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Die Schweizer

Friedensarchitektur

KOFF

Newsletter

Nr. 138, Juni 2015

(2)

Kompetenzzentrum Friedensförderung Centre pour la promotion de la paix Centre for Peacebuilding

KOFF

Das Engagement für die Förderung des Friedens ist in der Schweiz über die Parteigrenzen hinweg mehrheitsfähig. Die verfügbaren Mittel für eine kohärente Friedenspolitik sowie für die Umsetzung friedensfördernder Projekte sind jedoch relativ bescheiden. Die sich schnell verändernden internationalen Konfliktkontexte stellen neue Herausforderungen dar und lassen die Frage aufkommen, ob die Schweizer Friedensarchitektur gut genug aufgestellt ist, um diesen zu begegnen.

Um diese Frage beantworten zu können, soll die Rolle der diversen zivilgesellschaftlichen und behördlichen Akteure der Schweiz im Aufbau einer zusammenhängenden Friedensarchitektur ebenso beleuchtet werden, wie die Wichtigkeit ihrer Zusammenarbeit. In den Beiträgen wird über die institutionellen Strukturen und Prozesse der Zusammenarbeit und Kohä- renz reflektiert, die nötig sind, um die Wirksamkeit des Schweizer Engagements in der Friedensförderung zu erhöhen.

Marie Seidel Redakteurin

Herausgeber:

Kompetenzzentrum Friedensförderung KOFF Sonnenbergstrasse 17 CH - 3000 Bern 7

Inhalt Editorial

SCHWERPUNKT

> Friedenspolitische Kohärenz in der Schweiz? 3

DOSSIER

> Die Rolle kleiner NGOs in der Schweizer

Friedensarchitektur 4

> Von Neutralität zur globalen Friedenspolitik 5

> Für eine stärkere zivile Schweizer

Friedensförderung 6

> Der Beitrag von Bürgerinitiativen zur

Friedensarchitektur 6

> Frieden fördern in der Schweiz 7

> Für eine aktivere Rolle der Schweizer

Zivilgesellschaft in der Friedensförderung 7

> Bühne frei für den Frieden in Genf 8

> Es fehlt eine eigentliche „Friedens-Lobby“ 9

> Gendergerechte Schweizer Friedenspolitik 9

> Friedensförderung: schnell reagieren

und nachhaltige Lösungen finden 10

AKTUELLES

> Kurs zum Thema Konfliktprävention

und Frühwarnung 2015 11

> Internationale Partnerorganisationen 12

PUBLIKATIONEN

> Mit Kleinem Grosses bewirken 13

> Ein Blick zurück: die Jahresberichte

von swisspeace und KOFF 2014 13

> Normen in der internationalen

Friedensmediation 13

WEBTIPP

> Verstärkte Zusammenarbeit im OSZE-Raum 14

AGENDA

> Bevorstehende Veranstaltungen 14

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Andreas Zumach

3 SCHWERPUNKT

Friedenspolitische Kohärenz in der Schweiz?

Friedenspolitische Kohärenz eines Landes ist nicht in erster Linie eine Frage der institutionellen und organisatorischen Zusammenarbeit zwischen den staatlichen und nicht staatlichen Akteuren, die auf den für Friedenspolitik relevanten Politikfeldern (Aussen, Sicherheit, Entwicklung, Wirtschaft, Handel, Migration/Flüchtlinge) tätig sind. Entscheidend ist die inhaltliche Kohärenz: Wie weit decken sich die erklärten Ziele dieser Akteure, und was sind die Wirkungen und Ergeb- nisse ihrer Tätigkeiten? Ein Gastbeitrag von Andreas Zumach, freier Journalist am UNO-Sitz in Genf und Korrespondent für die „tageszeitung“.

Von einer solchen friedenspolitischen Kohärenz ist die Schweiz weit entfernt.

Zwar bekennen sich der Bundesrat und die im Parlament vertretenen politischen Parteien – mit teilweiser Ausnahme der Schweizerischen Volkspartei (SVP) – ebenso wie die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu einer kooperativen Politik im Rahmen von UNO, OSZE und anderen internationalen Institutionen sowie zur Prävention und Lösung von Konflikten mit vorrangig zivilen Instrumenten. Über die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) sowie diverse NGOs betreibt die Schweiz zudem eine Politik der Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung, die – bei aller berechtigten und notwendigen Kritik an einzelnen Projekten – im Wesentlichen und stärker als in vielen anderen nördlichen Industriestaaten an den Bedürfnissen der jeweiligen Partnerländer im Süden und ihrer Bevölkerungen ausgerichtet ist. Angefangen mit der zwischen 1991 und 1993 dank Schweizer Unterstützung ausgehandelten „Gen- fer Initiative“ für eine gerechte Zweistaatenlösung im israelisch-palästinensischen Konflikt hat der Bundesrat seit Ende des Kalten Krieges in einer Reihe von regiona- len Gewaltkonflikten seine „guten Dienste“ (Finanzmittel, erfahrene ExpertInnen und DiplomatInnen, Logistik oder einen neutralen Verhandlungsort) zur Verfügung gestellt, um politische Vermittlung zu ermöglichen. In der UNO hat sich die Schweiz seit dem Beitritt im Jahre 2002 aktiv an einigen Reformbemühungen beteiligt.

Doch diese friedenspolitisch positiven Bemühungen werden konterkariert und mehr als negativ aufgewogen durch die Schweizer Rüstungsexporte, die Aussen- handelspolitik und die Bemühungen des Bundesrates sowie einer Mehrheit des Parlaments, Schweizer Konzerne und den Finanzplatz vor internationalen Rechts- normen und Regulierungen zu schützen. Auf all diesen Gebieten sowie auch in der Energiepolitik und beim Klimaschutz betreibt die Schweiz eine sehr eigennützige nationalstaatliche Interessenpolitik. Diese Politik steht in deutlichem Wider- spruch zu der Behauptung, eine kooperative Friedenspolitik zu führen, die sich um die nachhaltige Überwindung von wirtschaftlichen, sozialen und politischen Konfliktursachen bemüht. Das gilt in besonderem Masse für die eidgenössischen Rüstungsexporte, die zu einem erheblichen Teil in die besonders instabilen Länder des konfliktreichen Krisenbogens von Marokko bis Pakistan gehen sowie mehr- heitlich in Staaten mit einer sehr schlechten Menschenrechtslage. Laut National- ratsbeschluss vom März 2014 dürfen Schweizer Waffen seitdem auch in Länder geliefert werden, in denen „Menschenrechte systematisch und schwerwiegend verletzt werden“. Dieser Beschluss steht in unauflösbarem Widerspruch zum im April 2013 von der UNO-Generalversammlung beschlossenen Waffenhandelsver- trag (ATT), den die Schweiz mit ausgehandelt und unterzeichnet hat. Die Schweizer Rüstungsausfuhren sind seit diesem Beschluss bereits um ein Drittel angestiegen.

