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Archiv "Die Bestimmung von Antikörpern gegen HTLV III/LAV" (21.08.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZMITTEILUNG

D

as Retrovirus „Human T Lymphotropic Virus Type III (HTLV III)" beziehungswei- se „Lymphadenopathy Associated Virus (LAV)", im folgenden als HTLV 111/LAV bezeichnet, kann im Menschen Lymphadenopathien, Lymphome, Enzephalopathien, Störungen der von T-Lymphozy- ten abhängigen Immunreaktionen bis hin zum voll entwickelten Im- mundefektsyndrom (AIDS) oder stille Infektion mit jahrelangem Vi- rusträgerstatus verursachen.

HTLV III/LAV gehört zu einer Gruppe von Retroviren, bei denen Antikörper und Virus gleichzeitig in Blut und Geweben nachgewie- sen werden können.

HTLV 111/LAV ist außerhalb des Körpers sehr labil und wird durch Erhitzen auf 60 Grad Celsius für 30 Minuten sowie die üblichen, in der offiziellen Desinfektionsmittelliste des Bundesgesundheitsamtes als viruswirksam aufgeführten Desin- fektionsmittel sicher inaktiviert.

Das Virus wird vor allem durch ho- mosexuellen und weniger häu- fig auch durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr übertragen.

Blutspenden von Virusträgern oder bestimmte, aus deren Blut hergestellte nicht inaktivierte Blutprodukte können ebenfalls HTLV III/LAV übertragen, und vi- rus-positive Mütter können prä- und perinatal ihre Kinder infizie- ren. Im normalen, täglichen Le- ben sind Virusträger für ihre Um- gebung nicht ansteckend. Eine Einschränkung der Berufsfähig- keit oder Maßnahmen, die eine Isolierung zum Ziel haben, sind nicht erforderlich. Bei der Pflege der weltweit mehr als 10 000 AIDS-Patienten ist bisher nur eine Übertragung auf ein Mitglied des

medizinischen Personals berich- tet worden. In diesem Fall hat es sich um die direkte, unfallbeding- te Inokulation einer kleinen Men- ge Blut eines AIDS-Patienten in ei- ne Krankenschwester bei der Blutentnahme gehandelt.

Der Nachweis von Antikörpern ge- gen HTLV 111/LAV (Anti-HTLV III/

LAV) weist auf eine stattgefunde- ne Exposition und damit auf einen möglichen Virusträgerstatus hin.

Die Bestimmung von Anti-HTLV III/LAV ist für die Diagnostik ent- sprechender Krankheitsbilder, epidemiologischer Untersuchun- gen von Risikogruppen und von Blutspendern von entscheidender Bedeutung. Vor allem ist die Un- tersuchung aller Blutspenden wichtig, um eine weitere Ausbrei- tung von HTLV-III/LAV-Infektionen durch Bluttransfusionen oder durch die therapeutische Gabe von bestimmten, nicht inaktivier- ten Blutprodukten (vor allem Ge- rinnungsfaktoren) zu verhindern.

Da HTLV III/LAV relativ leicht inak- tiviert werden kann, ist es mög- lich, in den meisten Blutproduk- ten die Infektiosität von etwa vor- handenem HTLV III/LAV durch Er- hitzen oder chemische Behand- lung zu zerstören.

Obwohl nicht jede HTLV-111/LAV- Infektion zu AIDS führt, ist allein der Nachweis von Anti-HTLV III/

LAV für den Betreffenden schon eine schwere psychische Bela- stung. Es muß daher sicherge- stellt werden, daß bei der Serodia- gnostik keine „falsch" positiven Befunde erhoben und weiterge- geben werden.

