• Keine Ergebnisse gefunden

Trends:

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Trends:"

Copied!
8
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

t r e n d s

Entwicklungen in NRW

Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW)

Segregation in NRW:

Räumliche Muster und Entwicklung

Die Ungleichverteilung von Bevölke- rungsgruppen im städtischen Raum (Segregation) erfährt seit einigen Jahren zunehmende politische Auf- merksamkeit. Dahinter steht die Be- fürchtung, dass die wohnräumliche Konzentration von benachteiligten Be- völkerungsgruppen zu einer Verfesti- gung von „Armutsstadtteilen“ führt und somit eine sozialräumliche Spaltung in den Städten erzeugt. In solchen mar- ginalisierten Quartieren treten häufig wirtschaftliche, soziale und städtebau- liche Probleme auf. Die negativen Aus- wirkungen auf die Stadtentwicklung betreffen insbesondere die wirtschaft- liche Entwicklung (lokale Ökonomie), die Situation auf dem Immobilien- markt, den sozialen Zusammenhalt im

Wohngebiet und die lokale Identi- tät. Hinzu kommt, dass Quartiere, die von einer zu- nehmenden Ab- wärtsentwicklung betroffen sind, sich selbst be- nachteiligend auf die Bewohner auswirken, indem das negative (Außen-)Image stigmatisie- rend wirkt.

Das Bund-Länder-Programm Soziale Stadt beispielsweise versucht, auf die negativen Folgen von Segregation Einfluss zu neh- men und betrof- fene Stadtteile durch integrierte Entwicklungsmaß- nahmen zu stabili- sieren. Um das Ent- stehen von neu-

en segregierten Problemgebieten von vornherein zu verhindern, bedarf es einer kontinuierlichen kleinräumigen Berichterstattung und empirischer Analysen der Entwicklung in den städ- tischen Teilräumen.

Ein Gutachten, das im Auftrag der En- quetekommission „Zukunft der Städte in NRW“ des Landtags Nordrhein- Westfalen im Jahr 2003 erstellt wurde (Zimmer-Hegmann, Strohmeier, u. a., 2006), hat die gegenwärtige Segrega- tion in ihren unterschiedlichen Formen und ihre Dynamik in den nordrhein- westfälischen Städten analysiert. Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie dargestellt.

Zunächst wurde die sozial-räumliche Position der Kreise und Städte in- nerhalb des nordrhein-westfälischen Städtesystems ermittelt. Auf dieser Grundlage sind die Stadtteile der nord- rhein-westfälischen Städte zu charak- teristischen Sozialraumtypen klassi- fiziert worden. Falluntersuchungen haben die Dynamik von Segregation und die räumlichen Verteilungsmuster näher untersucht.

Sozialräumliche Typisierung der Kreise und Städte Nordrhein- Westfalens

Bezüglich der Lebensformen und Le- benslagen der Bevölkerung bestehen markante Disparitäten zwischen den Kreisen und den kreisfreien Städten in NRW. Eine Strukturanalyse auf der Grundlage von sozialen Indikatoren der laufenden Gesundheitsberichter- stattung hat zwei unabhängige Ein- Autoren der Ausgabe

Ingo Heidbrink (vormals Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung / ZEFIR, jetzt BBR) E-Mail ingo.heidbrink@bbr.bund.de

Tobias Terpoorten (Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung / ZEFIR) E-Mail tobias.terpoorten@ruhr-uni-bochum.de

Ralf Zimmer-Hegmann (ILS NRW) E-Mail ralf.zimmer-hegmann@ils.nrw.de

(2)

Klassifikation von Sozialraum- typen

Zur Erfassung charakteristischer Se- gregationsmuster in allen kreisfreien Städten in NRW wurde zunächst eine flächendeckende repräsentative und vergleichende Klassifikation von Stadtteilen durchgeführt. Hierzu wur- de ein einfaches Verfahren der Sozi- alraumtypisierung gewählt, das auf der Annahme beruht, dass sich jeder Stadtteil durch eine spezifische Wer- tekombination von drei Indikatoren be- schreiben lässt. Die Indikatoren, die in die Analyse einbezogen wurden, sind der Anteil der nichtdeutschen Bevölke- rung als Maß für die ethnische Segre- gation, der Jugendquotient als Maß für den Familienstatus, das heißt die demographische Segregation und der Arbeiteranteil als Maß für den sozialen Status, das heißt die soziale Segrega- tion.

