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Meine Damen und Herren,

Mein Name ist Theodor Much. Ich bin Arzt (Dermatologe), Sachbuchautor („Der grosse Bluff: Irrwege und Lügen der Alternativmedizin) und Mitbegründer der „Initiative für wissenschaftliche Medizin“. Ich schreibe auch immer wieder für Zeitschriften wie z. B.

"Zürich Zeitung" oder „Profil“, und dort veröffentlichte ich unlängst, gemeinsam mit Frau Dr. Krista Federspiel, einen kritischen Artikel zur Homöopathie, in dem wir zeigen konnten, wie fehlerhaft und obsolet (esoterisch) alle Grundlagen der Homöopathie sind.

Diesen Artikel schicke ich Ihnen, um denjenigen, die sich mit der Materie esoterische Medizin noch nicht näher auseinandergesetzt haben, neue Information zu liefern.

Die Homöopathie kann entweder durch seriöse Studien (z. B. die grosse Australienstudie) oder einfach durch Deduktion widerlegt werden. Sie ist eine obsolete, esoterische

Scheintherapie, und sie ist nicht einmal „ganzheitlich“, denn sie stellt ihre Diagnosen nur auf Grund von Symptomen, die dann mit Hochpotenzen (in denen oftmals keine einziges Molekül der Ursubstanz sich befindet) Symptome behandelt. Der Vergleich mit dem Märchen von „Des Kaisers neue Kleider“ drängt sich hier auf. Erschwerend kommt hinzu, dass viele „Alternativmediziner" (vor allem Anthroposophen und Homöopathen)

gefährliche Impfgegner sind. Ausserdem sind viele Homöopathen davon überzeugt, dass man alles mit Globuli behandeln kann, selbst schwere und gefährliche Erkrankungen, wie etwas Krebs, Malaria oder eitrige Otitis bei Kindern, wodurch nicht selten schwerer Schaden angerichtet wird. Homöopathie ist nicht einmal Komplementärmedizin. Denn die Komplementärmedizin vermag die wissenschaftliche Medizin, vor allem mit pflanzlichen Extrakten, deren Wirkung nachgewiesen werden kann – was die Homöopathie bis heute nie konnte – unterstützen.

Es ist daher unsinnig und gefährlich Scheinmedizin, wie Homöopathie, Bioresonanz, Kinesiologie, Anthroposophie etc mit seriöser Medizin auf eine Stufe zu stellen, genau das was die Ärztekammer – mit einer starken Lobby der Esoteriker im Hintergrund – plant.

Gegen diese Lobby anzukommen ist schwierig. Denn die Anbieter der Scheinmedizin betreiben seit Jahren, mit viel Geld im Hintergrund, eine sehr wirksame PR-Arbeit, die den Menschen "Ganzheitlichkeit, Sanftheit und Natur“ vorgaukelt und verdienen damit weltweit Milliarden. Zu behaupten – wie es die Ärztekammer tut – dass solche Therapien nur in die Hand von Ärzten gehört ist absurd, denn Scheintherapie bleibt Scheintherapie, Scharlatanerie bleibt Scharlatanerie, egal ob von Ärzten oder „Heilern" angeboten. Ärzte sollten nur wissenschaftlich fundierte Diagnose- und Therapieverfahren anbieten und keinesfalls auf längst obsolete Scheintherapien zurückgreifen. Es wäre daher ein grosser Fehler den Forderungen der „Alternativmedizin“ (Alternative zu was?) nachzugeben. Bitte verhindern Sie diesen Unfug!

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Theodor Much (Baden)

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A

m 10. April feiern Homöopathen in aller Welt den 261. Geburtstag ihres Idols Samuel Hahnemann. Der Begründer der Homöopathie war ein Zeitgenosse Na- poleons. Damals beleuchteten erstmals Gaslampen Londons Straßen, und es fuhren die ersten Dampfschiffe. Seither hat die Homöopathie viel Staub angesetzt. Trotzdem gelten ih- ren Anhängern alle Dogmen des Begründers bis heute. Je- der, der seine Lehre anzweifelt, gilt ihnen als engstirniger Schulmediziner oder steht im Verdacht, ein Lakai der Phar- maindustrie zu sein.

