Caesars
Rheinfestung
Heinrich Nissen, C
Koenen
I
CAESARS RHETNFESTUNG
VON
h Dissen und c. koenen.
MIT
9TAFELN UND
1TKXTFIGUR.
BONN
UNIVERS ITÄTS-BUCHDRUCKEREI VON CARL GEORGI
1899.
SonderabdmckausBonnerJahrbücher Heft104.
A.
Zur
Geschichte.Von H.NIk se n.
DieFrage,
wo
Caesarin den Jahren 5ö und 53v.Chr. den Rhein über- schritt, istsowohl in diesenJahrbüchernalsinälteren und*jüugernSchriften oftgestellt, abersehr verschieden beantwortetworden. Die Erörterungenfüllen zwarnichtdengleichenRaum
aus,dender Streit überHannibalsAlpenmarsch einnimmt:um
so weitergehendieMeinungen auseinander. Dort giltesunter wenigen Gebirgspässen denjenigenausfindigzu machen, der denBerichtendes Altertumsam
bestenentspricht; hier dagegen werden auf der320km
langen StreckevonMain/,bisXanten etwa 20Orte zurAuswahlangeboten, andenen die älteste Rheinbrücke gestanden haben soll. Ein Fremder mit klassischer Bildung, der dieUferunseresschönen Stroms besucht, wird an den treuher- zigen ehrenwerten LokalstolzdesSüdens erinnert. In Engers überschaut ervom
Römerturm dielachendeLandschaftundhältim GasthofzurRömerbrücke Rast,inBonn freut ersichder Huldigung, die 1898dem
ersten rheinischen Brückenbauer zuTeilgewordenist, sieht einSteinbild, das den grossenIm- peratordarstellensoll,liesteineInschrift, dieinbedenklichemLateindasGe- dächtnis desBrückenschlags von5f>v.Chr. erneuert.Unwillkürlichkommt
ihm indenSinn, wie einst7 Städte denRuhm
beanspruchten,Homer
der Welt geschenkt zuhaben,wie ineinerjüngerenVergangenheitGemeinden derRomagna
dieEntscheidung des obersten Gerichtsdarüberanriefen,anwelchem Bach
Caesar dasgeflügelteWort vom
Würfel gesprochenhabe, dessenRollen dieRepublik vernichtete. DerartigenLaudfehden geht der Reisendemit Be- dacht ansdem Wege
und überlässt den Einheimischen sie selbständig zu schlichten. InderThat kanndieFrage nur durch gründliche Ortsforschung gelöstwerden, f&ber eshandelt sichdabei nichtum
dieLiebhaberei dieses oderjenesKirchturms,sondernum
ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte;denn von den Übergangsstellen hängtunmittelbar dieBestimmung der
Wohn-
sitze ab,welche die
Stämme am
Mittelrhcin inne hatten, alsdasersteLicht der Überlieferung auf sie fiel.Auch
darfman
in diesemZusammenhang
von2 II.Nissen:
derOrtsforschung wertvolleAufschlüsse über die Anfangerheinischer Cultur ond derenFortentwicklungerwarten. Allerdingswärees ein unerhörter Glücks- fall,
wenn
derSpaten einschriftliches Zeugnis über CaesarsBrückenschlag an denTag
fördern sollte:gefälschte Inschriften sindam
Rubiconausgiebig ver-wandt
worden undfehlenebenso wenigam
Rhein. Angesichtsder bisherigen Erörterungenist derZweifel durchausberechtigt,ob esüberhaupt möglich sei.dasgesteckte Ziel zu erreichen. 4 Beinäherer Überlegung jedoch hebensich mehrere
Wege
ab, diezum
Ziel führen; esgenügt nicht, einen ein/einenzu verfolgen;wenn
alleauf denselbenPunkt ausmünden, wirdGewissheit erlangt.Mit anderen Worten mussdieLösung der Aufgabe denMilitärund Techniker, denPhilologen undAltertumsforscher gleicherMassen befriedigen. Sehen wir uns zunächst dieverschiedenen Beweismittel an, dievon den Vorgängern be- nutzt wordensind.
I.
Der Stand der Frage.
Das
ersteWort
gebührtdem
Philologen: dieAussagen desSchriftstellers gebendieGrundlageder Untersuchungab, dürfennichtinwillkürlicher,dem
Sprachgebrauch widerstrebender Weise gedeutet werden. Leider fehlt jeder Hinweis aufdie Beschaffenheit des Ufers,wo
dieÜbergängeerfolgten,aberes beisstdoch in den Commentarien VI 9paulum
supraeum
locum quo ante exercitum traduxerat, facerepontem
instituit. Oberst y.Co
hausen, der dierömisch-germanische Forschung im Allgemeinen unddie vorliegendeFrage im Besonderen bedeutend geforderthat, setztdie ersteBrücke beiXanten und diezweite beiNeuwied an: mitdem
Bemerken, dass „ein Abstand von 90 Millienvom
fernenRom
ans gesehen, und nach der Anschauungsweise Caesars,der überdiegrösstenMärscheund überseineeigenenReisen zwischenRom
und Gallienmit dergrössten Leichtigkeitweggeht, immer nochkleiner- scheint"1)./ Wenn
ein alterSoldat der Ansicht Caesar supragrammatkam
huldigt,soist davonkeinAufhebenszu
machend
Schlimmererscheint es,dass Philologenihm darinfolgen und jene Ausätze durch die neueren Kartenver- breiten. Übrigens hatschonvorherFranz
Ritter denersten Übergangbei Bonn,denzweiten beiNeuwied
gesucht, mithindaspaulum
supra auf ciuen Abstand von 30Millien ausgedehnt*). Aber der Wortlaut unddiemitRecht gerühmteKlarheitdescaesarischenAusdrucksgestattetnur anein paarKilo- meter zu denken. Daran muss biszum
bündigen Beweise desGegenteils festgehaltenwerden.Sodannhat derTechnikereine Stimme.
Um
die Erklärung von IV17, einesKapitels, an das dieTertianer undihreLehrer mit Schaudernzurück- zudenken pflegen, hat v.Cohausen
durch dieangeführte Schrift sich ein unlengbares Verdiensterworben, insofernMänner
der Praxis zur Mitarbeit an-1)Caesars Rheinbrücken philologisch, militärisch und technisch untersucht, Leipzig1867, p. 10; vgl.Rergk, ZurGeschichteund TopogrnphioderRhcinlaudein römischerZeit,Leipzig1882,p.14,H.
Dün»er,
Westd.Zeitschr.I(1882)p.299.2)B.Jb.
XXXVII
(1864)p.24.Caesars Rheinfestung. 3
geroßt worden sind. Mancherlei Vorschlägetauchtenaufund wurdenals un- haltbar erwiesen. EinvorzüglicherKenner bemerkt: „es istfürdieAuslegung derCoinraentarien ein Unglück gewesen, das« die Techniker irgendeinevon ihnen fürleichtausführbar gehaltene Verfestigungsweise, die siesich einmal indenKopf gesetzthatten, wie
Cohauscn
dieWeidenbänder, Napoleon III.die von einem
zum
anderen Pfahlpaare reichendenüberKreuzgelegten Latten,Khcinhard
den unverrückbaren Dreieckverband, durchaus in die Stelle des römischen Schriftstellers haben hineininterpretieren wollen, ein anderesUn- glück, dass die Philologen dieser angeblichen Einsicht derHauverständigenRechnung
tragen zu müssen geglaubt haben. Die Ingenieure sagennämlich ganzeinfach: sowürden wir esunterdenUmständen
angegriffenhaben, folg- lichkann Caesar es auch nicht anders gemacht haben"1). AufdieEinzel- heiten der Verhandlungenbraucht nicht eingegangen zu werden*). IhrEr- gebnisistvonallgemeinem Wert. Es wirdanerkannt, dass dieBrückenpfähle eingerammtnnd durch Eisenverbundenwerden mussten,um
widerstandsfähig zusein: beides im Gegensatzzu v.Co hausen,
der Caesarseine Brücke mit Weidenbändern und den rohenMitteln derFlösserei erbauen Hess. Also war ein ziemlichesQuantum
von Eisen, vor allem Beile, Sägen, Bohrerundan- deresWerkzeug
nötig,um
die Hölzer undKammböcke
herzurichten. Das Unternehmen passt nicht für den Urwald, sondern füreineGegend
mitent- wickeltemCewerbe
und Verkehr. Über denCalturetand der Rheinufer aber gewähren Grabfunde uns ein urkundliches Zeugnis.vWir
erwartenvondem- jenigen Ort,derfürden Brückenschlag inAnspruchgenommen
wird,dass er vorrömischeGräberingrösserer Zahlaufweist.<In militärischerHinsicht liegt die Sache sehr einfach. Der Übergang kann nur im Bereich von altenVerkehretrassen und flrin offenem, Ubersicht- lichem Geländeerfolgt sein.*Unbedingtausgeschlossen sind die Strecken,
wo
der Flnss durch ein enges Thal mit steil abfallenden Thalrändcrn strömt, d. h. von Bingen bigEngers und von AndernachbisBonn. Die vielen hervor- ragenden Militärs,welche dieFeldzflge Caesarsstudierthaben, stimmen denn auch ohne
Ausnahme
darintiberein, dass dieBrückenur,sei esimNenwieder Becken,sei esunterhalb des Siebengebirges, errichtet werden konnte5).'Aus historischenGründen
kommt
nämlich derAbschnitt von Mainz bis BingeninWegfall. DieBrücke verband das Gebiet derTrcvcrer mitdem
derUbjer (VI9). Die Grenzenbeider Völkerschaften lassensichnur inall- gemeinen Umrissen ziehen. AberdieTrevererhabenschwerlich vielüberdieNahe
hinaus gesessen, da Rheinhessenund Pfalz von germanischenStämmen
1)Heinrich JustusHeller,PhilologischerAnzeigerXIV(1884)p.542.
2)Die Schriftenwerden aufgezählt von Hübner B.Jb.
LXXX
(1885) p.122.LXXXVHI
(1889) p.54. NeuerdingsPellegrino, IIpontesnlReno,HorgoaMoz- zano1898.3)Freilichzieht „ein alterSoldat" in seinenUntersuchungenüberdieKrieg- führungderRömer,Zeitschr.d.Vereins zur Erforschung der Rheinischen Geschichte inMainzII(1863)p.244,CoblenzinernstlicheErwägung.
4 H.Nissen:
bewohnt war1). Auf
dem
rechtenRh
einuferwurdendieUbier von denSueben anhaltend zurückgedrängt.Wenn
dieTreverer58 den drohendenEinfallvon 100 suebischenGauen
melden(I37), 53 vondem
nämlichen Volk Hülfstrnppen erhalten (VI 2. 9),sokanndieGegend um
Mainznichtmehr indenHänden
der Ubier gewesen sein. Ausserdemwar
vonhieraus der Feldzug gegendie Sugninbcrn 55 innerhalb der Frist von 18Tagen
(IV 19), desgleichen die Märsche von 53 unmöglich.(Hauptmann
IIoffmann
siehteinen Hauptbeweis fürden Übergang Caesars beiNeuwied
„darin, dass eskeine weitere Stelleam
ganzen Rheinstromgiebt, von welcher Caesarzugleichgegen dieSigambern, Bewohner der Sieg, und gegen dieCatten,Bewohner
vonHessen,derOberlahn und denäusseretenNassauischcnLändern gegen den Main hinagieren konnte., Jene Völkerschlössen die Ubier ineinem weiten Kreiseein, dessenCentrum der Kessel vonNeuwied
ist.Von
hier auskonnte er als auseinem Mittel- punkte nuralleinzujenenBögender Peripherie gelangen.Wer
einenandern Punkt annimmt, wie Mainz oderKöln, mifssdieallgemeinangenommenen
und naturlichen Sitze jenerVölkerwidernatürlich verrücken"*). Soein verdienter LokalforechorinNeuwied./Umgekehrtweistderwestfälische Geschichtscbreibcr der Sigambern nach,dass beideBrücken unferndes51.Breitengrades, wenig unterhalbKölns geschlagen worden seien, weil dasRothaargebirge mit der höchstenBergkuppeinWestfalendieStammesgrenze nach Süden gebildethabe.„Bei den
Bewohnern
der Länder an dereinen und andernSeitedes Gebirges zeigtsicheine auffallende Verschiedenheit,nicht bloss hinsichtlichder Sprache, sondern auch der Körpergrösse,Lebensweiseu.s.w.; sie weichen namentlich in derBrotbereitungganzundgar,imHäuserbanerheblichvoneinander abu3).In Köln dachte
man
sichdieUbier im Bergiscbeusesshaft,sodass ihre Ver- phanzuug aufslinkeU Dadurch
Agrippa gewissermasseneineneinfachenUm-
zug quer überdie Strassedarstellte4): dieserAnsichtfehltesauch heute nicht an Verehrern. Ebenso strittig wieam
rechten sind dieVölkergrenzenam
linken Rheinufer.
Cohausen
lässtdieTrevererbiszum
jfinxtbach bei Brohl wohnen, derspäter die unter- und obergermanische ProVfnz trennte und die Üiöcescn Köln und Triernochjetzt trennt; Napoleon UI. rücktsienordwärts bisKöln5). In den Erörterungen über den Ort der Brücke behaupten die Völkergrenzen mithineinen hervorragendenPlatz. Nichtmit Recht.Ob
der Pumpernickel indenKreisen Meschede und Olpe anders schmeckt alsinden Kreisen Wittgenstein undSiegen,trägtzurErhellung desDunkels,das Caesars1)Zcuss,DieDeutschenunddieNaehbarstämmcp.218fg.
2)Über dieZerstörung derRömerstädte zwischen Lahn undWied, 2.Aufl., Neuwied1823,p.27.
3)Essellcn,Geschichte,derSigambernunddervon denRömernhis
zum
.1.Iß n.Chr. imnordwestlichen Deutschland geführten Kriege, Leipzig1868,p.12.4)Golenius,Demagnitudine Coloniao,Col.Agr.1645,p.1.384.
5)B. Jb.XLV1I(1869)p.5 fg.
Caesars Rheinfestung. 5
Züge
verhallt, keinen Deut bei. Andererseits werdenMeinungen durch ihr ehrwürdiges Alter nichtzum Rang
bewiesener Thatsachenerhoben.Nach
Thatsachcn hatman
denn auch längstausgeschaut,um
ausdem
Wirreal heraus zu finden.Minola
zählt 1818 zehnStellen vonMainz bis Xautenauf,wo
vermeintlicheReste der cacsarischenBrucken entdecktworden seien. Er widmet eineeigene Untersuchungder Frage:„warum
giebt esam
Rheineso viele Stellen, an welchenman
denJulius Caesar übergehen Hess, da dieser doch nur an zwei verschiedenen überging?"1). DerGrund rührt von den Pfahlwerkenher,die beiniedrigemWasserstandsichtbarwurden. Die Pfähle abersindim Fehdeleben desMittelalters zurSperrung der Schifffahrt eingesenktworden, wieMinola
durch Zeugnisse ausdem
14, 15. und 17.Jahrhunderterhärtet. Seitdem haben die von der preussischen Verwaltung augeordneten Baggerungen aneinerganzen Reihe anderer OrtealtesHolzzu
Tage
gefördert, dessen Herkunft nachdereben angeführten verständigen Er- klärungeinerjüngeren Vergangenheit zuzuweisenist, gelegentlichauch zuge- wiesen worden ist*). Übrigensmag
auch Holz ausrömischerZeit darunter sein. Freilich ist von keinem FeldherrnausserCaesarbekannt, dass ereine Pfahlbrücke über den Rhein geschlagen habe. Aber der regeVerkehraufdem
Fluss, insonderheit das Bedürfnis der Kriegsflotte inusstc Hafen- und Wasserbauten insLebenrufen, fürdieHolz das bequemste und billigsteMa- terial abgab.Es
wäreinmanchen
Fällen richtigergewesen, an dieSpuren solcherAnlagen zu denken, als blindlingsauf Caesar zurückzugreifen. Neuer- dings bringt die gelehrteWeltallen ausdem
FlussbettgewonnenenAufschlüssen einberechtigtesMisstrauen entgegen3).So
vielvonden Brückenresten im WasserdieRede
gewesen ist,soge- ringeMühe wurde
darauf verwandt, nach etwaigen Spuren aufdem Lande
zu suchen.Und
doch waren beide Brücken stark befestigt, und doch gewinnt derNachweis derartigerBefestigungeneine durchschlagendeBeweiskraft.Nur
ineinemFalle, und zwarbereits 1684, istvon
dem
tricrischen Geheimen Rat Freihermvon Rciffenberg
ein caesarischcrBrückenkopf entdeckt worden, auf ihm beruhendieEingangs^erwähnten Ruhniesansprüche von Engers:leider jedochwar
dasbetreffendeMauerwerk
eine Burgruinedes 14.Jahrhunderts4).Ineinemkritisch vorgeschrittenen Zeitalter erklärte
Franz
Ritterin Betreff derzweitenBrtreke: „an noch vorhandene Spurenderselben istnichtzudenken.Auch
wtfd dieHoffnung aufzugebensein, dass von denam
linkenUferzu ihrem Schutze angelegten Verschanzungen (munitionex) noch ein Stein sich auffinden lasse"a).Dem
Schreiher waren die Erfahrungen nicht geläufig, diegcratie in diesenJahren iu Frankreich durch die grossenfürNapoleons1)Beiträge zur Übersicht der römisch deutschen Geschichte,Köln1818,p.226fg.
2)
Freude»
berg,B. Jb.XXV
(1857)p.98fg.3)Wd. KorreapondenxbUtt
V
(1886) 95.134. B.Jb.LXXXV1I1
(188'.»)p.51.4)v.
Cohausen,
B.Jb.XLVII(1869)p.10-25;Minola,Übersichtp.196.5)B.Jb.
XXXVII
(1K64)p.27.H.Nisgcn:
Oeachicbtswerk unternommenen Grabungen gemacht wurden,die spaterbei uns vor allem durch die Limesforscbung wiederholt worden sind.
Wir
wissen heute,dassCaesarineinem waldreichenLande
seineSchanzenweder mitZiegeln noch mitSteinen baute, wissen ferner, dass Erdarbeiten untilgbare Spuren imBoden
hinterlassen. Damit eröffnet sich eine tröstliche Aussicht. E.Hübner
lehnte es1889ab, auf die„rein endlosenVermutungenüberCaesars Rheinttbergängc einzugehen.Ehe
nichtneueundzweifelloseThatsacbcn vor- liegen, istdem
vorhandenenStoffkeine sichereBeantwortungderFrageabzu- gewinnen" Vor derBesprechung dieserneuen Thatsachen wird eszweck- mässig sein, einen Rückblick auf dieGeschichte der Streitfrage zu werfen.Die vielen grundlosen
Annahmen
einzeln anzuführen würde ermüden, eine vollständigeEinigungistnieerreichtworden:immerhin haben wechselndeMei- nungenzeitweise dieOberhand gehabt undhat dieganze Erörterungaufklärend undbelehrend gewirkt.Ohne
sichum
örtliche Feststellung zukümmern, nahm
Ph.Cluvcr
1616 diezweiteBrückebeiAndernach, die erstewenigunterhalbbei denfälschlich hier gesuchten Condruscn an2). 'Trotz der Unnahbarkeit der vorgebrachten Gründehat dasAnsehen ihresUrhebers dieser Entscheidung weite Geltung verschafft3). Siewurde
schärfergefasst,nachdem
dieEntdeckungdes Castells von Niederbiber 1791 denAnstoss zu denbekanntenergebnisreichenGrabungen gewährtund dieFreude an den Denkmälern, dieder beimische Boden birgt, nicht nurin Neuwied, sondernam
Rhein und darüber hinausgeweckthatte.Dazu
liefertendie Zeitereignisse einendeutlichen Fingerzeigzum
Verständnis der Vergangenheit: inden Jahren 1795—
97 nachdem
wechselndenLauf
des Kriegeshat die französischeArmee
viermal eine Brücke beiNeuwied
über denStrom geschlagen.Hauptmann Hoffmann,
derjeneAusgrabungen 1791 bis1814 leitete, setzt die ersteBrücke beimThurmer Werth
an, das auch regelmässig von den Franzosen als Stützpunkt für ihreÜbergänge benutzt worden, aberim Altertumangeblich eine blosseSandbank
war, setztdiezweite Brücke beim DorfeUrmitz, d. h. 3km
weiter oberhalb an. Beide Ansätzekommen
der Wahrheit ganz nahe und zeugen voneiner bemerkenswertenEin- sichtindie Bodengestaltung. Aber der von ihm beigebrachteBeweis istle- diglichein historischerund oben(S.4)schonmitgeteiltworden.Wenn
vollends den beidenPfahlbrücken das unselige Gespenst vonEngers alsSteinbrücke angereihtundzurAbwechslungdem
Agrippazugeschrieben wird, so steht da»antiquarische Urteil
Hoffmauns
nicht auf derHöhe
des topographischen.Immerhin fanderZustimmung: einhalbesJahrhundert lang galt der Kessel von
Neuwied
beiderMehrheit einheimischer und fremder Forscherals Schau-1)B.Jb.
LXXXVIII
(1889)p.54.2)Germaniaantiqua,Lugd.Bat.161«,IIp.54fg.
3)InderGegendvonAndernachundCoblena,
Kon
radManner
t,Geographie derGriechenund Römer, Nürnberg1789, II1p.223.Caesars Rheinfestung. 7
platzder beiden Übergange Caesars1). DieKriegswissenschaft bestätigtedie
Annahme;
derbadischcGeneralvon Goeler
führt dieersteBrücke über das Urmitzer Werth, die zweite5 km
höher überdieInsel Niederwerth*).Nach
Allem verstand sichganz vonselbst, dassNapoleon
III. bei seinenStndicn über die caesarischen Feldzüge dieselbeGegend
insAuge
fasste. Auf der Weissenthurm überragenden Höhe, von der General Hoche den Übergang der Sambre-undMaas Armee
gelenkthatte, stehtdas vonderArmee
ihrem Feld- herrn errichtete und von KönigFriedrichWilhelmIII. 1839 wiederhergestellte Denkmal. Der weithin sichtbareObelisk hatdem vom
Kaisermit örtlichen Nachforschungen betrauten französischenMajorde Locqueyssie
als Leit- sterngedient. Die Grabung wurde 1864 wenig unterhalb derKapellezum
GutenMann
unternommen undsolleinspätrömischesCastcllfestgestellthaben9).An
derRichtigkeitdesErgebnisses zuzweifeln, drängtsicheine kürzlichge- machte Erfahrungauf.Da
nämlich derÜbergang
1796 von denÖsterreichern hart bestrittenwurde, habendie Franzosenbei Weissenthurm eineReihe von Spitzgräben ausgeworfen, dieden römischenverzweifeltähnlich sehen und so langetäuschen können,bis moderne Fundstückeihren Ursprung verraten. So ging esbeidenGrabungen in diesem Bereich imletztenWinter.Wie dem
auchsei, soliefertederSpatenjenem Offiziernichts,was
mit CaesarinVer- bindung gebracht werden konnte: hättederZufall ihneinpaar hundertSchritt weiter stromaufgeführt,sowäreeranrichtigerStellegewesen.Aber
inder von NapoleonI. herrührenden Vorstellungbefangen, dassCaesar denRhein beiKölnüberschritten habe4), scheint erdieUntersuchung mitgeringemNach- druck betriebenzu haben5). Kurz undgut,die herrschendeAnsicht, dieam
Neuwieder Becken festhielt, hattekeinemonumentale Stützeerhalten, dieder Zweiflerzu fordern berechtigt war. Gleichzeitig tratGeneralvon Peucker
entschieden für Köln ein8). Seine Beweisführung aus deu Wohnsitzen der Völker schwebt inderLuft, weil wirsolche ganz ungenügend kennen. In- dessen bringt er einen
Grund
bei,dervon NapoleonIII. undAnderenwieder-1)Soz.B.
Heinrich Simon van Alpen,
Geschichte des fränkischenRhein- ufers,Köln1802, Ip.369fg. Minola, KurzeÜbersichtdessen was sichunterden Kömernam
ItheinstromMerkwürdigesereignete,2.Aufl.Köln1816,p.193fg. Herrn.Müller, B.Jb.VII(1845) p.19. Hoinr.Düntzer, B.Jb.IX(1846) p.159. Leo-
nard Enncn,
Geschichte der Stadt Köln, Köln1863,Ip.6.—
Albert Forbiger, HandbuchderaltenGeographie, Leipzig1848, IIIp.24K.W.Drum an
n.Geschichte Roms, Königsberg1837,IIIp.292.329. Th.Mommsen,
KömischeGeschichte, Leipzig 1856,IIIp.255.Fried
r.Kr an
er,Cacsarausgabc,Beilin1853.2)Caesars GallischerKrieg in den Jahren58—53 v.Chr., Stuttgart 1858, p.
112. 186.
3)B.Jb.XLVII(1869)p.27.
4)Nach der im kaiserlichenAuftrage bearbeitetenCartedelaGaulesousle proconsulatde Cesar, Paris1861; vgl.dasaufSt.Helenadictierte Prt>cisdes guerrcs de Cesar parNapoleoncap.4.
5)B.Jb.
XXXVII
(1864)p.230.6)DasdeutscheKriegswesender Urzeiten,IIIp.
HO
fg.,Berlin1864.8 H.Nlasen:
holtwirdund dieGegenparteiohne Weiteres matt zusetzen scheint. „Über- diesistoberhalb Andernach schon
um
deshalb dieBrückenstelle nicht anzu- nehmen,weildortdas Rheinbett ausnacktemScbieferfelsen besteht, welcher überallausdem
Wasserhervortritt, und das Einschlagen von Brückenpfählen in der fürdie Standfestigkeit der BrückenötigenTiefe nicht wohlgestattet haben würde." Der SatzwirftaufdieortskundigenIngenieure,diedasnicht beachtethabensollen, einwenigschmeichelhaftes Licht.Ware
errichtig,so bedürfte esder seit vielenJahren fortgesetzten BaggerungenzurFreihaltuug der Fahrrinnenicht1). Eristaberfalsch. Für Köln entschiedsich fernerGe- neralWolf
bei Gelegenheit derAufdeckung des römischen Brückenkopfs in Deutz*). Inzwischen jedoch hatte der Kaiser aus sehr berechtigten Erwä- gungen imWiderspruch mitseinem Ahnherrn und mit seinen BeraternBonn
den Vorzug gegeben8). DieBotschaft von derSeine fielam
Rheinauf einen fruchtbaren Boden.Zwar nahmen
ProfessorRitter 1804 undProfessorKlein
1888 nurdie ersteBrückefür
Bonn
inAnspruch und bcliessendiezweite beiNeuwied
4), zwarverfochtv.Cohanscn
in seiner Kritik derNapoleonischen Darstellung dieletzteHälftedesRitterschcnAnsatzessoausführlich,wie noch nichtgeschehen (S. 2). Aber sie fanden in ihren Kreisen keinGehör, auf JahrzehnteschieddasNeuwieder Becken ausderNachforschung nach Caesars Brückenaus.Wurde
von den Nachbarnder Schattendes frommen Rupertus, derum
1130 Abt von Deutz war,zum
Zeugnis für das Alter des Deutzer Castrums beschworen, so Hessen sich unschwer ähnlicheBeweismittel auch inBonn
beschaffen.Das
Provinzial-Museum begann seit 1876 indem
Legions- lagerzu graben, der Direktoraus
inWecrth
erkannteinihm denOrt der von Caesar53 errichteten Rheinfestung und vermutete den ersten Lbergang bei Wesseling, halbwegs zwischenBonn
und Köln5). Die Vermutungen ver- dichtetensich beiGeneralvon Vcith
zu unumstösslichen Thatsachen*). Tb.Bergk
setzteentsprechendden erstenÜbergang unterhalb,den zweiten ober- halb derSiegmündung
an, indem erMännern vom
Fach überliess, den ge- eignetsten Punkt genauer zu ermitteln7). Für J.Asbach
ist dasErgebnis sogutwiesieber8). Auf die geringfügigenAbweichungen
dieser Ansichten untereinanderkommt
nichts an. KaiserNapoleon an derSpitzehattenBonner Philologen, Archacologcn undMilitärsum
dieWette BonnsNamen
mit den ältestenRheinbrückenverknüpft. Ihnenschloss sieh au derNeige desJahr- hunderts,wie oben bemerkt, dieStadtverwaltungan.1)B.Jb.
LXXXII
(1886)p.30,XLVII(1869)p.7.2)B.Jb.LXVIII(1880)p. 14.34fg.LXXVJ1I(1884)p.38fg.
3) Histoirede JulesC<S«nrIIp.143,Paris1866.
4)B. Jb.
LXXXVII
(1889) p.166. So bereitsRüstow, Einleitung zu Caesars Coimnentarien,Gotha1857,p.125.132.5)B.Jb.LVIII(1876)p.223,
LXVI
(1879)p.170.LXXIV
(1882)p.199.6)IMck«MonatsschriftVI(1880)p.87fg. B.Winckclmannsprograiuin 1888 usw.
7)ZurGeschichteund TopographiederRheinlandep.16.
8)B. Jb.
LXXXVI
(1888)p.122.Caesars Rheinfestung. 9
II.
Die Thatsaclien.
Innerbalbdesdeutschen Reicbesföbrengegenwärtig zwanzigfesteBrücken überden Rhein, an beiden
Ufem
laufenLand- und Sebicnenstrassen hin. Diesist das
Werk
des scheidenden Jahrhunderts, dasalles was bisdahin zur Er- schlicssnngderLandschaftgeleistetwar, weitüberstrahlt.Welche
Fortschritte dieWegsamkcit im Einzelnen bereitsgemacht hatte, als derKampf um
die Rheingrenzc begann, hält schwer zu sagen.Da
indess dieCalturarbeit das ursprünglicheGepräge eineBLandes wohl zu verwischen, aber nicht zuzer- stören vermag, liegen die von Caesar vorgefundenenVerhältnisse im Grossen undGanzen klar vor unsernAugen. Für den weit überwiegendenTeil seines Laufeswar
derStrom von Natur nichtdazu bestimmt,alsVölkerschranke zu dienen, als welche er von Galliern und Römern, gelegentlichauch von Ger-manen
betrachtetwurde.Von
Basel bisBingen 360km
lang unddiegleiche StreckevonBonn
biszurMündung
indieNordseedurchflicsst er weiteEbenen;zahlloseinzwischen verlandete
Auen
erleichtertenden Übergang fürfriedlichen wie feindlichen Verkehr.Ganz
anders istdas 120km
messende Mittelstück, dasdieobere und untere Hälftetrennt, gestaltet. Hier,wo
der Rhein das Schiefergebirge durchbricht, ist er auf ein enges Thal beschränkt, dessen Rändersteil abfallen, stellenweise klippenartigvom
Wasser bespült werden.Eine Donaufahrt von PassaubisLinz mit ihrer
dem
Rheinländer fremdartigen Stillekann ihm diefrühere Unwegsamkeit derHeimatveranschaulichen. Eine durchlaufende Uferstrasse verdankt daslinkeUferden römischen Waffen, das rechte Ufer der Friedensarbeit unseres Jahrhunderts. Die Anlage von Ver- kehrstrassen aufden Hochräudern wird durch tiefeThaleinschnitteerschwert;denn die
Mündungen
der Seitengevvässer erinnern vielfachaublosseSchluchten.10 II.
Nissen:
Im
Allgemeinen istdasgallischeUfer vielwegsamer
alsdas germanische, dasvom
Einfluss derNahe
biszum
Siebengebirge wie die Mauer hinter einem Graben aufragt.An
einerStellejedoeh wird dieMauer
durch ein breites Eingangsthor unterbrochen unddem
Verkehr zwischenOst undWest
seine Richtung von derNatur vorgezeichnet.Vom
Einflnss der Mosel bisAnder- nachauf einerStreckevon18km
erweitertsichdas linkeUferbis auf 3 km,vom
Saynbach biszurWied
auf einerStreckevon8km
dasrechteUferbis auf7km
Breite. Dieser Kessel mit einemgrössten Durchmesser von 10km
war inder Vorzeit zueinem Sarnmel- und Brennpunkt im Völkerlebcnauser- schen. „Hier bietet dasRheinthal den Hochlanden, die estrennt, vier ge- neigteBahnen, diesauftzum
Ufer hinableiten.Von
Süden senkt sich hier der Hundsrücken überdasTafelgcländc der Carthauszum
Zusaininenflussvon Rhein undMosel; vonWesten flacht siehdie Eitel durchdasMaifcld unddie PellcnzinMeilenbrcitezum
Rheiuthal ab.Gegen
Norden führt eine saufte Berglehne ÜberHeddesdorf und Roekenfeld zuden Höhen, welche das Rhein- uferbiszum
Siebengebirge begleiten:undendlich wird derim Osten liegende Westerwald auf einer ebenso sanftenRampe
überHeddesdorf, Niederbiber, Melzbach, Rengsdorf nach Altenkirchen hin erstiegen. Keine andereNebcn- strasse führt ausdem
Rheinthal, und selbst diesenaeh Norden, Osten und SüdengerichtetenStrassenführen über Gelände,dasvonbeiden Seiten durch Tbalschlucbtcn aufeinegeringe Breite eingeengt ist." Sov.Cohausen
in derausführlichenSchilderung, die erdem
Neuwieder Beckengewidmethat1).Der Schilderung entströmt jener kräftigeErdgeruch, der die
vom Lampen-
dunstbetäubtenSinne erquiekend umlängt: mit ihrhatjede militär-topogra- phische Erörterung über den Schauplatz der Rheinübcrgäuge Caesars zu rechnen.Man
begreift naehdem
Gesagten ohne Weiteres,warum
dieseGegend
in derKriegsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts einen hervorragenden Platzeinnimmt.
Den
Wert, dendieRömer
zur Kaiserzeit auf dieBehauptung des Kessels nebst seinen Zugängen legteu, bekunden dieam
rechten Rhein- ufer errichteten Befestigungen. Hättendie Altennichtjenen ausgesprochenen Abscheu,den Lesermit barbarischenNamen
zu belästigen,gehegt, so würden siesicherlich öftervom
Neuwieder Beckenerzählt und unsdie Deutung der von ihnen hinterlassenen Spuren erleichtert haben. Freilich reicht die Ge- schichte des Beckens geraumeZeit vorAnkunft derRömer
zurück. Es gab schon menschliche Ansiedelungen,alsdieVulkaneam
Laaeher See jeneunge- heuren Massen von Bimsstein auswarfen, die einen Umkreis vonmehr
als2000 qkm
bedeckten. Diese jüngste Erhöhung des Bodens umschliesst aber nicht nur römische und fränkische, sondern zahlreiche Gräber aus früheren Perioden. Dievom
Provinzial-Mnsenm bei Andernach vorgenommenen Aus- grabungen haben das hohe Alter und die früheBlüte der Cultnr. die der Ebeneeignen, ineinhellesLicht gerückt:darüberberichtenimLXXXVI.
Heft1)B.Jb.XLV1I(1HG9)p.1fg.
CnesAfBRheinfeBtunjr. 11
der Jahrbücher (18881
Sehaaf fhausen vom
anthropologischen,Kocnen vom
arehaeologischeu Standpunktans. Der Wissenschaftkommt
eszu Gute, dass die Industrie seit3—4
Jahrzehnten rüstigan derVerwertung dervulkanischen Deckearbeitet.Der
Bimsstein wird mitKalk gemengt,geformt, an der Luft getrocknetund liefertsoden Schwemmstein oder EngerserSandstein,der ab- scheulich aussiehtunddie künstlerischeFreude ander Architektur der Rhein- stadtchenstört,aber sichdurchLeichtigkeit, Trockenheit, Festigkeit undBillig- keit empfiehlt. Die Nachfrage nach diesem Baumaterial wächst von Jahrzu Jahr, unddemgemüss
dieErzeugung. DerReisende, deram
Rheindie Hei- matder Romantiksucht,wird aufdieserStreckebitterenttäuscht: an beiden Ufern,anderBahn
vonNeuwied
bisEngers, vonAndernachbisUrmitz drangt eineZiegelei dieandere;wenn
die Sonne auf dengeschichtetenweissgraucn Steinmassen liegt, wendet sich das geblendeteAuge
unwillig ab. Ineiner ziemlich nahen Zukunft wird die Ausbeute inunmittelbarerNahe
der grossen Strassenwegen
Erschöpfung des Bodens aufhören müssen; denn derBimsstciu istkeineswegs gleichmassig Uber dasganze Becken hin gelagert. Daran istdas WanscrSchuld. EinEngländer hatkürzlich unseren grünen Rhein einen blossen Industriekanalgenannt: das
Wort
war nichtsogemeint, enthältaber för dieProvinz und die preussischeVerwaltung ein grosses undverdientes Lob; denn von der Romantik wirdkein Volk satt. Als die Auswurfsmassen derVulkane niederfielen,erfreutesichVaterRheinungebundener Freiheitund wechselte nachBelieben seinBett.Wo
der vulkanischeRegen
aufdasGe- biet seiner Herrschaft stürzte, hat erAsche und Bimssandfortgespült. Die geologischeKartevon Dechens
(SektionCoblenz)erläutert die Bodengestal- tunginlehrreicher Weise.Von
Weissenthurm bisUrmitz wirdder Flussvon einerBimssteinbank eingefasst, die5km
langundbis1,5kw
breit wird.Süd- lichdavon,etwa 7in tiefer, liegtAlluvialbodcn bis zudem
in etwa 1km
Ab- stand ansteigendenHügelrand des Heckens.Man
sieht, beider grossen Erup- tionwar
hierein Flussarm, dort eineInsel,diedenBimsstein festhielt. Gegen- über aufdem
rechten Ufer beginnen dievulkanischenAblagerungen erstin 1,5km
Entfernung,um
sichalsdann bis an den FussderHöhen
fortzusetzen:das ganze Reiler Feld zwischen Engers und
Neuwied war
mithineinstein Tummelplatz derFluten. Durch dieAusbeute von SeitenderZiegeleien wird dieOberfläche der UrmitzerAnschwellungum
4m
undmehr
erniedrigt und damit die frühere Bodcngcstaltung wesentlich verändert.Dagegen
istnichts zumachen
;denn einungeziegeltcsGrundstückerzielt fürdieQuadratrute den doppeltenPreis eines ausgebeuteten. Stellenweise sinkt derWerteinesGrund- stücks,wenn
dieBimssteiuschicht durch breite Gräbeu unterbrochen wird:diese sindmitErde undBimsstein angefülltundleztererkann nur durch Sieben aus
dem
Füllselgewonnen
werden. Diebeiden zur Zeit offenliegendenDurch- schnitte,Tafel IV. V, führendasVorkommnis
deutlichervorAugen, alsWorte
vermögen.Den
Zieglernwar
es alsschlechter Bodenlängstvertraut,vielleicht auchAlthäudlern,die inden Gruben vorsprachen, tundenArbeiternGrabfunde abzukaufen, über den Ursprung undZusammenhang
derLinienjedochist in12 H.
Nissen:
diesen Kreisen nicht nachgeforschtworden. Jedenfalls hat
C
onsta ntinK oenen
zuerst ihre Bedeutung erkannt und dieKunde
eines hervor- ragenden Denkmals, desältesten datierten auf vaterländischem Boden, vor der unvermeidlichen Zerstörung für dieWissenschaft inzwölfter Stunde ge- rettet.Nach
seinen in Andernach gemachten Erfahrungen schlugK
o cncndem
Direktor desProvinzial-Museums wiederholtvor, der Bimsstcinabdcckung vonMuseums wegen
eineerhöhteAufmerksamkeit zuschenken.Ohne
amtlichen Auftrag untersuchte er diese Gegend an freien Sonnlagcn und entdeckte, wie imzweiten Theil näherausgeführt wird, gleich beim erstenBesuch im Februar 1898 dierömischenBefestigungsanlagen von Urmitz. Dass hierder Brückenkopf Caesars nebstjüngerenWerken
zu erkennen, dass endlich der archimedische PunktzurLösung der schier unentwirrbarenBrttckenfrage ge- fundensei,standihm alsbald fest. Zunächst erging esihm wie andern Ent- deckern, dass seine kühneDivinationaufZweifelstiess unddieUnterstützung von derjenigenStelleausblieb, diedämm
angegangen war. Alsich von der Sachehörte, habeich mich gern dafürverwandt, dassdem
Entdeckereine bescheideneSumme
zur Verfügung gestellt würde,um
seine Nachforschung fortzusetzen. Alsich sodann von deren Ergebnisam
OrtKenntnisgenommen
und miteigenenAugen
das TafelIV wiedergegebeueProfil geschauthatte, erschien es mirselbstverständlich, dass dieUntersuchungnicht inihren An- fängen stecken bleiben dürfe. Die Weiterführnngwar
erst im Herbst nach derErnte möglich. Hierfür bewilligteaufmein Gutachten hinder Provin/.ial- VerbanddieerforderlichenMittel.Ohne
das Verständnis-undvertrauensvolleEntgegenkommen
dieserKörperschaft sowohl als derGrundbesitzervon Urmitz hätteder gegenwärtigeBerichtnicht erstattetwerden können. DieGrabung
des Provinzial-Muscums wurde vonK oenen
im October1898 eröffnet und bisAnfang März 1899 fortgeführt. Bald nach ihrem Beginn wurde mirdie Vertretung des erkrankten Direktors und damit auchdie OberleitungderAr- beitenübertragen. Solche beschränkte sich darauf, denGang
derArbeiten iusoweitzu überwachen, als die Verantwortlichkeit der auftraggebendenBe- hörde gegenübererheischte. Mit denbewilligtenMitteln Hessen sichnurdie Umrisse derAnlage feststellen, die genauere Erforschung der Einzelheiten mus8te der Zukunft anheim gegeben werden.Wenn
ich daher auch im Laufe derGrabung
den Ansichten des Leitersnichtimmer
beipflichten konnte, habe ichmich doch wohl gehütet, ihmeine Aufgabe, die ohnehin an seinekörper- licheund geistigeSpannkraft ausscrgcwöhnliehcAnforderungenstellte, meiner- seitszuerschweren. Etwaigen Widerspruch zu begründen, botdie geschicht- liche Einleitung,die ichzum
Ausgrabungsbericht zu liefern versprochenhatte, geeignetenRaum
dar.Während
ichdiese Zeilenniederschreibe,gehtmir der Berichtstückweise zu,sodass er, insoweit esnötig erscheint, berücksichtigt werden kann. Sobald eine Nachricht von der in Angriffgenommenen
Unter- suchung desProvinzial-Museums indie Öffentlichkeit gedrungen war, haben militärische Altcrtumsfrcnnde ohne Kenntnis desThatbestnndes erklärt, dassCaesars Rheinfestung. 13
an einenRheinttbergang Caesars beiUrmitz gar nicht zn denkensei1).
Da
dieserEinsprach lediglichdurch historische Betrachtungen begründetwird, so findet ererstim nächsten Abschnitt seine Erledigung. Aberich erwähneihn hierausRücksichten der Zweckmässigkeit.
Es
ist ratsam ohne jedeVorein- genommenheit an dieDeutung derermittelten Thatsachenheranzutreten.Die Bimssteinbank zwischen Weissenthurm und Urmitzliegtindergrossen
Ase
des Neuwieder Beckens, überragt dasjenseitige Uferetwaum 5 m
und dieEinsenkung südlich nach den Hügelnzuum
7m
*). Sie istwegen
ihrer trockenen hohen das GeländeÜberschauendenLage
füreinenWaffenplatzvor- züglichgeeignet3). Einensolchen und zwar von bedeutender Ausdehnung und Stärke führtuns der Grundriss Tafel Ivor.Auf
einer Basisvon 1275m am
Rhein zieht eine aus einein Doppclgrabenmitmächtigem Holzwall dahinter bestehende Verschanzungin derLänge
von2,5km
halbkreisförmighin. Indemman
berücksichtigt,dass ein erheblichesStückvom
Uferabgebröckeltist,kann dieumschlossene Fläche rund auf 100 ha veranschlagt werden.Was
bedeutet dieseAulageV Darauflässt siehnicht mit einemWorteantworten.—
Caesar beschreibtVII 23 dieausBalken undSteinengeschichteten Mauern dergalli- schenStädte(muriautem omnex OaUki
hocfereforma
*unt):damithat die vorliegendeBauartnichtsgemein. Schwerer nochfälltinsGewicht,dass eine Stadt, die an Grösse undAnordnung
auffällig an diecoloniuAgrippinemrix, dieHauptstadtGermaniens,erinnert, mit landschaftlichem Mass gemesseneine Grossstadt, inderÜberlieferungtiefeSpurenhättezurücklassenmüssen,wenn
siebeider EroberungGalliens bestandenhätte. Eine vorrömische Stadt kann hier schlechterdings nicht gesucht werden. Ebensowenig ein vorrflmisches Lager. Die Überlegenheit der römischen Kriegführungberuhte
zum
Teilauf ihrem vorzüglichenSchanzwesen. DieNordländerhabenesnachzuahmen ver- sucht: aber bei allem guten Willen fehlte ihnen das Schanzzeug. Anschau- lich wird dies Verhältnis bei der Belagerung Cicero's im Winter 54/53 dargelegtV42:
Nerviivallopedum X
etfossapedum XV
hiberna cingunt.haec etsuperiorum
annorum
comuetudine abnobixcognocerantetquosdam
deexercitu nacticapticoxabbisdocebantur; »ednullaferramentorum
copia quae suntad
huncusum
idonea, gladii* caenpites circumeidere,manibus
sagulisque terrame.rhaurire cogebantur. quaquidem
ex rehominum
multi- tudocognosci potuit:nam minu»
horvttribusX
miliumpaxxuum
incireuitu munitionempedum XV
perfecerunt;reliquisquediebuxturresad
altitudinem valli,falcestestudinesquequasidemcaptividocuerant,parare ac facerecoe-1)GeneralmajorWolf,Kölner TageblattNr. 61, 28.Januar1899,OberstWulff, Rhein. GeschichtsblätterIV(1809)p.260-70.
2)DieneueLandesaufnahme liegt noch nicht vor. Der Güte desHerrnGe- neralmajors vonLeszczynski
vom
Grossen Gencralstabverdanke ich dieKarte derUmgegend
von Engers1:25000, auf Befehl derKön. Direktion der Kriegsschulezu Engersbearbeitet von Hauptmann vonViebahn
1880, berichtigt1890 vonHaupt-mann
Giese.3)Wie aucherhelltaus TafelIV,diedenAusblicknachSüdenwiedergiebt.
14 H.
N
i*sson:perunt. Die CulturdesLandesspiegeltsiebinder Schilderungwieder:
Hacke
undGrabscheit, das gewöhnlichsteArbeitsgerät desSüdens, istnachBelgien nochnicht vorgedrungen. AberThürine, Dächer undkünstlicheSchutzbauteu,wozu
nach unseren Begriffen einebesondere Ausbildunggehört, werden ohne Schwierigkeitengezimmert; dennjederWaldbewohner
weissmit derAxt um- zugehen. DieMöglichkeit, dass ein technischsovollendetesErdwerk
wie das Urmitzer vonden Treverern oderGermanen
vorCaesarsAnkunfthätte errichtet werden können, ist unbedingt ausgeschlossen. -- Die Linien durchschneiden einGräberfeld, dessen Thongeschirr dercaesarischen Epoche entspricht. Die AbmessungenderWerke
lassen sich ungesneht auf den römischenFuss von 2ÖGmm
zurückführen. Die Anlagedient als lehrreichesBeispiel fürdie Voll- kommenheit, welchedie Festungskunst derRömer am Ausgang
der Republik erreichthatte und wirdmit Erfolgzur Erklärung derCaesariscbcn Denkwür- digkeiten studiert werden.Wenn
esnunfi.'l v.Chr.nach dein Feld/.uggegen dieSueben heisstVI29: constituit non progredilongius;sedneomnino
me-tum
reditusstiibarbarisfolteret atque nteorum
au.rilia tardaret, redueto exercitupartem
ultimum pontis quae ripasUbiorum
coutingebaf, inlongitu-dinempedum CC
rescinditatquein e.itremoponte turrimtabulatoruinquattuor constituitpraesidiumque cohortinmXII
pontistuendicausaponitmagnisque ettm locum munitionibusfirmat, sopasstdieBezeichnungmagnae
munitiones aufdieUrmitzer Anlage vortrefflich. VorAlesiahatteu 10Legioneneineähn- lich befestigte äussere und innere Linie vonzusammen
;17km
Ausdehnung gegen das Aufgebot ganz Galliens zu verteidigen (VII 60.74). BeiUrmitz misstdieLandfront 2,f>km, diedurchdenFlussgeschützte Seitehalbso viel:nach jenem Verhältnisreichteeine Besatzung von 12 Cohorten für den Platz vollständig aus.
Nach
CaesarsWortenwar
er füreinelängereDauerbestimmt.Dasser wirklicheine Reihe von Jahren bestanden hat, kann
man
nochjetzt sehen.Während
dieEisenbahn die Festung in schnurgeraderLinie durch- schneidet, macht die Landstrasse einen (lachen Bogenum
dieselbe herum.Ans den Bodenverhältnissen ist kein Grund für einenderartigen
Umweg
von annähernd 200m
zu entnehmen. Abernachdem
Kocnen festgestellt hat,dass die heutigeLandstrasse an diesem Ort denZug
der römischenStrassevon Mainz nach Xantenwiedergiebt, erklärtsichderUmweg
einfach daraus,dass diemächtigen Schanzen ihnerzwangen. Daraus darfman
freilich nichtfol- gern,dass dieFestung nochbestand,alsdie Militärstrasse zurVerbindungjener beiden Hauptplätzeam
oberen undunlereuRheinerbautwurde. Sicherlieh sind ältereTeilstrecken von ihraufgenommen
worden. Seit derVerpflanzung der Ubieraufs linkeUfer38(?)v.Chr. musstedie RheinstrasseKöln-Coblenz längst fertiggestellt sein,bevor andie FortsetzungennachXanten und Mainz gedacht wurde. Ein bestimmtesDatum
gewährt uns also der eben betonteUmweg
des Strassenzugs für die Fortdauer der Urmitzer Festung nicht, wohl aber einen vollgültigen Beweis, dassder Zeitraum nicht zu kurzbemessen werden darf. Geschleift
ward
sie spätestens 12 v. Chr., alsdas Castellinder Ost- eckeentstand.Koenen
hat das jüngereAlter des CastcllsausdenEinschnittenCaesars Rheinfestung.
unwiderleglich bewiesen, ferner in ihm einGlied derCastelllinic de«Drusus erkannt,endlieh ansden FundenseineErhaltung bisauf Domitian bekräftigt, unter welchemKaiser es nachErrichtungdesrechtsrheinischen Linie«eingehen konnte.
Nach
den bändigen Ausführungen meinesMitarbeitersbraucheichhierbei nicht zu verweilen.Wenn
ich «He bisherigen Erörterungen zusammenfasse, so ist dieFestung nicht vorCaesar erbaut undnichtnach Ürusus behauptet worden. Damit stimmen die bei derGrabung
gemachtenFunde
aufs Reste Uberein.Wenn
aberJemand
mit GeneralWolf annimmt
derErbauer heisse nichtCaesar sondern Agrippa,sokannmau
diesem undähnlichen Einfällen keine monumentale Thatsache entgegen halten. Ein Zeitunterschied von nur 15 Jahrenlässtsichausdem
Tlmngeschirr Uberhaupt nichtfeststellen, einurkund- lichesZeugnisfürdencaesarischenUrsprungderAnlage wird annochvermisst.Inder RichtungderFcstnugsaxc brachteu die Baggerungen 1896 Lang- bolzaus
dem
Rhein zuTage, wieK neuen
im zweiten Teilerzählt. Die von Strombauarbeitern als Augenzeugen herrührendeAngabe
zu bezweifclu, liegt kein Anlass vor: überdies mussman
beieinemBrückenkopf auch ohnemonu- mentale Bestätigung eine autikc Brücke ansetzen. Immerhinwäreeinestrom- bautechnische Untersuchung dieser Strecke erwünscht.Im
/.weiten Teil be- gegnet dieAnsicht,alsob das linke Uferseitdem
Altertum vorgerückt wäre.Das
gerade Gegenteil istrichtig.Isphording
hat 1886 durch Baggcrnng festgestellt, dassam Thurmer
Werth, 1,3km
unterhalbder Festnug daslinke Ufer in derBreite vonTOm
abgebrochen sei EinähnlicherAbbruch ist für dieganze Strecke bis nach Kalten Engers hinauf alswahrscheinlichzu bezeichnen. Die Ursacheleuchtet ein: dieStromrinnehatte ehedem eine ge- ringereWassermenge
zubewältigen als heute. Der rechteUferrandistdurch Dammschüttungen, insonderheit dieSchlackenhalden der Herrmanns-Hütte un- kenntlichgeworden. Aber dahinterverfolgtman
nochjetztdenaltenRhein- arm, dieSchleit oder Schlect benannt, derkaum
1km
abwärts Engersvom
Hauptstromabzweigt,am
FussderBimssteinbankhinläuft,Land- und Schienen- strassezum
Ausbiegennötigt undschliesslichvorNeuwied
mitdem Hauptarm
sich wiederverbindet. Eristjetzt beiEngers abgedämmt, aberbeim Hoch- stand desRheins steigtdasWasser von Neuwied her aufwärts und wirddie Schleet durch aufquellendes Grundwasser zeitweise unpassierbar.Demnach
sind dreiStufeninder Entwicklung desStromlaufsandieserStellezu unter- scheiden. Als die VulkaneihreBimssteinmassenauswarfen, war dieUrmitzerBank
eine Halbinsel,die einAltwasser imSüdencinfasstc. Sodann nachdem
AusbruchhatderStromsichgespaltenin einennördlichenArm, die Schlect, und densüdlichenHauptarm mitdem
Urmitzer undThurmer
Werth. Endlich,nachdem
der nördliche Ahfluss sich verstopfte, musstc derRhein sich mit einem einzigenBettebegnügen und machte seinemUnmut
dadurchLuft, dass erden hohen Uferrand im Südenzernagte. Vor zweitausend Jahrenalsozeigte dieGegend
einanderesGesichtals heute. Indem beiden Erörterungen Uber1)B. Jb.
LXXX1I
(1886) p. 31 fg.16 H.
Ni»8cn:
Caesar* Übergänge dieheutigenVerhältnisse als constant behandelt werden,
kommt
die einfache Wahrheit nicht zur Geltung, das» einStrom seine Ge- schichtehat, die erheblicheWandlungen
aufweist.-
DieVorstellung, dass die ältesteRheinbrückc sichaufeine Flussinsel gestützt habe,ist mitEntschieden- heitzurückgewiesen worden.Dagegen
wurden zwei GründeinsFeld geführt:
dieBenutzungeinerInsel
würde
den Brückenschlag ungemeinerleichterthaben, undeinsowesentlicherUmstand
hätte von Caesarnicht verschwiegenwerden dürfen.Nun
aber sind dieDenkwürdigkeiten daraufberechnet, den Lesermit staunenderBewunderung
zu erfüllen, unter den gemeldeten Grossthatensteht der RheinUbergang oben an1):es konnte alsonichtserwähnt werden, dasdie Leistungzu verkleinern geeignetwar. Übrigens ist der ganze Rheinlauf im Altertumsovon Inseln angefülltgewesen, dass esUberhauptschwergefallen wäre, einezum
Überganggeeignete Stelle, die einer natürlichenStütze ent- behrt hätte, ausfindig zu machen. Einzig undallein ausdieser Beschaffen- heit des Strombetteserhältmau
eine Erklärung, wie esmöglich war, dass Caesar53v.Chr. einan das ubischeUfer stossendes Stück derBrücke von 200 FussLänge
abbrechen undam Ende
derstehengebliebenen Hauptbrücke eiuen vierStockwerke hohenTurm
errichtenHess. GeneralWolf
batRecht,wenn
ereinen solchenTurm
freiim Rhein stehend alsgarnicht denkbarbe- zeichnet*).Von
den technischenSchwierigkeiten abgesehen, welche dieEr- richtung eines derartigen mit Geschützen ausgerüsteten Bauwerks gemacht hätte, wird jede vernünftigeZweckbestimmung
vermisst.Weder
konnte es dasgegenüberbefindlicheUfer noch denStromerfolgreichbestreichen undbot ein Hindernis,wenn
dieBrücke wieder in Betrieb gesetzt werdensollte. Ver- ständlich wirdder Bericht erstdurchdieAnnahme,
dass derTurm
auffestem Grund und Boden, d. h.auf einer Flussinsel aufgeführtwurde. Sehen wir uns unterdiesem Gesichtswinkel die NeuwiederGegend
an, soist der Turm, der denZugang
zurBrücke sperrte,am
rechten Ufer aufdem
ReilerFeld zu suchen. Es wäre von Wert,wenn
seinStandermitteltwerden könnte: jede Nachforschungindessnach etwaigenSpurenerscheintwegen
derobenerwähnten Anschüttungen vonvornherein ausgeschlossen. Weiter ist unterdem
Fluss- arm, dessen Brücke Caesar abbrach, die Schleet zu verstehen: das ange- gebene Mass von 200 Fuss odertiOm
stimmt.Da
nun der Hauptarmdie sie- benfache Breitehat, sokonnte derSchriftsteller,dem
esnicht oblag, ein to- pographischesGemälde
mit feinem Pinselauszuführen, von der Stromspaltung füglich schweigen. Aber, wendetman
ein, so wären es zwei durch einen Zwischenraum von annähernd 1,5km
getrennte Brücken, das abgebrochene Stückstiessnach Caesars Aussage an das Ufer der Ubierunddie natürliche Grenze bildet der Hauptstrom. Gewiss,wenn
es sichum
einen Rechtsstreit zwischen zweibürgerlichen Parteiengehandelthätte,so würdeder Praetor das1)Plut.Caes.22,5 irf<JT€unirdaiK 6^aM<* KpeVrrovintbeitaTOt#|vt^<P"P«v
n^P
a'C bitca0uvT€Aea6ctaav.2)B.Jb.LXXVIII(1884)p.49.
Caesars Rheinfestung. 17
ReilerFeld
dem
Ubier zugesprochen haben.Im
vorliegenden Falleentscheiden die Gesetze des Kriegs. Eine Festung ist rings von einem ihrzugehörigen Vorland umgeben, das beidenRömern Pomerium
heisst. Eineam
Fluss ge- legene Festungsoll den Uferwechsel sichern undbedarf,um
ihrenZweck
zu erfüllen, einesStützpunktes aufdem
jenseitigenUfer. Daraus folgtmit Not- wendigkeit,da«sdas RcilerFeld nach Anlage der UrmitzerFestunginderen Besitzüberging und die ripaeUbiornm
bis zurBimssteinbanknördlich von der Schleet zurückwichen. Das alles siud selbstverständliche Dinge, sobaldman
den Versuch macht, die kurze Erzählung Caesars aufdiegegebeneÖrt- lichkeitzu übertragen.Ob
weitere Aufschlüsse durchGrabung
auf«lein Reiler Feldzu gewinnensind,lasseich dahingestellt,meineaber, dass esdaraufhin genaueruntersuchtwerdensollte.Das linke Ufervon Kalten Engers ab überhöht daR rechte und macht eineBiegung nach Süden, gewährt damitdie taktischen Vorteile,die füreinen Übergangauf dasnördlichegermanische Ufer erwünschtsind. BesondereBe- achtung verdient es, dass dieinalter undneuer Zeit fürden Brückenschlag ausgewähltenStellennahe beisammen liegen. Die Frauzoscn sehwankten 179:") zwischen
dem
UrmitzerundThurmer
Werth, gaben aber schliesslich diesem den Vorzug'). Jener in Betrachtgezogene Punktliegtetwa l,f>km oberhalb derzweiten caesarischenBrücke.Man
kanndieFrageaufwerfen,warum
Caesar 53v.Chr. seineBrückenichtUber dasUrmitzer Werthlegte, dadiesdoch die Arbeit sehr erleichtert hätte. Darauflautet die Antwort, dass esihm damals auf eine dauernde Festsetzungam
Rhein ankam: dieUmgehung
desDorfes Urmitz derInselgegenüberist6m
niedriger als die Bimssteinbank, aufder er seineSchanzen errichteteund bietetentfernt nicht so günstigeBedingungen für eineFestungsanlage. Der nämliche Grund bestimmte Caesar den ihm ausdem
Jahre 55 bekannten Ort 53mit einem andernzu vertauschen.Was
zu- nächst denVergleich aus der neueren Kriegsgeschichtebetrifft, so gab hier dieFeuerwirkung denAusschlag. Der Vorsprung über Weissenthurm konnte mehrereBatterienetagenförmigaufnehmen und deshalbwählten dieFranzosen dasThurmer
WerthalsOrt des Cbergaugs. Die viermalwiederholte Brücke lag400m
unterhalbder ersten BrückeCaesars, letztere 1,9km
unterhalbder zweiten.—
DieKunde
vonder erstencaesarischen Brücke verdankenwir den wichtigenUntersuchungen,dieBaumeister Isphörding
1886angestelltund imLXXXII.
Heft dieser Jahrbücherveröffentlicht hat.—
IhrWert
wird durch ein paarNebenumstände verdunkelt, die einenkritischen LeservordenKopf
8to8sen.
Am
Schlusswird das Bruchstück einer Inschrift mitgeteilt, dasin derNähe
der BrUckcnreste ausdem
Rhein hervorgeholt wurde. Es enthält wenige Buchstaben und vielenUnsinn, nennt in trautem VereinCaesarund Varusnebeneinander. DieSchriftzüge sindso schlechtund so modern, dassman
lange nach einer gleich plumpen Fälschung suchen kann.Von
einem Strombaumeisterist Kenntnis der lateinischenEpigraphik nicht zuverlangen1)B. Jb.XLVII(1869)p.26.
18 H.
Nissen:
nnd dessen Täuschung durchaus begreiflich. Der bierselige Urheber der Täuschung wirdseinenUnfughoffentlichinzwischen bereuthaben. Dass der damalige Direktordas
Machwerk
den Schätzen desBonner Provinzial-Museums einverleibte, istvielleichtdasWunderbarste an der Geschichte5doch istauch er, wieeinNachtrag imInventarzeigt, späterzueiner richtigenWürdigung
gelangt. Damit wäre einersterAnstoss beseitigt.—
Tiefergreiftein zweiter.IspIi
ordiug
lägstsich inseinerDeutung ganz von den Anschauungenv.Co- hausen's
leiten,der auchpersönlich denArbeiten beigewohnthatte. DieVor- aussetzungen, dass hier die Brtlcke vou 53 gestandenhabe, dass die Pfähle nichtgerammt, das«sie mit Weidenbändern verfestigt gewesen seien(8.3), dass das 1864am
GutenMann
ausgegrabene angebliche Castell(S. 7) den Brückenkopfbilde, sind samtundsondersirrig.Wir
müssen alsodasThat- sächlicheansder jetzigen Fassungherausschälen.— Von dem
neuermittelten Abbruch des linkenUfersum
70111 war schonS. 15 dieRede. Weiter er- wähnt Isp hörding
in Betreffder6 Stelleninnerhalb desNeuwieder Beckeus dienachv.Cobansen
füreinenBrückenschlagin Fragekamen
(Kcsselheim, Engers, DorfUrmitz,Guter Mann, Weissenthurm, Nettemtlndung), dass „trotz der in denletztenJahrenzum
Teil ingrossem MassstabeausgeführtenBagge- rungenbei keinem der genanntenStellen irgendwelche Reste derBrtlckege- fundensind".Wie
1896 an derClossGas
(S.15),sowurde auch 1886die VoraussageLügen
gestraft, insoferndieReste dort auftauchten,wo man
sie nicht erwartethatte.— An
dasobereEude
desTburmer Werth
schliessteine grosseKiesbankan, die beimittleremWasserstand trockenliegt.Zu
beiden SeitenderBank
förderten dievonIsphording
geleitetenBaggerungen unter einer1m
hohenSchicht, dieaussehrgrobem Geschiebe bestand,Holzreste zu Tage,zahlreicherimlinkenArm
undzwar aufeiner Breitevon 5m
und einerLänge
von 20 m.Im
linkenArm
wurden auch 50m
unterhalb „mehrere Stücke von Weiden-, Buchen- nnd Tannenrundholz6—
8cm
starkunter einer 60—
80cm
starken Kiesschichtgefunden".Ispbording
legt mit Rechtdem
Umstände ein besonderesGewichtbei, dass dieHolzfundc in beidenStrom- armen gemacht wurden. Damitistnämlich derEinwand
abgeschnitten, dass die Hölzer von der oberen Brückestammen
und durch Kiesschiebungen aufdem
Grunde hierhin verschleppt sein könnten.Nach
allem,was
über die Geschichte derRheinbrUckcn bis auf dieGegenwart herab bekanntist.spricht eine hoheWahrscheinlichkeit für dieAnnahme,
dass hier wirklich dieSpuren des Übergangs von 55 v.Chr. entdeckt sind.—
Caesar verweilte damals 18Tage
auf germanischem Boden(IV. 19): salin etad laudem
etad
utili- tatemprofectumarbitrato» se inGalliamreeepitpontemque
rescidit. GeneralWolf
weist überzeugend daraufhin, dassdas Material der erstenbeim Bau derzweitenBrückezurVerwendung
gelangen musste1);davon wird im nächsten Abschnittnochmals zu reden sein. Ohnehin kann ein so mühevollesWerk vom
Erbauernicht nach Art eines mutwilligenKnaben
zerstörtworden sein.1)B. Jb.LXXVIII(1884) p. 41.
Caesars Rheinfestung. 19
Wir
erwarten, dass es mitSorgfaltabgebrochen wurde.Isphording
denkt sichdie Erhaltung der Holzrcstc folgendermassen: „bei derZerstörung, sei esdurch Eisgang oder Hochwasser,trieben dieHolme,Streckbalken, Stangen, Hürden weg, während dieBocke in sich zusammenfielen, durch die Eintrei- bunginden Kies jedoch anStellenmit geringer Strömung andem
Abtreiben gehindert wurden undingeneigterLage
liegen blieben, allmählich versandeten, vielleichtgerade dieVeranlassungzurVersandung gaben. Solohe Reste eines Brückenbockesdürftendiegefundenen Stückesein". DieUnnahbarkeit dieser Erklärung folgt schon aus der Thatsache, dass die Pfahlreste nur 25cm
Durchmesser haben, während er nach Caesars ausdrücklicherAngabe
das Doppelte, l'/s',45
cm, betrug. DieRestewerdenzum
grössten TeilimMuseum
vonNeuwied
(zumkleinern inWiesbaden)aufbewahrt. Der Augensehein lehrt, dass sievom
Oberbau herrühren.Beim
Abbruch 55 v. Chr.hatman
sich offenbaralleMühe
gegeben,dieschwerenStreckbalken, Bock-und Holmpfählc füreine künftigeVerwendung
inSicherheit zubringen. Mitdem
Brüekenbelag brauchteman
esnichtsogenauzunehmen. Das leichtzu ersetzendeStangen- holzmag zum
Teil in den Rhein geflogen und durch die anhaftendenNägel undKlammem zum
Sinken gebrachtsein. Es wurde obenS.3 bemerkt,dass die Brücke ohne Eisenverband nicht standfest gewesen wäre.Nur
unter derVoraussetzung, dassEisenrecht ausgiebig an ihr verwandt war, lassen sich die gemachten Holzfunde erklären.Wäre
derBau
nach Art eines Flosses errichtetgewesen, sohätten die Hölzer fortschwimmen müssen. DieFunde
aber auf die Brücke von 55v. Chr.zurückzuführen, wird durch das pattlum supradie geringeEntfernung derzweiten nachdrücklich empfohlen (S. 2).Um
dieKettedes thatsächlichenBeweiseszu schliessen, fehltnoch ein Glied. In den DenkwürdigkeitendesJahres 55heisst esIV 18: Caesarad
utramquepariem
pontis fimno praesidio relicto infinesSugambrorum
con- tendit.Danach war
dieBrücke anbeiden Seitenbefestigt, unddieAuffindung von SpurendieserSchanzen würde die Deutung der besprochenen Holzreste über allen Zweifel erheben.Am
rechten Ufer verwehren die Anlagen der Kruppschen Hermannshütte eineGrabuug
schlechthin.Am
linkenUfer ist der unmittelbareZugang
zur Brücke in der Breite von 70m
durchdenStrom abgespült undweitere Nachforschungsehrbehindert. Die vonKoenen
ge- machten Versuche habenvorläufig zukeinem Ergebnisgeführt. Eingrösseres Castell scheint nichtam
FIussgelegen zu haben; Vermutungen über seinen Platz vorzutragen, wärezwecklos.Seh aa
ffhausen
sagtevor 11 Jahrenam
Ende
seinesS. 10berührten Aufsatzes über die vorgeschichtliche Ansiedelung inAndernach:„wenn man
dieblühendeundnicht rastende IndustrieunsererTage
mitRechtoftbeschuldigt hat,dasssiedielandschaftlichen Schönheiten rücksichtslos zerstöre,sodürfen wirnicht vergessen, dasssieuns für solche Schäden auchmanchen
Ersatz bietet, indemsie dieErde aufwühlt undver- borgene SchätzezuTage
fördert.Möge
dasjetzt in grossartigera Massstab20 H.
Nissen:
betriebene
Wegräumen
von Bimsstein undLava
in diesem Teile des Rhein thuls noch viele merkwürdige und überraschendeFunde an das Tageslicht bringen!"III.
Die Überlieferung.
Die Sicherung der Rheingrenze gegen das Vordringen der
Germanen
wirdin den Denkwürdigkeitenunablässigals politischerLeitsatz,dem
Caesar während seiuer Statthalterschaft folgte, hingestellt. Einedem
Wissen der Gegenwart genügende Anschauungvom
Fusslaufgeht ihm ab, er hat weder die Nordalpcn noch das Mündungsgebietselbst aufgesucht. Die Berichte der Händler und die auf solchen fussenden geographischen Lehrbücher konnteu höchstens von dengrossen VerkehrstrassenverlässlicheKunde
vermitteln, für abgelegene Gegenden fehlten brauchbareGewährsmänner. Daheristesnicht zuverwundern,wenn
Caesar die verschiedenenQuellflüsse der Schweiz zu- sammenwirft, Aare undRhein verwechselt, anderseitsdem
RheineineMenge
vonMündungen
zusehreibt. Aber über das Hauptstück von Basel bis zur Stroinspaltung weiss er vortrefflich Bescheid. Gleich seine ersteWaffenthat nötigtedieHclvetierundihre Verbündeten zurRückkehr
in die verlasseneu Wohnsitze, damitdiesenicht vondenGermanen
inBesitzgenommen
würden (b.G.I2,27,28).Im
nämlichenJahre,58 v. Chr.,wurdeAriovistvernichtet und der Einwanderungam
Oberrhein eiu starker Riegel vorgeschoben (b.G.I31, 33,36,37, 44, 53, 54). Die entscheidende Schlacht fand 5 Milben
vom
Rheinentferntstatt. In Betreff ihrer Folgen beschränktsich derSieger auf dieBemerkung, dass die Suebensichauf denHeimweg
machten undda- bei durch dieUbier schwere Einbusse erlitten. HundertGaue
der Sueben hatten etwa in derNähe
von Mainz denAusgaug
des Kampfes zwischen Ariovistund denRömern
abgewartet, bevorsieinGallien einfielen (I37, 54).Überpolitische
Massnahmen
denBesiegtengegenüberbeobachtetCaesar grund- sätzlichSchweigen. Indessen geht ausbeiläufigeuÄusserungen hervor, dass Tribokcr,Vangionen und Neineter,dieim HeerbannAriovistsgefochten hatten (I51),im Elsassund derPfalzwohnen
blieben.Von
Tribokern und Ncmetern wird dies ausdrücklich gemeldet (IV 10, VI 25), von den Vangionenum Worms
kann es nicht bezweifeltwerden, weil die ganzeEbene
insiehzu- sammenhängt.Das
erforderlicheLand
hattendieMediomatriker, derenNamen
im heutigen Metz fortlebt, abtreten müssen') und waren dadurch so ge- schwächt worden, dass siezum
allgemeinen Landesaufgebot 52v.Chr. nur 6000Maun
stellten (VII 75).Zum
erstenMale wird hierdasVerfahren an- gewandt, das spätervon Agrippa undTiberiusnachgeahmt wurde,Germanen
aufdem
linken Rheinufer anzusiedeln alsStützen der römischen Herrschaft gegenüber den Galliern, als Grenzwächter gegenüber den Stammesgenossenam
jenseitigen Ufer.— Der
nächsteFeldzug 57v. Chr.unterwarfdenbel- gischenBund.Am
Schluss heisst es II 35:Am
rebu*gestUomni
Gcdlia pacata tantahuiusbelliad
barbarosopinio perlataest,utiab imnationibu*1) Dies wirdb.G.IV10angedeutet,von
StrabolV
193ausdrücklich bezeugt.Caesar« Rheinfestung. 21
quae
trum Rhenum
incolerent, mitterentur legatiad
Caenarem qui *e obuiden datura*, imperata furturaspollicerentur.Auf
(He inneren Verhält- nissederGermanen
gehtder Sebriftetcller nichtnäherein. Wir hören nur beiläufig(IV 1,3,4), das» dieSueben nach derNiederlageAriovistsund der SperrungdesOberrheinssichim NordenLuft schafften, dieUbiertributpflichtig machten, die Usipeterund Tenktercransdem Lande
jagten. ImJ.56 lässt der Feldherr den Rhein durchReiterei beobachten (III 11).Im
folgenden Winter gehen dieUsipeterund Tcnkterer,angeblich 430 000 Köpfestark, in derNähe
von Cleve auf das gallische Ufer Uber. Caesar eilt im Frühling 55herbei undrichtet ein schauderhaftesGemetzel unter der Massean. Als derrömischeSenat über einDankfestfürdenFeldzugberiet,stellteCato den Antrag, den Urheberder Schlächtereiwegen
Verletzung desVölkerrechtsan die Barbarenauszuliefern. KeinerunterdenzahlreichenVerehrernhatCaesars Vorgehen zurechtfertigen gesucht; dererste Napoleonnennt es völkerrechts- widrigundungerecht, den Sieg wenig ruhmvoll, derdritte eignetsich die letztere Bezeichnngan. Vermutlich wäre das Bonner Caesardenkmal der Mit- nnd Nachwelt erspartgeblieben,wenn
ein Geschichtsknndiger an den engenZnsammenhang
erinnert hätte, indem
dieälteste Rheinbrücke zu jenemehr- losen Frevelgegenunsere Vorfahren steht.Immerhinbrachte er eine gleiche
Wirkung
wie dieNiederlageAriovist's hervor. Sie zu verstärkenbeschloss Caesar dieGermanen
im eigenenLaude
aufzusuchen: quodcum
tideretGermanos
tarn facile impelli ut inGalliam venirent,min
quoque rebuseos timere voluitcum
intellegerent et posse et andere populiRomani
exercitum Rhenutn transire (IV16).Von
den drei Teilen,indie der Flusslaufzerfällt,waren derobereundunteredurchStröme von Blut für die römische Herrschaft gewonnen worden. Jetztkam
das Mittelstück, derdieEbene des Nordens undSüdenstrennende Bergwall, an die Reihe.Wenn man
die bisherigen Erfolge und die gesamte Politik Caesars überschlägt, soerscheint das Eingangsthor jenes Bergwalls, das in der MittederGrenzlinie liegt(S. 10), als dievonNatur gewiesene Stelle des Angriffs. Ein historisch geschulter Forscher wird den Rheinübergnng nachdem
NeuwiederKessel verlegen und an derAnnahme
so lange festhalten müssen, bisihre Unhaltbarkeit mit triftigen Gründen dargethan ist.Nach
Gründensuchtman
allerdings inden neueren Erörterungen vergebens.Wenn
behauptet wird,das Rheinbettbei
Neuwied
besteheans nacktemSchieferfelsen, soentspricht dieBehauptung der Wirklichkeit nicht (S. 8). Oderwenn
ein Militärirgend einenOrtam
Rheinfür besonders geeignetzum
Brückenschlag ansieht,sofolgtdarauskeineswegs,dass Caesar von seinemGesichtskreis aus ebensogeurteilthabe. Eine geradezu heillose Verwirrungistdurch dasHer- einziehen der Völkergrenzen entstanden; diese sind unbekannt und können erstnach Bestimmungder Brücke genauer gezogen werden, der umgekehrteWeg,
ausden Grenzen den Ort der Brücke ermitteln zu wollen, führt ins Blaue. Unter denmilitärischen Sachverständigen, die in dieser Frage dasWort
ergriffen haben, verfügtNapoleouIII. überdasbeste gelehrteRüstzeug: