A 136 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 4|
25. Januar 2013 rate von 2,87/100 000 Personen -jahren entsprach. Im Vergleich zu Jugendlichen mit Normalgewicht hatten übergewichtige Jugendliche (85. bis 95. Perzentile des BMI) und stark übergewichtige Jugendli- che (über 95. Perzentile des BMI) ein erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf ihres Lebens an einer ESRD zu erkranken mit Inzidenzraten von 6,08 und 13,40/100 000 Personen- jahren. In einem multivariaten Mo- dell, das für Geschlecht, Herkunft, systolischen Blutdruck und Zeit der Aufnahme in die Studie adjustiert war, ergab sich für Übergewichtige eine Hazard-Ratio von 3,00 (2,50
bis 3,60) und für stark Übergewich- tige von 6,89 (5,52 bis 8,59). Über- gewicht (HR 5,96) und Fettsucht (HR19,37) waren starke und unab- hängige Risikofaktoren sowohl für eine diabetische ESRD als auch für eine nichtdiabetische ESRD (HR, 2,17 bzw. HR 3,41).
Fazit: Übergewicht und Fettsucht bei Jugendlichen erhöhen das Risi- ko, in den nächsten 25 Jahren an ei- ner schweren Niereninsuffizienz zu erkranken. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl Vivante A, et al.: Body Mass Index in 1.2 Million adolescents and risk for end-stage renal di s - ease. Arch Intern Med. 2012; 172: 1644–50.
Studien mit negativen Resultaten werden nicht so häufig publiziert wie solche, die positive Ergebnisse haben („publication bias“). Umso mehr Aufmerksamkeit dürfte die mit Spannung erwartete Studie zu einer – zunächst von großen Hoff- nungen begleiteten – Therapie der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) erre- gen. Diese häufigste Ursache von Erblindungen in den Industriena - tionen wird seit einigen Jahren mit Injektionen von VEGF-Inhibitoren in den Glaskörper des Auges be - handelt.
Die Frequenz dieser Injektionen zu senken, hatten zahlreiche Ophthal- mologen sich von der epimakulären Brachytherapie erhofft. Bei dieser wird während eines glaskörperchir - urgischen Eingriffs, einer Vitrekto- mie, ein Betastrahlen emittierender, mit Strontium 90 beschichteter Trä- ger vom Chirurgen für 3 bis 4 Mi- nuten dicht über die Läsion in der Makula gehalten. Die Ratio: Die lokale Strahlenapplikation sollte die pathologische Gefäßneubildung verhindern und dank ihrer geringen Ausdehnung die Schädigung von Nachbargeweben, vor allem der
strahlensensiblen Linse und des Sehnerven, verhindern.
In einer internationalen Multi- centerstudie erhielten 302 Augen die epimakuläre Brachytherapie (EMBT) nach zwei im Monatsab- stand gegebenen intravitrealen In- jektionen des VEGF-Inhibitors Ra- nibizumab; in der aus 155 Augen bestehenden Kontrollgruppe wurde die normale Anti-VEGF-Therapie durchgeführt (3 Injektionen im Ein- monatsabstand, danach vierteljähr- liche Injektionen). Das primäre Ziel des Visuserhalts – in der Behand- lung der AMD definiert als der Ver- lust von nicht mehr als 15 Zeichen auf den ETDRS-Sehtafeln – war nach 24 Monaten bei 77 % der mit EMBT behandelten Patienten ge- genüber 90 % in der Kontrollgrup- pe erreicht; das auf eine Differenz von nicht mehr als 10 % prädeter- minierte Nichtunterlegenheitskrite- rium wurde damit nicht erfüllt.
Noch aussagekräftiger erscheint dieses Ergebnis: Nach der epimaku- lären Brachytherapie ging der Visus der Patienten während der Nach - beobachtungszeit im Schnitt um 2,5 Zeichen zurück, während er un- ter den regelmäßigen Ranibizumab- Injektionen um durchschnittlich 4,4 Zeichen stieg. Mindestens eine schwere Komplikation erlebten 54 % der EMBT-Patienten (meist eine Katarakt als Folge der Vitrek- tomie) und 18 % der Patienten in der Kontrollgruppe.
Fazit: Die epimakuläre Brachythe- rapie dürfte nur für einzelne Sub- gruppen wie Patienten mit kleinen, sogenannten klassischen (Gefäß-) Läsionen eine Behandlungsoption sein. Insgesamt sind die funktio - nellen Ergebnisse nach intravi - trealer pharmakologischer VEGF- Hemmung besser. Mit Spannung erwartet man jetzt die Ergebnisse zu einer anderen Strahlenapplikati- on, der stereotaktischen Radiatio, bei der drei von extern zugeleitete Strahlenbündel auf der Makula konvergieren. Dr. med. Ronald D. Gerste
Dugel PU, Bebchuk JD, Nau J, et al.: Epima- cular brachytherapy for neovascular age-relat - ed macular degeneration. Ophthalmology.
2012 Nov 19. pii: S0161–6420(12)00722–1.
doi: 10.1016/j.ophtha.2012.07.068.
FEUCHTE MAKULADEGENERATION
Schlechte Ergebnisse für intraoperative Radiatio
GRAFIK
Kaplan-Meier-Kurven für die Zeit bis zur notwendigen Wiederbehandlung von Patienten mit Makuladegeneration nach Ranibizumab-Injektionen oder Brachytherapie
Wahrscheinlichkeit der Wiederbehandlung (in %)
Monate nach Aufnahme in die Studie
epimakuläre Brachytherapie (EMBT)
Ranibizumabtherapie (RBZ)
Patienten im Risiko
modifiziert nach: Ophthalmology 2012, online veröffentlicht 19. November.