Skeptiker bewundern Samuel Hahnemann weit weni- ger, sie anerkennen aber sein größtes Verdienst: die Abwen- dung von der zu seiner Zeit praktizierten brachialen Medi- zin. Damals verabreichte man Patienten hohe Dosen gifti- ger Substanzen, nahm Aderlässe vor, führte künstliches Erbrechen herbei, machte Fieberkuren und Einläufe. Für Patienten war das gefährlich, viele starben nicht an ihren Krankheiten, sondern an den Behandlungen. Hahnemann verzichtete auf diese aggressiven Praktiken und verdünnte die Gifte – so rettete die Homöopathie damals vielen Men- schen das Leben. Hahnemanns wichtigste Neuerung war das eingehende Anamnesegespräch mit dem Patienten.

Er war jedoch, wie viele seiner Zeitgenossen, vom Aber- glauben der Antike und des Mittelalters geprägt, was man ihm heute nicht vorwerfen kann. Zu seinem längst obsole- ten Weltbild gehörten die Vier-Säfte-Lehre des Hippokrates, nach der aus dem Ungleichgewicht der Säfte Krankheiten entstehen sollen, die Signaturlehre, die Macht der Gestirne, weiters Erbsünde, Alchemie und Vitalismus. Diese längst überholten Lehren sind die Grundlage der noch heute prak- tizierten Homöopathie.

Homöopathie ist keine Naturheilmethode, obwohl viele Menschen die beiden Begriffe vermischen oder gleichset- zen. Sie kennt auch keine Krankheiten und deren Mecha- nismen, sondern nur Symptome und eine „Verstimmung der Lebenskraft“. Die Symptome dieser Verstimmung wer- den registriert, um mit der „geistigen Kraft“ der Homöopa- thika ausgeglichen zu werden. Homöopathie bekämpft da- mit Symptome, nicht aber die Ursachen von Krankheiten.

Was sind aber nun die wichtigsten Regeln der Homöo-

Die Irrungen des Samuel Hahnemann

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pathie? Und weshalb sind sie mit einer modernen, auf nach- gewiesener Wirksamkeit basierenden Medizin nicht kom- patibel?

 

1.

Ähnlichkeits-Regel: Aus der antiken Signaturlehre, die vom Aussehen einer Pflanze auf ihre medizini- sche Wirksamkeit schließt – das Blatt des Leberblüm- chens soll etwa bei Lebererkrankungen helfen –, entwickel- te Hahnemann sein Ähnlichkeitsprinzip. Es besagt, Krank- heitssymptome würden durch Mittel geheilt, die an gesunden Personen ähnliche Symptome auslösen. Doch das ist für alle wirksamen Arzneien widerlegt und spielt in der heutigen Medizin keine Rolle.

2.  

Arzneimittelprüfung am Gesunden: Hahnemann glaubte, dass Chinin, Kaffee, Arsen, Pfeffer und Branntwein Fieber auslösende Substanzen seien, und wollte mit einem Selbstexperiment die Ähnlichkeits- Regel beweisen. Er nahm Chinarinde ein, die immer schon zur Behandlung des Malariafiebers eingesetzt wurde, und glaubte, Fiebersymptome zu verspüren – Fieberthermome- ter gab es damals noch nicht. Möglicherweise waren die Symptome Folge des Nocebo-Effekts (die pure Erwartung, Fieber zu bekommen, ließ die Temperatur vielleicht tatsäch- lich steigen). Einige Male wiederholten Forscher das China- rindenexperiment, Fieber konnten sie jedoch nie auslösen.

Trotzdem wurde das misslungene Chinarindenexperiment zum Gründungsmythos der Homöopathie. Ein Flop bildet damit bis heute das Fundament einer Heilslehre.

3.  

Arzneimittelbilder: Im Lauf der Zeit probierte Hahne- mann immer mehr Substanzen an Gesunden aus, die penibel notierten, welche Beschwerden diese aus- lösten: Kam dieses „Arzneimittelbild“ dem „Symptomebild“

des Kranken nahe, hatte man das „passende“ Mittel gefunden.

In den folgenden Jahrzehnten testeten Homöopathen alles Mögliche und zeichneten die ausgelösten Empfindungen auf.

Nie wurde aus den Listen etwas entfernt, es kamen immer neue Symptome dazu. So entstanden „Arzneimittelbilder“ mit bis zu 2000 Symptomen, zum Beispiel für Kochsalz.

4.  

