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Wir folgen dem Text von Ex 4,24-26 und nehmen dabei die Hauptprobleme in den Blick

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(1)

DER SOGENANNTE .ßLUTBRÄUTIGAM"

ERWÄGUNGEN ZU EX 4,24-26

von Emst Kutsch, Erlangen-Frauenaurach

Der in sich abgeschlossene, zum jahwistischen Werk gehörende Abschnitt ist se¬

kundär in den bereits bestehenden Kontext 4,19.20a.29 eingefügt'. Wir folgen dem

Text von Ex 4,24-26 und nehmen dabei die Hauptprobleme in den Blick. Es sind

vier.

1. Das erste Problem ist komplex: Wer greift wamm wen an? Diese etwas merk¬

würdig formuherte Frage zielt in der Hauptsache auf das Objekt des Angriffs.

a) Das Subjekt des Angriffs ist nach dem hebräischen Text Jahwe (LXX und die

Targume: sein ,3ote"). Die Annahme einer Vorstufe der Erzählung von 4,24—26, m der ein Dämon der Angreifer gewesen sei (die eine Reihe weiterer Vermutungen nach sich zieht)^, ist nicht notwendig.

b) Zur Frage nach dem Grund oder Anlaß des göttlichen Angriffs hat Targum

Pseudo-Jonathan vermutet, Mose habe (auf Veranlassung seines Schwiegervaters)

seinen Sohn Gersom nicht beschnitten. Auch in neuerer Zeit hat man in dem Feh¬

len der Beschneidung bei Mose selbst' oder bei seinem Sohn* den Anlaß für Jahwes

Feindhandeln gesehen. Aber die Frage nach dem Gmnd oder Anlaß ist hier ebenso

unangebracht wie in Gen 32,25; 38,7; 2Sam 24,1. Wie in diesen drei Fällen begrün¬

det auch in Ex 4,24-26 nicht die innere Logik der Erzählung, sondern deren Ziel

das göttliche Feindhandeln. Der Angriff bewirkt - und dazu wird er erzählt - Ma߬

nahmen, die zu dem Blutritus in V. 25 führen.

c) Wen aber trifft der Angriff? In der neueren Forschung heißt es mehrfach: den Sohn'. Dem steht aber entgegen, daß dieser erst in V. 25aa in die Erzählung einge¬

führt wird*. Das Suffix ,4hn" kann sich nicht auf den Sohn beziehen, sondern nur auf Mose selbst, der - ün ursprünglichen Zusammenhang - in V. 20a unmittelbar zuvor genannt war.

2. Nach V. 25b rührte Zippora mit der abgeschiuttenen Vorhaut ihres Sohnes

an „seme" Füße (d.h. an „seine" Scham). Auf wen bezieht sich hier das Suffix

„sein"? Die Appliziemng der Vorhaut des Sohnes an dessen (eigene) Scham hat kei-

1 In 4.19.20a war - wie 4,25 - nur ein Sohn von Mose und Zippora (cf. 2,22), nicht zwei Söhne (so MT wegen 18,3) erwähnt.

2 So z.B. E. Mayer, Die Israehten und ihre Nachbarstämme, 1906, S. 59; H. Greßmann, Mose und seine Zeit (FRLANT 18), 1913, S. 56 ff.

3 J. Wellhausen, Reste arabischen Heidentums, 1887, S. 75.

4 Z.B. J. Hehn, Der „Blutbräutigam" (ZAW 50, 1932, S. 1-8).

5 Z.B. H. Kosmala, The ,JBloody Husband" (VT 12,1962, S. 14-28).

6 G. Fohrer, Überlieferung und Geschichte des Exodus (BZAW 91), 1964, S. 47.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

(2)

Der sogenannte „Blutbräutigam" 123

nen Sinn, an die des Mose könnte nur die Übertragung der Beschneidung auf den

Vater bedeuten, die aber nicht zur Debatte steht. Die Applizierung des an der Vor¬

haut haftenden Blutes (der Beschneidung) an den Sohn wäre ebenfalls sinnlos, da

dieser nicht gefährdet ist (und da Jahwe nicht durch „Blut-Sehen" zu befriedigen

ist)'. Das Blut wird also - mit der Vorhaut des Sohnes - dem Mose appliziert.

