125 Jahre Stiftung kreuznacher diakonie (1889–2014)
Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel
Band 25
Ulrike Winkler
Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 2014
125 Jahre
Stiftung kreuznacher diakonie (1889–2014)
Wandel und Beständigkeit
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© Stiftung kreuznacher diakonie Alle Rechte vorbehalten ISSN 1868-047X ISBN 978-3-89534-985-0 www.regionalgeschichte.de
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Titelbild:
Als Albert Einstein 1926 bemerkte, dass „Gott nicht würfele“, meinte er, dass in der Physik nichts dem Zufall überlassen ist. Die Würfel, die die Stiftung kreuznacher diakonie während der Umsetzung ihres Leitbildprozesses im Jahre 2006 entwickelte, überlassen ebenfalls nichts dem Zufall. Gleich wer die Würfel wirft und wie sie geworfen werden, stets ist einer ihrer ethischen Grundsätze deutlich zu lesen. Dabei bildet das Motto „Nicht aufhören anzufangen“ die ideelle Klammer aller Unternehmungen der Stiftung kreuznacher diakonie.
Geleitwort . . . 11
Dank . . . 14
A. Einleitung . . . 17
Ein Nachruf . . . 17
Zur Konzeption der Studie . . . 19
Zum Untersuchungszeitraum . . . 20
Anmerkungen zur Begrifflichkeit . . . 23
Redaktionelle Hinweise . . . 24
B. Voraussetzungen (1883–1886) . . . 25
Die Rheinprovinz im 19. Jahrhundert – politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen . . . 25
„Mehr Diakonissen auf’s Land“ – Die Initiative der Rheinischen Provinzialkirche 32 Die Initiative des Rheinischen Provinzial-Ausschusses für Innere Mission . . . 37
Der Startschuss in Kreuznach im November 1886 . . . 39
C. Die Gründung des Zweiten Rheinischen Diakonissen-Mutterhauses (1887–1889) . 43 Die Gründung eines „Actions-Comités“ im September 1887 . . . 43
Die Standortfrage . . . 45
Die Finanzen . . . 47
Kampf um’s Vorsteheramt: Fliedner, Reich oder ein „ausgeschiedener Emeritus“? 52 „Lust zur Arbeit“ – Die Schwesternschaft . . . 60
Eröffnung und Einweihung am 17. Oktober 1889 . . . 68
D. Der Aufbau der Anstalt (1890–1913) . . . 71
1. „Ein Recht auf unsere Liebe“ – Die Arbeit für Menschen mit geistiger Behinderung . . . 71
Die Situation von Menschen mit geistiger Behinderung in der modernen Industriegesellschaft . . . 71
Inhaltsverzeichnis
Erste Einrichtungen der Inneren Mission für Menschen mit
geistiger Behinderung in Deutschland . . . 73
Die Situation in der Rheinprovinz . . . 74
Die „Blödenpflege“ – Ein tragfähiges Arbeitsfeld? . . . 77
Optimale Voraussetzungen: Das Unterstützungswohnsitzgesetz vom 11. Juli 1891 . . . 82
Die Asbacher Hütte – Eine erste Dependance für Menschen mit geistiger Behinderung . . . 84
Bethanien – Eine Bildungsanstalt für „Schwachbegabte weiblichen Geschlechts“ . . . 86
„Heilen können wir die Idioten nicht“ – Unterricht und religiöse Unterweisung . . . 87
Arbeit und Beschäftigung . . . 91
2. Die Krankenpflege . . . 92
Krankenpflege, ärztliche Versorgung und Sterbefrömmigkeit am Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland . . . 92
Die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Kreuznach . . . 95
Von der Sobernheimer „Krankenstube“ zum Kreuznacher „Hülfskrankenhaus“ . . . 96
Ein neues Mutterhaus auf dem Sobernheimer Hüttenberg 1892 . . . 98
Der Bau des Kreuznacher „Zentralkrankenhauses“ und der Druck der Ärzte . . 99
