KONKRET Frühjahr 2021
Regionale Wirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels
IHK-Konjunkturklimaindex steigt um 10 Punkte auf 122,7 +++
Industrie und Dienstleister mit starkem Aufwind +++
87 Prozent der Tourismusbetriebe ist Betrieb im Frühjahr weiterhin untersagt +++ Bau und Handel mit vorsichtigen Prognosen +++ Lieferengpässe und Rohstoffverteuerung setzen Preisspirale in Gang und bremsen anziehende Konjunktur +++ jedes fünfte Unternehmen möchte Beschäftigtenzahl erhöhen +++ Wirtschaft kritisiert Hin und Her der Politik bei Corona-Maßnahmen +++
Geschäftslage
Geschäftserwartungen Beschäftigungspläne Investitionspläne Inland Preisentwicklung Exporterwartungen
Konjunkturtrends
60 80 100 120 140
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21
Alle Branchen Dienstleistungen für Unternehmen Handel Industrie Langfristiger Durchschnitt
IHK-Konjunkturklimaindikator Oberpfalz / Kelheim J: Jahresbeginn, F: Frühjahr, H: Herbst
Dreimal jährlich fragt die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim die konjunkturelle Entwick- lung in der Region ab: Jahresbeginn ( J), Frühjahr (F) und Herbst (H). Etwa 800 Unternehmen unter- schiedlicher Größe aus allen Branchen und Regio- nen des Wirtschaftsraumes Oberpfalz-Kelheim werden befragt. 341 Unternehmen nahmen an der Umfrage zum Frühjahr (F21) teil.
* Die Kurvenwerte errechnen sich aus dem Saldo der positiven Antworten in Prozent und der ne- gativen Antworten in Prozent. Antworten wie
„Befriedigend“ oder „Gleich bleibend“, die keine Veränderung des Konjunkturverlaufs anzeigen, werden im Saldenkonzept nicht dargestellt.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator wird als geomet- risches Mittel der Salden der Lageurteile und der Erwartungen gebildet.Die Konjunkturtrends und Pfeile symbolisieren Veränderungen gegenüber der Vorumfrage.
Regensburg, 5/2021
Info
Lagekurve im Aufwind
Auch wenn die Geschäftslagebeurteilungen über alle Branchen noch nicht den Wert vor der Pandemie erreichen, ein Großteil der Un- ternehmen im IHK-Bezirk Oberpfalz-Kelheim kämpft sich zurück ins Wirtschaftsleben. 47 Prozent bewerten ihre Lage als „gut“. Beson- dere Sogwirkung entfaltet die regionale In- dustrie. Hier profitiert jedes zweite Unterneh- men von gestiegenem Auftragsvolumen aus dem In- und Ausland und steigert das Produk- tionstempo. Aufgrund der engen Verflechtun- gen ziehen die Unternehmensdienstleister im Frühjahr nach. Besser als noch zu Jahres-
beginn erwartet, zeigt sich eine günstigere Geschäftslage bei vier von zehn Betrieben. Die Entwicklung im Handel zeigt sich gespaltener denn je. Hotels und Gaststätten bewerten ihre Lage etwas besser, u.a. das To-Go-Geschäft ge- neriert zumindest Umsätze.
Auslandsgeschäft unterstützt Region
Die frühere Erholung in China, USA und Russ- land lässt sich an den deutlich angestiege- nen Industrieaufträgen aus dem Ausland für heimische Betriebe ablesen. Auch die Euro- pa-Geschäfte haben bei 40 Prozent der Fir- men deutlich zugelegt. Die Kombination aus rasanter Erholung und gleichzeitigen Prob- lemen in internationalen Versorgungs- und Lieferketten führen für Großhandel und pro- duzierendes Gewerbe zu explodierenden Be- schaffungskosten auf den Märkten. Versor- gungslücken bestehen bei Grundstoffen und Vorprodukten wie Stahl, Aluminium, Glas, Plastik und Holz. Eine für die exportorien- tierte Region wichtige Verbesserung der in- ternationalen Lieferketten hängt eng an zu- rückgehendem Infektionsgeschehen, einer Beruhigung der Weltmärkte und Normali- sierung der wirtschaftlichen Kreisläufe. Wei- teres Steigerungspotential im Export sieht nur ein Drittel der Firmen. Wachstumssig- nale senden insbesondere China und die Asi- en-Pazifik-Region.
