Nr.29. Breslau, den 12. April 1911. 9. Jahrgang.
Verlag Paul Steinke, Breslau I c
Sandstr.10 :: :Fernsprecher 3775 u.71. Erscheint jeden Mittwoch u. Sonnabend. 11Bezugspreis vierteljährlich 3,- Mark. C
SchriftJ.: Arch. Prof.Just un:d Bauing.
Martin Preuß, beide in Breslau. 0 I nhalt: Die neue Ringstraße in Posen.
Baugewerbe. - Verschiedencs. Durchbiegungen von Holz- und Eisenbalkcu. Entscheidungen des ZentraJschiedsgerichts für das
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%:D === D PJatzanIage vor dem Königlichen Residenzschloß in Posen. D === [J
Die neue Ringstraße in Posen.
Von Architekt (B,D. A.) A. Grotte, König!. Oberlehrer in Posen.
(Mit Abbildungen auf Seite 225, 227, 229 und 231, sowie einer BiJdbeilage.)
Dort, wo die Stadt Posen bis vor etwa fünf Jahren mit Der Grundgedanke zu dicser Gruppierung von Monu
eincm hohen. von starken forts unterbrochenen \Vallgeländc mentalbauten, g;erade an der höchsten SteHe der lÖngstraße, eingeschnÜrt war, crhebt sich jetzt, nach dem Muster anderer rÜhrt von dem Vorsitzenden der Kgl. Kommission für die Er
Großstädte. eine nenc Prachtstraße, elie in baul!cher Hinsicht weiterung der Stadt Posen. dem Ge \1. 0 b erb Cl 1l rat D r.
weitgehendste Beachtung verdient. Sie zieht - von der i TI g. S t ü b b e 11 in Posen, dessen \Veltruf als Kapazität auf Warthe ausgehend _ in großem Dreiviertelbogen um die städtebauJichem Gebiete sich auch hier bewährt hat. An der innere Stadt und endet abermals am flußlaufe. Wie bei allen Ecke der vorerwähnten beiden Plat:lanlagen steht das .R e s i
derartigen Anlagen dmchschneiden auch hier Radialstraßen cl e 11 z s chIaß. :Es bildet im Vereine mit der 0 b c r POS t mit lebhaftem Verkehr den Ring. Unter diesen war seit jeher dir e k t ion !lud La n d s c h a f teine Platzanlage in 1'0111a
die das alte 13 e r I i n c r Tor durchschneidende Straße von nischel' Bauweise. während es mit A k ade mi e, Ans i e besonderer Bedeutung, als Zufahrtstraße zum Bahnhof und zu deI U TI g s k 0 !TI m iss i 0 11 lind T hc a 1 c r eine weite, durch den belebtesten Vororten. liicr war allch die Dautäti,g-keit von gärtnerische Anlagen geschmückte luftige und Überaus beiden Seiten der Umwallung dieser hart an die ferse gerÜckt malerische Pl<1tzgestaltung bildet. Im N<1chstchcndcIl sollen llnd das Tor demzufolge ein Hemmnis schlimmster Art. Es die einzelnen Bauwerke näher beschrieben werden.
war auch das erste, das fiel, nachdem die Niederlegung der
\Välle durch das kaiscrliche Machtwort anbefohlen wurdc. An der Stelle dieses Tores, dessen Gelände in Verbindung' mit dcn nörd1ich belegnen \Vallteilen jetzt zwei rechtwinklig zu
einander belege ne monumentale PlatzanlagcH bildet, erheben sich nunmehr sechs Prachtbauten. Eine so glanzvolle An
einanderreihung von Denkmälern, die, jedes für sich voll zur Geltung kommend, in ihrer Gesamtheit ein Überwältigendes Architekturbild liefern, ist in ähnlicher V.leise HilI' noch in Vlien zu finden, dessen franzcnsring mit seinen fünf Pracht
bauten eine gewisse WeltberÜhmtheit erlangt hat.
1. Das Königliche Rsideuzsci1loH.
Es bedeckt eine fläche von 23000 qm und besteht aus dem eigentlichen Schloßbau und dem mit diesem durch einen malerischen Kreuzgang verbundenen Marstailgebtinde. das einstöckig gebaut und gleichzeitig zur Verdeckung älterer.
gegenÜberliegender Häuser geeignet war; es hat eine Grnncl
ilächc von rd. 1700 qm. Das Schloß selbst deckt 5800 qm \lnd zeigt sowohl in Aufriß als GrundriB eine deutliche Oliederung in Turmbau, \V ohnungsbau uIld flügel für Pnmkräumlich
keiten. Ein Ehrenhof. innerer Hoi (1806 Qm) lInd geschlossene oo oo oo oo oo oo coo cc oo oo oC Co oo oo oo co
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\"ün dWa 11 500 l]:1Il ver\"olJstiinJig'eu lien Dk Dmchbildung desselben zeigt dcn Ivleister d ('ns{). wi(' d!>: majcst itischl: (Jesta1tnng des Anßeren die :'.idH:fe liand des KÜnstlers v( rrÜt. Es Überrascht. in dem n10J1U!HCllt<1Jcn ernsten Bau !Hir seincn riesigen Festsälen auch {\:111111(, intimer \Virkung 711 rinden. Klar wie das Auflösen der (,\\':lh1gen StdnlI1asse des Aufbaues in GruPPc-1l von nicht zu verkennender Zweck bestimmung ist auch der GrundriB, Hier SCI besonders die G\lPpicn!n tier Zimmer für die 1\'lajesWtel1 1h."f\'ür ('hohcll. die Lage der Treppcn 1I1Id dic Verbindnf1g der
\\'ohnriinmr bzw. deren rclz\"ol1 wirkcnde flure mit den Gc
biiuddci!en der PnmkränlI1e. Hier ist eS der gl-oße Spcise
saal, (29,40X21,20 und 12,00 m had.) der in erster Linie her
\'or;;ehoben \verdcn muß. Der Saal, dcr an Größe den Ber
!fIlef ,.\Veißen Saa!" tim etwa 100 qm Übertrifft, hat eine Be
kleidung von Marmor erhaltcn, dessen farben tönung; mit der küsscitierten Z<1rt farbig .l-!;chalteucn Jio!zclecke und den Über
aus srilvollen Brollzckapitillcll und Belenchtuugskörpern glänzcnd abgestimmt ist tin Thron ans pentelischem Marmor verJeiht dem I :Jmne eine feierliche Stimmung. Bemerkens
wert ist anßer der Kaisertreppe noch eine zweite, die nach Art der Rllndtrcppe in Schloß CnpraroJa ausgeführt ist. Im HIItcr:)ten Teile des Turmes ist die :Einfahrt fiir den Kaiser an
gelegt und auch im .Ä.nßercn durch cin prächtiges Tor mit den bekannten sänlcJ1stiitzenden Löwen besonders bervorge
hobcn; sowohl dicses Eintrittstor, als auch eines an der Ost
seite. das dem Zutritt zu dem festsaal dient, gehören ZlL den rdzcndstcn Archltektt!rtei!cIl. die Schwechtens Meisterhand hier entworfen hat. lm lnnern des Turmcs ist auch Raum fÜr eille KapeUe vorgesehen, die sich noch im Ball befindet und im Stil der capel!a palatina zu Palermo erstehen wird, ein MeIsterwerk von Marmor- und Mosaikarbeit, das das Glanz
stück des Bauwerkes zu werden verspricht.