Ein katholischer Protest . . . 105
„Unsere Arbeit an den Kindern“ – Pläne für ein Kinderkrankenhaus . . . 107
Der Beginn der Krankenpflegeausbildung 1908 . . . 108
3. „Der Krüppel ist des Blöden Zwillingsbruder“ – Die Arbeit für Menschen mit körperlicher Behinderung . . . 110
Die evangelische „Krüppelfürsorge“ . . . 111
Die „Krüppelzählung“ in der Rheinprovinz 1902 . . . 118
Die „Krüppelseele“ . . . 120
Die „Haussprüche“ in Bethanien und Bethesda . . . 122
4. „An das Delikatessen-Mutterhaus“ – Die „Palmblätter“ und der Beginn einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit, 1896 . . . 125
5. Die Arbeit für Kinder und Jugendliche . . . 127
„Die ärmste unserer Zweiganstalten“ – Die „Erziehungsanstalt armer Mädchen“ in Niederwörresbach, 1895 . . . 127
„Die Kleine“ – „Die Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder“ in Rechtenbach in Wetzlar, 1897 . . . 130
6. Die Gemeindepflege . . . 131
Erste Stationen . . . 131 Inhaltsverzeichnis
6
7 Inhaltsverzeichnis
Das Kleinkinderlehrerinnen-Seminar . . . 132
7. „Hilf mir“ – Die Gründung der Arbeiterkolonie Niederreidenbacher Hof 1904 . . . 133
Die evangelische Wandererfürsorge . . . 133
„Hilf mir“ . . . 136
8. „Mehr evangelische Diakone“ – Die Gründung der Brüderschaft Paulinum 1909 . . . 139
Bildteil . . . 145
E. Erster Weltkrieg und Weimarer Republik (1914–1932) . . . 177
1. Im Ersten Weltkrieg . . . 177
Die „Urkatastrophe“ . . . 177
Kriegskrankenpflege, Prothesenherstellung und Unterricht für verwundete Soldaten in den Diakonie-Anstalten . . . 179
„Nervenkranke“ Soldaten in Bethanien . . . 185
Das Personal . . . 188
Hungersterben in den Diakonie-Anstalten? . . . 190
Ein Ende mit Schrecken – 1918 . . . 193
2. In der Weimarer Republik . . . 197
Im neuen Staat . . . 197
„So stehen wir also fast in allen unseren Anstalten im Zeichen von Spaten und Winkelmaß“ – Bauaktivitäten . . . 199
„… trotz der Not der Zeit erträglich …“ – Die Finanzen . . . 204
Die Schwestern . . . 206
„Wir haben also ein großes Hinterland und Rekrutierungsgebiet“ – Die Brüderschaft . . . 209
Die „Rassenhygiene“ . . . 211
„Keine zwei Angeln im Fischteich“ – Die Suche nach einem Nachfolger . . . 213
Eine neue Vorsteherin . . . 218
F. Im Nationalsozialismus (1933–1945) . . . 221
1. Im „Dritten Reich“ . . . 221
Das evangelische Deutschland und der Nationalsozialismus . . . 221
„Wir wollen ein Stück des neuen Deutschland sein“ – Die Diakonie-Anstalten und der Nationalsozialismus . . . 223
Vorstandsfragen und Parteimitgliedschaften . . . 226
Die Diakonie-Anstalten und der „Kirchenkampf “ . . . 228
8 Inhaltsverzeichnis
„Die Zeit des Aufbaus ist für unsere Anstalt vorläufig abgeschlossen“ –
Die Finanzen . . . 231
„Die Schaffung eines opferbereiten Freundeskreises“ – „Die offene Tür“ . . . 236
Die Arbeitsfelder . . . 237
„Willig und tatkräftig mitarbeiten“ – Die Umsetzung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in den Diakonie-Anstalten . . . 245
Der Kampf gegen die Sterilisierung von Schwester Mathilde St. . . . 249
Die Militarisierung des Anstaltslebens . . . 250
„Wir könnten jede Schwester zweimal gebrauchen“ – Die Schwesternschaft . . . 253
Die Brüderschaft . . . 257
Organisations- und Leitungsfragen . . . 262
2. Im Zweiten Weltkrieg . . . 263
