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Georg Friedrich Händel

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Georg Friedrich Händel

Die Musikserie von Peter Uehling

Musik für Thron und Themse:

Händel und das englische Königshaus (12/26)

Musiker und ihr Verhältnis zur Macht – damit befasst man sich nicht unbedingt gern.

Viel lieber denken wir uns die großen Meister versenkt in ihre holde Kunst. Aber viele ihrer Unternehmungen benötigen Geld, viel Geld, und das war nicht auf dem eigenen Konto zu finden. Warum auch? Ein Kunstwerk schuf man nicht für sich selbst, sondern für die Öffentlichkeit. Ein guter Draht zu weltlichen und kirchlichen Fürsten war daher für die meisten lebenswichtig und selbstverständlich. Georg Friedrich Händel war dafür ein besonders extremes Beispiel. In dieser Folge der rbbKultur-Serie über den großen Komponisten befassen wir uns mit seinem Verhältnis zur Krone – herzlich Willkommen dazu!

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Virgin Classics LC 07873 545265-2 0724354526527 Tr.1 /019

Georg Friedrich Händel

Music for the Royal Fireworks/Water Music, HWV 352 Ouverture (I,1)

London Classical Players Ltg. Roger Norrington

7´54

Das war die Ouvertüre zur Music for the Royal Fireworks. Es spielten die London Classical Players unter Leitung von Roger Norrington. Dieses Werk feierte das Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges 1749 und steht am Ende von Händels Werken für das englische Königshaus.

Gehen wir an den Anfang. Händels erste Erfahrung mit einem Landesherrn war ungemein positiv: Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels hörte den nicht einmal 10 Jahre alten Händel Orgel spielen und erkundigte sich sogleich, wer da spielte. Händels 30 Jahre älterer Halbbruder Karl, Kammerdiener des Herzogs, stellte ihm Georg Friedrich vor. Händels Vater war genervt: Der Kleine soll seine Zeit nicht mit Musik vertrödeln. Johann Adolf jedoch nahm Georg Friedrich gegen seinen Vater in Schutz und empfahl dringend die musikalische Ausbildung des unüberhörbar höchst talentierten Kindes. Und so geschah es dann auch.

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Die Episode möchte man sich als prägende Erfahrung für Händel vorstellen. Zum ersten: Ich muss vor dem Landesherrn nicht im Staub versinken, sondern darf ihm etwas vorspielen. Zum zweiten: Furcht vor gekrönten Häuptern ist keineswegs nötig, sie wollen mir nichts Böses. Zum dritten: Fürsten sind in der Lage, mir Hindernisse aus dem Weg zu räumen und sogar die väterliche Autorität zu brechen. Zum vierten: Meine Musik übt Macht aus.

Mit dieser Erfahrung ließ es sich selbstbewusst in die Welt gehen. In Hamburg begegnete der blutjunge Opernkomponist dem letzten Medici-Nachfahren, der ihn für Italien begeistern wollte. In Italien waren es Kirchenfürsten, bei denen er wohnte und für die er arbeitete. Allerdings darf man sich dabei kein steil hierarchisches Verhältnis vorstellen. In Italien war die Liebe zur Kunst so groß, dass man ihren zuweilen exzentrischen Schöpfern auch das durchgehen ließ, was damals als Verfehlung galt.

Wer schlief zum Beispiel in dem zweiten Bett, das in Händels Gemächern aufgestellt wurde? Und was war eigentlich los an jenem Abend, da Händel Speis und Trank bestellte im Wert mehrerer Jahresgehälter eines Musikers im Hofdienst?

Als Händel in Venedig seine „Agrippina“ zur sensationellen Uraufführung brachte, lernte er im Anschluss einen so vornehmen wie diskreten Herren kennen, den Diplomaten Johann Adolf VI, Freiherr von Kielmansegg. Er war Vertrauter des Kurfürsten von Braunschweig-Lünneburg, Georg Ludwig. Zudem war er ein betuchter, hochgebildeter Mensch, der weit in der Welt herumgekommen war und aufgrund seiner zuweilen labilen Gesundheit auch stets weiter durch die Welt reiste, um sich in milderem Klima zu erholen. Bei der Uraufführung der „Agrippina“ weilte er zufällig in Venedig, lernte Händel kennen und schätzte ihn als einen in jeder Hinsicht fähigen jungen Mann richtig ein. Kielmannsegg verstand etwas von Musik. In Paris hat er so gut Gitarre spielen gelernt, dass er französische Sänger, die Hannover besuchten, begleiten konnte. Später veröffentlichte er sogar ein paar selbst komponierte Tänze.

Kielmannsegg erzählte Händel in Venedig von seinem Dienstherrn Georg Ludwig, dessen Residenz in Hannover und dem, was man von einem Kapellmeister erwartete und was der Kapellmeister selbst erwarten konnte. Hannover war nicht das einzige Angebot, dass Händel nach dem Erfolg der „Agrippina“ unterbreitet wurde. Er schaute auch in Innsbruck vorbei und erwog Düsseldorf. Aber die beiden Orte konnten ihm nicht bieten, was Georg Ludwig und Hannover ihm bieten konnten. Dieses Amt hatte zwei Vorteile:

Erstens - es gab nicht viel zu tun. Georg Ludwig hatte das von seinem Vater gebaute und eröffnete Opernhaus aus Desinteresse und Sparsamkeit wieder geschlossen.

