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Gesundheitsförderung in
Behindertenwohneinrichtungen
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Aus Lotte Habermann-Horstmeier, Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen, 1. Auflage (9783456859019) © 2018 by Hogrefe Verlag, Bern
Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen Lotte Habermann-Horstmeier
Wissenschaftlicher Beirat Programmbereich Gesundheit
Ansgar Gerhardus, Bremen; Klaus Hurrelmann, Berlin; Petra Kolip,
Bielefeld; Milo Puhan, Zürich; Doris Schaeffer, Bielefeld
Lotte Habermann-Horstmeier
Gesundheits
förderung in Behinderten
wohn
einrichtungen
Zum Umgang mit psychischen Störungen, Krankheit, Altern und Tod
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Aus Lotte Habermann-Horstmeier, Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen, 1. Auflage (9783456859019) © 2018 by Hogrefe Verlag, Bern
Korrespondenzadresse der Autorin:
Dr. med. Lotte Habermann-Horstmeier, MPH Leiterin des Villingen Institute of Public Health (VIPH) der Steinbeis-Hochschule Berlin
Klosterring 5
D-78050 Villingen-Schwenningen
E-Mail: Habermann-Horstmeier@viph-steinbeis.de Internet: www.studium-public-health.de
Wichtiger Hinweis: Der Verlag hat gemeinsam mit den Autoren bzw. den Herausgebern große Mühe darauf ver- wandt, dass alle in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Ap- plikationen, Internetlinks etc.) entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abgedruckt oder in digitaler Form wiedergegeben wurden. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes und der digitalen Produkte können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag über- nehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Geschützte Wa- rennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt.
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Umschlagabbildung: © Olesia Bilkin, fotolia.com Umschlag: Claude Borer, Riehen
Satz: Mediengestaltung Meike Cichos, Göttingen
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Finidr s. r. o., Český Těšín Printed in Czech Republic
1. Auflage 2018
© 2018 Hogrefe Verlag, Bern
(E-Book-ISBN_PDF 978-3-456-95901-6) (E-Book-ISBN_EPUB 978-3-456-75901-2) ISBN 978-3-456-85901-9
http://doi.org/10.1024/85901-000
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Aus Lotte Habermann-Horstmeier, Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen, 1. Auflage (9783456859019) © 2018 by Hogrefe Verlag, Bern
Inhalt
Vorwort . . . 11
Grundlagen und Fragen 1 Einführung . . . 15
1.1 Kurze Einführung in die Grundlagen der Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit . . . 15
1.2 Inklusion und Gesundheitsförderung in der stationären Behinderten- arbeit . . . 20
2 Krankheit . . . 25
2.1 Häufige Krankheiten . . . 25
2.1.1 Epidemiologie und Problembereiche . . . 25
2.1.2 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 34
2.2 Arztkontakte . . . 45
2.2.1 Epidemiologie und Problembereiche . . . 45
2.2.2 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 49
2.3 Kontakte mit Krankenhäusern und anderen Einrichtungen . . . 51
2.3.1 Epidemiologie und Problembereiche . . . 51
2.3.2 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 53
3 Epilepsie . . . 61
3.1 Epidemiologie . . . 64
3.2 Risikofaktoren . . . 65
3.3 Problembereiche in der Praxis . . . 65
3.4 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 66
3.4.1 Gute medikamentöse Einstellung und regelmäßige Medikamenten- einnahme . . . 67
3.4.2 Medikamentennebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten . . . 67
