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Abschied, Tod und Trauer Kl.3/4

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Academic year: 2022

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Scherin Salama Daoud

Abschied, Tod und Trauer

Kompetenzorientierte Materialien für einen einfühlsamen Religionsunterricht

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Inhalt

Vorwort . . . 4

Einleitung . . . 5

1. Kinder begegnen dem Tod . . . 8

1.1 Kindliche Todesvorstellungen im Grundschulalter . . . 8

1.2 Trauerverhalten von Kindern . . . 11

1.3 Der Tod als Thema im Religionsunterricht – Überblick, Inhalte und Kompetenzerwartungen . . . 13

2. Mit Kindern im Religionsunterricht über den Tod sprechen und nachdenken . . . 17

2.1 Vorbereitung und Planung . . . 17

2.2 Abschied: Unterrichtsstunden zur Einführung . . . 30

2.3 Unterrichtsreihen zum Tod: Sachbezogene Hinweise und Lernchancen . . . 41

2.3.1 Unterrichtsreihe 1: Warum stirbt eigentlich jeder? – Fragen stellen, Informationen sammeln und über Hoffnungsbilder nachdenken . . . 44

2.3.2 Unterrichtsreihe 2: Eine Unterrichtsreihe zu dem Bilderbuch „Abschied von Rune“: Psalmworte erzählen von Gefühlen der Menschen . . . 84

3. Literaturverzeichnis . . . 99

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag

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Vorwort

„Dafür bist du noch zu klein.“, „Das verstehst du noch nicht.“, „Du musst jetzt hinausgehen.“

oder

„Opa schläft für immer.“, „Oma ist jetzt im Himmel.“,

„Papa ist bei den Engeln und es geht ihm gut.“

Dies sind Sätze, mit denen Kinder häufig konfron­

tiert werden, wenn sie dem Tod begegnen. Sätze, die Kinder mit ihren Fragen, Gedanken und Fanta­

sien alleine lassen und damit Unsicherheiten, ver­

zerrte Vorstellungen und Ängste schüren können.

Sätze, die hilfreichen und kindgerechten Gesprä­

chen entgegenwirken.1

Geht es um den Tod, versuchen Erwachsene oft­

mals, Kinder zu beschützen, indem sie ein Geheim­

nis daraus machen oder den Tod umschreiben. Den Fragen der Kinder wird gerne ausgewichen oder es werden beschönigende Antworten auf Ereignisse gegeben, welche auch uns Erwachsene sprachlos machen.

„Abschied, Tod und Trauer“ sind zweifelsohne schwierige Themen. Sie machen traurig, nachdenklich und ängstigen. Doch gera­

de Kinder benötigen hier Menschen, die offen und ehrlich zu ihnen sind, mit ih­

nen gemeinsam Fragen formu­

lieren, nach Antworten suchen, aber auch innehalten können, wenn keine – oder keine einfa­

chen – Antworten gegeben werden können. Menschen, die ihnen Möglich­

keiten geben, ihre Vorstellungen, ihre Ängste, ihre Wut, ihre Trauer, ihre Gedan­

ken auszudrücken, aber auch ihre Hoffnungen und Trost zur Sprache bringen. Werden Kinder mit ihren Erlebnissen und vielfältigen Gedanken und Gefüh­

len zum Tod von Erwachsenen allein gelassen, kön­

nen unwirkliche und beunruhigende Vorstellungen entstehen.

Die Aufgabe der Grundschule ist es an dieser Stelle, der Sprachlosigkeit entgegenzuwirken, welche in vielen Familien bezüglich dieser Thematik vor­

herrscht. Insbesondere der Religionsunterricht eig­

net sich, um mit Kindern zum Thema Tod ins Ge­

spräch zu kommen.

Hier können Lehrpersonen die Fragen, Gedanken und Vorstellungen der Kinder in vertrauter Atmo­

sphäre aufgreifen und ihnen gleichzeitig christliche Hoffnungsperspektiven aufzeigen. Dabei geht es im Religionsunterricht nicht darum, den Tod zu um­

schreiben, ihn zu beschönigen oder gar zu verharm­

1 Vgl. Bell, Anna: Oma ist jetzt ein Stern, stimmt’s? Wenn ein geliebter Mensch im Leben eines Kindes plötzlich stirbt (Kap. 4), 2014.

losen bzw. die Kinder in eine bestimmte Richtung zu drängen. Hören Kinder aber Erzählungen von Men­

schen, die in verzweifelten Lebenslagen wütend waren, auch auf Gott, tiefe Trauer empfanden, aber auch wieder in der Lage waren, Hoffnung zu schöp­

fen durch den Glauben und die Nähe anderer Men­

schen, können sie durch Reflexion dieser Erzählun­

gen gestärkt werden für eigene schwierige Situatio­

nen im Leben. Die Bibel bietet uns hier viele Mög­

lichkeiten, geeignete Geschichten, Worte oder Sätze für Kinder auszuwählen, denn sie berichtet von Si­

tuationen des Abschieds, des Todes, der Trauer, gleichzeitig aber auch immer von der Hoffnung und dem Glauben der Menschen an Gott.

Das vorliegende Buch möchte Lehrer2 dabei unter­

stützen und ihnen Mut machen, sich gemeinsam mit den Kindern den Themen Abschied, Tod und Trauer zu nähern. Das rege Interesse der Kinder lässt viele Zweifel an dem Unterrichtsvorhaben rasch verschwinden und das gemeinsame Fragen und Suchen eröffnet spannende Perspektiven auf kindliche Denkmuster.

Exemplarisch wird anhand von drei Unterrichtsrei­

hen aufgezeigt, wie im 3. oder 4. Schuljahr zu die­

sem Unterrichtsgegenstand gearbeitet werden kann. Hierzu wird an die Lebenswirklichkeit der Kin­

der angeknüpft: Ihre Fragen, Vorstellungen und Ge­

danken sind Ausgangslage für das weitere didakti­

sche Vorgehen. Die Kinder erhalten in einzelnen Stunden Gelegenheit, sich über den Tod zu infor­

mieren, Symbole der Hoffnung zu entdecken und Gefühle der Trauer gestalterisch auszudrücken. Die Unterrichtsbausteine können vom Lehrer situativ je nach Lerngruppe ausgewählt sowie variiert werden.

Bevor mit einer Reihe zu dieser Thematik begonnen wird, ist es wichtig, dass sich die Lehrperson mit ei­

genen Begegnungen, Fragen, Gedanken und Trauer­

gefühlen zum Tod auseinandersetzt – wie auch mit gesellschaftlichen und religiösen Todesvorstellun­

gen. Denn die zuweilen spontanen bzw. überra­

schenden Fragestellungen der Kinder veranlassen Erwachsene oft zu vorschnellen und unreflektierten Antworten. Hier ist es vor allem hilfreich, im Vorfeld zu überlegen, welche der kindlichen Fragen ehrlich beantwortet werden können und welche letztlich – ebenso ehrlich – unbeantwortet bleiben müssen.

Auch auf die Frage „Was glaubst du, Frau/Herr ..., was nach dem Tod passiert?“ sollte jeder vorbereitet sein.

Scherin Salama Daoud

2 Wir sprechen hier wegen der besseren Lesbarkeit von Schülern bzw.

Lehrern in der verallgemeinernden Form. Selbstverständlich sind auch alle Schülerinnen und Lehrerinnen gemeint.

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Einleitung

Der Tod ist in unserer Gesellschaft längst zu einem Tabuthema avanciert – das zeigt sich auch in der Schule. Obwohl Kinder mit diesem Thema unge­

zwungen umgehen, vom Tod ihres Haustieres be­

richten und mit ihren Fragen zu uns kommen, grei­

fen die meisten Lehrer diese Inhalte nur selten im Unterricht von sich aus auf. Auch manche Eltern reagieren aus den eingangs erwähnten Motiven heraus eher ablehnend, wenn sie davon erfahren, dass im Unterricht eine Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Trauer stattfinden soll.

Wer mit Kindern zu tun hat, merkt allerdings schnell, wie sehr Grundschulkinder sich mit dieser Thematik beschäftigen. Dabei begegnen sie dem Tod auf ganz unterschiedliche Art und Weise:

Wie kleine Forscher stehen mehrere Kinder auf dem Schulhof um eine auf dem Boden liegende Biene herum und schauen ihr beim Sterben zu.

Einige Schüler bewaffnen sich mit kleinen Stö­

cken und stupsen das Tier immer wieder an, schließlich müssen sie schauen, ob es noch lebt. Die Kinder sind aufgeregt und unterhalten sich angeregt über das, was da gerade passiert.