Die kommerziell hergestellten An- ti-HTLV-111/LAV-Teste müssen des-

halb in den USA wie in der Bun- desrepublik Deutschland stren- gen Standards für Sensitivität und Spezifität entsprechen und zum Vertrieb von den entsprechenden Behörden zugelassen werden (für die Vereinigten Staaten von Ame- rika vom US Public Health Ser- vice, Bureau of Biologics; für die Bundesrepublik Deutschland vom Paul-Ehrlich-Institut, Bundesamt für Sera und Impfstoffe, Frank- furt). Darüber hinaus müssen alle positiven oder fraglich positiven Anti-HTLV-III/LAV-ELISA-Befunde durch eine unabhängige, auf ei- nem anderen Testprinzip beru- hende Untersuchung bestätigt werden, bevor ein positiver Anti- HTLV-111/LAV-Befund dem Unter- suchten mitgeteilt wird. Eine der- artige Mitteilung sollte in einem vertraulichen ärztlichen Gespräch erfolgen und mit einer entspre- chenden Aufklärung über die Be- deutung des Resultats für den Einzelnen in seiner individuellen Situation verbunden sein (siehe auch Deutsch. Ärztebl. 82, Heft 25/26, 1985, 1956-1957).

Während mehrere Anti-HTLV-I11/

LAV- E L I SA-Testsyste me jetzt kommerziell erhältlich sind, müs- sen Testsysteme für die entspre- chenden Bestätigungsteste vor- erst noch in virologisch erfahre- nen Laboratorien selbst herge- stellt werden. Für die Bestäti- gungsteste wird der Immunoblot bisher von den meisten Untersu- chergruppen als das verläßlichste und praktikabelste Verfahren an- gesehen. Zusätzlich wird die Aus- sagekraft der Immunpräzipitation und Immunofluoreszenz-Teste von einigen Laboratorien über- prüft. Diese Methoden werden zur weiteren Aufklärung der Immun- antwort auf eine HTLV-III/LAV-In- fektion einen wichtigen Beitrag lei- sten. Sie können darüber hinaus gelegentlich bei der Abklärung von auch im Immunoblot noch unkla- ren Resultaten beitragen.

In der Bundesrepublik Deutsch- land werden jetzt Untersuchun- gen auf Anti-HTLV III/LAV in einer ständig wachsenden Zahl von La-

Die Bestimmung von

Antikörpern gegen HTLV III/LAV

Friedrich Deinhardt, Hans J. Eggers,

Karl-Otto Habermehl, Meinrad A. Koch und Reinhard Kurth

2424 (60) Heft 34 vom 21. August 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Antikörper gegen HTLV III/LAV

boratorien durchgeführt. Die Un- tersuchung aller Blutspenden ist durch die Richtlinien zur Blut- gruppenbestimmung und Blut- transfusion (Bundesgesundheits- blatt 23 [1980] 269-280) und den Zusatz über die Untersuchung von Blutspenden auf Anti-HTLV III (Bundesgesundheitsblatt 28 [1985] 122) geregelt.

Weil der Immunoblot wie auch die anderen Bestätigungsteste tech- nisch anspruchsvoll sind und zur verläßlichen Durchführung fachli- che Erfahrungen mit diesen Me- thoden erfordern, hat, unterstützt vom Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit, die Deut- sche Vereinigung zur Bekämp- fung der Viruskrankheiten e. V. in Zusammenarbeit mit dem Paul- Ehrlich-Institut, Bundesamt für Sera und Impfstoffe und dem Ro- bert-Koch-Institut des Bundesge- sundheitsamtes einen Ausschuß gegründet, der sich mit der Stan- dardisierung der Immunoblot-Be- stätigungsteste befaßt und dar- über hinaus die Voraussetzungen dafür schafft, daß kurzfristig in größerem Rahmen Bestätigungs- teste durchgeführt werden kön- nen. Einige mit dem Ausschuß kooperierende Laboratorien wer- ten darüber hinaus weitere Me-

thoden (Immunofluoreszenz, Im- munopräzipitation, Radioimmu- noassays) für ihre Brauchbarkeit zur Bestätigung von ELISA-Resul- taten aus. Dieser Ausschuß wird durch Verteilung von Referenzse- ren, Antigenen und antigenbe- schichteten lmmunoblotstreifen für eine laufende Kontrolle dieser Teste sorgen, bis kommerziell er- hältliche und amtlich zugelassene verläßliche Bestätig u ngs-Teste zur Verfügung stehen.

