Das Image des Schweizer Weins verbessert sich
Dominique Maigre, RACVerschiedene Indizien zeigen, dass sich das Image des Schweizer Weins im Heimmarkt in den letzten vier Jahren verbessert hat. Noch 1999 hatten etwa im Rahmen einer vergleichbaren Studie lediglich 55% der befragten Weinkonsumenten die Meinung vertreten, dass die Ursprungsbezeichnung AOC für hohe Qualität bürgt.
Heute sind 70% der Schweizer Weinkonsumenten davon überzeugt. Auch im Vergleich zum ausländischen Wein scheinen die heimischen « Crus» an Boden zu gewinnen. So wurde die provokative Frage: «Sind ausländische Weine besser als unsere heimischen Gewächse?» von beachtlichen 77% der befragten Weinskonsumenten klar verneint. Die logische Konsequenz: Die Zahl jener, die ausschliesslich ausländische Weine konsumieren ist leicht gesunken. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer geniessen dafür sowohl in- als auch ausländische Gewächse.
Konsum wird selektiver
Gleichzeitig weisen die Resultate der MIS-Trends aber darauf hin, dass Wein heute noch moderater und selektiver konsumiert wird als vor vier Jahren. Mit Abstand am häufigsten wird an Weekend-Abenden zuhause mit Freunden eine Flasche entkorkt.
Rückläufig ist dagegen die Zahl derer, die mehrmals wöchentlich Wein konsumieren.
Dies geht aus einer telefonischen Repräsentativumfrage hervor, die das Lausanner Institut M.I.S. Trend SA im Auftrag der Schweizer Weinbranche nach 1999 nun bereits zum zweiten Mal durchgeführt hat. Dank der vergleichbaren Konzeption der 2004er-Studie können nun erstmals die Veränderungen im Markt beobachtet und analysiert werden. Befragt wurden 3041 Personen zwischen 18 und 74 Jahren in der ganzen Schweiz, von denen 75% regelmässig Wein konsumieren.
Unbekannte Spezialitäten
« Die Studie zeigt, dass wir die Kommunikation über unsere heimischen Gewächse weiter intensivieren und verbessern müssen», lautete ein erstes Fazit für Jürg Bussmann, seit Anfang 2004 neuer Direktor der reorganisierten Swiss Wine Communication SA in Bern. Zwar hat die Zahl jener, die sich selber als gut informierte Weinkonsumenten einstufen, in den vergangenen Jahren leicht zugenommen, doch wie bruchstückhaft gerade das Wissen über einheimischen Weinspezialitäten ist, zeigt sich am Beispiel Wallis. So wussten nur gerade 5% der befragten Weintrinker aus der Deutschschweiz spontan, dass die Rebsorten Syrah und Petite Arvine im Wallis angebaut werden.
Problemfall Gastronomie
Einen zunehmend schweren Stand hat der Schweizer Wein in der Gastronomie. 80%
der befragten Weinkonsumenten sind ganz generell der Meinung, dass die Weinpreise in den Schweizer Restaurants deutlich zu hoch angesetzt sind. Wenn sie trotzdem einen Wein ordern, tendieren sie zunehmend zu ausländischen Gewächsen. Begründet wird dies etwa mit dem «Wunsch nach Abwechslung»
beziehungsweise « der Lust neue Weine zu entdecken». Auch was das generelle Profil des Schweizer Weinkonsumenten anbelangt, zeigt die MIS-Studie Ü berraschendes auf: Während gut gebildete, berufstätige Frauen noch kaum Schweizer Wein konsumieren, schätzen ihn die über 60-jährigen Männer im Tessin besonders. «Mit den hervorragenden Weinen, die heute in allen Teilen unseres
Landes produziert werden, sollte es uns mittelfristig gelingen, auch wieder neue, jüngere Bevölkerungsschichten für einen moderaten Konsum der heimischen Gewächse zu gewinnen», sagte Jürg Bussmann.
SZOW 04/19 S.24