Nicht die Beschneidung des Sohnes* bewirkt die Bewahmng des Mose, sondern das

an ihn gebrachte Blut (des Sohnes). Daß Jahwe daraufhin von Mose abläßt, zeigt,

daß diesem Blutritus - entsprechend Ex 12,22f. - apotropäische Wirkung zuge¬

schrieben wird.

3. Wamm aber - so ist nun zu fragen - ist das Blut ftir diesen Ritus nicht ein¬

fach aus einem Schnitt etwa in den Arm gewonnen worden, sondern aus einer Be¬

schneidung? Die Antwort auf diese Frage ergibt sich, wenn wh das Ziel der Erzäh¬

lung bestimmen. Dieses Ziel liegt nicht darin, die Beschneidung des Kleinkindes

(statt des Herangewachsenen) zu begründen'. Daß in V. 26b der bereits in V. 25 b

genannte Termmus fy^tän damihi durch die Wendung: „Damals sagte sie If^tän

damtm im Blick auf die Beschneidung(en)" betont herausgestellt wird, zeigt, daß dieser Ausdmck erklärt werden soll'".

4. Was aber bedeutet der Terminus Iji'^tän damOnl Das nomen rectum des Aus¬

druckes, fy^tan, meint im Hebräischen den „Verschwägerten", und zwar den

„Schwiegersohn" (Gen 19,12 usw.) wie auch den „Bräutigam" (Jes 61,10 usw.).

Von dieser letzteren Bedeutung her gibt man üblicherweise fy^tän damhn mit „Blut¬

bräutigam" wieder. Welchen Sinn diese Bezeichnung für den Verheirateten und

Vater Mose haben soll, bleibt trotz zahlreicher Erklämngsversuche unklar. Und wie

ist der durch die Erzählung und vor allem durch V. 26b hergestellte Zusammenhang

.von l^tän damihi mit der Beschneidung gedacht? Daß un Arabischen das Verbum

tfitana neben (III) ,,sich verschwägern" auch (I) ,, beschneiden" bedeutet, hat dazu

geführt, daß man auch fur die hebräische Wurzel htn einen Zusammenhang zwischen

Beschneidung und Bräutigam angenommen hat". Das scheitert aber daran, daß rür¬

gendwo sonst im nordwestsemitischen Bereich die Wurzel htn einen solchen Zu¬

sammenhang aufweist'*. Der Ausdmck l^^tän damün stammt offenbar aus einem

anderen, dem Arabischen nahestehenden Sprachgebrauch, vielleicht aus dem be-

duinisch-midianitischen (Zippora! vgl. Ex 2,16.21; Gen 25,2). Und weü er dem

Hebräischen fremd war, mußte er für Israeliten erklärt werden. Dies geschieht in

V. 25b.26b. In V. 26b, wo der Zusammenhang mit „Beschneidung" ausdrücklich herausgestellt ist, ist der Ausdmck in semer ursprünglichen Bedeutung verwendet;

hier bedeutet er wohl ,31ut-Beschnittener"'', wobei die q^täl-BUdang fyatan passi¬

visch verstanden ist (wie ^alal „durchbohrt"). In V. 25a dagegen erfolgt die Adap¬

tiemng für die Israeliten: Das „mir" Vä&Htatan als Verwandtschaftsbezeichnung er¬

scheinen: ,3in 31ut-Verschwägerter' (!) bist du mir."