Zudem duldet der Bundesrat alle Tricks, mit denen Pilatus und andere Schweizer Rüstungsfirmen die ohnehin nur schwachen Bestimmungen des ATT umgehen.

Auch mit ihrer Aussenhandelspolitik macht die Schweiz viele Erfolge der von der DEZA, AMS und den NGOs verantworteten Zusammenarbeit wieder zunichte.

Innerhalb der 1994 gegründeten Welthandelsorganisation (WTO) sowie bei den derzeit ausserhalb der WTO laufenden Geheimverhandlungen über ein Abkommen zur „Liberalisierung“ der Dienstleistungsmärkte gehört(e) die Schweiz immer zu den Staaten, die neoliberale Marktöffnung und „Reformen“ in den Ländern des Südens forder(te)n. Die grösste handelspolitische Sünde der letzten 20 Jahre war das Bemühen der Schweiz im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO)

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DOSSIER

gemeinsam mit den drei anderen Sitzländern der weltgrössten Pharmakonzerne, den Export finanziell erschwinglicher Medikamente zur Behandlung von AIDS und anderen epidemischen Krankheiten durch Indien und andere Hersteller von Generi- ka weitgehend zu verhindern. Hier wurde der Patentschutz für Novartis, Roche und andere Pharmakonzerne höher gewichtet, als das Menschenrecht auf Gesundheit vieler Millionen Erkrankter in den betroffenen Ländern.

Zu einer kohärenten Friedenspolitik gehören auch die proaktive Aufklärung und strafrechtliche Ahndung schwerer Menschenrechtsverletzungen mit Schweizer Bezug – und zwar unabhängig davon, wo und von wem diese Verbrechen begangen wurden. Daher ist es zwar erfreulich, dass die Genfer Justiz die Anzeige wegen Folter und mehrfachen Mordes gegen den nach seinen Taten in die Schweiz ge- flohenen ehemaligen Polizeichef der guatemaltekischen Junta, Erwin Sperisen, angenommen und diesen zu lebenslanger Haft verurteilt hat. Doch die Aufklärung und Ahndung mutmasslicher Menschenrechtsverstösse von eidgenössischen Unternehmen im Ausland wurde bislang von der Schweizer Justiz hintertrieben.

Zuletzt geschah dies, als die Kantonalgerichte von Waadt und Zug sowie das Bun- desgericht mit an Rechtsbeugung grenzenden Begründungen und Verschleppungs- taktiken die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens gegen den Nestlé-Konzern im Fall des ermordeten kolumbianischen Gewerkschafters Romero ablehnten. Wegen dieser Praxis ihrer Justiz muss sich die Schweiz nun vor dem Europäischen Men- schengerichtshof verantworten.

Eine Auflösung dieser Widersprüche und friedenspolitische Kohärenz wird es nur geben, wenn sich alle genannten Akteure eindeutig an Buchstaben und Geist der menschenrechtlichen sowie völkerrechtlichen Normen und Verpflichtungen halten, welche die Schweiz unterschrieben hat. Dazu gehört auch die Korrektur einiger zwischenstaatlicher Verträge (zum Beispiel der WTO-Vereinbarungen zum

„Schutz geistigen Eigentums“), die im Widerspruch zu diesen Normen stehen. Dies wird nur gelingen, wenn die NGOs, die auf den Gebieten Frieden, Umweltschutz und Gerechtigkeit engagiert sind, ihren beharrlichen Druck aufrechterhalten und noch verstärken.

Die Rolle kleiner NGOs in der Schweizer Friedensarchitektur

Eirene Schweiz

Béatrice Faidutti Lueber Mariana Groba Gomes

Link

Eirene Schweiz

Betrachtet man den internationalen Kontext seit dem Fall der Berliner Mauer und dem Beginn von dem, was wir gemeinhin Globalisierung nennen, drängt sich eine Feststellung auf: Die Welt ist unglaublich komplex geworden und vernetzt sich zu- nehmend. Unter diesen Bedingungen mag einem die Rolle kleiner NGOs wie Eirene Schweiz unbedeutend vorkommen.

Doch kleine NGOs mit Vereinsstruktur nehmen aufgrund ihrer Verankerung in der Zivilgesellschaft und ihrer ausgezeichneten Kenntnisse der lokalen Gegebenheiten und der lokalen AkteurInnen eine Schlüsselposition in der Friedensarchitektur ein.

Als diskrete Rädchen in der Mechanik sammeln sie wichtige Informationen für die Friedensförderung, die Verteidigung der Menschenrechte sowie die menschliche Sicherheit und leiten sie weiter. Die Aktivitäten und Ansätze kleiner NGOs können die Schweizer Zusammenarbeit nur stärken und verbessern.

Die NGOs müssen sich aber trauen, Teil der Debatte zu sein und ihre Aktivitä- ten müssen berücksichtigt werden. Plattformen wie die des Kompetenzzentrums Friedensförderung (KOFF) begünstigen den Austausch zwischen Behörden, dem

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Schweizerischer Friedensrat Ruedi Tobler

Link

Schweizerischer Friedensrat

5 akademischen Bereich und den kleinen und grossen Organisationen für Zusam- menarbeit und Friedensförderung in der Schweiz. Sie müssen entsprechend geför- dert werden, damit die Bemühungen um den Frieden kohärent sind und so gut wie möglich den Erfordernissen im Feld der Schweizer Initiativen entsprechen.

Die Zusammenarbeit und der Dialog zwischen den verschiedenen Schweizer AkteurInnen sind für eine nachhaltige Schweizer Friedensarchitektur wichtig und unerlässlich. Jeder hat auf seiner eigenen Ebene seine Rolle und seinen Platz. Dar- über hinaus braucht jeder möglicherweise den anderen einmal. Die eigene Hand- lungsfähigkeit vervielfacht sich, wenn man sich auf die Kenntnisse, Netzwerke oder Erfahrungen des anderen stützen kann. So aufgestellt, erhält die Schweizer Friedensarchitektur eine solide Grundlage und Legitimität.

Von Neutralität zur globalen Friedenspolitik

„Gute Dienste“ und Entwicklungszusammenarbeit sind unbestrittene Grundpfeiler der schweizerischen Aussenpolitik und wurden nach dem Ende des Kalten Krieges um die zivile Friedensförderung erweitert. Zu Kontroversen führt jedoch immer noch die Beteiligung der Schweiz an UNO-Friedensmissionen.

Zwar hat sich die Schweiz schon früh an friedenserhaltenden Aktivitäten der UNO beteiligt, etwa seit 1953 in Korea und seit 1964 in Zypern. Zu einer Beteili- gungsstrategie am System der kollektiven Sicherheit hat dies jedoch nicht geführt.