Finanzlage:
keine weitere Verschärfung
Dass die staatlichen Hilfen mittlerweile an- kommen, zeigen die Angaben der besonders betroffenen Branchen aus Tourismus und Handel: Die Angaben zu den existenzbedro- henden und schlechten Liquiditätslagen gin-
Konjunkturentwicklung im IHK-Bezirk*
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21
Geschäftslage Geschäftserwartung -40
-20 0 20 40 60
gen seit Jahresbeginn um 20 Prozentpunkte zurück. Dennoch stehen einige Betriebe am Abgrund. 78 Prozent der Tourismusbetriebe und 67 Prozent der Händler gaben aktuell an, fremde Finanzierungsmittel wie z.B. Kredite und Anleihen in Anspruch zu nehmen. Ver- glichen mit Jahresbeginn rechnen mit Aus- nahme der Baubranche deutlich weniger Um- frageteilnehmer mit Ausfällen aufgrund von Insolvenzen der Kunden oder Lieferanten.
Aussichten: Optimismus steigt
Die positiven Erwartungen der Unternehmen für die zweite Jahreshälfte nehmen mit 30 Pro- zent deutlich zu. Auch die Angaben zu den Investitionsplänen zeigen die Aufbruchstim- mung: Erstmals seit dem Frühjahr 2019 liegen die Antwortsalden über Null bzw. stiegen mit Ausnahme von Bau und Handel gegenüber den letzten Umfragen. Der Schwerpunkt bleibt bei Ersatzmaßnahmen, aber auch das Wachs- tum steht wieder mehr im Fokus. Die Unter- nehmen haben bereits jetzt die Bundestags- wahl und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Wahlprogramme im Blick. Größter Risi- kofaktor bleiben daher auch bei dieser Um- frage die wirtschaftspolitischen Rahmenbe- dingungen.
Trotz staatlicher Unterstützung ist das Ei- genkapital der Unternehmen vielfach ab- geschmolzen. Die Betriebe fordern über die Zuschussmöglichkeiten der Überbrückungs- hilfe hinaus besser zugängliche Nachrang- darlehen u.a. für anstehende Rückzahlungen.
Mit der Erholung und den Öffnungsperspekti- ven rückt der Fachkräftemangel insbesondere bei den Dienstleistern und im Tourismusge- werbe wieder mehr in den Vordergrund.
Weitere Infos www.ihk-regensburg.de/
konjunkturbericht
Meine Region
Gerhard Hain, Geschäftsführer ti communication GmbH, Regensburg
Christian Brandmüller, Geschäftsführer SPANGLER GMBH, Dietfurt/Töging
„Erkennbar ist, dass zahlreiche Unternehmen ihre Organisation strategisch neu ausrichten und wir in
diesem Zusammenhang häufiger beratend eingebunden werden. Die Unternehmen wandeln sich schneller und COVID hat dies nochmals beschleunigt.“
„Die Liefersituation auf dem Weltmarkt ist angespannt, die Rohstoffpreise gehen nach oben. Früher wurden wir innerhalb eines Werktags von unseren Lieferanten versorgt, heute betragen die Vorlaufzeiten bis zu fünf Wochen.“
IHK-KONJUNKTUR- KLIMAINDIKATOR:
IHK-KONJUNKTUR- KLIMAINDIKATOR:
115,0
121,4
Bauwirtschaft
• Geschäftslage bei 57 Prozent weiterhin gut
• Anstieg im Wirtschaftsbau gleicht im ersten Quartal Rückgänge im öffentlichen und im Wohnungsbau aus
• Anteil der von unterbrochenen Lieferketten Betroffenen steigt von 30 auf 56 Prozent, Baustellentermine müssen verschoben werden
• Teuerung der Baustoffpreise bis zu 20 Prozent führen bei jedem zweiten Unternehmen zu Preissteigerungen
• Ausblick: Deutlicher Zuwachs an stornierten oder wegbrechenden Aufträgen und Rückgang der öffentlichen Ausschreibungen und Angebotsnachfragen
Dienstleistungen für Unternehmen
