A 944 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 19|
10. Mai 2013 für den primären Endpunkt hattenals die mit niedrigpotenten Statinen behandelten Patienten. Dieser Ef- fekt hielt über mindestens zwei Jah- re an. Bei Patienten, die bereits an einer chronischen Nierenerkran- kung litten, erhöhte sich die Zahl der Krankenhausaufnahmen wegen eines akuten Nierenversagens durch hochpotente Statine nicht.
Aus den Daten errechnet sich ei- ne number needed to harm von 1 700 über 120 Tage behandelten, zuvor nierengesunden Patienten, auf die eine Hospitalisierung wegen akuten Nierenversagens kommt, wenn sie mit hochpotenten statt mit niedrigpotenten Statinen behandelt werden.
Retrospektive Studien wie diese seien immer anfällig für Störfakto- ren, kommentiert Prof. Dr. med.
Klaus G. Parhofer vom Klinikum Großhadern der Universität Mün- chen. So könnten die als gefährde- ter eingestuften Patienten gleichzei- tig auch häufiger und höher dosiert andere Arzneimittel wie Blutdruck- senker erhalten haben. Trotz Adjus- tierung für möglichst viele Aspekte blieben Unsicherheiten bestehen, meint Parhofer. Die Auswertung zeige jedoch, dass auch sehr gute Medikamente potenziell Nebenwir- kungen auslösen könnten und des- halb immer eine individuelle Nut- zen-Risiko-Abwägung notwendig sei.
Fazit: Die Therapie mit hochpoten- ten Statinen kann bei vorher nieren- gesunden Patienten das Risiko für ein akutes Nierenversagen erhöhen.
Die Ergebnisse unterstützen nach Parhofer die bislang schon übliche Vorgehensweise, nämlich die Sta- tintherapie mit einer mittleren Do- sis zu beginnen und erst im zweiten Schritt die Dosis zu eskalieren oder eventuell eine Kombinationsthera- pie einzusetzen, falls das Therapie- ziel nicht erreicht wurde.
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Dormuth CR, et al.: Use of high potency sta- tins and rates of admission for acute kidney injury: multicenter, retrospective observational analysis of administrative databases. BMJ 2013; 346: f880.
Die Trabekulektomie ist nach wie vor der „Goldstandard“ der Glau- komchirurgie, obwohl in den letz- ten Jahren weitere Verfahren wie die Kanaloplastik entwickelt wor- den sind und es kammerwasserab- leitende Implantate gibt. Bei der Trabekulektomie wird das Kam- merwasser über ein sogenanntes Sickerkissen (engl. bleb) unter die Bindehaut geleitet. Der Erfolg der Trabekulektomie wird an der anhal- tenden Funktion („Überleben“) die- ser kleinen Fistel und an der mit ih- rer Hilfe erzielten Senkung des In- traokulardrucks (IOD) bemessen.
Dass der Eingriff bei Diabetikern mit einer Augenbeteiligung, einer diabetischen Retinopathie, weniger erfolgreich ist als bei Stoffwechsel- gesunden ist seit längerem belegt.
Nun hat eine Studiengruppe der University of California in Los An- geles nachgewiesen, dass die Tra- bekulektomie auch bei Diabetikern ohne Retinopathie eine weniger ef- fiziente IOD-Kontrolle als bei Nichtdiabetikern bewirkt. Im Ver- gleich von 41 trabekulektomierten Augen von 29 diabetischen Patien- ten mit 81 Augen von 63 Nichtdia- betikern, die dem Eingriff unterzo- gen wurden, ergab sich bei den jährlichen Untersuchungen, dass der IOD der diabetischen Augen über einen Zeitraum von 8 Jahren stets höher war. Nach 5 Jahren wa- ren 58 % der Sickerkissen bei dia- betischen Patienten noch funktions- fähig (= hatten überlebt) gegenüber 68 % in der Kontrollgruppe. Die durchschnittliche Überlebenszeit des Sickerkissens betrug 63 Monate bei Diabetikern und knapp 75 Mo- nate bei Nichtdiabetikern (Grafik).
Auch in der Zahl der postoperativ notwendigen antiglaukomatösen Medikationen (ein Indikator eines nur relativen Erfolges der Trabekul- ektomie) schnitten die Diabetiker
schlechter ab, zum Beispiel mit durchschnittlich 1,3 Präparaten (IOD-senkende Augentropfen) ver- sus 0,7 in der Kontrollgruppe nach 4 Jahren.
Fazit: Bei Diabetikern, die ein pri- märes Offenwinkelglaukom haben, aber keine diabetische Retinopathie, ist der wichtigste antiglaukomatöse Eingriff weniger erfolgreich als bei Nichtdiabetikern. Als Erklärungen werden eine höhere Fibroblasten- aktivität und Angiogenese bei Dia- betikern, die eher zu einer Vernar- bung in Konjunktiva und Epi - sklera führen, sowie ein Zusam- menbruch der Blut-Kammerwas- ser-Schranke mit einer erhöhten Entzündungsneigung diskutiert – auch andere ophthalmochirurgi- sche Interventionen wie die Kata- raktoperation sind bei Diabetikern mit höheren Komplikationsraten assoziiert. Die Prognose kann möglicherweise durch eine höhere Dosierung beziehungsweise eine längere Einwirkdauer des antipro- liferativen Wirkstoffs Mitomycin C verbessert werden, der zur Hem- mung einer Vernarbung bei Trabe- kulektomien meist routinemäßig am Ende des Eingriffs lokal appli- ziert wird. Dr. med. Ronald D. Gerste
Law SK, Hosseini H, Saidi E, et al.: Long-term outcomes of primary trabeculectomy in diabe- tic patients with primary open angle glauco- ma. Br J Ophthalmol 2013; 97: 561–6.
GLAUKOMCHIRURGIE
Trabekulektomie bei Diabetikern weniger erfolgreich
GRAFIK
Kumulatives Überleben der Sickerkissen nach Trabekulektomie von Diabetikern und Nichtdiabetikern (Kontrolle)
Durchschnittliches bleb-Überleben bei Diabetikern 63 Monate (95-%-Konfiden zintervall 50,3–75,7) bei Nichtdiabetikern 74,6 Monate (95-%-Konfidenzintervall 67,1–82,1)
Kumulatives Überleben
Beobachtungszeit (Monate)
modifiziert nach: Br J Ophthalmol 2013; 97: 561–6
Nichtdiabetiker
Diabetiker 1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0
0 12 24 36 48 60 72