Ein Kind kommt bitterlich weinend zur Schule und erzählt, dass sein Hund eingeschläfert wur­

de. Im Unterricht muss es immer wieder an den Hund denken und heftig weinen. Einige Tage später ist das Kind so mutig und bringt ein Bild von seinem Hund mit. Es erzählt den anderen Kindern im Sitzkreis, dass der Hund gestorben ist und findet schnell Kinder, die schon Ähnli­

ches erlebt haben und davon zu erzählen be­

ginnen. Das tröstet ein wenig.

Auf dem Weg zur Schule hat ein Mädchen ein totes Eichhörnchen gesehen. Es ist erschrocken und erzählt den anderen Kindern aufgeregt davon. Das Mädchen fragt sich, was dem armen Eichhörnchen wohl passiert sein könnte. Die Kinder spekulieren: Vielleicht war es krank oder ein Fuchs könnte es getötet haben.

Ein anderes Kind kommt morgens nicht in die Schule, weil es mit den Eltern zur Beerdigung der Oma geht. Am nächsten Tag ist es beson­

ders still und zieht sich zurück.

Ein Junge erzählt, dass er tote Tiere in einer klei­

nen Kiste sammelt und bereits tote Fliegen, Spinnen und andere Kleintiere dort aufbe­

wahrt. Manche Kinder finden das eklig, andere lustig.

Ein Kind berichtet in der Pause anderen Kin­

dern von einem Bild aus dem Internet. Auf dem Bild war das Grab eines Kindes zu sehen. Sie sprechen über Kriege und verschiedene Krank­

heiten, die auch Kinder bekommen können.

Dies sind nur einige exemplarische Eindrücke aus einem ganz normalen Alltag an einer Grundschule.

Kinder treffen mittelbar oder auch unmittelbar auf den Tod, auch wenn Erwachsene versuchen, sie da­

von fernzuhalten und ein Geheimnis daraus ma­

chen. In der Natur werden Kinder zu kleinen For­

schern, die versuchen, die Bewegungslosigkeit toter Tiere zu ergründen und zu verstehen; dies ist meist der einzige Ort, an dem Kinder noch unmittelbar auf den Tod treffen. Während die Menschen zu frü­

heren Zeiten zu Hause im Kreise der Familie gestor­

ben sind, ist das Sterben durch die Gesellschaft zu­

sammen mit Krankheit und Alter inzwischen zuse­

hends in spezialisierte Institutionen verlagert wor­

den, in Krankenhäuser, Altenheime, und Hospize also; dadurch ist der „reale“ Tod, vor allem von Men­

schen, für Kinder kaum mehr präsent.3 Bilder aus den Medien konfrontieren Kinder dennoch ständig mit dem Tod. Vor allem in Filmen und Computer­

spielen begegnet er ihnen und beeinflusst ihre Ge­

dankenwelt. Dies führt u. U. zu unklaren und wenig realistischen Ansichten über den Tod und dessen Ursachen und Auswirkungen.4

Wenn Erwachsene nicht mit Kindern über den Tod sprechen, konstruieren sich Kinder zwangsläufig ausschließlich aus den unterschiedlichen Informati­

onsfetzen, die sie aus den verschiedensten Quellen aufgreifen, ihre eigenen Vorstellungen. So äußerte

3 Vgl. Feldmann, Klaus: Tod und Gesellschaft. Sozialwissenschaftliche Thanatologie im Überblick, 2004, S. 33. und Iskenius-Emmler, Hilde­

gard: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen, 1988, S. 146.

4 Vgl. Döngens, Katja/Jendorff, Bernhard: Das Thema „Tod“ in religions­

didaktischer Perspektive. Beispiel: Primarstufe, in: Der evangelische Erzieher (45), 1993, S. 668.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag

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Einleitung

ein Junge im Unterricht beispielsweise, dass er im- mer, wenn jemand in seiner Familie stirbt, das Gefühl habe, dass er Schuld sei.

Kinder haben großen Gesprächsbedarf zu diesem Thema, denn rasch entstehen auch Schuldgefühle, wenn sie keine Informationen erhalten. Kinder se­

hen viele Bilder, die sie beunruhigen, ängstigen und die sie nicht einordnen können. Oft werden sie völ­

lig alleine mit diesen Bildern und Gedanken gelas­

sen, ihre Fragen werden unterdrückt und Emotio­

nen bleiben in der Folge unausgesprochen und un­

verarbeitet. Gerade in einer Zeit, die von Unruhe und Hektik geprägt ist, die keine Stille mehr zulässt und aushält, wird es immer schwieriger, mit der nö­

tigen Ruhe, Geduld und Ausführlichkeit über Verlus­

te, die eigene Trauer und empfundene Gefühle nachzudenken und zu sprechen. Kinder benötigen diese Zeiten, die ihren Fragen gewidmet sind und Phasen der Ruhe und Besinnung ermöglichen.

Der Religionsunterricht kann helfen, die gesell­

schaftlich bedingte Tendenz zur Tabuisierung des Todes zumindest ein Stück weit aufzulösen, indem er Raum schafft für diese ernsthaf­

ten Themen und Kindern Möglichkeiten bietet, eigene Gefühle zu erspüren und Stil­

le zu erfahren. Hier sind vor allem die Reli­

gionslehrer gefragt, sich diesem Thema anzuneh­

men, einen Austausch mit Kollegen anzuregen und auch Eltern aufzuklären und zu informieren.

Um mit Kindern über die Themen „Abschied, Tod und Trauer“ ins Gespräch zu kommen, eignen sich Bilderbücher, Geschichten, Gedichte, Bildbetrach­

tungen oder aber auch nur einzelne Wörter oder Sätze, die zum Nachdenken und Weiterfragen anre­

gen. Es gibt zweifelsohne zahlreiche Möglichkeiten, dennoch ist es oft nicht leicht, einen zur Lerngruppe passenden Gesprächsanlass zu finden: Ein geeigne­

tes Bilderbuch muss ausgewählt werden, die Kinder bringen unterschiedliche Erfahrungen zu dieser Thematik mit, die Zeit ist mal wieder knapp, es be­

steht die eigene Scheu, sich mit diesem schwierigen Thema auseinanderzusetzen und zusätzlich sollen noch die Kompetenzerwartungen des Lehrplans erfüllt werden. Der Lehrer steht hier vor vielen Her­

ausforderungen. Mit diesem Buch soll Lehrperso­

nen eine Hilfestellung gegeben werden, die auch zu neuen Ideen inspirieren soll.

Neben der persönlichen Auseinandersetzung ist es für Lehrpersonen hilfreich, wenn sie sich zunächst mit den Todesvorstellungen von Grundschulkindern sowie dem kindlichen Trauerverhalten beschäfti­

gen. Viele Jahre wurde davon ausgegangen, dass ein

Kind den Tod noch nicht verstehen könne und von diesem Thema besser ferngehalten werden solle.

Folglich wurde auch die kindliche Trauer von Er­

wachsenen lange Zeit nicht wahr­ und ernstgenom­

men.5 Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch inzwischen, dass bereits Säuglinge und Kleinkinder Verlusterfahrungen durchleben und entsprechende physische und emotionale Reaktio­

nen zeigen. Kinder, auch im Grundschulalter, äu­

ßern ihre Trauer anders als Erwachsene. Dies be­

deutet allerdings nicht, dass sie nicht trauern.6 Ge­

rade weil ihr Verhalten manchmal für Erwachsene schwer nachvollziehbar ist, sollten sich Lehrperso­

nen mit dieser Thematik befassen.

Die ersten Kapitel dieses Buches informieren daher über die Entwicklung von Todesvorstellungen bei Kindern und deren Verhalten in einem Trauerfall (Kap. 1.1 sowie 1.2). Weitere Literatur kann zur Ver­

tiefung hinzugezogen werden. Dieses Wissen unter­

stützt Religionslehrer dabei, Kinder und ihre Vor­

stellungen, aber auch deren Reaktionen besser zu verstehen und entsprechend auf sie einzugehen.

Bei einer Unterrichtsreihe zum Tod kann es, da es sich um ein sehr persönliches und emotionales The­

ma handelt, nicht um Leistungsmessung gehen.

Dennoch beobachtet der Lehrer aufmerksam jeden einzelnen Schüler, nimmt wahr, bei welchen Inhal­

ten besonderes Interesse gezeigt wird, weshalb Kin­

der auf bestimmte Aspekte entsprechende Reaktio­

nen zeigen, welche Arbeitsergebnisse entstanden sind und wo ein Lernzuwachs stattgefunden hat.

Einige exemplarische Fragen und Notizen der Kin­

der zu ihrem Vorwissen werden in diesem Buch (Seite 15) dargestellt, um Lehrpersonen für die eige­

ne Planung einen Überblick darüber zu vermitteln, von welchen Fragestellungen sie ausgehen können.

