• Keine Ergebnisse gefunden

orchester Kammer Chamber Orchestra of Europe Sir András Schiff Freitag

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "orchester Kammer Chamber Orchestra of Europe Sir András Schiff Freitag"

Copied!
15
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Kam me r or ch es ter

Freitag 26.11.21

Chamber Orchestra of Europe Sir András Schiff

Deutsche Bank

 “Artists of the Year”

MA XWELL ALE X ANDRE CONNY

MAIER

ZHANG XU ZHAN

15.9.2021 – 7.2.2022

© Conny Maier. Courtesy of König Galerie

BPH_22_2021-11-26_titel_v1_converted 1

BPH_22_2021-11-26_titel_v1_converted 1 10.11.21 11:2710.11.21 11:27

(2)

Kammermusiksaal

AUSSERGEWÖHNLICHER KLANG – EINZIGARTIGES ERLEBNIS

Tauchen Sie ein in die C. Bechstein Welt und begeben Sie sich auf eine Klangreise in unser C. Bechstein Centrum Berlin.

C. Bechstein Centrum Berlin · Kantstraße 17 · 10623 Berlin Telefon +49 (0)30 2260 559 100 · berlin@bechstein.de · bechstein-berlin.de

Kirill Petrenko

Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker

Andrea Zietzschmann

Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker

Freitag, 26.11.21, 20 Uhr

Serie Internationale Kammerorchester Chamber Orchestra of Europe

Sir András Schiff Klavier und Leitung

Lorenza Borrani Violine und Konzertmeisterin

Clara Andrada Flöte

(3)

3 Programm

Johann Sebastian Bach (1685–1750) Orchestersuite (Ouvertüre) Nr. 2 h-Moll BWV 1067

für Flöte, Streicher und Basso continuo 1. Ouvertüre

2. Rondeau 3. Sarabande 4. Bourrée I – II – I

5. Polonaise – Double – Polonaise 6. Menuett

7. Badinerie

Dauer: ca. 25 Min.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 17 G-Dur KV 453

1. Allegro 2. Andante 3. Allegretto

Dauer: ca. 30 Min.

Pause

(4)

5

4 Saison 2021/22 Mitwirkende

Fotoaufnahmen, Bild- und Tonaufzeich- nungen sind nicht gestattet. Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihre Mobiltelefone aus.

Die Stiftung Berliner Philharmoniker wird gefördert durch:

Mitglieder des Chamber Orchesta of Europe in diesem Konzert

Violinen Lorenza Borrani Lucy Gould Sophie Besançon Fiona Brett

Christian Eisenberger Matilda Kaul

Sylwia Konopka Maria Kubizek Stefano Mollo Fredrik Paulsson Joseph Rappaport Håkan Rudner Henriette Scheytt Martin Walch Elizabeth Wexler Mats Zetterqvist Bratschen Pascal Siffert Tom Dunn Claudia Hofert Anna Krimm Riikka Repo Dorle Sommer Violoncelli William Conway Kate Gould Benoît Grenet Sally Jane Pendlebury

Kontrabässe Dane Roberts Andrei Mihailescu Flöte

Clara Andrada Oboen Nick Deutsch Rachel Frost Klarinetten Romain Guyot Julien Chabod Fagotte Daniel Jemison Christopher Gunia Hörner

Jasper de Waal Peter Richards

Johann Sebastian Bach

Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050

für Flöte, Violine, Cembalo [Klavier], Streicher und Basso continuo 1. Allegro

2. Affettuoso 3. Allegro

Dauer: ca. 25 Min.

Wolfgang Amadeus Mozart Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550

1. Molto allegro 2. Andante

3. Menuetto: Allegretto – Trio 4. Allegro assai

Dauer: ca. 25 Min.

Dieses Konzert wird

gefördert von der Das Chamber Orchestra of Europe ist ein frei finanziertes

Orchester und erhält wertvolle Unterstützung von einer Reihe privater Spender sowie der Gatsby Charitable Foundation. Solistenstellen werden gefördert von Dasha Shenkman, Sir Siegmund Warburg’s Voluntary Settlement, dem Rupert Hughes Will Trust, den 35th Anniversary Friends, den American Friends und vom Underwood Trust.

Die Mitglieder des Chamber Orchestra of Europe

widmen dieses Konzert dem Andenken ihres Ehrenmitglieds Bernard Haitink.

(5)

6 Saison 2021/22

Musik für Erste unter Gleichen Konzertante Werke

von Bach und Mozart

Als »Wettkampf« wird das Konzert für Solo und Or- chester immer wieder beschrieben, und der Begriff stimmt zweifellos, wenn man an große romantische Konzerte von Schumann oder Brahms denkt. Die Anfänge allerdings sahen anders aus: Aus einem Ensemble von Gleichberechtigten lösten sich Einzel- stimmen heraus, um – eher im Austausch als im Kampf – mit den anderen zu korrespondieren. In konzertanten Werken von Bach und Mozart ist am heutigen Abend zu erleben, wie die Idee der Solo- stimme an Kontur gewann und, kurz gesagt, das In- dividuum zu einer Größe der Orchestermusik wurde.

Das Konzert, Federzeich- nung von Pier Leone Ghezzi (1674 –1755)

(6)

9

8 Saison 2021/22 Werkeinführungen

Wann geschieht in der Musikgeschichte etwas zum ers- ten Mal? Eine verwegene Frage, wer wollte sie im Ernst beantworten? Johann Sebastian Bachs fünftes Bran- denburgisches Konzert wurde gleichwohl zum »ersten Klavierkonzert der Musikgeschichte« ernannt. Dieser Ehrentitel erscheint zwar etwas fragwürdig, denn das

»Clavier«, in diesem Falle das Cembalo, teilt sich die So- listenrolle mit der Querflöte und der Violine. Aber allein die Tatsache, dass ein Cembalo aus dem Basso continuo, dem das Klangfundament liefernden Generalbass, er- hoben wurde und eine Solopartie erhielt, war bis dahin ohne Beispiel und ein musikhistorisches Ereignis – sofern Bach nicht damals bereits, wie vermutet werden darf, die Ecksätze seines Tripelkonzerts in a-Moll geschrieben hatte, dessen Solistengruppe ebenfalls Flöte, Violine und Cembalo umfasst.

Im Brandenburgischen Konzert Nr. 5 wertete Bach den Status des Cembalos noch einmal auf, als er um 1720 für eine Aufführung in Köthen die Solokadenz des Cembalisten im ersten Satz auf üppige 65 Takte aus- dehnte. Aber im Barock öffnete sich ohnehin alle Musik ins Konzertante, wurde zum Wechselspiel der Instrumen- te, die ein Ensemble aus Solisten bildeten, kein anonymes Kollektiv. Auch Mozart trat in seinen Wiener Klavierkon- zerten noch als »Erster unter Gleichen« auf, nicht als Herr- scher unter Lakaien oder als Held unter Feinden. Die Ära der großen Solokonzerte mit ihren imperialen virtuosen Machtdemonstrationen sollte erst lange nach Mozarts Tod anbrechen.

Johann Sebastian Bach

Orchestersuite (Ouvertüre) Nr. 2

»Höre ich den ersten Theil einer guten Ouvertür, so empfinde ich eine sonderbare Erhebung des Gemüths;

bey dem zweyten breiten sich die Geister in aller Wollust aus; und wenn ein ernsthaffter Schluß erfolget, sammlen und ziehen sie sich wieder in ihren gewöhnlichen ruhigen Sitz«, schwärmte der Hamburger Komponist Johann Mattheson, ein Zeitgenosse Bachs. Die Ouvertüre, deren Charakter und Grundriss Mattheson beschreibt, war durch Jean-Baptiste Lully, den ein halbes Jahrhundert vor Bach geborenen Hofkomponisten des Sonnenkönigs Ludwig XIV., begründet und geprägt worden: Gravitäti- sche Rahmenteile – ihr Markenzeichen ist der punktierte Rhythmus – umschließen einen Binnensatz von zügigem Tempo, in dem sich die Stimmen nach Art einer Fuge gegenseitig vorwärtsjagen.

Diese Instrumentalform – festlich, heroisch, pathe- tisch – reflektiert den Geist des französischen Absolutis- mus. An den weltoffenen Höfen der deutschen Herzöge und Fürsten zeigte man sich allem Neuen und Extra- vaganten, das aus Frankreich kam, sehr zugetan, auch dem Lully’schen Typus der Ouvertüre. Versailles wirkte geschmacksbildend weit über die Grenzen Frankreichs hinaus, und so schuf auch Johann Sebastian Bach in seiner Zeit als Konzertmeister der herzoglichen Kapelle in Weimar und als Hofkapellmeister im anhaltischen Köthen prachtvolle französische Ouvertüren. Der Name bezeich- nete zu Bachs Zeiten allerdings längst nicht mehr das Ein- leitungsstück allein, sondern zugleich die anschließende Folge verschiedener Tanzsätze, weshalb diese Gattung später unter dem Begriff der Orchestersuite firmierte.

