A 1110 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 22|
31. Mai 2013CHRISTEL TAUBE
Vorbild für junge Forscherinnen
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uch als Frau und Mutter kann man sich in einem von Män- nern dominierten universitären Um- feld behaupten: Für Studentinnen und junge Forscherinnen ist Prof.Dr. med. Christel Taube (76) ein ermutigendes Beispiel dafür. Die Professorin für Pharmakologie und Toxikologie sowie stellvertretende Institutsdirektorin an der Univer - sität Halle-Wittenberg hat über Jahrzehnte an einer fundierten und praxisnahen Ausbildung von Stu- dierenden mitgewirkt.
Christel Taube wurde am 27. Juli 1936 in Sonneberg/Thüringen als Tochter des Chemikers Dr. Hans- Joachim Reusch und seiner Ehefrau Erika geboren. Sie wuchs gemein- sam mit einem jüngeren Bruder auf.
Nach der Schulzeit in Sonneberg legte sie 1954 die Abiturprüfung an der dortigen Oberschule ab. Dann schrieb sie sich für das Fach Hu- manmedizin an der Friedrich-Schil- ler-Universität Jena ein, wo sie auch ihr Staatsexamen ablegte.
Nach dem Studium begann Tau- be 1960 ihre Pflichtassistenten- zeit an der Ernst-Moritz-Arndt-Uni- versität Greifswald und war dort an den Kliniken für Pädiatrie, Chirur- gie und Innere Medizin tätig. 1961 erhielt sie die ärztliche Approbati- on. Wegen der Geburten ihrer bei- den Töchter unterbrach sie dann zu- nächst ihre Tätigkeit. Bereits 1958 hatte sie den Chemiker Professor Rudolf Taube geheiratet. 1965 kehr-
te sie ins Berufsleben zurück und wurde wissenschaftliche Assisten- tin am Institut für Physiologische Chemie der Universität Greifswald.
1966 wurde sie zum Dr. med. pro- moviert. Für ihre Arbeit erhielt sie schon als junge Forscherin viel An- erkennung. Sie wurde 1967 mit dem Ernst-Moritz-Arndt-Preis aus- gezeichnet, dem Wissenschaftspreis der Universität Greifswald. 1969 erwarb sie die Facharztbezeichnung für Biochemie.
Im Jahr 1970 wechselte sie an die Martin-Luther-Universität Hal- le-Wittenberg. Dort war sie zu- nächst als wissenschaftliche Assis-
tentin am Institut für Pharmakolo- gie und Toxikologie tätig. 1973 wurde sie Oberärztin und übernahm die Leitung der Abteilung für Bio- chemische Pharmakologie. 1977 er- warb sie die Facharztbezeichnung für Pharmakologie und Toxikologie und erhielt die Lehrbefähigung.
Taubes wissenschaftliche Schwer- punkte waren anfänglich die The- men Blutgerinnung und der Prosta- noidstoffwechsel, die sich dann aber zu dem übergeordneten Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiteten. 1979 habilitierte sie sich.
Zur außerplanmäßigen Professorin
wurde sie 1985 ernannt. Im selben Jahr wurde sie auch stell vertretende Direktorin des Instituts für Pharma- kologie und Toxikologie der Uni- versität Halle-Wittenberg. Schließ- lich wurde sie 1990 zur Universi- tätsprofessorin berufen. 1996 trat sie in den Ruhestand.
Auf dem Gebiet der Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen arbeitete sie eng mit Klinikern und Vertretern ande- rer theoretischer Institute zusam- men, aber auch mit pharmazeuti- schen Unternehmen. Sie beschäf- tigte sich insbesondere mit dem Einfluss von Herz-Kreislauf-Medi- kamenten sowie Ernährungsfakto- ren auf die Prostanoidbiosynthese.
Alter, Geschlecht, Ernährung, Be- gleitkrankheiten und Mobilität in
ihrem Einfluss auf die Arznei- mittelwirkung waren für sie wichtige Aspekte in der For- schung. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in 147 Publika- tionen und 176 Vorträgen ver- öffentlicht. Sie führten zu zwei Patenten.
Als Hochschullehrerin sah sie es als ihre Pflicht an, der künftigen Ärztegeneration ei- nen fundierten Wissensstock mit auf den Weg zu geben. Tat- sächlich war es ihr immer ein Anliegen, die wissenschaftlichen Grundlagen der Biochemie sowie später der Pharmakologie und Toxi- kologie so zu vermitteln, dass die Studenten – bei denen die Pharma- kologie mitunter als „stupides Lern- fach“ gilt – befähigt werden, die grundsätzlichen Mechanismen ei- ner Pharmakotherapie im Kontext von Konstitution und Lebensge- wohnheiten zu begreifen.
Die Förderung junger Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler war ihr ein wichtiges Anliegen. Von ihren ehemaligen Diplomanden und Doktoranden wird Taube hoch ver- ehrt. Sie verstand es, junge Men- schen für ihr Fach und die For- schung zu begeistern.
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Prof. Dr. med. Christel Taube vermochte als Hochschullehrerin die Begeisterung für das wissen-
schaftliche Arbeiten zu wecken.
Insbesondere für Studentinnen und junge Forscherinnen ist sie ein ermutigendes Beispiel.
Foto: privat