Händel hatte also Zeit, sich trotz stattlicher Bezüge weiter in der Welt umzutun und ließ sich das auch vertraglich zusichern.

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Zweiter Vorteil: Der 1701 vom englischen Parlament verabschiedete Act of Settlement schrieb eine protestantische Thronfolge vor. Die katholischen Stuarts, die im französischen Exil saßen, kamen also nicht infrage, wohl aber Sophia von der Pfalz, Tochter von Elisabeth Stuart. Sophia war aber schon ziemlich alt, sodass ihr Sohn Georg Ludwig mit großer Wahrscheinlichkeit englischer Thronfolger wurde. Soll man annehmen, dass Händel auf diese Aussicht spekulierte und damit auf eine Beförderung vom Hofkapellmeister zum ersten Musiker eines Königs?

Je genauer man Händels Anstellung in Hannover betrachtet, umso wahrscheinlicher scheint es, dass er ein derart langfristiges Ziel verfolgte. Man ging auch hier, im deutschen Fürstentum, mit Händel nicht wie mit einem Lakaien um. Sophia schrieb an ihre Enkelin Sophia Dorothea, die Gattin des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm Zwo, dass Händels Musik und Cembalospiel alles übertreffe, was man bislang hier gehört habe. Sie bemerkte außerdem, dass Händels Musik ihrem Enkel Georg August und seiner Frau Caroline von Ansbach viel Freude bereite. Darüber hinaus sei Händel ein „schöner Mann“. Derlei schreibt man nicht über einen Bediensteten.

Händel war in Hannover Hofkapellmeister, aber seine Aufgaben in diesem Amt scheinen sich auf den Unterricht der Nachkommen beschränkt zu haben. So beglückte er Caroline mit Kammerduetten, die sie vielleicht selbst gesungen hat.

2

Virgin Classics LC 07873 545524-2 0724354552427 Trs.1/023-025

Georg Friedrich Händel

Sono liete, fortunate, HWV 194 aus: Arcadian Duets Laura Claycomb & Sara Mingardo

Le Concert d’Astrée Ltg. Emmanuelle Haïm

4´49

Sie hörten das Kammerduett Sono liete, fortunate des Hannoveraner Hofkapell- meisters Georg Friedrich Händel, gesungen von Laura Claycomb und Sara Mingardo, begleitet von Emmanuelle Haïms Ensemble Concert d’Astrée.

So schön diese Musik auch ist: Was hat sie mit den Pflichten eines Hofkapellmeisters zu tun? Sie war kunstvoll, aber repräsentativ war sie nicht. Dass Händel bei erster Gelegenheit, im Herbst 1710, nach London ging, hatte künstlerische Gründe, aber vielleicht nicht nur die. Als Opernkomponist, der bislang zwei große Erfolge vorweisen konnte, nahm er natürlich Kontakt zu den zuständigen Impresarios vor Ort auf und hatte schnell die Zusage, den „Rinaldo“ zu komponieren. Aber warum schlägt ein Opernkomponist nahezu im gleichen Atemzug bei Queen Anne auf?

Dass man sich um Protektion zu kümmern hatte, war für einen Künstler selbstverständlich:

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Händels späterer Librettist Nicola Haym etwa wurde nach seiner Übersiedlung von Italien nach London vom Duke of Bedford gefördert, Händels Kollege, der Berliner Johann Christoph Pepusch, begann 1708 als Musiker im Opernorchester, bevor er selbst Konzerte mit eigenen Kompositionen veranstaltete – „auf Ersuchen vornehmer Lords“, wie ein Zeitgenosse schreibt. Später wurde er wie Händel ein Protegé des Duke of Chandos.

Auf der Suche nach Unterstützung gleich bis zur Königin vorzustoßen, war also keineswegs normal. Händel stand der Weg offen, weil er im Dienste des Hauses Hannover stand. Queen Anne mochte ihren designierten Thronfolger und seine welfische Abstammung zwar nicht besonders, aber Händel fand dank seiner Ausstrahlung offenbar einen Weg zu ihr. Die Queen galt als nicht sonderlich interessiert an Musik. Sie hatte den üblichen Unterricht am Cembalo erhalten. Aber sie richtete mit ihrer Hofkapelle keine privaten Konzerte aus. Man sagte ihr nach, sie sei

„zu beschäftigt mit den Staatsgeschäften, als dass sie Zeit fände, ihrer Kapelle zu lauschen oder neue Musiker anzuhören, wie groß auch deren Talent und Fähigkeiten seien“. Händel wurde dennoch ins Unterhaltungsprogramm zu ihrem Geburtstag am 6. Februar 1711 aufgenommen. Offenbar weckte das Erwartungen:

„Der Hof war äußerst zahlreich und hochrangig anwesend“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht, und er hebt ausdrücklich „excellent Musick by the famous Mr Hendel“ hervor, „with which Her Majesty was extramly pleas’d“, von der Ihre Majestät also enorm angetan war. Bei dem erwähnten „Dialogue in Italian“ handelte es sich wahrscheinlich um die italienische Kantate „Apollo e Dafne“, die Händel in Hannover vollendet hatte. Die Queen was amused, die Londoner Öffentlichkeit ebenfalls, nachdem der „Rinaldo“ uraufgeführt worden war – die Oper war übrigens Queen Anne gewidmet. Zum Abschied schrieb er noch eine italienische Kantate, deren Text sich auf die Friedensverhandlungen am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges bezog. Leider ist sie nicht erhalten.

