KLAUSURAUFGABEN VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE BW-VWL-P11-040626
Studiengang Betriebswirtschaft Fach Volkswirtschaftslehre Art der Leistung Prüfungsleistung Klausur-Knz. BW-VWL-P11-040626
Datum 26.06.2004
Bezüglich der Anfertigung Ihrer Arbeit sind folgende Hinweise verbindlich:
• Verwenden Sie ausschließlich das vom Aufsichtführenden zur Verfügung gestellte Papier und geben Sie sämtliches Papier (Lösungen, Schmierzettel und nicht gebrauchte Bögen) zum Schluss der Klausur wieder bei Ihrem Aufsichtführenden ab. Eine nicht vollständig abgegebene Klausur gilt als nicht bestanden.
• Beschriften Sie jeden Bogen mit Ihrem Namen und Ihrer Immatrikulationsnummer. Lassen Sie bitte auf jeder Seite 1/3 ihrer Breite als Rand für Korrekturen frei und nummerieren Sie die Seiten fortlaufend. Notieren Sie bei jeder Ihrer Antworten, auf welche Aufgabe bzw. Teilaufgabe sich die- se bezieht.
• Die Lösungen und Lösungswege sind in einer für den Korrektanten zweifelsfrei lesbaren Schrift abzufassen. Korrekturen und Streichungen sind eindeutig vorzunehmen. Unleserliches wird nicht bewertet.
• Bei numerisch zu lösenden Aufgaben ist außer der Lösung stets der Lösungsweg anzugeben, aus dem eindeutig hervorzugehen hat, wie die Lösung zustande gekommen ist.
• Zur Prüfung sind bis auf Schreib- und Zeichenutensilien ausschließlich die nachstehend genann- ten Hilfsmittel zugelassen. Werden andere als die hier angegebenen Hilfsmittel verwendet oder Täuschungsversuche festgestellt, gilt die Prüfung als nicht bestanden und wird mit der Note 5 bewertet.
Bearbeitungszeit: 90 Minuten Hilfsmittel:
Aufgaben: 7 HFH-Taschenrechner
Höchstpunktzahl: -100- AUFGABENSPIEGEL
Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 insg.
max. erreichbare Punkte 12 12 18 19 12 11 16 100
BEWERTUNGSSCHLÜSSEL
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100-95 94,5-90 89,5-85 84,5-80 79,5-75 74,5-70 69,5-65 64,5-60 59,5-55 54,5-50 49,5-0
BW-VWL-P11-040626 – AUFGABEN SEITE 2 VON 2
Aufgabe 1 12 Punkte
Zeichnen Sie die Transformationskurve für eine Ökonomie, in der Produktions- und Konsumgüter produziert werden können! Zeigen Sie, mit welchen Oppor- tunitätskosten der Übergang von einer effizienten Allokation zu einer anderen effizienten Allokation verbunden ist! Definieren Sie den Begriff der Opportuni- tätskosten!
Aufgabe 2 12 Punkte
Das Nettoeinkommen eines privaten Haushaltes steigt nach einer echten Steuerreform von 2000 € auf 2200 €. Dadurch nimmt seine Nachfrage nach Gut X von 8 auf 10 Einheiten zu, während seine Nachfrage nach Gut Z von 5 auf 4 Einheiten abnimmt. Wie groß ist die Einkommenselastizität der Nachfra- ge nach Gut X bzw. nach Gut Z? Wie sind die Güter X und Y demnach zu klassifizieren?
Aufgabe 3 18 Punkte
Welche Aufgaben sollen staatlich verfügte Höchst- und Mindestpreise erfül- len? Wie wirken Höchst- und Mindestpreise auf den Märkten und wie sind sie aus wirtschaftstheoretischer Sicht zu beurteilen?
Aufgabe 4 19 Punkte
Skizzieren Sie ein Kreislaufschema einer geschlossenen Volkswirtschaft mit Staat! Benennen Sie alle in Ihrem Schema eingezeichneten Linien!
Aufgabe 5 12 Punkte
Erläutern Sie die Struktur einer Investitionsfunktion nach der Akzelerator- hypothese! Lässt sich diese Investitionsfunktion empirisch bestätigen?
Aufgabe 6 11 Punkte
Beschreiben Sie verbal den Zinseffekt und den Vermögenseffekt einer Preis- niveauänderung auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage im makroökonomi- schen Standardmodell!