3.4.3 Geregelte Lebensführung . . . 68
3.4.4 Sichere Umgebung . . . 69
3.4.5 Sicherer Alltag . . . 69
Inhalt 6
3.4.6 Kopfschutz . . . 70
3.4.7 Mitarbeiterschulung .. . . 70
3.4.8 Kommunikation . . . 72
4 Medikamentengabe und Versorgung mit Technischen Hilfen . . . 73
4.1 Medikamente . . . 73
4.1.1 Mögliche Folgen der Medikamenteneinnahme . . . 75
4.1.2 Epidemiologie der Neben- und Wechselwirkungen . . . 77
4.1.3 Besonderheit bei Phytotherapie, Homöopathie und Placebogabe . . . 79
4.1.4 Problembereiche in der Praxis . . . 82
4.1.5 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 83
4.2 Technische Hilfen . . . 89
4.2.1 Unterstützungsmöglichkeiten .. . . 89
4.2.2 Problembereiche .. . . 91
4.2.3 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 92
5 Psyche und Verhalten . . . 95
5.1 Grundlagen zu Psyche und Verhalten bei Menschen mit geistiger Behinderung . . . 95
5.2 Psychische Gesundheit und psychische Störungen . . . 100
5.3 Vom auffälligen Verhalten zum Problemverhalten . . . 101
5.4 Epidemiologie psychischer Störungen . . . 103
5.5 Das SEO-Konzept . . . 104
5.6 Risikofaktoren . . . 111
5.7 Problembereiche in der Praxis . . . 111
5.8 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 112
5.8.1 Vermittlung des SEO-Konzeptes . . . 112
5.8.2 Auffälliges Verhalten . . . 115
5.8.3 Verhaltensstörungen . . . 117
5.8.4 Psychische Störungen . . . 118
5.8.5 Einsatz von Psychopharmaka . . . 119
5.8.6 Aggressivität und Gewalt . . . 121
5.8.7 Allgemeine Maßnahmen . . . 123
6 Tabak, Alkohol etc. . . . 129
6.1 Tabakrauchen . . . 130
6.1.1 Epidemiologie und Risikofaktoren . . . 130
6.1.2 Problembereiche in der Praxis . . . 131
6.1.3 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 132
6.2 Alkohol . . . 135
6.2.1 Epidemiologie und Risikofaktoren . . . 135
6.2.2 Problembereiche in der Praxis . . . 138
6.2.3 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 138
6.3 Andere Suchtmittel . . . 142
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Aus Lotte Habermann-Horstmeier, Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen, 1. Auflage (9783456859019) © 2018 by Hogrefe Verlag, Bern
Inhalt 7
7 Umgang mit einschneidenden Ereignissen . . . 145
7.1 Einschneidende Ereignisse, Trauma und Traumatisierung . . . 146
7.1.1 Definitionen .. . . 146
7.1.2 Ursachen einer Traumatisierung . . . 147
7.1.3 Diagnostische Kriterien . . . 148
7.2 Trennung, Verlust und Umgang mit dem Tod . . . 150
7.2.1 Erleben von Trennung und Verlust . . . 150
7.2.2 Verständnis und Erleben von Tod . . . 151
7.3 Risikofaktoren und Problembereiche . . . 152
7.4 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 153
7.4.1 Verhinderung traumatisierender Ereignisse . . . 153
7.4.2 Präventive Maßnahmen auf der Bewohner- und Betreuerebene . . . 155
7.4.3 Präventive Maßnahmen auf der Ebene der Einrichtung . . . 156
7.4.4 Maßnahmen auf der Ebene der Versorgungsstrukturen . . . 157
7.4.5 Akut-Maßnahmen bei Verdacht auf eine Traumatisierung . . . 157
8 Umgang mit Altern, Sterben und Tod . . . 161
8.1 Lebenserwartung . . . 161
8.2 Auswirkung des Alterns auf die Gesundheit . . . 162
8.2.1 In der Durchschnittsbevölkerung . . . 162
8.2.2 Bei Menschen mit Behinderung . . . 163
8.2.3 In der täglichen Praxis . . . 165
8.3 Demenz . . . 166
8.3.1 Demenz in der Durchschnittsbevölkerung . . . 166
8.3.2 Demenz bei Menschen mit Behinderung . . . 167
8.4 Sterben und Tod . . . 169
8.4.1 Orte des Sterbens . . . 169
8.4.2 Der Vorgang des Sterbens . . . 170
8.4.3 Symptome des Sterbens . . . 171
8.4.4 Wirkungen auf Mitbewohner und Betreuer . . . 172
