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Archiv "Krankenhaus: Geschäft für Groß und Klein" (28.07.2006)

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itten im ohnehin heißen sächsi- schen Sommer erhitzt der Streit um zwei Krankenhäuser im Raum Dresden die Gemüter. Der Kreis Meißen will seine Elblandkliniken, zwei Allgemeinkrankenhäuser, verkaufen. Im Gespräch sind die üblichen Verdächti- gen, die großen Klinikketten. Die beiden Krankenhäuser kommen auf zusammen 750 Betten und wurden nach der Wende mit 150 Millionen Euro totalsaniert. Der Landrat favorisiert die Privatisierung.

Angesichts der starken Veränderungen des stationären Gesundheitswesens sei ein starker Partner nötig. Die Gegner argwöhnen, zwei leistungsfähige Häuser sollten billig verscherbelt werden. Nach der Privatisierung werde rationalisiert und der Versorgungsauftrag überprüft.

Auch die große Emotion fehlt nicht; ein namhafter Vertreter der sächsischen Ärzteschaft: Die Bürger seien seit Gene-

rationen mit ihren Krankenhäusern verbunden, hätten dafür Opfer gebracht und würden nun praktisch enteignet.

Was im Elbland passiert, läuft allent- halben. Die öffentliche Hand zieht sich zurück, definiert den öffentlichen Auf- trag neu und überlässt das Feld den pri- vaten Investoren, sei es im sozialen Woh- nungsbau, beim Straßenbau, Schienen- verkehr, bei der Post und sogar bei der öffentlichen Sicherheit. Das stationäre Gesundheitswesen ist nur ein weiteres Beispiel. Betrug der Anteil der privat ge-

tragenen Krankenhäuser 1993 noch 16,2 Prozent, so zehn Jahre später 24,8 Pro- zent und 2004 bereits 25,6 Prozent. Der Anteil der Öffentlichen ging dagegen von 43,5 Prozent (1993) auf 36,2 Prozent (2003) und 36 Prozent (2004) zurück.

Die Freigemeinnützigen halten sich mit Anteilen um die 40 Prozent.

Spektakuläre Beispiele

Die großen Klinikbetreiber vermelden alljährlich Umsatzsteigerungen im zwei- stelligen Bereich. Einige spektakuläre Beispiele aus diesem Jahr:Asklepios, mit einem Umsatz von fast zwei Milliarden Euro Marktführer, übernahm drei Lan- deskliniken in Brandenburg, Helios (1,55 Milliarden Umsatz in 2005) die Humaine-Gruppe mit sechs Häusern, darunter zwei Schwerpunktkliniken, die Rhön-Klinikum AG (1,4 Milliarden Umsatz in 2005) das Uniklinikum Gießen-Marburg. Die Sana-Kliniken, mit 758 Millionen Umsatz (2005) der kleinste im Viererkreis, erwarben 2005 den Paritätischen Unternehmensver- bund Berlin-Brandenburg mit fünf Krankenhäusern und 80 Arztsitzen.

Mit der Übernahme des Uniklinikums Gießen-Marburg gilt Rhön als Schritt- macher auf diesem lange als tabu gelten- den Sektor.Am Erwerb der Brandenbur- ger Landeskliniken durch Asklepios ist interessant, dass damit auch der Maßre- gelvollzug verbunden ist, der lange als rein öffentliche Aufgabe galt. Bemer- kenswert ist schließlich, dass sich Sana mit den fünf Krankenhäusern auch 80 Arztsitze einverleibte – ein in die Zu- kunft weisender Fall. Helios wiederum beteiligte sich 2004 an der Poliklinik Ber- lin-Buch (der dortige Klinikkomplex gehört schon seit 2001 zu Helios) mit 120 000 Patienten pro Jahr und 14 Fach- disziplinen. Der Konzern eröffnete 2005 drei Medizinische Versorgungszentren in Sachsen und Thüringen. Derartige Ver-

bindungen von ambulanter und stationä- rer Versorgung stehen bei allen Privaten auf dem Programm. Sie können damit ihre ganz große Stärke – die Optimierung von Abläufen – ausspielen. Die Klinik- ketten zielen vornehmlich auf die klam- men und müden öffentlichen Träger. Die Privatisierungsprozesse seien, so Helios, inzwischen weitgehend standardisiert, sprich, sie gehören zum Alltagsgeschäft.

Alle Privaten, die Kliniken einwer- ben, versichern, bestehende Verträge einzuhalten und die gewohnte Versor- gung der Patienten sicherzustellen. Zu beachten ist freilich das Kleingedruckte.

Die Unternehmen betreiben nur das, was sich rechnet. Denn sie müssen auf Rendite achten. Die Rhön-Klinikum AG etwa ist im M-Dax notiert und muss sich beim shareholder value an anderen messen lassen. Ähnlich die Helios-Klini- ken GmbH, die Ende 2005 von Dr. med.

Lutz Helmig für 1,5 Milliarden Euro an die Fresenius AG verkauft wurde, oder Asklepios, dem Börsenambitionen nach- gesagt werden. Helmig wandte sich übri- gens dem Fluggeschäft zu.

Die Rhön-Klinikum AG verschweigt denn auch nicht, dass Neuausrichtungen von Kliniken mit unangenehmen Verän- derungen verbunden seien.Würden Ver- sorgungsrealität und Bedarf auseinan- der klaffen, werde man notfalls seine

„Freiheitsgrade – private Unabhängig- keit – nutzen, um das Versorgungsziel zu erreichen.“

Die Privaten stellen zwar rund ein Viertel der Krankenhausträger. Gemes- sen an den Bettenzahlen, ist deren Stel- lung jedoch schwächer. Im Durchschnitt hat das private Krankenhaus 122 Betten.

Zum Vergleich: Die Öffentlichen kom- men auf 382, die Freigemeinnützigen auf 253. Für den privaten Sektor kennzeich- nend ist somit nicht nur die Expansion der großen Klinikketten (die zuneh- mend größere Einheiten erwerben), son- dern auch die der kleinen Spezialisten.

Tatsächlich wächst die Zahl der Häuser mit bis zu 50 Betten kontinuierlich. Ein Blick in die „Gelben Seiten“ der Telefon- bücher und auf die Anzeigenplantagen der Zeitungen lässt ahnen, was angesagt ist: die plastische und die Schlüsselloch- chirurgie. Bei solchen Kliniken sind die Übergänge von ambulanter zu stationä- rer Versorgung fließend. Das fasst bisher noch keine Statistik. Norbert Jachertz P O L I T I K

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A2006 Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 3028. Juli 2006

Krankenhaus

Geschäft für Groß und Klein

Die öffentliche Hand zieht sich zurück, die Privaten rücken vor.

Allgemeine Krankenhäuser (2004)

Anzahl 1 827

– darunter öffentliche 671 freigemeinnützige 712

private 444

Betten 489 433

– darunter öffentliche 255 775 freigemeinnützige 179 682

private 53 976

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