Die französische Ouvertüre – festlich, heroisch, pathetisch – reflektiert den Geist des

Absolutismus zur Zeit des Sonnenkönigs.

(7)

11

10 Saison 2021/22 Werkeinführungen

In seinen Köthener Jahren, vor 1722, komponierte Bach die (verschollene) Erstfassung seiner Ouvertüre Nr. 2 in h-Moll zunächst in a-Moll und mit einer konzertie- renden Solovioline. Ende der 1730er Jahre bearbeitete er dieses Werk für Flöte, Streicher und Basso continuo und präsentierte es in den Konzerten des Leipziger Colle- gium musicum, eines bunt gemischten Ensembles aus Studenten der Universität, Privatschülern des Thomas- kantors, reisenden Virtuosen und Ratsmusikern, die unter Bachs Leitung allwöchentlich in den Sälen eines mon- dänen Leipziger Kaffeehauses auftraten.

Schloss Versailles, wo Jean-Baptiste Lully, Hofkomponist Ludwigs XIV., die Gattung der französischen Ouvertüre schuf.

»Alles Ländliche, Idyllen- und Eklogenmäßige, jede ruhige und befriedigte Leidenschaft, jeder zärtliche Dank für aufrichtige Freundschaft und treue Liebe; – mit einem Wort, jede sanfte und ruhige Bewegung des Herzens lässt sich trefflich in diesem Tone ausdrücken«, schrieb Christian Friedrich Daniel Schubart 1784 über die Tonart G-Dur. Wie zum Beweis fand im selben Jahr die Uraufführung des Mozart’schen Klavierkonzerts Nr. 17 in G-Dur bei einem Musikfest auf dem Lande statt, an einem Junitag in Döbling bei Wien, auf dem Besitz der Familie Ployer. Die junge Barbara (oder Babette) Ployer, Ziehtochter des Familienoberhaupts, war Mozarts offen- bar erfreulich talentierte Schülerin: Eigens für sie hatte er diese Freundschaftsgabe – wie zuvor schon das Klavier- konzert Nr. 14 in Es-Dur – komponiert.

Man darf annehmen, dass Barbara Ployer ihren Solopart mit dem Ausdruck »zärtlichen Dankes« vorzu- tragen wusste. Schon der erste Takt verrät den Urheber, wenn die Violinen mit einem marschartigen Lieblings- rhythmus Mozarts anheben, mit dem er die meisten seiner 1784 erschaffenen Klavierkonzerte eröffnet: eine Art Künstlermonogramm. Das Thema im letzten Satz könnten die Spatzen von den Dächern pfeifen, und diese Behauptung ist keineswegs nur metaphorisch gemeint, besaß doch Mozart einen Vogel, einen Star, der diese Tonfolge tatsächlich nachgesungen haben soll. Im Juni 1787, als er den liebgewonnenen Sänger in seinem Garten begraben musste, dachte sich Mozart zum weh- mütigen Abschied eine Elegie aus: »Hier ruht ein lieber Narr, / Ein Vogel Staar. / Noch in den besten Jahren / Mußt er erfahren / Des Todes bittern Schmerz. / Mir blut’t das Herz, / Wenn ich daran gedenke.«

Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 17

Mozart eröffnet das Konzert mit einem

klingenden Monogramm.

(8)

13

12 Saison 2021/22 Werkeinführungen

Johann Sebastian Bach

Brandenburgisches Konzert Nr. 5

Christian Ludwig von Brandenburg, Markgraf von Schwedt, der jüngste Sohn des Großen Kurfürsten und Onkel des amtierenden Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I., vereinte in seiner privilegierten Person die Großzügigkeit des Mäzens mit der Passion des musikali- schen Liebhabers. In seinen Privatgemächern im Berliner Stadtschloss ließ er Opern und Oratorien einstudieren – und ebenso die sechs Brandenburgischen Konzerte, die ihm Johann Sebastian Bach gewidmet hatte. Auch wenn er diesen Genuss nur mit wenigen teilte, rettete der Markgraf gleichwohl die Ehre des Berliner Musiklebens.