8.5 Problembereiche . . . 173
8.6 Maßnahmen der Gesundheitsförderung . . . 174
8.6.1 Gesundheitsfördernde Maßnahmen bei alternden Menschen mit Behinderung . . . 174
8.6.2 Gesunder Umgang mit Sterben und Tod . . . 178
9 Gesundheit der Betreuungskräfte . . . 181
9.1 Epidemiologie . . . 181
9.2 Risikofaktoren . . . 184
9.3 Problembereiche . . . 185
9.3.1 Probleme im Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen . . . 185
9.3.2 Probleme im Zusammenhang mit Infektionen . . . 186
9.3.3 Folgen des Gesundheitsverhaltens der Betreuer . . . 187
9.4 Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention . . . 188
Inhalt 8
10 Gesundheitsförderndes Gesamtkonzept . . . 193
10.1 Ansatzpunkte für ein gesundheitsförderndes Gesamtkonzept . . . 193
10.2 Planung eines gesundheitsfördernden Gesamtkonzeptes . . . 194
10.2.1 Problembereiche identifizieren . . . 195
10.2.2 Wissen und wissenschaftliche Evidenz . . . 198
10.3 Public Health Action Cycle . . . 199
10.3.1 Problemdefinition . . . 200
10.3.2 Zielformulierung . . . 200
10.3.3 Umsetzung . . . 201
10.3.4 Evaluation und daraus ableitbare Folgen . . . 202
10.4 Kosten und Nutzen . . . 202
10.4.1 Kosten-Nutzen-Bewertung . . . 203
10.5 Einigung über gesundheitsfördernde Basisangebote . . . 204
10.6 Bedeutung der Kommunikation . . . 206
10.6.1 Bewohnervertretung . . . 208
10.6.2 Vertretung der Angehörigen und gesetzlichen Betreuer . . . 208
11 Politische Handlungsfelder . . . 211
11.1 Der Begriff der Behinderung in Politik und Gesellschaft . . . 211
11.1.1 Der Begriff der geistigen Behinderung in Politik und Gesellschaft . . . 212
11.1.2 Daraus folgende anzustrebende Änderungen . . . 213
11.2 Auswirkungen dieser Sicht auf die Menschen in gemeinschaftlichen Wohnformen . . . 214
11.3 UN-Behindertenrechtskonvention, Inklusion und Gesellschaft . . . 215
11.3.1 Sicht der Bewohner in gemeinschaftlichen Wohnformen der Behindertenhilfe . . . 215
11.3.2 Sicht der Bevölkerung . . . 216
11.3.3 Daten zur Inklusion . . . 219
11.4 Wo findet Gesundheitsförderung für Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft statt? . . . 220
11.4.1 Gesundheitsförderung in der Kommune . . . 223
11.4.2 Gesundheitsförderung in gemeinschaftlichen Wohnformen der Behindertenarbeit im Rahmen der Inklusion . . . 225
Lösungsvorschläge zu den Aufgaben 12 Lösungsvorschläge zu den Aufgabenstellungen . . . 231
12.1 Antwort zu Aufgabe 1 . . . 231
12.2 Antwort zu Aufgabe 2 . . . 232
12.3 Antwort zu Aufgabe 3 . . . 237
12.4 Antwort zu Aufgabe 4 . . . 248
12.5 Antwort zu Aufgabe 5 . . . 250
12.6 Antwort zu Aufgabe 6 . . . 255
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Aus Lotte Habermann-Horstmeier, Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen, 1. Auflage (9783456859019) © 2018 by Hogrefe Verlag, Bern
Inhalt 9
12.7 Antwort zu Aufgabe 7 . . . 259
12.8 Antwort zu Aufgabe 8 . . . 262
12.9 Antwort zu Aufgabe 9 . . . 263
12.10 Antwort zu Aufgabe 10 . . . 269
12.11 Antwort zu Aufgabe 11 . . . 273
12.12 Antwort zu Aufgabe 12 . . . 274
Anhang und Serviceteil 13 Glossar . . . 283
14 Literatur und Linkverzeichnis . . . 335
14.1 Literaturverzeichnis . . . 335
14.2 Linkverzeichnis . . . 347
14.3 Literaturempfehlungen . . . 349
14.4 Linkempfehlungen . . . 352
15 Abbildungsverzeichnis . . . 355
16 Abkürzungsverzeichnis . . . 359
Stichwortverzeichnis . . . 363
Mein herzlicher Dank geht an die Bewohner und Mitarbeiter der zahlreichen Behinderten- einrichtungen, die ich bisher kennenlernen durfte. Sie haben die Arbeit an diesem Buch direkt und indirekt durch wertvolle Hinweise und Anregungen unterstützt.