fUr das Änßerc wurde \Narthaer. zum Teil auch Friedcrs
dorfer (für die stark belasteten Teile) Sandstein verwendet.
Die Verblendung des Sockelgeschosses geschah mit gespal
tenen find1ingssteincn in Cyklopenverband. Die Dachein
deckung erfolgte mit blauen schlesischen Dachsteinen. Im Inncrn \vurde mit KrüBern Erfolge dcr KUIlststein, besonders Kunstsandstein in reichem MElße verwendet. Er ist in Farbe lind Korn vortrefflich. Aneh TerranovaplItz lind Malerei auf Kammputz fallen dem Besucher aui. Die \\lände der
\Vohnräume ind mit Geweben in ges(;hmackvollcn stilge
rechten Mustern bespannt. Zu erwähnen ist noch das in nor
discher Holzarchitektur gehaltene Empfangszimmer des Kaisers; hier ist Kiefernholz verwendet das mittels Sand
strahlgebläse derbe lind plustische Mase ul1g erhielt.
Die Heizung lieferte Rietschel und Hcnneberg; es sind fünf Kessel ang-elegt. Die Anlage ist \Varmw<\sserhcizung für die Wohnräume, Niederdruckdampf fÜr flnre und Neben
räume und Dampfluftheizung für den festsaal.
Als Decken wurden neuzeitliche von der firma WestphaI in Posen herg-estelltc Hohlstein-Decken vcrwende'r.
Die Bauzeit dauerte fast fünf Jahre; an Baukosten werden genannt: 3960500 dlt Wr elen eigentlichen Schloßbau, 385000 elf für den Marstall. Der :Erbauer ist Pro fes s 0 r Sc h w c c h t e 11 , Geh. Baurat in BerliIl.
2. Die Oberpostdirektion und das Gebäude der landscbaitlicben Bani<.
ßejde bilden, obgleich voneinander unabhängig gebaut, ein einheitliches Ganzes. Das ist ein großer Vorzug der An
lage, Jenn, da es sich darum handelte, der gewaltigen Masse des Schloß baues ein Gegengewicht zu setzen, mußten beide Gebiiude künstlerisch als Einheit wirken. Um dies zu er
reichen, wurden die bei den Bauwerke in demselben Stile ge
baut und von derselben Meisterhand entworfen wie das Schloß. Bedenkt man ferner, daß aU eh die Entwürfe der Zier
teile diescr drei Monumcntalbautcn von ein und demselben KÜnstler - Prof. Dr. 1 i c gel J11 a J] 11 in Berlin - herrühren und daß OberpostdirektiOJl und Landschaft - angeblich auf
\Vul1st:h des Kaisers - je einen mächtigen Turm erhalten baben, so wird man die einheitliche \Virkung der dei Bauten zugestehen. Diese Geschlossenheit der PJatzanlage wird ge
steigert durch einen Torban, der den Bauwich des Post- bzw.
- --- 226
I3ankgebäudes nach der Straße zu abschließt und die Zufahrt zu den Dienstwohnungen bildet Die Seitenansichten beider Gebäude sind nach Baustoff und Ausführung genau den Vorderansichten angepaßt, bieten jedoch die bemerkenswerte Lösung einer einwärts und auswärts gekrÜmmten Schauseite.
In beiden fällen ist die \Virkung der gebrochenen \Vage
rechten durch Einschalten von R.isaliten, Giebeln und :Erkern in üblicher Weise weggetäuscht. Bei der Oberpostdirektion ist die Mitte dieser ..hohJcn" Schauseite durcJl einen monu
mentalen Portalbau ausgezeichnet. Reizvoll wirkt hi r ferner ein kleineres Gebäude mit Dienstwohnungen, das durch einen niedrigen Torban mit dem Hauptgebäude zusammenhängt und in seinem Obergeschoß fachwerk erhalten hat
Der Hauptbau enthält außer den Üblichen Diensträumen eine größere Bücherei, einen SitzIlng-s- und Prfifnngssaal mit trefflich gegliederter und bemalter HoJzdecke. In einem Teil des dritten Geschosses ist die Wohnung des Ober-Postdjrek
tors gelegen. Im Keller sind außer den üblichen Räumen noch Brausebäder fÜr die Beamten vorgesehen.
Das Gebäude der Landschaft weist bei aller Monumen
talität höchst reizvolJ die Art des Bank- und Wohnhauses auf;
dazu haben viel die ungemein liebevoll durchgebildeten :Erker und die in Gmppen zusammengefaßten fenster beigetragen.
Beide Bauwerke sind zu gleicher Zeit erbaut, die Land
sch;:Jft in etwa 3 Jahren, die Oberpostdirektion in 2 1 /4 1 ahren.
Als Baukostcn wurden bei letzterem Gebäude 1 300000 e.J/
angegeben. Die Bauoberleitung lag hier in den Händen des Postbanrats W i [ d fan g,
Im Bilde wirkt dieser romanische Platz recht malerisch und beherrscht das Stadtbild durch seine fünf TÜrme, von denen die des Schlosses 75,00 (Seitenlänge 15.00), 54.00 (Seitenläng-e 10 111) und 45,00 L11 Höhc aufweisen.
3. Die Königliche Ansiedelungskommission.
Das Dienstg-ebändc der Ansiedelungs-Kommission zeigt
<.::ine klare Grundrißanlage ; es gliedert sich in einen Mittelbau und die SeitcnflÜgel, die ein großes Rechteck bUden und einen, beiderseits des MitteJbaues, PIC1tz für zwei Lichthöfe lassen.