Dies hilft, ein Gefühl bzw. einen ersten Eindruck dafür zu entwickeln, welche Aspekte die Gedanken­

welt der Kinder zu diesem Thema besonders be­

schäftigen könnten und mit welcher „Fragenflut“

u. U. zu rechnen ist.

5 Vgl. Plieth, Martina: Kind und Tod, Zum Umgang mit kindlichen Schre­

ckensvorstellungen und Hoffnungsbildern, 2002, S. 103.

6 Vgl. Röseberg, Franziska/Müller, Monika (Hg.): Handbuch Kindertrau­

er. Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien, 2014, S. 21 ff.

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1. Kinder begegnen dem Tod

1.1 Kindliche Todesvorstellungen im Grundschulalter

Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen, indivi­

duellen Vorstellungen vom Tod in die Grundschule.

Diese Vorstellungen entwickeln sich nicht einheitlich und gradlinig, vielmehr sind sie abhängig von ver­

schiedenen familiäreren bzw. psychosozialen, kultu­

rellen und religiösen Einflüssen, aber auch emotio­

nale und kognitive Faktoren spielen bei der Entwick­

lung kindlicher Todesvorstellungen eine bedeutsa­

me Rolle. Jedes Kind erlebt Abschiede, Trennungen und den Tod auf seine individuelle Weise und baut sich aus seiner Erfahrungswelt eigene Vorstellun­

gen.8

Der Thanatologe Joachim Wittkowski sammelte Be­

griffe, Vorstellungen und Bilder, die Kindern zur Be­

schreibung und Erklärung des Todes zur Verfügung stehen und die sie zu einem Todeskonzept zusam­

menfügen. Letzteres definierte er wie folgt:

„Die Gesamtheit aller kognitiven Bewusstseinsinhalte (Begriffe, Vorstellungen, Bilder), die einem Kind oder einem Erwachsenen zur Beschreibung und Erklärung des Todes zur Verfügung stehen. Das Todeskonzept beinhaltet eine kognitive Komponente, an der primär Wahrnehmung und Denken beteiligt sind, sowie eine emotionale Komponente, welche die mit einzelnen kog- nitiven Inhalten des Todeskonzeptes verbundenen Ge- fühle abdeckt.“9

Demnach bleibt der Tod für Kinder zunächst ein Begriff. Erst im Laufe der Entwicklung werden Vor­

stellungen, Erfahrungen und Empfindungen im Geist kategorisiert und zu einem Konzept, d. h. zu einem Plan oder Entwurf von der Erfahrungswelt, zusammengefasst. In dem kindlichen Todeskonzept sammelt sich das, was das Kind vom Tod weiß und was es durch Fantasiebildung, Antizipation oder Erfindung aus bereits vorhandener Erfahrung abge­

leitet hat. Es kann als mehrdimensional strukturiert angesehen werden. Die empirische Forschung un­

terscheidet mehrere Komponenten des Todeskon­

zeptes, sog. Subkonzepte, die sich parallel zu dem Erwerb von Bewusstsein und einer Vorstellung vom Leben in seinen biologischen, biografischen und sozialen Bezügen entwickeln.10

Das Todeskonzept umfasst vier Dimensionen Die Psychologie des Todes geht davon aus, dass ein reifes Todeskonzept aus vier Dimensionen besteht.

So wird die erste Dimension „Nonfunktionalität“ ge­

8 Vgl. Specht­Tomann, Monika/Tropper, Doris: Wir nehmen jetzt Ab­

schied. Kinder und Jugendliche begegnen Sterben und Tod, 2013, S. 59.

9 Wittkowski, Joachim: Psychologie des Todes, 1990, S. 44.

10 Vgl. Wittkowski, Joachim: Psychologie des Todes, 1990, S. 49.

nannt, also die Erkenntnis, dass alle lebensnotwen­

digen Funktionen eines Wesens mit dem Eintritt des Todes aufhören. Die Zweite wird als „Irreversibilität“

bezeichnet und meint die Einsicht in die Unumkehr­

barkeit des Ereignisses. Unter der dritten Dimen­

sion, der „Universalität“, wird das Bewusstsein ver­

standen, dass alle Menschen ausnahmslos sterblich sind. Und die „Kausalität“ als vierte Dimension be­

trifft schließlich das Wissen um die Ursachen des Todes.11 Diese vier Dimensionen helfen Erwachse­

nen dabei zu verstehen, wie das Kind im Laufe sei­

ner Entwicklung und analog zu den durchlebten Erfahrungen sukzessive sein Todeskonzept aufbaut.

Erst ab dem Jugendalter allerdings können dem­

nach alle vier Dimensionen weitgehend erfasst wer­

den.12

Da es in diesem Buch um Grundschulkinder geht, wird im Folgenden die Entwicklung der Todesvor­

stellung von Kindern dieses Alters (zusammenge­

fasst aus verschiedenen Quellen) überblicksartig betrachtet. Es sei an dieser Stelle allerdings noch einmal betont, dass jedes Kind seine Vorstellungen vom Tod individuell entwickelt und diese von den Erfahrungen des Kindes und den auf es einwirken­

den Einflüssen abhängt. Es gibt in diesem Sinne keine altersspezifischen Todesvorstellungen.13 Die Ausführungen sind also nicht als feststehendes, allgemeingültiges Regelwerk zu verstehen.

Kinder entwickeln mit Eintritt in die Grundschule ihr bereits erworbenes Todeskonzept weiter. Ihr Wissen von der Welt und damit auch vom Tod erweitert sich in dieser Zeit, da Kinder vielfältige Veränderungen erleben. Das egozentrische, von der Fantasie gepräg­

te Weltbild rückt allmählich in den Hintergrund, der Zugang zur Welt wird realistischer.14 Die Ansichten anderer Erwachsener oder Mitschüler gewinnen an Bedeutung für die Entwicklung. Das Kind erhöht in diesem Alter die Anzahl seiner sozialen Beziehungen, es erobert sich einen größeren Lebensraum, der sich nicht mehr ausschließlich auf die Eltern als einzige Bezugspersonen beschränkt. Die Eltern behalten jedoch nach wie vor die Funktion der sicherheitsge­

benden Basis, von der aus Erkundungen unternom­

men werden können, zu der das Kind aber jederzeit wieder zurückkehren kann.15 Das Denken der Kinder

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. Schwarz, Elisabeth: Die Entwicklung des kindlichen Sterblichkeits­

wissens. In: Loccumer Pelikan. Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde, 4/2003, S. 201.

13 Vgl. Kipenheuer, Kaspar: Kindliche Todesvorstellungen. In: Schindler, Regine: Tränen, die nach innen fließen. Mit Kindern dem Tod begeg­

nen. Erlebnisberichte betroffener Kinder und Eltern 1993, S. 71.

14 Vgl. Specht­Tomann, Monika/Tropper, Doris: Wir nehmen jetzt Ab­

schied. Kinder und Jugendliche begegnen Sterben und Tod, 2013, S. 63 ff.

15 Vgl. Hennecke, Elisabeth: Ein Kind lernt mit dem Tod zu leben. Religi­

onspädagogische Überlegungen zum Elternverlust, 1987, S. 19.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag

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1. Kinder begegnen dem Tod

Entwicklung kindlicher Todesvorstellungen

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Kind bis zwei Jahre

● Tod ist ein abstrakter Begrif

● es kann nicht zwischen belebt und unbelebt unterschieden werden

● Endgültigkeit wird kognitiv noch nicht erfasst

● fehlendes Zeitverständnis

● Verlust wird stark emotional erlebt;

Verlustangst

● Reaktionen auf Verluste: Unruhe, Schreien, Schlafstörungen, Daumenlutschen,

Suchverhalten etc.

Kind zwischen zwei und vier Jahren

● zeigt Interesse für den Tod und kennt das Wort

● entwickelt Vorstellungen von belebt und unbelebt

● Tod ist ein vorübergehender und reversibler Zustand (Reise, Schlaf), wird nicht als

deinitives Ende betrachtet

● Totsein = Fortsein, beinhaltet aber auch Wiederkommen; Reaktionen auf Verluste:

Warten auf Rückkehr, Wut, Zorn, Apathie, Angst

● Totsein bedeutet das Fehlen von Eigenschaften, die lebendigen Wesen zugeschrieben werden

● Zeitvorstellung noch nicht vorhanden

● animistische Todesvorstellungen überwiegen

● Gedanken an eigenen Tod werden eher zurückgewiesen

Kind zwischen vier und sechs Jahren

● der Todesbegrif wird allmählich detaillierter

● Tod bedeutet Trennung und wird mit einem Ende in Zusammenhang gebracht

● leblose Dinge können noch für lebendig gehalten werden (sich Sorgen machen, dass Tote nicht aus dem Sarg kommen)

● magisches, egozentrisches Denken

● Zeitverständnis noch unzureichend

● sachliche Neugierde gegenüber dem Tod steigt

● bezieht den Tod noch kaum auf sich

Kind zwischen sechs und sieben Jahren

● unterscheidet zwischen belebt und unbelebt

● diferenziertere Aufassung vom Tod

● Tod wird oft noch personiiziert („Böser Mann“,

Sensenmann“)

● Endgültigkeit wird zunehmend erkannt

● eindeutige Gefühlsreaktionen

● Tod/Sterben wird negativ besetzt und erlebt;

Entstehen von Todesfurcht

● Möglichkeiten des eigenen Todes wird zunehmend erkannt; spielt auch mit der Idee des eigenen Todes

● Ursächliche Zusammenhänge werden hergestellt

Kind zwischen acht und neun Jahren

● realistisches Todeskonzept bildet sich aus

● Tod wird als endgültiges Ende des Lebens deiniert

● Zeitverständnis weitgehend vorhanden

● Kenntnis der biologischen Tatsachen

● Interesse an den Begleiterscheinungen des Todes

● Bewusstsein des eigenen Todes

● Ängste vor dem Tod: v. a. Verlust der Eltern

● Tod als Vernichtung der Existenz

● Aussicht auf endgültige Vernichtung erzeugt Jenseitsvorstellungen

● Fragen: Was geschieht nach dem Tod? Leib und Seele erhalten große Bedeutung

Kind zwischen zehn und vierzehn Jahren

● Verlust wird in voller Tragweite erkannt

● Frage nach „Wie“ des Sterbens

● Mitleid, Einfühlung

● beziehen den Tod auch auf sich

● Wunsch nach langem Leben

● Nachdenken über Sinn des Lebens

● Jenseitstheorien

23 Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen; siehe S. 9.

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1. Kinder begegnen dem Tod

1.3 Der Tod als Thema im Religions unterricht – Überblick, Inhalte und Kompetenzerwartungen

Es gibt immer wieder Vorbehalte, das Thema „Tod“

im Unterricht der Grundschule zu behandeln, sogar im Fach Religion.. Diese Vorbehalte kommen von Eltern, aber auch von Lehrpersonen selbst. Ein kur­

zer Blick in einige ausgewählte Lehr­ und Bildungs­

pläne unterschiedlicher deutscher Bundesländer zeigt jedoch:

Inhalte:

„Der Evangelische Religionsunterricht denkt (...) zu- sammen mit den Schülerinnen und Schülern auch über das Sterben nach. (...) bietet ihnen Rituale, um Trauer zu zeigen und Abschied zu nehmen. Er zeigt aber auch die christliche Hoffnung auf, dass Leben und Tod in Gottes Hand liegen und dass Gott neues Leben (Joh 12,24) schaffen kann.“ (ev. Lehrplan Saarland, 2016, S. 21).

„Menschen erfahren Leid und Tod – Kinder erzählen von eigenen Erfahrungen mit dem Tod.“ (kath. Lehr- plan Saarland, 2016, S. 14).

„Gott sucht Menschen – Menschen suchen Gott“,

„Reden mit Gott – fragen nach Gott“: Angst, Trauer, Trennung, Tod.“ (ev. Lehrplan NRW, 2008, S. 159).

Erfahrungen von Menschen mit Leid und Tod, Trau- er und Hilfe, Trost und Hoffnung; Ausdrucksformen vor Gott, z. B. Psalmworte der Klage und Hoffnung (kath. Lehrplan Bayern, 2014, S. 40).

Trauer über den Tod gehört zum Menschen: Wir geben den Gefühlen Raum und drücken sie aus (Trauerriten); Wie wir uns trösten können; Gott schafft neues Leben und neue Lebensmöglichkeiten (z. B. Ostergeschichten) (ev. Lehrplan Hessen, 1995, S. 46).

Folgende Kompetenzerwartungen am Ende der Klasse 4 werden dabei benannt:

Der Schüler …/ Die Schüler …

(...) kann seine eigenen Vorstellungen vom Tod und dem, was danach kommt, wahrnehmen und zum Ausdruck bringen (ev. Lehrplan Rheinland-Pfalz, 2010, S. 30).

(...) reflektieren die Frage nach dem Sinn und der Nähe Gottes in leidvollen Grenzsituationen menschlichen Lebens (ev. Lehrplan NRW, 2008, S. 160).

(...) können Anteil an Freude und Trauer nehmen und verfügen über entsprechende Zeichen der Zu- wendung (kath. Lehrplan Niedersachsen, 2006, S. 15).

(...) können ihre Erfahrungen mit dem Tod zur Spra- che bringen und sie mit biblischen Hoffnungswor- ten verbinden (kath. Lehrplan Saarland, 2016, S. 13).

(...) erkennen, dass Leid und Tod, Trauer und Klage zum Leben gehören (...), schmerzhafte Erlebnisse zur Sprache bringen und Erfahrungen der Bewälti- gung austauschen (ev. und kath. Lehrplan Sachsen- Anhalt, 2007, S. 8).

Diese kurzen Auszüge unterschiedlicher deutscher Bildungs­ und Lehrpläne machen deutlich, dass

„Abschied, Tod und Trauer“ zentrale und mit klaren Kompetenzerwartungen verknüpfte Themen des Religionsunterrichts in der Grundschule sind. Dabei zeigen die Ausschnitte der Lehr­ und Bildungspläne, dass es im Religionsunterricht um das Nachdenken, das Suchen und Fragen geht. Es wird von den Erfah­

rungen und den Vorstellungen der Kinder ausge­

gangen, gleichzeitig werden ihnen Beispiele aus der Bibel aufgezeigt, wie Menschen mit Verzweiflung, Angst und Trauer umgegangen sind und wie diese wieder Hoffnungsperspektiven für ihr Leben gefun­

den haben.

Im Religionsunterricht erhalten die Kinder Raum, um Ängste oder Zweifel auszudrücken und Worte dafür zu finden.34 Mithilfe der Psalmworte der Klage erfahren sie, dass in schwierigen Situationen auch gefragt und geklagt werden darf.35 Sie erhalten Ge­

legenheit, mit der Lehrperson sowie mit anderen Kindern in einen Gedankenaustausch zu kommen und auch über ihre Erfahrungen mit Gott zu spre­

chen. Die Fragen, Todesvorstellungen und Erlebnis­

se der Kinder müssen dabei Berücksichtigung fin­

34 Handreichungen zum neuen Lehrplan, Evangelische Religionslehre (Primarstufe) in NRW, S. 245.

35 Vgl. ebd.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

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1. Kinder begegnen dem Tod

den und in den Unterricht eingebunden werden. Es geht nicht darum, Kindern möglichst schnell fertige Antworten zu geben oder ihnen gar Versprechun­

gen eines blumigen Jenseits zu machen. Das Be­

schäftigen mit der Ostergeschichte zeigt Kindern, dass die Begegnung mit dem Auferstandenen eine bestimmte Wirkung auf die Menschen hatte und damit einen hoffnungsvollen Neuanfang ermöglich­

te.36

Für den Religionsunterricht bedeutet das:

„Lernen und Lehren im Evangelischen Religionsunter- richt gehen deshalb von einer kindgeleiteten, dialogori- entierten Theologie aus. Schülerinnen und Schüler stel- len mit Religionslehrerinnen und Religionslehrern le- bensbedeutsame Fragen. Gemeinsam treten sie dabei in einen Dialog mit dem Alten und dem Neuen Testa- ment sowie mit christlicher Tradition.“37

36 Vgl. evangelischer Lehrplan Saarland 2016.

37 Handreichungen zum neuen Lehrplan, Evangelische Religionslehre (Primarstufe) in NRW, S. 15.

Ein Dialog entsteht allerdings nur da, wo die Inter­

essen der Kinder berücksichtigt werden und auch zugegeben werden kann, dass auch Erwachsene nicht auf alles eine Antwort haben:

„(...) Dabei lernen Schülerinnen und Schüler auch, dass in manchen Situationen Fragen offen bleiben oder nur ansatzweise und nicht immer endgültig beantwortet werden können. Schülerinnen und Schüler werden im Prozess des religiösen Lernens als Individuen angenom- men. Der Religionsunterricht geht auf die Grunderfah- rungen der Schülerinnen und Schüler ein und berück- sichtigt ihre Biographien und Lebenssituationen sowie ihre Interessen.38

Der Blick auf das einzelne Kind, seinen Lernweg, sein Verständnis, sein Nachdenken und Theologisie­

ren ist von zentraler Bedeutung.39 Das aufmerksa­

me Wahrnehmen der Fragen und Gedanken der Kinder steht hier im Mittelpunkt. Aus diesem Grun­

de gibt die folgende Grafik einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt und Fragen der Kinder. Es sind gesammelte Äußerungen zu Beginn einer Unter­

richtsreihe und Fragen von Kindern eines dritten und vierten Schuljahres.

