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Archiv "Demenz in Spielfilmen: Zwischen Autonomie und Fürsorge" (05.04.2013)

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A 670 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 14

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5. April 2013 Annette (Irene Fischer)

und ihr Bruder Leon (Her- bert Schäfer) müssen er- kennen, dass ihre Mutter Hede (Verena Zimmer- mann) nicht mehr allein für sich sorgen kann. In der dritten Episode geht es um die Geschichte von Margot (An- nekathrin Bürger), deren Mann Ja- kob (Horst Janson) schon länger von der Krankheit betroffen ist.

Für ihre medizinethische Analyse legte Frebel das Vier-Prinzipien-Mo- dell von Tom L. Beauchamp und James F. Childress zugrunde. Da- nach sollten der Respekt vor der Au- tonomie der Patienten, das Nicht- schadensprinzip, Fürsorge und Ge- rechtigkeit Grundsätze ärztlichen Handelns sein. Frebel weist darauf hin, dass die Angehörigen die Be- troffenen häufig weiterhin als auto- nome Persönlichkeit behandeln, in- dem sie ihre Aussagen ernst nehmen, sie korrigieren und argumentativ

versuchen, mit ihnen zu diskutieren.

Doch diese Art der Kommunikation löse zugleich auf beiden Seiten oft aggressive Reaktionen aus. So sagt Leon zu seiner Mutter, als sie nachts nach Fahrkarten sucht, um mit ihrem Mann zu verreisen: „Mama, hör’ mir mal bitte zu! Papa ist tot!“, worauf- hin ihn Hede ohrfeigt und anschlie- ßend in Tränen ausbricht. Leon ver- lässt verärgert das Haus. Die Situa - tion ist Frebel zufolge deshalb eska- liert, weil Leon seine Mutter wie ei- ne autonome Person behandelt hat.

Um solche Eskalationen zu ver- meiden, werden Pflegenden oft kommunikative Strategien der Vali- dation empfohlen. Leon behauptet etwa in einer weiteren Szene, er ha- be die Fahrkarten vor kurzem noch in der Hand gehabt und habe sie dann irgendwo hingelegt. Er gehe also mit einer kleinen Notlüge auf seine Mutter ein, erläutert Frebel. In dieser Szene werde den Betroffenen ein Teil ihrer Autonomie aberkannt, was aber zu ihrer Beruhigung führe.

Frebels Resümee: Der Film be- leuchtet einen ethischen Konflikt zwischen dem anhaltenden Respekt vor der Autonomie der Betroffenen und der Fürsorge für ihr Wohl - ergehen. Um das Prinzip des Nicht- schadens und der Fürsorge einhal- ten zu können, müssen die Pfle - genden kommunikative Strategien entwickeln, die das Prinzip der Au- tonomie verletzen können.

Gisela Klinkhammer Der Film „Eines Tages . . . ist Teil der DVD-Box „Demenz –

Filmratgeber für Angehörige“ mit zwölf Themenfilmen und wei- terem Material, die aktualisiert erhältlich ist (19,90 Euro zzgl.

Porto). Bestellmöglichkeiten: Amazon und Kuratorium Deut- sche Altershilfe (irena.piorecki@lvr.de). Geplante Vorführungen des Spielfilms: 12. April, 20 Uhr, Schwäbisch-Hall; 14. April, 18 Uhr, Schwäbisch-Hall; 8. Mai, 19 Uhr, Lahr; 18. Septem- ber, 15 Uhr, Schwerin. Informationen: www.einestages.lvr.de

INFORMATIONEN

DEMENZ IN SPIELFILMEN

Zwischen Autonomie und Fürsorge

Der Film „Eines Tages . . .“ berichtet in drei

in ein ander verwobenen Episoden von Menschen mit Demenz in unterschiedlichen Krankheits- stadien. Eine medizinethische Analyse

M E D I E N

Z

ahlreiche Spielfilme und Do- kumentationen setzen sich mit dem Thema Demenz auseinander.

Sie zeigen oft in bewegenden Bil- dern, wie die Krankheit sich auf den Alltag von Betroffenen und Ange- hörigen auswirkt. Lisa Frebel von der Abteilung Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedi- zin Göttingen beschäftigte sich mit medizinethischen Fragestellungen in aktuellen Spielfilmen. Sie stellte die Ergebnisse ihrer Analyse vor kurzem im Agaplesion-Markus- Krankenhaus in Frankfurt am Main auf einer Veranstaltung der Ar - beitsgemeinschaft „Medizinethik im Film“ der Akademie für Ethik in der Medizin vor. Exemplarisch befasste sie sich mit dem Film „Eines Ta- ges . . .“ aus dem Jahr 2009, der in drei Episoden von Menschen mit Demenz in unterschiedlichen Krank- heitsstadien erzählt (Kasten). Im Mittelpunkt der ersten Episode steht der Architekt Frieder (Heinrich Schafmeister). Die ersten Anzeichen der Krankheit brechen mitten ins Leben, wo sie niemand erwarten würde. Die zweite Episode handelt von einer fortgeschrittenen Demenz.

Fotos: LVR-Zentrum für Medien und Bildung

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