Dcr Mittelbau enthält H;:wpteingang" Vorraum, \Vartehalle, Haupttreppe, den Sitzungssaal und eine f<egistratur. Die flügel enth;:Jlten die Diensträume fÜr etwa 500 Beamte. Her
vorzuheben sine! die Zeichensäle. - Hochbau und Ver
messung\vesen erfordern solche - dIe eine Höhe von 5,00 m erhalten haben und in dem Nordfliigel belegen sind.
In Überaus klarer 'vVeise wird diese Grul1drißlÖsung auch im Äußeren betont. Der Mittelbau. der die langen, gerad
Jinig-en Schauseiten vorteilhaft durch seine Rl1ndung unter
bricht, bczcichnet deutlich den durch zwei Stockwerke reichcnden großen Sitzungssaal. :Eine mächtige mit Kupfer ge
deckte Kuppel krönt den Ban. Der Bildschmuck ist auf diesen Mittelbau sowie die Eingal1gspforten beschränkt von denen jede SeitenansIcht ie eine besitzt, die in die Regelmäßigkeit der Achsenteilung in beiden fäHen eine wohldurchdachte Ab
weehselllng bringt. Die Bildwerke des Mittelbaues stcllen in drei Gruppen zu je zwei fjguren die Kolonisations
zeitalter des Ostens vor: Möneh und Ordensritter (Mittel
alter) - Salzburger und Holländer (Zeit Friedrich Wilhelm I.
und friedricb [1.) - westfälischer und schwäbischer Bauer (Gegenwart). Die Portalfiguren versinnbildlichen die Land
wirtschaft. Die Bildhaner sind Pet r i in Berlin. Ben d 0 r f f I!ud 0 i e sec k e, beide in Charlottenburg-.
Der Aufriß der Schauseiten weist eine Betonung jeder zweiten Achse auf und greift damit auf die besten klassischen Vorbilder zurück, die in der Rennaissanee-Zeit durch dieses tiilismittel selbst bei kleinen Achsenentfernungen eine monu
mentaJe Wirkung erzielen. Die Architektur zeigt die formen eines eellen, ungemein zurückhaltcnden Barocks und verleiht uem Gebäude dadurch eine Vornehmheit. die den besten Leistungen dieser Stilzeit wÜrdig zur Seite gesteHt werden kanIl. Der Werkstoff unterstützt durch seine farbe diese Wirkung. Grobkörniger, gelber Sandstein fÜr die Sockel.
(Wünschelburg) hel1ercs, feinkörniges Gestein für die darüber befindiiehen Bauteile, gelblicher Rau!1PlItz für die Wand
flächen, der durch Schablonenmuster wirkungsvoll erzielt ist;
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I Die nene Ringstraße in Posen. 0 o Oberpostd;rektion uud Landschaftliche Bank. 0 Evangehsches verönsha,=-l
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--- Ib...:l1dL'ck!lng: natllfiarbclle i\1Önch-NonIlcllziegcl (Perkic
wk7. in Luu\\"igsberg bei Posen).
Die l!1llcnaussbttullg zeigt dieselben großzÜgigen Oe
\\-it' die AulkJJardÜtcktur lind erstrcckt sich lIatut
auf die Trcppen, Hallen lInd Sitzungssälc.
mit echtem, teils mit Stuckl11armor verziert;
K:)pÜiik und SÜnknfÜBe sind .Oa!vanobrol1zc. HervorgellOben werden muß die Ausstartung dcs g-roßcI! Sitz!lIIgss;:)aJes, der einc Üheraus stih"olle Nlalerei (I3 () cl C 11 S t c i 11 in Berlin) cr
l!alten hat. nie \VandbekleidnJ1,t:; daselbst ist aus Kiefernholz efcrtlgL .ied0ch t-,o vorzÜglich in der Farbe den eellten cjdlCJJ]lOlzrÜreI1 dun;11 Fkilu!l aH epaßt. daß ein Unterschied kaum \\'ahruduHbar ist.
An das HauptgebÜndl.' ist seitlich an dcr J, ingstraßeI1
seite - eil! kleineres Gebäude angegliedert! das für die /)icJls{\\'ohnUllg' des PdsidcntcIJ bestimmt ist; ein ebeJ1faJ1s in echten \Verkstoften !-!:chaltclIcs Iiaus in edlen Palastformen.
Dic ßnukosten werden l1I1t 2255 non cJ! beziffert, von denen 155000 (/1 alli die innere Eimichtung entfallen.
ner entwuri stammt von dem Geh. Obcrbamar Dei i 11 S und ß<:luinspcktor I< i C]J e r t, dem !l11ter Aufsicht des I<e
gicrung-s- 1Jnd Baurats Lei d ich iJl Posen die OberJcitnl1g
!Ibcrtragcn \Var. Schluß folgt. r:&'i't
Durchbiegungen von Holz- und Eisenbalken.
Der Nac!w:reis der Durchbiegungen ist zwar für alle ge\\;;öhnlicben DcckentrIio-er und fÜr sonstio.e Träger die in der Hauptsache feste "''Belastung haben, tiberflüssig., da dieses fl'1aß sch!ießlich nur eine recht untergeordnete Be
deutung hat; und doch gibt es grade vtele kleinere Bau
polizeibehörden, die in Übertricbener Angstlichkeit den Nac11\1?eis von Durchbiegungen verlangen, oder sich bei eisernen Trägern selbst die MÜhe machen, diese Maße aus
zurechnen, \venn die Trägerhöhe einen durch die Bean
spruchungen bestimmten Teil der StÜb:weite unterschreitet.
Grade die. neuen hohen Eisenbeanspruchungen haben so recht gezeigt) wie wenig \Vert auf die Durchbiegung zu legen ist; früher verlangte man ]/[;00 der Stützweite als höchstes zulässiges Maß, nach den neuen Beanspruchungcn gingen die Forderungen auf einmal auf I/"JOO bis l/ OO zurück, ohne dafÜr irgcnd eine in den Gesetzen der Festigkeits
lehre beruhende wissenschaftliche BegrÜndung geltenu machen zu I{önnen. Man sah eben einfach, daß die neuen Bean pruc!1Ungen bei Einha1tung geringer Durchbiegungen praktisch unanwendbar bleiben; daß man sich ihre wirt
schaftlichen Vorteile nicht nutzbar machen könnte so ließ man die Forderung eincr beschränkten Durcl{biegung fallen!