Die sich daran anschließende Tabelle ist der Ver­

such, einen groben Überblick zu den Kompetenzer­

wartungen zu geben und die Materialien der Unter­

richtsreihe zuzuordnen. Dieser dient nur der Orien­

tierung und erhebt nicht den Anspruch auf Vollstän­

digkeit.

38 Lehrplan katholische Religionslehre (Primarstufe) in NRW, 2008, S. 168.

39 Vgl. Klaaßen, Anne: Teilrahmenplan (TRP) Evangelische Religion Grundschule Rheinland­Pfalz. Eine Lesehilfe in: Schöneberger Hefte 3/10, S. 4.

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Vorwissen und Fragen der Kinder

Todesursachen

● Wie passiert es?

● Woran kann man sterben?

● Kann man sterben, wenn man vom Blitz getrofen wird?

● Kann man sterben, wenn man mit dem Kopf gegen die Wand knallt?

Körper

● Tut der Tod weh?

● Wieso werden die Beine schwarz, wenn man tot ist?

● Ist man nach dem Tod gehirnlos?

● Warum wird man steif?

● Wird man verbrannt?

● Wie kommt der Körper in eine Urne?

Fragen der Kinder

● „Der Tod bedeutet Abschied nehmen. Wenn man darüber nachdenkt, fängt man an zu weinen. Es ist sehr traurig, dass Menschen sterben. Man ist so wie eine Blume, man wird eingeplanzt und man wird ausgeplanzt.“

● „Man fühlt sich traurig, wenn ein Familienmitglied stirbt.“

„Man braucht aber nicht traurig zu sein, wenn jemand stirbt, weil er mit Gott geht.“

● „Wenn man tot ist, ist man für immer weg.“ „Man ist dann weg von der Welt. Das ist nicht schön.

Man verliert. Man sieht seine Freunde und Familie nicht mehr, obwohl viele sich für immer sehen wollen.“

● „Das kann jeden Moment passieren. Man lebt nicht ewig.“

● „Ich weiß, dass niemand sterben will. Menschen, die gestorben sind, kommen manchmal wieder auf die Welt, als Planze oder so.“

● „Ich weiß schon, dass der Tod Herzstillstand macht. Man kann durch schwere Krankheiten sterben, z. B. Krebs, Herzinfarkt, Gehirnerschütterung. Man kann sterben, wenn man aus dem Fenster liegt.“

● „Der Tod ist nichts Schönes. Es ist qualvoll, zu sterben und tut manchmal weh oder auch nicht.“

● „Der Tod ist wie Schmerz. Als wärst du nicht mehr da. Es ist wie Nichts.“

Vorwissen

Jenseits/Leben nach dem Tod

● Was macht man, wenn man gestorben ist?

● Was passiert nach dem Tod? Wie geht es weiter, wenn man tot ist?

● Wo kommt man nach dem Tod hin? Wie sieht es dort aus?

● Was wird man nach dem Tod?

● Kann man sich aussuchen, als was man wiedergeboren wird?

● Wird man wiedergeboren?

● Kommt man wirklich als Planze, Tier oder irgendwas anderes auf die Welt?

● Erlebt man wieder das gleiche Leben?

● Kann man die lebendigen Menschen anfassen?

● Wie fühlt es sich an, zu liegen?

● Wie fühlt es sich an, auf einer Wolke zu schweben?

● Wie fühlt es sich an, nicht gesehen zu werden?

● Wie ist es, durch Wände zu gehen?

● Sieht man, wenn man gestorben ist, Gott?

● Sieht man Jesus im Himmel?

● Wie sieht es im Himmel aus?

● Trift man andere Tote im Himmel?

● Lebt man im Himmel weiter?

● Kommen auch alle Menschen in den Himmel?

● Gibt es ein Paradies im Himmel?

● Wie kommt man in den Himmel?

● Gibt es eine Hölle? Kommen schlechte Menschen in die Hölle?

● Wie ist das Leben als Toter?

● Wie fühlt man sich nach dem Tod?

existenzielle Fragen

● Wer stirbt: der Mensch oder die Seele?

● Warum stirbt eigentlich jeder?

● Warum sterben so viele Kinder?

● Will Gott, dass die Kinder sterben?

● Warum passiert das?

● Ob Leute denken, dass der Tod eine komplette Lüge ist?

● Ob jeder Mensch weiß, wozu der Tod da ist?

● Ob jemand weiß, was es bedeutet, tot zu sein?

● Wie alt kann man werden, bis man stirbt?

● Wie oft passiert es?

● Wieso müssen wir Abschied nehmen?

● Wieso ist das so ein komisches Gefühl?

Fragen der Kinder

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer© Persen Verlag16

Inh al te u nd K omp ete nz er w art un ge n

Inhalte und Kompetenzerwartungen40

Überblick: Unterrichtsinhalte und Kompetenzerwartungen zum Thema Abschied, Tod und Trauer im Religionsunterricht

40 zusammengestellt aus Lehr­ und Bildungsplänen verschiedener Bundesländer Deutschlands des Faches Religionslehre.

Thema Unterrichtsinhalte Kompetenzerwartungen am Ende der Klasse 4

Der Schüler …

Material Unterrichts­

reihe 1

Material Unterrichts­

reihe 2

Abschiede

Situationen des Abschiednehmens;

leichte und schwere Abschiede; Riten und Konventionen des Abschieds

spricht über eigene Abschiedserfahrungen;

unterscheidet zwischen leichten und schweren Abschieden, kennt Möglichkeiten des Abschiednehmens

M6–M12

optional:

M6–M16, M38

Sterben und Tod – Fragen und Vorstellungen

eigene Erfahrungen, Fragen und Vorstellungen zum Tod und zum Jenseits ausdrücken

formuliert Vorwissen und Fragen zum Thema und sucht nach Antworten; nimmt die eigenen Vorstellungen vom Tod und vom Jenseits wahr und bringt sie zum Ausdruck; kann diese in Beziehung zur christlichen Tradition setzen und vergleichen

M2, M18, M19, M22, M23

M2, M18, M19,

M22

Friedhof, Trauerfeier und Beerdigung

Friedhof, Rolle eines Pfarrers bei der Trauerfeier, Ablauf einer christlichen Beerdigung

erkennt die Bedeutung christlicher Beerdigungsrituale; nimmt die Rolle eines Pfarrers bei einer Trauerfeier wahr; lernt Formen des Abschiednehmens kennen

M24–M31 optional:

M13 oder M14

Bilder aus

„Abschied von Rune":

12, 14, 16–18 (optional)

Feste und Feiertage

Gedenktage für die Toten:

Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag, Karfreitag, Ostern

kennt die christlichen Gedenktage an die Toten, kann sie benennen und in das Kirchenjahr einordnen; kann auch den Karfreitag und das Osterfest als christliche Feiertage einordnen und mit Jesus‘ Tod und Auferstehung in Verbindung bringen

M21 optional:

M21

Christliche Hoffnung christliche Auferstehungshoffnung

kennt die Ostergeschichte und Osterbräuche;

erkennt biblische Hoffnungsbilder als mögliche Antworten auf Fragen zum Tod

M20 M20

Trauer und Trost – Erinnerung

Trauerriten und Beten, Psalmen (Klage);

Trostgesten, Trostworte der Bibel

drückt Gefühle aus und nimmt Anteil an der Trauer anderer; gestaltet Gefühle der Trauer oder Erfahrungen mit Worten und Bildern der Psalmen; findet Worte und Gesten für Trost

M32–M37 M39–M45

außerschulischer Lernort: Friedhof

Friedhof erkunden; christliche Symbole entdecken

kennt christliche Symbole auf Gräbern und kann sie deuten; beschreibt den Friedhof als Ort der Trauer, der Erinnerung und des Friedens

M3–M5 M3–M5

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M14 Vorlesegeschichte „Om  ist tot! D s k nn nicht sein!“

„Om  ist tot! D s k nn nicht sein!“ (Teil 1)

Oma ist jetzt schon seit einem Jahr tot. Mama findet, dass Opa sich seitdem sehr verändert hat. „Er ist so still geworden, sitzt einfach nur da und schaut in die Ferne“, sagt sie oft. Immer wenn ich ihn besuche, schauen wir uns seine alten Fotoalben an, dann finde ich, dass Opa sich gar nicht verändert hat. Er wird dann richtig munter, lacht und erzählt stundenlang. Seine Au­

gen blitzen, wenn er von Oma und ihren gemeinsamen Erlebnissen spricht. Sie haben so viele tolle Fotos gemacht, denn sie haben fast die ganze Welt zusammen bereist. Opa geht es gut, wenn er von ihr erzählt, und mir auch.