Aus den Kombinationen dieser Merk- male lassen sich durch Bildung von Werte-Tripeln Sozialraumtypen bilden.

Dies geschieht über eine einfache Kategorisierung der Merkmalsausprä- gungen in die Klassen „niedrig“ (1),

„mittel“ (2) und „hoch“ (3). In eine fe- ste Reihenfolge gebracht entstehen flussfaktoren ermittelt. Der so genann-

te „A-Faktor“ gibt Auskunft über die Altersstruktur, den Ausländeranteil, Armut (Sozialhilfebezug) und Arbeits- losigkeit sowie die Bevölkerungsent- wicklung (Abnahme). Der Wohlstands- faktor wird allein durch das „Verfügbare Einkommen pro Kopf“ gebildet. Die Abbildung 1 zeigt die Verteilung der Kreise und kreisfreien Städte in dem durch diese beiden Faktoren aufge- spannten Merkmalsraum.

Dabei wird deutlich, dass die Kreise durchweg niedrige Anteile an den „A- Gruppen“ aufweisen, während sich die Städte fast ausnahmslos in dem obe- ren Bereich der Verteilung befinden und somit überdurchschnittlich hohe Anteile an den „A-Gruppen“ aufwei- sen. Im Hinblick auf den „Wohlstands- faktor“ weisen die Städte große Un- terschiede auf. Die prosperierenden Städte im rechten oberen Quadranten mit dem Spitzenreiter Düsseldorf ste- hen der Gruppe der „armen“ Städte im linken oberen Bereich gegenüber.

Weniger ausgeprägt sind die Unter- schiede im Wohlstandsniveau in der Gruppe der Kreise. Im rechten un- teren Quadranten liegen die wohlha- benderen suburbanen und ländlichen Räume, links unten die „ärmeren“

suburbanen und ländlichen Regionen.

Demnach lassen sich insbesondere drei markante Typen unterscheiden:

1. Die armen und schrumpfenden Ruhrgebietsstädte mit geringer Fami- lienprägung wie zum Beispiel Gelsen- kirchen, Herne und Duisburg (rotes Cluster).

2. Die „modernen“ Städte mit hohem Dienstleistungsanteil wie zum Beispiel Essen und Köln (gelbes Cluster).

3. Die wohlhabenden stark mittel- und oberschichtgeprägten Städte wie zum Beispiel Düsseldorf, Bonn und Mün- ster, die zum Teil auch erheblich sozial polarisiert sind (oranges Cluster und Düsseldorf).

Innerhalb dieser unterschiedlichen Stadttypen werden jeweils charakte- ristische Sozialraumstrukturen bezie- hungsweise innerstädtische Segrega- tionsmuster vermutet.

27 Wertetripel. So wird zum Beispiel ein eher nichtdeutscher, kinderreicher Arbeiterstadtteil mit dem Wertetripel

„331“ beschrieben, da hier ein hoher Nichtdeutschenanteil, ein hoher Ju- gendquotient und ein niedriger So- zialer Rang vorliegt. Ziel der Klassi- fikation von Sozialraumtypen ist die Gewinnung einer Typologie, die es ermöglicht, die Sozialraumstrukturen von verschiedenen Städten direkt mit- einander zu vergleichen (Abb. 2).

Es konnte festgestellt werden, dass es hoch signifikante Unterschiede zwischen den Städten in ihren Sozial- raumstrukturen und hoch signifikante Unterschiede in der Verteilung der unterschiedlichen Sozialraumtypen über die Städte gibt. Nicht in jeder Stadt kommt jeder Sozialraumtyp in gleichem Maße vor. Den Sozialraum- typ mit niedrigem Ausländeranteil, niedrigem Jugendquotienten und niedrigem Sozialen Rang (Wertetri- pel 111), vereinfacht gesagt, das Vier- tel armer alter Deutscher gibt es nur viermal in NRW und ausschließlich im Ruhrgebiet. Den Sozialraumtyp mit ähnlich niedrigen Ausländeranteilen

"A-Faktor und Wohlstandsfaktor"

AC UN

BOT RE

HAM

GT MK

OE SO SIBM

MI SU HSK EU VIE

DT

WAF GM KLE

COE DN WES

HX

ST BOR PB HS

BN

MS ME MH

Gl SG

NE RS

Hf EN K

BI W E

AC HA

LEV KR MG BO DO

OB HER DU GE

D

-2,3 -1,8 -1,3 -0,8 -0,3 0,2 0,7 1,2 1,7 2,2

-2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5

Wohlstandsfaktor (primär verfügb.Einkommen)