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Aus Lotte Habermann-Horstmeier, Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen, 1. Auflage (9783456859019) © 2018 by Hogrefe Verlag, Bern
11
Vorwort
Menschen mit Behinderung haben nach der UN-Behindertenrechtskonvention – ebenso wie alle anderen Menschen – Anspruch auf eine adäquate Gesundheitsversorgung und damit implizit auch auf Maßnahmen der Gesundheitsförderung. In einem ersten Buch zu diesem Thema („Grundlagen der Gesundheitsförderung in der stationären Behinderten- arbeit“) wurde bereits deutlich gemacht, dass Public Health/Gesundheitswissenschaften dieses Gebiet bislang noch kaum als Forschungsgegenstand wahrgenommen hat. Auch über die Grundlagen der Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit hinaus gibt es in diesem Bereich bislang kaum zusammenfassende Publikationen. Das vorliegende Buch beschäftigt sich daher nun am Beispiel von gemeinschaftlichen Wohnformen, in denen v. a. Menschen mit schweren Formen der geistigen Behinderung, mit schweren psychischen Einschränkungen und mit schwerer Mehrfachbehinderung leben, mit weite- ren wichtigen Themen aus dem Bereich der Gesundheitsförderung in der Behindertenar- beit. Erörtert werden v. a. die folgenden Themen:
• Wo gibt es Ansatzpunkte der Gesundheitsförderung und Prävention, die über die gesundheitlichen Grundbedürfnisse der dort lebenden Menschen mit Behinderung hinausgehen?
• Welche epidemiologischen Faktoren sind bislang zu Erkrankungen und psychischen Einschränkungen bei Menschen mit Behinderung bekannt – und welche Bedingun- gen ergeben sich hieraus für gesundheitsfördernde und krankheitspräventive Maß- nahmen?
• Welche Rolle kann das SEO-Konzept hierbei spielen?
• Welche Probleme gibt es derzeit für Menschen mit Behinderung bei Kontakten mit Ärzten, Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen – und wie können diese Probleme gelöst werden?
• Wie kann ein gesundheitsfördernder bzw. krankheitspräventiver Umgang mit ein- schneidenden Ereignissen, Altern und Tod aussehen?
• Wie kann ein gesundheitsförderndes Gesamtkonzept für eine „Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung“ erstellt werden, das auch die Gesundheit der Betreu- ungskräfte als wichtigen Ansatzpunkt berücksichtigt?
• Wie hängen Gesundheitsförderung und Inklusion zusammen und welche Ansatz- punkte gibt es hier in Politik und Gesellschaft, um über eine bessere Inklusion von Menschen mit Behinderung auch eine bessere gesundheitliche Situation für diese Personengruppe zu erreichen?
Das Buch „Gesundheitsförderung in Behindertenwohneinrichtungen – Zum Umgang mit psychischen Störungen, Krankheit, Altern und Tod“ wendet sich an ein breites Publikum
Vorwort 12
im deutschsprachigen Raum. Die wissenschaftlich fundierten, aktuellen, leicht verständ- lichen und gut illustrierten Texte bieten jeweils einen ersten Einstieg in ein abgegrenztes Gesundheitsthema. Praxisbezogene Fragen zum Ende jedes Kapitels erlauben es, die Textinhalte mit der eigenen Erfahrungswelt zu verknüpfen. Um diesen Trans fervorgang zu unterstützen, finden sich am Ende des Buches ausführliche Lösungsvorschläge und ein umfangreiches Glossar sowie aktuelle Literatur- und Internetquellen. Als Adressaten kommen nicht nur Studierende im Bereich der Behindertenarbeit (Heilpädagogik, Son- derpädagogik, Behindertenpädagogik, Soziale Arbeit etc.) in Frage, sondern v. a. auch Interessenten, die bereits in Behinderteneinrichtungen oder im öffentlichen Bereich arbeiten, und sich mit der Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit beschäftigen möchten.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Buch bei personenbezogenen Bezeich- nungen die im Deutschen übliche, meist männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind damit jeweils Frauen und Männer gleichermaßen gemeint. Dies gilt insbesondere, da im Bereich der Gesundheitsberufe überwiegend Frauen tätig sind.
Villingen-Schwenningen, Juni 2018 Lotte Habermann-Horstmeier
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Glossar 13
Grundlagen und Fragen
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15
1 Einführung
Nach einer kurzen Einführung in die Themen „Gesundheitsförderung“ und „Inklusion“
soll dieses Buch
• Sie mit den Ansatzpunkten von Gesundheitsförderung und Prävention vertraut machen, die über die gesundheitlichen Grundbedürfnisse der Menschen mit Behin- derung hinausgehen.