Denn sein Neffe, der zu gröberem Zeitvertreib disponier- te »Soldatenkönig«, hatte zuvor bei seinem Amtsantritt umgehend die preußische Hofkapelle aufgelöst und eingespart.

Deren prominenteste Mitglieder fanden ein künst- lerisches Asyl am Hof zu Köthen, unter der Regierung des »gnädigen und Music so wohl liebenden als kennen- den« Fürsten Leopold, der 1717 den vormaligen Wei- marer Hoforganisten und Konzertmeister Bach an die Spitze seiner hochgerühmten Hofkapelle berief. Die evangelisch-reformierte Konfession des Landesherrn erlaubte der Kirchenmusik am Köthener Hof keine Ent- faltung, und so komponierte der Kapellmeister Bach ein reiches weltliches Repertoire für seine Instrumentalis- ten: Suiten, Partiten, Sonaten und vor allem Konzerte in wechselnden, erlesenen und symbolträchtigen Beset- zungen. Sechs von ihnen brachte er 1721 in Reinschrift, bezeich nete sie auf dem Titelblatt als »Six Concerts Avec plusieurs Instruments« und versah sie obendrein mit einer aus giebigen französischen Widmung. Auf dem diploma- tischen Weg gelangte die handschriftliche Partitur zu

Titelblatt zu Bachs Manuskript der Brandenburgischen Konzerte mit Widmung an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt

Dass das Konzert ursprünglich für Kammer­

ensemble geschrieben wurde, hört man noch der Endfassung an.

ihrem Empfänger, dem Hohenzollernprinzen Christian Ludwig, ins Berliner Stadtschloss.

Das fünfte Brandenburgische Konzert war kein neu komponiertes Werk, als Bach es 1721 nach Berlin übersandte. Wahrscheinlich entstand die ursprüngliche Fassung im Frühsommer 1718, den Bach mit ausge wähl- en Hofmusikern in Karlsbad verbrachte, dem mondänen böhmischen Kurort, damals ein Tummelplatz der Hoch- aristokratie. Der kränkelnde Fürst Leopold war mit viel köpfiger Entourage angereist. Aus Anhalt wurde sogar »das Fürstl. ClaviCymbel ins CarlsBad« befördert, auf dem Bach mit seinen Musikern möglicherweise das spätere fünfte Brandenburgische Konzert darbot, in einer Urfassung, die für Querflöte, Solovioline, ein kleines, einmanualiges Cembalo und ein Ensemble aus lediglich einer Violine, einer Viola und einem Violone als »Tutti«

bestimmt war. Dieser intime, kammermusikalische Ur- sprung des Konzerts zeigt sich sogar noch in der endgül- tigen Version: im langsamen, »Affettuoso« bezeichneten Mittelsatz, der wie eine Triosonate mit begleitendem Cembalo musiziert wird.

(9)

15

14 Saison 2021/22 Werkeinführungen

Unter allen Symphonien, die Mozart im Laufe von zwei- einhalb Jahrzehnten schuf, finden sich nur zwei in Moll, und beide stehen in derselben Tonart g-Moll: »bang und dunkel fährt es herein, oft genug, aber es ist der Lebens- wind, der durchs Fenster kommt«, sagt dazu der Schrift- steller Albrecht Goes. Der Lebenswind – er durchströmt die Symphonie Nr. 40 mit dem erhöhten Pulsschlag einer

»Aria agitata«, einem aus der damaligen Oper vertrau- ten Typus der Arie, wie etwa der liebestolle Cherubino sie in Mozarts Le nozze di Figaro im Überschwang der Gefühle anstimmt: »Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, was ich tue«.

Die rastlos pochenden Achtel der geteilten Violen geben das Tempo vor für den wortlosen Gesang der Violinen, der, kurzatmig und aufgebracht, ziellos um sich selber kreist, eben ganz wie beim aufgebrachten Che- rubino. Wann begann je zuvor eine Symphonie wie das Molto allegro, der kopflose Kopfsatz der g-Moll-Sym- phonie, derart unruhig schweifend, leise, fast heimlich, ganz ohne jeden Anklang an Fest und Fanfare, an »Vor- hang auf« und »Aufgepasst«? War das nun eine große Symphonie, bestimmt für die Öffentlichkeit? Musik für ein künftiges Zeitalter? Franz Schubert in seinem a-Moll- Streichquartett und Felix Mendelssohn in seinem Violin- konzert sollten Kompositionen ganz ähnlich eröffnen:

mit sehnsuchtsvollen Melodien über figurativ bewegtem Klanggrund.

