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Archiv "Pharmacon Davos: Qualitätssicherung in Eigenregie" (20.02.2004)

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it einer Qualitätsoffensive wol- len die Apotheker auf das GKV- Modernisierungsgesetz (GMG) reagieren, das für die Pharmazeuten eine neue Zuzahlungsregelung und Arzneimittelpreisverordnung, die Preis- freigabe im Over-the-counter(OTC)- Sektor, den Versandhandel und den Mehrbesitz von Apotheken vorsieht. In einem enormen politischen Kraftakt sei es der Apothekerschaft im vergangenen Jahr gelungen, den Bestand der freien Heilberufsapotheke zu sichern, im Kampf um deren Erhalt müssten „die Vorteile für den Kunden aber auch er- lebbar sein“, sagte Johannes Metzger bei der Eröffnung des Fortbildungskon- gresses Pharmacon in Davos. Der Präsi- dent der Bundesapothekerkammer rief dazu auf, das Jahr 2004 zum „Jahr der Beratung“ zu machen. „Es nützt uns gar nicht, wenn wir der fortbildungswillig- ste Heilberuf sind, dieses Wissen aber nicht kommunizieren“, sagte Metzger und mahnte seine Kollegen, dass Groß- anbieter in einer immer dichter werden- den Abfolge von Testkäufen zu belegen versuchten, dass es mit der Beratung in Apotheken „nicht weit her“ sei.Als Hil- festellung zur Qualitätssicherung bietet die Mehrheit der Landesapothekerkam- mern daher ab März 2004 das „Pseudo- Customer-Konzept“ an.

Dieses sieht vor, dass ein „Testpati- ent“ die Apotheke unter dem Vorwand betritt, unter einem Symptom zu leiden, ein Arzneimittel zu benötigen oder ein Rezept einlösen zu wollen. Nach dem Gespräch wird die Beratung mittels eines standardisierten Fragebogens nach fachlichen und kommunikativen Aspek- ten bewertet. Noch ist die Teilnahme an diesem Konzept freiwillig, obwohl es

Überlegungen gibt, die Überprüfung zur Pflicht zu machen. Als Bonus sollen die teilnehmenden Apotheken nicht nur ein Zertifikat erhalten, sondern sich auch mit einem „attraktiven äußeren Zei- chen“ schmücken dürfen, welches den Kunden ein „Signal“ der Kompetenz vermitteln werde, sagte Metzger.

In einer ersten Bilanz nach In-Kraft- Treten des GMG betonte der Haupt- geschäftsführer der ABDA – Bundes- vereinigung Deutscher Apotherkerver- bände Prof. Rainer Braun, dass es zu Jahresbeginn bei den Patienten starke Irritationen bezüglich der Zuzahlungs- regelung und Selbstfinanzierung von OTC-Arzneimitteln gegeben habe. Ob- wohl die ärztlichen Verordnungen von rezeptfreien Arzneimitteln im Januar um bis zu 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen seien, hätten die Patienten nur unwesentlich mehr OTC-Präparate auf eigene Rechnung gekauft.

Ärzte und Apotheker führen

„Grünes Rezept“ ein

Ärzte und Apotheker befürchten da- her, dass Patienten aus Sparsamkeit nur selten der mündlichen, ärztlichen Empfehlung folgen werden, rezeptfreie Arzneimittel zu erwerben und einzu- nehmen. Zur Verbesserung der Compli- ance führen der Apothekerverband Nordrhein und die Kassenärztliche Ver- einigung Nordrhein in diesen Tagen das so genannte Grüne Rezept ein. Das op- tisch grün gestaltete Formular, das an- sonsten dem Rezept für verschrei- bunsgpflichtige Arzneimittel ähnelt, soll eine „psychologische Wirkung“

ausüben. „Apotheker erfahren häufig von Patienten, dass Arzneimittel, die nicht verschrieben werden müssen, auch nicht so wichtig sein können“, be- richtete ABDA-Präsident Hans-Gün- ter Friese. Der Verzicht auf die Einnah- me sei jedoch zum Schaden des Patien- ten. Das Grüne Rezept erhöhe die

„Wertigkeit“ der ärztlichen Empfeh- lung für den Patienten gegenüber einer rein mündlichen Beratung.

Auch bezüglich der veränderten Zu- zahlungsregelung bestehe Kommunika- tionsbedarf durch den Apotheker, er- klärte Braun. Angesichts eines durch- schnittlichen Preises bei OTC-Arznei- mitteln von sieben Euro und einer Min- destzuzahlung in der GKV von fünf Eu- ro betrage die zusätzliche Belastung für die Patienten nur zwei Euro. „Bei ent- sprechender Information werden die Patienten es sicherlich akzeptieren, re- zeptfreie Arzneimittel auch aus eigener Tasche zu bezahlen.“

Braun betonte, dass die von der Poli- tik geplante Zulassung des Fremdbesit- zes verhindert werden konnte. Der Mehrbesitz mit einer Haupt- und bis zu drei Filialapotheken erfolge nach glei- chen Spielregeln. Ansätze für einen Wettbewerb im Apothekenbereich zeigten sich noch verhalten. „Es gibt weder eine Gründungswelle für Ver- sand- noch für Filialapotheken“, so Braun. „Das Apothekenmonopol ist in den Kernpunkten verteidigt worden, aber in der Zukunft müssten „Monopo- le begründet und verdient werden.“

Nach Angaben des ABDA-Hauptge- schäftsführers haben die politischen Einflüsse aus der Europäischen Union zugenommen. Braun verwies auf eine Erklärung von EU-Kommissar Mario Monti am 11. Dezember 2003, in der er aufgrund einer EuGH-Entscheidung eine weitere Liberalisierung der Apo- theken fordert. Diese sieht den Fremd- besitz und den Preiswettbewerb auch bei verschreibungspflichtigen Arznei- mitteln vor. Nach Brauns Überzeugung gäbe es dann zwei Richtungen, in die sich der Apothekerberuf entwickeln könnte: Entweder zum reinen Pharma- kaufmann, der Rendite durch hohen Umsatz machen will, oder zum ökono- mischen Pharmazeuten, der Rendite aus pharmazeutischen Dienstleistun- gen generiert. Dr. med. Vera Zylka-Menhorn P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 820. Februar 2004 AA473

Pharmacon Davos

Qualitätssicherung in Eigenregie

Ab März bieten die Landesapothekerkammern das „Pseudo-

Customer“-Konzept mit Beratungszertifikat an. Die Compliance

für OTC-Präparate soll mit „Grünem Rezept“ verbessert werden.

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