• Ihnen einen Überblick über die Epidemiologie wichtiger Erkrankungen und psychi- scher Einschränkungen (einschl. Suchtverhalten) bei Menschen mit Behinderung verschaffen.
• Den Umgang mit einschneidenden Ereignissen, Altern und Tod thematisieren.
• Probleme aufzeigen, die für Menschen mit Behinderung bei Kontakten mit Ärzten, Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen bestehen.
• Ihnen dabei helfen, die Gesundheit der Betreuungskräfte als wichtigen gesundheits- fördernden Ansatzpunkt wahrzunehmen.
• Ihnen zeigen, welche Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention in den einzelnen Themenbereichen sinnvoll sein können.
• Ihnen deutlich machen, dass gesellschaftliche Teilhabe und politische Einflussnahme hier Ansatzmöglichkeiten sein können.
• Sie in die Lage versetzen, das Gelernte zum Thema „Gesundheitsförderung in Behin- dertenwohneinrichtungen“ sinnvoll einzusetzen, um daraus schließlich ein Gesamt- konzept für eine Einrichtung erarbeiten zu können.
Definition „Epidemiologie“
Die Epidemiologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Verteilung von Gesundheitszuständen in einer Bevölkerung beschäftigt sowie mit den Fakto- ren, die diese Verteilung beeinflussen.
1.1 Kurze Einführung in die Grundlagen der
Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit
Gesundheitsförderung und Prävention sind Teile von Public Health, einer anwendungs- orientierten Wissenschaft, die nicht den einzelnen Menschen im Blick hat, sondern „die Bevölkerung“ bzw. bestimmte Bevölkerungsgruppen. Ein zentrales Ziel von Public
Einführung 16
Health ist es, die Gesundheit der Menschen in einer Bevölkerung zu verbessern, indem sie ihre Gesundheitsressourcen stärkt und die Entstehung von Krankheiten verhindert.
Die Gesundheitschancen sind in unserer Gesellschaft jedoch noch immer sehr ungleich verteilt. Eine Bevölkerungsgruppe mit deutlich schlechteren Gesundheitschancen sind Menschen mit Behinderung.
Definition „Gesundheitsförderung“
Der Begriff der Gesundheitsförderung umfasst alle Aktivitäten und Maßnahmen, die der Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potenziale der Menschen die- nen. Gesundheitsförderung soll somit einen Prozess in Gang setzen, der allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit ermög- licht und sie dadurch zu einer Stärkung ihrer Gesundheit befähigt. Darüber hinaus soll Gesundheitsförderung die gesellschaftlichen Bedingungen so verändern, dass sich die gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen verbessern.
Definition „Ressourcen“
Im Bereich von Public Health versteht man unter Ressourcen Einflussfaktoren, die die Gesundheit eines Menschen fördern können. Man unterscheidet hierbei per- sonale, soziale und materielle Ressourcen. Externale Ressourcen sind Ressour- cen, die in der Umwelt eines Menschen liegen (z. B. das soziale Umfeld eines Men- schen, die ökonomischen und ökologischen Bedingungen, in denen er lebt, sein berufliches Umfeld und die soziale Unterstützung, die er durch die Menschen in seiner Umgebung erfährt). Internale Ressourcen liegen im Menschen selbst.
Hierzu gehören neben den genetischen Anlagen eines Menschen auch andere individuelle Ressourcen, wie z. B. soziale Kompetenz, Selbstvertrauen, Problemlö- sefähigkeit, Lernbereitschaft, Kooperationsfähigkeit sowie auch seine körperli- chen und geistigen Fähigkeiten.
Definition „Prävention“
Ziel der (Krankheits-)Prävention, d. h. der Krankheitsverhütung ist es, durch sozi- ale oder medizinische Maßnahmen bzw. Verhaltensweisen die Gesundheit zu fördern und die Entstehung von gesundheitlichen Schädigungen zu verhindern (Primärprävention). Darüber hinaus verhindern präventive Maßnahmen das Fortschreiten einer bereits bestehenden Erkrankung (Sekundärprävention) und/
oder vermeiden Folgeschäden (Tertiärprävention). Verhältnisprävention will die Gesundheit von Menschen dadurch verbessern, dass sie ihre Umwelt sowie ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen positiv beeinflusst. Maßnahmen der Verhalten- sprävention sind darauf ausgerichtet, das Verhalten der Menschen so zu beein- flussen, dass es ihrer Gesundheit dient.