7 Gegen Fohrer a.a.O. S. 47.

8 So etwa M. Noth, Das zweite Buch Mose. Exodus (ATD 5), 1959, S. 35.

9 Gegen Wellhausen a.a.O. S. 175; Fohrer a.a.O. S. 47 f.

10 Cf. H. Schmid, Mose, der Blutbräutigam. Erwägungen zu Ex 4,24-26 (Judaica 22, 1966, 5. 113-118). S. 115.

11 Wellhausen a.a.O. S. 175 u.v.a.

12 Das Material bei E. Kutsch, Artikel „htn" (in ThWAT III).

13 Kosmala a.a.O. S. 27; Fohrer S. 47.

(3)

DAS VERGESSENE KUHLSCHE PRINZIP UND DIE

AMMONITER IM BUCH EZECHIEL

von Bernhard Lang, Tübingen

Im Ezechielbuch erscheinen die Ammoniter als ausgesprochene Feinde Israels

und der Babylonier. Sie sind in vier Texten erwähnt: Ez 21,23-27 und 21,33-37

als Femde der Babylonier, Ez 25,1-7 und 25,8-11 als Feinde Irsraels. Bei zwei

von diesen Texten ist die Vermutung begründet worden, daß die Anunoniter ur¬

sprünglich nicht im Text standen, sondern von einem Bearbeiter hinzugefügt sind:

Aus Ez 21,33 haben Irwin und von Rabenau* die Ammoniter gestrichen, so daß der

nicht-manipulierte Text ein vernichtendes Wort gegen Israel ist. Aus Ez 25,10 haben

viele Kommentatoren von Rothstein bis Fohrer und May* die Ammoniter ebenfalls

gestrichen, so daß der nicht-manipulierte Text nur von Moabitern handelt und die¬

sen den Untergang ansagt.

Hält man mit den genannten Autoren den sekundären Charakter der Ammoniter

in Ez 21,33 und 25,10 für gesichert, dann bleibt die Frage nach dem Gmnd für die

Einfügung. Die Literarkritiker sind eine Antwort schuldig geblieben. Eine solche ist

jedoch möglich. Den Angelpunkt für eine Antwort bildet Ez 21,33-37. Der ur¬

sprüngliche Text, der Israel den Untergang ansagt, ist durch Einfügung der Ammo¬

niter umadressiert. Die Textmanipulation ist ein moyen de detoumer la maledic¬

tion: der Fluch wird von seinem ursprünglichen Opfer auf dessen Feind abgelenkt'.

Die Legitimation für die Einfügung der Ammoniter bot der benachbarte Text Ez

21,23-27. Nach diesem Text zieht das babylonische Heer nicht gegen Ammon,

sondern gegen Jemsalem. Somit war es ein Leichtes, dem Zug gegen Jemsalem

einen solchen gegen den ebenfalls rebellischen babylonischen Vasallen Ammon fol¬

gen zu lassen.

Eine zusätzliche Legitimation ergibt sich aus Ez 25,10. Dieser Vers hat mit Ez 21,37 die Wendung lo' üzzaker (25,10: lo' tizzakeri, fem.) gemeinsam. Sie besagt:

man wird sich des vernichteten Volkes in Zukunft nicht mehr erinnern; es wird völ¬

lig ausgelöscht sein. Dies wird Ez 21,37 von Israel, Ez 25,10 von Moab gesagt. Ein

Bearbeiter von Ez 25,10 bezieht die Wendung lo' tizzakeri durch Zufügung auf die

1 W. A. Irwin, The Problem of Ezekiel, Chicago 1943, 89; K. von Rabenau, Die Entstehung des Buches Ezechiel in formgeschichtlicher Sicht: Wiss. Zeitschr. der M.-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwiss. Reihe 5 (1955/56) 659-694, hier 693 Anm. 286.

2 J. W. Rothstein, in: E. Kautzsch / A. Bertholet, Die Heilige Schrift des Alten Testaments I, Tübingen *1922; G. Fohrer, Ezechiel (Handbuch zum Alten Testament 13) Tübingen 1955;

H. G. May, in: The Interpreter's Bible VI, New York 1956.

3 Vgl. L. Blau, Le moyen de detourner la malediction dans la Bible: REJ 82 (1926) 183-198.

XX. Deutscher Orientalistentag 1977 in Erlangen

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