Methodenkompetenz: Präsentieren
1. Warum präsentieren? – Gedankenschnipsel und Zitate (Stickel-Wolf/Wolf 32005:273f)
· Es steht außer Frage, dass die Präsentation bestimmter Themen vor Publikum eine schwierige und anspruchsvolle Aufgabe ist, die auch außerhalb der Universität von beträchtlicher
Bedeutung ist.
· Das Beherrschen von Präsentationstechniken sowie das Sprechen vor Gruppen sind sowohl im Studium als auch im späteren Berufsleben "Schlüsselqualifikationen" von großer
Wichtigkeit.
· Mittels einer Seminarpräsentation erbringt der Studierende einerseits den Nachweis einer aktiven Erarbeitung des Lerninhalts (Nachweis der wissenschaftlichen Methodenkompetenz).
· Andererseits vermittelt er mit seiner Präsentation Wissensinhalte an die übrigen Seminarteilnehmer (Wissensvermittlung).
2. Wie präsentieren? – Grundlegendes
· Es erfordert außerordentlich viel Talent, einem vernünftigen Manne etwas Neues und Wichtiges so leicht vorzutragen, dass er sich freut, es jetzt zu wissen. Georg Christoph Lichtenberg (1742-99), dt. Aphoristiker u. Physiker
· Präsentation ist die Darstellung von Arbeitsergebnissen vor einem ausgewählten Teilnehmerkreis.
· Während ein Vortrag eher monologisch angelegt ist, hat eine Präsentation eher dialogischen Charakter, d.h sie bezieht das Publikum durch Verständnisfragen, Diskussionsbeiträge und ggf.
eine Disputation aktiv mit ein.
· Über den Erfolg, die Qualität einer Präsentation entscheidet vor allem, ob es dem Präsentierenden gelingt, Inhalte anschaulich, überzeugend und originell zu vermitteln.
· Bei der Präsentation sind die drei Phasen Vorbereitung, Ablauf und Auswertung zu berücksichtigen.
3. Vorbereitung der Präsentation
Zur Planung einer Präsentation dienen die vier Fragewörter wer, warum, was und wie.
Wer: Wer ist die Zielgruppe / sind die Zuhörer? Zielgruppenanalyse
Da eine Präsentation ohne Publikum sinnlos ist, ist die Zielgruppenanalyse ein wesentliches Erfolgselement.
Die wesentlichen Fragen sind:
- Wer ist das Publikum? Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, Gleichgestellte, Vorgesetzte, Außenstehende, einheitliches oder gemischtes Publikum, Eigenschaften, Interessen,
Einstellungen ...
- Welche Vorkenntnisse hat das Publikum?
- Welche Informationen sind für das Publikum relevant?
- Welche Schwierigkeiten könnten sich durch das Publikum ergeben?
Falls man sein Publikum noch nicht kennt, ist es wichtig, sich möglichst exakte Informationen zu beschaffen.
Warum: Was ist das Ziel der Präsentation? Zielsetzung
Jede Präsentation sollte vor dem Hintergrund ihrer Zielsetzung geplant, gestaltet und durchgeführt werden. Bei der Formulierung des Ziels / der Ziele sind sowohl die Intention des Vortragenden als auch die Erwartungen der Zielgruppe und ggf. die eines "Auftraggebers" einzubeziehen.
Beispiele für sachliche Ziele sind:
- Ergebnisse der eigenen Arbeit präsentieren - Zielgruppe informieren
- Wissen vermitteln / Lehren - Entscheidungen herbeiführen - Problembewusstsein erreichen - Neugier wecken
Beispiele für affektive / persönliche Ziele sind:
- Verständnis wecken - Motivieren
- Akzeptanz / Zustimmung erzielen - Anerkennung / gute Bewertung erzielen
Was soll präsentiert werden? Sachkompetenz
Um überzeugend präsentieren zu können, muss zunächst inhaltliche Fachkompetenz = Sachkompetenz erworben werden (vgl. Mindmap zum wissenschaftlichen Arbeiten):
· Alle wichtigen Informationen zum Thema sammeln: Informationsbeschaffung und Informationsauswertung.
· Informationen durch Selektion auf das Wesentliche reduzieren, gliedern, strukturieren, analysieren, problematisieren ... (Informationsaufbereitung I)
· Inhalte auf den Zuhörerkreis abstimmen, verständlich formulieren, visualisieren etc.
(Informationsaufbereitung II)
Die Stoffauswahl ist primär durch die Zielsetzung, das Publikum und die Rahmensituation der Präsentation bestimmt ( s. dort!).
Wie soll präsentiert werden? Präsentationstechniken / Methodenkompetenz
Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen, nicht die Zuhörer. Winston Spencer Churchill (1874-1965), brit. Staatsmann; 1940-45 u. 1951-55 Premier, 1953 Nobelpr. f. Lit.