Potenzieren (Dynamisieren): Hahnemann glaubte entdeckt zu haben: Je mehr eine Ursubstanz ver- dünnt und dabei geschüttelt wird, desto stärker sei- en Wirkung und mögliche Nebenwirkungen. Deshalb nann- te er den Vorgang Potenzieren oder Dynamisieren. Dabei wird die „Ursubstanz“ mit Zucker verrieben oder in Wasser oder Alkohol nach einem festgelegten, magischen Ritual lau- fend 1:10 (D-Potenz), 1:100 (C-Potenz) oder seltener 1:1000 verdünnt. Bei jedem Verdünnungsschritt wird die Lösung zehn Mal zum Erdmittelpunkt hin geschüttelt, sodass – laut vitalistischem Weltbild der Homöopathie – die geistige Le- benskraft der Ursubstanz freigesetzt wird, nach und nach ihren stofflichen Charakter verliert und sich in „Informati- on“ verwandelt.

Eine Potenz von D20 entspricht aber einer aufgelösten Aspirin-Tablette im Wasservolumen des gesamten Atlantiks – wie sollte solch ein Mittel im menschlichen Organismus irgendetwas bewirken? Doch genau diese Lehre von der schrittweise zunehmenden Wirksamkeit führt zu einem für Homöopathen unlösbaren Dilemma. Denn stimmte das tat- sächlich, wären die Gaben von Hochpotenzen lebensgefähr- lich. Schließlich sind in jeder Ursubstanz und in jedem Lö- sungsmittel zwangsläufig Verunreinigungen enthalten. Auch deren Moleküle müssten beim Vorgang des Potenzierens immer stärkere Wirkungen entfalten. Ein gutes Beispiel für die Verunreinigungen von Ursubstanzen ist die Austern- schale (Hepar sulfuricum), die je nach Fundort mit Schwer- metallen und anderen Stoffen belastet ist.

Zum Glück für die Homöopathen lösen aber Hochpoten- zen überhaupt keine Wirkungen oder Nebenwirkungen aus, wie die vielen öffentlichen Demonstrationen von Skepti- kern in aller Welt zeigen, die Arsen- oder Quecksilber-Hoch- potenzen – beispielsweise in C200 und in beliebiger Menge – ohne leiseste Beschwerden überstehen.

5.  

Die Konstitution: Erkrankte Personen sollen – nach mittelalterlicher Typenlehre – als Choleriker, Melan- choliker, Phlegmatiker und Sanguiniker eine be- stimmte Affinität zu bestimmten Wirkstoffen haben. Das gilt Homöopathen heute noch, obwohl es längst widerlegt ist.

Die Irrungen des Samuel Hahnemann Über kaum ein Placebo wird leidenschaftlicher gestritten als über die Homöopathie. Rechtzeitig zum nahenden Geburtstag

ihres Begründers erklären Krista Federspiel und Theodor Much, warum Globuli manchen Menschen vielleicht helfen –

aber niemals wirken können.

ÖNB-BILDARCHIV/PICTUREDESK.COM;

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6.  

Chronische Krankheiten: Hahnemann glaubte an die bösen Folgen der Erbsünde und entwickelte aus dieser religiösen Überzeugung seine Miasmen- und Psoralehre („Ursprung aller Krankheiten infolge Befleckung der Menschen durch den Sündenfall und Psora – die wich- tigste der 3 Miasmen – als die älteste und verderblichste chronische Infektionskrankheit“). In vielen homöopathi- schen Büchern wird diese obsolete Lehre immer noch an- geführt.

7.  

Hierarchie: In der Lehre Hahnemanns findet sich auch die Vorstellung, dass Krankheiten in Hierar- chien von oben nach unten, vom wichtigsten zum weniger wichtigen Organ abheilen sollten. In dieser Hierar- chie gilt die Haut, das größte Organ des Menschen, absur- derweise als das unwichtigste.

8.  

Planetenanalogien: Homöopathen stellen nach der sogenannten hermetischen Lehre Analogien zur Götterwelt der Antike her. So werden stachelige Pflanzen wie Belladonna, Allium oder Aconitum dem Kriegs- gott Mars zugeordnet und bei heftigen Entzündungen ein- gesetzt, die mit der Farbe Rot, Herzklopfen, Schweiß, Unru- he, Angst und Hitze einhergehen. Solche Analogien gelten unter anderem auch im Zusammenhang mit Saturn, Ura- nus und Jupiter. Den „7 Planeten“ werden auch „7 Plane- tenmetalle“ sowie zugehörige Organkrankheiten zugeord- net: dem Mars das Eisen und die Galle; der Venus Kupfer und Krämpfe; dem Saturn Blei und die Sklerose; der Sonne das Gold und der Bluthochdruck; dem Mond Silber und Ner- venkrankheiten; dem Jupiter Zinn und der Bewegungsap- parat und so weiter.