Arme, Alte, Arbeitslose, Ausländer, abn. Bevölkerung

ZEFIR-Datenbank

Abbildung 1: „A-Faktor“ und „Wohlstandsfaktor“ der Kreise und kreisfreien Städte

Quelle: ZEFIR-Datenbank, 2000

(3)

und niedrigen Jugendquotienten, aber hohem Sozialen Rang (113) gibt es 49-mal, aber nur in zehn Städten, am häufigsten tritt er in Essen auf, wo ein Fünftel dieser Stadtteile liegt.

Stadtteile mit niedrigem Ausländer- anteil, hohem Jugendquotienten und niedrigem Sozialen Rang (131) gibt es 20, sie sind auf acht Städte Nordrhein- Westfalens verteilt. Ein Viertel dieser kinderreichen deutschen Stadtteile mit hohen Arbeiteranteilen liegt allein in Hamm. Der Kontrasttyp mit hohem sozialen Rang (133), kinderreiche deutsche Mittelschicht-Wohngebiete ist mit 25 Fällen etwas häufiger. Ins- gesamt lässt sich dieser Stadtteiltyp in neun Städten nachweisen. In Hamm ist er mit fünf Fällen besonders häufig vertreten. Zudem ist Hamm die Stadt mit dem größten Anteil von Stadtteilen mit hohen Jugendquotienten. In dieser Stadt sind in gleichem Maße arme und wohlhabende familiengeprägte Viertel anzutreffen.

Die Abbildung 3 weist für jeden So- zialraumtyp in den oben benannten Ziffernkombinationen die Bevölke- rungsanteile (blau), die Anteile der ausländischen Bevölkerung (rot) und die Anteile der Kinder und Jugend- lichen unter 18 Jahren (grün) aus, die auf ihn entfallen. Bei Gleichverteilung der Bevölkerung, also ohne demogra- phische und ethnische Segregation, müssten die auf die einzelnen Sozi- alraumtypen entfallenden Anteile der nichtdeutschen Bevölkerung und der Kinder und Jugendlichen etwa den Bevölkerungsanteilen entsprechen.

11 von 100 Ausländern in NRW leben in Stadtteilen des Sozialraumtyps 321 (51 Stadtteile), aber nur 5,9 Prozent der Gesamtbevölkerung. 13 von 100 Ausländern leben im Sozialraumtyp 331 (63 Stadtteile), aber nur 6,8 Pro- zent der Gesamtbevölkerung. Die räumliche Verteilung der Kinder und Jugendlichen drückt den Sachverhalt aus, dass wir es mittlerweile in den Städten in NRW mit zwei Kindheiten zu tun haben. In den Sozialraumtypen 331 bis 333 liegt der Anteil der Kinder

niedrig mittel hoch

ethnisch demogr. sozial

niedrig mittel hoch

ethnisch demogr. sozial

niedrig mittel hoch

ethnisch demogr. sozial

Bonn Poppelsdorf Mönchengladbach Wanlo Duisburg Bruckhausen Abbildung 2: Beispiel für die Bildung von Wertetripeln unterschiedlicher Sozialraumtypen

Abbildung 3: Die Verteilung der Bevölkerung insgesamt sowie von Auslän- dern und Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren über die Sozialraum- typen in Prozent

Quelle: Volkszählung 1987 / KOSTAT 2001, Berechnung ZEFIR

(4)

Die ethnische, die demographische und die soziale Segregation innerhalb des NRW-Städtesystems sind nach diesen Analysen tatsächlich erheblich.

Sie sind zudem miteinander korreliert.

Daraus ergibt sich die Tendenz der Entstehung zunehmend polarisierter kleinräumiger sozialer Lagen und Mi- lieus.

und Jugendlichen zwischen einem Viertel und mehr als einem Drittel über dem Erwartungswert. Aber auch in den Familienzonen der deutschen Bevölkerung, die in den Städten in den Sozialraumtypen 131 bis 133 liegen, sind die Anteile um gut 20 Prozent höher als der Erwartungs- wert.

