht lockerlassen und mit schulformübergreifenden Experten zukunftsfähi- ge Schulkonzepte schmieden,

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

wie zum Beispiel jüngst in Ascheberg. Wir gratulie- ren auch Bad Salzuflen, wo der Bürgerentscheid klar für eine neue Gesamtschule ausgegangen ist.

Wir haben auch keine Berührungsängste mit inno- vativen Frauen und Männern aus der CDU wie Frau Süßmuth oder Herrn Geißler, die bei Ihnen nicht mehr wohlgelitten sind. Wir Grüne bauen die neue Schule, in der die Kinder wirklich individuell geför- dert werden und die Lernbarrieren endlich fallen, mit den Kommunen und mit den Beteiligten vor Ort. Wir scheuen diesen Weg nicht. Wir sind selbstbewusst, weil wir wissen, dass wir mit unserem Konzept überzeugen können. Wir werden die notwendigen Rahmenbedingungen für das Gelingen der inneren und äußeren Schulreform schaffen.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Es lohnt sich, auch in der Schulpolitik von Obama zu lernen: Change never happens top-down, chan- ge happens bottom-up. – Dafür sorgen die Grünen.

(Beifall von GRÜNEN und SPD)

Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Frau Beer. – Für die Landesregierung spricht Frau Ministerin Sommer.

Barbara Sommer, Ministerin für Schule und Wei- terbildung: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei der Realschule können wir mit harten Fakten aufwarten. Sie ist stabil, leistungs- fähig und gesellschaftlich akzeptiert.

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(Beifall von CDU und FDP)

Es ist das Ziel der Landesregierung, diese Stärken nicht nur zu bewahren, sondern sie auch weiter auszubauen. Mehr als ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I besuchen eine unserer 557 öffentlichen und privaten Realschulen in Nordrhein-Westfalen. Damit ist die Realschule rein zahlenmäßig nach dem Gymnasium mit Ab- stand die beliebteste Schulform.

Was heißt nun verantwortungsvolle Weiterentwick- lung? Die Landesregierung möchte die Realschule noch attraktiver machen, indem sie den Ganztag befördert. Bislang gibt es lediglich 23 Ganztagsan- gebote im Realschulbereich. Das ist eine Quote von nur 4 %. Das ist uns zu wenig, und ich frage mich, warum man gerade dieser beliebten, stabilen und leistungsfähigen Schulform in den vergangenen Jahren nicht auch dieses Angebot gemacht hat.

(Beifall von CDU und FDP)

Wir werden in den nächsten beiden Schuljahren das Angebot dergestalt erweitern, dass wir 108 Real- schulen in den Ganztag schicken können. Schon jetzt sind es 73. Ich bin ganz sicher, dass wir diese Marke von 108 auch erreichen. Damit haben wir ein flächendeckendes Angebot. Der Anteil an Ganz- tagsschulen wird dann um 20 % liegen.

(Zuruf von der CDU: Sehr gut!)

Meine Damen und Herren, Sie wissen alle: Der Ganztag ist für alle Schulformen zu einem gesell- schaftlichen Bedürfnis geworden. Natürlich spielt dort auch immer die Berufstätigkeit der Eltern mit hinein. Das ist es aber nicht allein. Ganztag heißt einfach mehr Zeit – mehr Zeit für Schülerinnen und Schüler, die Persönlichkeit zu entwickeln, aber auch mehr Zeit für Bildung und Erziehung. Bezogen auf die Realschule heißt das, dass wir die Anschlüsse noch besser herausarbeiten können.

Auch ohne Ganztag ist die Realschule im mehr- gliedrigen Schulsystem Nordrhein-Westfalens aller- dings die Schulform, die sowohl auf die Berufs- als auch auf die Studienqualifizierung vorbereitet. Im System versteht sie sich seit jeher als Schulform überschaubarer Größe, in der Schülerinnen und Schülern eine erweiterte Grundbildung vermittelt wird.

