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Archiv "107. Deutscher Ärztetag: Zentren und Nischen" (28.05.2004)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2228. Mai 2004 AA1537

S E I T E E I N S

107. Deutscher Ärztetag

Zentren und Nischen Ä

rzte sind keine Anbieter, und Pa-

tienten sind keine Kunden“, konstatierte der scheidende Bun- despräsident, Johannes Rau, bei der Eröffnung des 107. Deutschen Ärz- tetages am 18. Mai in Bremen. Die Zuhörer waren ganz seiner Mei- nung.

Die politische Meinungsbildung läuft anders. Heilberufler und Pa- tienten sind hiernach wirtschaf- tende Subjekte, die sich

auf dem Gesundheits- markt treffen. Dort wird Effizienz an- gestrebt, um Ge- sundheitsleistun- gen preiswert er- bringen zu kön- nen. Methode der Wahl ist die Konzen- tration der Leistun- gen und damit ein- hergehend die Zen- tralisierung der In- stitutionen.

Vor diesem Hin- tergrund sind auch die radikalen Verän- derungen zu sehen, die der 107. Deut-

sche Ärztetag an der (Muster-) Berufsordnung vorgenommen hat.

Wenn diese Musterordnung dem- nächst länderweise umgesetzt wird, dann können sich Ärztinnen und Ärzte künftig in den verschieden- sten Formen niederlassen oder zwi- schen ambulanter und stationärer Versorgung tätig werden: Neben den herkömmlichen Freiberufler in Einzel- oder Gemeinschaftspraxis tritt der niedergelassene ärztliche Unternehmer, der eine Praxis mit Zweigstellen unterhält oder ein Medizinisches Versorgungszentrum betreibt. Angestellte Ärzte können ambulant arbeiten sowohl in Zen- tren wie auch in den Praxen von Kollegen.

Für viele ergeben sich daraus un- geahnte Berufschancen, als Unter- nehmer, als Angestellter in einem Bereich, der bisher weitgehend ab- geschottet war. Auf der Strecke bleibt der niedergelassene Freibe- rufler. Er, der den Arztberuf über Generationen und Generationen geprägt hat, wird zur Randerschei- nung. Damit wandelt sich auch das

Arztbild in der Bevölkerung.

Nicht erst das GKV- Modernisierungsgesetz führt zur Zentrali- sierung medizini- scher Leistung, aber es forciert sie auf dem am- bulanten Sektor.

Im stationären Sek- tor ist die Konzen- tration bereits seit langem im Gange und weit fortge- schritten. Ein Wei- teres wird dem- nächst mit DMP und DRGs besorgt, und zu erwarten ist auch, dass die anhaltende

Forderung nach „Min- destmengen“ (Nähe- res dazu in diesem Heft) zur weiteren Konzentration bei- tragen wird. Zum Nachteil der klei- nen Krankenhäuser schlägt auch aus, dass, wie vom Ärztetag er- neut bekräftigt, der Allge- meininternist zum Aussterben verurteilt ist.

Neben die weiter fortschreiten- de Ausdünnung der Krankenhaus- landschaft tritt nun im Gefolge des GKV-Modernisierungsgesetzes auch die Ausdünnung der ambulan- ten Versorgung. Das Gesetz habe

einen Paradigmenwechsel eingelei- tet und bedeute den Abschied von der flächendeckenden, wohnortna- hen fachärztlichen Versorgung, re- sümierte der Präsident der Bundes- ärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, auf dem Ärztetag in Bremen.

Es ist kurios – ausgerechnet heu- te, da unsere Gesellschaft altert und die Zahl der jungen wie alten Singles zunimmt, wird aus überwiegend wirtschaftlichen Erwägungen die medizinisch-ärztliche Versorgung punktuell konzentriert. Das bedeu- tet lange Anfahrten für Alte und Kranke und soziale Isolation der Kranken, die in zentralen Einrich- tungen aufgenommen werden müs- sen. Der mit vielen Vorschusslorbee- ren bedachte Hausarzt der Zukunft wird das Verschwinden des wohnort- nahen Spezialisten und örtlichen Krankenhauses kaum kompensie- ren können.

Aber wie immer bei Konzentra- tionsprozessen, es bilden sich Ni- schen, in denen es sich gut leben lässt.

Für eine begrenzte Anzahl von Ärz- ten wird es sehr reizvoll sein, als Einzelarzt höchst privat Patienten zu versorgen. Es wird Chan- cen für eine wohnortna- he stationäre Versor- gung neuen Typs ge- ben, wo alte Kranke aufgenommen und junge Singles wäh- rend einer akuten Krankheit versorgt werden, wo Todkran- ke in Ruhe sterben kön- nen und wo Patienten, die gemäß DRG halb gesund entlas- sen wurden, gesund gepflegt wer- den. Ansätze zu all dem gibt es schon.

Einen kleinen Schönheitsfehler haben die Nischen möglicherweise:

Sie kosten und müssen bezahlt wer- den. Zumeist privat. Norbert Jachertz Den Aufbruch nach Berlin hat

die Bundesärztekammer ge- nutzt, um auch ihr Logo der Zeit anzupassen. Es ist eleganter und bewegter geworden (oben), verglichen mit dem strengen Adler (unten), der die vergange- nen Jahrzehnte die Drucksachen der Bundesärztekammer zierte.

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