Köln Duisburg

Essen

Bochum

Dortmund

Düsseldorf

Oberhausen Gelsenkirchen

Bonn Sozialer Rang hoch mittel niedrig

niedrig mittel hoch

Anteil Nichtdeutscher

Typisierung nach Sozialer Rang und Anteil Nichtdeutscher

* weiß = keine Werte

Karte 1: Sozialraumtypen in NRW – Ruhrgebiet und Rheinschiene

Quelle: Berechnung und Kartografie: ZEFIR – Datenquelle: Volkszählung 1987, KOSTAT 2001

Räumliche Verteilung der So- zialraumtypen in NRW am Bei- spiel des Ruhrgebiets und der Rheinschiene

In der Karte 1 sind die Werte Nichtdeut- schenanteil und Sozialer Rang aus dem oben vorgestellten Wertetripel kombiniert dargestellt – jeweils in der Ausprägung von „niedrig“ über „mit- tel“ bis „hoch“. Für einen räumlichen Vergleich wurden ausgewählte Ruhr- gebietsstädte (Dortmund, Bochum, Essen, Gelsenkirchen, Oberhausen, Duisburg) den drei großen Städten der so genannten Rheinschiene (Düssel- dorf, Köln, Bonn) gegenübergestellt.

Die Karte macht deutlich, dass die Ruhrgebietsstädte verstärkt von be- nachteiligten Milieus geprägt sind. In vielen Stadtteilen ist der Soziale Rang niedrig und der Nichtdeutschenanteil hoch. Städte wie Essen, Bochum und Dortmund sind zudem innerstädtisch hochgradig differenziert – mit benach- teiligten Gebieten im Norden und eher bürgerlichen Gebieten im Süden.

In den Städten der Rheinschiene liegt verstärkt eine punktuelle Segregati- on vor. So fällt im Kölner Norden die Großwohnsiedlung in Chorweiler und rechtsrheinisch der vor allem von tür- kischen Migranten bewohnte Stadt- teil Kalk auf. Beide Stadtgebiete sind durch einen niedrigen Sozialen Rang und einen hohen Anteil nichtdeutscher Bevölkerung geprägt. In den Städ- ten Düsseldorf und Bonn finden sich Stadtgebiete, die sowohl einen hohen Sozialen Rang als auch einen hohen Anteil nichtdeutscher Bevölkerung aufweisen. Dies lässt im Vergleich zu den Ruhrgebietsstädten auf eine andere Zusammensetzung der Nicht- deutschen schließen.

In den folgenden Fallbeispielen wer- den die hier dargestellten unterschied- lichen Segregationsmuster (punktuell und großräumig) weiter konkretisiert.

(5)

Räumliche Muster und Dyna- mik von Segregationsprozes- sen

Auf der Grundlage der vorgenom- menen NRW-weiten Typisierung wur- den die jeweiligen stadtspezifischen Sozialraumstrukturen von sechs Aus- wahlstädten (Essen, Gelsenkirchen, Köln, Wuppertal, Bielefeld, Mon- heim) differenzierter untersucht.

Dazu wurde auf kleinräumig geglie- derte kommunalstatistische Daten und Indikatoren zurückgegriffen, die in unterschiedlicher Breite vorlagen.

Flächendeckend verfügbar waren:

- der Anteil der nichtdeutschen Be- völkerung,

- der Anteil der nichtdeutschen Be- völkerung nach Nationalität, - die Sozialhilfedichte (Hilfe zum Le-

bensunterhalt außerhalb von Ein- richtungen),

- der Anteil der Bevölkerung im Al- ter unter 18 Jahren,

- der Anteil der Bevölkerung im Al- ter über 60 beziehungsweise 65 Jahren.

Die Fallanalysen zeigen, dass sich sowohl Unterschiede als auch Über- einstimmungen im Ausmaß und in den räumlichen Verteilungsmustern von Segregation in den Auswahlstädten er- kennen lassen. Das Ausmaß von Se- gregation ist das Ergebnis ethnischer, sozialer und demographischer Aus- prägungen. Dabei hat sich gezeigt, dass in allen Städten ethnische und Armutssegregation hoch miteinander korrelieren.