Nach dem Scheitern des UNO-Beitritts 1986 erlitt 1994 auch die Blauhelm-Vorlage Schiffbruch. Erst das Ende des Kalten Krieges machte den Weg frei für den UNO- Beitritt 2002. Ein Jahr zuvor wurde auch die Bewaffnung von Armeeangehörigen zum Selbstschutz in UNO-Friedenseinsätzen ganz knapp gutgeheissen. Die Be- teiligung der Schweiz an UNO-Friedensoperationen hat zwar zahlenmässig zuge- nommen, aber weder in der Beitrittsvorlage noch in den sicherheitspolitischen Konzeptionen seit den 1990er Jahren hat sie Gewicht.

Der Schweizerische Friedensrat wurde 1945 mit dem Hauptziel des sofortigen UNO-Beitritts gegründet. Er nutzte 2000 die Vernehmlassung zum UNO-Beitritt, um „Perspektiven für eine friedenspolitische Öffnung der Schweiz zur Weltgemein- schaft“ zu entwickeln. Er forderte einen Beitritt ohne Wenn und Aber, kollektive Sicherheit statt Neutralität, eine aktive Rolle bei der UNO-Reform, Dynamik in die Abrüstungsverhandlungen zu bringen, den Schwerpunkt auf zivile Friedensförde- rung zu legen, die Menschenrechte konsequent zu verwirklichen und eine lebens- werte Umwelt für kommende Generationen anzustreben. Publiziert wurden diese Forderungen in der Broschüre „Abschied vom Inseldasein“. Auch 15 Jahre später ist der Grossteil der Postulate aktuell geblieben oder sogar noch dringlicher geworden.

Die Schweiz ist also der Verwirklichung dieser Ziele in den letzten anderthalb Jahr- zehnten kaum näher gekommen.

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Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) Thomas Leibundgut

Link GSoA

Für eine stärkere zivile Schweizer Friedensförderung

In der Schweizer Friedensförderung wird gemeinhin zwischen ziviler und militäri- scher Friedensförderung unterschieden. Erstere wird vor allem vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) organisiert und von zivilem Personal durchgeführt, letztere wird vom Eidgenössischen Departement für Verteidi- gung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) geplant und durch die Armee umgesetzt.

Die Unterschiede in der Organisation widerspiegeln sich auch in der Art des Auftrags und den konkreten Tätigkeiten.

Die militärische Friedensförderung der Schweiz versteht sich als „verlängerter Arm des UNO-Sicherheitsrates“. Sie soll mit militärischen Mitteln in einem Kon- fliktgebiet die Ordnung wiederherstellen und eine gewisse Stabilität garantieren.

Als Beispiele dafür werden die Bewachung von Flüchtlingslagern, Schutz von Verwundeten und humanitären Hilfslieferungen sowie Personen- und Warentrans- porte genannt. Periodisch wird gefordert, den militärischen Arm der Schweizer Friedensförderung zu stärken. Beispielsweise wollte sich der Bundesrat 2009 im Rahmen der militärischen Friedensförderung an der EU-Offensive Atalanta betei- ligen und die Schweizer Armee zum Horn von Afrika schicken. Indem die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) Informationen bereitstellte und im Parlament intensive Überzeugungsarbeit betrieb, konnte eine Schweizer Beteiligung an die- sem Einsatz verhindert werden. Auch heute wird im Rahmen der Flüchtlingskata- strophe im Mittelmeer erneut gefordert, die Schweiz solle sich militärisch daran beteiligen, Fluchtwillige abzuschrecken und Lager in Nordafrika zu betreiben.

Die GSoA setzt sich kontinuierlich dafür ein, dass die Schweizer Friedensförde- rung ihre zivilen Kompetenzen stärkt. Die Schweiz ist als friedenspolitische Stim- me nur glaubwürdig, wenn sie sich auf Friedensprogramme, Beratung bei Über- gangsprozessen oder „gute Dienste“ konzentriert. Die GSoA unterstützt die zivile Konfliktlösung und -vermeidung: Denn durch eine starke zivile Friedensförderung können wirtschaftliche und soziale Probleme wirksam angegangen werden.

Der Beitrag von Bürgerinitiativen zur Friedensarchitektur

Luzerner Initiative

für Frieden und Sicherheit Bernhard Wigger

Link

Luzerner Initiative für Frieden und Sicherheit

Die lange Tradition und das Renommee der Schweiz im Bereich Friedensförderung muss sich auf eine breite Friedensaktivität im Land selber stützen können. Der Begriff einer international effektiven, gefestigten und nachhaltigen Friedensar- chitektur beinhaltet, dass eine Vielzahl von Akteuren, von der Bürgerinitiative bis hin zur international renommierten Institution, in jeweils verschiedenen Rollen zusammenspielen muss. Nur so kann die Friedenssicherung von Grund auf herge- stellt und bewahrt werden.

Eine in der Schweiz angesiedelte Organisation vermag international oder na- tional Wirkung zu erzielen, wie das Beispiel der Luzerner Initiative für Frieden und Sicherheit (LIPS) zeigt. LIPS fokussiert sich auf die Schweizer Zivilgesellschaft und unterstützt die Bildung einer Friedensallianz, die sich friedensrelevanter Themen annimmt. Auch für eine kleine und sehr bürgernahe Organisation ist es möglich, Menschen zu verschiedenen Themen im Bereich Frieden und Sicherheit auf unterschiedlichsten Ebenen zusammenzubringen. Die Anstrengungen einer

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APRED

Christophe Barbey

Links

APRED: Frieden und Verfassungen

APRED: Menschenrecht für Frieden

APRED: Friedensforschung Infrastrukturen des Friedens

7 Bürgerorganisation fördern nicht nur den inhaltlichen Austausch, sondern auch die Bildung neuer Netzwerke innerhalb der Friedensallianz.

Die Schweiz spielt für viele Kriegs- und Krisenkontexte als Gegenideal eine wichtige Rolle. Sie beinhaltet insbesondere die Sprachenvielfalt, tief verwurzel- te demokratische Strukturen und die verhältnismässig grosse Akzeptanz einer beeindruckenden Palette politischer Ausrichtungen. Dabei kommt insbesondere dem Verhalten und der Kommunikation von verschiedenen Gruppen in der Schweiz Modellcharakter zu. Eine Bürgerinitiative wie LIPS nimmt Themen auf, die ge- sellschaftliche Gruppen entzweien könnten (z.B. Gewalt), bringt Menschen zur Konfliktbearbeitung zusammen und trägt so dazu bei, eine zivilgesellschaftliche Friedensallianz zu diesen Themen entstehen zu lassen.