Homöopathie ist letztlich ein Konglomerat aus irratio- nalen Vorstellungen, magischen Ritualen, veralteten wie auch esoterischen Ideen von Krankheit und Gesundheit. Sie ist ein Glaubenssystem. Weiters ist sie weder ganzheitlich noch naturverbunden oder völlig ungefährlich. Sie behan- delt auch nicht „den ganzen Menschen“, sondern nur Sym- ptome. Sie verarbeitet nicht nur Naturmittel, sondern auch Absurdes wie Coca-Cola, Berliner Mauer, Hundekot, Mond-

oder Röntgenstrahlen. Immer nur harmlos ist Homöopathie ebenfalls nicht, denn wer allzu lange auf die Kraft von Glo- buli vertraut, läuft Gefahr, dass ernsthafte Krankheiten viel zu spät behandelt werden.

Homöopathie ist daher weder Alternativ- noch Komple- mentärmedizin. Denn sie ist keine Alternative zur Medizin (der Begriff „Schulmedizin“ ist übrigens unsinnig; er wurde 1876 vom Homöopathen Franz Fischer als Schimpfwort für die damals weitgehend unwirksame und gefährliche Medi- zin eingeführt) und auch nicht komplementär – im Sinne einer beweisbar nützlichen Ergänzung zur etablierten Me- dizin, wie es etwa Massagen oder bestimmte Pflanzenex- trakte sind.

Um die Wirkung von Homöopathika zu beweisen, wur- de 1834 in Nürnberg der erste Versuch nach wissenschaft- lichen Standards durchgeführt, an dem 55 Personen teil- nahmen. Diese konnten aus 100 Fläschchen wählen, ohne zu wissen, welche mit homöopathischer Salzlösung und wel- che mit reinem Schneewasser gefüllt waren. 42 Personen gaben an, gar nichts „Ungewöhnliches“ gefühlt zu haben.

Davon hatten 19 das Kochsalz-Homöopathikum erhalten.

Nur jeder Fünfte spürte danach etwas „Ungewöhnliches“, egal, ob es sich dabei um Wasser handelte oder um das Ho- möopathikum. Das Fazit der Untersucher lautete, dass die Beobachtungen der Homöopathen auf der Macht der Ein- bildung, auf Verblendung und vorgefasster Meinung beruhen.

Ebenfalls 1834 wurde in Petersburg Holzkohle D60 ge- gen ein Placebo getestet – die ersten Placebo-Versuche über- haupt! Im selben Jahr wurden in Paris verschiedene Mittel – Aconitum, Bryonia, Colchizin, Thuja, Mercurius – an 130 bis 140 Personen getestet. Alle diese Versuche endeten für die Homöopathie negativ.

Im Dritten Reich kam die deutsche Homöopathie zu An- sehen, man versprach sich davon Ersparnisse im Gesund- heitswesen. 1937 wurde Silicea C30 gegen Placebo getestet – doch den beteiligten Homöopathen war es nicht möglich, den erhofften Wirkstoff vom Placebo zu unterscheiden. Von 1936 bis 1939 führten mehrere Arbeitskreise große Studien durch, an denen auch der Vorsitzende des Deutschen Zen-

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tralvereins homöopathischer Ärzte teilnahm. Die – durch- wegs negativen – Ergebnisse wurden erst in den 1950er- Jahren vom Chefarzt der homöopathischen Abteilung des Berliner Rudolf-Virchow-Krankenhauses, Fritz Donner, ver- öffentlicht: Er nannte sie „ein totales Fiasko“. Trotzdem wur- den 1942 auf Anordnung des SS-Führers Heinrich Himmler in Konzentrationslagern Tests mit Homöopathika durchge- führt, in Dachau an Patienten mit TBC, Sepsis und Malaria.

Die Ergebnisse waren vernichtend – für die Patienten wie für die Homöopathie.