Großräumige Polarisierung versus punktuelle Segregation Es lassen sich zwei unterschiedliche räumliche Muster von Segregation in den für die Fallanalysen ausgewähl- ten Städten unterscheiden. Die Städte Wuppertal und Essen sind großräu- mig polarisiert in sozial benachteiligte Gebiete mit hoher ethnischer Konzen- tration (Essener Norden, Wupperta-

ler Tallagen) und bürgerliche Gebiete mit geringer ethnischer Konzentration (Essener Süden, Wuppertaler Hang- lagen) (vgl. Abb. 4). Innerhalb dieser Großeinteilung lassen sich Unter- scheidungen über das Ausmaß an demographischer Segregation treffen.

So treten im Essener Norden verein- zelt ethnisch stark segregierte Arbei- terstadtteile mit hohem Familienstatus auf, während in der Essener Innen- stadt ethnisch stark segregierte Stadt- teile mit niedrigem Familienstatus und hoher Armutsverdichtung aneinander grenzen. In Wuppertal und Essen sind

diese großräumigen Unterschiede seit langem stark verfestigt. In diesen Städten entstehen keine neuen sozial benachteiligten und ethnisch hoch se- gregierten Gebiete, sondern es kommt in den bereits bestehenden Problem- Stadtteilen zu einer Verfestigung.

Ein anderes räumliches Verteilungs- muster von ethnischer und sozialer Se- gregation weisen die Städte Bielefeld und Köln auf. Wie aus der Abbildung 4 deutlich wird, lassen sich die Segrega- tionsmuster in diesen beiden Städten als eher punktuell konzentriert ohne Abbildung 4: Segregationsmuster im Vergleich

Segregationsmuster "Großräumig Polarisiert"

Ethnisch

Anmerkungen: Die Einteilung in überdurchschnittlich und stark überdurchschnittlich bezieht sich auf die jeweiligen städtischen Durchschnittswerte. Ausländeranteile Essen, Bielefeld und Köln = 2001; Wuppertal = 2002. Sozialhilfedichte Essen = 2000, Wuppertal und Köln = 2001, Bielefeld = 2002.

Sozial

Segregationsmuster "Punktuell Konzentriert"

Wuppertal Essen

Ethnisch

Sozial

Bielefeld Köln

Ausländeranteil in % überdurchschnittlich stark überdurch- schnittlich Stadt Essen = 9,4 % Stadt Wuppertal = 13,5 %

Sozialhilfedichte in % überdurchschnittlich stark überdurch- schnittlich Stadt Essen = 6 % Stadt Wuppertal = 6,2%

Ausländeranteil in % überdurchschnittlich stark überdurch- schnittlich

Stadt Bielefeld = 12,1 % Stadt Köln= 18,6 %

Sozialhilfedichte in % überdurchschnittlich

keine Zuordnung keine Zuordnung

stark überdurch- schnittlich

Stadt Bielefeld = 6 % Stadt Köln = 6,8 %

© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquellen: Städte Essen, Wuppertal, Köln, Bielefeld

(6)

eindeutig großräumige Polarisierung charakterisieren. Zum einen treten sozial und ethnisch hoch segregier- te Gebiete in vereinzelten Lagen des Stadtgebietes auf, zum anderen sind zunehmende Konzentrationen solcher Stadtteile in bestimmten Bereichen des Stadtgebietes (Bielefeld in Innen- stadtnähe, Köln auf rechtsrheinischem Gebiet) zu beobachten.

Dynamik von Segregation Die Falluntersuchungen der Auswahl- städte haben nachgewiesen, dass sich die einzelnen Segregationszustände im Zeitverlauf sehr unterschiedlich entwickeln. Die hoch miteinander kor- relierte ethnische und soziale Segre- gation hat in den meisten Städten eine Zunahme erfahren. So konnte festge- stellt werden, dass es in Gebieten mit bestehenden sozialen Problemlagen häufig zu einer Verfestigung dieser Si- tuation kommt. Dies lässt sich anhand von zunehmenden Sozialhilfedichten in den ausgeprägtesten Problem- stadtteilen nachweisen. Abbildung 5 stellt exemplarisch die Veränderung der Sozialhilfedichten für die Stadt Gelsenkirchen dar. Auch in Bielefeld und Köln lassen sich im Zeitverlauf zunehmende Konzentrationen von Menschen in benachteiligten Lebens- lagen in bestimmten Bereichen des Stadtgebietes beobachten (Bielefeld in Innenstadtnähe, Köln rechtsrhei- nisch). Allerdings konnten auch sozial benachteiligte Stadtteile identifiziert werden, in denen in den vergangenen Jahren eine gegenläufige Entwicklung eingesetzt hat.

