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Archiv "Interview: Erinnerung an eine Fehlentscheidung" (26.09.2008)

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A2048 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 3926. September 2008

B R I E F E M E D I E N

immer unattraktiver, ja undurchführ- barer wird. Und das Schlimmste: Dr.

Hess macht es nach seinen Äußerun- gen als Überzeugungstäter! Sein

„Lieblingsthema“ sei die Entwick- lung von Versorgungskonzepten, zum Beispiel wird er für das Krankheits- bild Depression die Leitlinienbewer- tung analysieren lassen, dann Qua- litätsparameter definieren, um dann Qualität und Wirtschaftlichkeit der Versorgung bei Depression zu ver- bessern. Herr Dr. Hess kündigt also der jahrzehntelang erfolgreichen in- dividuellen (und wissenschaftlich be- gründeten) Depressionsbehandlung und redet das Wort einer Listenmedi- zin, die rein verwaltungsmäßig durch Abhaken von Fragebögen zur richti- gen Diagnose und richtigen Behand- lung führen soll. Das ist erschreckend unärztliches, aber verwaltungsjuris- tisch logisches Denken! Am besten geeignet zur Durchführung in anony- men Polikliniken großer Kapitalge- sellschaften, womit wir wohl beim agens movens seiner Vorschläge an- gekommen sind. Und im selben Atemzug mit dieser vollständigen Entmündigung des Arztberufs be- hauptet Herr Dr. Hess, noch nie im Übermaß in die ärztliche Selbststän- digkeit eingegriffen zu haben! Diese Nebeneinanderstellung ist entweder naiv oder von Blindheit geschlagen, am wahrscheinlichsten jedoch blanke Hybris. Ich biete Herrn Dr. Hess gern eine Diskussion mit der ärztlichen Basis an, damit er nicht hinterher be- haupten muss, nichts gewusst zu ha- ben, wenn er plötzlich mit all seinen Leitlinien ohne deutsche Ärzte in un- serem schönen Land allein dasteht.

Roland Leitgeb,Brüder-Becker-Straße 47, 97437 Haßfurt

Erinnerung an eine Fehlentscheidung

Herr Dr. R. Hess reflektiert in einem Interview entspannt bei einer Tasse Kaffee mit fast väterlicher Güte über die hoheitlichen Aufgaben und Ord- nungsfunktionen des G-BA im mi- nisteriellen Geflecht der aktuellen deutschen Gesundheitspolitik. Dabei stellt er die rhetorische Frage: „Nen- nen Sie mir eine Entscheidung des G-BA, die im Übermaß in die ärztli- che Selbstständigkeit eingegriffen

hätte.“ Hier sei er (und alle Leser) zumindest an eine solche Entschei- dung erinnert: Mit beispielloser Be- ratungsresistenz, Kurzsichtigkeit und Anmaßung verbot der G-BA (damals noch Gem-BA) im Februar 2002 die Erstattung der ambulanten PET (Po- sitronenemissionstomografie) durch die GKV (mit Geschäftsführerhaf- tung!), obwohl drei Konsensuskon- ferenzen der DGN (Deutsche Gesell- schaft für Nuklearmedizin) mit Spit- zenbesetzung 1995/1997/ 2000 einen klaren, wohl dokumentierten Indika- tionskatalog mit einer Fülle von Da- ten vorgelegt haben und selbst der kritische Wissenschaftsrat eine posi- tive Empfehlung für die PET in der GKV gegeben hat. Bis zum heutigen Tag wurde die PET (mehr als sechs Jahre) zum Schaden von Patienten- versorgung und wissenschaftlicher Entwicklung in Deutschland (mit un- verständlichem Staunen der interna- tionalen Szene) in einen Dornrös- chenschlaf versetzt. Lediglich den pulmonalen Rundherd (resp. Bron- chialkarzinom) hat man seit 1/2007 wieder zur Vergütung zugelassen.

Diese Entscheidung (mit unterge- setzlicher Normwirkung!) hat viele ambulante PET-Institutionen in wirt- schaftliche Insolvenz gebracht und die ambulante Etablierung einer ganzen Gerätegeneration verhindert, um jetzt mit kombinierter PET-CT als Schrittinnovation und neuem State of the Art einen behutsamen Neuanfang zu versuchen. Der (vom G-BA umgesetzte) Erlaubnisvorbe- halt im ambulanten Bereich versetzt Tag für Tag die niedergelassenen Fachärzte in eine wettbewerbliche Unterlegenheit und untermauert die Mehrklassenmedizin vor allem in der Onkologie (Stichwort off label use) . . .

Dr. med. Wolfgang Abenhardt,Prielmayerstraße 1, 80335 München

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

VERHALTENSTHERAPIE

Lösungsstrategien

Mit den „systemischen Aspekten der Verhaltenstherapie“ stellt Iver Hand eine moderne Verhaltensthe- rapie dar, die interaktionelle Funk- tionen der psychischen Störung, de- ren Auswirkungen auf das soziale Netz des Patienten, die Einbettung des Krankheitsgeschehens in bio- grafische Bezüge und die Bezie- hung zwischen Patient und Thera- peut gleichermaßen berücksichtigt und damit die klassischen behavio- ristischen Ansätze längst überwun- den hat.

Das Buch vermittelt dem Anfän- ger wie auch dem fortgeschrittenen Verhaltenstherapeuten mit zahlrei- chen anschaulichen Beispielen aus der langjährigen Praxis des Autors Schwierigkeiten und Lösungsstrate- gien in der Problemanalyse, in der Motivation des Patienten zur Verhal- tensänderung und in der Auswahl des therapeutischen Fokus bei der Abwä- gung zwischen Symptombewälti- gung und störungsorientierter patien- tenzentrierter Therapie. Über einen kurzen Abriss der Geschichte der Verhaltenstherapie führt es den Leser zu den Charakteristika einer multi- modalen modernen strategisch-sys- temischen Verhaltenstherapie und vermittelt anhand anschaulich darge- stellter Fallbeispiele ein tieferes Ver- ständnis der Störungsfunktionalität und der Bedeutung der therapeuti- schen Beziehung.

Iver Hand, der die Verhaltensthe- rapie in ihren Schwierigkeiten und Chancen als Lernender, Therapeut, Lehrender und schließlich auch als einer der Wegbereiter der Verhal- tenstherapie in Deutschland vertritt, leitete bis 2006 den Bereich Verhal- tenstherapie an der Universitätskli- nik für Psychiatrie und Psychothe- rapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Sein Buch er- gänzt die bestehenden Lehrbücher zur Verhaltenstherapie um ein praxisorientiertes Werk mit ausge- zeichneten didaktischen Qualitäten.

Anil Batra

Iver Hand: Strategisch-systemische Aspekte der Verhaltenstherapie.Springer, Wien, 2008, 276 Seiten, gebunden, 49,95 Euro

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