Mit dem Nachweis der Durchbiegung an und IÜr sich ist ja Übel haupt nichts erreicht; es kommt doch schließlich anl die Beanspruchung des Materials an! Ob diese durch eine große Durchbieguug- wesentlich erhöht wird oder n!cht. Das ist nun aus der Angabe der Durchbiegung gar n cht zu er ehelJ. Dazu sind Rechnungen lIotwendig) die gar mehl so ell1fach aufzustellen sind. Es ist klar daß bei be
wegJichen Lasten auf BrÜcken, in Speichern; fab]'ik- und
\\lerkstättengebäuden - die Durchbiegung unter der sich be\' :regendcIl Last die Beansprucllllng erhöht, da zu der ruhend gedachten Last noch ein Teil als lebendige Kraft der infol e der DurchbieguIJg sich nach unten bc\'o::regenden Masse hmzuzurechnen ist. Diesem Umstande tragen die behürdJichen Bestimmungen aber schon durch höhere Nutz
!asien Rechnung: z. B. fÜr Treppen 500 kgjqm usw., so da[ auch 1!1 diesen FäHen im a!lgemcinen von eiller Aus
rechnt1ng der Durchbiegung abgesehen werden kann.
. Oanz eigenartig berÜhrt es natürlich, wenn grade für cJ. eme Deckenbalken das Einhalten einer bestimmten Träger
huhe vcrl:!J gt, bei Unterschreitung dieser die Berechnung der ])urchblegung gefordert wird, während man bei Holz
balken an solche Erschwerungen gar nicht delikt. Man solltc doch bcdenken, daß uns das Gefüge jedes eisernen Trägers, seine I"estigkeits- unu elastischen Eigenschaften im
Grunde genommen viel besser und als viel zuverlässiger bekannt sind als die Holzbalken, deren Güte sich nach dem Aussehen gar nicht beurteilen läßt; deren Herkunft meist zweifelhaft ist. Selbst \Venn wir jedoch für beide Träger bestes Material voraussetzen, dann zeigt die fol
gende Vergleicl1srechnung) wohin man kommen würde, wenn man an HoJzbalkendecken dieselben forderungen bezÜglich der Durchbiegung stellen wollte wie an eiserne Träger; wie unsinnig es im Grunde genommen ist, sich Überhaupt besonders um die Durchbiegung gewöhnlicher eiserner Träger zu kümmern.
Die größte Durchbiegung y eines gJeichmäßig verteilt mit P belasteten Trägers der Stützweite l ergibt sich bei einem Trägheitsmoment des Trägerquerschnitts J llnd einer Elastizitätsziffer E zu
5 Pi"
y = 384 . EI ' , . . .
Soll sie der StÜtzweite - also das Maß '- - nicht
n n
überschreiten, dann muß die Bedingung erfÜllt sein
1_ 5 PI"
n - 384 . EJ
Hierin kann J durch das Widerstandsmol11ent Wund die TrägerhÖhe h ausgedrÜckt werden, W durch das Bie
gungsmoment tlnd die zulässige Beanspruchung (;, indem
man setzt W 3 PI h P { .2 '
W = S-:-;;' also J = 2 8.
Man erhält damit ,
1.
2.
4.
5 P {'
384. E - 11 P I
, 2' E"
und hieraus die notwendige Trägerhöh e
h = 5,-2,8
384. E
Das ergibt für Eiscn und I-!olz mit den bezÜglichen Werten fÜr" = 1200 bzw. 100 kgjqcm, und E = 2 150000 bzw. 100000 kgjqcm, und für n = 400, 500 und 600 die Verhältniszahlen .
5.
, 6,
I { ,
406 506 600
Eisen I; rd. ;1 A I-Io]z I; rd, /2 /0
Das heißt also: selbst wenn man eine Durchbiegung von 4 Ö zuläßt, dann mÜßten I-Iolzbalken von 4,80 m StÜtz
. . .. 480
weJte e1I1e HO]le 12 = 40 CJ!1 haben! FÜr eiserne Träger 480
würde genÜgen 21 rd. 23 cnl.
y
-sz,
Ent8cheidungen de8 ientralschiedsgerichts
fÜr das Baugewerbe,
Entscheidung 16 vom 16. F-ebruar 1911. Die Aufnahme ues Zu
satzes zum Kopfe des Ortsvertrages von Passa!! .,Anlage ! 7.:lIIH rJauptvcrtrag vom Juni 1910" kann nicht beansprucht werden.
G r Li n.de.
Der I\rheitgebcrveriJand Passau wiiuscht zum Kopf seines Orts
vcrtl"aJ..\es die l3emerkurl}( .,Anlage I zum rlallptvcrtra vom JUlli 191(]"'.
die Örtlic!1en Org:anisationen der Arbeiterverb:il1dc haben JCl1l
%uJ.{cstimmt. Die. Zeutralvcl"bilnde der Al"beHerorganisatiollen wClgern die Bach J J des VertraJ.':slJIl!sters erforder!fchc Ocnchmi
Kung, weil sie darin eine Beeinträchtigung des e!bstiinc!i cn Chal"akters des Ortsvertrages erblicken, Der Al"beitgeberverb Hld erkennt ehellfa!Js die reehtliclJC SelbstUudigkeit des Ortsvet.trages
<111, wiinsc!Jt aher, schien ZusamUJcuhang mit dem liauptvertrap;
durch den Zusatl, 1,11 betollen. fiJl" dic l<.cchtswirkung ist der Zusatz unerheblich. Der Zusammenhan}( mit dem fialiptvcrtrag ist uurch dessen S 7 gesichert. Die Bezeichnung als AnlJani:: wird iI,1CJ e sscn der selbstämhgell Bedcutung des Ol"tsvertragc:> nicht
u u 22G _
I Die neue Ringstraße in Posen. !:J
o Dienstg bätlde der Königlichen Aasiedll1ngskommission.
er\::dlt: sie ist bedcl1kHdJ, besonders mit RÜcksicht ;:Iur die
<::i!1zdnen .-\rbehJ.;eber und Arbeiter, die Üher dic ciu;:;cschr:lnkte Trt1.gwc\:c nkht umerrkhtcl sim!, dk knc B('m('rk1!l1 im Sinne des _'\rb-eil cherverb;)nd('s nur h:lhcn $0!1. nie Art der Trennun..;
zwischen sdhs.t:indi):::c1H li;1l1rH\'t:'rrra 1!l1d sclbst;iudij:':cH Ortsvcr
tr:igcI1, wic die ..\rt ihrcl VerknÜpfmi).';. bildetcn eine der Grundlagen dcs Ycrtragss.::hluss('s hei Ikcndi 1!I11! der 13c\\'e llH,g- im frÜhjahr 1910. An ihr dad nicht 01111c No! ge:inucrt \\.erdc!I. Eille Änderun:.;
könnte aher in da Al1iualuHe dieses Zusatzes IHn so eher vermutet werden, als sie mit Abskht Hidn in das VeffragsTJ1uster aufge
nomen ist nach dem sich ctk Onsvert! iigc zn richten haben.