Gar nicht selten gab es Stimmen, die – anfangs vor- wurfsvoll, später entschuldigend – behaupteten, Mozarts Werke seien zu schwer, zu schwierig, »zu stark gewürzt«, der Komponist sei »ein Meteor am musikalischen Hori- zonte« gewesen, »auf dessen Erscheinung wir noch nicht

Wolfgang Amadeus Mozart Symphonie Nr. 40

Wann begann je zuvor eine Symphonie derart unruhig schweifend, leise, fast heimlich?

Mozart zur Zeit der Entstehung der Symphonie Nr 40, Silberstiftporträt von Dorothea Stock

vorbereitet waren«, wie es 1813 in einem Tonkünstler- Lexi kon hieß. Wie sollten die Zeitgenossen auch vor- bereitet sein auf Mozarts g-Moll-Symphonie – auf eine Musik, die an die tabuisierten Grenzen der Harmonik rührte, die den vertrauten Satzcharakter eines singenden Allegro in unerhörte Ausdruckswelten trieb und das höfi- sche Menuett in rhythmischen Spannungen aufrieb?

Wolfgang Stähr

(10)

17 16 Saison 2021/22

Johann Sebastian Bach sei – so Sir András Schiff – sein Lieblingskomponist und gleichzeitig das Zentrum unserer westlichen Musik: »Bach bildet den Höhepunkt. Alle nachfolgenden Komponisten beziehen sich in irgendei- ner Weise auf ihn.« Nach András Schiffs Worten prägt die Auseinandersetzung mit dem Barockkomponisten insgesamt seine Musizierweise – egal, ob er Klavier - werke von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Chopin, Schumann oder Bartók interpretiere.

Der aus Budapest stammende Musiker startete seine internationale Karriere 1974 mit dem Gewinn des Ersten Preises beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb.

Heute ist er für seine zugleich reflektierte und lebendige Musikzierweise ebenso berühmt wie für seine gefeierten Beethoven- und Bach-Zyklen. Darüber hinaus ist er ein leidenschaftlicher Kammermusiker und gefragter Solist renommierter Orchester, gelegentlich tritt er dabei auch als Dirigent auf. Seit 1989 gehört er zu den künstlerischen Freunden der Berliner Philharmoniker, deren Pianist in Residence er in der Saison 2007/08 war. Auch mit dem Chamber Orchestra of Europe verbindet András Schiff, den Queen Elizabeth II. 2014 in den Adelsstand erhob, eine über 35-jährige künstlerische Freundschaft. »Es ist ein einzigartiges Ensemble, in dem es keine Routine gibt«, schwärmt der Pianist. »Die Musiker kommen aus unter- schiedlichen Ländern und haben unterschiedliche Spieltraditionen gelernt, und dennoch haben sie einen spezifischen Klang entwickelt.«

Biografien

Sir András Schiff

(11)

19

18 Saison 2021/22 Biografien

Chamber Orchestra of Europe

»Die Musik ist größer als der Einzelne« – so lautet das Credo des Chamber Orchestra of Europe, das in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert. Hervorgegangen ist das Ensemble aus dem European Union Youth Orchestra, das Claudio Abbado, Chefdirigent der Berliner Phil- harmoniker von 1990 bis 2002, initiiert und lange Jahre geleitet hat. Das Feuer, das Abbado in den Jugendlichen entzündete, wollten einige der ehemaligen Mitglieder weitertragen, indem sie das Chamber Orchestra of Europe gründeten. Die Formation wurde maßgeblich von Abbados Art des Musizierens geprägt, in der der Gemeinschaftsgedanke eine zentrale Rolle spielte. Mit Abbado realisierte das Orchester preisgekrönte Auf- nahmen, darunter Gioachino Rossinis Oper Il viaggio a Reims und sämtliche Symphonien Franz Schuberts. Doch auch andere Dirigenten haben das Profil des Orchesters geformt: Nikolaus Harnoncourt, Bernard Haitink und Yannick Nézet-Séguin, um nur einige zu nennen. Das Chamber Orchestra of Europe, dessen Mitglieder auch erfolgreich als Solistinnen und Solisten sowie als Leh- rende an Hochschulen arbeiten, gehört zu den besten Kammerorchestern unserer Zeit. Es tritt in aller Welt auf und gastiert seit der Saison 2018/19 regelmäßig auf Einladung der Stiftung Berliner Philharmoniker in Berlin.

