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Archiv "Trimming 130: einfaches Handlungskonzept für 30- bis 60jährige" (10.01.1983)

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DEUTSCHES ZTEBLATT

Ärztliche Mitteilungen

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Trimming 130:

einfaches Handlungskonzept für 30- bis 60jährige

„Trimming 130 — Bewegung ist die beste Medizin" ist das Motto einer bundesweit propagierten Aktion, mit der die Bundesärzte- kammer, der Deutsche Sportbund und eine Reihe weiterer Insti- tutionen und Organisationen in den Jahren 1983 bis 1986 weite Kreise der Bevölkerung gesundheitlich aktivieren wollen. In einem gemeinsamen Schreiben haben der Präsident der Bundes- ärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, und der Präsident des Deut- schen Sportbundes, Dr. Willi Weyer, alle Ärztinnen und Ärzte in der Bundesrepublik um Mitwirkung bei dieser Aktion gebeten, ausgehend von der Erkenntnis, daß eine — richtig bemessene! — sportliche Betätigung Krankheitsrisiken vermeiden hilft und Gesundheitsprozesse fördert. Bei Aktionen dieser Art hat sich die Zusammenarbeit von Bundesärztekammer und Deutschem Sportbund seit Jahren bewährt, angefangen von den „10 Regeln zum vernünftigen Trimmen" über „Das grüne Rezept" bis zu den

„10 Regeln zum aktiven Urlaub".

Inhalte und Ziele der neuen Aktion, die der Bevölkerung sehr eingängig dargelegt wird, sind von Experten aller betroffenen medizinischen Gebiete wissenschaftlich abgesichert worden. Im Leitartikel des medizinisch-wissenschaftlichen Fortbildungsteils des vorliegenden Heftes legt Prof. Dr. Wildor Hollmann den ärztlichen Lesern dar, warum und wie die Aktion erreichen will, mittels eines dosierten Ausdauertrainings vorgegebener Art die kardio-pulmonal-metabolische Leistungsfähigkeit breiter Bevöl- kerungskreise zu steigern, und zwar in der Hoffnung, damit einen Faktor der kardiovaskulären Protektion positiv beeinflussen

zu

können („Ausdauertraining — Regeln für die optimale kardiopul- monale Anpassung"). Selbstverständlich muß vor allem der bera- tende Arzt die wissenschaftlichen Grundlagen und die Aspekte der praktischen Durchführung des „Trimming 130" kennen.

Eine Pressekonferenz am 10. Januar und eine Auftaktsendung im ZDF („Gesundheitsmagazin Praxis") am Abend desselben Tages läuten die Aktion öffentlich ein. Wie das einfache Handlungskon- zept nach allen Regeln der „Werbe- und Verkaufsstrategie" der Bevölkerung nahegebracht werden wird, mit öffentlichkeitswirk- samen „Gags", darüber mehr auf den folgenden Seiten.

Ausgabe B DEUTSCHES ARZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 1/2 vom 10. Januar 1983 13

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Die Information:

Bericht und Meinung Trimming 130

Auf der Suche nach dem

"gewissen Etwas":

Wie bewegt man die Massen?

Neu ist das Rezept von „Trimming 130" nicht, neu ist nur die Verpak- kung. Das geben die Verkaufsstra- tegen der Aktion unumwunden zu, wobei der Begriff „Verkaufsstra- tegen" zum Stil, mit dem der Deutsche Sportbund (DSB) und die Bundesärztekammer mit ande- ren Organisationen an die alte Trimm-Dich-Bewegung anknüp- fen, durchaus paßt: Die Konzep- tion bedient sich ausgeklügelter Werbetricks, angefangen bei den Identifikationsfiguren Sport-Lilly und -Billy auf den Werbepostern bis hin zum „Zugpferd" Sidne Rome, einer jungen amerikani- schen Schauspielerin, die jetzt ei- ne neue Sportart aus Amerika im- portierte: „Aerobic-Dance".

Kürzlich fand eine Informationsta- gung über „Trimming 130" für Sportjournalisten und Verbands- funktionäre in einem Sporthotel in Sonthofen statt. In demselben Ho- tel übrigens, in dem zwei Monate vorher Sportärzte, Gesundheits- journalisten und andere gesund- heitspolitisch Aktive in das Ak- tionsprogramm des DSB und der Bundesärztekammer eingeweiht wurden (wir berichteten darüber bereits im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT, Heft 43/1982). „Trimming 130" soll auf gut deutsch sagen:

sportliche Bewegung ohne beson- dere Anstrengung. Dafür steht die Zahl 130. Dreißig- bis Sechzigjäh- rige sollen während der körperli- chen Belastung ihren Puls mög- lichst auf diesem Wert halten.

Außerdem gilt die Faustregel: lie -- ber sechsmal zehn Minuten Trim- ming pro Woche als einmal eine Stunde.