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Kurze Einführung in die Grundlagen der Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit 17
In diesem Buch beschäftigen wir uns vorwiegend, aber nicht ausschließlich, mit Men- schen mit Behinderung, die in Einrichtungen der stationären Behindertenhilfe (ab 2020 in Deutschland: in gemeinschaftlichen Wohnformen) leben. Es sind meist Menschen mit schwereren Beeinträchtigungen. Etwa 60 % hiervon sind Menschen mit geistiger Behin- derung. Viele von ihnen haben auch zusätzlich körperliche Einschränkungen. Bei knapp einem Viertel der Menschen mit Behinderung, die in Einrichtungen leben, stehen psy- chisch-seelische Einschränkungen im Vordergrund. Menschen mit ausschließlicher Kör- per- oder Sinnesbehinderung machen nur einen geringen Teil der Bewohner solcher Ein- richtungen aus. Weniger als 5 % sind Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung.
An dieser Stelle wollen wir nicht näher auf die Grundlagen von Gesundheitsförde- rung und Prävention sowie auf die Definition des Begriffs „Behinderung“ eingehen und verweisen dazu auf Band 4 der Kompaktreihe Gesundheitswissenschaften „Grundlagen der Gesundheitsförderung in der stationären Behindertenarbeit“ (Habermann-Horst- meier, 2017c)des Hogrefe Verlages sowie auf das Glossar in unserem Buch. Dort wurde bereits näher erläutert, dass nach der UN-Behindertenrechtskonvention (Deutsche Ver- sion der UN-Behindertenrechtskonventionen, 2006) Menschen mit Behinderung auch im Hinblick auf Gesundheitsförderung und Prävention die gleichen Rechte (und entspre- chend ihren Fähigkeiten auch die gleichen Pflichten) haben wie alle Menschen. Auch sie haben den Anspruch, in gesundheitsfördernden Lebenswelten (Settings) leben zu kön- nen, die entsprechend ihren Bedürfnissen und Wünschen gestaltet sind. Um dies zu erreichen, sollen nachhaltig gesunde Strukturen geschaffen und nicht nur kurzfristige Projekte durchgeführt werden.
Gesundheitsförderung in der stationären Behindertenarbeit (bzw. in gemeinschaft- lichen Wohnformen) unterscheidet sich dabei jedoch aufgrund der individuellen und strukturellen Gegebenheiten in wichtigen Punkten von der allgemeinen Gesundheitsför- derung. Sie erfolgt an einer Schnittstelle zwischen der Bevölkerungsebene und der Ebene des Individuums. Nur dann, wenn Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit jeweils auch die individuellen Faktoren der Menschen mit Behinderung sowie ihre Bedürfnisse und Wünsche bei den zu planenden Maßnahmen und ihrer Umsetzung mit berücksichtigt, können diese Maßnahmen zielführend sein. Gesundheitsförderung in der Behindertenarbeit findet dabei grundsätzlich in einem bestimmten Setting, einer Lebenswelt, statt (z. B. in einer Wohneinrichtung, einer Wohngruppe, einer Schule oder einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung). Hierbei werden die Stimmen der Men- schen mit Behinderung – d. h. auch die der Menschen mit schwerer geistiger oder schwe- rer Mehrfachbehinderung – in gleichem Maße gehört wie die Stimmen der Menschen ohne Behinderung. Wenn ein Mensch mit Behinderung nicht, nicht immer oder nicht in allen relevanten Bereichen in der Lage ist, seine Bedürfnisse und Wünsche in den Pro- zess der Gesundheitsförderung mit einzubringen, soll dies durch anwaltschaftliches Ein- treten eines „Fürsprechers“ (z. B. seiner Angehörigen, Freunde, Betreuer etc.) geschehen.
Grundsätzlich sollen verhältnisbezogene Maßnahmen in einem solchen Setting eine deutlich größere Rolle spielen als verhaltensbezogene Maßnahmen. Um verhaltensbezo- gene Maßnahmen umsetzen zu können, soll gesundheitsbewusstes Verhalten in den Ein- richtungen vorgelebt werden (Vorbildfunktion). Anstatt Verbote auszusprechen, ist es sinnvoll, gesundheitsbewusstes Verhalten grundsätzlich mit Positivem zu verbinden.