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Archiv "Glosse: Wo gibt eine Mutter ihre Krankmeldung ab?" (25.02.1994)

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POLITIK

Für den Ablauf der Qualitätszirkel wurde folgendes Schema entwickelt:

• Annäherung an das jeweilige Thema: Epidemiologie, Kostenrele- vanz, gängige Problembereiche und Ansatzpunkte zur Verbesserung der störungsspezifischen Handlungspra- xis.

• Kurze Darstellung eines typi- schen Falles: eingehende kollegiale Diskussion über das eigene diagno- stische und therapeutische Vorgehen (peer review).

O Abgleichung und Ergänzung der Ergebnisse der Gruppendiskussi- on durch die Leitgedanken aus der Materialiensammlung zur Diagno- stik, Therapie und Gesundheitsbera- tung.

• Formulierung eines Grup- penkonsenses über eventuelle Um- stellungen im diagnostischen und therapeutischen Vorgehen; Festle- gung eines Zeitraumes, in dem Er- fahrungen mit dieser veränderten Handlungspraxis gesammelt werden.

Gegebenenfalls Weiterleitung der Diskussionsergebnisse über notwen- dige diagnostische und therapeuti- sche Maßnahmen an die Kassenärzt- liche Vereinigung.

• Erörterung von Problempa- tienten, zum Beispiel wegen Multi- morbidität, chronischem Krankheits- verhalten oder Non-Compliance.

• Festlegung des Themas für die nächste Sitzung und Ausfüllen von Fragebögen zur Beurteilung der Qualitäszirkelsitzung.

Die Beurteilung der Teilnehmer gilt der Anregung durch den kollegi- alen Erfahrungsaustausch und die vom Moderator eingebrachten Er- gänzungen aus dem Manual, der Spe- zifizierung der Art des wahrgenom- menen Effizienzzuwachses, der Zu- friedenheit mit dem Moderatorver- halten sowie der Gesamtzufrieden- heit.

Der Moderator wiederum soll die Nützlichkeit der Materialien, vor- angehendes gruppendynamisches Training, die Qualität der Lösungser- arbeitung der Gruppe sowie die eige- ne didaktische und gruppendynami- sche Kompetenz bewerten.

Auf der Grundlage dieser Kon- zeption begann Anfang August 1993 eine Vorlaufphase mit 30 Qualitäts- zirkeln mit je zirka zehn Teilneh-

AKTUELL / DIE GLOSSE

mern, die sich ein- bis dreimal zu den erarbeiteten Schwerpunktthemen Oberbauchschmerzen, Schlafstörun- gen und Rückenschmerz getroffen haben. Bisher nahmen somit etwa 300 Ärzte an dem Probelauf teil. Die ersten Rückmeldungen über Kon- zept und Nützlichkeit von Zirkel und Moderatormaterial sind positiv.

Vorlaufphase mit 30 Qualitätszirkeln Zur Evaluation einer weiteren, im November 1993 begonnenen ei- neinhalbjährigen Erprobungsphase mit 30 Zirkeln wurden folgende In- strumente entwickelt:

—Qualitätszirkel-Beurteilungs- bogen für die Teilnehmer;

— Qualitätszirkel-Beurteilungs- bogen für den Moderator;

—Praxisdokumentationsblatt zur Skizzierung des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens.

Ausblick: Wichtig an dem hier vorgestellten Modell hausärztlicher Qualitätszirkel ist, daß es die Erörte- rung der bedeutsamsten praxisrele-

An jedem Wochenende sind die Zeitungen voll mit Stellenausschrei- bungen. Aber wer hätte je gelesen, daß eine Stelle als Mutter ausge- schrieben wurde? Und wie könnte ei- ne solche Stellenausschreibung aus- sehen? Etwa: „Suchen für unser ex- pandierendes, aktives Kleinunter- nehmen vielseitige Mitarbeiterin mit hoher Einsatzbereitschaft und Füh- rungsqualitäten. Kenntnisse in Psy- chologie, Pädagogik und Haushalts- führung sind Voraussetzung; die Be- reitschaft, sich jederzeit neue Ar- beitsbereiche zu erschließen, ist er- beten. Bieten abwechslungsreiche Tätigkeit und lebenslange Dauerstel- lung". Oder: „Führungskraft für jun- ges, aktives Kleinunternehmen ge-

vanten Problemfelder in einem über- schaubaren Zeitraum von etwa 12 bis

18 Monaten ermöglicht. Die paradig- matische Übertragung in andere am- bulante gebietsärztliche Bereiche ist möglich und auch anzustreben. Zu hoffen bleibt, daß es hierdurch nicht zu einer stärkeren Abgrenzung zwi- schen den einzelnen Arztgruppen im Sinne einer „Kompetenzghettoisie- rung" kommt. Die flächendeckende Etablierung von Qualitätszirkeln im niedergelassenen Bereich erfordert einen erheblichen organisatorischen und finanziellen Aufwand, dessen Bewältigung die in Frage kommen- den Körperschaften (KV) allein sehr stark beansprucht. Daher gilt es auch in diesem Bereich, neue Kooperati- onsmodelle zu entwickeln.