Eine tragende Säule seines Repertoires ist die Musik der

Wiener Klassik.

(12)

Blick auf die Conditio humana

Artists of the Year 2021 der Deutschen Bank im PalaisPopulaire

Die Auszeichnung „Artist of the Year“ der Deutschen Bank wird zehn Jahre alt. Junge Künstler*innen, die mit Papier oder Foto grafie arbeiten, werden seit 2010 durch Ankäufe ihrer Werke für die Sammlung Deutsche Bank, einen Katalog und Einzelausstellungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Anlässlich des Jubiläums werden erstmals drei Künstler*innen ausgezeichnet, die jetzt mit neuen Werken im PalaisPopulaire zu sehen sind. Das Besondere: Alle drei kamen über ungewöhnliche Wege zur Kunst, reflektieren elementare Themen wie Gemeinschaft, Spiritualität und Umweltzerstörung. Der 30-jährige Maxwell Alexandre stammt aus Rio de Janeiros größter Favela. Seine Gemälde, Performances und Installationen kreisen um Rassismus, Musik, Religion, Polizei-

© Zhang Xu Zhan, courtesy of the artist and Project Fulfill Art Space © Conny Maier, Courtesy of König Galerie

gewalt und schwarze Identität. Virtuos in der Farbgebung, kraftvoll und nicht ohne Ironie knüpft die Berlinerin Conny Maier an die Traditionen der französischen Fauvisten und des deutschen Expressionismus an.

Im Zentrum ihrer Malerei-Installation steht ein riesiges, im wahrsten Sinne überwältigendes Triptychon, dem sie den Titel „Dominanz“

gegeben hat. Und genau darum geht es auch in ihren Bildern: um den Konflikt zwischen moderner Zivilisation und Natur, die Frage, wer wen beherrscht, die Oberhand behält. Der taiwane sische Künstler Zhang Xu Zhan fertigt für seine Filme und Installa tionen filigrane Figuren und Landschaften aus Pappmaschee an. Sein immersiver Kosmos ist von märchenhaften Wesen, singenden Tieren und Pflanzen sowie Naturgeistern bevölkert – und trans formiert alte Fabeln für das Internetzeitalter. Drei Statements zur Conditio humana, die radikales Um- und Neudenken einfordern.

Deutsche Bank „Artists of the Year“ 2021

Maxwell Alexandre – Conny Maier – Zhang Xu Zhan Bis zum 7. Februar 2022

PalaisPopulaire

Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de

© A Gentil Carioca, Maxwell Alexandre

2109_21373_DB_ADVERTORIAL_AOY_260x210.indd Alle Seiten 27.09.21 15:16

(13)

23 Konzerttipps

Konzerttipps

Patricia Kopatchinskaja und die Karajan-Akademie

In diesem Konzert der Karajan-Akademie erleben wir unsere Artist in Residence Patricia Kopatchinskaja nicht nur als Geigerin, sondern auch als Dirigentin. Sie eröffnet den Abend mit Heinrich Ignaz Franz Bibers Battalia, einem eindrucksvollen musikalischen Schlachtengemälde aus der Barockzeit, und beendet ihn mit Joseph Haydns humorvoller »Abschiedssymphonie«. Dazwischen spielt sie – unter der Leitung von Stanley Dodds – den Solopart des Violinkonzerts von Márton Illés, einem Schüler von Wolfgang Rihm.

So 12.12.21 20 Uhr Kammermusiksaal

Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker Patricia Kopatchinskaja Violine und Leitung Karten von 15 bis 35 Euro

»Lost Generation«: Musik verfolgter Komponisten

Als der 26-jährige Pavel Haas sein übermütiges Streich- quartett »Von den Affenbergen« schrieb, da ahnte er wohl nicht, welch grausames Schicksal ihn nach der Annexion seiner tschechischen Heimat durch das nationalsozialisti- sche Regime erwartete: Verfolgung, Deportation und Tod in Auschwitz. Mitglieder der Berliner Philharmoniker stellen das Quartett in diesem Konzert der Reihe Lost Generation vor – neben Werken von Ernst Toch und Hanns Eisler, die den Repressalien der Nazis durch Emigration entkommen konnten.

