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AM EHESTEN AUF KEINEN FALL
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Darstellung 1 ..11
TI STRUKTUR NACH MEINUNG DER BURGER
QUELLE: NACH INFRATEST GESUNDHEITSFORSCHUNG, BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG SEPTEMBER 1981 55 7 UNrALL- VE, SIgHE RUNG
62 Z
STRUKTUR WISSEN-
SCHAFT
AUSBIL- DUNG
ARBEITS- LOSENVER- SICHERUNG
VER.
GENSBLDG.
SPARFOR- DERUNG
2062 Heft 44 vom 29. Oktober 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Im Auftrag der Pressestelle der deutschen Ärzteschaft hat Infra- test-Gesu ndheitsforschu ng, Mün- chen, in den Monaten August und September dieses Jahres zwei Re- präsentativbefragungen durchge- führt. Die erste Umfrage richtete sich an Kassenärzte und sollte de- ren Einstellung zu der eingeschla- genen Honorarstrategie der Kas- senärztlichen Vereinigungen so- wie deren Bemühungen um ver- besserte Information der Kassen- ärzte ergründen. Die zweite Um- frage war an die Bevölkerung ge- richtet, mit dem Ziel herauszufin- den, wo nach Meinung des Bür- gers am ehesten gespart werden soll und welche konkreten Vor- schläge zum Sparen in der gesetz- lichen Krankenversicherung von der Mehrheit der Bevölkerung mit- getragen werden.
Die Ärztebefragung hat ergeben, daß rund 80 Prozent der Kassen- ärzte von der Strategie einer inten- sivierten ambulanten kassenärztli- chen Versorgung auch zum Zwek- ke der Einsparung von Kosten in anderen Leistungsbereichen der gesetzlichen Krankenversiche- rung überzeugt sind und gleich- falls mit überzeugender Mehrheit den Weg für richtig halten, ärztli- ches Verhalten im Sinne einer wirtschaftlichen Leistungserbrin- gung durch sachgerechte Infor- mationen zu unterstützen.
Insgesamt 94 Prozent der befrag- ten Ärzte können sich an solche Informationen durch die Kassen- ärztlichen Vereinigungen erin- nern, wobei dies in erster Linie Rundschreiben (89 Prozent), Ap- pelle (58 Prozent) und Zeitschrif-
tenartikel (54 Prozent.) sind. Auf die weitergehende Frage, welche Informationen besonders brauch- bar sind, wurden von den Kassen- ärzten vor allem Rundschreiben, statistisches Material und berufs- politische Veranstaltungen ge- nannt. Zeitschriftenartikel im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT und in den Blättern der Ärztekammern und der Kassenärztlichen Vereini- gungen folgen auf dem zweiten Rang. Aufrufe an die Kassenärzte und Merkblätter für die Patienten schließen sich an.
Wo nach Auffassung des Bürgers am ehesten gespart werden sollte und wo auf keinen Fall, zeigt die Zusammenfassung der Ergebnis- se der Bevölkerungsumfrage in Darstellung 1. Danach lehnt der weitaus größte Teil der Bevölke- rung Einsparungen in der Sozial- versicherung, insbesondere in der Renten- und Krankenversiche- rung, entschieden ab. So meinen mehr als 80 Prozent der Bürger, in der Rentenversicherung dürfe auf keinen Fall gespart werden, und rund 70 Prozent wollen keine Ab- striche in der sozialen Krankenver- sicherung hinnehmen.
Mehrheit der Bevölkerung
ist zu Eigenbeteiligung bereit
Breite Zustimmung
der Kassenärzte zu Informationsbemühungen der KVen
Die Frage „Wären Sie grund- sätzlich bereit, auf einzelne Lei- stungen, die heute von Ihrer Kran- kenkasse bezahlt werden, zu ver- zichten beziehungsweise einen Ei- genbeitrag zu leisten, wenn da- durch weitere Anhebungen der Beiträge verhindert werden kön- nen?" bejahen 56 Prozent der Be- fragten, 44 Prozent dagegen leh- nen dies ab.