Die Kriegskrankenpflege . . . 264
Die „Soldatenbrüder“ . . . 266
Die „Euthanasie“ in den Diakonie-Anstalten . . . 270
Die Meldebögen . . . 271
Die Verlegung jüdischer Bewohnerinnen 1941 . . . 274
Der erste Transport im Mai 1943 . . . 275
Der zweite Transport im Mai 1944 . . . 276
„Obduktionsbefund 595/43“ – Das Schicksal der Renate W. . . . 278
„… sind unsere Gäste und Helfer in der Arbeit gewesen …“ – Kriegsgefangene und Zwangsarbeitskräfte in den Diakonie-Anstalten . . . 280
Kriegsende und Befreiung . . . 283
G. Von der Nachkriegszeit zum voll entfalteten Sozialstaat (1946–1976) . . . 287
1. Der Wiederaufbau . . . 287
Die Stuttgarter Schulderklärung 1946 . . . 289
„Ob wir auf dem rechten Weg, dem Wege der Diakonie Jesu, geblieben sind?“ – Die Schuldfrage in den Diakonie-Anstalten . . . 291
„Eine Schwester saß sogar auf dem Dachsparren“ – Bauaktivitäten . . . 293
„Eine ausgeglichene Mutterhausrechnung“ – Die wirtschaftliche Entwicklung 298
„Um das tägliche Brot“ – Die Versorgungslage . . . 303
Die Arbeitsfelder . . . 304
„Unsere größte sorgenvolle Not“ – Die Schwestern . . . 312
„Freie Kräfte“ . . . 318
„Ein übergebliebenes armes und geringes Volk“ – Das Ende der Brüderschaft . 319 Die Ärzte . . . 323
Ein Nobelpreisträger in den Diakonie-Anstalten . . . 324
9 Inhaltsverzeichnis
Ein dritter Vorsteher . . . 325
2. „Die große zweite Bauperiode“ . . . 326
Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen . . . 327
„Ein sieben bis acht Jahre reichender Bauplan“ . . . 329
Neu-Bethanien . . . 332
Neu-Bethesda . . . 336
„Der verlockende Neubau eines Zentral-Krankenhauses“ . . . 339
3. Wanderer, Alte, Kinder – Die sonstigen Arbeitsfelder . . . 342
„Stromer – Strolche – Vagabunden?“ – „Mitmenschen, Nächste, Brüder!“ . . . . 342
„Zwischen Stall- und Düngergraben-Geruch“ – Die Altenhilfe . . . 343
Die Arbeit für Kinder und Jugendliche . . . 345
4. Gewalt in den Häusern der Diakonie-Anstalten in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren . . . 347
Bethanien und Bethesda – „Behütet“ oder „verwahrt“? . . . 349
„Die meisten Strafen beruhen auf Fehlern, die der Erzieher macht“ – Hausordnungen . . . 351
„Und ich bin auch geschlagen worden“ – Gewalt gegen Schwestern und Mitarbeitende . . . 352
Empathische Erziehung oder: „Das Wort musste reichen“ . . . 353
5. Das Personal . . . 353
Schwesternmangel in den Krankenhäusern . . . 353
„Die Vermehrung unserer Mitarbeiterschaft“ . . . 359
„Den Reis mehr pampig kochen“ – Die Anwerbung südkoreanischer Krankenschwestern . . . 361
6. Eine Bildungsoffensive für die Diakonie-Anstalten . . . 365
Bildung und Ausbildung für die Bewohnerinnen und Bewohner . . . 366
„Was wir an diakonischer Qualifikation einbringen, müssen wir auch selbst bezahlen“ – Bildung und Ausbildung für die Mitarbeiter/innen . . . 370
7. Organisationsfragen . . . 373
„Um eine echte Ordnung in den Leitungs- und Arbeitsbereichen“ . . . 373
Leitungswechsel I . . . 377
Leitungswechsel II . . . 378
„Lumen Christi“ oder: Der Aderlass der Schwesternschaft 1976 . . . 379
H. Von der Anstalt zur Stiftung (1977–2000) . . . 385
Politischen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen . . . 385
Das Ende der „Arbeiterkolonien“ und der Beginn der „Sozialen Rehabilitation“ . . 388
„Das Wiederaufleben der Diakonen-Brüderschaft“ 1978 . . . 393