Händel kehrte im Sommer 1711 mit zahlreichen Eindrücken vom Königshaus nach Hannover zurück. Georg Ludwig wird äußerst interessiert daran gewesen sein, was sein Hofkapellmeister zu erzählen hatte: Wie war der Hof organisiert, wer hatte Einfluss, wie lief das Zeremoniell – und vor allem: Wie ging es Queen Anne? Nach 19 Schwangerschaften ohne lebensfähiges Kind war die Königin extrem geschwächt und eigentlich dauernd krank. Wie lange würde sie es noch machen? Lange genug, dass Georg Ludwigs Mutter Sophia von der Pfalz, die erste in der vom Act of Settlement vorgesehenen Thronfolge, vorher versterben würde? Man missverstehe das nicht als geschmacklose Ungeduld auf den englischen Thron.

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Als Kurfürst brauchte Georg Ludwig auch einen ungefähren Zeitplan für das Regierungshandeln in seinem eigentlichen Herrschaftsbereich Braunschweig- Lüneburg. Und weil Queen Anne den Welfen allgemein die Einreise nach England untersagt hatte, war er auf Händels Bericht angewiesen.

Wir müssen uns Händel also als Komponist in diplomatischem Auftrag vorstellen. Das war nicht unbedingt ungewöhnlich. Musiker in hervorragenden Stellungen operierten nah an den Mächtigen und hatten Zugang in Bereiche, die sie sogar für geheim- dienstliche Arbeit zuweilen interessant machten. In früheren Zeiten, in der Renaissance, bekleideten Komponisten wie Guillaume Dufay, Johannes Ockeghem oder Josquin de Préz neben ihren musikalischen auch kirchliche Ämter, in denen sie den Mächtigen nahekamen. Josquins Zeitgenosse Heinrich Isaac war Kapellmeister von Maximilian I. und als solcher auch mit diplomatischen Aufgaben betraut. Gerade aus seiner Feder sind zahlreiche sogenannte Staatsmotetten überliefert, die in Kirchen aufgeführt wurden, aber Texte vertonten, die auf offizielle Anlässe Bezug nahmen.

Im Barock setzte sich diese Tradition fort: Der Kastrat Atto Melani ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert. Er sang am Hof Ludwigs XIV. in Versailles und wurde von Kardinal Mazarin als Spion eingesetzt – dieser Tätigkeit ging er bei Gastspielen nach, und sie reichte von Dossiers über interessante Persönlichkeiten bis zur Einflussnahme auf die Kaiserwahl. Händel traf in Hannover auf seinen Kollegen Agostino Steffani, der kaum noch komponierte, weil er in Diensten des Papstes stand mit dem Ziel, die katholische Kirche in Niedersachsen zu stärken. Händel dafür einzusetzen, Informationen aus England zu beschaffen, war also im Sinne des Barocks keine ausgesprochene Zweckentfremdung eines Musikers. Zumindest aus Georg Ludwigs Sicht konnte sein Hofkapellmeister für das viele Geld, das er bekam, auch etwas Sinnvolles tun.

Wie man in diplomatischen Missionen vorzugehen hat, wird Händel nicht nur vom Freiherr von Kielmannsegg gelernt haben. 1710 saß in London bereits ein weiterer deutscher Diplomat namens Kreienberg, der tatsächlich Geheimberichte nach Hannover sandte und Händels Bekanntschaft mit dem Leibarzt der Queen, John Arbuthnot, genau im Auge hatte. Arbuthnot war Händels Quelle in allen Fragen der königlichen Gesundheit, und er gab entsprechende Berichte an Kreienberg weiter, für den Händel von „fort grande utilité“ – „von sehr großem Nutzen“ war. Bei Queen Anne konnte Händel Eindruck schinden, auch als er ein Jahr später, im Spätherbst 1712, wieder nach London reiste, um nie wieder zurückzukehren. Neben den beiden Opern- Premieren „Il pastor fido“ und „Teseo“ versucht er sich erstmals im anglikanischen Kirchenstil. Er schreibt das Anthem „As pants the hart“ für die königliche Kapelle.

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Und damit können wir in dieser Folge endlich wieder Musik hören. Händel hat das Stück später für größere Besetzung bearbeitet. Die erste Fassung dagegen ist nur begleitet mit Basso continuo. Sie hören die ersten beiden Sätze, das Eingangs-Ensemble und die Alt-Arie „Tears are my daily food“.

