DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BRIEFE AN DIE REDAKTION
ABTREIBUNG
Zu dem Leserbrief von Dr.
med. Wilhelm E. Weber ("Ver-
lorene Zeit"), Heft 7/1986, Sei- te 362:
Völlig daneben
Die sehr polemischen und unlogischen Ausführungen von Herrn Dr. Weber kön- nen nicht unwiderspro- chen bleiben. Der Hinweis auf die bedauerlich hohen Rüstungsausgaben liegt völlig neben der Sache; sie sind bedingt durch das im- mens hohe Rüstungspo- tential des Warschauer Paktes und können des- halb - leider- nicht einsei- tig gesehen werden. Da die CDU/CSU nicht die Mehr-
GESUNDHEITS- BERATUNG
Zu dem Artikel von Dipi.-Soz.
Christine Brühne-Scharlau:
"Gesundheitsberatung - ge- zielt gegen die Risikofakto- ren", in Heft 10/1986, Seite 602 ff.:
Ungenutzte Chancen?
Kontrolle und Manipulation -von der molekularen Ebe- ne bis ins Alltagsverhalten hinein - ist die moderne Medizin tatsächlich und ausschließlich auf ein sol- ches Vorgehen angewie- sen? Werden durch diese Beschränkung der Mittel nicht wertvolle Chancen, vor allem im weiten Feld der Prävention, ungenutzt gelassen?
Die Anzahl der täglichen Zi- garetten, Übergewicht, Blutdruck und Serumcho- lesterin sind Parameter, die man objektivieren und in Zahlen angeben kann - ideale Voraussetzung für eine äußere Kontrolle und Beeinflussung. Etwas schwieriger wird es, zumin- dest im Rahmen einer am- bulanten Behandlung, mit
der "kreislaufwirksamen
heit im Parlament besitzt, kann sie ihre durchaus be- achtenswerten "Schwer- punkte" in der Abtrei- bungsfrage nicht allein durchsetzen. Sie muß, wie bei allen anderen Geset- zesvorhaben, Kompromis- se mit ihrem Koalitions- partner (FDP) schließen und sich deshalb mit klei- nen Schritten bescheiden.
Im übrigen stehen bei der Abtreibungsproblematik nicht die Finanzen, son- dern die innere Einstellung im Vordergrund!
Dr. Franz Deckstein
Leitender
Medizinaldirektor i. R.
Internist
lsolde-Kurz-Straße 12 8000 München 81
körperlichen Belastung", und "StreB" bzw. die Art und Weise der Verarbei- tung desselben ist unter den gegebenen Umstän- den gar nicht objektivier- bar. Spätestens hier hat man die Grenzen der Me- thode "Kontrolle und Mani- pulation" überschritten.
Man befindet sich längst in einem Bereich, in dem der
"gesundheitlich zu Bera- tende" auf Mechanismen angewiesen ist, die man als Regelkreise auffassen kann und die der Selbstre- gulation der somatischen als auch der psychischen Homöostase dienen.
Obgleich längst bekannt, untersucht und beschrie- ben, wird die ganze Palette dieser Ansätze in der prak- tischen Medizin bisher durchweg nicht genutzt.
Die Einbindung solcher Ansätze in ein präventives Konzept könnte aber einen bedeutenden Beitrag vor allem dazu leisten,
..,.. den Kreis der wirklich Gefährdeten weiter einzu- engen, so daß ein gezielte- res Vorgehen statt genera- lisierter Rundumschläge möglich wird,
..,.. therapeutische Wege zu bahnen hin zu einem bes-
seren Gesundheitsverhal- ten, das auf einer breiteren und sicheren Basis steht und nicht nur dem erhobe- nen ärztlichen Zeigefinger folgt.
Günter Renner Schloßbühlstraße 11 7206 Emmingen-Liptingen
ARBEITSPLÄTZE Zu dem Leserbrief von Kar I Pe- ter Kraus: "Wo bleibt die Soli- darität?", in Heft 5/1986, Seite 225:
Dem Beispiel anderer folgen
... Es sollte ... dem Bei-
spiel anderer westlicher Demokratien gefolgt wer- den, in denen Weiterbil- dungs- und Arbeitsplätze erst dann an Ausländer ver- geben werden, wenn kein geeigneter inländischer Bewerber vorhanden ist.
Die von Herrn Kollegen Kraus gestellte Forderung nach Solidarität innerhalb der deutschen Ärzteschaft kann nicht energisch ge- nug unterstützt werden.
Dr. med.
Oswald Scheibe Orthopäde
Friedrich-Engels-AIIee 282 5600 Wuppertal
Mehr Augenmaß
... Prinzipiell stimme ich
Herrn Kraus in seiner Argu- mentation zu. Ein Appell an die Solidarität muß sich aber an alle Seiten richten. Die Forderung nach mate- riellem Verzicht gegenüber der einen Seite muß logi- scherweise die nach mehr Augenmaß für die andere Seite mitbeinhalten. Wer in der Praxis Weiterbildungs- assistenten beschäftigen darf und will, kennt die Pro- blematik, die ich anspre- chen will, zur Genüge. Ich bin geradezu verblüfft und sprachlos, wenn mir ein Kollege bei einem Vorstel-
1080 (8) Heft 16 vom 16. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A
lungsgespräch klipp und klar erklärt, daß ein Gehalt unter 5000 DM für ihn in- diskutabel sei, da er damit seinen bisherigen Lebens- standard nicht aufrechter- halten könne. Kollegen, die eine Beschäftigung auf der Basis einer Praxisvertre- tung suchen, reden von
"üblichen Gehältern" von 300 bis 350 DM pro Tag. Ja, es wird enger in allen ärzt- lichen Arbeitsbereichen. Materieller Verzicht für den anderen im Sinne der Soli- darität ist notwendig und geboten. Dabei sollten aber auch die Arbeitsu- chenden in ihren materiel- len Vorstellungen ein der Situation angepaßtes Au- genmaß zeigen.
Und noch eines zum Brief von Herrn Kraus: Der Satz:
"Es gibt keine nennens- werte Arbeitslosigkeit im Bereich des Warschauer Paktes" liegt gerade in be- zug auf akademische Beru- fe sehr schief. Der Zugang zum Studium ist in diesen Ländern staatlich geregelt, sie werden sich nie den Lu- xus eines Akademikerüber- angebotes leisten. Die bei uns viel zitierte Mediziner- schwemme wäre dort durch staatliches Regle- ment von vorneherein un- möglich. Ist das wirklich die bessere Lösung?
Dietrich Neveling Internist
Dreifaltig keilsplatz 1 8373 Bodenmais
Bei sich selbst beginnen
... Wenn er [Karl Peter Kraus, die Red.] in zwei Jahren rund eintausend Bewerbungen erfolglos verschickt hat, dann sollte er die Ursachenerfor- schung bei sich selbst be- ginnen.
Gerhard W. Arnold Psychiatrisches Landeskrankenhaus Schloßstraße 50 7057 Winnenden