Frieden fördern in der Schweiz

Die Schweiz trägt aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Kompetenzen eine beson- dere Verantwortung im Friedensförderungsprozess. Bei der Entwicklung einer umfassenden Friedensvision steht an erster Stelle die Etablierung des Friedens als universeller Wert, also die verfassungsrechtliche Anerkennung der Bedeutung des Friedens und die aktive Verknüpfung von Frieden und Menschenrechten.

Darüber hinaus muss eine Friedenserziehung erfolgen, die bei den Kleinsten beginnt und sich auf alle Bildungsebenen erstreckt. Obwohl die Schweiz über ausgezeichnete Fachinstitute verfügt, fehlen ihr sowohl in der Schule als auch auf dem ersten Universitätsniveau noch Grundlagenschulungen zu Friedens- und Verhandlungstechniken sowie Konflikt- und Gewaltbearbeitung.

Schliesslich sind die Erarbeitung einer kohärenten nationalen Friedensarchi- tektur und die Entwicklung ausreichender Mechanismen nötig, um Konflikten vor- zubeugen, mit ihnen umzugehen und sie zu lösen sowie ihre Abnahme statistisch zu erfassen. Das alles sind „die Infrastrukturen des Friedens“. In einigen Ländern der südlichen Halbkugel gibt es sie schon, wohingegen sie in der Schweiz teilweise noch formalisiert werden müssen.

Für eine aktivere Rolle der Schweizer

Zivilgesellschaft in der Friedensförderung

Helvetas Swiss Intercooperation Esther Marthaler

Link

Helvetas Swiss Intercooperation

Die Welt wird unsicherer. Laut dem „Global Peace Index (GPI) Report 2014“ leben gegenwärtig 500 Millionen Menschen in unsicheren und instabilen Ländern, 200 Millionen davon unter der Armutsgrenze. Die globalen wirtschaftlichen Aus- wirkungen von Gewalt beziffert der GPI mit 11.3% des globalen Bruttoinlandpro- dukts (BIP) oder dem doppelten BIP Afrikas.

Helvetas Swiss Intercooperation konnte im letzten Jahr etwas mehr als eine halbe Million Schweizer Franken für Friedensförderungsprojekte in Krisenregionen ausgeben. 2015 wird das Budget sogar auf etwas mehr als eine Million ansteigen.

Angesichts der aktuellen Herausforderungen in den Partnerländern scheint dies immer noch ein kleiner Beitrag zu sein. Für Schweizer NGOs sind die Mittel für die Friedensförderung jedoch dünn gesät und kommen teilweise aus dem Ausland.

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Die Schweizer Zivilgesellschaft – gerade auch die Entwicklungsorganisationen – haben in den vergangenen Jahren ihre Kapazitäten im Bereich Friedensförderung stark ausgebaut und das Thema Frieden intensiv diskutiert. Jedoch braucht es nun zusätzliche Gelder, um die Rolle der Schweizer Zivilgesellschaft in der inter- nationalen Friedensförderung zu stärken. Dadurch könnten die Schweizer NGOs ihre Kompetenzen in der Gewalt- und Konfliktprävention weitaus wirksamer ein- setzen. Schliesslich würde dies auch zur Sichtbarmachung und Verankerung des Themas in der Schweizer Öffentlichkeit beitragen.

Bühne frei für den Frieden in Genf

Interpeace Annabell Merklin Weitere Kontakte

„Political Affairs and Partner- ships Section“ des UNO-Büros in Genf

Geneva Peacebuilding Platform

Link

Geneva Peace Talks

Seit Jahrhunderten wird die Stadt Genf weltweit als tolerant, neutral und friedlich angesehen. Über 35 UNO-Mitglieder sowie mehr als 250 NGOs, Forschungsinstitute, Hochschulen und eine Vielfalt von AkteurInnen im privaten Sektor werden unter dem Begriff „International Geneva“ zusammengefasst. Die einzigartige Kombina- tion verschiedener Interessensgruppen an diesem globalen Knotenpunkt begüns- tigt ein neues Netz, um Themen miteinander zu verbinden – beispielsweise in der Friedensförderung. Die Plattformen von „International Geneva“ bringen beispiel- lose Synergien hervor und schaffen so mehr Raum für politische Neuerungen im Bereich der Friedensförderung.

Genf ist seit 2013 die Heimat der Geneva Peace Talks. Die Veranstaltung ist öf- fentlich zugänglich und findet dieses Jahr am 18. September unter dem Titel „It’s Time for Peace!“ im Palais des Nations statt.

Angesichts der täglichen Schlagzeilen über Krieg und gewalttätige Konflikte werden die diesjährigen Geneva Peace Talks aufzeigen, wie dringend die Unter- stützung für Friedensbemühungen weltweit gebraucht wird. Es wird auf frühere Friedensbemühungen und aktuelle Initiativen eingegangen, woraus Schlussfolge- rungen für die Zukunft der Friedensförderung gezogen werden. Die RednerInnen kommen aus Wissenschaft, Kunst oder Wirtschaft, sie erzählen ihre eigenen Geschichten über Frieden und darüber, wie sie denselben auf verschiedene Arten fördern.

Der Zweck ist nicht nur, der breiten Weltbevölkerung das Konzept der Friedens- förderung mittels Live-Streams und Videos auf der Webseite näher zu bringen, sondern die Menschen auch in den komplexen Friedensförderungsprozess zu integrieren. Der Fokus liegt auf der persönlichen Verantwortung, die wir alle für die Gestaltung einer friedlicheren Welt tragen.

Die Geneva Peace Talks sind ein öffentlicher Event, der zum Anlass des Welt- friedenstages in einer Partnerschaft des Genfer UNO-Büros mit Interpeace und der Geneva Peacebuilding Platform organisiert wird.

(9)

swisspeace Laurent Goetschel Direktor

Link swisspeace

9

Friedensförderung stösst als Anliegen und als Politikfeld auf viel öffentliche Zustimmung. Auch wenn die aktuelle weltpolitische Lage Fragen zu den Wirkungs- möglichkeiten von Friedenspolitik aufkommen lässt, besteht in weiten Teilen der Gesellschaft nach wie vor der Wunsch nach mehr Anstrengungen zur Prävention von Gewaltkonflikten und zur Stärkung von Friedensprozessen. Doch Wünschen werden nicht immer entsprochen. Und manche Entscheidungsträger schrecken – gerade in Zeiten von budgetären Einschränkungen – auch nicht vor Widersprü- chen zurück: Denn Frieden ist unterschiedlichen Deutungen unterworfen und die Frage nach dem besten Weg dorthin ist genauso umstritten. Auch besteht keine

„Friedens-Lobby“: Wenn einer Schweizer Vertretung im Ausland die Schliessung droht oder wenn die Ausfuhr von Waffen strengeren Regeln unterstellt werden soll, mobilisieren sich eingespielte Gruppen, um dagegen anzukämpfen.

