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Pressemitteilung Nr. 102/2017

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Gibt es eine Narzissmusepidemie?

Konstanzer Psychologen überprüfen die Theorie eines Anstiegs im Narzissmus – und stellen einen Rückgang fest

Wird unsere Gesellschaft zunehmend narzisstischer? Wissenschaftler vermuten einen An- stieg des Narzissmus von Generation zu Generation und sprechen sogar vom Ausbruch einer „Narzissmusepidemie“ in unserer Gesellschaft. Ein Forschungsteam von Psycholo- gen um Dr. Eunike Wetzel von der Universität Konstanz überprüfte nun diese Annahme an- hand von rund 60.000 Persönlichkeitstests von amerikanischen Studierenden aus drei Jahr- zehnten. Die Psychologen kamen zu einem überraschenden Ergebnis: Narzissmus ist in den letzten 25 Jahren nicht etwa angestiegen, sondern ging sogar leicht zurück. Der Rückgang verläuft kontinuierlich seit Anfang der 1990er und setzte somit bereits vor der Wirtschafts- krise ein. Die Ergebnisse der Auswertung sind im Wissenschaftsjournal Psychological Sci- ence veröffentlicht.

„Wir hatten erwartet, dass wir einen Anstieg im Narzissmus zwischen 1992 und den 2000er-Jahren finden würden und anschließend einen möglichen Rückgang nach der Weltwirtschaftskrise. Wir waren daher überrascht von den Ergebnissen unserer Studie“, schildert Eunike Wetzel, wissen- schaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Psychologische Methoden und Diagnostik am Fach- bereich Psychologie der Universität Konstanz. Klassische Theorien gehen davon aus, dass Zeiten des wirtschaftlichen Wachstums förderlich für die Entwicklung von Narzissmus sind, während Wirt- schaftskrisen mit sinkendem Narzissmus in Zusammenhang gebracht werden. Wetzels Ergebnisse zeichnen jedoch ein anderes Bild: Der Rückgang im Narzissmus setzte bereits in den ökonomisch stabilen Zeiten vor der Wirtschaftskrise ein.

Für ihre Studie werteten die Psychologen Daten von drei amerikanischen Universitäten aus, die seit 1992 einen einheitlichen Narzissmus-Persönlichkeitstest durchführen. Die Daten stammen von insgesamt rund 60.000 Studierenden, die zum Zeitpunkt ihrer jeweiligen Befragung im Alter zwi- schen 18 und 24 Jahren waren. „Es geht uns nicht um den Narzissmus im Sinne einer klinischen Störung wie die narzisstische Persönlichkeitsstörung“, betont Wetzel und verdeutlicht: „Wir unter- suchen Narzissmus in der allgemeinen Bevölkerung. Wir betrachten Narzissmus als Persönlich- keitseigenschaft, wie zum Beispiel auch Extraversion oder Gewissenhaftigkeit Merkmale eines

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Pressemitteilung Nr. 102/2017

03.11.2017

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Menschen sind: Manche Menschen sind gewissenhafter als andere, manche neigen stärker zu Narzissmus als andere“, so Wetzel.

„Bisherige Forschung betrachtete Narzissmus nur als Gesamtkonstrukt. Das ist problematisch, weil Narzissmus aus verschiedenen Aspekten besteht“, fährt Eunike Wetzel fort. Die Psychologin un- terscheidet daher in ihrer Studie drei wesentliche Facetten des Narzissmus – Führungsverhalten („Leadership“), Eitelkeit („Vanity“) und Anspruchsdenken („Entitlement“) – und verfolgt die Ausprä- gung dieser Facetten über die drei untersuchten Jahrzehnte hinweg. Den deutlichsten Rückgang verzeichnet das Merkmal „Anspruchsdenken“, das ausdrückt, ob sich ein Mensch gegenüber sei- nen Mitmenschen als höherwertig und überlegen fühlt. „Das ist interessant, da dieses Merkmal gemeinsam mit Eitelkeit zum Kern des Narzissmus gehört. Dass gerade diese Aspekte zurückge- gangen sind, widerspricht der These von einer Epidemie des Narzissmus“, verdeutlicht Wetzel.

Der Rückgang von Narzissmus zeichnet sich gleichermaßen bei Männern und Frauen ab, insbe- sondere in den Aspekten Anspruchsdenken und Führungsverhalten. Abweichend von dem Sche- ma stellten die Psychologen jedoch nur bei Frauen eine generelle Verringerung des dritten As- pekts, Eitelkeit, fest.

Originalpublikation:

Wetzel, E., Brown, A., Hill, P. L., Chung, J. M., Robins, R. W., & Roberts, B. W. (2017). The narcis- sism epidemic Is dead; long live the narcissism epidemic. Psychological Science, Advance online publication. doi:10.1177/0956797617724208

Faktenübersicht:

- Narzissmus-Studie auf der Basis von 60.000 Persönlichkeitstests amerikanischer Studie- render von 1992 bis zur Gegenwart.

- Datengrundlage: Studierende der University of California, Berkeley, der University of Cali- fornia, Davis, sowie der University of Illinois at Urbana-Champaign (alle USA).

- Der Frauenanteil der befragten Studierenden lag zwischen 55 Prozent (1992) und 72 Pro- zent (2015).

- An der Studie beteiligte Universitäten:

Universität Konstanz, Universität Magdeburg, University of Kent (Großbritannien), Carleton University (Kanada), Tilburg University (Niederlande), University of California, Davis (USA), University of Illinois at Urbana-Champaign (USA).

Hinweis an die Redaktionen:

Ein Schaubild der Ergebnisse kann im Folgenden heruntergeladen werden:

http://bit.ly/2hD4IUe

Bildunterschrift: Gemessener Rückgang von Narzissmus über drei Jahrzehnte hinweg, unter- gliedert in die Aspekte Führungsverhalten („Leadership“), Eitelkeit („Vanity“) und Anspruchs- denken („Entitlement“). Grafik: Dr. Eunike Wetzel, Univer

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