Aktuelle Medizin FÜR SIE GELESEN
tersucht. 22 Prozent der Patienten hatten bereits eine akute, klinisch manifeste Hepatitis durchgemacht.
82 Prozent zeigten Zeichen einer durchgemachten B-Virus-Infektion (6 HBs-Antigen-Träger, 71 Prozent HBs-Antikörper-Träger, 72 Prozent HBc-Antikörper-Träger). Bei 39 Pro- zent der Hämophilen wurden erhöh- te Transaminasen gefunden, so daß anzunehmen ist, daß sie an einer chronischen, zum Teil klinisch stum- men Hepatitis leiden. Aus diesem Grund sollte bei allen Blutern gezielt nach einer chronischen Leberent- zündung gesucht werden, wenn — wie meistens — anamnestisch Blut- oder Plasmakonserven gegeben wurden.
Butler, R.; Stampfli, K.: Hepatitisepidemiolo- gie bei Schweizer Hämophilen, Schweiz. med.
Wschr. 109 (1979) 1449-1453, Blutspende- dienst SRK, Zentrallaboratorium, Wankdorfer- straße 10, CH-3000 Bern 22
Blue-Rubber-Bleb-Nevus- Syndrom
Zu den seltenen gastrointestinalen Blutungsquellen mit charakteristi- schen Hautveränderungen gehört das Blue-Rubber-Bleb-Nevus-Syn- drom, von dem bislang über 40 Fälle mitgeteilt wurden. Das Krankheits- bild, auf das Bean 1958 erstmals auf- merksam machte, ist durch prall mit Blut gefüllte kavernöse Hämangio- me charakterisiert, die bereits bei Geburt bestehen und mit Durchmes- sern von 1 Millimeter bis 10 Zentime- ter variieren. Ähnliche Hämangiome finden sich mitunter in den Lungen, der Leber, der Milz und in der Ge- lenkkapsel. Von besonderer Bedeu- tung sind die Veränderungen am Verdauungstrakt, die zu massiven Blutungen Anlaß geben können. Die Diagnose einer Mitbeteiligung des Magen-Darm-Trakts kann radiolo- gisch, endoskopisch und angiogra- phisch gestellt werden. Bei der Ma- gen-Darm-Passage imponieren mul- tiple polypoide Füllungsdefekte. R
McCauley, R. G. K.; Leonidas, J. C.; Bartoshes- ky, L. E.: Blue Rubber Bleb Nevus Syndrome.
Radiology 133 (1979) 375-377, Division of Pe- diatric Radiology, New England Medical Cen- ter Hospital, Boston
Konservative Behandlung der Urge-lnkontinenz in der Gynäkologie
40 gynäkologische Patientinnen mit motorischer und sensorischer Urge- Inkontinenz wurden mit dem Spas- molytikum Flavoxat behandelt. Vor Beginn der Therapie und vier Wo- chen danach wurden die subjekti- ven Angaben registriert und zysto- urethro-tonometrische Messungen durchgeführt. Bei 65 Prozent der Pa- tientinnen kam es unter Flavoxat zu einer Besserung oder Beseitigung der Drangsymptomatik. Die Inkonti- nenz war bei einem Drittel der 'Pa- tientinnen deutlich gebessert oder beseitigt, bei einem weiteren Drittel geringfügig gebessert. Die zysto- urethro-tonometrischen Messungen ergaben eine Zunahme der Blasen- kapazität im Stehen und eine Reduk- tion der Häufigkeit autonomer De- trusorkontraktionen; die Resturin- menge blieb konstant. Mit der Flavo- xat-Therapie konnte somit nur bei einem Teil der Patientinnen eine wesentlich subjektive und zysto- urethro-tonometrisch erfaßbare Ver- besserung der Urge-Inkontinenz er- reicht werden. See
Briel, R. C., Gassner, K.: Erste Erfahrungen mit Flavoxat bei blasenbedingten Inkontinenzfor- men in der Gynäkologie, Geburtsh. u. Frauen- heilk. 40 (1980) 242-245, Univ.-Frauenklinik Tübingen
Ganglion-coeliacum- Blockade
bei Pankreasschmerz
Pankreaskarzinom und chronische Pankreatitis gehen mit heftigen, in den Rücken ausstrahlenden Schmerzen durch Einbeziehung des Ganglion coeliacum einher, die ho- he Dosen von Analgetika erforder- lich machen. Splanchnikektomie und Ganglionresektion sind mit wechselndem Erfolg eingesetzt wor- den. Der Autor berichtet über seine siebenjährige Erfahrung mit einer Ganglionblockade unter Röntgen- kontrolle. Unter fluoroskopischer Kontrolle wird dabei eine Nadel in Höhe der zwölften Rippe 8 bis 10 cm lateral der Mittellinie vorgeführt. Zu-
nächst werden 30 ml eines 0,25pro- zentigen Lokalanästhetikums inji- ziert, nach Sistieren des Schmerzes erfolgt die Instillation von 40 ml ei- ner 25prozentigen Alkohollösung.
Bei 4 von 45 Patienten kam es zu einem vorübergehenden Blutdruck- abfall als Folge der Blockade. Von 36 Pankreaskarzinompatienten, die 2 bis 5 Monate überlebten, wurden 16 vollkommen oder weitgehend schmerzfrei, es gab nur 4 Therapie- versager. In der Gruppe der chroni- schen Pankreatitiden konnten 3 Pa- tienten ganz auf Analgetika verzich- ten, bei 2 Patienten konnte eine Re- duktion des Analgetikagebrauchs um 50 Prozent erzielt werden.
Hegedüs, v.: Relief of pancreatic pain by radiography-guided block, Amer. J. Roent- genol. 133 (1979) 1001-1103, Department of Diagnostic Radiology, Glostrup University Hospital, Copenhagen, Dänemark
Komplikationen der Zystektomie
Berichtet wird über die Komplikatio- nen nach 50 aufeinanderfolgenden Zystektomien, die unter optimalen Bedingungen (gleicher Urologe, sehr gute prä- und postoperative Be- handlung, Zeitraum 3 Jahre) vorge- nommen wurden. Bei 48 Patienten handelte es sich um die kombinierte radikale Zystektomie mit Ileum-Con- duit und regionärer Lymphadenek- tomie. 27 von diesen 48 Krebspatien- ten waren vorbestrahlt. Neben ei- nem Todesfall traten hauptsächlich folgende Komplikationen auf:
Wundinfektion (7), Rektumverlet- zung (3) und als Spätkomplikation Dünndarmstenosen (3). Bis auf die 3 Dünndarmstenosen — sämtlich vor- bestrahlt — fand sich kein Unter- schied zwischen vorbestrahlten und anderen Patienten. Die Ergebnisse dieser Studie sowie die in ihrer Dis- kussion dargestellte dauernde Ver- ringerung der Komplikationen er- leichtern vielleicht die für alle Betei- ligten bedrückende Indikationsstel- lung zu diesem Eingriff. HII
Freiha, S. F.: Complications of Cystectomy, J.
Urol. 123 (1980) 168, F. S. Freiha, Division of Urology, Stanford University School of Medici- ne, Stanford, California, USA
2806 Heft 47 vom 20. November 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT