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Caesars. Rheinfestung. Koenen. Heinrich Nissen, C

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(1)

Caesars

Rheinfestung

Heinrich Nissen, C

Koenen

(2)
(3)
(4)
(5)

I

CAESARS RHETNFESTUNG

VON

h Dissen und c. koenen.

MIT

9

TAFELN UND

1

TKXTFIGUR.

BONN

UNIVERS ITÄTS-BUCHDRUCKEREI VON CARL GEORGI

1899.

(6)

SonderabdmckausBonnerJahrbücher Heft104.

(7)

A.

Zur

Geschichte.

Von H.NIk se n.

DieFrage,

wo

Caesarin den Jahren 5ö und 53v.Chr. den Rhein über- schritt, istsowohl in diesenJahrbüchernalsinälteren und*jüugernSchriften oftgestellt, abersehr verschieden beantwortetworden. Die Erörterungenfüllen zwarnichtdengleichen

Raum

aus,dender Streit überHannibalsAlpenmarsch einnimmt:

um

so weitergehendieMeinungen auseinander. Dort giltesunter wenigen Gebirgspässen denjenigenausfindigzu machen, der denBerichtendes Altertums

am

bestenentspricht; hier dagegen werden auf der320

km

langen StreckevonMain/,bisXanten etwa 20Orte zurAuswahlangeboten, andenen die älteste Rheinbrücke gestanden haben soll. Ein Fremder mit klassischer Bildung, der dieUferunseresschönen Stroms besucht, wird an den treuher- zigen ehrenwerten LokalstolzdesSüdens erinnert. In Engers überschaut er

vom

Römerturm dielachendeLandschaftundhältim GasthofzurRömerbrücke Rast,inBonn freut ersichder Huldigung, die 1898

dem

ersten rheinischen Brückenbauer zuTeilgewordenist, sieht einSteinbild, das den grossenIm- peratordarstellensoll,liesteineInschrift, dieinbedenklichemLateindasGe- dächtnis desBrückenschlags von5f>v.Chr. erneuert.Unwillkürlich

kommt

ihm indenSinn, wie einst7 Städte den

Ruhm

beanspruchten,

Homer

der Welt geschenkt zuhaben,wie ineinerjüngerenVergangenheitGemeinden der

Romagna

dieEntscheidung des obersten Gerichtsdarüberanriefen,an

welchem Bach

Caesar dasgeflügelte

Wort vom

Würfel gesprochenhabe, dessenRollen dieRepublik vernichtete. DerartigenLaudfehden geht der Reisendemit Be- dacht ans

dem Wege

und überlässt den Einheimischen sie selbständig zu schlichten. InderThat kanndieFrage nur durch gründliche Ortsforschung gelöstwerden, f&ber eshandelt sichdabei nicht

um

dieLiebhaberei dieses oderjenesKirchturms,sondern

um

ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte;

denn von den Übergangsstellen hängtunmittelbar dieBestimmung der

Wohn-

sitze ab,welche die

Stämme am

Mittelrhcin inne hatten, alsdasersteLicht der Überlieferung auf sie fiel.

Auch

darf

man

in diesem

Zusammenhang

von

(8)

2 II.Nissen:

derOrtsforschung wertvolleAufschlüsse über die Anfangerheinischer Cultur ond derenFortentwicklungerwarten. Allerdingswärees ein unerhörter Glücks- fall,

wenn

derSpaten einschriftliches Zeugnis über CaesarsBrückenschlag an den

Tag

fördern sollte:gefälschte Inschriften sind

am

Rubiconausgiebig ver-

wandt

worden undfehlenebenso wenig

am

Rhein. Angesichtsder bisherigen Erörterungenist derZweifel durchausberechtigt,ob esüberhaupt möglich sei.

dasgesteckte Ziel zu erreichen. 4 Beinäherer Überlegung jedoch hebensich mehrere

Wege

ab, die

zum

Ziel führen; esgenügt nicht, einen ein/einenzu verfolgen;

wenn

alleauf denselbenPunkt ausmünden, wirdGewissheit erlangt.

Mit anderen Worten mussdieLösung der Aufgabe denMilitärund Techniker, denPhilologen undAltertumsforscher gleicherMassen befriedigen. Sehen wir uns zunächst dieverschiedenen Beweismittel an, dievon den Vorgängern be- nutzt wordensind.

I.

Der Stand der Frage.

Das

erste

Wort

gebührt

dem

Philologen: dieAussagen desSchriftstellers gebendieGrundlageder Untersuchungab, dürfennichtinwillkürlicher,

dem

Sprachgebrauch widerstrebender Weise gedeutet werden. Leider fehlt jeder Hinweis aufdie Beschaffenheit des Ufers,

wo

dieÜbergängeerfolgten,aberes beisstdoch in den Commentarien VI 9

paulum

supra

eum

locum quo ante exercitum traduxerat, facere

pontem

instituit. Oberst y.

Co

hausen, der dierömisch-germanische Forschung im Allgemeinen unddie vorliegendeFrage im Besonderen bedeutend geforderthat, setztdie ersteBrücke beiXanten und diezweite beiNeuwied an: mit

dem

Bemerken, dass „ein Abstand von 90 Millien

vom

fernen

Rom

ans gesehen, und nach der Anschauungsweise Caesars,der überdiegrösstenMärscheund überseineeigenenReisen zwischen

Rom

und Gallienmit dergrössten Leichtigkeitweggeht, immer nochkleiner- scheint"1).

/ Wenn

ein alterSoldat der Ansicht Caesar supra

grammatkam

huldigt,soist davonkeinAufhebenszu

machend

Schlimmererscheint es,dass Philologenihm darinfolgen und jene Ausätze durch die neueren Kartenver- breiten. Übrigens hatschonvorher

Franz

Ritter denersten Übergangbei Bonn,denzweiten bei

Neuwied

gesucht, mithindas

paulum

supra auf ciuen Abstand von 30Millien ausgedehnt*). Aber der Wortlaut unddiemitRecht gerühmteKlarheitdescaesarischenAusdrucksgestattetnur anein paarKilo- meter zu denken. Daran muss bis

zum

bündigen Beweise desGegenteils festgehaltenwerden.

Sodannhat derTechnikereine Stimme.

Um

die Erklärung von IV17, einesKapitels, an das dieTertianer undihreLehrer mit Schaudernzurück- zudenken pflegen, hat v.

Cohausen

durch dieangeführte Schrift sich ein unlengbares Verdiensterworben, insofern

Männer

der Praxis zur Mitarbeit an-

1)Caesars Rheinbrücken philologisch, militärisch und technisch untersucht, Leipzig1867, p. 10; vgl.Rergk, ZurGeschichteund TopogrnphioderRhcinlaudein römischerZeit,Leipzig1882,p.14,H.

Dün»er,

Westd.Zeitschr.I(1882)p.299.

2)B.Jb.

XXXVII

(1864)p.24.

(9)

Caesars Rheinfestung. 3

geroßt worden sind. Mancherlei Vorschlägetauchtenaufund wurdenals un- haltbar erwiesen. EinvorzüglicherKenner bemerkt: „es istfürdieAuslegung derCoinraentarien ein Unglück gewesen, das« die Techniker irgendeinevon ihnen fürleichtausführbar gehaltene Verfestigungsweise, die siesich einmal indenKopf gesetzthatten, wie

Cohauscn

dieWeidenbänder, Napoleon III.

die von einem

zum

anderen Pfahlpaare reichendenüberKreuzgelegten Latten,

Khcinhard

den unverrückbaren Dreieckverband, durchaus in die Stelle des römischen Schriftstellers haben hineininterpretieren wollen, ein anderesUn- glück, dass die Philologen dieser angeblichen Einsicht derHauverständigen

Rechnung

tragen zu müssen geglaubt haben. Die Ingenieure sagennämlich ganzeinfach: sowürden wir esunterden

Umständen

angegriffenhaben, folg- lichkann Caesar es auch nicht anders gemacht haben"1). AufdieEinzel- heiten der Verhandlungenbraucht nicht eingegangen zu werden*). IhrEr- gebnisistvonallgemeinem Wert. Es wirdanerkannt, dass dieBrückenpfähle eingerammtnnd durch Eisenverbundenwerden mussten,

um

widerstandsfähig zusein: beides im Gegensatzzu v.

Co hausen,

der Caesarseine Brücke mit Weidenbändern und den rohenMitteln derFlösserei erbauen Hess. Also war ein ziemliches

Quantum

von Eisen, vor allem Beile, Sägen, Bohrerundan- deres

Werkzeug

nötig,

um

die Hölzer und

Kammböcke

herzurichten. Das Unternehmen passt nicht für den Urwald, sondern füreine

Gegend

mitent- wickeltem

Cewerbe

und Verkehr. Über denCalturetand der Rheinufer aber gewähren Grabfunde uns ein urkundliches Zeugnis.v

Wir

erwartenvondem- jenigen Ort,derfürden Brückenschlag inAnspruch

genommen

wird,dass er vorrömischeGräberingrösserer Zahlaufweist.

<In militärischerHinsicht liegt die Sache sehr einfach. Der Übergang kann nur im Bereich von altenVerkehretrassen und flrin offenem, Ubersicht- lichem Geländeerfolgt sein.*Unbedingtausgeschlossen sind die Strecken,

wo

der Flnss durch ein enges Thal mit steil abfallenden Thalrändcrn strömt, d. h. von Bingen bigEngers und von AndernachbisBonn. Die vielen hervor- ragenden Militärs,welche dieFeldzflge Caesarsstudierthaben, stimmen denn auch ohne

Ausnahme

darintiberein, dass dieBrückenur,sei esimNenwieder Becken,sei esunterhalb des Siebengebirges, errichtet werden konnte5).

'Aus historischenGründen

kommt

nämlich derAbschnitt von Mainz bis BingeninWegfall. DieBrücke verband das Gebiet derTrcvcrer mit

dem

derUbjer (VI9). Die Grenzenbeider Völkerschaften lassensichnur inall- gemeinen Umrissen ziehen. AberdieTrevererhabenschwerlich vielüberdie

Nahe

hinaus gesessen, da Rheinhessenund Pfalz von germanischen

Stämmen

1)Heinrich JustusHeller,PhilologischerAnzeigerXIV(1884)p.542.

2)Die Schriftenwerden aufgezählt von Hübner B.Jb.

LXXX

(1885) p.122.

LXXXVHI

(1889) p.54. NeuerdingsPellegrino, IIpontesnlReno,HorgoaMoz- zano1898.

3)Freilichzieht „ein alterSoldat" in seinenUntersuchungenüberdieKrieg- führungderRömer,Zeitschr.d.Vereins zur Erforschung der Rheinischen Geschichte inMainzII(1863)p.244,CoblenzinernstlicheErwägung.

(10)

4 H.Nissen:

bewohnt war1). Auf

dem

rechten

Rh

einuferwurdendieUbier von denSueben anhaltend zurückgedrängt.

Wenn

dieTreverer58 den drohendenEinfallvon 100 suebischen

Gauen

melden(I37), 53 von

dem

nämlichen Volk Hülfstrnppen erhalten (VI 2. 9),sokanndie

Gegend um

Mainznichtmehr inden

Händen

der Ubier gewesen sein. Ausserdem

war

vonhieraus der Feldzug gegendie Sugninbcrn 55 innerhalb der Frist von 18

Tagen

(IV 19), desgleichen die Märsche von 53 unmöglich.

(Hauptmann

II

offmann

siehteinen Hauptbeweis fürden Übergang Caesars bei

Neuwied

„darin, dass eskeine weitere Stelle

am

ganzen Rheinstromgiebt, von welcher Caesarzugleichgegen dieSigambern, Bewohner der Sieg, und gegen dieCatten,

Bewohner

vonHessen,derOberlahn und denäusseretenNassauischcnLändern gegen den Main hinagieren konnte., Jene Völkerschlössen die Ubier ineinem weiten Kreiseein, dessenCentrum der Kessel von

Neuwied

ist.

Von

hier auskonnte er als auseinem Mittel- punkte nuralleinzujenenBögender Peripherie gelangen.

Wer

einenandern Punkt annimmt, wie Mainz oderKöln, mifssdieallgemein

angenommenen

und naturlichen Sitze jenerVölkerwidernatürlich verrücken"*). Soein verdienter LokalforechorinNeuwied./Umgekehrtweistderwestfälische Geschichtscbreibcr der Sigambern nach,dass beideBrücken unferndes51.Breitengrades, wenig unterhalbKölns geschlagen worden seien, weil dasRothaargebirge mit der höchstenBergkuppeinWestfalendieStammesgrenze nach Süden gebildethabe.

„Bei den

Bewohnern

der Länder an dereinen und andernSeitedes Gebirges zeigtsicheine auffallende Verschiedenheit,nicht bloss hinsichtlichder Sprache, sondern auch der Körpergrösse,Lebensweiseu.s.w.; sie weichen namentlich in derBrotbereitungganzundgar,imHäuserbanerheblichvoneinander abu3).

In Köln dachte

man

sichdieUbier im Bergiscbeusesshaft,sodass ihre Ver- phanzuug aufslinke

U Dadurch

Agrippa gewissermasseneineneinfachen

Um-

zug quer überdie Strassedarstellte4): dieserAnsichtfehltesauch heute nicht an Verehrern. Ebenso strittig wie

am

rechten sind dieVölkergrenzen

am

linken Rheinufer.

Cohausen

lässtdieTrevererbis

zum

jfinxtbach bei Brohl wohnen, derspäter die unter- und obergermanische ProVfnz trennte und die Üiöcescn Köln und Triernochjetzt trennt; Napoleon UI. rücktsienordwärts bisKöln5). In den Erörterungen über den Ort der Brücke behaupten die Völkergrenzen mithineinen hervorragendenPlatz. Nichtmit Recht.

Ob

der Pumpernickel indenKreisen Meschede und Olpe anders schmeckt alsinden Kreisen Wittgenstein undSiegen,trägtzurErhellung desDunkels,das Caesars

1)Zcuss,DieDeutschenunddieNaehbarstämmcp.218fg.

2)Über dieZerstörung derRömerstädte zwischen Lahn undWied, 2.Aufl., Neuwied1823,p.27.

3)Essellcn,Geschichte,derSigambernunddervon denRömernhis

zum

.1.n.Chr. imnordwestlichen Deutschland geführten Kriege, Leipzig1868,p.12.

4)Golenius,Demagnitudine Coloniao,Col.Agr.1645,p.1.384.

5)B. Jb.XLV1I(1869)p.5 fg.

(11)

Caesars Rheinfestung. 5

Züge

verhallt, keinen Deut bei. Andererseits werdenMeinungen durch ihr ehrwürdiges Alter nicht

zum Rang

bewiesener Thatsachenerhoben.

Nach

Thatsachcn hat

man

denn auch längstausgeschaut,

um

aus

dem

Wirreal heraus zu finden.

Minola

zählt 1818 zehnStellen vonMainz bis Xautenauf,

wo

vermeintlicheReste der cacsarischenBrucken entdecktworden seien. Er widmet eineeigene Untersuchungder Frage:

„warum

giebt es

am

Rheineso viele Stellen, an welchen

man

denJulius Caesar übergehen Hess, da dieser doch nur an zwei verschiedenen überging?"1). DerGrund rührt von den Pfahlwerkenher,die beiniedrigemWasserstandsichtbarwurden. Die Pfähle abersindim Fehdeleben desMittelalters zurSperrung der Schifffahrt eingesenktworden, wie

Minola

durch Zeugnisse aus

dem

14, 15. und 17.

Jahrhunderterhärtet. Seitdem haben die von der preussischen Verwaltung augeordneten Baggerungen aneinerganzen Reihe anderer OrtealtesHolzzu

Tage

gefördert, dessen Herkunft nachdereben angeführten verständigen Er- klärungeinerjüngeren Vergangenheit zuzuweisenist, gelegentlichauch zuge- wiesen worden ist*). Übrigens

mag

auch Holz ausrömischerZeit darunter sein. Freilich ist von keinem FeldherrnausserCaesarbekannt, dass ereine Pfahlbrücke über den Rhein geschlagen habe. Aber der regeVerkehrauf

dem

Fluss, insonderheit das Bedürfnis der Kriegsflotte inusstc Hafen- und Wasserbauten insLebenrufen, fürdieHolz das bequemste und billigsteMa- terial abgab.

Es

wärein

manchen

Fällen richtigergewesen, an dieSpuren solcherAnlagen zu denken, als blindlingsauf Caesar zurückzugreifen. Neuer- dings bringt die gelehrteWeltallen aus

dem

FlussbettgewonnenenAufschlüssen einberechtigtesMisstrauen entgegen3).

So

vielvonden Brückenresten im Wasserdie

Rede

gewesen ist,soge- ringe

Mühe wurde

darauf verwandt, nach etwaigen Spuren auf

dem Lande

zu suchen.

Und

doch waren beide Brücken stark befestigt, und doch gewinnt derNachweis derartigerBefestigungeneine durchschlagendeBeweiskraft.

Nur

ineinemFalle, und zwarbereits 1684, istvon

dem

tricrischen Geheimen Rat Freiherm

von Rciffenberg

ein caesarischcrBrückenkopf entdeckt worden, auf ihm beruhendieEingangs^erwähnten Ruhniesansprüche von Engers:leider jedoch

war

dasbetreffende

Mauerwerk

eine Burgruinedes 14.Jahrhunderts4).

Ineinemkritisch vorgeschrittenen Zeitalter erklärte

Franz

Ritterin Betreff derzweitenBrtreke: „an noch vorhandene Spurenderselben istnichtzudenken.

Auch

wtfd dieHoffnung aufzugebensein, dass von den

am

linkenUferzu ihrem Schutze angelegten Verschanzungen (munitionex) noch ein Stein sich auffinden lasse"a).

Dem

Schreiher waren die Erfahrungen nicht geläufig, diegcratie in diesenJahren iu Frankreich durch die grossenfürNapoleons

1)Beiträge zur Übersicht der römisch deutschen Geschichte,Köln1818,p.226fg.

2)

Freude»

berg,B. Jb.

XXV

(1857)p.98fg.

3)Wd. KorreapondenxbUtt

V

(1886) 95.134. B.Jb.

LXXXV1I1

(188'.»)p.51.

4)v.

Cohausen,

B.Jb.XLVII(1869)p.10-25;Minola,Übersichtp.196.

5)B.Jb.

XXXVII

(1K64)p.27.

(12)

H.Nisgcn:

Oeachicbtswerk unternommenen Grabungen gemacht wurden,die spaterbei uns vor allem durch die Limesforscbung wiederholt worden sind.

Wir

wissen heute,dassCaesarineinem waldreichen

Lande

seineSchanzenweder mitZiegeln noch mitSteinen baute, wissen ferner, dass Erdarbeiten untilgbare Spuren im

Boden

hinterlassen. Damit eröffnet sich eine tröstliche Aussicht. E.

Hübner

lehnte es1889ab, auf die„rein endlosenVermutungenüberCaesars Rheinttbergängc einzugehen.

Ehe

nichtneueundzweifelloseThatsacbcn vor- liegen, ist

dem

vorhandenenStoffkeine sichereBeantwortungderFrageabzu- gewinnen" Vor derBesprechung dieserneuen Thatsachen wird eszweck- mässig sein, einen Rückblick auf dieGeschichte der Streitfrage zu werfen.

Die vielen grundlosen

Annahmen

einzeln anzuführen würde ermüden, eine vollständigeEinigungistnieerreichtworden:immerhin haben wechselndeMei- nungenzeitweise dieOberhand gehabt undhat dieganze Erörterungaufklärend undbelehrend gewirkt.

Ohne

sich

um

örtliche Feststellung zu

kümmern, nahm

Ph.

Cluvcr

1616 diezweiteBrückebeiAndernach, die erstewenigunterhalbbei denfälschlich hier gesuchten Condruscn an2). 'Trotz der Unnahbarkeit der vorgebrachten Gründehat dasAnsehen ihresUrhebers dieser Entscheidung weite Geltung verschafft3). Sie

wurde

schärfergefasst,

nachdem

dieEntdeckungdes Castells von Niederbiber 1791 denAnstoss zu denbekanntenergebnisreichenGrabungen gewährtund dieFreude an den Denkmälern, dieder beimische Boden birgt, nicht nurin Neuwied, sondern

am

Rhein und darüber hinausgeweckthatte.

Dazu

liefertendie Zeitereignisse einendeutlichen Fingerzeig

zum

Verständnis der Vergangenheit: inden Jahren 1795

97 nach

dem

wechselnden

Lauf

des Kriegeshat die französische

Armee

viermal eine Brücke bei

Neuwied

über denStrom geschlagen.

Hauptmann Hoffmann,

derjeneAusgrabungen 1791 bis1814 leitete, setzt die ersteBrücke beim

Thurmer Werth

an, das auch regelmässig von den Franzosen als Stützpunkt für ihreÜbergänge benutzt worden, aberim Altertumangeblich eine blosse

Sandbank

war, setztdiezweite Brücke beim DorfeUrmitz, d. h. 3

km

weiter oberhalb an. Beide Ansätze

kommen

der Wahrheit ganz nahe und zeugen voneiner bemerkenswertenEin- sichtindie Bodengestaltung. Aber der von ihm beigebrachteBeweis istle- diglichein historischerund oben(S.4)schonmitgeteiltworden.

Wenn

vollends den beidenPfahlbrücken das unselige Gespenst vonEngers alsSteinbrücke angereihtundzurAbwechslung

dem

Agrippazugeschrieben wird, so steht da»

antiquarische Urteil

Hoffmauns

nicht auf der

Höhe

des topographischen.

Immerhin fanderZustimmung: einhalbesJahrhundert lang galt der Kessel von

Neuwied

beiderMehrheit einheimischer und fremder Forscherals Schau-

1)B.Jb.

LXXXVIII

(1889)p.54.

2)Germaniaantiqua,Lugd.Bat.161«,IIp.54fg.

3)InderGegendvonAndernachundCoblena,

Kon

rad

Manner

t,Geographie derGriechenund Römer, Nürnberg1789, II1p.223.

(13)

Caesars Rheinfestung. 7

platzder beiden Übergange Caesars1). DieKriegswissenschaft bestätigtedie

Annahme;

derbadischcGeneral

von Goeler

führt dieersteBrücke über das Urmitzer Werth, die zweite

5 km

höher überdieInsel Niederwerth*).

Nach

Allem verstand sichganz vonselbst, dass

Napoleon

III. bei seinenStndicn über die caesarischen Feldzüge dieselbe

Gegend

ins

Auge

fasste. Auf der Weissenthurm überragenden Höhe, von der General Hoche den Übergang der Sambre-und

Maas Armee

gelenkthatte, stehtdas vonder

Armee

ihrem Feld- herrn errichtete und von KönigFriedrichWilhelmIII. 1839 wiederhergestellte Denkmal. Der weithin sichtbareObelisk hat

dem vom

Kaisermit örtlichen Nachforschungen betrauten französischenMajor

de Locqueyssie

als Leit- sterngedient. Die Grabung wurde 1864 wenig unterhalb derKapelle

zum

Guten

Mann

unternommen undsolleinspätrömischesCastcllfestgestellthaben9).

An

derRichtigkeitdesErgebnisses zuzweifeln, drängtsicheine kürzlichge- machte Erfahrungauf.

Da

nämlich der

Übergang

1796 von denÖsterreichern hart bestrittenwurde, habendie Franzosenbei Weissenthurm eineReihe von Spitzgräben ausgeworfen, dieden römischenverzweifeltähnlich sehen und so langetäuschen können,bis moderne Fundstückeihren Ursprung verraten. So ging esbeidenGrabungen in diesem Bereich imletztenWinter.

Wie dem

auchsei, soliefertederSpatenjenem Offiziernichts,

was

mit CaesarinVer- bindung gebracht werden konnte: hättederZufall ihneinpaar hundertSchritt weiter stromaufgeführt,sowäreeranrichtigerStellegewesen.

Aber

inder von NapoleonI. herrührenden Vorstellungbefangen, dassCaesar denRhein beiKölnüberschritten habe4), scheint erdieUntersuchung mitgeringemNach- druck betriebenzu haben5). Kurz undgut,die herrschendeAnsicht, die

am

Neuwieder Becken festhielt, hattekeinemonumentale Stützeerhalten, dieder Zweiflerzu fordern berechtigt war. Gleichzeitig tratGeneral

von Peucker

entschieden für Köln ein8). Seine Beweisführung aus deu Wohnsitzen der Völker schwebt inderLuft, weil wirsolche ganz ungenügend kennen. In- dessen bringt er einen

Grund

bei,dervon NapoleonIII. undAnderenwieder-

1)Soz.B.

Heinrich Simon van Alpen,

Geschichte des fränkischenRhein- ufers,Köln1802, Ip.369fg. Minola, KurzeÜbersichtdessen was sichunterden Kömern

am

ItheinstromMerkwürdigesereignete,2.Aufl.Köln1816,p.193fg. Herrn.

Müller, B.Jb.VII(1845) p.19. Hoinr.Düntzer, B.Jb.IX(1846) p.159. Leo-

nard Enncn,

Geschichte der Stadt Köln, Köln1863,Ip.6.

Albert Forbiger, HandbuchderaltenGeographie, Leipzig1848, IIIp.24K.W.

Drum an

n.Geschichte Roms, Königsberg1837,IIIp.292.329. Th.

Mommsen,

KömischeGeschichte, Leipzig 1856,IIIp.255.

Fried

r.

Kr an

er,Cacsarausgabc,Beilin1853.

2)Caesars GallischerKrieg in den Jahren58—53 v.Chr., Stuttgart 1858, p.

112. 186.

3)B.Jb.XLVII(1869)p.27.

4)Nach der im kaiserlichenAuftrage bearbeitetenCartedelaGaulesousle proconsulatde Cesar, Paris1861; vgl.dasaufSt.Helenadictierte Prt>cisdes guerrcs de Cesar parNapoleoncap.4.

5)B.Jb.

XXXVII

(1864)p.230.

6)DasdeutscheKriegswesender Urzeiten,IIIp.

HO

fg.,Berlin1864.

(14)

8 H.Nlasen:

holtwirdund dieGegenparteiohne Weiteres matt zusetzen scheint. „Über- diesistoberhalb Andernach schon

um

deshalb dieBrückenstelle nicht anzu- nehmen,weildortdas Rheinbett ausnacktemScbieferfelsen besteht, welcher überallaus

dem

Wasserhervortritt, und das Einschlagen von Brückenpfählen in der fürdie Standfestigkeit der BrückenötigenTiefe nicht wohlgestattet haben würde." Der SatzwirftaufdieortskundigenIngenieure,diedasnicht beachtethabensollen, einwenigschmeichelhaftes Licht.

Ware

errichtig,so bedürfte esder seit vielenJahren fortgesetzten BaggerungenzurFreihaltuug der Fahrrinnenicht1). Eristaberfalsch. Für Köln entschiedsich fernerGe- neral

Wolf

bei Gelegenheit derAufdeckung des römischen Brückenkopfs in Deutz*). Inzwischen jedoch hatte der Kaiser aus sehr berechtigten Erwä- gungen imWiderspruch mitseinem Ahnherrn und mit seinen Beratern

Bonn

den Vorzug gegeben8). DieBotschaft von derSeine fiel

am

Rheinauf einen fruchtbaren Boden.

Zwar nahmen

ProfessorRitter 1804 undProfessor

Klein

1888 nurdie ersteBrückefür

Bonn

inAnspruch und bcliessendiezweite bei

Neuwied

4), zwarverfochtv.

Cohanscn

in seiner Kritik derNapoleonischen Darstellung dieletzteHälftedesRitterschcnAnsatzessoausführlich,wie noch nichtgeschehen (S. 2). Aber sie fanden in ihren Kreisen keinGehör, auf JahrzehnteschieddasNeuwieder Becken ausderNachforschung nach Caesars Brückenaus.

Wurde

von den Nachbarnder Schattendes frommen Rupertus, der

um

1130 Abt von Deutz war,

zum

Zeugnis für das Alter des Deutzer Castrums beschworen, so Hessen sich unschwer ähnlicheBeweismittel auch in

Bonn

beschaffen.

Das

Provinzial-Museum begann seit 1876 in

dem

Legions- lagerzu graben, der Direktor

aus

in

Wecrth

erkannteinihm denOrt der von Caesar53 errichteten Rheinfestung und vermutete den ersten Lbergang bei Wesseling, halbwegs zwischen

Bonn

und Köln5). Die Vermutungen ver- dichtetensich beiGeneral

von Vcith

zu unumstösslichen Thatsachen*). Tb.

Bergk

setzteentsprechendden erstenÜbergang unterhalb,den zweiten ober- halb der

Siegmündung

an, indem er

Männern vom

Fach überliess, den ge- eignetsten Punkt genauer zu ermitteln7). Für J.

Asbach

ist dasErgebnis sogutwiesieber8). Auf die geringfügigen

Abweichungen

dieser Ansichten untereinander

kommt

nichts an. KaiserNapoleon an derSpitzehattenBonner Philologen, Archacologcn undMilitärs

um

dieWette Bonns

Namen

mit den ältestenRheinbrückenverknüpft. Ihnenschloss sieh au derNeige desJahr- hunderts,wie oben bemerkt, dieStadtverwaltungan.

1)B.Jb.

LXXXII

(1886)p.30,XLVII(1869)p.7.

2)B.Jb.LXVIII(1880)p. 14.34fg.LXXVJ1I(1884)p.38fg.

3) Histoirede JulesC<S«nrIIp.143,Paris1866.

4)B. Jb.

LXXXVII

(1889) p.166. So bereitsRüstow, Einleitung zu Caesars Coimnentarien,Gotha1857,p.125.132.

5)B.Jb.LVIII(1876)p.223,

LXVI

(1879)p.170.

LXXIV

(1882)p.199.

6)IMck«MonatsschriftVI(1880)p.87fg. B.Winckclmannsprograiuin 1888 usw.

7)ZurGeschichteund TopographiederRheinlandep.16.

8)B. Jb.

LXXXVI

(1888)p.122.

(15)

Caesars Rheinfestung. 9

II.

Die Thatsaclien.

Innerbalbdesdeutschen Reicbesföbrengegenwärtig zwanzigfesteBrücken überden Rhein, an beiden

Ufem

laufenLand- und Sebicnenstrassen hin. Dies

ist das

Werk

des scheidenden Jahrhunderts, dasalles was bisdahin zur Er- schlicssnngderLandschaftgeleistetwar, weitüberstrahlt.

Welche

Fortschritte dieWegsamkcit im Einzelnen bereitsgemacht hatte, als der

Kampf um

die Rheingrenzc begann, hält schwer zu sagen.

Da

indess dieCalturarbeit das ursprünglicheGepräge eineBLandes wohl zu verwischen, aber nicht zuzer- stören vermag, liegen die von Caesar vorgefundenenVerhältnisse im Grossen undGanzen klar vor unsernAugen. Für den weit überwiegendenTeil seines Laufes

war

derStrom von Natur nichtdazu bestimmt,alsVölkerschranke zu dienen, als welche er von Galliern und Römern, gelegentlichauch von Ger-

manen

betrachtetwurde.

Von

Basel bisBingen 360

km

lang unddiegleiche Streckevon

Bonn

biszur

Mündung

indieNordseedurchflicsst er weiteEbenen;

zahlloseinzwischen verlandete

Auen

erleichtertenden Übergang fürfriedlichen wie feindlichen Verkehr.

Ganz

anders istdas 120

km

messende Mittelstück, dasdieobere und untere Hälftetrennt, gestaltet. Hier,

wo

der Rhein das Schiefergebirge durchbricht, ist er auf ein enges Thal beschränkt, dessen Rändersteil abfallen, stellenweise klippenartig

vom

Wasser bespült werden.

Eine Donaufahrt von PassaubisLinz mit ihrer

dem

Rheinländer fremdartigen Stillekann ihm diefrühere Unwegsamkeit derHeimatveranschaulichen. Eine durchlaufende Uferstrasse verdankt daslinkeUferden römischen Waffen, das rechte Ufer der Friedensarbeit unseres Jahrhunderts. Die Anlage von Ver- kehrstrassen aufden Hochräudern wird durch tiefeThaleinschnitteerschwert;

denn die

Mündungen

der Seitengevvässer erinnern vielfachaublosseSchluchten.

(16)

10 II.

Nissen:

Im

Allgemeinen istdasgallischeUfer viel

wegsamer

alsdas germanische, das

vom

Einfluss der

Nahe

bis

zum

Siebengebirge wie die Mauer hinter einem Graben aufragt.

An

einerStellejedoeh wird die

Mauer

durch ein breites Eingangsthor unterbrochen und

dem

Verkehr zwischenOst und

West

seine Richtung von derNatur vorgezeichnet.

Vom

Einflnss der Mosel bisAnder- nachauf einerStreckevon18

km

erweitertsichdas linkeUferbis auf 3 km,

vom

Saynbach biszur

Wied

auf einerStreckevon8

km

dasrechteUferbis auf7

km

Breite. Dieser Kessel mit einemgrössten Durchmesser von 10

km

war inder Vorzeit zueinem Sarnmel- und Brennpunkt im Völkerlebcnauser- schen. „Hier bietet dasRheinthal den Hochlanden, die estrennt, vier ge- neigteBahnen, diesauft

zum

Ufer hinableiten.

Von

Süden senkt sich hier der Hundsrücken überdasTafelgcländc der Carthaus

zum

Zusaininenflussvon Rhein undMosel; vonWesten flacht siehdie Eitel durchdasMaifcld unddie PellcnzinMeilenbrcite

zum

Rheiuthal ab.

Gegen

Norden führt eine saufte Berglehne ÜberHeddesdorf und Roekenfeld zuden Höhen, welche das Rhein- uferbis

zum

Siebengebirge begleiten:undendlich wird derim Osten liegende Westerwald auf einer ebenso sanften

Rampe

überHeddesdorf, Niederbiber, Melzbach, Rengsdorf nach Altenkirchen hin erstiegen. Keine andereNebcn- strasse führt aus

dem

Rheinthal, und selbst diesenaeh Norden, Osten und SüdengerichtetenStrassenführen über Gelände,dasvonbeiden Seiten durch Tbalschlucbtcn aufeinegeringe Breite eingeengt ist." Sov.

Cohausen

in derausführlichenSchilderung, die er

dem

Neuwieder Beckengewidmethat1).

Der Schilderung entströmt jener kräftigeErdgeruch, der die

vom Lampen-

dunstbetäubtenSinne erquiekend umlängt: mit ihrhatjede militär-topogra- phische Erörterung über den Schauplatz der Rheinübcrgäuge Caesars zu rechnen.

Man

begreift naeh

dem

Gesagten ohne Weiteres,

warum

diese

Gegend

in derKriegsgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts einen hervorragenden Platzeinnimmt.

Den

Wert, dendie

Römer

zur Kaiserzeit auf dieBehauptung des Kessels nebst seinen Zugängen legteu, bekunden die

am

rechten Rhein- ufer errichteten Befestigungen. Hättendie Altennichtjenen ausgesprochenen Abscheu,den Lesermit barbarischen

Namen

zu belästigen,gehegt, so würden siesicherlich öfter

vom

Neuwieder Beckenerzählt und unsdie Deutung der von ihnen hinterlassenen Spuren erleichtert haben. Freilich reicht die Ge- schichte des Beckens geraumeZeit vorAnkunft der

Römer

zurück. Es gab schon menschliche Ansiedelungen,alsdieVulkane

am

Laaeher See jeneunge- heuren Massen von Bimsstein auswarfen, die einen Umkreis von

mehr

als

2000 qkm

bedeckten. Diese jüngste Erhöhung des Bodens umschliesst aber nicht nur römische und fränkische, sondern zahlreiche Gräber aus früheren Perioden. Die

vom

Provinzial-Mnsenm bei Andernach vorgenommenen Aus- grabungen haben das hohe Alter und die früheBlüte der Cultnr. die der Ebeneeignen, ineinhellesLicht gerückt:darüberberichtenim

LXXXVI.

Heft

1)B.Jb.XLV1I(1HG9)p.1fg.

(17)

CnesAfBRheinfeBtunjr. 11

der Jahrbücher (18881

Sehaaf fhausen vom

anthropologischen,

Kocnen vom

arehaeologischeu Standpunktans. Der Wissenschaft

kommt

eszu Gute, dass die Industrie seit

3—4

Jahrzehnten rüstigan derVerwertung dervulkanischen Deckearbeitet.

Der

Bimsstein wird mitKalk gemengt,geformt, an der Luft getrocknetund liefertsoden Schwemmstein oder EngerserSandstein,der ab- scheulich aussiehtunddie künstlerischeFreude ander Architektur der Rhein- stadtchenstört,aber sichdurchLeichtigkeit, Trockenheit, Festigkeit undBillig- keit empfiehlt. Die Nachfrage nach diesem Baumaterial wächst von Jahrzu Jahr, und

demgemüss

dieErzeugung. DerReisende, der

am

Rheindie Hei- matder Romantiksucht,wird aufdieserStreckebitterenttäuscht: an beiden Ufern,ander

Bahn

von

Neuwied

bisEngers, vonAndernachbisUrmitz drangt eineZiegelei dieandere;

wenn

die Sonne auf dengeschichtetenweissgraucn Steinmassen liegt, wendet sich das geblendete

Auge

unwillig ab. Ineiner ziemlich nahen Zukunft wird die Ausbeute inunmittelbarer

Nahe

der grossen Strassen

wegen

Erschöpfung des Bodens aufhören müssen; denn derBimsstciu istkeineswegs gleichmassig Uber dasganze Becken hin gelagert. Daran ist

das WanscrSchuld. EinEngländer hatkürzlich unseren grünen Rhein einen blossen Industriekanalgenannt: das

Wort

war nichtsogemeint, enthältaber för dieProvinz und die preussischeVerwaltung ein grosses undverdientes Lob; denn von der Romantik wirdkein Volk satt. Als die Auswurfsmassen derVulkane niederfielen,erfreutesichVaterRheinungebundener Freiheitund wechselte nachBelieben seinBett.

Wo

der vulkanische

Regen

aufdasGe- biet seiner Herrschaft stürzte, hat erAsche und Bimssandfortgespült. Die geologischeKarte

von Dechens

(SektionCoblenz)erläutert die Bodengestal- tunginlehrreicher Weise.

Von

Weissenthurm bisUrmitz wirdder Flussvon einerBimssteinbank eingefasst, die5

km

langundbis1,5

kw

breit wird.Süd- lichdavon,etwa 7in tiefer, liegtAlluvialbodcn bis zu

dem

in etwa 1

km

Ab- stand ansteigendenHügelrand des Heckens.

Man

sieht, beider grossen Erup- tion

war

hierein Flussarm, dort eineInsel,diedenBimsstein festhielt. Gegen- über auf

dem

rechten Ufer beginnen dievulkanischenAblagerungen erstin 1,5

km

Entfernung,

um

sichalsdann bis an den Fussder

Höhen

fortzusetzen:

das ganze Reiler Feld zwischen Engers und

Neuwied war

mithineinstein Tummelplatz derFluten. Durch dieAusbeute von SeitenderZiegeleien wird dieOberfläche der UrmitzerAnschwellung

um

4

m

und

mehr

erniedrigt und damit die frühere Bodcngcstaltung wesentlich verändert.

Dagegen

istnichts zu

machen

;denn einungeziegeltcsGrundstückerzielt fürdieQuadratrute den doppeltenPreis eines ausgebeuteten. Stellenweise sinkt derWerteinesGrund- stücks,

wenn

dieBimssteiuschicht durch breite Gräbeu unterbrochen wird:

diese sindmitErde undBimsstein angefülltundleztererkann nur durch Sieben aus

dem

Füllsel

gewonnen

werden. Diebeiden zur Zeit offenliegendenDurch- schnitte,Tafel IV. V, führendas

Vorkommnis

deutlichervorAugen, als

Worte

vermögen.

Den

Zieglern

war

es alsschlechter Bodenlängstvertraut,vielleicht auchAlthäudlern,die inden Gruben vorsprachen, tundenArbeiternGrabfunde abzukaufen, über den Ursprung und

Zusammenhang

derLinienjedochist in

(18)

12 H.

Nissen:

diesen Kreisen nicht nachgeforschtworden. Jedenfalls hat

C

onsta ntin

K oenen

zuerst ihre Bedeutung erkannt und die

Kunde

eines hervor- ragenden Denkmals, desältesten datierten auf vaterländischem Boden, vor der unvermeidlichen Zerstörung für dieWissenschaft inzwölfter Stunde ge- rettet.

Nach

seinen in Andernach gemachten Erfahrungen schlug

K

o cncn

dem

Direktor desProvinzial-Museums wiederholtvor, der Bimsstcinabdcckung von

Museums wegen

eineerhöhteAufmerksamkeit zuschenken.

Ohne

amtlichen Auftrag untersuchte er diese Gegend an freien Sonnlagcn und entdeckte, wie imzweiten Theil näherausgeführt wird, gleich beim erstenBesuch im Februar 1898 dierömischenBefestigungsanlagen von Urmitz. Dass hierder Brückenkopf Caesars nebstjüngeren

Werken

zu erkennen, dass endlich der archimedische PunktzurLösung der schier unentwirrbarenBrttckenfrage ge- fundensei,standihm alsbald fest. Zunächst erging esihm wie andern Ent- deckern, dass seine kühneDivinationaufZweifelstiess unddieUnterstützung von derjenigenStelleausblieb, die

dämm

angegangen war. Alsich von der Sachehörte, habeich mich gern dafürverwandt, dass

dem

Entdeckereine bescheidene

Summe

zur Verfügung gestellt würde,

um

seine Nachforschung fortzusetzen. Alsich sodann von deren Ergebnis

am

OrtKenntnis

genommen

und miteigenen

Augen

das TafelIV wiedergegebeueProfil geschauthatte, erschien es mirselbstverständlich, dass dieUntersuchungnicht inihren An- fängen stecken bleiben dürfe. Die Weiterführnng

war

erst im Herbst nach derErnte möglich. Hierfür bewilligteaufmein Gutachten hinder Provin/.ial- VerbanddieerforderlichenMittel.

Ohne

das Verständnis-undvertrauensvolle

Entgegenkommen

dieserKörperschaft sowohl als derGrundbesitzervon Urmitz hätteder gegenwärtigeBerichtnicht erstattetwerden können. Die

Grabung

des Provinzial-Muscums wurde von

K oenen

im October1898 eröffnet und bisAnfang März 1899 fortgeführt. Bald nach ihrem Beginn wurde mirdie Vertretung des erkrankten Direktors und damit auchdie OberleitungderAr- beitenübertragen. Solche beschränkte sich darauf, den

Gang

derArbeiten iusoweitzu überwachen, als die Verantwortlichkeit der auftraggebendenBe- hörde gegenübererheischte. Mit denbewilligtenMitteln Hessen sichnurdie Umrisse derAnlage feststellen, die genauere Erforschung der Einzelheiten mus8te der Zukunft anheim gegeben werden.

Wenn

ich daher auch im Laufe der

Grabung

den Ansichten des Leitersnicht

immer

beipflichten konnte, habe ichmich doch wohl gehütet, ihmeine Aufgabe, die ohnehin an seinekörper- licheund geistigeSpannkraft ausscrgcwöhnliehcAnforderungenstellte, meiner- seitszuerschweren. Etwaigen Widerspruch zu begründen, botdie geschicht- liche Einleitung,die ich

zum

Ausgrabungsbericht zu liefern versprochenhatte, geeigneten

Raum

dar.

Während

ichdiese Zeilenniederschreibe,gehtmir der Berichtstückweise zu,sodass er, insoweit esnötig erscheint, berücksichtigt werden kann. Sobald eine Nachricht von der in Angriff

genommenen

Unter- suchung desProvinzial-Museums indie Öffentlichkeit gedrungen war, haben militärische Altcrtumsfrcnnde ohne Kenntnis desThatbestnndes erklärt, dass

(19)

Caesars Rheinfestung. 13

an einenRheinttbergang Caesars beiUrmitz gar nicht zn denkensei1).

Da

dieserEinsprach lediglichdurch historische Betrachtungen begründetwird, so findet ererstim nächsten Abschnitt seine Erledigung. Aberich erwähneihn hierausRücksichten der Zweckmässigkeit.

Es

ist ratsam ohne jedeVorein- genommenheit an dieDeutung derermittelten Thatsachenheranzutreten.

Die Bimssteinbank zwischen Weissenthurm und Urmitzliegtindergrossen

Ase

des Neuwieder Beckens, überragt dasjenseitige Uferetwa

um 5 m

und dieEinsenkung südlich nach den Hügelnzu

um

7

m

*). Sie ist

wegen

ihrer trockenen hohen das GeländeÜberschauenden

Lage

füreinenWaffenplatzvor- züglichgeeignet3). Einensolchen und zwar von bedeutender Ausdehnung und Stärke führtuns der Grundriss Tafel Ivor.

Auf

einer Basisvon 1275

m am

Rhein zieht eine aus einein Doppclgrabenmitmächtigem Holzwall dahinter bestehende Verschanzungin der

Länge

von2,5

km

halbkreisförmighin. Indem

man

berücksichtigt,dass ein erheblichesStück

vom

Uferabgebröckeltist,kann dieumschlossene Fläche rund auf 100 ha veranschlagt werden.

Was

bedeutet dieseAulageV Darauflässt siehnicht mit einemWorteantworten.

Caesar beschreibtVII 23 dieausBalken undSteinengeschichteten Mauern dergalli- schenStädte(muri

autem omnex OaUki

hocfere

forma

*unt):damithat die vorliegendeBauartnichtsgemein. Schwerer nochfälltinsGewicht,dass eine Stadt, die an Grösse und

Anordnung

auffällig an diecoloniuAgrippinemrix, dieHauptstadtGermaniens,erinnert, mit landschaftlichem Mass gemesseneine Grossstadt, inderÜberlieferungtiefeSpurenhättezurücklassenmüssen,

wenn

siebeider EroberungGalliens bestandenhätte. Eine vorrömische Stadt kann hier schlechterdings nicht gesucht werden. Ebensowenig ein vorrflmisches Lager. Die Überlegenheit der römischen Kriegführungberuhte

zum

Teilauf ihrem vorzüglichenSchanzwesen. DieNordländerhabenesnachzuahmen ver- sucht: aber bei allem guten Willen fehlte ihnen das Schanzzeug. Anschau- lich wird dies Verhältnis bei der Belagerung Cicero's im Winter 54/53 dargelegt

V42:

Nerviivallo

pedum X

etfossa

pedum XV

hiberna cingunt.

haec etsuperiorum

annorum

comuetudine abnobixcognocerantet

quosdam

deexercitu nacticapticoxabbisdocebantur; »ednulla

ferramentorum

copia quae sunt

ad

hunc

usum

idonea, gladii* caenpites circumeidere,

manibus

sagulisque terrame.rhaurire cogebantur. qua

quidem

ex re

hominum

multi- tudocognosci potuit:

nam minu»

horvttribus

X

milium

paxxuum

incireuitu munitionem

pedum XV

perfecerunt;reliquisquediebuxturres

ad

altitudinem valli,falcestestudinesquequasidemcaptividocuerant,parare ac facerecoe-

1)GeneralmajorWolf,Kölner TageblattNr. 61, 28.Januar1899,OberstWulff, Rhein. GeschichtsblätterIV(1809)p.260-70.

2)DieneueLandesaufnahme liegt noch nicht vor. Der Güte desHerrnGe- neralmajors vonLeszczynski

vom

Grossen Gencralstabverdanke ich dieKarte der

Umgegend

von Engers1:25000, auf Befehl derKön. Direktion der Kriegsschulezu Engersbearbeitet von Hauptmann von

Viebahn

1880, berichtigt1890 vonHaupt-

mann

Giese.

3)Wie aucherhelltaus TafelIV,diedenAusblicknachSüdenwiedergiebt.

(20)

14 H.

N

i*sson:

perunt. Die CulturdesLandesspiegeltsiebinder Schilderungwieder:

Hacke

undGrabscheit, das gewöhnlichsteArbeitsgerät desSüdens, istnachBelgien nochnicht vorgedrungen. AberThürine, Dächer undkünstlicheSchutzbauteu,

wozu

nach unseren Begriffen einebesondere Ausbildunggehört, werden ohne Schwierigkeitengezimmert; dennjeder

Waldbewohner

weissmit derAxt um- zugehen. DieMöglichkeit, dass ein technischsovollendetes

Erdwerk

wie das Urmitzer vonden Treverern oder

Germanen

vorCaesarsAnkunfthätte errichtet werden können, ist unbedingt ausgeschlossen. -- Die Linien durchschneiden einGräberfeld, dessen Thongeschirr dercaesarischen Epoche entspricht. Die Abmessungender

Werke

lassen sich ungesneht auf den römischenFuss von 2ÖG

mm

zurückführen. Die Anlagedient als lehrreichesBeispiel fürdie Voll- kommenheit, welchedie Festungskunst der

Römer am Ausgang

der Republik erreichthatte und wirdmit Erfolgzur Erklärung derCaesariscbcn Denkwür- digkeiten studiert werden.

Wenn

esnunfi.'l v.Chr.nach dein Feld/.uggegen dieSueben heisstVI29: constituit non progredilongius;sedne

omnino

me-

tum

reditusstiibarbarisfolteret atque nt

eorum

au.rilia tardaret, redueto exercitu

partem

ultimum pontis quae ripas

Ubiorum

coutingebaf, inlongitu-

dinempedum CC

rescinditatquein e.itremoponte turrimtabulatoruinquattuor constituitpraesidiumque cohortinm

XII

pontistuendicausaponitmagnisque ettm locum munitionibusfirmat, sopasstdieBezeichnung

magnae

munitiones aufdieUrmitzer Anlage vortrefflich. VorAlesiahatteu 10Legioneneineähn- lich befestigte äussere und innere Linie von

zusammen

;17

km

Ausdehnung gegen das Aufgebot ganz Galliens zu verteidigen (VII 60.74). BeiUrmitz misstdieLandfront 2,f>km, diedurchdenFlussgeschützte Seitehalbso viel:

nach jenem Verhältnisreichteeine Besatzung von 12 Cohorten für den Platz vollständig aus.

Nach

CaesarsWorten

war

er füreinelängereDauerbestimmt.

Dasser wirklicheine Reihe von Jahren bestanden hat, kann

man

nochjetzt sehen.

Während

dieEisenbahn die Festung in schnurgeraderLinie durch- schneidet, macht die Landstrasse einen (lachen Bogen

um

dieselbe herum.

Ans den Bodenverhältnissen ist kein Grund für einenderartigen

Umweg

von annähernd 200

m

zu entnehmen. Aber

nachdem

Kocnen festgestellt hat,dass die heutigeLandstrasse an diesem Ort den

Zug

der römischenStrassevon Mainz nach Xantenwiedergiebt, erklärtsichder

Umweg

einfach daraus,dass diemächtigen Schanzen ihnerzwangen. Daraus darf

man

freilich nichtfol- gern,dass dieFestung nochbestand,alsdie Militärstrasse zurVerbindungjener beiden Hauptplätze

am

oberen undunlereuRheinerbautwurde. Sicherlieh sind ältereTeilstrecken von ihr

aufgenommen

worden. Seit derVerpflanzung der Ubieraufs linkeUfer38(?)v.Chr. musstedie RheinstrasseKöln-Coblenz längst fertiggestellt sein,bevor andie FortsetzungennachXanten und Mainz gedacht wurde. Ein bestimmtes

Datum

gewährt uns also der eben betonte

Umweg

des Strassenzugs für die Fortdauer der Urmitzer Festung nicht, wohl aber einen vollgültigen Beweis, dassder Zeitraum nicht zu kurzbemessen werden darf. Geschleift

ward

sie spätestens 12 v. Chr., alsdas Castellinder Ost- eckeentstand.

Koenen

hat das jüngereAlter des CastcllsausdenEinschnitten

(21)

Caesars Rheinfestung.

unwiderleglich bewiesen, ferner in ihm einGlied derCastelllinic de«Drusus erkannt,endlieh ansden FundenseineErhaltung bisauf Domitian bekräftigt, unter welchemKaiser es nachErrichtungdesrechtsrheinischen Linie«eingehen konnte.

Nach

den bändigen Ausführungen meinesMitarbeitersbraucheichhierbei nicht zu verweilen.

Wenn

ich «He bisherigen Erörterungen zusammenfasse, so ist dieFestung nicht vorCaesar erbaut undnichtnach Ürusus behauptet worden. Damit stimmen die bei der

Grabung

gemachten

Funde

aufs Reste Uberein.

Wenn

aber

Jemand

mit General

Wolf annimmt

derErbauer heisse nichtCaesar sondern Agrippa,sokann

mau

diesem undähnlichen Einfällen keine monumentale Thatsache entgegen halten. Ein Zeitunterschied von nur 15 Jahrenlässtsichaus

dem

Tlmngeschirr Uberhaupt nichtfeststellen, einurkund- lichesZeugnisfürdencaesarischenUrsprungderAnlage wird annochvermisst.

Inder RichtungderFcstnugsaxc brachteu die Baggerungen 1896 Lang- bolzaus

dem

Rhein zuTage, wie

K neuen

im zweiten Teilerzählt. Die von Strombauarbeitern als Augenzeugen herrührende

Angabe

zu bezweifclu, liegt kein Anlass vor: überdies muss

man

beieinemBrückenkopf auch ohnemonu- mentale Bestätigung eine autikc Brücke ansetzen. Immerhinwäreeinestrom- bautechnische Untersuchung dieser Strecke erwünscht.

Im

/.weiten Teil be- gegnet dieAnsicht,alsob das linke Uferseit

dem

Altertum vorgerückt wäre.

Das

gerade Gegenteil istrichtig.

Isphording

hat 1886 durch Baggcrnng festgestellt, dass

am Thurmer

Werth, 1,3

km

unterhalbder Festnug daslinke Ufer in derBreite vonTO

m

abgebrochen sei EinähnlicherAbbruch ist für dieganze Strecke bis nach Kalten Engers hinauf alswahrscheinlichzu bezeichnen. Die Ursacheleuchtet ein: dieStromrinnehatte ehedem eine ge- ringere

Wassermenge

zubewältigen als heute. Der rechteUferrandistdurch Dammschüttungen, insonderheit dieSchlackenhalden der Herrmanns-Hütte un- kenntlichgeworden. Aber dahinterverfolgt

man

nochjetztdenaltenRhein- arm, dieSchleit oder Schlect benannt, der

kaum

1

km

abwärts Engers

vom

Hauptstromabzweigt,

am

FussderBimssteinbankhinläuft,Land- und Schienen- strasse

zum

Ausbiegennötigt undschliesslichvor

Neuwied

mit

dem Hauptarm

sich wiederverbindet. Eristjetzt beiEngers abgedämmt, aberbeim Hoch- stand desRheins steigtdasWasser von Neuwied her aufwärts und wirddie Schleet durch aufquellendes Grundwasser zeitweise unpassierbar.

Demnach

sind dreiStufeninder Entwicklung desStromlaufsandieserStellezu unter- scheiden. Als die VulkaneihreBimssteinmassenauswarfen, war dieUrmitzer

Bank

eine Halbinsel,die einAltwasser imSüdencinfasstc. Sodann nach

dem

AusbruchhatderStromsichgespaltenin einennördlichenArm, die Schlect, und densüdlichenHauptarm mit

dem

Urmitzer und

Thurmer

Werth. Endlich,

nachdem

der nördliche Ahfluss sich verstopfte, musstc derRhein sich mit einem einzigenBettebegnügen und machte seinem

Unmut

dadurchLuft, dass erden hohen Uferrand im Südenzernagte. Vor zweitausend Jahrenalsozeigte die

Gegend

einanderesGesichtals heute. Indem beiden Erörterungen Uber

1)B. Jb.

LXXX1I

(1886) p. 31 fg.

(22)

16 H.

Ni»8cn:

Caesar* Übergänge dieheutigenVerhältnisse als constant behandelt werden,

kommt

die einfache Wahrheit nicht zur Geltung, das» einStrom seine Ge- schichtehat, die erhebliche

Wandlungen

aufweist.

-

DieVorstellung, dass die ältesteRheinbrückc sichaufeine Flussinsel gestützt habe,ist mitEntschieden- heitzurückgewiesen worden.

Dagegen

wurden zwei GründeinsFeld geführt

:

dieBenutzungeinerInsel

würde

den Brückenschlag ungemeinerleichterthaben, undeinsowesentlicher

Umstand

hätte von Caesarnicht verschwiegenwerden dürfen.

Nun

aber sind dieDenkwürdigkeiten daraufberechnet, den Lesermit staunender

Bewunderung

zu erfüllen, unter den gemeldeten Grossthatensteht der RheinUbergang oben an1):es konnte alsonichtserwähnt werden, dasdie Leistungzu verkleinern geeignetwar. Übrigens ist der ganze Rheinlauf im Altertumsovon Inseln angefülltgewesen, dass esUberhauptschwergefallen wäre, eine

zum

Überganggeeignete Stelle, die einer natürlichenStütze ent- behrt hätte, ausfindig zu machen. Einzig undallein ausdieser Beschaffen- heit des Strombetteserhält

mau

eine Erklärung, wie esmöglich war, dass Caesar53v.Chr. einan das ubischeUfer stossendes Stück derBrücke von 200 Fuss

Länge

abbrechen und

am Ende

derstehengebliebenen Hauptbrücke eiuen vierStockwerke hohen

Turm

errichtenHess. General

Wolf

batRecht,

wenn

ereinen solchen

Turm

freiim Rhein stehend alsgarnicht denkbarbe- zeichnet*).

Von

den technischenSchwierigkeiten abgesehen, welche dieEr- richtung eines derartigen mit Geschützen ausgerüsteten Bauwerks gemacht hätte, wird jede vernünftige

Zweckbestimmung

vermisst.

Weder

konnte es dasgegenüberbefindlicheUfer noch denStromerfolgreichbestreichen undbot ein Hindernis,

wenn

dieBrücke wieder in Betrieb gesetzt werdensollte. Ver- ständlich wirdder Bericht erstdurchdie

Annahme,

dass der

Turm

auffestem Grund und Boden, d. h.auf einer Flussinsel aufgeführtwurde. Sehen wir uns unterdiesem Gesichtswinkel die Neuwieder

Gegend

an, soist der Turm, der den

Zugang

zurBrücke sperrte,

am

rechten Ufer auf

dem

ReilerFeld zu suchen. Es wäre von Wert,

wenn

seinStandermitteltwerden könnte: jede Nachforschungindessnach etwaigenSpurenerscheint

wegen

derobenerwähnten Anschüttungen vonvornherein ausgeschlossen. Weiter ist unter

dem

Fluss- arm, dessen Brücke Caesar abbrach, die Schleet zu verstehen: das ange- gebene Mass von 200 Fuss odertiO

m

stimmt.

Da

nun der Hauptarmdie sie- benfache Breitehat, sokonnte derSchriftsteller,

dem

esnicht oblag, ein to- pographisches

Gemälde

mit feinem Pinselauszuführen, von der Stromspaltung füglich schweigen. Aber, wendet

man

ein, so wären es zwei durch einen Zwischenraum von annähernd 1,5

km

getrennte Brücken, das abgebrochene Stückstiessnach Caesars Aussage an das Ufer der Ubierunddie natürliche Grenze bildet der Hauptstrom. Gewiss,

wenn

es sich

um

einen Rechtsstreit zwischen zweibürgerlichen Parteiengehandelthätte,so würdeder Praetor das

1)Plut.Caes.22,5 irf<JT€unirdaiK 6^aM<* KpeVrrovintbeitaTOt#|vt^<P"P«v

n^P

a'C bitca0uvT€Aea6ctaav.

2)B.Jb.LXXVIII(1884)p.49.

(23)

Caesars Rheinfestung. 17

ReilerFeld

dem

Ubier zugesprochen haben.

Im

vorliegenden Falleentscheiden die Gesetze des Kriegs. Eine Festung ist rings von einem ihrzugehörigen Vorland umgeben, das beiden

Römern Pomerium

heisst. Eine

am

Fluss ge- legene Festungsoll den Uferwechsel sichern undbedarf,

um

ihren

Zweck

zu erfüllen, einesStützpunktes auf

dem

jenseitigenUfer. Daraus folgtmit Not- wendigkeit,da«sdas RcilerFeld nach Anlage der UrmitzerFestunginderen Besitzüberging und die ripae

Ubiornm

bis zurBimssteinbanknördlich von der Schleet zurückwichen. Das alles siud selbstverständliche Dinge, sobald

man

den Versuch macht, die kurze Erzählung Caesars aufdiegegebeneÖrt- lichkeitzu übertragen.

Ob

weitere Aufschlüsse durch

Grabung

auf«lein Reiler Feldzu gewinnensind,lasseich dahingestellt,meineaber, dass esdaraufhin genaueruntersuchtwerdensollte.

Das linke Ufervon Kalten Engers ab überhöht daR rechte und macht eineBiegung nach Süden, gewährt damitdie taktischen Vorteile,die füreinen Übergangauf dasnördlichegermanische Ufer erwünschtsind. BesondereBe- achtung verdient es, dass dieinalter undneuer Zeit fürden Brückenschlag ausgewähltenStellennahe beisammen liegen. Die Frauzoscn sehwankten 179:") zwischen

dem

Urmitzerund

Thurmer

Werth, gaben aber schliesslich diesem den Vorzug'). Jener in Betrachtgezogene Punktliegtetwa l,f>km oberhalb derzweiten caesarischenBrücke.

Man

kanndieFrageaufwerfen,

warum

Caesar 53v.Chr. seineBrückenichtUber dasUrmitzer Werthlegte, dadiesdoch die Arbeit sehr erleichtert hätte. Darauflautet die Antwort, dass esihm damals auf eine dauernde Festsetzung

am

Rhein ankam: die

Umgehung

desDorfes Urmitz derInselgegenüberist6

m

niedriger als die Bimssteinbank, aufder er seineSchanzen errichteteund bietetentfernt nicht so günstigeBedingungen für eineFestungsanlage. Der nämliche Grund bestimmte Caesar den ihm aus

dem

Jahre 55 bekannten Ort 53mit einem andernzu vertauschen.

Was

zu- nächst denVergleich aus der neueren Kriegsgeschichtebetrifft, so gab hier dieFeuerwirkung denAusschlag. Der Vorsprung über Weissenthurm konnte mehrereBatterienetagenförmigaufnehmen und deshalbwählten dieFranzosen das

Thurmer

WerthalsOrt des Cbergaugs. Die viermalwiederholte Brücke lag400

m

unterhalbder ersten BrückeCaesars, letztere 1,9

km

unterhalbder zweiten.

Die

Kunde

vonder erstencaesarischen Brücke verdankenwir den wichtigenUntersuchungen,dieBaumeister Isp

hörding

1886angestelltund im

LXXXII.

Heft dieser Jahrbücherveröffentlicht hat.

Ihr

Wert

wird durch ein paarNebenumstände verdunkelt, die einenkritischen Leservorden

Kopf

8to8sen.

Am

Schlusswird das Bruchstück einer Inschrift mitgeteilt, dasin der

Nähe

der BrUckcnreste aus

dem

Rhein hervorgeholt wurde. Es enthält wenige Buchstaben und vielenUnsinn, nennt in trautem VereinCaesarund Varusnebeneinander. DieSchriftzüge sindso schlechtund so modern, dass

man

lange nach einer gleich plumpen Fälschung suchen kann.

Von

einem Strombaumeisterist Kenntnis der lateinischenEpigraphik nicht zuverlangen

1)B. Jb.XLVII(1869)p.26.

(24)

18 H.

Nissen:

nnd dessen Täuschung durchaus begreiflich. Der bierselige Urheber der Täuschung wirdseinenUnfughoffentlichinzwischen bereuthaben. Dass der damalige Direktordas

Machwerk

den Schätzen desBonner Provinzial-Museums einverleibte, istvielleichtdasWunderbarste an der Geschichte5doch istauch er, wieeinNachtrag imInventarzeigt, späterzueiner richtigen

Würdigung

gelangt. Damit wäre einersterAnstoss beseitigt.

Tiefergreiftein zweiter.

IspIi

ordiug

lägstsich inseinerDeutung ganz von den Anschauungenv.

Co- hausen's

leiten,der auchpersönlich denArbeiten beigewohnthatte. DieVor- aussetzungen, dass hier die Brtlcke vou 53 gestandenhabe, dass die Pfähle nichtgerammt, das«sie mit Weidenbändern verfestigt gewesen seien(8.3), dass das 1864

am

Guten

Mann

ausgegrabene angebliche Castell(S. 7) den Brückenkopfbilde, sind samtundsondersirrig.

Wir

müssen alsodasThat- sächlicheansder jetzigen Fassungherausschälen.

— Von dem

neuermittelten Abbruch des linkenUfers

um

70111 war schonS. 15 dieRede. Weiter er- wähnt Isp hör

ding

in Betreffder6 Stelleninnerhalb desNeuwieder Beckeus dienachv.

Cobansen

füreinenBrückenschlagin Frage

kamen

(Kcsselheim, Engers, DorfUrmitz,Guter Mann, Weissenthurm, Nettemtlndung), dass „trotz der in denletztenJahren

zum

Teil ingrossem MassstabeausgeführtenBagge- rungenbei keinem der genanntenStellen irgendwelche Reste derBrtlckege- fundensind".

Wie

1896 an derCloss

Gas

(S.15),sowurde auch 1886die Voraussage

Lügen

gestraft, insoferndieReste dort auftauchten,

wo man

sie nicht erwartethatte.

— An

dasobere

Eude

des

Tburmer Werth

schliessteine grosseKiesbankan, die beimittleremWasserstand trockenliegt.

Zu

beiden Seitender

Bank

förderten dievon

Isphording

geleitetenBaggerungen unter einer1

m

hohenSchicht, dieaussehrgrobem Geschiebe bestand,Holzreste zu Tage,zahlreicherimlinken

Arm

undzwar aufeiner Breitevon 5

m

und einer

Länge

von 20 m.

Im

linken

Arm

wurden auch 50

m

unterhalb „mehrere Stücke von Weiden-, Buchen- nnd Tannenrundholz6

8

cm

starkunter einer 60

80

cm

starken Kiesschichtgefunden".

Ispbording

legt mit Recht

dem

Umstände ein besonderesGewichtbei, dass dieHolzfundc in beidenStrom- armen gemacht wurden. Damitistnämlich der

Einwand

abgeschnitten, dass die Hölzer von der oberen Brücke

stammen

und durch Kiesschiebungen auf

dem

Grunde hierhin verschleppt sein könnten.

Nach

allem,

was

über die Geschichte derRheinbrUckcn bis auf dieGegenwart herab bekanntist.spricht eine hoheWahrscheinlichkeit für die

Annahme,

dass hier wirklich dieSpuren des Übergangs von 55 v.Chr. entdeckt sind.

Caesar verweilte damals 18

Tage

auf germanischem Boden(IV. 19): salin et

ad laudem

et

ad

utili- tatemprofectumarbitrato» se inGalliamreeepit

pontemque

rescidit. General

Wolf

weist überzeugend daraufhin, dassdas Material der erstenbeim Bau derzweitenBrückezur

Verwendung

gelangen musste1);davon wird im nächsten Abschnittnochmals zu reden sein. Ohnehin kann ein so mühevolles

Werk vom

Erbauernicht nach Art eines mutwilligen

Knaben

zerstörtworden sein.

1)B. Jb.LXXVIII(1884) p. 41.

(25)

Caesars Rheinfestung. 19

Wir

erwarten, dass es mitSorgfaltabgebrochen wurde.

Isphording

denkt sichdie Erhaltung der Holzrcstc folgendermassen: „bei derZerstörung, sei esdurch Eisgang oder Hochwasser,trieben dieHolme,Streckbalken, Stangen, Hürden weg, während dieBocke in sich zusammenfielen, durch die Eintrei- bunginden Kies jedoch anStellenmit geringer Strömung an

dem

Abtreiben gehindert wurden undingeneigter

Lage

liegen blieben, allmählich versandeten, vielleichtgerade dieVeranlassungzurVersandung gaben. Solohe Reste eines Brückenbockesdürftendiegefundenen Stückesein". DieUnnahbarkeit dieser Erklärung folgt schon aus der Thatsache, dass die Pfahlreste nur 25

cm

Durchmesser haben, während er nach Caesars ausdrücklicher

Angabe

das Doppelte, l'/s',

45

cm, betrug. DieRestewerden

zum

grössten Teilim

Museum

von

Neuwied

(zumkleinern inWiesbaden)aufbewahrt. Der Augensehein lehrt, dass sie

vom

Oberbau herrühren.

Beim

Abbruch 55 v. Chr.hat

man

sich offenbaralle

Mühe

gegeben,dieschwerenStreckbalken, Bock-und Holmpfählc füreine künftige

Verwendung

inSicherheit zubringen. Mit

dem

Brüekenbelag brauchte

man

esnichtsogenauzunehmen. Das leichtzu ersetzendeStangen- holz

mag zum

Teil in den Rhein geflogen und durch die anhaftendenNägel und

Klammem zum

Sinken gebrachtsein. Es wurde obenS.3 bemerkt,dass die Brücke ohne Eisenverband nicht standfest gewesen wäre.

Nur

unter derVoraussetzung, dassEisenrecht ausgiebig an ihr verwandt war, lassen sich die gemachten Holzfunde erklären.

Wäre

der

Bau

nach Art eines Flosses errichtetgewesen, sohätten die Hölzer fortschwimmen müssen. Die

Funde

aber auf die Brücke von 55v. Chr.zurückzuführen, wird durch das pattlum supradie geringeEntfernung derzweiten nachdrücklich empfohlen (S. 2).

Um

dieKettedes thatsächlichenBeweiseszu schliessen, fehltnoch ein Glied. In den DenkwürdigkeitendesJahres 55heisst esIV 18: Caesar

ad

utramque

pariem

pontis fimno praesidio relicto infines

Sugambrorum

con- tendit.

Danach war

dieBrücke anbeiden Seitenbefestigt, unddieAuffindung von SpurendieserSchanzen würde die Deutung der besprochenen Holzreste über allen Zweifel erheben.

Am

rechten Ufer verwehren die Anlagen der Kruppschen Hermannshütte eine

Grabuug

schlechthin.

Am

linkenUfer ist der unmittelbare

Zugang

zur Brücke in der Breite von 70

m

durchdenStrom abgespült undweitere Nachforschungsehrbehindert. Die von

Koenen

ge- machten Versuche habenvorläufig zukeinem Ergebnisgeführt. Eingrösseres Castell scheint nicht

am

FIussgelegen zu haben; Vermutungen über seinen Platz vorzutragen, wärezwecklos.

Seh aa

ff

hausen

sagtevor 11 Jahren

am

Ende

seinesS. 10berührten Aufsatzes über die vorgeschichtliche Ansiedelung inAndernach:

„wenn man

dieblühendeundnicht rastende Industrieunserer

Tage

mitRechtoftbeschuldigt hat,dasssiedielandschaftlichen Schönheiten rücksichtslos zerstöre,sodürfen wirnicht vergessen, dasssieuns für solche Schäden auch

manchen

Ersatz bietet, indemsie dieErde aufwühlt undver- borgene Schätzezu

Tage

fördert.

Möge

dasjetzt in grossartigera Massstab

(26)

20 H.

Nissen:

betriebene

Wegräumen

von Bimsstein und

Lava

in diesem Teile des Rhein thuls noch viele merkwürdige und überraschendeFunde an das Tageslicht bringen!"

III.

Die Überlieferung.

Die Sicherung der Rheingrenze gegen das Vordringen der

Germanen

wirdin den Denkwürdigkeitenunablässigals politischerLeitsatz,

dem

Caesar während seiuer Statthalterschaft folgte, hingestellt. Eine

dem

Wissen der Gegenwart genügende Anschauung

vom

Fusslaufgeht ihm ab, er hat weder die Nordalpcn noch das Mündungsgebietselbst aufgesucht. Die Berichte der Händler und die auf solchen fussenden geographischen Lehrbücher konnteu höchstens von dengrossen Verkehrstrassenverlässliche

Kunde

vermitteln, für abgelegene Gegenden fehlten brauchbareGewährsmänner. Daheristesnicht zuverwundern,

wenn

Caesar die verschiedenenQuellflüsse der Schweiz zu- sammenwirft, Aare undRhein verwechselt, anderseits

dem

Rheineine

Menge

von

Mündungen

zusehreibt. Aber über das Hauptstück von Basel bis zur Stroinspaltung weiss er vortrefflich Bescheid. Gleich seine ersteWaffenthat nötigtedieHclvetierundihre Verbündeten zur

Rückkehr

in die verlasseneu Wohnsitze, damitdiesenicht vonden

Germanen

inBesitz

genommen

würden (b.G.I2,27,28).

Im

nämlichenJahre,58 v. Chr.,wurdeAriovistvernichtet und der Einwanderung

am

Oberrhein eiu starker Riegel vorgeschoben (b.G.

I31, 33,36,37, 44, 53, 54). Die entscheidende Schlacht fand 5 Milben

vom

Rheinentferntstatt. In Betreff ihrer Folgen beschränktsich derSieger auf dieBemerkung, dass die Suebensichauf den

Heimweg

machten undda- bei durch dieUbier schwere Einbusse erlitten. Hundert

Gaue

der Sueben hatten etwa in der

Nähe

von Mainz den

Ausgaug

des Kampfes zwischen Ariovistund den

Römern

abgewartet, bevorsieinGallien einfielen (I37, 54).

Überpolitische

Massnahmen

denBesiegtengegenüberbeobachtetCaesar grund- sätzlichSchweigen. Indessen geht ausbeiläufigeuÄusserungen hervor, dass Tribokcr,Vangionen und Neineter,dieim HeerbannAriovistsgefochten hatten (I51),im Elsassund derPfalz

wohnen

blieben.

Von

Tribokern und Ncmetern wird dies ausdrücklich gemeldet (IV 10, VI 25), von den Vangionen

um Worms

kann es nicht bezweifeltwerden, weil die ganze

Ebene

insiehzu- sammenhängt.

Das

erforderliche

Land

hattendieMediomatriker, deren

Namen

im heutigen Metz fortlebt, abtreten müssen') und waren dadurch so ge- schwächt worden, dass sie

zum

allgemeinen Landesaufgebot 52v.Chr. nur 6000

Maun

stellten (VII 75).

Zum

erstenMale wird hierdasVerfahren an- gewandt, das spätervon Agrippa undTiberiusnachgeahmt wurde,

Germanen

auf

dem

linken Rheinufer anzusiedeln alsStützen der römischen Herrschaft gegenüber den Galliern, als Grenzwächter gegenüber den Stammesgenossen

am

jenseitigen Ufer.

— Der

nächsteFeldzug 57v. Chr.unterwarfdenbel- gischenBund.

Am

Schluss heisst es II 35:

Am

rebu*gestU

omni

Gcdlia pacata tantahuiusbelli

ad

barbarosopinio perlataest,utiab imnationibu*

1) Dies wirdb.G.IV10angedeutet,von

StrabolV

193ausdrücklich bezeugt.

(27)

Caesar« Rheinfestung. 21

quae

trum Rhenum

incolerent, mitterentur legati

ad

Caenarem qui *e obuiden datura*, imperata furturaspollicerentur.

Auf

(He inneren Verhält- nisseder

Germanen

gehtder Sebriftetcller nichtnäherein. Wir hören nur beiläufig(IV 1,3,4), das» dieSueben nach derNiederlageAriovistsund der SperrungdesOberrheinssichim NordenLuft schafften, dieUbiertributpflichtig machten, die Usipeterund Tenktercrans

dem Lande

jagten. ImJ.56 lässt der Feldherr den Rhein durchReiterei beobachten (III 11).

Im

folgenden Winter gehen dieUsipeterund Tcnkterer,angeblich 430 000 Köpfestark, in der

Nähe

von Cleve auf das gallische Ufer Uber. Caesar eilt im Frühling 55herbei undrichtet ein schauderhaftesGemetzel unter der Massean. Als derrömischeSenat über einDankfestfürdenFeldzugberiet,stellteCato den Antrag, den Urheberder Schlächterei

wegen

Verletzung desVölkerrechtsan die Barbarenauszuliefern. KeinerunterdenzahlreichenVerehrernhatCaesars Vorgehen zurechtfertigen gesucht; dererste Napoleonnennt es völkerrechts- widrigundungerecht, den Sieg wenig ruhmvoll, derdritte eignetsich die letztere Bezeichnngan. Vermutlich wäre das Bonner Caesardenkmal der Mit- nnd Nachwelt erspartgeblieben,

wenn

ein Geschichtsknndiger an den engen

Znsammenhang

erinnert hätte, in

dem

dieälteste Rheinbrücke zu jenemehr- losen Frevelgegenunsere Vorfahren steht.

Immerhinbrachte er eine gleiche

Wirkung

wie dieNiederlageAriovist's hervor. Sie zu verstärkenbeschloss Caesar die

Germanen

im eigenen

Laude

aufzusuchen: quod

cum

tideret

Germanos

tarn facile impelli ut inGalliam venirent,

min

quoque rebuseos timere voluit

cum

intellegerent et posse et andere populi

Romani

exercitum Rhenutn transire (IV16).

Von

den drei Teilen,indie der Flusslaufzerfällt,waren derobereundunteredurchStröme von Blut für die römische Herrschaft gewonnen worden. Jetzt

kam

das Mittelstück, derdieEbene des Nordens undSüdenstrennende Bergwall, an die Reihe.

Wenn man

die bisherigen Erfolge und die gesamte Politik Caesars überschlägt, soerscheint das Eingangsthor jenes Bergwalls, das in der MittederGrenzlinie liegt(S. 10), als dievonNatur gewiesene Stelle des Angriffs. Ein historisch geschulter Forscher wird den Rheinübergnng nach

dem

NeuwiederKessel verlegen und an der

Annahme

so lange festhalten müssen, bisihre Unhaltbarkeit mit triftigen Gründen dargethan ist.

Nach

Gründensucht

man

allerdings inden neueren Erörterungen vergebens.

Wenn

behauptet wird,das Rheinbettbei

Neuwied

besteheans nacktemSchieferfelsen, soentspricht dieBehauptung der Wirklichkeit nicht (S. 8). Oder

wenn

ein Militärirgend einenOrt

am

Rheinfür besonders geeignet

zum

Brückenschlag ansieht,sofolgtdarauskeineswegs,dass Caesar von seinemGesichtskreis aus ebensogeurteilthabe. Eine geradezu heillose Verwirrungistdurch dasHer- einziehen der Völkergrenzen entstanden; diese sind unbekannt und können erstnach Bestimmungder Brücke genauer gezogen werden, der umgekehrte

Weg,

ausden Grenzen den Ort der Brücke ermitteln zu wollen, führt ins Blaue. Unter denmilitärischen Sachverständigen, die in dieser Frage das

Wort

ergriffen haben, verfügtNapoleouIII. überdasbeste gelehrteRüstzeug

:

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