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A2664 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 41½½12. Oktober 2001
Dies ist ein Buch für jeden künstlerisch interessierten Arzt, besonders für Dermato- logen, ein Buch, das Medizin und Kulturgeschichte mit- einander
verknüpft. Es wurde konzipiert als Begleit- band zu einer Ausstellung, die bis Ende Februar 2001 in der Marburger Universitäts- bibliothek zu sehen war. In- halt sind Aufsätze über Struktur und Funktionen der Haut neben ihrer gesell- schaftlich-kulturellen Bedeu- tung, die in Literatur und Kunst ihren Niederschlag fand.
Eingestimmt werden wir durch Hofrat Behrens aus dem „Zauberberg“. Dann übernimmt der „Curiöse Haut- Diener/Vorstellend der Men- schenlichen Haut Schönheit und Heßlichkeit“ aus dem Jahr 1690 die Führung. Ana- tomie und Physiologie der Haut werden mit Sprichwör- tern, Anekdoten und Bil- dern verdeutlicht. Ausführ-
lich wird die kommunikative Funktion der Haut betrach- tet. Schon seit der Steinzeit ist der Mensch bemüht, sein äußeres Bild zu verschönern, man denke an Cleopatras be- törende Schminkkunst. Selbst Ötzi war tätowiert und somit keine Ausnahme!
Einen größeren Abschnitt nimmt das Piercing als Zei- chen der Abgrenzung ein.
Methoden der Wundbe- handlung – von Hippokra- tes bis heute – werden er- klärt. Besonders anrüh- rend sind einige Beispiele des Erlebens von Hauter- krankungen, wie John Updikes Umgang mit Psoriasis und Paul Klees ergreifende Darstellung des Gefangenseins in der Haut (Skleroder- mie). Außergewöhn- lich ein Beitrag über Pigmentmale im al- ten China und vieles, was aus Platzgründen hier nicht gewürdigt werden kann.
Der Text ist geeignet, die Hülle des Menschen von ih- rer künstlerischen Seite zu zeigen: bei aller Wissen- schaftlichkeit ein gleicher- maßen ernstes wie vergnügli- ches Buch. Maja Rehbein
30 Jahre Luftrettung
In zwei Minuten einsatzbereit in der Luft
Karl Neno, Gunter Carloff: Ein- satz für den Rettungshubschrau- ber.Kisterkall Verlag, Köln, 2001, 320 Seiten, über 400 Farbfotos, ge- bunden, 98 DM, CD 20 DM
„Die Kamera begleitete mich von Beginn an, zunächst als mein eigenes fotografisches
B Ü C H E R
Medizin und Kultur
Die Hülle des Menschen
Hannelore Mittag (Hrsg.): Die Haut im medizinischen und kultur- geschichtlichen Kontext. Schriften der Universitätsbibliothek Marburg, Band 103, 2000, 302 Seiten, 85 Abbildungen (schwarz-weiß), 25 DM, Bestelladresse: Universitätsbibliothek Marburg, Tauschstelle, Postfach 19 20, 35008 Marburg, Telefon: 0 64 21/2 82 51 87, Fax: 0 64 21/2 82 65 06, E-Mail: disstausch@ub.uni-marburg.de
Reise
Tuaregs
Désirée von Trotha: Heiße Sonne – Kalter Mond.Tuaregnomaden in der Sahara. Bildband, Freder- king & Thaler Verlag, München, 2001, 160 Seiten, 150 Farbfotos, 1 Karte, gebunden, 68 DM
Die Faszination Wüste – auch die Autorin Désirée von Tro- tha ist ihr vor Jahren erlegen.
Seit zehn Jahren besucht sie jährlich für mehrere Monate Tuaregfamilien in Südalgeri- en und im Nordniger. Ihre Fo- tografien verknüpft sie mit Zitaten aus Legenden, Lie-
dern und Sprichwörtern. Ei- gene Texte verdeutlichen ihre Liebe zu den Wüstennoma- den und der sinnlichen Wü- stenlandschaft.
Eine Hommage an ein Volk, das heute nach neuen Lebensformen suchen muss.
Der grafisch ansprechende Bildband vermittelt die Folk- lore einer im Untergang be- findlichen Kultur. Hochzei- ten, Rituale, Porträts stolzer Gesichter stehen stillen, er- habenen Landschaftsaufnah- men gegenüber. Die Land- schaftsaufnahmen zeigen deutlich mehr Geschlossen- heit als die situativen Auf- nahmen. Diese wirken oft ge- stellt und lassen teilweise die dichte Atmosphäre der Landschaftsaufnahmen ver- missen.
„Heiße Sonne – Kalter Mond“
ist ein schön anzuschauen- der Bildband, von dem man aber nicht zu viel erwarten sollte. Der Alltag, die Le- bensumstände und sozialen Situationen bleiben auf ei- ner verklärten Ebene hän-
gen. Eberhard Hahne
Notizbuch, dann wurden meine Fotos für Fortbil- dungsveranstaltungen ge- nutzt.“ Dort sei auch immer wieder gefragt worden, wie denn eine Einsatzstelle aus der Luft aussehe, sagt Karl Neno, Co-Autor des Buches, der rund 22 Jahre im Luftret- tungsdienst tätig war. Ant- wort gibt das Buch mit mehr als 400 Farbfotos von Einsät- zen aus dem Alltag eines Luftrettungsassistenten. Der Leser fühlt sich fast selbst im Einsatz, bei dem keine Zeit verschwendet werden darf.
Höchstens zwei Minuten dauert es, bis ein Rettungs- hubschrauber nach einem Notruf einsatzbereit in der Luft schwebt. Dieses Bild ei- nes Rettungshubschraubers in der Luft erwartet den Le- ser in verschiedenen Varian- ten in DIN-A4-Format vor jedem neuen Einsatz. Ver- kehrsunfälle, Schussverlet- zungen, aber auch Geburten oder die Landung auf einem Schiff, von dem ein Passagier
ins Krankenhaus geflogen werden muss, gehören zum dargestellten Repertoire. Au- ßerdem werden dem Leser auf zahlreichen Zusatzseiten viele technische und ge- schichtliche Daten rund um die Luftrettung vermittelt. Do- minierend auf den Bildern ist die Arbeit der Sanitäter, auch wenn einem der Anblick der Unfallopfer nahe gehen kann. Tanja Anheier