Dabei werden nicht nur Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten vermittelt, die die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, ihr Leben selbstver- antwortlich zu meistern. Zusätzlich fördern die Real- schulen auch Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähig- keiten, die es den Schülerinnen und Schülern er- möglichen, im weiteren Ausbildungsverlauf die viel- fältigen Angebote von Gymnasium, Gesamtschule und Berufskolleg zu nutzen. Damit versteht sich die Realschule als Schule mit Chancen für viele.

(Beifall von CDU und FDP)

Zu der Schülergruppe der Realschule gehören häu- fig – das wissen wir – Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte. Auch ihnen wird in dieser Schulform ermöglicht, Anschlüsse zu erreichen und gute Perspektiven zu entwickeln.

Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen versi- chern: Die Realschulen in unserem Land leisten gute Arbeit. Das kann man auch messen.

(Beifall von CDU und FDP)

95 % der Schülerinnen und Schüler erlangen am Ende der Klasse 10 die Fachoberschulreife. Fast die Hälfte davon erhält die Berechtigung zum Be- such der gymnasialen Oberstufe. Nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler – 0,7 % – verlassen die Realschule leider immer noch ohne Abschluss.

Schülerinnen und Schüler, die den Bildungsgang an der Realschule erfolgreich absolviert haben – Herr Recker hat eben schon darauf hingewiesen –, ge- nießen hohe Wertschätzung bei den Arbeitgebern unseres Landes. Insbesondere mittelständische Unternehmen und Verwaltungen greifen gern auf die gut ausgebildeten und verlässlichen Realschüle- rinnen und Realschüler zurück.

Auch die Schülerinnen und Schüler, die den Weg in die gymnasiale Oberstufe oder in das berufliche Gymnasium wählen, sind überaus erfolgreich. Es ist unser gemeinsames Ziel, die breiten Anschluss- möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler an Re- alschulen zu sichern, deutlich zu kommunizieren und vor allem in Bezug auf die beruflichen Gymna- sien zu verstärken.

Meine Damen und Herren, Sie sehen selbst: Die Realschule ist eine Erfolgsgeschichte.

(Beifall von CDU und FDP)

Es lohnt sich, sie weiterzuentwickeln. Wir geben hier mit der heutigen Aussprache letztlich auch ein Bekenntnis, ein Zeichen für diese Schulform ab.

(Beifall von Walter Kern [CDU] – Sigrid Beer [GRÜNE]: Keine Meineide!)

Die Realschule ist häufig eine sehr leise Schulform, die nicht immer gleich nach Applaus heischt. Gera- de deswegen sollte sie bei uns aber weiter im Fokus stehen. – Ich danke Ihnen.

(Beifall von CDU und FDP)

Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Frau Sommer. – Für die SPD spricht nun Herr Gro- ße Brömer.

Wolfgang Große Brömer (SPD): Frau Präsidentin!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eben ist ja schon die Frage gestellt worden, wie eigentlich die Begründung für die Beantragung der Aktuellen Stunde des heutigen Tages lautet.

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(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Wir wollten uns eine Freude machen! – Sigrid Beer [GRÜNE]:

1. April!)

– Ja; man könnte jetzt platt antworten, das müsse mit dem Datum zusammenhängen. Wir haben heu- te den 1. April.

(Zuruf von der CDU: Deswegen reden Sie ja!) Ich bin jetzt aber etwas irritiert; denn offensichtlich ist die Rede von Frau Ministerin Sommer mit ihrem Bekenntnis zur Schulform Realschule doch ernst gemeint gewesen.

(Manfred Kuhmichel [CDU]: Gott sei Dank!) Es wäre sicherlich angebracht, bei einem solchen Thema zumindest mit einem Satz darauf hinzuwei- sen, dass auch andere Schulformen in diesem Land gute Arbeit leisten.

(Beifall von SPD und GRÜNEN – Zurufe von der CDU)

– Ihre Reaktion zeigt ja, worum es eigentlich geht.

Melden Sie sich doch bitte zu Wort, wenn Sie etwas Wichtiges zu sagen haben. Tun Sie das ruhig.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Also meldet er sich nicht!)

