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Archiv "Das GKV-Modernisierungsgesetz und die Folgen – Beske: „Veränderung ist keine Verbesserung“" (12.05.2006)

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as GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) muss in seinen Einzelre- gelungen und in seiner Gesamt- wirkung auf das Gesundheitswesen ausgewertet werden, bevor man weitere Reformen angeht. Diese Forderung hat Prof. Dr. med. Fritz Beske Anfang Mai in Berlin erhoben. Bislang mangelt es an wissenschaftlichen Studien zu den Folgen der jüngsten Gesundheitsre- form, das heißt: „Es fehlt die vom Bundesgesundheitsministerium sonst immer wieder geforderte Qualitätssi- cherung dessen, was gemacht wurde.“

Weitere kostspielige Experimente im Gesundheitswesen brauche man nicht, sagte Beske.

Ausgangspunkt für seine Kritik ist eine aktuelle Studie zum GMG, die er gemeinsam mit dem ehemaligen Hauptgeschäftsführer der Ärztekam- mer Schleswig-Holstein, Dr. med. Karl- Werner Ratschko, verfasst hat. Die Analyse lasse eher erkennen, dass die mit dem GMG verbundenen Ziele, wie Stabilisierung der Beitragssätze in der Gesetzlichen Krankenversicherung, Bü- rokratieabbau und Verbesserung der Qualität in der Versorgung, bislang nicht erreicht wurden. Nur bei zwei von insgesamt zwölf Kriterien falle die Be-

urteilung positiv aus, und zwar bei der Stärkung der Eigenverantwortung von Patienten und beim Ausbau ihrer Be- teiligungsrechte.

Weil zu wenig objektive Daten vor- liegen, stützen sich Beske und Ratschko auf die Berichterstattung über die Fol- gen des GMG. Ausgewertet wurden rund 3 500 Berichte, Interviews, Stellung- nahmen, Kommentare, Pressemitteilun- gen und Zeitschriftenaufsätze. Auf die- ser Basis wird die Umsetzung von elf konkreten Regelungen des GMG skiz- ziert, darunter Integrierte Versorgung, Hausarztmodelle, Praxisgebühr und Bonusprogramme. Abschließend wur- den in einer Tabelle Angaben zur Ziel- erreichung zusammengefasst.

„Im Ergebnis werden die Aussagen der Politik zum Erfolg des GMG nicht bestätigt“, betonte Beske. „Es gibt kei- ne Rechtfertigung für eine positive Be- urteilung des GMG.“ Vielmehr werde in Praxen niedergelassener Ärzte und Zahnärzte Personal abgebaut, und Kurzarbeit nehme zu. Finanzmittel wür- den aus der Regelversorgung von Pati- enten abgezogen, vor allem für die In- tegrierte Versorgung, ohne dass die Verwendung dieser Mittel und der Er- folg der Projekte nachgewiesen seien.

Längst sei die Versorgungslandschaft zur „bunten Wiese“ geworden, die sich zunehmend unüberschaubar gestalte.

„Das ist die blanke Intransparenz“, kritisierte auch Dr. med. Leonhard Hansen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nord- rhein. Ihn stört zudem, dass im Rahmen von Gesetzgebungsverfahren wie dem zum GMG immer so getan werde, als ob vorgesehene neue Strukturen auf ärztlicher Seite keine negativen finan- ziellen Auswirkungen hätten. Dabei müssten die Vertragsärzte bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 55 Stunden heute rund 14 Stunden für die administrativen Anforderungen von Chronikerprogrammen, Praxisge- bühr oder auch Krankenkassenanfra- gen aufwenden. „Auch in einer KV schlägt sich das nieder“, ergänzte Han- sen. In Nordrhein seien zwölf Mitarbei- ter mit der Administration der Praxis- gebühr beschäftigt. Dazu kämen Anfor- derungen infolge strengerer Wirtschaft- lichkeitsprüfungen oder der Einführung neuer Versorgungsformen.

Kritik an der Studie von Beske und Ratschko äußerte allerdings Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands. Eine fun- dierte Diskussion über die Effekte der letzten Gesundheitsreform könne wich- tige Hinweise geben für die aktuelle Reformdiskussion, sagte er. Doch die vorgelegte Studie dokumentiere vor al- lem Veröffentlichungen aus ärztenahen Medien und liefere „eine interessante Zusammenschau ärztlicher Vorbehalte und Vorurteile gegen wettbewerbsori- entierte Reformpolitik“.

Das GMG sei erst so kurz in Kraft, dass viele Regelungen ihre Wirkung noch gar nicht hätten entfalten können.

Hausarztmodelle und Chronikerpro- gramme zeigten allerdings bereits posi- tive Effekte. Nach Ahrens’ Ansicht macht es keinen Sinn abzuwarten, bis jede Neuerung evaluiert ist: Man müsse

„weiter experimentierfreudig“ auf mehr Wettbewerb, mehr Qualität, mehr Transparenz der ärztlichen Behand- lungsqualität und mehr Wahlfreiheit für Versicherte hinarbeiten. Sabine Rieser

A

A1266 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 19⏐⏐12. Mai 2006

Das GKV-Modernisierungsgesetz und die Folgen

Beske: „Veränderung

ist keine Verbesserung“

Einer Studie zufolge wirkt die Reform nicht wie erhofft.

Zahlreiche Integrationsverträge umfassen Hüftgelenksoperationen und die Rehabilita- tion danach. Evaluationsdaten sind aber rar.

Foto:SUPERBILD

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