Entscheidung 17 vom 16. februar 1911. Der Abschluß eincs Onsy..:;rtragcs in Essen. dCSSCH Kopf den Zusatz cnthält: ..Als Teil des Vereins deI Arbeitgeberverbiinde in Rheiuland und \Vestfalen"
kann Yon den Arbeitcrorg-aJlisatioTlcn nicht beansprncht werden.
Grhnde.
Der Arbeitgcberlmnd Tür das Baugewerbe in den rheiniseh west
fjJis(:hen !m1usnie.e;..:;hietell In ESSCI! \"erlang:t, daR jm Kopfe des Ver
trags hinzllgeWJ:{t \\'erd n so)], daß er d:::n Vertrag ..als Teil des Yen:ins der ArbeitKcber\'crbi\nde filf uas Baugewerbe ill RheiI1land und Westialen" abseh!iel\e. UII1 dadmch I':lltI1 Ausdruck zu bringen.
d;1ß cr den Vertrag vorbehaltlich der GenelImh;-ullg dieses Vereins abschließe, und damit die Amontiit dieses grÖßeren Vereins die Dmchfiihrung- des Vertrags garantiere, Auch habe dieser Zusatz in frÜheren \'CI trÜgcn gestandcn. Die A rheiterorg,anisationell lehnen die Aufnahme des Zusatzes ab. Die zwcite hlstanl: in Essen hat am 2,):, Nn'cmber 1910 SlelL in dieser Sache fiir lllcht zl1stiindig erachtet.
.,Teile" eines VerclIls könncn ebe!lsü\\'emg wie .,Tei!e" anderer Rechtspersönlichkeiten Rechtshandhll1Rel1 vornehmen. Vereine sinl!
nicht teilbar. Auch ,,-ird durch dcn e\, ünschten Zusatz der ge
wollte Zweck nicht erreicht; dcnu die OCl1cl1luig/lng des Vereins der Arbeitgcberverb:inde herbeizufiihrcJ1. ist Sachc nur des dUCll Vel tragskontrahenten. lliimlk!J des Arbeitg:cbcrbnndes. Außerdcm Imun die Aufnahme dieses Zusatzes nach der Entscheidung NI'. 33 des Zcntralschicdsget'lelrts nicht ,'ct!augt werden. Die Arbeiterorgani
sationcn habcll vlelmell! Anspruch auf d'2H unbcdingten AI)schluß eines Vertrags wit dem ArbeitgeberbuIIcle.
Entscheidung: 18 vom 17. februar 1911. Dic Weigerung des Baugcwerksvereins zu ßramsche, mit dcr Örtlichcn OrgaIlisation des Deutschen ßalJarbeJterverbaJide einen Ortsvetfrag mit entsprechen
der Lo!wcrhöl1Ung nbzuscließcn, ist IlnznlIissig.
G r ii 11 d c.
In Bramsche bestand seit 28. April 1908 zwisdlen dem Bauge
werksvereiIl und der Örtlichen Or anisation des Deutschen Ban
arbciten.crbandcs ein TarifveJilag. der am 31. Mitrz 19iO ablief.
1::s haben VerhaHdll1ngen iibcr eincn neUC11 Vertrag stattgcfullden.
0:<:- Unternehmer haben erl<lärt. deI! Schi dsspruch Über die Lo!wer
höJ1Ung nicht anerkennen zu woHen und haben auch einen Ver
g-Ieichs\'olschlag des l3iirgcJmelsters vorn 25. Oktober 1910 ab;?c
lehnt. Nach der Fntscheidul1R IV. 3 vom 16. Juni 1910 ist der Bau
gewerksverein in Bramsehe verpflichtet, einen Ortsvertrag Hach den neu n VertralrsbestimITlunge. also einsrh1. ([er Lohnerl1öhunj:{. alnu
sch!!eßen, Da DIarnsehe Hnfer 5000 Einwohner hat. mÜssen die Löhne nach der EntschcidllT!!'; I, 1 vom 16. Juni 1910 11m 4 Pt.
während der Vertragsdauer erhöht werden. Nach der Entscheidung IV. 2 sind die Zentra!organisationcn verpflichtet, mit aJien Mitteln auf den AI)schlnß eines ell!sprec!1endc11 Tarifvertrags wiederholt hinzuwirken.
ntscheidung 19 vom 17. februar 1911. Die Weigerung der Arbe]j:>;eberorganisation für Na!lmburg: a. S.. eil1en Tarifvertr<1 fÜr BauhiHsarbeiter mit der örtlichen Org-anisation des Dcutschen Ban
arbeitervcrbandcs abzuschlicßcn. ist ullzuliissig-.
o rii n (I e.
Im Frühjahr 1910 sind ManIer und ßaldulfsarheiter in NauITlhlIrg a. S. ansgesperrt \1. orden. Dje Arbeit eberon>;,lItisation weigert sich.
e[IJen Vcrtrag fiir Bauhilfsarbeiter abzuschließen. Nach dcr .Gnt s l:eidurJg IV, 3 vom 16. Juni 1910 ist sic zu diesem Abschiul1 ver Plhchtet. Der Vorstand des AriJeitgelJerbundes !nuß wiederholt mit aJlen Mitteln auf den Abschluß hillwirken.
Entscheidung" 2() vom 17. februar 1911. Dic Wejg"eruHg- des Arbeit eberverbandes in Kalkberge-RÜdersdorf. mjt deli örtlichen OrguIlIsationen des Dcutschen ßanarbcitervefbandes und eies Zen
; II ß I .n i nfu r rer Deutschlanus eincn Tarifvenrag abzu
G r iI t1 d e.
In Kalkberge-Riidersdotf bestand bis znm 31. März 1910 eil!
V.ertrag.. Die örtliche Org-auisation der Maurer, Zimmerer nnd Bau
h!lfsarbelter wurde vom Arbeitgebervcrband znm 3. März 1910 zu ell1er Verhandllln eingeladen. die Arbtihu"hcr sag;tf'll aber die Ver
handlung ab unter Z sage .wciterer Mitteillmg. Trotz Erinnerung der rbeltel orgmI1sat!Oncn Ist keille Mitteiluug mellf erfolgt. Der Ar\JcIi ebcr\"erh;:!Ild Ist nach der .EntschcidlIlll!; IV, 3 \'om 10. Juni 1910 ZIIm Abschluß eines Vcrtl';lges verpflichtet.