Es zeigt sich wieder, wie nervös Sie eigentlich sind.

Den Kern der ganzen Geschichte hat Frau Schäfer eben schon dargestellt.

(Bernhard Recker [CDU]: Der Kern ist die Realschule!)

Es geht darum, dass das Verhältnis zwischen dem Realschullehrerverband und diesen Koalitionsfrakti- onen offensichtlich völlig zerworfen ist. Darum geht es doch.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Die Vorsitzende des Realschullehrerverbandes hat ihre Teilnahme an der Anhörung zum Lehrerausbil- dungsgesetz am letzten Mittwoch in allerletzter Mi- nute abgesagt. Damit wollte sie offensichtlich de- monstrieren, dass sie mit Ihrer Koalition zurzeit kein gutes Wort zu wechseln hat. Das ist doch der Hin- tergrund.

(Beifall von SPD und GRÜNEN – Zurufe von der CDU)

Jetzt versuchen Sie mit dieser Aktuellen Stunde, sich wieder anzubiedern und als Partner für eine Schulform anzubieten, die Sie in den letzten Wo- chen und Monaten vernachlässigt haben, weil Sie bei Ihrer Bildungspolitik nämlich keinen Plan haben!

(Beifall von der SPD)

Dieses Parlament müsste sich eigentlich zu schade dafür sein, für diese Anbiederei eine Aktuelle Stun- de zu opfern, nur damit Sie Ihr Verhältnis zum Real-

schullehrerverband wieder in richtige, gerade Bah- nen lenken können.

(Bernhard Recker [CDU]: Wie stehen Sie denn zur Realschule? Sagen Sie das doch einmal!)

Ihr Text zur Beantragung dieser Aktuellen Stunde ist einfach beschämend. Frau Schäfer hat diese Be- gründung auch schon angesprochen. Ich lese nur einen Satz vor. Im zweiten Absatz heißt es:

Die Realschulen sind in Sorge vor allem wegen der Beschlüsse von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, die die Zerschlagung des bewährten und erprobten gegliederten Schulsystems gegen den Willen der Bürgerinnen und Bürger durch- setzen wollen.

(Manfred Kuhmichel [CDU]: So ist es!) In diesem Satz der Begründung stecken drei Un- wahrheiten.

(Zuruf von der CDU: Mein Gott!)

Erste Unwahrheit: Die Realschulen sind nicht in Sorge, weil SPD und Bündnis 90/Die Grünen über die Reform des Schulsystems diskutieren,

(Bernhard Recker [CDU]: Nein?)

sondern sie sind in Sorge wegen der diffusen, chao- tischen Bildungspolitik der Landesregierung.

(Beifall von der SPD – Zurufe von der CDU) Ich zitiere:

… in der Regierung propagiert der Juniorpartner FDP offen die regionale Mittelschule ... Das CDU-geführte Schulministerium genehmigt rei- henweise Verbundschulen, …

Das vollständige Zitat hat Frau Schäfer eben vorge- tragen. – Das ist der Grund, warum sich die Real- schullehrer an die Öffentlichkeit gewandt haben – nicht wegen der Beschlusslage von Bündnis 90/Die Grünen und der SPD.

(Zustimmung von SPD und GRÜNEN – La- chen und Kopfschütteln von Bernhard Recker [CDU])

– Herr Recker, Sie haben es noch nicht verstanden.

Das ist nur ein Teil der Dinge, die Sie noch nicht ganz verstanden haben.

Zweite Unwahrheit: Das Urteil, das dreigliedrige Schulsystem sei erprobt und bewährt, wird leider von der überwiegenden Mehrheit der Bildungsfor- scher und vom Rest der Welt nicht geteilt.

(Beifall von der SPD)

Außerdem sollten Sie sich über die Begrifflichkeit einige Gedanken machen. „Erprobt und bewährt“

lautet das Urteil, wenn ein relativ altmodisches Auto in „AUTO TEST“ vorgestellt wird.

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(Manfred Kuhmichel [CDU]: Aha!)

Ihnen müsste mehr einfallen, was den Inhalt aus Ihrer Sicht etwas besser darstellt.