Berechnungen von Segregationsin- dizes ergaben, dass fünf der sechs Untersuchungsstädte eine Zunahme an Armutssegregation erfahren ha- ben. Zudem wurde durch die Berech- nung eines Streuungsmaßes (Varia- tionskoeffizient) nachgewiesen, dass in denselben Untersuchungsstädten eine Auseinanderentwicklung der Stadtteile hinsichtlich der Sozialhil- fedichte stattgefunden hat. Bezogen auf ethnische Segregation messen die Abbildung 5: Sozialhilfedichten in Gelsenkirchen, 1984, 1998 und 2001

1980 2001

1980 2001

Junge Bevölkerung

Alte Bevölkerung

Anteil der Bevölkerung im Alter unter 18 Jahre in %

bis unter 15 15 bis unter 20 20 bis unter 25 25 und mehr keine Zuordnung

Anteil der Bevölkerung im Alter 60 Jahre und älter in %

bis unter 15 15 bis unter 20 20 bis unter 25 25 und mehr keine Zuordnung

Stadt Köln: 19,9 % Stadt Köln: 16,7 %

Stadt Köln: 18,3 % Stadt Köln: 22,9 %

© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Stadt Köln

Abbildung 6: Dynamik von demographischer Segregation in Köln 1980 - 2001

ResserMark Buer

Resse Hassel

Schalke Bismarck

Beckhausen Rotthausen

Horst Heßler

Altstadt Ückendorf

Bulmke-Hüllen Erle Feldmark

Scholven Schalke-Nord Neustadt 2

0 4 6 8 10 12 14

Prozent

1984 1998 2001

- - -

- -

-

- -

- -

-

- - -

- -

-

- -

© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Stadt Gelsenkirchen

(7)

Segregationsindizes in einigen Städ- ten zunehmende, in anderen abneh- mende Segregation. Die Werte sind zudem unter den Nationalitäten stark unterschiedlich.

Hinsichtlich der demographischen Se- gregation wurde nachgewiesen, dass eine Entmischung der Bevölkerung nach Altersgruppen beziehungsweise Lebenszyklusphasen eingesetzt hat, die in den Untersuchungsstädten zwar unterschiedlich stark ausgeprägt ist, aber dieselben räumlichen Strukturen hervorbringt. Die Kernstädte verlieren Familien an ihr Umland beziehungs- weise an ihre innerstädtischen Rand- gebiete. Zudem lassen sich starke Überalterungen sowohl in innenstadt- nahen Wohngebieten als auch in peri- pheren Randlagen feststellen.

Die Zunahme der Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren in der Stadt Köln ist mit knapp fünf Prozentpunkten zwi- schen 1980 und 2001 erheblich. Aller- dings sind nicht alle Stadtteile davon gleichermaßen betroffen (vgl. Abbil- dung 6).

Ebenfalls stark ausgeprägt ist die Ent- mischung der Kölner Bevölkerung nach Haushaltstypen. So sind in den Innen- stadtbereichen mehr als zwei Drittel der Haushalte Einpersonenhaushalte, in denen eine Bevölkerung im über- wiegend erwerbsfähigen Alter lebt. Im Zeitverlauf erweist sich die Verteilung der Haushaltsstrukturen allerdings als relativ stabil (vgl. Abbildung 7).

Fazit

Die Untersuchung in den sechs Fall- studiengebieten hat gezeigt, dass es einen engen Zusammenhang zwi- schen den drei Segregationsformen gibt, wobei insbesondere ethnische und soziale Segregation hoch mit- einander korrelieren. Gerade in den Stadtgebieten mit schon bestehen- den Problemlagen kommt es zu einer Verfestigung dieser Situation. Damit bestätigt auch diese Untersuchung entsprechende Befunde schon be- kannter wissenschaftlicher Analy-

sen, die die Polarisierung der Stadt in arme (häufig auch „ausländische“) und wohlhabende („deutsche“) Stadt- teile konstatieren. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in der öffentlichen Wahrnehmung dabei al- lerdings in erster Linie die ethnische Segregation, das heißt die vermeint- liche Herausbildung von so genann- ten „Ausländerghettos“, als problema- tisch empfunden wird. Demgegenüber muss – auch aufgrund der Erkennt- nisse dieser Untersuchung – immer wieder darauf hingewiesen werden, dass ethnische Segregation alleine noch kein Hinweis auf Problemlagen ist, die durch öffentliche Intervention zu bearbeiten sind. Wer empfindet beispielsweise die japanische Kolonie in Düsseldorf als problematisch? Erst der Zusammenhang mit der sozialen (und ökonomischen) Segregation führt in aller Regel auch zur räumlichen Ausgrenzung und Benachteiligung dieser Gebiete. Wobei auch dann die Folgen dieser Segregation ambivalent