Aufgabe 7 16 Punkte
Welche konkreten Maßnahmen können im Rahmen einer nachfrageorientier- ten Beschäftigungspolitik ergriffen werden? Erläutern Sie die Wirkungsweisen dieser Maßnahmen in einem Modell mit Preisflexibilität und verzögerter Lohn- anpassung!
Korrekturrichtlinie Volkswirtschaftslehre BW-VWL-P11-040626
Studiengang Betriebswirtschaft
Fach Volkswirtschaftslehre
Art der Leistung Prüfungsleistung
Klausur-Knz. BW-VWL-P11-040626
Datum 26.06.2004
Für die Bewertung und Abgabe der Prüfungsleistung sind folgende Hinweise verbind- lich vorgeschrieben:
• Die Vergabe der Punkte nehmen Sie bitte so vor wie in der Korrekturrichtlinie ausgewie- sen. Eine summarische Angabe von Punkten für Aufgaben, die in der Korrekturrichtlinie detailliert bewertet worden sind, ist nicht gestattet.
• Nur dann, wenn die Punkte für eine Aufgabe nicht differenziert vorgegeben sind, ist ihre Aufschlüsselung auf die einzelnen Lösungsschritte Ihnen überlassen.
• Stoßen Sie bei Ihrer Korrektur auf einen anderen richtigen Lösungsweg, dann nehmen Sie bitte die Verteilung der Punkte sinngemäß zur Korrekturrichtlinie vor.
• Rechenfehler sollten grundsätzlich nur zur Abwertung eines Teilschritts führen. Wurde mit einem falschen Zwischenergebnis richtig weiter gerechnet, so erteilen Sie die hierfür vorgesehenen Punkte ohne weiteren Abzug.
• Ihre Korrekturhinweise und Punktbewertung nehmen Sie bitte in einer zweifelsfrei lesba- ren Schrift vor: Erstkorrektur in rot, evtl. Zweitkorrektur in grün.
• Die von Ihnen vergebenen Punkte und die daraus sich gemäß dem nachstehenden No- tenschema ergebene Bewertung tragen Sie in den Klausur-Mantelbogen sowie in die Er- gebnisliste ein.
• Gemäß der Diplomprüfungsordnung ist Ihrer Bewertung folgender Bewertungsschlüssel zu Grunde zu legen:
Note 1,0 1,3 1,7 2,0 2,3 2,7 3,0 3,3 3,7 4,0 5,0
notw. Punkte 100 - 95 94,5 - 90 89,5 – 85 84,5 - 80 79,5 - 75 74,5 - 70 69,5 - 65 64,5 - 60 59,5 - 55 54,5 - 50 49,5 – 0
• Die korrigierten Arbeiten reichen Sie bitte spätestens bis zum
14.07.2004
an Ihr Studienzentrum ein. Dies muss persönlich oder per Einschreiben erfolgen. Der an- gegebene Termin ist unbedingt einzuhalten. Sollte sich aus vorher nicht absehbaren Gründen eine Terminüberschreitung abzeichnen, so bitten wir Sie, dies unverzüglich Ih- rem Studienzentrumsleiter anzuzeigen.
Korrekturrichtlinie BW-VWL-P11-040626 Seite 2 von 6
Lösung Aufgabe 1
SB 1, S. 2512 Punkte
Grafische Darstellung der Transformationskurve vgl. Abb. 3.1, SB 1, S. 25: Achsenbe- zeichnungen je 1 Pkt., Transformationskurve 2 Pkt.
4 Punkte
Einzeichnung von zwei beliebigen effizienten Allokationen, z.B. A (P0;K0) und B (P1;K1). 2 Punkte Die Opportunitätskosten einer Ausweitung der Konsumgüterproduktion von K0 auf K1 be-
stehen in dem Rückgang der Produktionsgüterproduktion von P0 auf P1 und umgekehrt.
2 Punkte Der Begriff der Opportunitätskosten beschreibt sowohl einzelwirtschaftlich wie auch
volkswirtschaftlich die entgangenen Erträge bzw. den entgangenen Nutzen, die oder der sich bei einer alternativen Verwendung der eingesetzten Produktionsfaktoren oder Güter im Vergleich zur Ausgangsallokation ergeben hätten.
4 Punkte
Lösung Aufgabe 2
SB 1, S. 51 ff., insb. S. 5512 Punkte
Die Einkommenselastizität der Nachfrage gibt an, um wie viel Prozent sich die nachge- fragte Menge eines Gutes ändert, wenn das Einkommen um ein Prozent steigt.