Für die Entwicklungszusammenarbeit gibt es eine einflussreiche ausserpar- lamentarische Kommission sowie zahlreiche Hilfswerke und NGOs, die deren Anliegen erfolgreich unterstützen – was wichtiger ist denn je. Der Friedensförde- rung hingegen fehlt eine solche Basis: Dies mag daran liegen, dass hier weniger Organisationen mit kleineren finanziellen Ressourcen operieren. Damit schwindet der Kreis der Akteure, die in der Umsetzung von Friedenspolitik involviert sind und ein konkretes Interesse haben, diese zu unterstützen. Es hat aber auch mit den Zielgruppen zu tun: Man kann sich schwerlich Konfliktparteien vorstellen, die sich aktiv für die Stärkung der Friedenspolitik von Drittländern einsetzen würden.

Dabei wären gerade sie potentielle Nutzniesser dieser Politik. Friedensförderung erhält somit keine natürliche Hilfe – sie muss vom politischen Willen der für sie einstehenden Staaten und zivilgesellschaftlichen Organisationen getragen werden.

Und ein solcher Wille kann nur bestehen, wenn die betreffenden Staaten und Orga- nisationen die Friedensförderung als Teil ihrer eigenen Interessen wahrnehmen.

swisspeace ist bestrebt, dazu ihren Beitrag zu leisten. Sie zählt dafür auf die Unterstützung ihrer grossen Geschwister im Umfeld der Entwicklungszusammen- arbeit.

Die Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF) – die älteste internationale Frauen-Friedensorganisation der Welt – feierte am 28. April 2015 ihren hundertsten Geburtstag. Im Festsaal des Den Haager Weltforums herrschte Einigkeit darüber, dass Frieden nur mit einem umfassenden gesellschaftlichen Wandel möglich ist und sich die Geschlechterverhältnisse ebenfalls grundlegend verändern müssen.

Dafür braucht es eine starke Zivilgesellschaft. Frauenorganisationen haben viel erreicht. Dennoch sind Zeit, Raum und Geld zu knapp. Es fehlen Räume für den Austausch sowie Zeit, um Geschichten, Erfahrungen und Ideen gesellschaftlicher Entwicklungen aus dem Alltag zu sammeln. Als Kontrapunkt zum normativen Rah- men stellt jedoch genau diese Perspektiven- und Sprachenvielfalt die essentielle Ressource für die Friedensförderung dar.

Es fehlt eine eigentliche

„Friedens-Lobby“

Gendergerechte Schweizer Friedenspolitik

KOFF

Annemarie Sancar

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AMS

Damiano Sguaitamatti

Links

Aussenpolitik der EDA – Frieden

EDA. Für Frieden, Menschen- rechte und Sicherheit – Vom Engagement der Schweiz in der Welt. 2012

Arbeit der DEZA in fragilen Kontexten

DEZA. Peacebuilding and Sta- tebuilding Strategy for SDC’s work in fragile and conflict contexts. 2015

Friedensförderung: schnell reagieren und nachhaltige Lösungen finden

Was bedeutet das konkret für die Schweizer Friedensarchitektur? Zwar hat die Schweiz einen Nationalen Aktionsplan (NAP) zur Umsetzung der UN Resolution 1325 erstellt, doch das heutige, von der Kriegsökonomie getriebene Verständnis von Sicherheit bringt den Frauen kaum mehr Schutz. Im Gegenteil: Die aktuellen Konflikte werden von genderspezifischer Gewalt geprägt. Auch in den Transitions- ländern, zum Beispiel in Südosteuropa, erfahren Frauen neue Formen der Gewalt und Ausgrenzung. Zudem tragen die Medien dazu bei, Frauen auf die Rolle des Op- fers zu beschränken und die strukturelle Gewalt aus dem Blickfeld zu verdrängen.

Nächstes Jahr wird der Schweizer NAP evaluiert. Die Aufgabe der Zivilgesell- schaft ist es nun, diese Widersprüche in die Öffentlichkeit zu bringen. Mithilfe der Diversität seiner Trägerschaft und seiner Position im Spannungsfeld zwischen Alltagsrealitäten und normativen Rahmen will das Kompetenzzentrum Friedensför- derung (KOFF) dazu beitragen, Raum für den Austausch von lokalen Erfahrungen zu schaffen, um dieses kleine, vielfältige Wissen wieder in die nationale Friedenspolitik einfliessen zu lassen. So können der Sicherheitsbegriff aus Frauenrechtspers- pektive kritisch beleuchtet und Wege für eine gendergerechte Friedensarchitektur aufgezeigt werden.

Die Wahrnehmungen könnten nicht weiter auseinander liegen: António Guterres, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, sprach kürzlich von einer „chaotischen Welt“, in der Krisen überall und jederzeit entstehen könnten. Dagegen prognostiziert Håvard Hegre, Professor am renommierten Zentrum für Konflikt- und Friedens- forschung in Uppsala, dass der seit den 1990er Jahren beobachtbare Trend der Abnahme bewaffneter Konflikte weitergehen wird. Unbestritten ist mittlerweile, dass die Fragilität eines Staates die Entstehung oder das Wiederaufflammen bewaffneter Konflikte begünstigt, wie die langwierigen Konflikte in Zentralafrika beispielhaft zeigen. Doch auch der Weg von einem fragilen Staatsaufbau zu einer inklusiven und stabilen Demokratie ist mit grossen Risiken verbunden. In Ägypten und Thailand wurde im Namen der „Stabilität“ der demokratische Rechtsstaat abgebaut. Der Friedensprozess in Myanmar macht zwar grosse Fortschritte, doch führt er auch zum Wiederaufflammen von Gewalt unter ethnischen Gruppen. Ein Dilemma, für das es kein einfaches und schnell wirkendes Rezept gibt.

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden hat die Schweiz seit dem Jahr 2000 ihre zivilen Friedensförderungskapazitäten innerhalb des Eidgenös- sischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ausgebaut. Ein wesentliches Merkmal beim Engagement für den Frieden ist dabei Räume zu schaffen, in denen Dialog und inklusive politische Prozesse entstehen und sich als gewaltlose Alternative zur Lösung der Konflikte bewähren können. Die Abteilung Menschliche Sicherheit (AMS) ist als Kompetenzzentrum für die Friedensförderung auf die kurz- und mittelfristige Bearbeitung gewaltsamer Konflikte spezialisiert.