Demnach ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung zu einem Lei- stungsverzicht oder der Zahlung eines Eigenbeitrags grundsätzlich bereit, wenn hierdurch die Bei- tragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung stabil gehal- ten werden können.
Wie die Bevölkerung zu konkreten Vorschlägen steht, die in der aktu- ellen Diskussion um Sparmaßnah- men im Gesundheitswesen erör- tert werden und zum Teil in die
. . . und wie stehen Sie zu konkreten Sparvorschlägen?
STRUK R
54% ZAHLE DM 2,-- JE VERORDNETES MEDIKAMENT
•
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55% I K L, IDLG. ZAHLE B S ZU DM 5,-- JE FAHRT ZAHLE DM 1,-- JE BAD ODER MASSAGE DA
58% 24%
NICHT BEREIT
185
27 5
29 5 BEREIT
ZAHLE BAGATELL-ARZNEIMITTEL SELBST
41'
52 % ee . 1 E I N ORIGINALKRANKENSCHEIN JE OUARTAL QUARTAL; 28 %
9 ZAHLE DM 30,-- JE ABGEGEBENEN KRANKENSCHEIN 79 %
I
70 00 1 1
80 50 40 310 210 10 10 20 30 40 50 GO
0AE1,1E: NACH INFRATEST GESUNDHEITSFORSCHUNG. BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG SEPTEMBER 1981
70 80 0
Darstellung 2
10 0 ZAHLE DM 10,-- ESSENSZUSCHUSS JE KRANKENHAUSTAG 770
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MARTIN. Keßrin- 4e),
Die Information:
Bericht und Meinung Eigenbeteiligung
Beratungen zum Kostendämp- fungs-Ergänzungsgesetz einge- gangen sind, verdeutlicht die Dar- stellung 2. Sofern hierdurch Bei- tragssatzanhebungen vermieden werden können, sind 64 Prozent der Bürger bereit, sogenannte Bagatellarzneimittel, also etwa Schnupfenmittel, Hustensäfte, Schmerzmittel, Abführmittel oder Stärkungsmittel voll selbst zu bezahlen.
59 Prozent sind mit der im Regie- rungsentwurf zum Kostendämp- fungs-Ergänzungsgesetz vorgese- henen Regelung einverstanden, wonach Brillen nur noch alle drei Jahre zu Lasten der Krankenkas- sen verordnet werden sollen, so- fern medizinische Gründe dem nicht entgegenstehen.
58 Prozent wären auch bereit, bei Heilmitteln — Bäder, Massagen und dergleichen — statt bisher 1 DM für eine ganze Behandlungs- serie einen Eigenanteil von 1 DM je Einzelanwendung zu zahlen.
Ebenfalls mitgetragen würden von der Mehrheit der Bevölkerung eine Beteiligung an den Fahrtko- sten zur ärztlichen Behandlung bis zu 5 DM pro Fahrt (55 Prozent) und eine Zuzahlung von 2 DM je verordnetes Medikament (54 Pro- zent). Mehr als die Hälfte der Be- fragten (52 Prozent) hätte
schließlich nichts dagegen, wenn es statt des bisherigen Scheck- heftes mit mehreren Kranken- scheinen künftig nur noch einen Originalkrankenschein pro Quar- tal gäbe.
Eindeutig abgelehnt wurden aber 10 DM Essenszuschuß je Kranken- haustag, die der Versicherte selbst zahlen soll, sowie 30 DM Zuzah- lung je abgegebenen Kranken- schein.
Zusammenfassend: Die Mehrheit der Bevölkerung ist durchaus be- reit, gewisse direkte finanzielle Belastungen, soweit sie noch als geringfügig eingestuft werden können, in Kauf zu nehmen.
Diejenigen Sparmaßnahmen, die im Kostendämpfungs-Ergänzungs- gesetz in Richtung des Versicher- ten vorgesehen sind, werden dem- nach von einer breiten Mehrheit unterstützt. stü
PTO
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 44 vom 29. Oktober 1981 2063