Oma und Opa waren 50 Jahre lang verheiratet und haben in dieser Zeit fast keinen Tag ohne einander verbracht. Oma konnte besonders gut schwimmen und versuchte so oft wie möglich, ans Meer zu fahren. Ihr Lieblingsort auf dieser Welt war das Meer, denn im Wasser konnte sie sich schnell bewegen und fühlte sich ganz leicht. Sie war wie ein Fisch, der immerzu ins Wasser musste, und wenn sie nicht ans Meer konnte, ging sie ins Schwimmbad und das fast täglich.

Ich habe von ihr schwimmen gelernt und zum Seepferdchen schenkte sie mir ein kleines See­

pferdchen aus Stoff. Ich bin genauso gerne am Meer wie Oma und immer, wenn ich mein klei­

nes Seepferdchen raushole, muss ich an sie denken. Eigentlich wollte Oma immer 100 Jahre alt werden. Sie hat es auch fast geschafft. Immerhin ist sie 90 Jahre alt geworden!

Als Oma letztes Jahr gestorben ist, war das sehr schlimm für uns alle, vor allem für Opa. Es ging so schnell, ganz plötzlich musste Oma ins Krankenhaus, weil sie einen Schlaganfall hatte.

Sie war im Badezimmer gestürzt und lag auf dem Boden, als Opa sie fand. Opa hatte sofort einen Notarzt gerufen, aber es war schon zu spät. Omas Gehirn hatte keinen Sauerstoff mehr bekommen und konnte deshalb nicht mehr normal arbeiten, hatte Papa mir damals erklärt, und deshalb ist sie schließlich gestorben.

Ich konnte damals nicht glauben, dass meine geliebte Oma einfach tot sein und nie wiederkommen sollte.

An dem Tag, als ich von Omas Tod hörte, musste ich dauernd weinen und fühlte mich sehr schlecht. Opa weinte nicht, er war geschockt, sagte kein Wort und wirkte wie versteinert.

Erst ein paar Tage später weinte er so heftig, dass Mama ihn ganz fest in die Arme nahm. Auch jetzt muss ich oft noch weinen oder werde sehr wü­

tend, dass Oma nicht mehr da ist.

Ich verstand nicht, dass Menschen sterben mussten und ständig dachte ich nur „Oma ist tot! Das kann nicht sein!“ Irgendwann begann ich, Mama und Papa auszufragen. Ich wollte alles über den Tod wissen! Ich merk­

te aber schnell, dass auch Mama und Papa mir nicht auf alle Fragen ant­

worten konnten und der Tod gar nicht so einfach zu erklären war.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag

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M14 Vorlesegeschichte „Om  ist tot! D s k nn nicht sein!“

„Om  ist tot! D s k nn nicht sein!“ (Teil 2)

Ich durfte damals mit zur Beerdigung gehen, das war ein ganz komisches Gefühl. Auf der Beer­

digung hatten alle Leute dunkle Kleidung an. Auch das verstand ich nicht. Lieber wollte ich die hellblauen Shorts und das T­Shirt mit dem Segelschiff auf dem Meer anziehen, das Oma so mochte, aber Mama meinte, dass es sich auf Beerdigungen so gehört, etwas Dunkles anzuzie­

hen. Ich nahm aber heimlich mein Seepferdchen mit und hielt es die ganze Zeit in der Hand.

Opa hatte auch dunkle Kleidung an, aber seine Schuhe und seine Fliege waren rot. Das war typisch Opa. Ich wusste, dass Oma es sehr mochte, wenn er die rote Fliege und die roten Schu­

he dazu trug. Mama und ihre Schwester blieben die ganze Zeit an Opas Seite.

In der Kapelle stand der Sarg, davor lagen Kränze und Blumen und eine große Kerze brannte.

Papa erzählte mir, das sei die Osterkerze. Neben der Kerze stand ein großes Bild von Oma in einem Rahmen. Ein Pfarrer erzählte allen über Omas große Leidenschaft fürs Schwimmen und was für ein freundlicher und herzlicher Mensch sie gewesen war. Viele der Trauernden schie­

nen sich über diese Worte zu freuen, obwohl sie dabei auch weinen mussten. Im Hintergrund spielte jemand Omas Lieblingslied auf einer Orgel. Ich mochte das Lied sehr. Immer wenn ich es hörte, war ich in Gedanken bei Oma, auch damals in der Kapelle. Danach gingen wir alle hintereinander zum Grab. Der Sarg wurde in die Erde gelassen und ich warf noch eine rote Rose hinterher. Lange Zeit saßen Opa, Papa, Mama und ich noch auf einer Bank in der Sonne.

Das Grab war noch offen. Wir waren alle ganz still.

Den Friedhof besuchten wir danach regelmäßig. Manchmal ging ich die Gräberreihen entlang und schaute mir die vielen unterschiedlichen Grabsteine und Inschriften darauf an. So viele unterschiedliche Namen! Ich versuchte dabei immer, auszurechnen, wie alt die Person auf dem Grabstein geworden war, denn auf jedem Grabstein stand das Geburts­ und Sterbedatum der Person. Auf manchen Grabsteinen standen auch die Namen von mehreren Personen. Mama und Papa erzählten mir, dass dies Familiengräber seien. Es gab große und kleine Gräber, schlichte und reich verzierte, mit Statuen von großen Engeln darauf und manchmal sogar auch Grabsteine mit Fotos von den Verstorbenen.

Auch Omas Grab hatte einige Zeit später einen Grabstein mit einer Inschrift erhalten. Auf ih­

rem Grabstein stand nur „Sie ist nicht hier“. Opa und Oma wollten das so. Als ich Opa fragte, was diese Inschrift denn bedeutet, sagte Opa, dass Oma nicht hier im Grab auf dem Friedhof sei. Opa wusste nicht, wo Oma jetzt war, aber er spürte, dass sie irgendwie immer bei ihm war und dass er die Erinnerung an sie wie einen großen Schatz immer bei sich trug. Diesen Schatz konnte ihm niemand nehmen.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer© Persen Verlag51

M 15B ild er z u d en G es ch ich te n

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag

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M16 S tzstreifen

Ich sehe ...

Ich denke ...

Ich fr ge mich ...

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2. Mit Kindern im Religionsunterricht über den Tod sprechen und nachdenken

Baustein 2:

Todes­ und Jenseitsvorstellungen der Kinder

Bei der Beschäftigung mit dem Tod kommen von den Kindern immer auch Fragen und Vorstellungen zu einem Leben nach dem Tod auf. Kinder möchten wissen, ob es „Himmel“ und „Hölle“ gibt, wie diese

„Orte“ aussehen oder wie wohl ein Leben bei Gott ist. Hier ist es wichtig, dass die Kinder zunächst ein­

mal Zeit und Raum erhalten, über ihre eigenen Vor­

stellungen nachzudenken, diese völlig frei zu zeich­

nen und/oder ihre Gedanken dazu aufzuschreiben.

Dieser Art des offenen Zugangs lässt den Kindern Raum, ihre eigenen Vorstellungen auszudrücken68 und die Lehrperson kann sich dergestalt ein Bild davon machen, welche Jenseitsvorstellungen bei den Kindern vorhanden sind. Dabei achtet die Lehr­

person darauf, dass die einzelnen Vorstellungen nicht bewertet, sondern gleichwertig nebeneinan­

der stehen gelassen werden. Es geht hier also nicht darum, die Kinder in eine bestimmte Richtung zu drängen, sondern sie zum Nachdenken anzuregen.

Material:

● Arbeitsblätter „So stelle ich mir den Tod vor“, „Was glaubst du, passiert?“ (M18 und M19; auf dickeres Papier kopiert)

● Buntstifte oder Jaxon­Kreide (verschiedene Farben)

● Begleittagebuch Zum Verlauf:

1. Die Lehrperson liest einige der in Stunde 1 ge­

sammelten Fragen der Kinder zum Jenseits vor und wartet ab, ob die Kinder sich dazu äußern.

2. Daraufhin stellt sie den Kindern Fragen nach ih­

ren Vorstellungen. Mögliche Fragen können sein:

„Wie stellst du dir den Tod vor?“, „Was denkst du über den Tod?“, „Was kommt danach?“, „Was glaubst oder denkst du?“. Um Suggestionen zu vermeiden, hält sich die Lehrperson dabei be­

wusst mit konkreteren Fragen zurück (beispiels­

weise: „Wie stellst Du dir den Himmel/das Paradies vor?“). Es werden auch noch keine Antworten (in der Gruppe) gesammelt. Stattdessen wählt jedes Kind ein Arbeitsblatt aus und kehrt still an sei­

nen Platz zurück, um für sich alleine zu malen oder zu schreiben. Für eine ruhige und ent­

spannte Arbeitsatmosphäre läuft im Hinter­

grund erneut leise meditative Musik.