• Unternehmensnahe Dienstleister profitieren zeitverzögert von Erholung der Industrie, 86 Prozent mit guter oder
zufriedenstellender Geschäftslage
• Budgetkürzungen für Marketing und Kommunikation spürbar:
Betriebe melden anhaltenden Auftragsrückgang
• Jedes zehnte Unternehmen von überdurchschnittlichen finanziellen Ausfällen von Kunden und Lieferanten betroffen;
90 Prozent mit guter oder stabiler Finanzlage
• Auftragsakquise erfolgt Großteils unter Preisdruck
• Ein Drittel erwartet in nächsten Monaten verbesserte Geschäftslage
-30 -10 10 0 30 50 70 90
Bauwirtschaft
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21
Geschäftslage Geschäftserwartung Investitionspläne Inland Beschäftigungspläne
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21 Dienstleistungen
-60 -40 -20 0 20 40 60 80
Geschäftslage Geschäftserwartung Investitionspläne Inland Beschäftigungspläne
IHK-KONJUNKTUR- KLIMAINDIKATOR:
Handel
• Trotz zwischenzeitlicher Lockerungen: Stationärer Umsatz steigt nur in jedem fünften Unternehmen
• Preissteigerungen der Produzenten bereits im Handel angekommen
• Frühindikator Großhandel: Betriebe stellen sich mit neuen Geschäftsfeldern und Technologien im Ausland breiter auf.
Sparte profitiert bereits von anziehender Konjunktur und schraubt Erwartungen nach oben
• Hoffnung auf Auflösung des Kaufkraftrückstaus nach Lockdown lässt bei 20 Prozent der Einzelhändler die Erwartungen steigen
IHK-KONJUNKTUR- KLIMAINDIKATOR:
Tourismusgewerbe
• Finanzlage bei 22 Prozent der Betriebe existenzbedrohend, gleichzeitig nutzen 50 Prozent den Lockdown und investieren verstärkt in Innovationen, Energieeffizienz oder Ersatzbedarf
• Regionales Beherbergungsgewerbe meldet Betten ab: 56 Prozent Rückgang im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr.
• Hotels und Gaststätten: Mitarbeiter orientieren sich im Lockdown um, Fachkräfte für Re-Start fehlen
• Optimistische Geschäftserwartungen in jedem dritten Betrieb, Hoffnung ruht auf drittem Quartal
• Reisebüros- und Veranstalter: kurzfristig deutlicher Anstieg von Tagestouristen und mittelfristig von Urlaubern erwartet
101,9
33,8
IHK-KONJUNKTUR- KLIMAINDIKATOR:
Industrie
• 38 Prozent mit voller, 45 Prozent mit guter Kapazitätsauslastung
• Positive Impulse nach Vorleistungsgüterindustrie jetzt auch in Investitionsgüterindustrie angekommen
• Pandemiebedingte Engpassfaktoren: Jedes zweite Unternehmen mit unterbrochenen Lieferketten und Personalausfällen
• Beschaffungskosten der Rohstoffe und Vorprodukte als Risikofaktor für 72 Prozent der Firmen
• Liquiditätsstatus auf grün, ein Fünftel meldet Forderungsausfälle aufgrund von Insolvenzen der Kunden oder Lieferanten
• Jedes dritte Unternehmen plant Kapazitätserweiterungen und Belegschaftsaufbau in nächsten Monaten
139,7
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21 -60
-40 -20 0 20 40 60
Handel
Geschäftslage Geschäftserwartung Investitionspläne Inland Beschäftigungspläne
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21 -100
-80 -40 -60 0 20 20 40
Tourismus
Geschäftslage Geschäftserwartung Investitionspläne Inland Beschäftigungspläne
F17 H17 J18 F18 H18 J19 F19 H19 J20 F20 H20 J21 F21 Industrie
-60 -20 -40 0 20 40 60 80
Geschäftslage Geschäftserwartung Investitionspläne Inland Beschäftigungspläne
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