2 Punkte Formal ist die Einkommenselastizität definiert durch:
x y d E d
y y x
x, = ×
wobei x das nachgefragte Gut und y das Einkommen ist.
2 Punkte
Hier: Einkommenselastizität des Gutes X: 2,5 8
2000 200
2 × = 2 Punkte
Einkommenselastizität des Gutes Z: 2 5 2000 200
1 × =−
− 2 Punkte
Danach ist Gut X ein superiores Gut. Bei superioren Gütern steigt die nachgefragte Men-
ge stärker als der Umfang der Einkommenssteigerung. 2 Punkte
Gut Z ist ein absolut inferiores Gut. Bei absolut inferioren Gütern geht bei einer Einkom- menssteigerung die nachgefragte Menge absolut zurück.
2 Punkte
Korrekturrichtlinie BW-VWL-P11-040626 Seite 3 von 6
Lösung Aufgabe 3
SB 2, S. 44 ff.18 Punkte
Staatlich festgelegte Höchstpreise dienen dazu, verteilungspolitische Ziele durchzuset- zen. „Arme Nachfrager“ sollen geschützt werden. Daher liegen solche Höchstpreise im- mer unter den Marktgleichgewichtspreisen.
3 Punkte
Staatlich festgelegte Mindestpreise dienen dazu, wirtschaftlich schwächeren Produzenten
ein Mindesteinkommen zu sichern. Sie liegen daher immer über den Marktpreisen. 3 Punkte Werden Höchstpreise auf einem Markt festgelegt, wird es zu einer Überschussnachfrage
kommen. Das in dieser Situation zu knappe Angebot muss staatlicherseits rationiert wer- den oder ein großer Teil der Nachfrage bleibt unbefriedigt.
2 Punkte
Durch die Festlegung von Höchstpreisen bleibt die Anpassung der Anbieter (Ausweitung der Produktion) zumeist aus, da keine positiven Renditeerwartungen bestehen.
2 Punkte Mindestpreise führen dagegen zu einem Überschussangebot. Die künstlich hochgehalte-
nen Einkommen der Produzenten üben einen ständigen Anreiz zur Ausweitung der Pro- duktion aus.
2 Punkte
Um den aus dem Überschussangebot resultierenden Druck auf das Preisniveau zu min- dern, ist der Staat i.d.R. gezwungen, die Produktionsüberschüsse aufzukaufen und aus dem Markt zu nehmen. Dies ist wiederum mit hohen staatlichen Kosten verbunden.
2 Punkte
Aus wirtschaftstheoretischer Sicht sind sowohl Höchst- wie auch Mindestpreise abzuleh- nen, da sie die Funktionsfähigkeit des Preismechanismus außer Kraft setzen: Die Preise erfüllen nicht mehr die Koordinierungsfunktion, die Rationierungsfunktion, die Lenkungs- funktion und die Informationsfunktion.
4 Punkte
Korrekturrichtlinie BW-VWL-P11-040626 Seite 4 von 6
Lösung Aufgabe 4
SB 3, S. 18 ff.19 Punkte
Einzeichnung der Sektoren und des Vermögensänderungskontos je 2 Pkt. 8 Punkte Einzeichnung der folgenden Positionen je 1 Pkt.:
(1) Konsum der privaten Haushalte
(2) Lohnzahlungen und Transfers vom Staat an die privaten Haushalte (3) Steuerzahlungen der Unternehmen an den Staat
(4) Steuerzahlungen der privaten Haushalte an den Staat
(5) Käufe des Staates von Unternehmen und Subventionen des Staates an die Unter- nehmen
(6) Faktoreinkommen der privaten Haushalte von Unternehmen (7) Ersparnis des Staates
(8) Nettoinvestitionen des Staates (9) Nettoinvestitionen der Unternehmen (10) Ersparnis der privaten Haushalte (11) Ersparnis der Unternehmen
11 Punkte
Private
Haushalte Staat Unternehmen
Vermögens- änderung (10) (11)
(3) (1)
(2)
(5)
(9) (4)
(6) (7) (8)
Korrekturrichtlinie BW-VWL-P11-040626 Seite 5 von 6
Lösung Aufgabe 5
SB 3, S. 58 f.12 Punkte
Investitionsfunktionen auf der Basis der Akzeleratorhypothese basieren auf der Vorstel- lung, dass zwischen dem Kapitalbestand und der Produktion ein festes Verhältnis be- steht. Im Gleichgewichtszustand entsprechen sich dabei gesamtwirtschaftliche Nachfrage und gesamtwirtschaftliches Angebot (Produktion).