Die Lehre der Homöopathie widerspricht der Logik und den Naturgesetzen. Ob man wirklich Studien benötigt, um irrationale Vorstellungen als solche zu entlarven, ist frag- lich. Dennoch gibt es viele Arbeiten zum Thema – entgegen der verbreiteten Meinung, dass Homöopathie noch zu we- nig untersucht sei, um letztgültige Aussagen zu treffen. Wer seriöse Studien zur Homöopathie sucht, findet eine ganze Reihe davon – so etwa eine große Kopfwehstudie aus 1995, die sogar in Zusammenarbeit mit Homöopathen erfolgte, eine umfassende Übersichtsarbeit über 107 homöopathi- sche Studien, die insgesamt mangelnde Qualität der Arbei- ten kritisierte. 2005 ließ die Schweizer Bundesagentur für Gesundheit 110 Placebo-Vergleichsstudien untersuchen. Die Forscher stellten fest, dass Homöopathie auf Placeboeffek- ten beruht. Im Vorjahr präsentierten australische Wissen- schafter eine Übersichtsstudie, die ebenfalls zeigte: Homöo- pathie ist Placebo.

Wer heutzutage Therapieversprechen abgibt, ist verpflich- tet, seine Behauptungen zu beweisen. Einzelbeobachtun- gen, die sich bei genauer Nachforschung fast immer als wert- los erweisen, oder mangelhaft durchgeführte Studien rei- chen im 21. Jahrhundert nicht mehr aus. Auch das häufige Argument: „Homöopathie wirkt sogar bei Tieren, kann also kein Placebo sein“, ist nicht stichhaltig. Denn Placebo wirkt nachweislich bei Kleinkindern und Tieren. Obwohl man sie nicht eingehend befragen kann, reagieren sie auf die Kör- persprache der Eltern respektive der Therapeuten. Auch wenn die (begrenzte) Wirksamkeit von Placebos heute be- kannt ist, so darf sie nicht überschätzt werden und kann die spezifische Wirksamkeit von Arzneien natürlich nicht er-

„Die Lehre der Homöopathie widerspricht der Logik und den Naturgesetzen. Wunschdenken, Selbsttäuschung und Aberglaube sind zutiefst menschliche Eigenschaften.“

setzen. Vor allem sollte eine auf Placebowirkung beruhen- de Therapie nicht zu einer Pseudoreligion aufgebauscht wer- den.

Die homöopathische Pharmaindustrie macht weltweit immense Gewinne. Allein in Deutschland lag der Jahres- umsatz mit Homöopathika im Jahr 2014 bei einer halben Milliarde Euro. Im Gegensatz zur konventionellen Pharma- industrie müssen Homöopathieanbieter vor Zulassung ih- rer Produkte keine kostspieligen Studien vorlegen. Auch mit den Grundprodukten werden große Gewinne erzielt. Wäh- rend ein Kilo Zucker im Supermarkt einen Euro kostet, wer- den (inhaltslose) Zuckerglobuli für 1000 Euro pro Kilo ver- kauft. Homöopathische Behandlungen muss man sich also leisten können.

Wenn heute so viele Menschen an die Versprechungen der Homöopathie glauben, liegt es daran, dass Wunschden- ken, Selbsttäuschung und Aberglaube zutiefst menschliche Eigenschaften sind. Somit können Homöopathen den Glau- ben an eine ganzheitliche, individuelle, naturverbundene, sanfte Medizin ohne Nebenwirkung verbreiten. Außerdem nehmen sich Homöopathen, oft im Gegensatz zur etablier- ten Medizin, viel Zeit für ein ausführliches Gespräch mit ih- ren Patienten – und das muss positiv gesehen werden. Des- halb fühlen sich viele Patienten bei Homöopathen wohl.

Dr. Krista Federspiel ist Medizinjournalis- tin, Mitgründerin der Gesellschaft für kritisches Denken und eine pointierte Kritikerin alternativer Heilverfahren; sie befasst sich mit Themen im Bereich Sozialpolitik und Konsumentenschutz.

Dr. Theodor Much leitete als Facharzt für Dermatologie 27 Jahre lang die Hautambulanz im Wiener Hanusch-Krankenhaus. Er ist Autor von Büchern und Texten, die sich kritisch mit wissenschaftlich nicht erwiesenen Therapieformen befassen. Soeben erschien die Neuauflage seines Buches „Der große Bluff“ (Theodor Much: „Der große Bluff: Irrwege und Lügen der Alternativmedizin“, Goldegg Verlag, März 2016, 288 Seiten, EUR 12,95)

ÖNB-BILDARCHIV/PICTUREDESK.COM; UNKEL/ULLSTEIN BILD VIA GETTY IMAGES; PRIVAT

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