(Kopfschütteln von Bernhard Recker [CDU]) Dritte Unwahrheit: Weder die SPD noch Bünd- nis 90/Die Grünen beabsichtigen, die notwendige Reform des Bildungssystems gegen den Willen der Bürgerinnen und Bürger durchzusetzen; das un- terstellen Sie in Ihrer Begründung.

(Beifall von SPD und GRÜNEN – Ralf Witzel [FDP]: Das ist ein Witz! – Zuruf von der CDU:

Aha! – Weitere Zurufe)

– Ich stelle Ihnen gern die Beschlusslagen zur Ver- fügung, damit Sie nachlesen können, wenn Sie das nicht verstanden haben, Herr Recker.

Sie haben eben eine Umfrage erwähnt, Kollege Recker. Dabei berufen Sie sich auf die Mehrheit, denn 60 % der Bevölkerung haben mit Nein geant- wortet. Die Frage in der Erhebung des Philologen- Verbandes lautete: Finden Sie die Forderung nach der Einführung einer Einheitsschule richtig? – Nur 33 % haben mit Ja geantwortet, weil sie mit dem Begriff „Einheitsschule“ nichts anfangen können.

(Lachen und Zurufe von der CDU)

Wenn Sie nach der „sozialistischen Einheitsschule“

gefragt hätten, wären es nur 20 % gewesen. Diese Diffamierung einer Schulreformvorstellung wohnt Ihnen inne. Das ist bezeichnend für Ihre Art und Weise, mit notwendigen bildungspolitischen Re- formvorstellungen umzugehen.

Das i-Pünktchen bei dieser ganzen Geschichte und bei dem Chaos, das sich in Ihrer Auseinanderset- zung darstellt, ist die Art und Weise, wie Sie auf die Stellungnahme der evangelischen Kirchen „Bil- dungsgerechtigkeit und Schule“ reagiert haben.

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Deswegen kneift Herr Stahl auch immer! – Weitere Zurufe) Meine Damen und Herren, mit allem Respekt und mit aller Ernsthaftigkeit: Wenn der Kollege Stahl auf diese Stellungnahme der evangelischen Kirchen vorgestern in einer Presseerklärung mit den Worten reagiert, er finde es bedauerlich, dass die Stellung- nahme in den überkommenen Denkschablonen der Schulstrukturdebatte verbleibe und dass ihr keiner- lei Erkenntnisgewinne innewohnten, ist das der Gipfel an Arroganz, Ignoranz und Nervosität, weil Sie nicht einmal in der Lage sind, sich inhaltlich mit der Stellungnahme der evangelischen Kirchen aus- einanderzusetzen.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Das ist bezeichnend für die Art und Weise, wie Sie mittlerweile bildungspolitische Diskussionen in die- sem Hause führen.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Herr Große Brömer. – Frau Doppmeier spricht nun für die CDU-Fraktion.

Ursula Doppmeier (CDU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Besucher! Ich bin sehr froh, dass wir so kurzfristig unseren Antrag zu den Realschulen in Nordrhein-Westfalen einbringen konnten,

(Zuruf von Rainer Schmeltzer [SPD])

und zwar nicht, weil wir sie vernachlässigt hätten, Herr Große Brömer, sondern weil wir sie unterstüt- zen und stärken wollen. Das ist unser Ansinnen.

(Beifall von der CDU)

Wir wollen sie vor allen Dingen gegen die NRW- Grünen unterstützen und stärken, die in Hagen den Beschluss gefasst haben, den Realschulen an den Kragen zu wollen.

(Lachen von den GRÜNEN)

Unser Schulsystem durch eine Einheitsschule zu ersetzen – nichts für ungut; diese Idee hatten schon mehrere.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Haben Sie den Be- schluss gelesen, Frau Doppmeier? Das steht in der Einleitung!)

Jetzt wissen wir, wohin Sie wollen. Ich sage Ihnen nur: Sie gehen diesen Weg nicht mit uns!