68 Vgl. Völlering, Brigitte: Sterben und Tod in Kinderzeichnungen. In:

Grundschule 2003, H-11, S. 30–33.

3. Nach Beendigung der Arbeitsphase betrachten die Kinder im „Museumsgang“ nun zunächst wortlos ihre Bilder und lassen diese auf sich wir­

ken. Anschließend können einzelne Bilder oder Texte vorgestellt werden. Es kann danach gefragt werden, ob sich die Ideen und Vorstellungen zum Tod ähneln oder voneinander unterscheiden.

Arbeitsbeispiele der Kinder

Die folgenden Bilder und Texte entstanden in der zweiten Hälfte eines 4. Schuljahres. Hier zeigt sich, dass bei den Kindern unterschiedliche Jenseitsvor­

stellungen zum Ausdruck kommen.

Einige Kinder zeichnen ganz klassisch „Himmel“ und

„Hölle“ und stellen sich vor, dass Menschen, die im Leben Gutes getan haben, in den Himmel kommen.

Schlechte Menschen hingegen kommen in die Hölle.

(Kind, 4. Schuljahr)

(Kind, 4. Schuljahr)

„Wenn man nett ist, kommt man in den Himmel.

Und wenn man böse ist, kommt man in die Hölle. Ich glaube, im Himmel ist es schön, aber in der Hölle ist es nicht schön, der Name verrät alles.“ (L., 9 Jahre)

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

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2. Mit Kindern im Religionsunterricht über den Tod sprechen und nachdenken

„Ich glaube, wenn man nett ist, kommt man in den Himmel und hilft Gott und wenn man böse ist, kommt man in die Hölle und kriegt Alpträume.“ (L., 10 Jahre)

Eine große Rolle spielen in den kindlichen Vorstel­

lungen oft Konzepte wie „Engel“, „Gott“, „Geist“ und das „Himmelstor“.

(Kind, 4. Schuljahr)

(Kind, 4. Schuljahr)

„Ich stelle mir vor, dass man einen Weg langgeht, bis zu einem Tor, und dass man so was Ähnliches wie ein Engel ist. Und der Himmel ist ein kleines Dorf, in dem man dann wohnt, und man kann nach unten auf die Erde sehen. Oder dass der Himmel ein unsichtbarer Planet ist und die Häuser auf Wolken stehen.“ (J., 10 Jahre)

„Gott schickt einen Engel zum Grab. Der Engel soll den Toten holen, weil Gott braucht ihn für eine wichtige Aufgabe.“ (M., 9 Jahre)

„Ich glaube, wenn man tot ist, bleibt man im Grab liegen, kommt in den Himmel zu Gott und wird zu einem Engel oder man wird ein Geist.“ (T., 9 Jahre)

Es gibt demgegenüber aber auch Kinder, die sich eher naturwissenschaftlich dem Thema nähern.

Sachlich und nüchtern erklärt eine Schülerin zum Beispiel:

„Wenn jemand stirbt, ist es so, dass man nicht in den Himmel oder in die Hölle kommt. Ich bin tot und ich sehe dann nichts mehr, ich bin ja tot. Der Körper ver- wandelt sich in Erde oder in Asche. Da kommt nichts.

Tot ist tot.“ (A., 9 Jahre)

Sie malt ihr Bild schwarz. Bei genauer Betrachtung fällt allerdings auf, dass sie ein Kreuz in die Mitte gemalt hat, dazu äußert sie sich allerdings nicht.

(Kind, 4. Schuljahr)

Der offenkundig große Wunsch, im wie auch immer ausgeprägten Jenseits wieder mit der Familie sowie geliebten Menschen zusammen zu sein, wird an folgendem Beispiel deutlich:

„Ich stelle mir den Tod schön vor für die Person, die stirbt. Und dass man sich im Himmel wiedersieht und man sich dann riesig freut. Ich hoffe, so wird es sein.“

(L., 9 Jahre)

Zudem sind bei den Kindern Vorstellungen der

„Seele“ anzutreffen, die den Körper verlässt, sowie der Wunsch, als Tier wiedergeboren zu werden.

Die Bilder der Kinder eröffnen eine gute Gesprächs­

möglichkeit und regen dazu an, über verschiedene Vorstellungen genauer nachzudenken und hieran

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2. Mit Kindern im Religionsunterricht über den Tod sprechen und nachdenken

Baustein 6:

Begleitumstände des Todes – Beerdigung

Ob Kinder bereits eine Beerdigung erlebt haben, hängt stark von den familiären Umständen ab. Eini­

ge Kinder begleiten ihre Eltern auf Beerdigungen, andere werden absichtlich von solchen – als für Kin­

der als ungeeignet empfundenen Ereignissen – ferngehalten. Viele Kinder erschreckt die Vorstel­

lung, dass der Tote unter der Erde ist und dort Qua­

len und Ängste erleidet. Daher ist es wichtig, den Kindern gegenüber zu betonen, dass der leblose Körper nichts mehr wahrnimmt und empfindet. In dieser Stunde sammeln die Kinder Informationen zum Ablauf einer Beerdigung. Sie erfahren, welche Rolle ein Pfarrer dabei spielt und welche christli­

chen Rituale eine Beerdigung begleiten.

Material:

● Kiste mit Materialien (siehe Baustein 5)

● Bild­Textzuordnungskarten „Christliche Beerdigung“ (M28 und M29), laminiert für die Partnerarbeit

● Arbeitsblatt „Friedhof und Trauerfeier – wichtige Begrife“ (M30)

● Arbeitsblatt „Trauerfeier und Trauerrede“ (M31)

Zum Verlauf:

1. Einzelne Bilder und Gegenstände aus der Kiste liegen ausgebreitet in der Kreismitte. Lehrer und Schüler gehen auf einzelne Gegenstände oder Bilder näher ein und stellen Überlegungen zu einer Beerdigung an.

2. Die Kinder erhalten nun paarweise die Bild­ und Textzuordnungskarten zu einer christlichen Be­

erdigung und bearbeiten diese gemeinsam. Die Merkmale einer christlichen Beerdigung und die Aufgaben eines Pfarrers werden gemeinsam er­

arbeitet und besprochen.

3. Die Kinder erhalten im Anschluss Zeit, um an den Arbeitsaufträgen „Friedhof und Trauerfeier – wichtige Begriffe“ (M30) sowie „Trauerfeier und Trauerrede“ (M31) zu arbeiten.

4. Zum Ende der Stunde werden die Arbeitsergeb­

nisse vorgestellt und wahlweise bestimmte In­

halte weiter vertieft und reflektiert.

Weitere Ideen:

Wünschenswert wäre es, einen Pfarrer oder auch einen Bestatter in diese (oder eine darauffolgende) Stunde einzuladen, der den Schülern etwas über seinen Beruf und die verschiedenen Beerdigung s­

zeremonien berichtet. Die Kinder können für diese Stunde beispielsweise ein Interview vorbereiten.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag 73

M28 Die christliche Beerdigung – Bildk rten

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M29 Die christliche Beerdigung – Textk rten

Pfarrer haben einen spannenden Beruf, der mit vielen Aufgaben verbunden ist. In der Kirche halten sie verschiedene Gottesdienste, zum Beispiel jeden Sonntag, aber auch zu Taufen und Hochzeiten. Sie besuchen kranke oder alte Menschen und sind in schwierigen Lebenslagen für andere da. Und wenn jemand aus ihrer Gemeinde stirbt, leiten sie am Tag der Beerdigung die Trauerfeier.

Stirbt jemand aus einer christlichen Gemeinde, kann die Familie Kontakt zu dem Pfarrer ihrer Gemeinde aufnehmen. Der Pfarrer kommt dann oft zu den Leuten nach Hause und spricht mit ihnen über den Verstorbenen und spendet Trost. Viele Menschen sind sehr froh, dass jemand in diesen schweren Stunden für sie da ist, ihnen zuhört und mit ihnen betet. Die Verwandten teilen dem Pfarrer ihre Wünsche für die Trauerfeier und die Beerdigung mit. Sie wählen dann gemeinsam Lieder und Gebete aus. Sie berichten dem Pfarrer auch alles Wichtige über das Le­

ben des Verstorbenen und dessen Wünsche für den Abschied. Der Pfarrer kann so seine Trau­

errede besser vorbereiten.

Die Trauerfeier findet in der Kapelle auf dem Friedhof statt und wird vom Pfarrer geleitet. Eine Kapelle ist eine kleine Kirche, in der Bänke und ein Altar stehen. Der Sarg oder die Urne werden ganz vorne aufgestellt, davor werden Blumen und Kränze abgelegt. Die Osterkerze brennt.