3 Punkte
Das Verhältnis zwischen Kapitalbestand und gesamtwirtschaftlicher Produktion entspricht
dem Kehrwert der durchschnittlichen Kapitalproduktivität. 2 Punkte Durch Investitionen wird der Kapitalbestand ohne zeitliche Verzögerung an dieses feste
Verhältnis angepasst. Die Investitionen folgen also Änderungen in der gesamtwirtschaftli- chen Nachfrage.
2 Punkte
Dadurch wird die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage beschleunigt: Bei steigender Nachfrage wird auch die Investitionstätigkeit verstärkt. Wächst die Nachfrage aber lediglich mit abnehmenden Raten, wird dieser Trend durch eine abnehmende Inves- titionstätigkeit verstärkt.
3 Punkte
Empirisch lässt sich ein starres Verhältnis von Kapitalbestand und Nachfrage nicht nach-
weisen. Erst mit zeitlicher Verzögerung reagieren die Investitionen. 2 Punkte
Lösung Aufgabe 6
SB 4, S. 57-6011 Punkte
Verändert sich das Preisniveau, wird eine Änderung der gesamtwirtschaftlichen Nachfra- ge zunächst über Prozesse auf dem Geldmarkt induziert; man spricht von einem Zinsef- fekt:
1 Punkt
Steigt beispielsweise das Preisniveau, bedeutet dies, dass die reale Geldmenge sinkt.
Dies führt zu einem Anstieg der Zinsen, der wiederum negativ auf die Investitionsnach- frage wirkt. Insgesamt geht also die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auf Grund einer Preisniveauerhöhung zurück. Das Gleiche gilt für eine Preisniveausenkung mit umge- kehrten Vorzeichen.
4 Punkte
Eine Veränderung des Preisniveaus wirkt auch auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage
über die Gütermärkte; man spricht von einem Vermögenseffekt. 1 Punkt Steigt beispielsweise das Preisniveau, bedeutet dies auch, dass das reale Geldvermögen
der privaten Haushalte sinkt und damit auch die Konsumnachfrage; dadurch sinkt die volkswirtschaftliche Gesamtnachfrage insgesamt. Das Gleiche gilt für eine Preisniveau- senkung mit umgekehrten Vorzeichen.
3 Punkte
Zinseffekt und Vermögenseffekt zusammengenommen begründen also, warum ein nega- tiver Zusammenhang zwischen Preisniveau und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage be- steht.
2 Punkte
Korrekturrichtlinie BW-VWL-P11-040626 Seite 6 von 6
Lösung Aufgabe 7
SB 4, S. 66-7116 Punkte
Eine nachfrageorientierte Beschäftigungspolitik versucht durch Stärkung der gesamtwirt- schaftlichen Nachfrage, Produktion und Beschäftigung zu steigern. Dazu stehen Maß- nahmen der expansiven Geldpolitik und der expansiven Fiskalpolitik zur Verfügung.
3 Punkte
Im Rahmen einer expansiven Geldpolitik wird die Geldmenge erhöht. Dies führt über eine gestiegene Wertpapiernachfrage zu sinkenden Zinsen. Sinkende Zinsen wirken jedoch expansiv auf Investitions- und Güternachfrage.
3 Punkte
Eine gestiegene volkswirtschaftliche Gesamtnachfrage bei zunächst gleichbleibendem Angebot bewirkt eine Preissteigerungstendenz im Markt. Dies wiederum führt zu fallen- den Reallöhnen. Bei gefallenem Reallohn wird die Beschäftigung ausgeweitet und die Produktion steigt.
3 Punkte
Im Rahmen einer expansiven Fiskalpolitik können verschiedene Maßnahmen getroffen werden: Senkung des Einkommensteuersatzes, Erhöhung der Transferzahlungen an pri- vate Haushalte, Erhöhung der Staatsnachfrage nach Gütern und Senkung des Steuer- satzes auf Kapitaleinkünfte.
4 Punkte
Durch jede genannte Politikmaßnahme steigt die volkswirtschaftliche Gesamtnachfrage direkt; in den beiden ersten Fällen die Konsumnachfrage, ansonsten die Staatsnachfrage bzw. die Investitionsnachfrage. Die daraus entstehende Überschussnachfrage löst wie- derum Preissteigerungstendenzen aus, die eine Senkung der Reallöhne bewirken. Dar- aus resultiert dann ein expansiver Impuls auf Beschäftigung und Produktion.
3 Punkte