J.:ntscheidung 21 om 17. febmar t91t. Die Wci ernI1g des Ar! clt\{ebervcrhal1des !11 Goldberg L SchI., mit der örtlichen Organi
ha IYJf :bRt t:.ts !S hliJ J. ,i tefs erJI ! iss CI1\\: :.lifv [J; a :/
SI?Crrung der BüuhiJisat beHer in Goldherg- stattj.;efuuden hat. Ob dIes dyr .faU gewesen ist, .sol1 durch die Vorstünde der örtlichen Or;;a::JsatJOm:,II. erforuerlichel1falls unter Zuzichung- eincs Un
parteJJschen, Ic t estelJt wcrden.
1.11 Goldben>; i)J SChJesien G 1 la J' kein Vcrtra zWischen dem Arbelt ebervcrbaI1d und der brt!ichen Organisatiol1 der ßallllllfs
. - 230 ..--.-
arbeiter. Die Arbeiter behaupteten. die Banhilisarbeiter seien mit den lI'1aurcrn zt1sammen im frÜhjahr 1910 ausgesperrt. Die Arbeitgeber bestrciten dies tlnd weigern sich daher. einen Vertrag fÜr die Bau hilfsarbeIter zu sch1ießen. Die beigebrachten BeweismitteJ reichten zur .entscheidung dieser Tatfrage nicht aus. Es so11 daher durch die V orstiinde der örtlichen Organisationen festgestellt werden, ob die Bauhilfsarbeiter ausgesperrt worden sInd oder nicht. bnigen sich die Vorstände IJicriiber nicht, so saHen sie gemcinschaftlich einen Unparteiischen zuziehen, Sind d;e Bauhilfsarbeiter nicht ausgesperrt
\vorden. so ist die Weigerung des Arbeitgeberbundes gerechHertigt.
Andernfalls ist nach der Eutscheidung IV, 3 vom 16. Juni 1910 ein Vertrag fÜr Baul!ilfsarbeiter abzuschließen.
Entscheidung 22 vom 16. februar 1911. Der Zusatz zu 8 des MlillChcl1cr Ortsvertrages ..Vor Beginn und "wahrend des Verfahrens sind Streiks, Aussperrungen oder ähnliche Maßnahmen unter keinen Umständen zuliissig". ist nicht zu beanstanden.
G rÜ lIde.
Die örtlichen Organisationen beider Parteien haben in MÜnehcn einen Ortsvertrag mit dem genannten Zusatz unter Mitwirkung des Munchencr GcwerbcgerichtsvorsHzenden vereinbart. Eine ent
sprechende Bestimmung war hereits in dem frÜheren Mi:inchener Vertrag entl1aJteu, Die Zelltralvorstände der ArbeiterorganisationeH haben die uaclt S 11 des Vertragsmnsters erforderliche Genehmi!.'.:uilR versagt. Die fra c deI Streiks, Aussperrungen I!. dergl. ist zwar im linuptyerÜag- und im Vertragsmuster S 9 geregelt. Wenn dieser Zusatr. sonach auch entbefJrlich ist, so kann er doch nach der tnt
scheidung des Zentralschiedsgerichts Nr. 33 nicht beanstandet werden. Auch ist fiil Mimehen durch die Entscheidung V, 3 vom 16.
Juni 1910 ausdrÜcklich bestinnnt, daß ..fÜr die örtlichen Zusätze im ilbri?:cll - nämhch außer LO}ln und Arbeitszeit -- der hÜhere Ver
trag u!1vefi1nder.t ,,'eiter gilt". Dies gilt auch für den genamIfel1 Znsatz,
Verschiedenes.
Für die Praxis.
\VeUenbetoll. Untcr diesem der Bezeichnung "Vlel1blech"
nachg.ebildeten Namcn bringt die bekannte Eisenbcton-Firma Diss 11. Co. in Diisseldorf einen ncuen Eisenbcton-Kollstruk
tionsteil in den Handel, der in der Hauptsache zn Dach
deckungen verwendet werden soll. Er vereint in sich die Tragfähigkeit eies Wellblechs mit der DauerhaftiJ{keit des Betons. Das Gewicht beträgt in folge der \Vellenform Jlnd der Verwendung von Schlaken- bezw. Bimsbeton nur 50 kg:/qw. \VeJlenbeton wird in einzelnen 4 cm starken Tafeln von etwa 50 cm Brcite und bis zu 3,00 m Länge mit HUfe von Maschinen hergesteJlt. Jede Tafel umfaßt mit ihrer Breite eine
\:VelJe von 10 cm Höhe, dercn Scheitel mit rund 15 cm Breite dfe DruckspaIJnungen aufnehmen soll, während für die Zug
spannungen in den tiefsten Teilen R.undciseneinlagen vorge
sehen sind. Die R.undeisen sind in kurzen Abständen durch QuerbÜgelmiteinander verbunden] die einma1 zur Aussteifung ger;en die Schubkräfte, dann aber zur Sicherung gegen BrÜche beim Transport dienen. Die Festigkeit der Platten genügt.
diese als Dachdeckungsmaterial bis auf 3,00 m frei Hegend ver
wenden zu können. Die Eindeckung soll in der Weise er
folgen, daß die Platten stumpf gestoßen und die fugen mit Zementmörtel a11sgegossen werden, während die Obcrsc!tlj wic bei aUen Betondäehern durch eine doppelte Papplage dicht
abgedeckt wird. - SZ.
Verbands-, Vereins- usw.-Angelegenheiten.
Deutscher Arbeitgeberbund für das Baugewerbe. E. V.
1. Der dänische Arheit.Kcber- und Meisterverein bat io1 ende Arbeiter ausgesperrt: Sämtliche Maschinentischler lind Arbeiter in den DampfsägeIl, sämtliche Elektromonteure.
s ill1tliche Bau- und Möbeltiscl1Jer, sämtliche Maurcrgcscllen lind die KOjJenl1agcner Bauhi!isarbeiter. Unter Hinweis auf den bestehenden Oegenseitigkcitsvertrag zwischen dem Deutschen Arbeitgeberhund für das Baug-ewcrbe lind dem Dänischen Arbeitgeber- und Meisterverein werden die RUl1dcsmitgliedcr ersucht, dänische Arbeiter der gcnanntcIJ Gewcrbe nicht cinzl!stc!lt:n, solange die AnssperTUl1gen an
dauern.