Abbildung 7: Veränderung der Haushaltsstruktur in Köln, 1987 - 2000

sind. Stadtteile mit hoher ethnischer Segregation haben neben unzwei- felhaft negativen Effekten durchaus auch positive Integrationsfunktionen.

Dies gilt es bei der Formulierung und Auswahl politischer und planerischer Strategien im Umgang mit Segregation zu berücksichtigen und am konkreten Einzelfall genau abzuwägen.

Grundlage solcher differenzierten Handlungsstrategien sind daher auch differenzierte Analyseinstrumente. In dieser Hinsicht bedarf es nach un- serer Auffassung gerade auch trotz enger werdender finanzieller öffent- licher Handlungsmöglichkeiten noch stärkerer Anstrengungen bei der Etablierung kleinräumiger Beobach- tungs- und Analyseinstrumente wie beispielsweise regelmäßige Sozial- raumanalysen beziehungsweise konti- nuierliche Sozialraumbeobachtung.

1987 2000

1987 2000

Einpersonen-Haushalte

Vierpersonen-Haushalte

Anteil der Einpersonen- Haushalte in %

bis unter 30 30 bis unter 40 40 bis unter 50 50 und mehr keine Zuordnung

Anteil der Vierpersonen- Haushalte in %

bis unter 10 10 bis unter 25 15 bis unter 20 20 und mehr keine Zuordnung

Stadt Köln: 44,7 % Stadt Köln: 47,7 %

Stadt Köln: 12,7 % Stadt Köln: 12,0 %

© Ruhr-Universität Bochum - ZEFIR. Datenquelle: Volkszählung 1987, Stadt Köln 2000

(8)

impressum

trends erscheint dreimal im Jahr entgeltfrei

Herausgeber und Verlag Institut für Landes- und

Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes NRW (ILS NRW) Deutsche Straße 5, 44339 Dortmund Postfach 10 17 64, 44017 Dortmund Fon +49 (0) 231 / 90 51 0 Fax +49 (0) 231 / 90 51 155 E-Mail ils@ils.nrw.de Internet http://www.ils.nrw.de

Autoren dieser Ausgabe Ingo Heidbrink, Tobias Terpoorten, Ralf Zimmer-Hegmann

Layout & Satz Nicole Prohaska

Druck

Joussen+Gocke, 44263 Dortmund

© ILS NRW 2006;

alle Rechte vorbehalten

Auflage 1.600, Dortmund Ausgabe 2/06

Für die hier vorgestellte Studie wurde auf verschiedene Datenquellen zurückgegriffen.

Zur Beschreibung regionaler Disparitäten der Lebenslagen und Lebensbedingungen der Wohnbevölkerung in den Kreisen und Städten in NRW wurde der Indikatorensatz der laufenden Gesundheitsberichterstat- tung des Landes NRW verwendet. Dieser weist im Themenfeld zwei regionalisierte Sozialstruktur- und Bevölkerungsindika- toren in jährlicher Aktualisierung aus. Die Klassifizierung von Sozialraumtypen auf Stadtteilebene wurde auf der Grundla- ge von Daten der Arbeitsgemeinschaft Kommunalstatistik (KOSTAT) durchgeführt.

Dieser Datensatz enthält Wohnbevölkerung, deutsch und nichtdeutsch, nach Alters- jahren und Geschlecht. Allerdings enthält dieser Datensatz keinen Indikator, der die soziale Segregation für die Stadtteile der NRW Städte flächendeckend abbildet. Dazu wurde auf den einzig verfügbaren Daten- satz „Gemeindeteile“ der Volkszählung 1987 zurückgegriffen.

Für die tiefer gehenden Falluntersuchungen wurden kleinräumige Daten von den Städ- ten berücksichtigt. Je nach Verfügbarkeit und Datenlage waren dies aktuelle Stadtteil- daten zu Bevölkerung, Sozialhilfebezug und Haushaltsstruktur.