(Beifall von der CDU – Ute Schäfer [SPD]:

Haben Sie mit den Kollegen in Schleswig- Holstein gesprochen?)

Wir sagen Ihnen ganz klar, dass wir zum differen- zierten dreigliedrigen Schulsystem stehen.

(Zuruf von Hannelore Kraft [SPD])

Sie sollten inzwischen auch wissen, dass man durch Gleichmacherei keine Qualitätssteigerung hinbekommt.

(Zuruf von den GRÜNEN: Was haben Sie gegen die deutsche Einheit?)

Es geht uns allen doch nicht um eine Strukturdebat- te, sondern um die Steigerung der Unterrichtsquali- tät. Dadurch helfen wir den Kindern aus bildungs- fernen Schichten, Frau Beer – und nicht durch Ihre ewige Strukturdebatte, mit der keinem Kind gehol- fen ist.

(Beifall von CDU und FDP – Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

Sie hatten 39 Jahre lang Zeit, um in Unterrichtsqua- lität zu investieren. Und was haben Sie gemacht?

(Beifall von der CDU – Horst-Emil Ellinghaus [CDU]: Nichts!)

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PISA gibt Ihnen das Zeugnis. Frau Schäfer, das ist Ihr Zeugnis!

(Beifall von der CDU – Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

Meine Damen und Herren, 2005 haben wir ein Schulwesen in die politische Verantwortung über- nommen, das leider durch massive Mängel gekenn- zeichnet war.

(Manfred Kuhmichel [CDU]: So ist es!) Sie wissen doch noch: Wir haben zu wenige Lehre- rinnen und Lehrer, zu viel Unterrichtsausfall, einen strukturellen Reformstau und soziale Ungerechtig- keit übernommen.

(Beifall von CDU und FDP – Sigrid Beer [GRÜNE]: Das haben Sie verschlimmert! – Weitere Zurufe von SPD und GRÜNEN) Schauen Sie sich unsere Bilanz nach vier Jahren an:

(Lachen von SPD und GRÜNEN)

Tausende neue Lehrer, Halbierung des Unter- richtsausfalls,

(Lachen und Zurufe von SPD und GRÜNEN) Ausbau des Ganztags, zentrale Prüfungen, Quali- tätsanalyse und flächendeckende Sprachförderkur- se. Ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen.

Was haben wir getan? Wir haben mit diesem neuen Schulgesetz neue Perspektiven gegeben und durch individuelle Förderung, mehr Eigenverantwortung und mehr Leistung auf Zukunftsorientierung gesetzt.

(Zurufe von SPD und GRÜNEN)

Zukunftsorientierung bedeutet auch, den demogra- fischen Wandel nicht zu negieren.

(Carina Gödecke [SPD]: Das ist wie mit den großen blühenden Landschaften im Osten!) Das heißt: Auch bei zurückgehenden Schülerzahlen müssen wir Möglichkeiten haben, ein differenziertes Schulangebot vor Ort vorzuhalten und es den regi- onalen Gegebenheiten anzupassen.

Wie bereits mein Kollege, Herr Recker, erwähnt hat, haben wir zum Beispiel mit den Verbundschulen seit dem Schuljahr 2006/2007 die reelle Chance geschaffen, auch in ländlich geprägten Gemeinden eine weiterführende Schule anzubieten, die als ein- zelne Schulform keine Überlebenschance gehabt hätte. Wenn Anmeldungen bei einer Schulform drastisch zurückgehen, dann sind doch intelligente Lösungen gefragt. Eine Schließung und damit In- kaufnahme weiter Anfahrtswege zu anderen Schu- len kann nur die allerletzte Lösung sein.

(Beifall von der CDU)

Das neue Schulgesetz macht es aber hier möglich, bestehende Hauptschulen durch einen Realschul-

zweig oder umgekehrt bestehende Realschulen durch einen Hauptschulzweig zur Verbundschule zu erweitern. Schauen Sie sich die Anmeldezahlen an!

Sie geben uns recht. Die Verbundschulen sind ein voller Erfolg.

