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Archiv "Kosovo: Vergessenes Elend" (15.10.2004)

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ünf Jahre nach dem Krieg in der heu- te autonomen Provinz Kosovo ist die dortige Situation noch immer verhee- rend: 80 Prozent der Menschen sind ohne Arbeit, fast 50 Prozent leben unter der Armutsgrenze. Beinahe 70 Prozent des kosovarischen Einkommens besteht aus internationalen Spenden und Diaspora- Sendungen – beides ist rückläufig. Nach wie vor leiden viele Frauen und Mädchen unter Kriegstraumata, sexuelle sowie körperliche Gewalt waren nicht nur während des Krieges an der Tagesord- nung, sondern sind es teilweise noch.

Medica Kosova – ein von der Frauenhilfs- organisation medica mondiale e.V. (mm) eröffnetes Beratungs- und Therapiezen- trum für kriegstraumatisierte Frauen im kosovarischen Gjakova – engagiert sich in diesem Oktober bereits im fünften Jahr für Frauen und Mädchen, die an- dernorts in Vergessenheit geraten sind.

„Unsere Arbeit hat eine positive Aus- strahlung auf das ganze Land“, sagt Dr.

med. Monika Hauser bei einem Rück- blick auf die ersten fünf Jahre des Zen- trums in Köln. Den Angaben der Gynä- kologin zufolge, die mm 1993 gründete, hat das 35-köpfige Team von Medica Ko- sova bereits viel erreicht: mehr als 8 000 Frauen konnten gynäkologisch behan- delt, rund 800 Frauen aus 24 Städten und Dörfern langfristig psychosozial betreut, etwa 100 Frauen juristisch beraten

und 90 Gerichtsverhandlungen begleitet werden. Vor allem habe die Arbeit des Beratungs- und Therapiezentrums dazu beigetragen, das Tabu zu lockern, das noch immer über dem Thema sexuali- sierte Gewalt liegt. „Vereinzelte Frauen haben sogar einen Weg aus ihrem Trau- ma gefunden und wieder Ziele vor Au- gen“, berichtet Hauser von ihrer letzten Reise in die Balkan-Provinz.

Nach offiziellen Angaben wurden al- lein zwischen 1998 und 1999 rund 15 000 Frauen und Mädchen vergewaltigt — laut Hauser sind es aber „weitaus mehr“.

Ein weiteres Problem ist die katastro- phale medizinische Versorgung. In den Kliniken ist die Hygiene mangelhaft, Ärzte werden gar nicht oder unter- bezahlt, und Apotheken sind vom Schwarzmarkt beherrscht. Wer es sich leisten kann, geht in Privatpraxen.

Schließlich, berichtet die Gynäkologin, führe die mangelhafte Sexualaufklärung – auch hinsichtlich der Hygiene – und Vorsorge dazu, dass immer mehr Frauen und Mädchen schwanger werden, an Geschlechtskrankheiten oder an Ge- bärmutterhalskrebs litten. „Ein Besuch beim Frauenarzt ist bislang nur bei einer Schwangerschaft oder Geburt hoffähig“, betont die Ärztin. Darüber hinaus man- gele es auch den Männern an der nötigen Aufklärung, weil es keine Komple- mentärorganisationen zu Medica Koso- va für Männer gibt. Um auch Frauen zu erreichen, die außerhalb von Gjakova leben oder deren Ehemänner einen Besuch des Beratungszentrums unter- sagen, unterhält das Therapie- und Bera- tungszentrum ein mobiles Krankenfahr- zeug, in dem medizinische und psycholo- gische Hilfe angeboten wird.

Obwohl Medica Kosova seit Anfang des Jahres selbstständig arbeitet, erhält es nach wie vor Spendengelder von me- dica mondiale. Hauser und ihre Kollegin- nen führen zwar bereits Gespräche mit dem Bundesministerium für Wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Malteser Hilfsdienst. Meist würden Projekte wie Medica Kosova je- doch nur kurzfristig unterstützt, beklagt Hauser. Je länger Krieg oder Hungerka- tastrophen vorbei seien, desto mehr ge- rieten sie in Vergessenheit. So gab es 1999 noch rund 300 internationale Hilfsorga- nisationen in Gjakova. Heute sind es nur noch zehn. Martina Merten P O L I T I K

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A2782 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 4215. Oktober 2004

die Begrenzung des Patentschutzes der Praxis der Patentämter überlassen und diese „sorgfältig beobachten“.

Der Streitpunkt „Stoffschutz“, bei dem nicht nur eine Funktion einer Gen- sequenz, sondern alle weiteren paten- tiert werden, ist für einige Ratsmitglie- der kein Thema mehr. „Die Praxis der Patenterteilung wird sowieso zuneh- mend restriktiver“, meint Prof. Dr. med.

Martin J. Lohse. Patente auf das mensch- liche Genom seien mittlerweile obsolet, argumentierte der Pharmakologe bei ei- ner Anhörung des Rechtsauschusses am 29. September. Das Instrument der Zwangslizenz, deren Erteilung mit dem Gesetz erleichtert wurde, könne zudem stärker genutzt werden. Zwangslizenzen begrenzen Patente, wenn befürchtet wird, dass der Patentinhaber ein Mono- pol auf darauf basierende Diagnostika und Therapeutika erwerben könnte.

Gesetz noch zu schwammig

Der andere Teil des Nationalen Ethikra- tes hat dagegen weniger Vertrauen in Po- litik und Markt. Solange auf der europäi- schen Ebene der Begriff „Erfindung“

nicht genau definiert sei, solle er restrik- tiv interpretiert werden. Die elf Ratsmit- glieder sprechen sich deutlich gegen ei- nen absoluten Stoffschutz aus und ver- langen in ihrem weitergehenden Votum, eine konkret angegebene Funktion und ihre Anwendung als verbindliche Be- grenzung des Stoffschutzes anzusehen.

Das soll nicht nur bei menschlichen Gensequenzen gelten, sondern auch bei Genen von Tieren oder Pflanzen. „Fer- ner dürfen reproduktive menschliche Substanzen, Embryonen, embryonale Stammzellen sowie menschliche Organe nicht patentierbar sein“, erklärte Prof.

Dr. rer. nat. Regine Kollek, eine der Un- terzeichnerinnen. Die Patentanmelder sollen verpflichtet werden, die Herkunft der biologischen Substanzen sowie die informierte Einwilligung der Spender nachzuweisen.

Mit ihren Forderungen geben diese Ratsmitglieder Kritikern,wie der Bundes- ärztekammer, Rückendeckung. Schon seit Jahren verweisen sie auf ethische Probleme, die Gefahr der Kostenexplosi- on und Behinderung der medizinischen Forschung. Dr. med. Eva A. Richter-Kuhlmann

Kosovo

Vergessenes Elend

Medica Kosova: seit 1999 Einsatz für kriegstraumatisierte Frauen

Vom Schicksal gezeichnet: kosovo-albanische Frau aus der Gegend bei Gjakova

Foto:medica mondiale

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