2. Dem D cut s c 11 e n A r bei t g e beI' b u n cl 1. d. B.
smd folgende zwei Vcrbände beigetreten: Bci!TI Ar bei t
geberbund f. d. B. in den rhein.-westf. Indu
s tri Q g e b. Es sen: a. der Arbeitgeberverband f. d. B. in We t t er - R 11 h r, 17 Mitglieder; Vors. Herr Stürmer, i. Fa.
Stürmer & Lamle - lierdecke. Bei m S ii d b a -sr e
rischen Bezirks-Verband der Arbeit?;eber f.
d. 13.. M Ü n ehe n: b. der Arbeitgeberverband f. d. B. in
- 231-
232 - -
fjJ r s. ! (' n f l:! d b r 1.1 C" k; \'mslrzcnd. BaHml'i t('f Iiofmeicr
Fiirst('m"L Tl.lhruck,
Verdn D(,IJt5,.;:h r Arbcit cllCrn:rb indc. In der kt7.teI!
des \'ereins wurden der Fahrfkbc:-;itzcl"
:.:" {}:1 r \' e 11 S. (Vorst;mdsmit..:dlcd des nes<lIlJt
\'..:rh;Ul(lcs. j}1.'lus;:her Akt;t!lindl!slrlcllcr). zum Vorsltzcnden und 1"1;}untt n, T: n k 1.' - Leipli, (VOfsitzl'II(1L'r des IklItscllCJI f. d. 13.1. ZUlIl :\te!kl'rtr tclJ(1cJ1 Vor
l'\\'iiIJIL
Wettbewerb.
finster\\'aldc. Zm trlan!tllHg von Skizzen fiir eine Kuabel1\'olh:ssdm!c HOl! ein Kil1lledlci11l in Pinsterwa1dc wird nnter den In der Pro\"inz Br;:\11dcnbnrg und def Stadt Berlin :dJSii%i en Ä.rc!Jlic:kten ein \VettbL'\,"erb mit frist bis zum
! I. Juni d. J. Es sind drei Preise C1!ISgesetzt:
1:111 !. Preis \'011 2500 eiu 2. Preis V011 1800 cll und ein dritter Preis \.011 1200 Preisrichter sind: Landesbanrat Proi. Oocckc in ßerUn. Prof. Bnmo Mbhring in Marienfeldc:, Swdthaurat I(!ch! in I\ixdorf, Biirgcrmcistcr Fdtzsch in fi11skr\\.alde. d !zn Sradtb<1IUlleister Gcng.clbach lind Rektor SdJ\1itzer als berntcnde Mitgliedef. nie \Vcttbewerbsul1ter
1 1gcll sind g:cg-en Einsendung VOll 2,00 cl!. VO\11 StacltbanL11l1t /:11 bezlehcII.
Wettbewerbsergebnis.
Breslau. In dem \Vcttbc\Vcrb zm ErJang-l1l1g eines 13e
baIHHlg:spl:!lLcs fiir die Erweilcrunp: des Zoolo ischen GarteLls iiJ ßresl;t1l (ver L ..Osld. BaLl-Ztg:." S. 768/1910) wurde der erstc Preis 2500 vi/. dem Entwurf mit dem Kennwort ,.Zoo", Vc:rf. Alfred ßocsc I1nd F. Olum in KottblLS erteilt. Den zwclten Preis \Ion ]500 (./1. erhielt der Entwurf mit dem Kenn
\\"ort .,Zcmra!pürk". Verf. J. P. Großmann in Bcrlill und den dntten Preis von 1000 c:lt. der Entwurf mit dem Kennwort u\.creint lInd doch gctrenllt", Verf. fn1l1z Sceck in Ste Jitz.
A. Oellhorn in Bn:sbu !lnd Paul frcye in Charlottenbnrp;.
Zum AHk t!f fÜr je 500 cll. empfohlen wurden die EntwÜrfc dl:r ,\I"(;h" I. hitz SdJUlJ1 nlL Lind 2. Theo fff('nberg-er mit dcm KCIlnwort ..Odcnerrasse".
Rechtswesen.
rd, Baubcschränknngeu als Grundstiicksmängel. Der Kän
!cf eines Orllmlstiickes hatte dieses ZUI11 Zwecke der sofortigen Bebauung erworben lind a1leh gelegentlich der Kanfverhand
hmg"en clcm VerlÜilIier wiederholt erklärt, daD er auf dem GnmdstHck sofort ein HaLLs errichten woHe. BaJd jedoch stellte es sich heraus, daß der Bau des von dem Käufer ge
planten tf,:!l1SCS atlf dem GrundstÜck wegen einer im öffent
lichcn J(C'cht beruhenuel1Baubeschränkung nicht möglich war.
und jnfolgedessen strengte er gcgen den Verkäufer die Klag-e iH!f I(iick;.:Üllgh:muchung dcs Kaufvertragcs au.
Der VerkIillfer wandte ein, er habe dem Käufer keines
die Rebmumgsfähi}!;kcit des GfLlndstÜckes zuge.sichert.
ist er mit diBser Einrede nicht durchgedrungen.
Schon die Vorll1stanz hatte dcr Klage auf Grund des 459, Ab . 1 des BÜrgerL Gesetzb. stattgegeben, wonach der Ver
kiiuil:r einer Sacbe dem Käufer dafür haftet, daß sie ZLlr Zeit (h:s (}cschiifisiibergang-es auf den Käufer nicht mit fehlern bc
lwitct ist, die den \Vert oder die Tauglichkeit zu dem gewöhn
lichen oc1cr dern nach dem Vertrage vorausg-csetzten 01.:
brauch aufheben oder mindern. Nach dem Vertrage elcr Par
tcicn habe c:.; sich nicht darum chandelt. so hatte das Gerkht .Il:emeint, daß das verkaufte Grundstück nach Erfii1lun ge
wi.sser I3cdin ungen baureif werden wÜrde, sondern es sei die rechtliche Möglichkeit c1er sofortigen Bebauung, die bereits vorhandene Baureife, Voraussetzung des I<echtsgeschäftes g'cwesctI, uenn der Klüger habe bei den Verhandlungen klar und dcutJith ausgesprochen, daß er das GrundstÜck erwerbcn wo1!c, 11m darauf sofort ein Hans zu bancn; die ßebauung des Urundstiid;:cs sei jedoch infol?;e der im öffentlichcn Rechte be
mhcnden Baubcschriinkl!ni{ verboten worden. Diese Bau-' beschränkung falle I1nter den Begriff des Sachmangcls Im Sinnc des 459, Abs. I des ßi!rgcrl. Gesetzb., es handle sich dabtj um oinen fehler, weJcllCr die Tauzlichkcit der Kauf
sache zu deli! nach dcm Vcrtrag-c vorllllsgesetztel1 Uebrauche aufhube
Dieses Urteil griff der Beklagte dl1rch Revision beim I cicbsgericht <:in, indem er g-eJteud machte, daß die Belwl!lIng
au sich wohl mdRlich sci. da die Bcst:haftenheit des Grund
stückes an sich diese dl1rchaus die öffcntlich-rccht
I!che aecr S8chmangcl und könne
eincn Ansprucll des auf REckgÜH,\.;Ünnachuog des Kanfvcrtrag-cs nicht bc ritnc1en.
