Jubiläum in Berlin — in der ersten Reihe von links der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz, Prof. Häußler, Stiftungs-Geschäftsführerin Hildegard Teuber, Prof.
Sewering Foto: Ruth Walz
Die Information:
Bericht und Meinung
NACHRICHTENZwanzig Jahre Hilfe für Arztkinder
Über elf Millionen Mark an Spen- den, aus denen ein Studenten- wohnheim gebaut und bisher 2689 Studenten gefördert werden konn- ten — das ist die Zwanzig-Jahre- Bilanz einer sehr spontanen Idee:
Vor eben diesen zwanzig Jahren stieß Prof. Siegfried Häußler bei ei- ner Begegnung mit einem Kollegen aus Thüringen auf das Problem, daß viele mitteldeutsche Ärzte ihre Kinder in Berlin und Westdeutsch- land studieren ließen, weil die offi- zielle Bildungspolitik des Regimes ihnen als Nicht-Proletarier-Kindern den Zugang zur Hochschule ver- sperrte. Diese Studenten aber brauchten Hilfe — und so entstand die „Stiftung Ärzte helfen Ärzten", die im Sommer 1975 in Berlin Jubi- läum feierte. Mit dem Bau der Ber- liner Mauer wurde die Aufgabe noch größer: Diejenigen Arztkinder aus der DDR, die seitdem bei uns
sind, haben keine Möglichkeit der Verbindung mit ihren Eltern mehr, und die Stiftung hat neben ihrer Aufgabe der materiellen Betreuung auch einen gewissen familiären Charakter angenommen. Seit zehn Jahren hilft die Stiftung auch Arzt- kindern — Halb- oder Vollwaisen
— aus der Bundesrepublik; sie ma- chen zur Zeit etwa zwei Drittel der Betreuten aus.
Am deutlichsten kam der Familien- charakter der Stiftung wohl bei der Jubiläumsfeier in den Worten eines der „Schützlinge" der Stiftung, des Studenten Roman Kaatz, zum Aus- druck: Diese familiäre Atmosphäre, so sagte er, in ganz Deutschland von Stuttgart aus aufrechtzuerhal- ten „ist möglich durch das persön- liche Gespräch, das unsere Ge- schäftsführerin, Frau Teuber, min- destens einmal im Semester mit je- dem Schützling führt, wo er um Hil- fe bitten, um Rat fragen oder ein- fach nur etwas plaudern kann. Es ist möglich durch die persönliche
Plastik vor dem Studentenheim der Stif- tung „Ärzte helfen Ärzten" in Berlin- Grunewald Foto der Stiftung
Gegenwart von Herrn Prof. Häußler in unserem Studentenheim ... Es ist möglich durch unser Studenten- wohnheim, das einen zentralen Punkt der Stiftung in Deutschland darstellt. Ich möchte ... unserer Geschäftsführerin, Frau Teuber, danken für die zwanzigjährige Ar- beit, in der sie durch ununterbro- chenen persönlichen Kontakt mit jedem Schützling das erreicht hat, was ich Ihnen ... hoffentlich deut-
lich gemacht habe".
Die Stiftung zieht übrigens keines- wegs nur Mediziner heran. Von den zur Zeit 952 petreuten „Schützlin- gen" sind zwar die 366 Medizinstu- denten die größte Gruppe, aber keineswegs die Mehrheit. 115 Gym- nasiasten und 61 Zahnmediziner folgen, doch der Bogen der Berufe akademischer und nichtakademi- scher Art spannt sich weit: Philo- sophen und Mathematiker, Musik- wissenschaftler und Ökotropholo- gen, MTAs und Beschäftigungsthe- rapeuten, ja sogar ein Hotelfach- lehrling sind neben vielen anderen in der Liste aufgezählt. Und nicht nur West-Berlin ist Wirkungsort der Stiftung, sondern auch 25 andere Orte in der Bundesrepublik; 17
„Schützlinge" sind im Ausland.
Das Studentenheim in Berlin aber ist mit einigen beachtlichen Kunst- werken geschmückt: Arbeiten von Künstlern, deren Ausbildung von
„Ärzte helfen Ärzten" gefördert worden ist. bt
3404 Heft 50 vom 11. Dezember 1975