Die schnelle Unterstützung von Vermittlungsbemühungen kann ebenso mass- geblich die Dialogbereitschaft stärken, wie die Förderung von vertrauensbilden- den Massnahmen in Friedensprozessen, die zuweilen mehr als ein Jahrzehnt dauern können. Heute, zwölf Jahre nach dem Beginn des Engagements der AMS in Sri Lanka, beginnen die zähen Bemühungen um einen Dialog zwischen der Regie- rung und Tamilen im In- und Ausland Früchte zu tragen. Diesem Engagement steht jenes der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zur Seite, das mit der „Friedensentwicklung“ einen längerfristigen Horizont hat (siehe Box).

Links

KOFF : Gender und Friedens- förderung

Annemarie Sancar und Sidonia Gabriel. Gendergerechte Friedenspolitik - Friedensar- beit und Frauenrechte im Spiegel von KOFF. KOFF Essential 01/2015.

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11 Um Frieden zu schaffen, müssen kreative Ansätze gefunden und Risiken eingegangen werden. Da gehören Rückschläge zum Geschäft. Trotzdem hat die Friedensförderung seit dem Aufbau professioneller Kapazitäten nach dem Kalten Krieg viel erreicht. Heute leiden bedeutend weniger Menschen unter Kriegen als noch 1990 und bewaffnete Konflikte werden heute öfter durch Verhandlungen beendet, als mit militärischen Mitteln. Die Schweiz hat ein Interesse an stabilen, gerechten Verhältnissen und langfristigem Frieden. Denn als mittelgrosser Staat mit stark globalisierter Wirtschaft hängt unser Wohlergehen stark vom Wohl anderer Nationen ab.

DEZA Peacebuilding and Statebuilding Strategy

Um Armut und Marginalisierung zu bekämpfen, engagiert sich die DEZA in fragilen und von wachsender Armut geprägten Gewaltkonflikt-Kontexten, durch Entwick- lungsprogramme wie (Berufs-)bildung, Infrastruktur, etc., aber auch Politikdia- log sowie humanitäre Programme, die unter anderem mit Protection of Civilians verknüpft sind. Ziel ist die langfristige Friedensentwicklung und inklusive Staats- bildung. Mit dieser Zielsetzung, zu der jedes Projekt beitragen muss, werden die Chancen für Gewaltkonflikte präventiv verringert und die Fragilität reduziert. Ge- arbeitet wird an a) den Ursachen von Gewaltkonflikten und Fragilität, b) der Stär- kung der Krisenresistenz von Staat und Gesellschaft sowie c) der Verbesserung der Menschenrechte. Dies im Einklang mit den internationalen Zielsetzungen, d.h.

dem „New Deal for Engagement in Fragile States“ und dem zukünftigen Post-2015 SDG 16 „Peaceful and Inclusive Societies“.

Dies setzt voraus, dass die Schweizer Programme mittels Konflikt- und Kontextanalysen, auf Kontextveränderung bezogener strategischer Zielsetzun- gen, dem Einsatz von Szenarienplanung, Risikomanagement und im Verbund mit den Schweizer Akteuren, aber auch mit anderen Gebern sowie Regierung und Zivilgesellschaft des Partnerlandes, agieren. Das konfliktsensitive Programm- Management (CSPM) ist zentral. Die neue DEZA-Strategie Peacebuilding (Frie- densentwicklung) and Statebuilding bestimmt fünf Schwerpunkte: 1) Inklusive Entwicklung, Friedensentwicklung und Staatsbildung, 2) Menschenrechte und Zugang zu Justiz (bei bewaffneten Konfliktlagen: Protection of Civilians), 3) Genderfragen in Fragilität und Gewaltsituationen, 4) Persönliche Sicherheit der Menschen, u. a. auch SSR, psychosoziale Projekte) 5) Bearbeitung von Land-, Wasser- und Klimakonflikten.

AKTUELLES

swisspeace Franziska Sigrist

Link

swisspeace Academy

Kurs zum Thema Konfliktprävention und Frühwarnung 2015

Die Vorbeugung von Gewaltkonflikten und die Früherkennung von Spannungen ist seit der 1992 veröffentlichten „Agenda für den Frieden“ des ehemaligen UNO-Ge- neralsekretärs Boutros Boutros-Ghali ein Kernpunkt des internationalen Diskurses zur Friedensförderung. Vor allem der Völkermord in Ruanda 1994 trieb diesbe- zügliche Bestrebungen voran: Einmal mehr wurde deutlich, dass die Entwicklung stabiler Pläne für die Konfliktprävention notwendig ist. Trotz dieser Bemühungen – und obwohl eine Investition in Präventionsmassnahmen aus Kosten-Nutzen-Sicht viel sinnvoller ist, als Hilfe nach einem Krieg – steckt die Konfliktprävention in der Praxis noch immer in den Kinderschuhen, derweil das Thema nichts von seiner Aktualität verloren hat. Der swisspeace Kurs „Conflict Prevention & Early Warning“

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Internationale Partnerorganisationen

Neuigkeiten aus der internati- onalen Friedensförderung und den Partnerorganisationen von KOFF

Berghof Foundation CDA Collaborative Learning Projects Conciliation Resources EIP

EPLO forumZFD FriEnt

Geneva Peacebuilding Platform

GIZ GPPAC

International Alert Plattform Zivile Konfliktbearbeitung

bietet einen Einblick in die wichtigsten Forschungserkenntnisse im Bereich Kon- fliktprävention, eine Übersicht über die aktuellen Bestrebungen in der Vorbeugung von Konflikten und thematisiert mögliche Wege zur Verbesserung der Frühwarnung.

Der Kurs findet vom 25-27 November 2015 an der swisspeace Academy in Basel statt. Er kann auch als Modul der swisspeace Nachdiplomstudiengänge CAS, DAS und MAS (Certificate, Diploma and Master of Advanced Studies) in Civilian Peace- building (60 ECTS) belegt werden. Anmeldeschluss ist der 30. September 2015.

International Alert

Im 21. Jahrhundert gehört der Klimawandel zu den grössten Bedrohungen der glo- balen Sicherheit und sollte in der Aussenpolitik weltweit oberste Priorität besitzen.

Dies ist die Schlussfolgerung von „A New Climate for Peace: Taking Action on Climate and Fragility Risks“, einem unter anderem unter der Leitung von Interna- tional Alert verfassten, unabhängigen Bericht, der im Auftrag der G7 erstellt und am 15. April 2015 an der Versammlung der G7-Aussenminister in Berlin präsentiert wurde. Die Aussenminister stimmen überein, dass es wichtig ist, die Erwägungen zur Fragilität infolge des Klimawandels in die Aussenpolitik zu integrieren. Ihr Be- schluss beinhaltet des Weiteren die Bildung einer Arbeitsgruppe mit dem Ziel, die Empfehlungen dieser Studie auszuwerten. Bis zur nächsten Publikation finden Sie bereits jetzt eine Zusammenfassung des Berichts online.