Verfasser: W. Niebling, Allgemeinarzt, Titi- see-Neustadt; J. Geldmacher, Internist, KV Südbaden; G. Dieter, Internist, KV Südbaden;

R. Vauth und M. Berger, beide Psychiatrische Universitätsklinik Freiburg

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Wilhelm Niebling Scheuerlenstraße 2

79822 Titisee-Neustadt

sucht! Sie entscheiden über Perso- naleinstellung und Arbeitsplatzge- staltung."

Welche Mutter von kleinen Kin- dern hätte sich nicht schon einmal ei- nen ganzen Stab von Mitarbeitern gewünscht, der ihr hilft, die Anforde- rungen eines Arbeitstages zu bewälti- gen? Da ist der morgendliche Weck- dienst, der besondere Fröhlichkeit und Einfühlungsvermögen verlangt, um dem Frühstückskellner die Ar- beit nicht unnötig zu erschweren.

Auch eine Garde agiere wäre, insbe- sondere in der kalten Jahreszeit, nützlich, damit alle Jacken, Mäntel usw. richtig angezogen werden und die Mützen auf den Köpfen landen.

Wer meint, die Erziehung zur Ord-

Glosse

Wo gibt eine Mutter

ihre Krankmeldung ab?

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 8, 25. Februar 1994 (27) A-487

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POLITIK

nung schaffe dieses Problem beiseite, der muß sich auf zahlreiche Enttäu- schungen und Rückschläge einstellen.

Dies gilt ebenso für das Nachtragen von Schulbroten und Schulsachen.

Nun aber kann sich die Mutter, nachdem ihr Mann und die Kinder das Haus verlassen haben, erst ein- mal in Ruhe hinsetzen und den Herr- gott darum bitten, daß alle aus Schu- le und Beruf gesund und froh nach Hause zurückkehren? Ein Bild, das mir noch kürzlich in einer Predigt ge- malt wurde! Und da ist das andere Bild von der modernen Hausfrau, die

— nachdem sie alle Maschinen und technischen Geräte in Gang gesetzt hat — sich bei einer Tasse Kaffee, selbstverständlich mit Zigarette, und dem neuesten Modejournal ausruht.

Die „Unternehmerin mit Perso- nalentscheidungsfreiheit" kann den Vormittag getrost dem Putz- und Einkaufsdienst und der Köchin über- lassen. Letztere muß jedoch mit Be- dacht und Umsicht ausgewählt wer- den, erfordert doch die heutige Zu- bereitung der Mahlzeiten, daß sie die notwendigen Enzyme, Mineralien, Vitamine etc. enthalten, die für die Fitneß der Familienmitglieder von- nöten sind. Hierbei ist ferner zu be- achten, daß eine Verarbeitung von chemisch behandelten Lebensmitteln nur dann zweifelsfrei umgangen wer- den kann, wenn der Köchin ein eige- ner Garten zur Verfügung steht. Ein Glücksfall ist es zudem, wenn der Hausherr Jäger ist, da so auch unbe- handeltes Fleisch auf den Tisch ge- bracht werden kann. Gleichzeitig be- dingen diese Maßnahmen eine Vor- ratshaltung und Konservierung der Lebensmittel während der Jagd- und Erntezeiten, die eine gute Arbeits- auslastung der Köchin garantieren.

Für die Zeit nach dem Mittages- sen ist eine Telefonistin einzustellen, die die Anrufe zahlreicher Freunde entgegennimmt, Terminabsprachen für den Nachmittag trifft und Fragen nach den Hausaufgaben beantwortet.

Sodann sind der Lehrer und der Animateur gefragt — dieser für die Überwachung der Hausaufgaben, und jener zur Beschäftigung der noch nicht schulpflichtigen Kinder, damit sie die älteren nicht ständig bei der Arbeit stören und diese zügig von- statten gehen kann. Der Animateur

DIE GLOSSE

sollte für den Nachmittag in Bereit- schaft bleiben, jedoch nicht ohne Un- terstützung durch einen Chauffeur, der entsprechend der Termin- absprachen der Telefonistin und den sonstigen nachmittäglichen Unter- richts- oder Sportterminen den Fahr- dienst übernimmt.