(Beifall von der CDU)

Die ersten Verbundschulen sind nach zwei Jahren in diesem Schuljahr vierzügig. Das spricht doch wohl für einen Erfolg!

Die im Schulgesetz für die Verbundschule verwen- dete rechtstechnische Bezeichnung „organisatori- scher Zusammenschluss von Schulen“ macht deut- lich, was hinter diesem Namen steckt: zwei Schul- formzweige und zwei Bildungsgänge, jedoch eine Schulleitung, ein Lehrerkollegium und eine Schul- konferenz. Ich denke, das ist ein Gewinn für jede Kommune, was die Attraktivität ihres Schulstandorts angeht.

Wir haben auch im Sinne der Eltern gehandelt, denn hier ist ein Schulformwechsel ohne den sonst üblichen Aufwand möglich: ohne Wechsel der Schu- le, ohne Trennung vom sozialen Umfeld, von den bekannten Lehrkräften, ohne Schulgebäude- und Ortswechsel.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Warum gibt es das nicht für alle Kinder?)

Meine Damen und Herren, die 550 Realschulen hier in Nordrhein-Westfalen haben unsere volle Unter- stützung,

(Beifall von der CDU)

und darum unterstützen auch wir ihre Kampagne.

Es ist traurig, dass die Schüler und Eltern jetzt für den Erhalt kämpfen müssen, weil sie die drohende Wolke der Einheitsschule, die Sie immer postulie- ren, über sich schweben sehen. Haben Sie denn eigentlich auch einmal die Eltern gefragt?

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Ja! )

Da ist von Ihrer Seite nichts gekommen. Stattdes- sen wollen Sie das gegliederte Schulsystem zer- schlagen und Angst schüren.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: Stimmt doch gar nicht! Wo nehmen Sie das denn her?)

Aber nicht mit uns! Wir stehen zu den Eltern und Schülern in den Realschulen und unterstützen ihre Weiterentwicklung, denn sie ist die erfolgreichste Schulform hier in Nordrhein-Westfalen.

(Beifall von CDU und FDP)

Wir sind hier mit dem freiheitlichen und selbstbe- stimmten Gedanken ans Werk gegangen, das Bes- te für jede Schulform zu erreichen, zum Wohle un- serer Kinder, Eltern und Lehrer. Schulpolitik ist für uns nämlich auch Ordnungspolitik. Das heißt, auch zukünftig werden wir nicht von oben herab in die Belange der Schulen vor Ort regieren, sondern die

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freie, selbstverantwortliche Schule vor Ort wird die Zukunft in Nordrhein-Westfalen prägen, um hiermit unseren Kindern auch angemessenen Bildungs- chancen zu bieten.

Ich rufe Sie auf: Beenden Sie endlich diese Nega- tivdebatte um die Abschaffung der Realschulen!

Denn das haben weder Schüler, Eltern noch Lehrer verdient.

(Beifall von CDU und FDP)

Stehen Sie mit uns zum Erhalt der Realschulen!

(Beifall von CDU und FDP)

Präsidentin Regina van Dinther: Danke schön, Frau Doppmeier. – Für die FDP-Fraktion spricht nun Herr Kollege Witzel.

Ralf Witzel (FDP): Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bildungspolitik muss endlich heraus aus der Giftküche der Ideologen.

(Lachen von SPD und GRÜNEN)

Wie notwendig das ist, haben SPD- und Grünen- Redner hier mehr als deutlich zelebriert. Wenn Frau Beer auf den Landesparteitag der Grünen verweist, dann hat sie hier noch einmal eindrucksvoll die Bot- schaft dieses Parteitags platziert, warum nämlich die Grünen so nah bei der Linkspartei und so weit von der FDP entfernt sind. Sie haben sich mit SPD und Linken verabredet, eine leistungsabgewandte nivellierte Einheitsschule einzuführen, bei Zerschla- gung des dreigliedrigen Schulsystems.

(Beifall von CDU und FDP)

Die FDP steht zum bewährten Bildungswesen, weil wir wissen, dass Menschen individuell unterschied- lich sind. Deshalb brauchen wir ein begabungsge- rechtes Bildungswesen und ein differenziertes Schulsystem. Wir wissen, dass Kinder anforde- rungsgerecht gefördert werden müssen.

