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Archiv "Zwanzig Jahre Wochenendgalerie eines Arztes" (13.11.1975)

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Die Malerin Bere. nice Devos, Rik Slabbinck, Professor Mahringer, Hermann Ober, Herbert Breiter und Kurt Halbritter mit Dr. Hoheisel bei der Auswahl von Arbeiten

zu einer Ausstellung Foto: Lilo Gwosdz

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

FEUILLETON

Zwanzig Jahre Wochenendgalerie eines Arztes

Zweimal im Jahr verwandelt sich die Praxis des Frankfurter Nerven- arztes in eine Privatgalerie. Das ärztliche Instrumentarium, Schreib- maschinen und Patientenkarteien verschwinden in Nebenräumen und machen Platz für eine Bildergale- rie.

Diese „Arztgalerie" hat viele Nach- folger gefunden, Ärzte, die sich mit moderner Kunst beschäftigen, we- nige haben aber so viele Jahre durchgehalten. Mit besonderem Stolz vermerkt der „Galerist", daß er oft den Mut gefunden hat, unbe- kannte Maler auszustellen, die dann einen erfolgreichen Weg ge- gangen sind und jetzt international anerkannt sind. Viele fanden ihren Start in der Arztgalerie, und Dr.

Hoheisel vermerkt mit berechtigter Genugtuung, daß in vielen Kunst- katalogen seine Galerie am Anfang einer erfolgreichen künstlerischen Karriere stand. „Ich habe mich nie einer bestimmten Kunstrichtung verschrieben, sondern immer nur die Bilder ausgestellt, die mir selbst gefallen haben. Daß mir bei der Auswahl der Maler nicht nur Glück beiseite gestanden hat, son- dern vielleicht auch eine fachliche Grundausbildung, da ich neben meinem Medizinstudium auch Kunstgeschichte gehört habe, mag mir zu Hilfe gekommen sein."

Daß der Arzt lediglich Gastgeber war, und die Künstler ihre Auswahl selber treffen konnten und persön- lich anwesend waren, mag zu dem Erfolg beigetragen haben. Nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer, Goldschmiede und Bühnenbildner rundeten die Palette der Ausstel- lungen ab.

Initiativ wirkte für die Arztgalerie der Salzburger Maler Herbert Brei- ter, von dem ein Ouevre-Verzeich- nis der Grafik vorliegt. Neben Her- bert Breiter kamen die österreichi- schen Maler Berg, Hradil, Krucken-

hauser, Professor Mahringer, Salz- mann, der Klagenfurter Gold- schmied Schmoelzer, die in Paris lebenden Künstler Friedlaender, Music, aus Rom Peifer-Watenpuhl, die flämischen Maler Rik Slab-

Ber&lice Devos: Stilleben Foto: privat

binck, Houwen, de Roover zu Aus- stellungen, wie auch die vorwie- gend als Zeichner oder Karikaturi- sten bekannten Deutschen Kurt Halbritter und Professor Steine!, der Berliner Maler Borsche, die Bildhauer Föhl, Richter und Erich Sauer, der Grafiker Hermann Ober und viele andere. Aus der DDR kam ein Maler unter dem Pseud- onym „Beber" unter vielen Schwie- rigkeiten zu einer Präsentation nach Frankfurt. Bele Bachem, Brigitte Grübler und die österreichische Malerin Agnes Muthspiel hielten den weiblichen Part.

Nach dem Italiener Sarrugia wird im Frühjahr 1976, in Zusammenar- beit mit einer italienischen Galerie, eine Ausstellung des Malers Lucia- no Tinelli vorbereitet.

Zu der jetzigen Ausstellung von Börönice Devos, Antwerpen — kei-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 46 vom 13. November 1975 3215

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Wochenendgalerie eines Arztes

neswegs etwa zum „Jahr der Frau"

gemeint — sagte Dr. Hoheisel.

„Daß Bärönice in ihrer Sachlichkeit wieder ganz modern ist, ist sicher kein Zufall, sondern ein überzeu- gendes Argument für die Tatsache, daß Malerei nichts mit ,up to date' zu tun hat, sondern mit der unver- änderlichen Handschrift eines Künstlers und seines Sehens sei- ner Welt."

Ein Hobby? — Sicher. Ein künstleri- sches Engagement? — Zweifelsoh- ne. „Wenn ich am Sonntagabend das EEG wieder an seinen Platz schiebe, müde von der zusätzli- chen Wochenendarbeit, habe ich mir oft gesagt: verdammt — und nie wieder —, doch dem ,nie wie- der' bin ich bisher nie treu geblie- ben. Meine Frau und treue Helfer und Freunde — besonders Kurt Halbritter — haben mir immer wie- der zu einem ‚Weitermachen' Mut gemacht." IS

Die Wochenendgalerie ist geöffnet am Samstag, 22. November, und Sonntag, 23. November, jeweils von 10 bis 18 Uhr, in 6 Frankfurt am Main, Goethestraße 21.

Kunstmarkt

Messe oder Flohmarkt?

