Das Münchner Modell der Früherkennung und Frühen Hilfen für psychosozial hoch belastete Familien
Dr. med. Marie Kopecky-Wenzel Referat für Gesundheit und Umwelt
Landeshauptstadt München
Workshop
Kommunale Ansätze in den Frühen Hilfen
17. Kongress Armut und Gesundheit Prävention wirkt!
Technische Universität Berlin 10. 03. 2012
Themen
● Konzept und Strukturen
● Evaluationsergebnisse
● Ausblick
Münchner Modell der Frühen Hilfen
Beschluss des Münchner Stadtrats vom 4.12.2007:
Frühe Hilfen sind ein gemeinsames Projekt
• des Referats für Gesundheit und Umwelt und
• des Sozialreferats/Stadtjugendamt
Münchner Modell: Konzept
Präventiver Kinderschutz bei Kindern bis 3 Jahre aus hoch belasteten Familien
Enge Verzahnung zwischen Gesundheitswesen und Kinder- und Jugendhilfe durch verbindliche Strukturen und Verfahren
Bereitstellung von zusätzlichen Ressourcen
Start am 18. 11. 2008
Systematische Früherkennung von Belastungen
Frühe Hilfen im
Sozialbereich
Münchner Modell Münchner Modell
Monitoring und Kapazitäts-
steuerung
Wahrnehmen Vermitteln Unterstützen
Hausbesuchsdienst der Kinder- krankenschwestern des RGU
Teilregionsleitungen in den 13 Sozialbürgerhäusern und
Zentrale Wohnungslosenhilfe Fachkräfte der Freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe
Hausbesuchsdienst
der Kinderkrankenschwestern des
Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU)
Aufsuchende Gesundheitsförderung bei
Kindern unter 3 Jahren durch Beratung und Anleitung der Eltern (seit 1974)
Ziel: Kompetenzsteigerung der Eltern im Umgang mit dem Kind
Wahrnehmung von Problemlagen und Vermittlung von anderen Angeboten
Hausbesuchsdienst: Zugangswege
13%
Empfehlung durch Kooperationspartner:
Klinik, Ärzte, JuHilfe
Eltern 18%
Schwerpunkt- strassen 69%
Selbstmelder:
Alle Eltern werden angeschrieben
Hausbesuchsdienst: Kapazität
27 Kinderkrankenschwestern (24 VZÄ-Stellen) im Außendienst und 4 Kinderkrankenschwestern im Innendienst (Leitung und Koordination)
Zwei Kinderärztinnen im Sachgebiet
2011: ca. 12.300 Hausbesuche bei 6.800 Kindern (77% Säuglinge, 19% Kleinkinder)
Früherkennung und Vermittlung in FH
Indikatorengestützte Risikoerkennung (28 Items) wird bei jedem Ersthausbesuch durchgeführt
Beim Bedarf für FH erfolgt Motivationsgespräch
Beim Einverständnis der Eltern erfolgt die Vermittlung der Kontaktdaten an regional zuständiges Sozialbürgerhaus
Systematische Früherkennung von Belastungen
Frühe Hilfen im
Sozialbereich
Münchner Modell Münchner Modell
Monitoring und Kapazitäts-
steuerung
Wahrnehmen Vermitteln Unterstützen
Teilregionsleitungen FH:
Koordinierende Kinderschutzstellen
14 halbe Stellen beim öffentlichen Träger der Jugendhilfe (regionales Sozialbürgerhaus
und Zentrale Wohnungslosenhilfe)
Seit Juli 2009 Funktion der „Koordinierenden Kinderschutzstellen – Netzwerk frühe
Kindheit“ übernommen (Förderprogramm des Freistaats Bayern)
Teilregionsleitungen FH: Aufgaben
Sichere Übergabe der Familien von RGU an die zuständige Fachkraft der FH
Kapazitätssteuerung und Analyse der Monitoringdaten
Ausbau der regionalen Netzwerke Frühe Kindheit
Systematische Früherkennung von Belastungen
Frühe Hilfen im
Sozialbereich
Münchner Modell Münchner Modell
Monitoring und Kapazitäts-
steuerung
Wahrnehmen Vermitteln Unterstützen
Schwerpunktträger Frühe Hilfen
In jeder Sozialregion wurde ein Träger der
Freien Jugendhilfe ausgewählt (insgesamt 14)
17 VZÄ-Stellen für Fachkräfte FH wurden eingerichtet (Ø 1,3 Stelle pro Träger)
Zusammenarbeit vertraglich geregelt
FH im Sozialbereich: Aufgaben
zugehende Betreuung (ca. 8 Hausbesuche in 3 Monaten, Verlängerung möglich)
gezielte Förderung der Eltern-Kind-Bindung
alltagspraktische Unterstützung (Flexbudget)
Vermittlung von ergänzenden Hilfen (z.B.
Haushaltshilfe, Mutter-Kind-Gruppe)
Frühe Hilfen: Evaluation
Zeitraum: Von März 2009 bis Januar 2010
Zwei Evaluationsteams:
Helmholtz Zentrum (für Gesundheitsbereich) und Universität Ulm (für Bereich Kinder- u.
Jugendhilfe)
Ausführliche Berichte anzufordern bei gvo.rgu@muenchen.de
Evaluation: Vermittlung
● Risikoeinschätzung:
● ca. 20% aller besuchten Kinder/Familien haben hohe psychosoziale Belastungen
● 82% der Eltern mit Belastungen stimmen der Vermittlung in Frühe Hilfen zu
● Hohe Akzeptanz und Vertrauen der Eltern zu RGU-Kinderkrankenschwestern
Evaluation: Zielgruppe
Sehr hohe Belastung der Familien mit vielfältigen Problemen
70% der Familien haben Migrationshintergrund
Hohe Zufriedenheit der Familien mit dem Angebot
Bereitstellung von passgenauen und individuellen Hilfen
Evaluation: Kooperation
Der Zugang über RGU-Hausbesuchsdienst ist erfolgreich
Feste Strukturen und Verfahren sind Voraussetzung für vertrauensvolle und erfolgreiche Kooperation
Durch verbindliches Verfahren „geht kein Kind verloren“
Frühe Hilfen: Fallzahlen
● 2008: 43 Kinder (2 Monate) 2009: 610 Kinder
2010: 586 Kinder 2011: 727 Kinder
● Bis März 2012 insgesamt ca. 2100 Kinder in Frühen Hilfen unterstützt
Frühe Hilfen: Ausblick
Verbindliche Anschlusshilfen für mehrfach belastete Familien notwendig – regionale Netzwerkarbeit durch KoKi
Ausbau der Kooperation mit weiteren Akteuren aus dem Gesundheitsbereich (Kliniken,
ambulante Versorgung, Hebammen)