Christen ziehen bei einer Beerdigung dunkle Kleidung an. Der Pfarrer hält eine Trauerrede, bei der Stellen aus der Bibel vorgelesen werden. Bei seiner Rede erzählt er etwas über das Leben und die Persönlichkeit des Verstorbenen. Zum Beispiel über seine Hobbys, seinen Beruf oder seine Reisen. Verwandte oder Freunde können auch etwas über die verstorbene Person erzäh­

len. Es wird oft Orgelmusik gespielt und die Trauergemeinde singt Kirchenlieder. Der Pfarrer segnet den Toten, damit er mit Gottes Schutz gehen kann und gemeinsam wird das Vaterunser gesprochen.

Wenn der Gottesdienst in der Kapelle zu Ende ist, läuten die Glocken und der Sarg oder die Urne werden in einem Trauerzug zum Grab gebracht. Dabei gehen alle Trauergäste langsam hinter dem Sarg her, um den Toten auf seinem letzten Weg zu begleiten. Dieser Weg ist für die Trauernden wichtig, denn es ist der letzte gemeinsame Weg, den sie mit dem Verstorbenen ge­

hen.

Am offenen Grab spricht der Pfarrer noch ein paar letzte Sätze, ein Gebet und einen Bibel­

vers. Auch jemand aus der Familie kann noch etwas sagen oder ein Gedicht vorlesen. Dann wird der Sarg oder die Urne in die Erde gelassen. Zum Schluss sagt der Pfarrer die Worte: „Aus Erde bist du genommen, der Erde geben wir dich zurück, dein Gott wird dich rufen zu neuem Leben. Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Damit ist gemeint, dass der Körper des Toten wieder zu Erde, Asche und Staub werden soll. Während der Pfarrer diese Worte spricht, wirft er dreimal eine Handvoll Erde auf den Sarg. Danach können auch die Gäste mit einer Schaufel Erde auf den Sarg werfen. Manche Leute werfen lieber Blumen, Blumenblätter oder einen Abschieds­

brief ins Grab.

Kurz nachdem die Beerdigung beendet wurde, schließen der Bestatter und seine Gehilfen das Grab mit Erde und ein Holzkreuz wird aufgestellt. Das Kreuz erinnert an den Tod Jesu und die Hoffnung der Auferstehung. Später wird dann meistens ein Grabstein aufgestellt.

Oft gehen die Trauernden nach einer Beerdigung gemeinsam in ein Restaurant oder sie treffen sich bei einem Verwandten, um beisammen zu sein. Es tut den meisten Menschen gut, in dieser schwierigen Situation nicht alleine zu sein. Gemeinsam erinnern sie sich dann an den Verstor­

benen, erzählen Geschichten über ihn und schauen Fotos an. Die Trauergäste sprechen den engsten Verwandten ihr Beileid aus. Die Erinnerung und Gemeinschaft (Zusammensein mit der Familie oder mit Freunden) kann trösten und Kraft geben.

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

© Persen Verlag 75

M30 Friedhof und Tr uerfeier: Wichtige Begriffe

Ordne die Begriffe den Bildern zu und trage eine passende Nummer ein.

FriedhofswegKapelleGrab mit Grabstein

Grab mit KreuzGrabschmuckSchaufel

SargPfarreroffenes Grab

BlumenTrauerndeKranz

1 2

3 4

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M31 Tr uerfeier und Tr uerrede

Bei einer christlichen Trauerfeier spricht ein Pfarrer eine Trauerrede. Für diese Rede sucht er in der Bibel nach passenden Sprüchen oder Geschichten, die den Verwandten,

Freunden und Bekannten Trost und Mut geben sollen.

1. Lies die Bibelsprüche aufmerksam durch und überlege, welche du für eine Trauerrede wählen würdest. Suche drei Bibelsprüche aus, die dir besonders gut gefallen, und male sie farbig an.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Und ob ich

schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

(Psalm 23, 1–4)

Und wenn ich auch im Finstern sitze, so

ist doch der Herr mein Licht.

(Der Prophet Micha 7, 8)

Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei;

aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

(1. Kor. 13, 13)

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.

Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein

Schutz, dass ich gewiss nicht fallen

werde.

(Psalm 62, 2+3)

Die Liebe höret nimmer auf.

(1. Korinther 13, 8)

Selig sind die Trauernden;

denn sie werden getröstet werden.

(Das Evangelium nach Matthäus 5, 4)

2. Begründe, warum du diese Sätze ausgesucht hast.

Diese Sätze gefallen mir, weil …

3. Kennst du eine Bibelgeschichte, die traurigen Menschen helfen kann, indem sie ihnen Mut macht oder sie tröstet? Nenne sie.

Die Psalmen wurden entnommen aus: Luther Bibel (Exodus), revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (www.bibelwissenschaft.de)

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

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M39 Infopl k t Ps lmen

Psalmen

Die Psalmen stehen im Alten Testament der Bibel.

Psalmen sind Lieder, Gebete oder Gedichte.

Es gibt 150 Psalmen.

Die Psalmen sind vor ca. 2500 bis 3000 Jahren entstanden.

Sie erzählen von Gefühlen und Gedanken der Menschen.

Die Psalmen berichten von dem Leid, das Menschen erlebt haben und das sie im Gebet vor Gott bringen.

Es gibt Klagepsalmen und Trost­ bzw. Vertrauenspsalmen.

Klage bedeutet, den eigenen Kummer und die eigenen Sorgen in Worte zu fassen.

Es gibt aber auch Dank­ bzw. Lob­ und Bittpsalmen.

Die Psalmen zeigen, dass Menschen, die in Not waren, trotz allem Gottes Nähe gespürt und seine Hilfe erfahren haben.

Die Menschen danken und loben Gott in den Psalmen für seine Güte und Macht.

In den Psalmen reden Menschen ganz direkt mit Gott.

Psalmen ermutigen Menschen, auch in schwierigen und verzweifelten Situationen auf Gott zu vertrauen.

Menschen beten heute noch Psalmen. Ein bekannter Psalm ist zum Beispiel: Der Herr ist mein Hirte (Psalm 23).

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M40 Ps lmen: Kl ge

Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß.

(PS. 31, 13)

Die Angst presst mir das Herz zusammen.

(PS. 25, 17)

Ich bin gekrümmt und tief gebeugt, den ganzen Tag gehe ich traurig einher.

(PS. 38, 7)

Ich weine die ganze Nacht, mein Bett ist durchnässt von Tränen.

(PS. 6, 7)

Sammle meine Tränen in einen Krug.

(PS. 56, 9)

Aus der Tiefe rufe ich zu dir.

Höre meine Stimme.

(PS. 130, 1)

Die Psalmen wurden entnommen aus: Luther Bibel (Exodus), revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (www.bibelwissenschaft.de)

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Scherin Salama Daoud: Abschied, Tod und Trauer

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M43 Ps lmwort zu meinem Erle nis

1. Wähle ein Psalmwort aus und klebe oder schreibe es hier auf.

2. Überlege, wie das Psalmwort zu Saras Situation und ihren Gefühlen passt.

Oder überlege, wie das Psalmwort zu deinem Erlebnis und deinen Gefühlen passt.

Schreibe deine Gedanken dazu auf.

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M44 Ps lmen-Ange otsk rten

Ange ot 1: Schrei en

1. Wähle ein Psalmwort.

2. Klebe dein Psalmwort auf das Arbeitsblatt und überlege, wie das Psalmwort zu Saras Situation oder zu deinem Erlebnis passt.

3. Schreibe deine Gedanken dazu auf.

4. Du kannst dein Ergebnis vorstellen.

Ange ot 2: Bild m len

1. Wähle ein Psalmwort.

2. Klebe dein Psalmwort auf das Arbeitsblatt und überlege, wie das Psalmwort zu Saras Situation oder zu deinem Erlebnis passt.

3 Male mit Gefühlsfarben ein Bild dazu.

4. Du kannst dein Ergebnis später vorstellen.

5. Erzähle den anderen Kindern: Was genau zeigt dein Bild? Warum hast du diese Farben gewählt?

Angebot 3: Bild legen

1. Wähle ein Psalmwort.

2. Überlege, wie das Psalmwort zu Saras Situation und Gefühlen oder zu deinem Erlebnis und deinen Gefühlen passt.

3. Wähle aus den Legematerialien (zum Beispiel Holzkegel, Tücher, Steine ...) einige passende aus. Gestalte mit den Materialien ein Bild dazu.

4. Wenn du fertig bist, fotografiere dein Bild. Du kannst auch noch etwas zu deinem Bild schreiben.

5. Du kannst dein Ergebnis vorstellen. Erzähle den anderen Kindern: Was zeigt dein Bild? Warum hast du diese Materialien gewählt?

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