(Beifall von der FDP – Zurufe von den GRÜ- NEN)

Die Wahrheit ist auch – nach dem, was uns die Schulstatistiken sagen –, dass in der nächsten Le- gislaturperiode ein Schülerzahlenrückgang von 10 % zu verzeichnen sein wird. Das ist für sich ge- nommen nicht dramatisch, fällt aber regional unter- schiedlich aus. Deshalb wird es einzelne Kommu- nen geben, nämlich dort, wo auch heute schon unterschiedliche Schulformen aufgrund der schul- rechtlichen Vorschriften knapp an ihrer Zügigkeits- grenze liegen, wo man Flexibilität braucht. Gerade wenn man von der Zielsetzung geleitet wird, Vielfalt vor Ort zu erhalten, werden wir deshalb in der Koali- tion ausdrücklich zukünftig die eine oder andere Verbundschule genehmigen. Wenn wir auch über neue Modelle der Kooperation von Schulstandorten und Schulformen im Einzelfall vor Ort nachdenken,

tun wir das nicht als ersten Schritt in die Einheits- schule, sondern sind von der Zielsetzung geleitet, so eine möglichst große Vielfalt vor Ort in dem schulischen Angebot zu erhalten.

(Beifall von der FDP – Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

Deshalb ist das eine Strategie für Vielfalt und gegen Gesamtschulneugründungen. Wenn Sie, Frau Beer, hier Beschlüsse der FDP zitieren, dann zitieren Sie sie bitte vollständig,

(Sylvia Löhrmann [GRÜNE]: Dann machen Sie das bitte mit unseren Beschlüssen auch!) auch was die Gesamtschulen angeht. Weisen Sie dann bitte darauf hin, dass wir keine gymnasiale Oberstufe an Gesamtschulen wollen, dass wir keine Gesamtschulneugründungen wollen und dass des- halb die Debatte über mehr Flexibilität vor Ort nicht der Weg in Richtung Einheitsschule, sondern gera- de die Stabilisierung eines differenzierten Angebo- tes ist.

Auf die Realschulen entfällt in diesem Jahrzehnt die Hälfte der Zuwächse an Schülerzahlen in Nord- rhein-Westfalen. Die Realschule kann in Deutsch- land und in Nordrhein-Westfalen auf eine lange Tradition zurückblicken, eine Tradition als Schule des sozialen und beruflichen Aufstiegs.

Sie von den Grünen haben auf unseren Bundesvor- sitzenden Guido Westerwelle verwiesen. Guido Westerwelle war Realschüler. Er hat nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Realschullaufbahn das Abitur abgelegt und anschließend studiert. Er steht aus Überzeugung für diese Schulform, meine Damen und Herren.

Gerade die Realschule ist die weiterführende Schul- form, die sich darum kümmert, die Verbindung zwi- schen allgemeiner Bildung und den fundierten Grundlagen für die Berufsausbildung in Industrie, Handwerk, Handel oder Verwaltung herzustellen und die notwendigen Voraussetzungen hierfür zu schaffen.

Die Realschule übernimmt im gegliederten nord- rhein-westfälischen Schulsystem eine wichtige Auf- gabe und wird selbstverständlich auch zukünftig benötigt. Das ist auch unsere klare Zusage. Wenn Sie hier auch über bildungspolitische Modelle der Parteien reden, kann ich Ihnen nur sagen: Wir sind dort klar aufgestellt. Dort, wo wir zum Erhalt von Vielfalt Flexibilität brauchen, müssen wir vor Ort gucken, wie wir das beste Modell finden.

Zugleich gilt aber ganz, ganz ausdrücklich: Keine Realschule soll gegen den Willen der Schulkonfe- renz und gegen den Willen der Schulgemeinde mit irgendwem zwangsfusioniert werden. Das ist die klare Zusage, die wir Realschulen geben.

(Beifall von der FDP – Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

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