Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Arzneimittel-
und Drogenmißbrauch bei Kindern
und Jugendlichen
Zum Beitrag von Dr. med.
Henning Kehrberg in Heft 29/1983
Die häufig zu beobachtende Ein- nahme von Benzodiazepinen bei Alltagsstreß kann mit dem Erleich- terungstrinken verglichen werden.
Gerade darin liegt die Gefahr.
Wenn wir davon ausgehen, es läge an der falschen Einnahme durch den Patienten, wenn er abhängig wird, also an seinem schuldhaften Verhalten, und der verordnende Arzt habe hier keine Verantwor- tung dafür, machen wir meiner Überzeugung nach einen erhebli- chen Denkfehler.
Die Höhe des Suchtpotentials be- stimmt, wie viele regelmäßige Be- nutzer abhängig werden.
Die Persönlichkeitsstruktur spielt sicher eine Rolle. Nur wissen wir vorher nicht, wer abhängig wird und wer nicht.
Wenn ansteigende Verordnungs- häufigkeit festzustellen ist, wer- den wir mit einer steigenden Zahl abhängiger Menschen rechnen müssen.
P. Tyrer berichtet in seiner Arbeit
„Dependence of Benzodiazepi- nes" (Brit. J. Psych. 137 [1980]
576-577), daß 27 Prozent seiner Patienten, die nach viermonatiger Einnahme von Valium® und Ta- vor® (in therapeutischen Dosen) diese absetzten, ein Absetzsyn- drom entwickelten, darunter war ein Grand-mal-Anfall. Das erinnert mich an das Alkohol-Delir. Ich fin- de das alarmierend. Die Absetz- syndrome führen immer wieder zur Weitereinnahme.
AUSSPRACHE
Sollte die Zahl 27 schon in der Nähe des Abhängigkeitspotentials liegen? Dann wäre das Abhängig- keitspotential bei diesen Benzo- diazepin-Derivaten 3- bis 5mal so hoch, wie beim Alkohol.
Dr. med. Gerhard Rietbrock Arzt für Frauenkrankheiten Mannheimer Straße 128 6550 Bad Kreuznach
Schlußwort
Ich danke Herrn Kollegen Riet- brock für seine ergänzenden Mit- teilungen.
P. S. Schönhöfer und G. Kuschins- ky berichten zu diesem Problem für die Bundesrepublik einen Ver- brauch von Benzodiazepinderiva- ten von 200 bis 250 Tagesdosen/
1000 Einwohner/d (Pädiatr. Prax.
26 [1982] 343-350).
Nimmt man die von Herrn Riet- brock zitierten Zahlen hinzu, wird noch einmal in alarmierender Wei- se deutlich, welches Ausmaß das Abhängigkeitsproblem nur in die- ser einen Medikamentengruppe annimmt.
Ich kann Herrn Rietbrock nur zu- stimmen, daß hier nicht deutlich genug an das Verantwortungsbe- wußtsein von uns allen appelliert werden kann, wesentlich kriti- scher in der Indikationsstellung und Verschreibungspraxis vorzu- gehen und uns nicht durch Wer- beslogans wie „Sonnenbrille der Psyche", „medikamentöse Psy- chotherapie" u. a. verführen zu lassen.
Viel eher sollte die „Droge Arzt"
mit ihrer gesamten Persönlichkeit wieder mehr zum Einsatz gebracht werden.
Dr. med. H. Kehrberg Chefarzt der
Städtischen Kinderklinik 2160 Stade
Bremervörder Straße 111 Kolorektale Karzinome
B 3) Tumoren mit Befall benach- barter Strukturen oder Organe C 1) Tumoren, die auf die Darm- wand beschränkt sind, mit Lymph- knotenmetastasen
C 2) B-2-Tumoren mit Lymph- knotenmetastasen
C 3) B-3-Tumoren mit Lymph- knotenmetastasen
Schließlich nahmen Pihl et. al.
1980 eine nochmalige Änderung vor:
A 1) Tumoren der Mukosa und Submukosa
A 2) Tumoren, die in die Muscu- laris propria reichen
B) Tumoren mit Befall des peri- rektalen Gewebes
C 1) Tumoren mit Metastasen in benachbarten Lymphknoten C 2) Tumoren mit weitergehen- dem Lymphknotenbefall
D 1) Tumoren mit Infiltration be- nachbarter Organe
D 2) Tumoren mit Fernmeta- stasen
Diese Auflistung zeigt, daß es nur eine klar beschriebene Klassifika- tion nach Dukes gibt, die infolge ihrer Einfachheit weite Verbrei- tung gefunden hat und zum inter- nationalen Vergleich von Ergeb- nissen kolorektaler Karzinome ge- wisse Bedeutung hat. Zum ande- ren wird die Notwendigkeit deut- lich, kolorektale Karzinome ein- heitlich nach dem TNM-System, in der von der UICC 1978 vorgeschla- genen und verbindlichen Form zu klassifizieren.
Professor Dr. Th. Junginger Chirurgische
Universitätsklinik Köln Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41
Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 40 vom 7. Oktober 1983 63