10 Inhaltsverzeichnis
„Dass ein Getto-Charakter jeglicher Art vermieden wird“ –
Das Bodelschwingh-Zentrum in Meisenheim 1979 . . . 396
Die „Werkstätten für Behinderte“ . . . 400
Die Arbeit für Kinder, Jugendliche und ihre Familien . . . 402
„Um als Deutsche unter Deutschen leben zu können“ – Die Aufnahme von (Spät-)Aussiedlern in den 1980er und 1990er Jahren . . . 404
Die Vergrößerung des Krankenhausbereichs . . . 407
Die Altenhilfe . . . 407
Das Ringen um neue Organisations- und Leitungsstrukturen . . . 409
I. „Nicht aufhören anzufangen“ . . . 419
Neue Problemlagen – Ein Ausblick . . . 419
Die Schwesterschaft – Ein Epilog . . . 420
Standortkarte . . . 422
Verzeichnis der Tabellen . . . 425
Abkürzungsverzeichnis . . . 426
Auswahlbibliographie . . . 427
Personenregister . . . 432
Autorin . . . 440
11
Geleitwort
Vor etwa fünf Jahren hat der Vorstand der Stiftung kreuznacher diakonie mit Dr. Ulrike Winkler über eine Monographie zur 125-jährigen Geschichte der Stiftung kreuznacher dia- konie nachgedacht, die im Jubiläumsjahr 2014 erscheinen sollte. Die ersten Überlegungen gingen zu einem Arbeitstitel „Von den Anstalten zur Stiftung“. Die Beteiligten waren der Überzeugung, die Geschichte der Stiftung kreuznacher diakonie sei bis in die 1940er-Jahre gut beleuchtet. Die Idee war, die Nachkriegszeit bis heute von einer anerkannten Wissen- schaftlerin in einer gut lesbaren Publikation beschreiben zu lassen. Es kam anders.
Dr. Ulrike Winkler hat in umfänglichen Archivrecherchen den Gründer des II. Rheini- schen Diakonissen-Mutterhauses, aus dem die Stiftung kreuznacher diakonie hervorgeht, Pfarrer Dr. Herrmann Hugo Reich, neu entdeckt. Im Laufe der Arbeiten und beim Lesen der uns vorgelegten Manuskripte lernten wir zu erahnen, unter welchen Bedingungen und mit welchem Geist Reich und, nicht zu vergessen, die erste langjährige Oberin des Mutter- hauses Eugenie Michels diakonisch-soziale Arbeit am Oberrhein etabliert haben.
Reich, seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben mit denkbar bescheidenen Mitteln und einer unglaublichen Weitsicht Grundlagen für unsere Arbeit heute gelegt. Dabei war es Reich ebenso wichtig, medizinischen und pflegerischen Fortschritt in der Versorgung von kranken Menschen zu sichern, wie Menschen mit Behinderungen Teilhabe durch Bil- dung und Therapie zu ermöglichen. Immer wieder holte er sich bei Reisen Anregungen aus bereits bestehenden Einrichtungen. Reich passte die Erkenntnisse an die Verhältnisse im Naheland an. In den ersten zwanzig Jahren seit der Gründung etablierten Reich und die Schwestern des Mutterhauses alle diakonisch-sozialen Angebote, die auch heute noch unsere Arbeit bestimmen: Ausbildung, Krankenhaus, Einrichtungen für Menschen mit Be- hinderungen, für Senioren, für Kinder und Jugendliche und für wohnungslose Männer
12 Geleitwort
und Frauen. Mit dieser großen Vielfalt stellte Reich das Werk auch wirtschaftlich auf breite Schultern.
Darüber hinaus bewies er mit dem Neubau des Mutterhauses und der Gestaltung des Geländes in Bad Kreuznach großen unternehmerischen Weitblick. Nicht etwa – wie in sei- ner Zeit üblich – stellte er die Kirche in den Mittelpunkt des Geländes, sondern das Kes- selhaus, damit der ganze Campus mit Licht, Wärme und Wasser versorgt werden konnte.
Der Blick in die eigene wechselvolle 125-jährige Geschichte schafft Identität und eröffnet Wege in die Zukunft. Dr. Ulrike Winkler beschreibt die konkreten Lebensverhältnisse in den verschiedenen Zeiten, schlägt Brücken zur Sozial-, Wirtschafts- und Regionalgeschich- te und würdigt die Verdienste der Stiftung kreuznacher diakonie und ihrer Mitarbeitenden.
Zu Werk und Wandel gehören auch die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte: die Deportationen und Ermordung von Kindern und Frauen mit Behinderungen im Dritten Reich; die Zwangsarbeit, die Menschen in der gleichen Zeit bei uns verrichten mussten;
die Gewalt, die Kinder und Jugendliche in unseren Einrichtungen in unserer jüngeren Ge- schichte erlebt haben. Die damit verbundene Schuld darf nicht relativiert werden und in einem Rückblick auf 125 Jahre fehlen.
Ein zweites hat uns schließlich dazu bewogen das Buch genau so herauszugeben, wie es jetzt vor Ihnen liegt. Unsere ursprüngliche Absicht hätte bedeutet, dass wir ein Buch über Menschen schreiben lassen, die heute noch leben, die sogar noch in Verantwortung sind.
Eine wissenschaftliche Distanz, die eine möglichst objektive Betrachtung der Ereignisse der letzten Jahrzehnte ermöglicht, ist damit nahezu ausgeschlossen. Dieser Arbeit kön- nen sich unsere Nachfolgerinnen und Nachfolger widmen. Dies entspricht auch unserem Selbstverständnis, Statthalter auf Zeit zu sein. Unser Handeln zu bewerten, bleibt folgenden Generationen überlassen.
Wir danken Dr. Ulrike Winkler für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, für ihr un- ermüdliches Forschen als unabhängige Wissenschaftlerin, für ihr Engagement uns unsere Geschichte neu zu erzählen und ihre kritische Begleitung.
Bei allem wird deutlich, dass organisiertes diakonisches Handeln stetigen Veränderun- gen unterworfen ist. Die Stiftung kreuznacher diakonie hat aus dieser Tatsache eine Tugend gemacht und anlässlich ihres 100-jährigen Jubiläums vor 25 Jahren das Motto „nicht aufhö- ren anzufangen“ geprägt. Letztlich ließe sich mit diesem Motto jedes Kapitel dieses Buches überschreiben. Wir wissen heute, dass sich die diakonisch-sozialen Angebote auch in den nächsten Jahren verändern werden. Neue Anforderungen warten auf die Erbringer von Angeboten für Menschen in Not. Wir versuchen, uns diesen Herausforderungen zu stellen, indem wir permanent die diakonisch-sozialen Dienstleistungsangebote nach den Bedarfen der Patienten, Bewohnerinnen und Klienten unter den sich verändernden Rahmenbedin- gungen weiterentwickeln und die Strukturen verändern, in denen wir leben und arbeiten.
„nicht aufhören anzufangen 125 Jahre +“ ist der Leitsatz des Jubiläumsjahres 2014. Das 1989 geprägte Motto „nicht aufhören anzufangen“ wurde im vergangenen Vierteljahrhun- dert Teil unserer Tradition und unseres Auftrages. Das ergänzende „+“ weist auf die An- forderungen hin, denen sich die Stiftung kreuznacher diakonie heute und zukünftig stellen
13 Geleitwort muss. Eine Zukunft, die uns bei knapper werdenden Mitteln viel Kreativität, Flexibilität und neue Organisationsstrukturen unserer Einsatzfelder abverlangen wird. Wir arbeiten mit an einem modernen Gesundheitswesen, der Inklusion von benachteiligten Menschen und einer würdevollen Begleitung von Menschen im Alter. Die kreuznacher diakonie wur- de gegründet, um Menschen in Not beizustehen. Damals wie heute lassen sich Menschen anrühren und gewinnen, um mit einer hohen Fachlichkeit zu helfen. Dies wollen wir auch in Zukunft: „nicht aufhören anzufangen“.
Bad Kreuznach, im Juli 2014
Pfr. Wolfgang Baumann Dr. Frank Rippel
Vorstand