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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Alkohol beeinträchtigt
die Thrombozytenfunktion
men dem Arzt in der Praxis zu, und welche Möglichkeiten bietet eine all- gemeine Jodprophylaxe?
Die Aufgabe des Arztes in der Praxis
Der Arzt in der Praxis ist meist der erste Differentialdiagnostiker:
Er muß entscheiden, ob eine Schild- drüsenkrankheit überhaupt zur Dif- ferentialdiagnose ansteht. Ihm bleibt es überlassen, ob er die weite- re Diagnostik wie Sono- und Szinti- graphie , Hormonbestimmungen und eventuell eine Aspirationspunktion mit Zytologie in eigener Verantwor- tung übernimmt oder einem Spezia- listen überläßt. Die gezielt indizier- ten diversen In-vivo- und In-vitro- Parameter münden in einer Thera- pie, die stets vom „Hausarzt" mit- zutragen und mitzuverantworten ist.
Der Spezialist sollte den Part eines Konsiliarius übernehmen, der den Hausarzt und den Patienten infor- miert. Intensive und verständliche Informationen sind die einzige Basis für eine gemeinsame optimale Be- treuung von Schilddrüsenpatienten.
Dilemma Jodmangel
Der Jodmangel ist die häufigste Ursache nicht nur für eine euthyreo- te Struma, sondern auch für die Hälfte aller Hyperthyreosen, die
„autonomen" Hyperthyreosen. Der Jodmangel fördert das Struma- wachstum und eine funktionelle und morphologische Desintegrität ( „He- terogenität") der Schilddrüse. Eine allgemeine Jodprophylaxe, wie sie etwa in der Schweiz und in Oster- reich selbstverständlich ist, würde die Häufigkeit der Schilddrüsen- krankheiten von jetzt weit über zehn Prozent auf unter drei Prozent redu- zieren. Unser Staat konnte sich bis- her nicht zu entsprechenden Maß- nahmen entschließen.
Professor Dr. med.
Franz-Adolf Horster Medizinische Klinik und Poliklinik der Universität Moorenstraße 5
4000 Düsseldorf 1
Die Thrombozytenfunktion wurde bei Alkoholikern sowohl bei der Aufnahme ins Krankenhaus als auch während der Abstinenz im Krankenhaus gemessen. Bei der Aufnahme reagierten die Thrombo- zyten dieser Patienten signifikant weniger (Prozentsatz von Aggrega- tion und Thromboxan A2-Freiset- zung) auf konventionelle In-vitro- Aggregationsmittel (Adrenalin, Adenosindiphosphat [ADP] und Collagen) als Thrombozyten von ge- sunden, mäßigen Trinkern.
Anfangs tendierten die Throm- bozytenzahlen in thrombozytenrei- chem Plasma dazu, niedrig zu sein, und die Simplat-II-Blutungszeiten verlängerten sich häufig. Thrombo- zytenaggregation und Thromboxan- Freisetzung waren jedoch auch bei Patienten mit bei Aufnahme norma- len Thrombozytenwerten gehemmt.
Innerhalb einer Abstinenzperio- de von 2 bis 3 Wochen wurde die Thrombozytenaggregation und die Freisetzung von Thromboxan A2
wieder normal oder reagierte über- mäßig. Während dieser Abstinenz- periode stiegen die Thrombozyten- werte; die höchsten Werte wurden bei den Patienten festgestellt, die bei der Aufnahme die niedrigsten Werte hatten. Während der Abstinenz-
Mit den Kalzium-Blockern (slow-channel) steht der kardiovas- kulären Medizin ein neues wirksa- mes pharmakologisches Therapeuti- kum zur Verfügung. Von den ver- schiedenen Pharmaka haben sich die Dihydropyridine als wirksamste Va- sodilatoren gezeigt, von denen be- sonders das Nifedipin in der Klinik in zunehmendem Maße eingesetzt wird. Neben der allgemeinen An- wendung von Nifedipin bei verschie- denen ischämischen Herzerkrankun- gen wird dieses Medikament auch oft als starkes Antihypertensivum verabreicht. Obwohl Dihydropyridi- ne ebenfalls bei der Behandlung von
periode wurden die Blutungszeiten wieder normal und korrelierten si- gnifikant mit den Veränderungen der Thrombozytenaggregation, der Thromboxan-A2-Freisetzung und den Thrombozytenwerten sowie mit dem geschätzten Äthanolkonsum in der der Aufnahme im Krankenhaus vorausgegangenen Woche.
Die Autoren sind der Ansicht, daß schwerer chronischer Alkohol- konsum offensichtlich sogar bei Feh- len von Alkohol im Blut eine hem- mende Wirkung auf die Thrombozy- tenfunktion ausübt und sich dieses Phänomen bei Abstinenz umkehren kann. Die verminderte Thrombozy- tenfunktion — zusammen mit den re- duzierten Thrombozytenwerten — kann möglicherweise zur Blutungs- diathese in Zusammenhang mit chronischem Alkoholismus und dem gehäuften Vorkommen und erneu- ten Auftreten von Magendarmblu- tungen bei exzessivem Alkoholkon- sum beitragen. jhn
Mikhailidis, D. P. et al.: Platelet function defects in chronic alcoholism, Brit. Med.
Journal 293 (1986) 715-718
Dr. P. Dandona, Metabolic Unit, Depart- ment of Chemical Pathology and Human Metabolism, Royal Free Hospital and School of Medicine, London NW3 2QG, England
anderen Erkrankungen gegeben werden, wie bei einer vaskulären Verletzung im zentralen Nervensy- stem oder einigen Herzklappener- krankungen, wird Nifedipin wohl weiterhin in der Klinik hauptsäch- lich bei der Behandlung von Myo- kardischämie und systemischer Hy- pertonie Anwendung finden. Lng
American College of Physicians: Nifedi- pine in Myocardial Ischemia, Systemic Hypertension, and Other Cardiovascular Disorders, Annals of Internal Medicine 1986 (105), 714-729
Division of Adult Cardiology, Depart- ment of Medicine, Cook County Hospital and Chicago Medical School Chicago, Illi- nois, USA
Wann ist Nifedipin indiziert?
A-654 (60) Dt. Ärztebl. 84, Heft 11, 12. März 1987