GPPAC

Die Global Partnership for the Prevention of Armed Conflict (GPPAC) organisierte am 4. Mai 2015 einen Event parallel zur hochrangigen thematischen Debatte über die Festigung der Zusammenarbeit zwischen den Vereinten Nationen und regionalen Or- ganisationen. Der Event trug den Titel „The Role of Regional Organizations and Civil Society in Building Peaceful Societies and Local Ownership in Support of Implemen- ting the Post-2015 Development Agenda“ und behandelte vier Kernthemen. Erstens wurden Erkenntnisse darüber geteilt, wie Zivilgesellschaftsorganisationen inner- halb verschiedener Themen, darunter Konfliktprävention und Mediation, bedeuten- de Beiträge zur Förderung eines gemeinsamen Verständnisses und der effektiven Koordination auf der Ebene regionaler Organisationen leisten und wirkungsvoll daran teilnehmen können. Zweitens ging es darum, konkrete Handlungsempfeh- lungen zur Bildung strategischer Partnerschaften zwischen UNO, regionalen und teilregionalen Organisationen sowie der Zivilgesellschaft aufzuzeigen. Ein dritter Schwerpunkt beleuchtete bestehende Arten von Beratung und Zusammenarbeit, welche die Kooperation und den Erfahrungsaustausch zwischen regionalen und teilregionalen Organisationen sowie Zivilgesellschaftsorganisationen fördern Und viertens wurden politische Empfehlungen zur Stärkung der weltweiten Friedens- architektur präsentiert. Das Treffen wurde live im Internet übertragen und kann hier nochmals angesehen werden.

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Link

CDA. From Little to Large:

When does Peacebuilding Add up. Journal of Peacebuilding

& Development, Volume 10, Issue 1, 2015.

PUBLIKATIONEN 13

Mit Kleinem Grosses bewirken

In der zeitgenössischen Theorie der Friedensförderung wurde erkannt, wie wichtig es ist, auf verschiedenen gesellschaftlichen Stufen zu arbeiten. In der Folge der Vergrösserung der Förderungskonzepte auf lokaler Ebene tauchte die Frage nach deren Effektivität auf: Wie und wann können diese kleinräumigen Interventionen zu einer positiven Veränderung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene beitragen? Dieser Frage widmet sich die Organisation CDA in ihrem kürz- lich im Journal for Peacebuilding and Development veröffentlichten Artikel.

Aus insgesamt 42 Fallstudien sowie über 40 Konsultationen und Feedback- Prozessen wurden einige Hauptüberlegungen herausgearbeitet und zusam- mengefasst. Die Resultate deuten darauf hin, dass lokale Friedensförderung, auch wenn sie erfolgreich ist, nicht immer Auswirkungen auf die gesell- schaftliche Entwicklung hat.

Ein Blick zurück: die Jahresberichte von swisspeace und KOFF 2014

Der swisspeace Jahresbericht beleuchtet die vielfältigen Formen des Engage- ments der Stiftung im letzten Jahr. Einzelne Mandate, wie beispielsweise die Tätigkeiten von swisspeace im Zusammenhang mit dem OSZE-Vorsitz der Schweiz, werden zudem detaillierter vorgestellt. Weitere lokale und regionale Projekte wer- den ausserdem ebenso behandelt, wie die intensiven Forschungsbemühungen der Friedensförderungsorganisation. Ziel des Kompetenzzentrums Friedensförderung (KOFF) im Jahr 2014 war es seinerseits, die Diversität der Trägerorganisationen aufzuzeigen, zu valorisieren und zu dokumentieren, aus dem Erfahrungsschatz der zivilgesellschaftlichen Träger in den Bereichen Frieden, Menschenrechte und Entwicklungszusammenarbeit zu schöpfen und Räume für Diskussion und Re- flexion zu schaffen. Der KOFF Jahresbericht 2014 bietet einen Überblick über die Aktivitäten, die 2014 zur Erreichung dieser Ziele unternommen wurden, wie zum Beispiel die Expertenretraite zur Konfliktsensitivität, die Diskussion zur Schweizer Friedensarchitektur sowie die Ukraine Rundtische.

Links

swisspeace Jahresbericht – Frieden bewegt

Jahresbericht 2014 – KOFF gewinnt an Fahrt

Link

Sara Hellmüller, Julia Palmia- no Federer, Mathias Zeller:

The Role of Norms in Interna- tional Peace Mediation.

April 2015

Normen in der internationalen Friedensmediation

Der Bericht, verfasst vom Mediationsteam swisspeace in Zusammenarbeit mit dem Norwegian Peacebuilding Resource Centre (NOREF), analysiert die Rolle von Normen in internationalen Mediationsprozessen und soll als Orientierungshilfe für MediatorInnen dienen. Anhand von Interviews mit 22 MediatorInnen wurden drei Leitfragen bearbeitet: Wie sieht die Verbindung zwischen normativen Rahmen- konzepten und Mediationsprozessen aus? Zweitens wurde die oftmals implizite Priorisierung von Normen untersucht. Drittens wurde analysiert, wie Normen die Mediationsprozesse beeinflussen und wie damit umgegangen wird.

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AGENDA

Bevorstehende Veranstaltungen

Am 1. Juni empfängt die Alliance Sud den deutschen Journalisten Andreas Zumach anlässlich der Veröffentlichung seines Buches „Globales Chaos, machtlose UNO – Ist die Weltorganisation überflüssig geworden?“. Nach der Vorstellung des Bu- ches folgt eine Diskussion in Anwesenheit des Autors. Weitere Informationen und Anmeldung.

KOFF organisiert in Partnerschaft mit Terre des Femmes Schweiz am 4. Juni 2015 einen Rundtisch mit dem Titel „Peacebuilding from Beijing to now – a Woman Leader’s perspective“ und lädt hierzu die philippinische Aktivistin Irene M. San- tiago ein, die für Frieden und die Gleichstellung der Geschlechter kämpft. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Reihe Voix des Femmes statt, die Terre des Femmes jährlich organisiert. Weitere Informationen und Anmeldung.

Die Jahresversammlung der KOFF Trägerorganisationen findet dieses Jahr am 9. Juni von 14.15 bis 17.15 Uhr im Kulturpunkt im PROGR Bern statt. Im statutari- schen Teil wird die neue Strategie von KOFF vorgestellt, während der thematische Teil mit einem Vortrag von Andreas Zumach dem Thema Schweizer Friedensarchi- tektur gewidmet ist. Der Nachmittag endet mit einem Apéro.

Weitere Informationen und Anmeldung.