Mi 15.12.21 20 Uhr Kammermusiksaal

Hande Küden Violine · Kotowa Machida Violine und Viola Allan Nilles Viola · Knut Weber Violoncello

Gunars Upatnieks Kontrabass · Mor Biron Fagott Jelka Weber Flöte · Wenzel Fuchs Klarinette Jan Schlichte Schlagzeug

Karten von 10 bis 26 Euro

Unterstützen Sie uns beim Kauf hochwertiger Instrumente, bei der Verbesserung der Ausstattung in Philharmonie und Kammermusiksaal oder bei der Förderung besonderer musikalischer Projekte.

Wir freuen uns auf Sie!

Freunde der Berliner Philharmoniker e. V.

berliner-philharmoniker.de/freunde

Klassik

erleben

(14)

24 Saison 2021/22

Ticketverkauf

online unter berliner-philharmoniker.de

telefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr

an der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr

Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr

digitalconcerthall.com

Hier spielen wir nur für Sie

Jetzt in Hi-Res Audio

Offi zieller Streaming-Partner der Digital Concert Hall

Newsletter und Social Media

berliner-philharmoniker.de/newsletter instagram.com/BerlinPhil

facebook.com/BerlinPhil twitter.com/BerlinPhil youtube.com/BerlinPhil Impressum

Herausgegeben von der Berliner Philharmonie gGmbH für die Stiftung Berliner Philharmoniker

Direktorin Marketing, Kommunikation und Vertrieb: Kerstin Glasow

Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Mitarbeit: Stephan Kock, Anne Röwekamp, Hendrikje Scholl · Biografien: Nicole Restle Abbildungen: S. 7 akg-images, S. 10 Invictus SARL / Alamy Stock Foto, S. 13 Wikimedia Commons, S. 15 Granger Historical Picture Ar- chive / Alamy Stock Foto, S. 17 Joanna Bergin, S. 19 Julia Wesely, S. 23 (o.) Stefan Höderath, (u.) privat · Anzeigenvermarktung: Tip Berlin Media Group GmbH, Michelle Thiede, Telefon +49 30 23 32 69 610, anzeigen@tip-berlin.de Artwork: Studio Oliver Helfrich · Layout: Stan Hema · Satz: Bettina Aigner · Herstellung:

Reiter-Druck, 12247 Berlin

Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten

Einzelheftpreis: 3 Euro PH 22, 2021/22

(15)

Deutsche Bank

 “Artists of the Year”

MA XWELL ALE X ANDRE CONNY

MAIER

ZHANG XU ZHAN

15.9.2021 – 7.2.2022

© Conny Maier. Courtesy of König Galerie

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

zugunsten der Klägerin aufweise. Er stelle vielmehr eine angemessene Gegen- leistung für deren Verpflichtung dar, die Belieferung von UCB mit Kohlenmo- noxid anstelle von BvS und LWG

a der Richtlinie 2006/43 dahin auszulegen ist, dass ein Abschlussprüfer, wie ein verantwortlicher Prüfungspartner, der von einer Prüfungsgesellschaft im Zusammenhang mit

31 Sodann hat das Gericht in Randnummer 244 des angefochtenen Urteils aus- geführt, wenn es sich um eine Entscheidung handele, mit der wie im vorliegenden Fall gegen

Der urteilte vernichtend: »Wenn das Musik ist, dann verstehe ich überhaupt nichts von Musik!« – »Wir schieden«, so Mahler, »in voller Freundschaft voneinander, ich freilich mit der

12 The editor’s opinion is that in his later concertos Mozart still accompanied the tutti passages at the piano, but without always requiring figuring in his scores for this

14 Werke Als Curating Artist hat der inzwischen von der britischen Queen zum Sir gea- delte András Schiff mit den Konzerthaus-Planern ein dialogisches, musikalisch von

1 2 Mit seinen vier Vorlagefragen, die wegen ihres engen Zusammenhangs gemeinsam zu prüfen sind, möchte das nationale Gericht wissen, welches nationale Recht nach Artikel 93

Der Gedanke der Würdigung oder des aufeinander Bezugnehmens zieht sich durch das gesamte Konzert, das nicht nur mit einem Stück von Oliver Knussen selbst beginnt, sondern auch