Den etwas exotisch anmutenden Begriff „Trimming 130" verteidig- te der Geschäftsführer des DSB, Jürgen Palm, in Sonthofen damit, daß wir in einem Zeitalter knapper

Formeln und Zahlen leben und

„dank einsichtiger Professoren"

nun die Bevölkerung ein einfaches Handlungskonzept statt kompli- zierter wissenschaftlicher Anwei- sungen erhalte.

Das Konzept ist von der Idee her im Sport seit langem bekannt. Dar- auf wies Günter Quast vom Deut- schen Schwimm-Verband hin.

Dort wird im Leistungssport schon seit langem mit „Tempo 130" die Ausdauer trainiert. Dennoch kommt mit „Trimming 130" etwas ganz Neues zum Zuge: Der Lei- stungsbegriff (der Deutschen lieb- stes Kind, der doch auch im Frei- zeitsport im Hintergrund herum- geistert — siehe Volksläufe und Marathonwettbewerbe) wird nun plötzlich durch eine eher spieleri- sche Variante aufgeweicht. „Mit der Selbstquälerei muß es beim Jogging nun endlich aufhören, da- von waren wir doch bisher alle ir- gendwie betroffen", appellierte Palm eindringlich an die Tagungs- teilnehmer in Sonthofen.

Noch mehr: Ein neuer „Lebensin- halt" (Palm), ja ein „new way of life" möchte „Trimming 130" sein oder werden. Zwei Beispiele: Von Billy und Lilly wird auf den Werbe- plakaten erzählt, daß sie auf ihrer morgendlichen Joggingtour durch den Wald noch die Vögel zwit- schern hören, so wenig strengt sie das Laufen an. Und dann die neue Gymnastikerfindung aus den USA:

„Aerobic-Dance". Auch wenn vie- le Elemente davon an die her- kömmliche Jazzgymnastik erin- nern, so steht hier doch der Show- effekt weit stärker im Vorder- grund. Nach Sonthofen war dazu vom DSB eigens Sidne Rome ein- geladen worden. Die tempera- mentvolle Amerikanerin stieg in hautenger Discoaufmachung auf die Bühne und peitschte mit-

tels Mikrophon die willigen Sport- journalisten in braven Trainings- anzügen zu äußerst schnellen, schweißtreibenden Bewegungs- abläufen an, auf heiße Poprhyth- men, versteht sich.

Wozu das ganze? Die „Trimm- Dich-Aktion", der Vorläufer von Trimming hatte seinerzeit bereits beachtliche Erfolge erzielt. Aus 25 Prozent der Bundesbürger, die re- gelmäßig Sport treiben, wurden beinahe 50 Prozent. Wenn man durch die neue Aktion jetzt dieje- nigen anzusprechen versuche, die bisher allen Appellen „erfolg- reich" widerstanden haben, dann müsse man sich schon gehörig was einfallen lassen, meinte der Vorsitzende des Bundesausschus- ses Breitensport, Hans-Helmut Kämmerer. Und so versteht er auch „Aerobic-Dance": „Das ist der Pfeffer in der Suppe."

G undheit ist...

Beispiele aus der weit gefächerten öf- fentlichen Werbung für die „Trimming- 130"-Aktion

14 Heft 1/2 vom 10. Januar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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Die Information:

Bericht und Meinung

Mit Leibesübungen im schwarzen Turntrikot hat dieser impulsive Tanz wahrlich nichts zu tun, das wurde in Sonthofen klar. Damit könnte sicherlich mancher Gym- nastikmuffel aktiviert werden. Au- ßerdem hat „Aerobic-Dance" ein viel nobleres Image: „Die Einzel- stunde kostet bei mir 15 Mark", ließ Rome das staunende Publi- kum wissen. In Berlin hat sie be- reits zwei Tanzschulen aufge- macht.

In Amerika ist die Kommerzialisie- rung schon seit langem im Gange, wie Hans Mohl, Zweites Deutsches Fernsehen, bestätigte. Der Preis gibt einer Ware erst ihren Wert — diese Binsenweisheit machte in Sonthofen mancher Sportfunktio- när, der sich Tag für Tag nach Feierabend für seinen Schwimm-, Rad- oder Fußballverein auf der Schreibmaschine abrackert, nach- denklich. Aber auch aus sportme- dizinischer Sicht wurde „Aerobic- Dance" in Sonthofen mit gemisch- ten Gefühlen aufgenommen. Eine Journalistin zitierte eine Studie aus Amerika, wonach bei diesem

„Bewegungstanz" Pulswerte über 200 nicht selten seien — das passe schlecht in das „Trimming-130"- Konzept. Auch wurde bei der Po- diumsdiskussion am letzten Tag in Sonthofen gefragt, ob denn die Discomusik für die Zielgruppe 30- bis 60jährige so ganz geeignet sei.

Das Podium schwieg höflich — wohl auch die Gegenwart von Mrs.

Rome respektierend.