Das KOFF Training „Menschenrechte und Konflikttransformation: von Konzepten zu einer gemeinsamen Praxis“ zielt auf die Verknüpfung von Menschenrechten und Konzepten der Konflikttransformation in der Praxis ab und fragt, wie dieser interdisziplinäre Ansatz bei der Projektentwicklung, -umsetzung und -evaluation eingesetzt werden kann. Weitere Informationen und Anmeldung.

Für friedensinteressierte Organisationen und Einzelpersonen wird im Anschluss an die Generalversammlung der Partei und Bewegung „IP-Integrale Politik Schweiz“ ein Workshop zum Thema „ein Bundesamt für Frieden“ angeboten. Ziel ist, ein starkes Gefäss für Friedensbildung zu schaffen. Weitere Informationen und Anmeldung.

Aufbauend auf den wichtigsten theoretischen Grundlagen der Friedens- und Kon- fliktforschung untersucht die 7-tägige Sommerschule von swisspeace, welchen Beitrag die Friedens- und Konfliktforschung zum Verständnis des Syrien-Konflikts leisten und wie die Praxis ihrerseits die Forschung weiterbringen kann. Weitere Informationen und Anmeldung.

Verstärkte Zusammenarbeit im OSZE-Raum

Link

OSCE Network

Das OSZE Netzwerk der Think Tanks und akademischen Institutionen wurde 2013 ins Leben gerufen. Gegründet von verschiedenen Forschungseinrichtungen aus den OSZE Teilnehmerländern ist das Netzwerk eine informelle Verbindung, die nicht der OSZE unterstellt ist, oder deren Meinung repräsentiert, sich aber an den Kernthemen der OSZE – der Frage nach politisch-militärischer und wirtschaftli- cher Zusammenarbeit sowie der Frage des Umweltschutzes – orientiert. Mehr als 40 Institutionen, unter anderem auch swisspeace, sind im Netzwerk vertreten. Auf der Webseite finden sich die bisher veröffentlichten Berichte zum Herunterladen sowie ein Überblick über die laufenden Forschungsaktivitäten.

1. Juni 2015

4. Juni 2015

9. Juni 2015

10. - 12. Juni 2015

13. Juni 2015

29. Juni - 5. Juli 2015

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KOFF-Veranstaltungen

Herausgeber

KOFF von swisspeace Kontakt

Sonnenbergstrasse 17 Postfach, CH-3000 Bern 7 Tel.: +41 (0)31 330 12 12 Redaktion

Marie Seidel, Lorenz Häberli Layout

Liliana Rossier Übersetzung

Furrer Übersetzungen Übersetzergruppe Zürich Bildmaterial

Der Springbrunnen „Jet d’eau“

in Genf, anlässlich des Weltfrie- denstags blau beleuchtet Copyright: Françoise Wavre für Interpeace

Frühere Ausgaben online

KOFF ist ein Projekt der Schweizerischen Friedensstiftung swisspeace. Es wird gemeinsam getragen vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und den folgenden Schweizer Nichtregierungsorganisationen:

Kompetenzzentrum Friedensförderung Centre pour la promotion de la paix Centre for Peacebuilding

KOFF

Alliance Sud APRED artasfoundation BAHA’I

Brücke · Le pont Caritas Schweiz Caux - Initiativen der Veränderung cfd

DCAF

Eirene Schweiz Fastenopfer Fondation Hirondelle FriedensFrauen Weltweit Frauen für den Frieden Schweiz

Gesellschaft für bedrohte Völker

Geneva Call Graines de Paix Green Cross Schweiz GSoA

HEKS

HELVETAS Swiss Int.

IAMANEH Schweiz

Institute for Conflict Transfor- mation and Peacebuilding IFOR-Schweiz

Interpeace

Luzerner Initiative für Frieden und Sicherheit (LIPS) Medico International Schweiz mission 21

miva Schweiz - transportiert Hilfe Palmyrah

Peace Watch Switzerland

Peace Brigades International Quaker United Nations Office Schweizerische Flüchtlingshilfe Schweizerischer Friedensrat Schweizerischer Katholischer Frauenbund

Schweizerisches Rotes Kreuz SCI Schweiz

Solidar Suisse SOS Kinderdorf

Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Swiss Academy for Development Swissaid

Terre des Femmes Schweiz terre des hommes schweiz TRIAL

World Vision Schweiz

swisspeace bietet nun schon das vierte Jahr in Folge den Nachdiplomkurs „Civilian Peacebuilding“ (CAS) an. Der auf PraktikerInnen mit akademischem Hintergrund zugeschnittene Kurs dauert 21 Tage über ein Jahr verteilt. Er vermittelt ein ganz- heitliches Verständnis für zivile Friedensförderung, setzt sich kritisch mit Frie- densförderungspraktiken auseinander und berücksichtigt aktuelle Forschungser- gebnisse. Weitere Informationen und Anmeldung bis zum 30. Juni.

Das Internationale Forum für Friedensschaffende, das bereits zum zweiten Mal in Folge von Caux – Initiative für Veränderung und dem Institut für Konfliktbearbei- tung und Friedensentwicklung (ICP) organisiert wird, findet dieses Jahr vom 16.

bis zum 19. Juli in Caux (Schweiz) statt. Das Thema dieses Jahr lautet „Gewaltfreie Konflikttransformation: Menschenwürde, Partizipation und Inklusion“. Das Forum bietet den TeilnehmerInnen die Gelegenheit, sich auszutauschen, zu diskutieren sowie Netzwerke und Synergien zu schaffen. Weitere Informationen und Kontakt.

CDA lädt vom 19. bis 23. Oktober 2015 in Barcelona zum fünftägigen Intensivkurs

„Reflecting on peace practice (RPP) II“ ein. Der Kurs beschäftigt sich mit den ganz- heitlichen Ansätzen der Friedensförderung und der Konfliktanalyse und setzt den Schwerpunkt auf die praktische Analyse von Konflikten aus ganzheitlicher Sicht, die Identifizierung der Hebel, die dazu beitragen, dass ein Konflikt sich entwickelt, und die Entwicklung von Theorien des Wandels und Strategien für Interventions- programme. Weitere Informationen und Anmeldung bis zum 10. August 2015.

Der fünftägige Kurs „Business, Conflict & Peace“ von swisspeace beleuchtet die Rollen von Initiativen und Strategien verschiedener Wirtschaftsakteure in Kon- flikten und im Frieden. Praktische Einblicke in das Engagement von Staat, Unter- nehmen und Zivilgesellschaft werden kritisch hinterfragt. Weitere Informationen und Anmeldung bis zum 31. August 2015.

Auf der KOFF-Webseite finden Sie weitere Informationen zu den aktuellen Rundtischen und Veranstaltungen des KOFF.

Bis 30. Juni 2015

16. - 19. Juli 2015

19. - 23. Oktober 2015

2. - 6. November 2015

Referenzen

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