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Chronische Kopfschmerzen bei Jugendlichen

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ARS MEDICI 13 ■2006 F O R T B I L D U N G

Chronische Kopfschmerzen sind ein belasten- des Gesundheitsproblem für viele Erwachsene, aber auch für eine grosse Anzahl von Kindern und Jugendlichen. Der Identifizierung von Risikofaktoren sowie deren Modifizierung zur Prophylaxe kommt daher eine grosse Be- deutung zu.

N E U R O LO GY

Primäre tägliche chronische Kopfschmerzen (englisch: chronic daily headaches, CDH) bei Erwachsenen haben sich in den ver- gangenen Jahren aufgrund ihrer Häufigkeit und der massiven Beeinträchtigungen, die sie mit sich bringen, als grosses öffent- liches Gesundheitsproblem erwiesen.

Nach der einfachsten Definition spricht man von chronischen Kopfschmerzen, wenn sie an 15 oder mehr Tagen im Monat auf- treten. Entsprechend dieser Definition sind 4 Prozent der er- wachsenen amerikanischen Bevölkerung davon betroffen.

Zwei populationsbasierte Studien ergänzen die Datenlage zu chronischen Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen.

Kopfschmerzklassifikation

Die belastendsten Kopfschmerzarten resultieren aus Migräne.

Man unterscheidet zwischen transformierter Migräne und chro- nischer Migräne.

Nach Silberstein und Lipton wird die transformierte Migräne als primärer täglicher chronischer Kopfschmerz definiert, der mit vorangegangenen oder aktuellen Migräneepisoden zusammen- hängt. Eine bestimmte Anzahl an Kopfschmerzattacken inner- halb eines bestimmten Zeitraumes wird nicht als Kriterium er- hoben.

Im Gegensatz dazu sind für die Diagnose «chronische Migräne»

nach der Internationalen Kopfschmerz-Klassifikation (ICHD-2) der International Headache Society (IHS) Migränekopfschmer- zen ohne Aura an mindestens 15 Tagen im Monat erforderlich.

Dieser Definition entsprechen lediglich 6 Prozent der erwach- senen Patienten, die die Bedingungen einer transformierten Migräne erfüllen. Die eingeschränkte Anzahl ergibt sich haupt- sächlich durch die eng gefassten Kriterien der Internationalen Kopfschmerzklassifikation. Neben Migränekopfschmerzen, die an weniger als 15 Tagen im Monat auftreten, werden auch Varianten mit Veränderungen des Schmerzes oder gemischte Kopfschmerzen durch die strenge Definition ausgeschlossen.

Auch analgetikainduzierter Kopfschmerz kann nach den ICHD-2- Kriterien nicht als chronische Migräne klassifiziert werden, es sei denn, die Beschwerden persistieren nach Absetzen der Medikamente.

Risikofaktoren

Jüngste Forschungen zu chronischen Kopfschmerzen bei Er- wachsenen haben ergeben, dass zu den wichtigsten Risikofak- toren vorangegangene Migräneepisoden mit hoher Attackenfre- quenz, Medikamentenmissbrauch, Adipositas, Koffeinkonsum, Stress und Kopfverletzungen gehören.

Chronische Kopfschmerzen bei Jugendlichen

Prävalenz, Klassifikation, Risikofaktoren

■■

■ Chronische Kopfschmerzen sind auch unter Jugend- lichen weit verbreitet.

■ Einige Risikofaktoren für chronische Kopfschmerzen können modifiziert werden.

■■

■ Analgetikamissbrauch hat sich als Risikofaktor für die Entwicklung von chronischen Kopfschmerzen bei Jugendlichen herausgestellt.

■ Die Kriterien zur Klassifizierung von migräneartigen Kopfschmerzen als Grundlage einer effektiven Therapie müssen weiter verfeinert werden.

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Da einige dieser Faktoren beeinflussbar sind, wird angestrebt, der Entwicklung von chronischen Kopfschmerzen durch Modi- fikation der individuellen Risikofaktoren sowie einen möglichst frühzeitigen Therapiebeginn vorzubeugen.

In diesem Zusammenhang sind vor allem auch Untersuchungen zur Prävalenz von chronischen Kopfschmerzen bei Jugend- lichen und Erhebungen zu deren Risikofaktoren interessant.

Prävalenz bei Jugendlichen

Eine populationsbasierte Studie von Wang et al. präsentiert Daten zur Prävalenz von chronischen Kopfschmerzen bei 12- bis 14-jährigen Jugendlichen (siehe auch Beitrag auf Seite 626 f.).

Nach den Kriterien der Internationalen Kopfschmerzklassifika- tion litten lediglich 6,6 Prozent der Kopfschmerzpatienten an chronischer Migräne, während Spannungskopfschmerzen mit 65,6 Prozent am häufigsten auftraten. Bei 20 Prozent der jungen Kopfschmerzpatienten wurde Analgetikamissbrauch festgestellt.

Die restriktiven Kriterien zur Klassifizierung der chronischen Migräne könnten dazu führen, dass die wahre Prävalenz der chronischen Migräne bei Jugendlichen unterschätzt wird.

Wang et al. führten aus, dass 30 Prozent ihrer Patienten mit chronischen migräneartigen Kopfschmerzen die Kriterien für eine chronische Migräne nicht erfüllten, da sie nicht genügend dokumentierte Migränetage aufwiesen, wahrscheinlich jedoch den Kriterien der transformierten Migräne entsprächen.

Analgetikamissbrauch bei Jugendlichen

Dyb et. al untersuchten in ihrer Head-Hunt-Youth-Studie den Einfluss von Schmerzmittelmissbrauch bei Jugendlichen auf die Entstehung von primären chronischen Kopfschmerzen.

Mittels umfangreicher Fragebögen erhoben sie Daten zu Kopf- schmerzsymptomen und Schmerzmittelgebrauch von 5471 Ju- gendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Die Auswertung ergab, dass 28 der befragten Jugendlichen (0,7%) unter chro- nischen Kopfschmerzen litten. Mehr als ein Drittel dieser Pa- tienten (35,7%) gab an, täglich Schmerzmittel zu konsumieren.

Aufgrund ihrer Ergebnisse kamen Dyb et al. zum Schluss, dass Analgetikamissbrauch einen Risikofaktor für die Entwicklung chronischer Kopfschmerzen bei Jugendlichen darstellt. Sie heben hervor, dass dieser Umstand häufig iatrogen ist und daher potenziell vermieden werden kann. ■ Petra Stölting

Literatur:

Hershey Andrew D, Lipton Richard B.: Adolescents get as well as they give – Population perspectives on chronic daily headaches; Neurology, 2006; 66; 160–161.

Wang SJ, Fuh JL, Lu SR, Juang KD: Chronic daily headache in adolescents: prevalence, impact and medication overuse; Neurology; 2006; 66; 193–197.

Dyb G, Holmen TL, Zwart JA: Analgesic overuse among adolescents with headache – the Head-HUNT-Youth Study; Neurology; 2006; 66; 198–201.

Interessenlage: Die Autoren Hershey und Lipton geben an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

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