Definitionen

Jugendquotient: Der Jugendquotient ist das Verhältnis der unter 20-Jährigen zu den 20- bis 64-Jährigen.

Sozialer Rang: Dieser Indikator wird gebildet aus dem Arbeiteranteil von 1987 (Volkszählung) und ist ein Maß für die soziale Segregation. Uns ist die begrenzte Aussagefähigkeit dieses Indikators durchaus bewusst. In Ermangelung einer flächendeckenden Alternative verwenden wir ihn dennoch.

Segregationsindex: Der Segregationsindex misst die Differenz der räumlichen Vertei- lung einer Bevölkerungsgruppe im Vergleich zu der verbleibenden Restbevölkerung.

Variationskoeffizient: Der Variationskoeffizi- ent ist ein relatives Streuungsmaß und wird berechnet als Standardabweichung dividiert durch das arithmetische Mittel. Dies ist notwendig, um Standardabweichungen verschiedener Variablen untereinander vergleichbar zu machen.

datengrundlagen Literaturverzeichnis

Zimmer-Hegmann, Ralf; Strohmeier, Klaus Peter; Meyer, Christian; Heidbrink, Ingo Kersting, Volker; Stößer, Katja; u.a. (2006):

Sozialraumanalyse. Soziale, ethnische und demographische Segregation in den nord- rhein-westfälischen Städten. Auftragg.: En- quetekommission „Zukunft der Städte in Nor- drhein-Westfalen“ des Landtags Nordhein- Westfalen. Hrsg.: Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW) Dortmund ( ILS NRW Schrift Bd. 201)

Junge Menschen und Mobilität.

Mobilitätskompetenz und Sicherheit partnerschaftlich fördern . . . und finanzieren!

Dokumentation der Fachtagung vom 20./21. Oktober 2005 in Dortmund

Evelin Unger-Azadi, Ronald Harmel Dortmund 2006

entgeltfreies E-Book

Quartalsberichte zur Landesentwicklung:

Neue Gebietskategorien für Nordrhein-Westfalen?

Ausgabe 1/2006 Bernd Mielke, Kati Schulze Dortmund 2006 entgeltfreies E-Book

Kommunale Einzelhandels- und Zentrenkonzepte / Zentrale Versorgungsbereiche.

Eine Umfrage unter den Städten und Gemeinden des Landes NRW.

Ergebnisüberblick zur Umfrage Frank Osterhage

Dortmund 2006 entgeltfreies E-Book

Innovatives Prozessmanagement in der Regionalentwicklung.

Erfahrungen aus den

„REGIONALEN“ in Nordrhein- Westfalen und dem „Regiodialoog“

in den Niederlanden.

Dokumentation des Workshops am 23. März 2006 im ILS NRW Dortmund

Stefano Panebianco, Rob Schröder, Gudrun Litzkendorf, Madeleine van Mansfeld

Dortmund 2006 entgeltfreies E-Book

ausgewählte neuerscheinungen

Abrufbar unter:

www.ils-shop.nrw.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Aus lichter Ferne steiget In Herzog Peters Gtiade ' Ein glükkiches Gestim Für unfte Kunst herauf — Heil Ihm und ew'ger

Es lebte eben Erzherzogin Maria von Bayern nicht mehr, wie auch in der Murstadt keine innerösterreichische Hof-. regierung

Ein dreifacher Arkadenbogen über hohen Ein- gangsstufen bildet eine Art durchbrochene Halle; ein breiter niederer Baurumpf, am Zu- sammenstoß von Schiff und Presbyterium durch

Bei sehr betagten Patientinnen muss auf eine Sum- mation anticholinerger Effekte durch Polymedikation geachtet werden: Verwirrtheit und eine Einschränkung der Merkfähig- keit können

In einer Beobachtungsstudie stellten sie fest, dass die medikamentöse Senkung des Blutdrucks auf unter 140/90 mmHg, und insbesondere auf unter 130/90 mmHg, nicht

chet werden köllne. Und obzwar Unsere nach frembden Reichen herschickte eaizinet?>und Kantzelley-eourrler5 nicßl im geringsten aufzuhalten sind/so müssm dennoch

Sticht unwirksam war hier Dein Geist, Er lernte sich und Land regieren.. Wie Ernst Johann bie Bahnen

Jahrestage seiner Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oestreich ein, wo eigentlich der Friede geschlos- sen wurde, dcr in Preßburg unterzeichnet worden. Die Kajüte des