nos I eichsgericl1t l1<\t jedoch lcdi !idl das Urteil der Vorinst<l1Iz bcsUitig:r. I);:\ dit' ßCbJlIllll1g wegen der erwähnten B<1ubcschrfinkIlIJg" nicht war. so hat das nruudstiick ehcn einc ßcsc1wffen1leit verJn(j!.!;c deren der vertrag
lich 'vora\1sp:csctzlc Ocbr,\[]ch, elle sofortige 1I!1,\.;chiIldcrte ße
balJllJ1g, uiellt sbttiindel1 konnte: es \\'aI" also l!1it einem AbIlgcl im Sinne des -l59 Ab , ! des ßÜr.l!.er1. Gesetzt. be
haftel. (f:ntschcidtJ1lR des Reichsgerichts V0111 1. November 1910.) Nachelr. verb.
Bücherschau.
Statik Hud festigkeitslehre. VolJsWnc1i,Q:er Lcllr.q:ang 21Lm
SclbststtldiullI fÜr Techniker Imd Studierende
\'011 Max Fischer. vermehrte A1JfI0.Q;e. Mit zahl
reichen ßcispickn Bild Zeichnungen. VerJag von licrmanH MelIsser. ßerlin. B H1cl T. Preis geh, leS M.
Von dem allf 3 fkinde berechneten V/erle IICRt [J\1S die zweite A11fJage des ersten Bandes vor. Es enthalten:
Rand r: Grundlagen der Statik Hnd Berechnung der volJ
\Vancli en Systeme einscht der hierzu ,\.;ehÖrigcn F:isenbeton
Konstruktionen;
Rand Ir: RcrechmlJ1g von Fac1Jwcrk:->.\,'stel11en. neust einem amfiihrlicheIl Anhang-e: AusgefÜhrte ßerechnungen;
Rand III: (als Erweiterung zu R,:mcl J lind TI): Statisch I1nbestimmtc Systel11e.
Dem Verfasser ist es p;e]ung.en die Aufgabe. die er sich gcstellt. gJänzend zu lösen. Er \voJ1te ein Iiantlbllch der Statik vor Al1cl11 für Dicjenigen schaffcll. dcnen die Anwen
dung der höhercn A1athematik Kennt
nisse zu unbeQucm oder LllInlÖgiicll So ClIl <ll1ch dem BaugcwcrkschI1l- Techniker dl1rc!mus \,('!'.:;t£ind!iches Lel1r
lind' Nac.:hschlagcbucl1 emstalldC'lJ, wie \Vi!' es bis jetzt in der einschlägigen Liierat!lI' noch nicht <1nfzH\'.'cI"cn habcn. Nicht nur die einfachen Aufgaben der RaI1p,cwerk scl!1Jlc. sondern auch schwierig-e AlIf .aben sind so eingehend und klar bc
hündelt, daß das Wcrk - \vie es im Titel ankiinclig-t - tat
sächlich ein vollständiger LehrR<tilR Z1J111 Se!bstst1!ditull für Ingenieure, Techniker nud Studierende ist. Jedcnfalls ist der scheinbar hohe Preis von IS M dmch Umfang lind Aus
:;:'tattung; durchalls gerechtfertigt; viele gut une[ saubcr aus
g-cführtc AhbiJdungell Im Text wic auf ga11Zen Seiten er
leichtern dos Verständnis sowohl der abgeleitete]} wissen
sch lftjichcn Tatsachcn \vic tier zahlreich eingefügten Obung-s
aI1fgaben.
Ans dCIll reichen Inhalt des ersten Bandes seien Hoch be
sonders die foJJ2:endcn Kapitel erwiH11lt:
13. Rerechnung g-enieteter Träger;
14.' Berechnung \'on DLlrchbiegL1n cl1 (die der jetzt zulässigen hohen Eisenbcansprnchungen aach sonst einfachen Berechnungcn oft eille Rolle sPielen);
15. Der eil1:?;cspannte Träp;cr und der durchJaufende Träger auf mehreren Stürzen (der ja besonders im Eiscll
betonbau in Form von Deckenplattcll. PlattenbaJkcll lind UnterzÜgen eine hohe widsdwHlidle Bedeut!!ng hat).
Die bcwcglichen Lasten i!ld wit Hilfe von EinflußlinicH behandelt. so daß auch die I:krecJJnllllj!, der Briickenträgcr fi!r aBc in BetnJcht kommenden BctastIlng"sHil1c ohnc Schwierig
keitcn ermö licht ist.
Das fjschcrschc Werk erinncrt nieht flur tilLlJerlich an MÜl1cr-Breslaus beka!11ltc, lind i!J II1;.(enicnrkrcisen seit langer Zeit besonders geschätzte Statik der ßanlconstrl1ktionen; ich möcllte es daher den MÜller ßreslaL! des Raup:cwerkmeisters nennen; und meine Besprechung: mit der Anfül1mng einiget beachtenswerter Sätze Jer fisc:hcrschcn Vorrede schließen:
,.Wlrk!ich selbständig kann .auf diesen Gebietcn -Hochbau.
Tiefbau lI1ld Maschinenbai! - nur noch l)crjcnige arbeiten, der anch in der Shltik LllId fcstiy,:kcitslehrc Bescheid weiß.
Es ist zwar nicht nÖtig-. dar, jeder Konstruktcur zuglüich SpeziaJin cI1icur fiir StatiJ,; wird; trotzdüm muR er aber die vorkommcnden ßcrCChJHLJlg-CI1 beherrschen, denn sonst ist
und bJeibt er ein StÜmper in seincm Berufe." sz.