Um Schwedens jährlich in der Ha- fenstadt Hälsingborg stattfindende Antiquitätenmesse auch als solche betrachten zu können, muß mit dem Begriff Antiquität schon unge- mein großzügig umgegangen wer- den. „Kuriositätenmesse mit einge- streuten Antiquitäten" klänge ent- schieden richtiger, und ganz harte Kritiker sprechen schlicht und ein- fach von einem „aufpolierten Floh- markt". Man kann ihnen kaum wi- dersprechen!

Das In-Mode-Geraten von Gegen- ständen, die, nüchtern und bei Licht betrachtet, oft nur mit Hand-

schuhen angefaßt werden dürften, ist wie jede Mode zu Beginn außer- ordentlich ansteckend. Wenn durch direkte und versteckte Werbung dann noch systematisch nachge- holfen wird, kann es wohl passie- ren, daß Geschmack und Verstand abhanden kommen. „In einem An- flug von Schwachsinn — ich weiß selbst nicht wieso", gestand etwas beschämt ein Messebesucher,

„habe ich das Ding gekauft und dafür 45 DM bezahlt. Ich dachte, ir- gend was kann man schon damit machen, auf alle Fälle ist es alt..."

Es handelte sich um einen herzför- migen, rostzerfressenen, eisernen Untersetzer für Bügeleisen, die ebenfalls ganz aus Eisen waren und bis in unser Jahrhundert hin- ein verwendet wurden — falls die überhaupt noch jemand kennt!

Wer nicht rechtzeitig denkt, fällt herein. Bedenklich daran ist ja nicht die Tatsache, daß ein Bügel- eisenuntersetzer erstanden wird, sondern daß dies für einen durch gar nichts gerechtfertigten Preis geschieht! Zwei bis drei Mark wä-

ren für „Flöhe" dieser Art allenfalls noch angemessen. Am bedenklich- sten aber ist, daß solche und ähnli- che Dinge haufenweise auf einer Antiquitätenmesse auftauchen und die 24 echten Antiquitätenhändler (unter 80 Ausstellern insgesamt) dies nicht nur dulden, sondern zum großen Teil mitmachen, indem sie nämlich nicht nur einen Stand, sondern gleich einen zweiten in der reinen Flohmarktabteilung un- terhalten! Hier waren sie emsig be- müht, dem heißumworbenen „jun- gen Sammlerpublikum" das um die eleganten, oft stark überladenen Kojen im „besseren Teil" einen weiten Bogen machte, mit Beflis- senheit das anzubieten, was im Grunde nur „Kehricht" für sie war und zugleich die fantastische Mög- lichkeit gab, die letzten Keller- und Bodenwinkel auch noch auf sehr einbringliche Weise zu entrümpeln!

Mancher merkte es viel zu spät, daß bei teuren Standgebühren eben auch reine „Niederware" teu- er wird...

Vielleicht, lieber Leser, besitzen Sie von Großmutter her noch ein altes Waschbrett (scharfe Kanten spielen keine Rolle) oder eine aus- geleierte Kaffeemühle (auseinan- derfallende Wände kann man leicht mit Leukoplast zusammenhalten!), eine Porzellanpuppe mit baumeln- den Gelenken, die ruhig auch kopf- los sein darf, ein Pompadour- chen mit rieselnden Perlen oder vergilbte Vatermörder, die einfach kein Mann Ihrer Umgebung zu tra- gen bereit ist? Sehen Sie mal nach: irgend etwas findet sich be- stimmt: Sie räumen auf diese Wei- se auf und haben zudem das sehr angenehme Gefühl, zur Marktbele- bung ihr Scherflein beizutragen.

Schmeißen Sie um Gottes willen weder ausgefranste Bucheinbände, brüchige Schnabelschuhe, barock geschwungene Stuhlbeine, Flitter- schals, vergißmeinnichtbestickte Gitarrenbänder oder aber Engels- köpfchen auf rosa Wolken ge- dankenlos fort: Sie wissen gar nicht, was Sie Begehrenswertes haben — nur: Bieten Sie es freund- licherweise nicht auf einer Antiqui- tätenmesse an, sondern dort, wo es vermutet und gesucht werden kann.

Allerdings gab es auch sehr schö- ne Dinge in Hälsingborg: englische und französische Möbel des 18.

Jahrhunderts, zu hohen Preisen, französische Uhren, Höchster Por- zellan, englisches und deutsches Silber und sehr viele Gemälde ein- heimischer Maler (vorwiegend See- bilder) sowie chinesisches Porzel- lan, das in Schweden ja sehr be- liebt ist. Es gab sogar einen Stand mit Ware aus der DDR, die der ein- zige schwedische Händler, der eine Lizenz zum Einkauf von Anti- quitäten von drüben besitzt, aus- stellte, darunter eine Cloi- sonnä-Urne aus Schloß Moritz- burg, die 22 000 Kronen kostete.

Und es gab an die 30 000 Besu- cher, die diese 13. schwedische Messe bevölkerten, ein kauffreudi- ges, und, da es oft nur ein paar Stunden Zeit hatte, schnell zugrei- fendes Touristenpublikum, das je- doch kaum als sehr wählerisch be- zeichnet werden konnte. B. St.-R.

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Heft 46 vom 13. November 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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