Thomas Hellinger – Raumfragmente
Die Bilder wecken unterschiedliche Assoziationen, etwa zu „Raumfrag- menten“, die der Ausstellung Tho- mas Hellingers (Jg. 1956) auch den Titel gaben. In anderen Fällen fühlt man sich an Landschaftliches oder eine urbane Situation erinnert. Man entdeckt Anmutungen alter Hallen- architektur oder von Konstruktions- elementen, die Dresdner unweiger- lich mit dem „Blauen Wunder“ ver- binden. Gleichwohl ist die partiell
gestisch, partiell eher konstruktiv ausgerichtete, farblich zwar vielfäl- tige, zugleich zurückhaltende Male- rei keineswegs auf einen Abbildcha- rakter ausgerichtet.
Die genannten Realitätsbereiche sind für Hellinger vielmehr Ausgangs
„material“, um sich malerisch den ihn interessierenden Fragen der Wahr- nehmung nähern zu können. So beruhen die vom „Blauen Wunder“
inspirierten Bilder auf vielen Sehmo- menten, die aus der Bewegung, etwa beim Gang über die Brücke,
resultieren. Das Ergebnis ist eine, sich dem Flüchtigen des Gesehenen nähernde Vielschichtigkeit. Dem Malen voraus gehen unzählige doku- mentierende Fotografien, die sich später teils auf Folien wieder finden.
Diese projiziert der Künstler partiell auf seine Leinwände, um sich daran zu orientieren, dem Malen etwa eine neue Wendung zu geben, ohne sie, wie es heute oft gehandhabt wird, generell als Vorlagen für ein Bild zu nutzen. Freier Farbauftrag und Pro- jektionselemente verbinden sich zu dem für Thomas Hellingers Bilder typischen, vielschichtigen und be - wegten Ganzen. Dabei reizen ihn immer wieder andere Aspekte, so dass ganze Serien zu einem Thema entstehen.
Der aus Konstanz am Bodensee stammende Künstler lebt und arbei- tet schon etwa ein Jahrzehnt in Dres- den, ist hier auch durch seine Beteili- gung an Kunsttherapieprojekten und damit verbundenen Ausstellungen an der HfBK hervorgetreten. In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren hatte er in München und Berlin (West), unter anderem bei Raimund Girke, studiert. Auslands- stipendien führten ihn danach nach Toronto und New York. In den 1990er Jahren wirkte er als Assistent
von Hans Baschang an der Akademie der Bildenden Künste München sowie als Dozent an der Hochschule für Kunsttherapie Nürtingen.
Dr. sc. phil. Ingrid Koch
Ausstellung im Foyer und der 4. Etage der Sächsischen Landes
ärztekammer vom 18. Januar bis 11. März 2012, Montag bis Frei
tag 9.00 bis 18.00 Uhr, Vernissage: 19. Januar 2012, 19.30 Uhr
Kunst und Kultur
38 Ärzteblatt Sachsen 1 / 2012
Thomas Hellinger, o.T. (Street View 4), 2011, Öl auf Nessel, 140 x 110 cm