In einer gelungenen Präsentation sollten relevante Inhalte (Aussagekraft) für die Teilnehmer (Adressatenbezug) verständlich und interessant dargestellt werden.
Verständnis und Interesse werden gefördert durch:
· klare gedankliche und verbale Gliederung (Struktur Gliederungstechniken) [ 5. ]
· geeignete Sprache (Formulierung, Tempo, Intonation Vortragsstil)
· geeignete Körpersprache (Mimik, Gestik, Bewegung im Raum)
· Anschaulichkeit Visualisierung und Medieneinsatz
4. Bewertungskriterien für Kurz-Vorträge (Abitur-Niveau)
Eine Rede abzulesen ist wie ein Telefon zu küssen - es fehlt was!
Jesse Jackson (*1941), amerik. Politiker, 1988 Präsidentschafts-Kandidat
Grundsätzlich gilt für die Präsentation der Bewertungsbogen der Seminarlehrkraft als
Bewertungsgrundlage und sollte daher vom Referenten bereits beim Erstellen der Präsentation als Qualitätsmaßstab eingesetzt werden.
Die folgende Tabelle ist ein Beispiel, wie die Lehrkraft bestimmten Aspekten entsprechend der erbrachten Leistung Bewertungseinheiten zuordnen kann.
5.
Der Ablauf der Präsentation: Drehbuch – Inszenierung
- Grundlage einer guten Präsentation ist ein präziser Ablaufplan, ähnlich einem
„Drehbuch“: Inhalte, Medieneinsatz, Zeitvorgaben, ggf. Zusatzmaterial, „Puffer“ / Alternativen
- Jede Präsentation hat drei Teile: Einstieg, Hauptteil und Schluss. Für die
„Inszenierung“ einer Präsentation gilt daher der Grundsatz:
Gut anfangen – klar gliedern und informieren – stark enden
Einstieg – Gut anfangen:
Erste Kontaktaufnahme Hier entscheidet sich schon vieles, da die Zuhörer i.d.R.
spontan über Sympathie oder Antipathie; interessierte Neugier oder Langeweile entscheiden!
- Begrüßung und Vorstellung: captatio benevolentiae; ggf. Info zur Person;
Begründung der Kompetenz für das gewählte Thema - Organisatorisches:
· Thema; Grund des Vortrags;
· Ablauf: Hauptgliederungspunkte; ggf. zeitlicher Ablauf, Pausenregelung;
· sonst. organisator. Hinweise: z.B. bzgl. Handouts, Medien etc.
· Regelung zu Zwischen- / Zusatzfragen
- Einstimmung / Motivation / Neugier wecken: Betroffenheit – Interesse – kognitive Dissonanz
Hauptteil – Klar gliedern und informieren
Ein gelungener Vortrag zeichnet sich aus durch (vgl. 3. u. 4.!):
- einen klaren, zielführenden „roten Faden“, dem die Zuhörer folgen können - themen-relevante und klare Informationen
- eindeutigen Adressatenbezug
- Anschaulichkeit: Beispiele, Realia, Visualisierung - zielgerechten und professionellen Medieneinsatz - lebendigen Vortragsstil
- Flexibilität im Umgang mit Reaktionen, Wortmeldungen, Zwischenfragen der Zuhörer
Der Abschluss - Stark enden
Jede Präsentation braucht einen klaren Abschluss. Je nach Ziel der Präsentation kann dieser ganz unterschiedlich sein, z.B.:
- Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
- Ausblick auf die Zukunft / weitere Vorhaben / verbundene Themen - Einstieg in Diskussion / Disputation
- „Kreis schließen“ zum Einstieg der Präsentation z.B. Relevanz für die Zuhörer
- origineller Abschluss (Zitat, Karikatur o.ä.) und Dank an die Zuhörer
6.
Evaluation der Präsentation
Beim Reden ist schätzenswert nicht die Zahl, sondern die Nützlichkeit der Worte.
Tscheng I. (1033-1107), chin. Politiker u. Philosoph; Mitbegr. des Neukonfuzianismus
Die Evaluation, z.B. in Form einer SWOT-Analyse, ist die Grundlage für eine Optimierung der Präsentationskompetenz, indem man Stärken beibehält und Schwächen eliminiert und außerdem externe Faktoren vorausschauend einbezieht.
S
Interne Analyse
W
Stärken
(Strengths)
Schwächen
(Weaknesses) bestehende Stärken erkennen,
ausbauen und gezielt nutzen;
z.B.
an Schwächen arbeiten; idealer Weise Schwächen eliminieren;
z.B.
O
erkennbare Chancen / positive Effekte / Entwicklungen gezielt fördern;
z.B.
vorhersehbare Risiken / nega- tive Effekte / Entwicklungen vorausschauend vermeiden / blockieren
z.B.
Chancen T
(Opportunities)
Risiken
(Threats) Externe Analyse