Die einschlägigen Untersuchun- gen und Beratungen können zur Zeit bei den nachgenannten Auto- ren und Herausgebern durchge- führt werden:

Prof. Dr. H. Bauer, Gießen; Prof.

Dr. W. Büttner, Göttingen; Prof.

Dr. H. J. Eggers, Köln; Prof. Dr. G.

Enders, Stuttgart; PD Dr. V. Erfle, München; Prof. Dr. D. Falke, Mainz; Prof. Dr. B. Fleckenstein, Erlangen; PD Dr. B. Flehmig, Tü- bingen; Prof. Dr. W. Höpken, Han- nover; Prof. Dr. G. Hunsmann, Göttingen; Prof. Dr. Dr. E. Kuwert, Essen; Prof. Dr. R. Laufs, Ham- burg; Prof. Dr. G. Maass, Münster;

Prof. Dr. V. ter Meulen, Würzburg;

Prof. Dr. D. Neumann-Haefelin, Freiburg; Prof. Dr. K.-E. Schne- weis, Bonn.

Prof. Dr. med. F. Deinhart

Präsident der Deutschen Vereini- gung

zur Bekämpfung der Viruskrank- heiten e. V.

Pettenkoferstraße 9 a 8000 München 2

Prof. Dr. med. H. J. Eggers Sektion Virologie der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie Fürst-Pückler-Straße 56 5000 Köln 41

Prof. Dr. med. K.-O. Habermehl Vorsitzender des Diagnostikaus- schusses

der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankhei- ten e. V.

Institut für Klinische und Experi- mentelle Virologie

Hindenburgdamm 27 1000 Berlin 45

Prof. Dr. med. M. A. Koch Robert-Koch-Institut des Bundesgesundheitsamtes Nordufer 20

1000 Berlin 65

Prof. Dr. med. R. Kurth Paul-Ehrlich-Institut

Bundesamt für Sera und Impf- stoffe

Paul-Ehrlich-Straße 22-44 6000 Frankfurt/Main

FÜR SIE GELESEN

Nierenversagen und Morphiumgabe in der Intensivpflege

In der Intensivpflege werden häu- fig Opiate, vor allem Morphium, eingesetzt. Viele Intensiv-Patien- ten leiden jedoch unter Nieren- und Leberschädigungen, die den Morphiummetabolismus beein- trächtigen können.

In einer Studie erhielten 20 Pa- tienten der Intensivpflegestation des John Radcliffe Hospital in Ox- ford intravenöse Morphiuminfu- sionen zur Sedierung und

Schmerzlinderung. Acht Patien- ten hatten bei Aufnahme bereits eine Nierenschädigung, zwei Pa- tienten entwickelten eine Nieren- insuffizienz, und zehn Patienten hatten eine normale Nierenfunk- tion.

Die dosisabhängige Morphium- plasmakonzentration und die Morphium-Clearance waren je- weils abhängig von der Nieren- funktion; so stieg bei Verschlech- terung der Nierentätigkeit die do- sisabhängige Morphiumplasma- konzentration. Eine reduzierte Morphium-Clearance führt zu ei- ner erhöhten Eliminationshalb-

wertzeit des Medikaments. Nicht erkannte hohe Morphiumkonzen- trationen können neurologische Symptome hervorrufen und zur falschen Diagnose einer zerebra- len Schädigung führen.

Die Studie zeigt, daß das Messen der Medikamentenkonzentration bei Intensiv-Patienten zu einer si- chereren Medikamentenanwen- dung beitragen könnte. Lng

Ball, M.; McQuay, H. .1.; Moore, R. A.; Allen, M.

C.; Fisher, A.; Sear, J.: Renal Failure and the Use of Morphine in Intensive Care, The Lancet I (1985) 784-786

H. J. MacQuay, Oxford Regional Pain Relief Unit, Abingdon Hospital, Marcham Road, Ab- ingdon, Oxon OX 14 IAG, Großbritannien

2426 (62) Heft 34 vom 21. August 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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