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Naxos LC 05537 8557935 747313293520 Trs.1/011, 022

Georg Friedrich Händel Music for the Chapel Royal

As pants the hart, HWV 251a; Tears are my daily food, HWV 251d James Bowman, Altus

Choir of the Chapel Royal Ltg. Andrew Gant

5´10

Sie hörten James Bowman als Altus und den Choir of the Chapel Royal, geleitet von Andrew Gant mit Händels erstem Anthem „As pants the hart“.

Interessant an diesem frühesten Beispiel von Händels anglikanischer Kirchenmusik ist der noch durch und durch italienische Stil des Werks, die strenge kontrapunktische Schreibweise im Chor, das chromatische Ostinato in der Arie. Queen Anne gefiel das Stück aber ausnehmend gut. Von der Tränen täglicher Speise wusste sie, die so viele Kinder begraben musste und über den vielen Schwangerschaften körperlich verfiel, ein Lied zu singen. Händel hatte den Ton getroffen. Sie schreibt an Georg Ludwig, er möge ihr seinen Kapellmeister „noch eine Weile“ ausleihen. Unter Umgehung ihres eigenen Kapellmeisters John Eccles beauftragt sie Händel mit der Musik für die Feier, mit der der Friede von Utrecht zwischen England und Frankreich nach dem Spanischen Erbfolgekrieg begangen werden soll. Außerdem soll Händel der Königin zum kommenden Geburtstag die jährliche Ode komponieren. Sowohl für das Utrechter Te Deum wie auch für die Ode to Birthday of Queen Anne beginnt Händel sich über die anglikanische Kirchenmusik zu informieren, und die vornehmste Quelle dafür waren die Werke des 1695 gestorbenen Henry Purcell, der in England bereits als „Orpheus Britannicus“ verehrt wurde. Diese Verehrung ebbte erst ab, als Händel im Musikleben Londons immer heftiger auftrumpfte.

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Archiv Produktion LC 00113

459489-2 0028945948720 Tr.01/003

Henry Purcell

Morning Service Jubilate Deo

Jubilate Deo. (Morning Service), Z 232, Nr. 2 (1694)

Choir of Christ Church Cathedral Oxford, The English Concert Ltg. Simon Preston

8´18

Henry Purcells „Jubilate Deo“ hörten sie mit dem Chor der Christ Church Cathedral Oxford und The English Concert unter Leitung von Simon Preston.

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Händel lernte hier einiges über die Vertonung der englischen Sprache, über den vitalen Wechsel zwischen Soli und Chor. Und falls er denn dieses Stück wirklich kannte, hat er sich den Anfang mit Alt und solistischer Trompete gleich für die Ode for the Birthday of Queen Anne ausgeliehen. Allerdings für eine ganz andere Musik: „Eternal source of divine light“ – „Ewige Quelle des göttlichen Lichts“ – dieser Text könnte auch sehr prachtvoll vertont werden. Die königliche Trompete klingt hier in melodischem Duett mit der Altstimme, das göttliche Licht scheint liebevoll und sanft. War das vielleicht auch ein berührender Hinweis auf die Hinfälligkeit von Queen Anne? Es ist damit ein Ton angeschlagen, der dem folgenden Chor, so virtuos er auch ist, einen milderen Charakter verleiht.

Der Anfang der Ode for the Birthday of Queen Anne, gesungen von Andreas Scholl, dem Vocalconsort Berlin und gespielt von der Akademie für Alte Musik Berlin unter Leitung von Marcus Creed.

Ob das Werk damals aufgeführt wurde, ist nicht gewiss. Queen Anne wurde an ihrem Geburtstag von einem Gicht-Anfall gequält. Auch die Aufführung des Utrechter Te Deums konnte sie nicht besuchen. In Hannover wartete man indes nicht nur auf das Ableben der Königin, sondern auch auf den Kapellmeister Händel. Kielmannsegg empfahl Händel dringend, sich bei Georg Ludwig für sein Fortbleiben zu entschuldigen.

Obwohl Händel das tat, wurde er aus dem Dienst des Kurfürsten entlassen. Es ist nicht ganz klar, ob es noch weitere Gründe dafür gab als Händels Weigerung, nach Hannover zurückzukehren. Hier und da kann man lesen, dass Georg Ludwig kein Freund des Utrechter Friedens war und er die Beschallung der britischen Siegesfeier durch seinen Hofkapellmeister als Illoyalität auffasste. Tatsächlich aber war Händel bei Georg Ludwig keineswegs in Ungnade gefallen. Seine Entlassungspapiere waren kaum zugestellt, als ihm sein Verbindungsmann Kreienberg zusicherte, dass Händel wieder angestellt werden würde, wenn Georg Ludwig erst den britischen Thron bestiegen hätte. Man kann weiter spekulieren und Händels Entlassung für ein Tarnmanöver halten. Eventuell hatte sich der als Geheimagent dilettierende Komponist verdächtig gemacht und musste nun durch das Kappen der offiziellen Verbindung mit dem Haus Hannover gleichsam von diesem Verdacht gereinigt werden.

5

harmonia mundi LC 07045 HMC 902041 0794881924325 Trs.1/001 - 002

Georg Friedrich Händel

Ode for the Birthday of Queen Anne Eternal source, The day that gave Andreas Scholl, Altus

Vocalconsort Berlin

Akademie für Alte Musik Berlin Ltg. Marcus Creed

5´38

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Queen Anne zeigte Erbarmen mit dem anstellungslosen Musiker und setzte ihm eine jährliche Zahlung von 200 Pfund aus, die im teuren London eine nützliche Grundsicherung darstellten. Aber schon ein Jahr später starb Queen Anne, und das nur wenige Wochen nach Sophia von der Pfalz. Georg Ludwig fiel die Herrschaftsleiter herauf und wurde vom Kurfürsten im Niedersächsischen zum König eines Weltreichs.

Das heißt, Kurfürst blieb er noch immer, er blieb sogar noch eine ganze Weile im Leineschloss um die Regierungsgeschäfte zu ordnen. Auch als englischer König besuchte er sein Braunschweig-Lünneburg regelmäßig, um nach dem Rechten zu sehen. Am 26. September 1714, kurz nach der Ankunft des neuen Königs in England, wurde zu seinen Ehren ein Te Deum von Händel aufgeführt, entweder das Utrechter oder das sogenannte „Caroline“-Te Deum.

Weil wir das Utrechter Te Deum schon in einer früheren Folge gespielt haben, nehmen wir mal an, es sei das „Caroline“ Te Deum und stellen uns vor, wir säßen im St. James Palace – und im Chorraum musizieren das Stuttgarter Barockorchester, der Stuttgarter Kammerchor unter Leitung von Frieder Bernius, und den Altus singt Patrick van Goethem.

6 NDR-Produktion X100/NDR Tr. 1/003: 1, 3

Georg Friedrich Händel

Music for Queen Caroline/ Te Deum We praise thee, When thou tookest Patrick van Goethem, Altus

Stuttgarter Kammerchor, Stuttgarter Barockorchester Ltg. Frieder Bernius

6´46

Das war der Beginn des sogenannten „Caroline“ Te Deums, das vielleicht zur Ankunft George I. in St James erklungen ist.

Händel und sein alter Dienstherr trafen sich endlich wieder, und anscheinend gab es keinen Groll. George I. bestätigte die von Queen Anne gestiftete jährliche Pension. Und interessanterweise erhielt Händel auch aus seiner Tätigkeit in Hannover noch eine Zahlung. Es war da noch ein Fehlbetrag zwischen 1712 und 1713 offen. Also ungefähr aus der Zeit zwischen Händels zweiter Überfahrt nach England und seiner Entlassung.

Obwohl Händel in diesem Zeitraum in seiner offiziellen Stellung gar nicht tätig geworden war, bekam er noch Geld. Es stand ihm vertraglich natürlich zu – und als Informant vom Krankenbett der Queen war er ja durchaus aktiv gewesen.

Den Engländern selbst war die Thronfolge einigermaßen obskur. Wer war dieser Deutsche, der da plötzlich auf dem Thron gelandet war? Ein Welfe, das war das erste Problem für die Engländer, nicht nur für Queen Anne.

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Ein Protestant, das war ein Problem für die Schotten, die immer noch lieber einen Stuart auf dem Thron sahen. Ein Lutheraner als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche.

Ein König, von dem es hieß, dass er die Landessprache nicht beherrschte. George I.

korrespondierte tatsächlich auf Französisch und verwendete das Englische nur selten.

Georges Umgang mit Frauen war ebenfalls ein wenig regellos; er reiste nicht mit Gattin an, wie immerhin sein Sohn Georg August, sondern mit seiner Mätresse Melusine von Schulenburg. Derlei Praktiken waren in England nur bedingt gesellschaftsfähig, und so handelte sich George I. bald Spottlieder ein wie das berühmte „Come ye o’er frae France“, dessen erste Strophe man ungefähr so übersetzen könnte:

„Kommst du aus Frankreich herüber? Kommst du über London?

Hast du Georgie Welf und sein attraktives Flittchen gesehen?

Warst du an dem Ort, den man das St.-James-Bordell nennt?

Hast du Seine Gnaden auf seiner Gans reiten sehen?“

7

Smithsonian

Folkways Recordings FW08756_201

Tr.1/009

Anonymus (500j-)

Songs of Two Rebellions: The Jacobite Wars in Scotland Came Ye O’er Frae France

Ewan MacColl, Gesang Peggy Seeger, Banjo

2´08

Ewan MacColl sang das Spottlied über die losen Sitten am Hof von George I.

Es bedurfte also durchaus einiger PR-Nachhilfe, um den neuen König populär zu machen. Ein Mittel dazu waren die Themse-Fahrten, die der Hof gleich im kommenden Sommer organisierte: Da zeigte sich das königliche Haus zu Schiff und fuhr die ganze Hauptstadt ab, begleitet von einem weiteren Boot mit Musikern. Ob das so richtig half?

Immer wieder verzog sich George I. nach Hannover und wurde vorübergehend wieder zu Georg Ludwig. Auch damit kam er den Engländern nicht näher. Seine Wiederkehr nach England im Sommer 1717 sollte größer begangen werden denn je. Nun sollte nicht irgendeine Musik seine Themse-Fahrt begleiten, sondern ein neues Werk von Händel den Anlass schmücken. Am 17.07.1717 fuhr also George I. „mit einigen Damen seiner Umgebung“ wie es heißt, von Whitehall nach Chelsea. Ein zeitgenössischer Bericht beschreibt es so:

„Der königlichen Barke folgte das Schiff mit den 50 Musikern, die alle Arten von Instrumenten spielten, Trompeten, Hörner, Fagotte, deutsche Flöten, französische Blockflöten, Violinen und Bässe, aber ohne Stimmen. Seiner Majestät gefiel die Musik so sehr, dass er sie insgesamt dreimal spielen ließ und dies, obwohl jede Darbietung eine Stunde dauerte – nämlich zweimal vor und einmal nach dem Souper.“

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8

naïve LC 00540 V 5234

0822186052341 Tracks 1/008-010

Georg Friedrich Händel

Suite Nr. 1 F-dur, HWV 348 aus: Water Music (Wassermusik), HWV 348-350 Minuet, Bourée , Hornpipe

Les Musiciens de Louvre Grenoble Ltg. Marc Minkowski

4´10

Das waren Menuett, Bourrée und Hornpipe aus der Suite Nr. 1 in F-Dur der „Water Music“, dirigiert von Marc Minkowski, gespielt von seinem Orchester Les Musiciens de Louvre.

Von diesen Stücken kann man immerhin annehmen, dass sie sich im Freien und angesichts einer mit Booten gut gefüllten Themse akustisch durchsetzen konnten.

Aber offen gesagt wissen wir nicht so genau, was die 24 Streicher, zwölf Trompeten, neun Schlagzeuger und sechs Holzbläser auf ihren schwankenden Pulten für Noten hatten. Die drei Suiten, die heute als „Water Music“ bezeichnet werden, hat Händel nicht selbst veröffentlicht. Sie wurden erst später aufgrund der Tonarten und der Besetzung zusammengestellt.

So gibt es nun zwei lärmende Suiten mit Blechbläsern, die eine in F-Dur mit Hörnern, die zweite in D-Dur mit Hörnern und Trompeten. Beide kann man sich gut im Freien vorstellen. Die dritte Suite allerdings nicht, denn die hat zusätzlich zu den Streichern nur Flöte und ein paar Fagotte zu bieten: Die sind unter freiem Himmel nicht laut genug. Gut denkbar, dass diese dritte Suite die Tafelmusik in Chelsea abgab, wo um Mitternacht diniert wurde, bevor man zum St James-Palast zurückschipperte. Wenn man aber die dritte Suite nicht unter die Freiluft-Stücke rechnen kann, kommt die Spieldauer von einer Stunde nicht zusammen, von der im zitierten Bericht die Rede war. Und ist die Ouvertüre, die am Beginn der ersten Suite in F-Dur steht, nicht auch schon viel zu kompliziert, um auf einem Schiff gespielt und auf einem anderen Schiff wirklich gehört zu werden?

9

naïve LC 00540 V 5234 822186052341 Trs.1/001

Georg Friedrich Händel

Suite Nr. 1 F-dur, HWV 348 aus: Water Music (Wassermusik), HWV 348-350 Ouverture

Les Musiciens de Louvre-Grenoble Ltg. Marc Minkowski

3´05

Wenn wir annehmen wollen, dass auch die gerade gehörte Ouvertüre zur „Water Music“ nicht auf dem unsicheren Grund eines Schiffes gespielt wurde, brauchen wir noch mehr Stücke, um auf die Spieldauer von einer Stunde zu kommen. Wo sind sie hin? Die Ouvertüre gibt aber einen interessanten Anstoß zum Verständnis der „Water Musick“.

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Sie ist nun kein Porträt des fließenden Elements, wie es zum Beispiel Georg Philipp Telemann in seiner Suite „Hamburger Ebb und Flut“ geschaffen hat. Die „Water Musick“ ist eine Festmusik. Und dass sie zu einer Ouvertüre gekommen ist, gibt hinreichend Anlass, sich eine Art Oper oder Ballett in der Wirklichkeit vorzustellen. Da fährt der König vorbei, begleitet oder vielmehr akustisch illuminiert von einer prachtvollen, schwungvollen und sehr zugänglichen Musik. Das Publikum am Themse- Ufer hörte diese großzügigen Klänge und übertrug einiges von ihrer grandiosen Wirkung gewiss auf die Persönlichkeit dieses bislang so verschlossenen Königs. Man jubelte vielleicht den Musikern und Händel zu, aber ein Teil des Jubels galt auch dem, der diese Musik in Auftrag gegeben hatte.

Die Funktion der öffentlichen Bootsfahrt war die Popularisierung von King George I.

Die „Water Music“ ist, passend zu dieser Funktion, ein Idealbild des Königtums. Die Hörner der ersten Suite zeichnen ihn als Jäger, die Trompeten der zweiten Suite als Herrscher.

10

naïve LC 00540 V 5234 822186052341 Tr.1/019

Georg Friedrich Händel

Suite Nr. 2 D-dur, HWV 349 aus: Water Music (Wassermusik), HWV 348-350 Alla Hornpipe

Les Musiciens de Louvre Ltg. Marc Minkowski

2´50

Zum Bild eines Herrschers gehören nun nicht nur Hörner und Trompeten, die Insignien des Jägers und des Königs, sondern auch die zarten Klänge, die sein höfisches Wesen charakterisieren. Wenn wir die Water Musick als eine Oper im Freien und der Wirklichkeit begreifen, müssen wir sehen, dass sie ein Idealbild des absolutistischen Herrschers entwirft. Es wäre nicht vollständig, wollte man seine weicheren Seiten ausklammern, seine Fähigkeit zu Tanz und Galanterie, wie sie in den ersten beiden Sätzen der dritten Suite in G-Dur dargestellt werden.

11

naïve LC 00540 V 5234 822186052341 Trs. 1/013 -014

Georg Friedrich Händel

Suite Nr. 3 G-dur, HWV 350, aus: Water Music (Wassermusik), HWV 348-350 ohne Satzbez., Rigaudon

Les Musiciens de Louvre-Grenoble Ltg. Marc Minkowski

5´51

Zwei Sätze aus der intimen G-Dur-Suite aus der „Water Music“, gespielt von Les Musiciens de Louvres unter Marc Minkowski.

Für seine Verdienste um die königliche Musik wurde Händel 1723 zum „Composer of Music for the Chapel Royal“ ernannt. Es gab auch einen „Composer of Music of the Chapel Royal“, das war Maurice Green.

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Händel erhielt zur Vergütung dieses Amts zusätzlich zu seiner jährlichen Pension von 200 Pfund den gleichen Betrag noch einmal obendrauf. 400 Pfund waren nun schon ein schönes Sümmchen; man sagte, dass ein Gentleman für seine luxuriöse Lebensführung 500 Pfund im Jahr veranschlagte. Da Händel aus seinen Opernaufführungen ebenfalls Gewinn schlug, darf man ihn als reichen Mann betrachten.

Als Kurfürst hatte Georg Ludwig sein Geld lieber für andere Dinge als die von seinem Vater eröffnete Oper ausgegeben. In England hatte er vielleicht den Eindruck, es sei nicht sein Geld. Oder er ließ sich dann doch von Händels außerordentlicher künstlerischer Energie überzeugen, die am Hannoveraner Schloss kaum in Ansätzen zur Geltung gekommen war. Jedenfalls unterstützte er Händels Opernunternehmung großzügig und ließ sich auch oft in den Aufführungen sehen. Vom im Januar 1727 vorgestellten „Admeto“ hat er angeblich alle 19 Aufführungen angeschaut. Ein etwas unheimlicher Zufall, dass gerade diese Oper mit den Alpträumen eines sterbenden Königs beginnt. Denn George I. starb noch im selben Jahr. Im Februar verlieh er seinem vormaligen Hofkapellmeister noch die britische Staatsbürgerschaft, was eine seiner letzten Amtshandlungen sein sollte. Am 22. Juni 1727 ist George I. in Osnabrück, auf der Reise in sein Kurfürstentum gestorben und wurde in aller Stille in Hannover begraben. Seinem alten, langjährigen Dienstherren konnte Händel keine Trauermusik schreiben – George II., seinem neuen König dafür umso prächtigere Krönungsmusiken.

Das war „Zadok the priest“, das erste und berühmteste der „Coronation Anthems“, die Händel zur Krönung Georges II. schrieb. So berühmt ist das Stück geworden, dass es fortan zum festen Repertoire aller britischen Krönungszeremonien wurde. Hier sang der Choir of King’s College Cambridge, es begleitete die Academy of Ancient Music, dirigiert hat Stephen Cleobury.

George II. war als Georg August in Hannover geboren worden und nur zwei Jahre älter als Händel. Wie sein Vater Georg Ludwig war er nicht sonderlich musisch veranlagt.

Aber er hatte mit Caroline von Brandenburg-Ansbach eine äußerst kunstverständige Gattin. Sie sprach mehrere Sprachen fließend, kannte sich auch in den Wissenschaften aus.

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EMI CLASSICS LC 06646 557140-2 724355714022 Trs.1/001-003

Georg Friedrich Händel Coronation Anthems

Zadok the priest, HWV 258 („Coronation Anthem Nr. 1“) Choir of King’s College Cambridge

The Academy of Ancient Music Ltg. Stephen Cleobury

5´24

(13)

Während ihr Schwiegervater und ihr Gatte mit dem in Hannover als Bibliothekar angestellten Gottfried Wilhelm Leibniz nichts anfangen konnten, suchte sie die Nähe des genialen Universalgelehrten und korrespondierte noch nach der Übersiedlung mit ihm. Schon in Hannover hatte Caroline Händel und seine Musik sehr geschätzt. In London besuchte sie nun alle seine Opern. George II., der ursprünglich lieber Komödien anschaute, ging mit und fand zunehmend Geschmack an der italienischen Oper.

Mit seinem Vater stand Georg August auf Kriegsfuß. Während der Hannover- Aufenthalte seines Vaters probierte sich der Kronprinz, traditionell der Prince of Wales, als Herrscher des Landes aus und war alsbald beliebter als der mürrische erste George. Bei der Taufe von Georg Augusts und Carolines zweitem Sohn gerieten Vater und Sohn während der Zeremonie über den Taufpaten derart in Streit, dass Georg August und Caroline die Kirche verließen. Der Vater allerdings nahm die Enkel zu sich und erlaubte weder Sohn noch Schwiegertochter den Kontakt. Princess und Prince of Wales führten seitdem einen intellektuellen Salon, in dem über politische Opposition zu George I. nachgedacht wurde. Eine Versöhnung mit dem Vater blieb oberflächlich;

er hielt den Kronprinzen nach wie vor von allen Regierungsgeschäften fern.

Händel scheint sich diplomatisch zwischen den verfeindeten Parteien hindurchlaviert zu haben. 1722 wurde er Musiklehrer von Georg Augusts Töchtern Anne, Amalia, Louisa und Caroline Elizabeth. Dafür gab es wieder einmal 200 Pfund im Jahr, so dass Händels regelmäßige Einnahmen allein aus royalen Geldbörsen auf stattliche 600 Pfund kamen. Und als George I. gestorben war, wurde er vorbei an dem eigentlich zuständigen Komponisten Maurice Green von der Chapel Royal, mit der Komposition der Musik zu allen familiären Festen beauftragt. Dabei war Händel bewusst, dass er Georges Anhänglichkeit zum guten Teil der Fürsprache Carolines zu verdanken war.

Entsprechend fällt das ihr zugedachte Coronation-Anthem „My heart is inditing“ ein wenig aus dem Rahmen durch seinen milderen Ton. Es singt wieder der Chor des Cambridge King’s College unter Leitung von Stephen Cleobury.

Das war das Queen Caroline zugedachte Krönungs-Anthem „My heart is inditing“. Wie übrigens auch bei „Zadok the priest“ lehnte Händel bei der Textauswahl jeden Vorschlag des Erzbischofs von Canterbury ab – er hätte seine Bibel sehr genau gelesen und würde selber auswählen.

13

EMI CLASSICS LC 06646 557140-2 724355714022 Trs.1/012-015

Georg Friedrich Händel Coronation Anthems

My heart is inditing, HWV 261 („Coronation Anthem Nr. 4“) Choir of King’s College Cambridge

The Academy of Ancient Music Ltg. Stephen Cleobury

11´36

(14)

Das zeugt vielleicht auch von der persönlichen Nähe Händels zum neuen Königspaar.

Händel schrieb 1734 zur Hochzeit von Prinzessin Anne mit Wilhelm IV. von Oranien- Nassau gleich zwei Stücke: das Anthem „This is the day which the lord has made“ für die kirchliche Zeremonie, die Serenata „Il Parnasso in festa“ für die Feier am Hof. Anne war Händels Lieblingsschülerin, die ganz nach der Mutter schlug, virtuos Cembalo spielte, alles vom Blatt sang, Generalbass und doppelten Kontrapunkt beherrschte.

„Nothing on earth could induce me to teach music – with one exception: Anne, the flower of Princesses“, soll Händel gesagt haben: „Nichts auf der Welt konnte mich dazu bringen, Musik zu lehren – mit einer Ausnahme: Anne, die Blume der Prinzessinnen.“

Händels Verhältnis zur Krone war ein echtes, persönliches. Schon durch die lange Dauer war es besonders. Dass er von dieser Verbindung profitierte und den Profit auch nicht ausschlug, ist richtig. Händels Opernunternehmung, mit deren Organisation und Niedergang wir uns in der nächsten Folge beschäftigen werden, wäre ohne königliche Unterstützung so nicht möglich gewesen. Aber dank der Verehrung, die ihm George I.

und die ganze Familie von George II. entgegenbrachten, konnte er auf opportunistische Strategien verzichten. Und auch die Frage nach einem britischen Patriotismus erledigt sich: Seine Beweggründe zur Loyalität waren wesentlich substanzieller, weil sie auf privaten Verbindungen beruhten. Wie eng und emotional diese Bindung war, werden wir zum Schluss hören, in der Trauermusik für Queen Caroline.

Diese und frühere Sendungen können Sie nachlesen und nachhören auf rbbkultur.de.

Ich freue mich, wenn Sie nächste Woche wieder einschalten, und wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag.

Auch wenn es jetzt traurig wird. Queen Caroline starb am 20. November 1737. Händel wurde von George II. mit der Trauermusik beauftragt, zum wiederholten Male vorbei an dem eigentlichen Leiter der königlichen Kapelle. Händel unterbrach die Arbeit an der Oper „Faramondo“ und schrieb in einer Woche mit „The Ways Zion do mourn“

eines seiner ergreifendsten und persönlichsten Werke. Sie hören drei Chöre aus diesem Werk, gesungen und gespielt vom Stuttgarter Kammerchor und Barock- orchester unter Leitung von Frieder Bernius.

14 NDR-Produktion X100 / NDR Tr. 002, 005, 013

Georg Friedrich Händel

The ways of Zion do mourn. Funeral Anthem for Queen Caroline, HWV 264 The way Zion do mourn, When the Ear hard her, The Merciful Goodness Stuttgarter Kammerchor

Stuttgarter Barockorchester Ltg. Frieder Bernius

12´42

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