Auf der anderen Seite zeigte sich auch deutlich, daß es den idealen Trimmingsport gar nicht gibt, für den beispielsweise Jogging des öfteren herhalten muß. Für Über- gewichtige und Leute mit gewis- sen Abnützungserscheinungen in den Gelenken — also just Leute, die in der Gruppe der 30- bis 60jährigen öfters anzutreffen sein dürften — ist Jogging kaum geeig- net, darauf wies der Orthopäde Professor Dr. Heinrich Ness ein- dringlich hin. Außerdem sind die meisten Wege in Stadtregionen zu hart und die Laufschuhe noch nicht so weit entwickelt, daß sie

Trimming

130

die Stöße auffangen könnten, wie Professor Dr. August Kirsch vom Bundesinstitut für Sportwissen- schaft erklärte.

Wie sieht es dann erst mit so un- fallträchtigen Disziplinen wie bei- spielsweise dem alpinen Skisport oder Tennis aus, wollte ein kriti- scher Sportjournalist wissen.

Diesmal blieb das Podium die Ant- wort nicht schuldig: Gesundheit bedeute nicht nur Kreislauftrai- ning, zur Gesundheit gehörten auch Faktoren wie Ausdauer, Kraft, Koordinationsfähigkeiten und Flexibilität, meinte Professor Dr. Böhmer, Universität Frankfurt.

Und der Geschäftsführer des DSB, Jürgen Palm, sekundierte elegant, daß gerade diese Sportarten zeig- ten, wie wichtig eine Vorbereitung mit „Trimming 130" sei. Worauf der Vertreter des Deutschen Ski- verbandes, Ekkehart Ulmrich, an das Publikum gewandt, erleichtert bemerkte: „Skifahren ist also nicht unbedingt ungesund."

Eines hat Sonthofen gezeigt: Aero- bic-Dance schafft es geschickt, daß auch Müde Lust bekommen mitzu- machen. Und Sidne Rome hat ge- wiß manchem nicht nur physisch eingeheizt. Vielleicht bedurfte es im deutschen Sport also doch noch des gewissen „Etwas" — oder mit Kämmerer gesprochen, der „or- dentlichen Portion Pfeffer" —damit man nicht die Mohl-Pille schlucken muß: „Gehören Sie auch zu denje- nigen, die lebenslänglich sitzen, ohne dazu verurteilt zu sein?"

Cornelia Küffner

NACHRICHTEN

Hoher Röntgenfilm-Preis trotz Sturz des Silberkurses

Die Kassenärztliche Bundesvereini- gung (KBV) und die Spitzenverbände der Krankenkassen haben in den ver- gangenen Jahren wiederholt an die führenden Hersteller von Röntgenfil- men appelliert, bei ihrer Preisgestal- tung den seit dem Zusammenbruch der Silberspekulation im Frühjahr 1980 zu verzeichnenden Rückgang der Kosten für diesen Rohstoff ange- messen zu berücksichtigen.

Während sich die Röntgenfilmpreise infolge der Silberhausse zu Beginn 1980, als der Kilopreis dieses Edelme- talls kurzzeitig auf 2500 DM hoch- schnellte, innerhalb weniger Monate nahezu verdoppelten, sind sie seit dem tiefen Sturz des Silberkurses auf rund 800 DM im Mai 1980 vergleichs- weise nur geringfügig reduziert wor- den. Als der Silberpreis seinen Höchststand erreicht hatte, war der Preis für ein Blatt des häufig verwen- deten Filmformates 35 mal 35 Zenti- meter innerhalb eines Jahres um 3,50 DM auf 6,75 DM gestiegen. Demge- genüber hatte sich der Wert des in diesem Format enthaltenen Silbers, knapp 0,9 Gramm, im gleichen Zeit- raum nur um 1,90 DM erhöht.

Nach dem starken Rückgang des Sil- berpreises im Mai 1980 und ver- gleichsweise geringfügigen Kurs- schwankungen in den letzten beiden Jahren betrug der Durchschnittspreis für einen Kilobarren im Jahr 1982 nur noch ca. 600 DM. Ein Filmblatt der genannten Größe kostet gegenwärtig rund 5,80 DM. Während sich die Sil- berkosten, bezogen auf diesen Rönt- genfilm, also um 1,70 DM verringer- ten, wurde der Filmpreis lediglich um 0,95 DM reduziert. Der Eindruck, daß erheblich größere Preissenkungen möglich sind, wird dadurch bestätigt, daß kleinere Händler in letzter Zeit in verstärktem Maße mit Billigangebo- ten werben, die sich auch auf Mar- kenfilme beziehen. Wie zu erfahren war, haben diese Händler mittlerweile einen beachtlichen Marktanteil er- rungen, wohingegen manche Groß- händler über erheblich zurückgehen- de Umsätze klagen. We/KBV

Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 1/2 vom 10. Januar 1983 15

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