Mitunter ist auch die Hinzuzie- hung eines Detektivs vonnöten, da- mit dem nie verstummenden Ruf:

Mama, wo ist?...auch entsprochen werden kann.

Bereitschaftsdienst

Ebensowenig sollte man auf den Bereitschaftsdienst einer Kranken- schwester verzichten, die alle kleine- ren Schnitt- oder Schürfwunden, Prellungen und Blutergüsse ord- nungsgemäß behandeln kann, selbst- verständlich von tröstenden, liebevol- len Worten begleitet. Sie kann dann auch die tägliche Einnahme der vor- beugenden Medikamente zur Zahn- festigung, Knochenbildung, Jodver- sorgung und Vitaminzufuhr überwa- chen und bei ernsthafteren Erkran- kungen für Wadenwickeln, Fieber- messen usw. zur Verfügung stehen und gegebenenfalls den Nachtdienst am Krankenbett übernehmen.

Während die Wasch- und Bügel- frau am Nachmittag den täglichen Wäscheberg bewältigen kann, könnte der Chauffeur zwischen den Fahrten die Gartenarbeit übernehmen; ferner ist ihm die Versorgung der Haustiere zu übertragen.

Während die Köchin nach der Abendmahlzeit das Haus verlassen kann, sollte die Krankenschwester vielleicht noch die abendliche Hygie- ne der Kinder überwachen.

Es versteht sich von selbst, daß die Leiterin eines solchen Unterneh- mens, nämlich die Hausfrau und Mutter, ein Management- und Zeit- Plan-Seminar besuchen muß, um für die Koordinationsanforderungen entsprechend gerüstet zu sein und ei- nen dem Unternehmen gemäßen Führungsstil entwickeln zu können.

Und wer nun glaubt, für sie blie- be außer der Führung des Personals keine Arbeit mehr übrig, der hat weit gefehlt. Sie hat nun endlich die not- wendige Zeit, alle Fragen ihrer Kin-

der in den verschiedenen „was ist..."

und „warum..."Phasen aufmerksam zu beantworten, muß die Hausaufga- ben nicht mehr zwischen Einkaufen und Bügelbrett kontrollieren und sich dann am nächsten Tag entspre- chende Vorwürfe bezüglich überse- hener Fehler anhören, kann täglich die Zeitungen und entsprechende Lektüre studieren, um sich über ak- tuelle politische und gesellschaftliche Themen auf dem laufenden zu halten und so ihrem Mann und in Gesell- schaft eine wohl informierte Ge- sprächspartnerin zu sein.

Sie kann ohne Gewissensbisse und Streß einer begrenzten Berufstä- tigkeit nachgehen, und dies nicht et- wa, um die Haushaltskasse aufzumö- beln, sondern um für das oft so be- klagte Loch beim Außer-Haus-Ge- hen der Kinder und die dadurch nicht selten verursachte Ehekrise ge- wappnet zu sein.

Steht eine Abendeinladung an, so war sie natürlich nachmittags beim Friseur und kann sich in Ruhe um- kleiden, da kein Babysitter verspätet kommt und durch die Allgegenwart des umsichtigen Personals es nicht vorkommen kann, daß gerade dann ein Streit zwischen den Kindern ge- schlichtet, Tränen wegen der bevor- stehenden Abwesenheit der Eltern getrocknet oder eben noch ein Brot für das Abendessen der Kinder ge- schmiert werden muß.

Sie wird auch nicht vorzeitig bei der abendlichen Unterhaltung ermü- den, weil etwa in der vorangegange- nen Nacht eines der Kinder unruhig geschlafen hat; sondern sie wird durch Frische und Gesprächsbeiträ- ge ihrem Mann das Gefühl verschaf- fen, von allen anderen um seine Gat- tin beneidet zu werden.

Und schließlich könnte eine sol- che Leiterin des „Unternehmens Fa- milie" wie jeder andere Arbeitneh- mer auch einmal eine Grippe im Bett auskurieren und müßte diese nicht mehr wochenlang mit sich rum- schleppen. Ein idealer Zustand!

Aber: ist sie wirklich noch Mut- ter?

Anschrift der Verfasserin:

Dr. Ulrike Fuchs Steinbrücksmühle 56457 Westerburg A-488 (28) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 8, 25. Februar 1994

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