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Verletzungen und über- lastungsbedingte Schäden am Fuss

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Academic year: 2022

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RE I N H A R D WI T T K E

Die Füsse sind naturgemäss besonders hohen Belastungen ausgesetzt, schliesslich ruht auf ihnen das gesamte Kör- pergewicht. Kommen dann noch spezielle Herausforde- rungen auf sie zu, wie die Bergtour eines ungeübten Wanderers, intensives Schuss- training beim Fussballprofi oder einfach nur eine massive Adipositas, kann es leicht zu Schäden an Knochen, Sehnen oder Bändern kommen.

Allein aus der Schmerzlokalisation lassen sich oft schon ausreichende Rückschlüsse auf das Krankheitsbild ziehen. Die thera- peutische Palette reicht von Antiphlogis- tika über Einlagen, Gips-Ruhigstellungen, Tapes und Steroid-Injektionen bis zur Ope- ration.

Wer einmal umknickt, dem passiert dieses Missgeschick danach meist noch öfter.

Und wiederholte Inversionstraumen des oberen Sprunggelenks können schliesslich zu einem so genannten Sinus-tarsi-Syn-

drom führen. Das im Sinus tarsi gelegene Lig. talocalcaneum interosseum ist dabei dauerhaft geschädigt. Die Betroffenen können Dehnungsreize nicht mehr ausrei- chend wahrnehmen, was eine Instabilität des Sprunggelenks nach sich zieht. Die Folge sind Schmerzen vor dem Aussen- knöchel, zunächst unter Belastung, später auch in Ruhe. Therapeutisch bieten sich eine Entlastung des äusseren Fussrands (Erhöhung) beziehungsweise Schuheinla- gen mit Aussenranderhöhung an. Ausser- dem kann ein gezieltes funktionelles Trai- ning der Propriozeption (Therapiekreisel, Minitrampolin, Weichmatte) die Stabilität des Sprunggelenks erhöhen. Eine lokale Infiltration mit einem Steroid-Präparat in den Sinus tarsi ist oft hilfreich (Abbildung 1).

Beim Sport sollten knöchelstabilisierende Bandagen getragen werden. Eine opera- tive Revision des rupturierten Bands ist nicht notwendig und auch nicht erfolg- reich.

Exostose durch Schuss- training

Klagt ein Fussballspieler über belastungs- abhängige Schmerzen im vorderen Knö- chelbereich zwischen Tibiavorderkante und Talushals, sollten Sie an ein so ge- nanntes vorderes Schienbein-Kompres- sionssyndrom denken. Auslöser des Beschwerdebilds sind wiederholte Mikro- traumen der ventralen Gelenkkapsel, wie sie zum Beispiel beim forcierten Schuss- training beim Fussball zustande kommen.

Die Schmerzen verstärken sich bei aktiver oder passiver Dorsalflexion des Fusses.

Im Röntgenbild lässt sich häufig eine Ex- ostose am Talushals erkennen, die eine Dehnung der Wadenmuskulatur verhindert.

Die Therapie beschränkt sich auf lokale In- filtrationen (Abbildung 2) und Verbände

beziehungsweise eine kurzzeitige Ruhig- stellung in einer Castschiene. Bei anhal- tenden Beschwerden bleibt nur die opera- tive Entfernung der Exostose.

Schneeballknirschen beim Bergwanderer

Ist der Fussrücken schmerzhaft geschwol- len und überwärmt, liegt der Verdacht auf eine Tendinitis/Tendovaginitis der Extenso- renmuskeln nahe. Die Beschwerden ent- stehen häufig durch eine einmalige akute Überlastung (Bergwandern, lange Läufe etc.) ohne adäquates Training beim so ge- nannten «Weekend Warrior». Wenn Sie das typische Schnellballknirschen bei der schmerzhaften Flexion und Extension des Fusses hören können, ist die Diagnose ge- sichert. Antiphlogistische Massnahmen mit NSAR, topisch und eventuell auch oral, in Verbindung mit einer Immobilisa-

Verletzungen und über-

lastungsbedingte Schäden am Fuss

Chronische Überlastungen im Mittel- und Vorfussbereich

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Therapeutisch ist eine Vorfuss- polsterung in gut angepassten Schuheinlagen sinnvoll und im akuten Stadium Tapeverbände und NSAR oral.

●Antiphlogistische Massnahmen in Verbindung mit einer Immo- bilisation in der Castschiene brin- gen schnelle Erleichterung bei einer Tendinitis der Extensoren.

●Auf Dauer ist beim Hallux valgus nur die operative Korrektur er- folgversprechend.

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tion in der Castschiene bringen schnelle Erleichterung.

Senkfuss drückt auf Tarsaltunnel

Schwellung und Druckschmerz hinter dem Innenknöchel sowie Schmerzen beim Anhe- ben des äusseren Fussrandes deuten auf ein Tarsaltunnelsyndrom hin. Hinter dem Innenknöchel werden die Sehnen des M. tibialis posterior sowie des M. flexor di- gitorum unter dem Retinaculum im Tarsal- tunnel umgeleitet. Der Schmerz entsteht durch eine Kompression des N. tibialis, wenn die Sehne beziehungsweise die Sehnenscheiden durch Überlastung ver- dickt sind und mehr Raum beanspruchen

als vorgesehen. Prädisponierend wirkt sich ein Senkfuss mit Hyperpronation aus. Des- halb darf neben den akuten antientzünd- lichen Massnahmen in der Therapie die Verordnung von stabilisierenden Schuhein- lagen mit einer Innenranderhöhung (0,3 cm) nicht vergessen werden. Die Steroid-Injek- tion in den Tarsaltunnel (cave: Arteria tibia- lis posterior!) lindert rasch die Schmerzen (Abbildung 3).

Ermüdungsbruch oder Knochennekrose?

Wenn ein Läufer über Schmerzen im Be- reich des medialen Fussrands klagt, die ihn zum Schonhinken und zum Auftreten mit dem lateralen Fussrand zwingen, liegt

wahrscheinlich ein Ermüdungsbruch des Os naviculare pedis vor. Handelt es sich al- lerdings um ein Kind, sollte man am ehes- ten an eine aseptische Knochennekrose des Os naviculare (M. Köhler I) denken. Im Röntgenbild kommen beide Krankheits- bilder gut zur Darstellung. Beim M. Köhler I finden sich im Initialstadium sowohl eine Strukturauflockerung im Os naviculare (Demineralisierung) wie auch eine Ver- dichtung (Sklerosierung) nebeneinander.

Später tritt eine Kondensation beziehungs- weise eine Fragmentation mit Grössen- abnahme des Naviculare beziehungsweise ein scholliger Zerfall auf (Abbildung 4).

Therapeutisch empfiehlt sich bei starken Beschwerden anfangs ein Unterschenkel- gehgips über mehrere Wochen.

Verletzungen und überlastungsbedingte Schäden am Fuss

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

Tabelle 1:

L e i t s y m p t o m e u n d B e h a n d l u n g v o n h ä u f i g e n c h r o n i s c h e n Ü b e r l a s t u n g s s c h ä d e n i m M i t t e l f u s s b e r e i c h

Krankheitsild Leitsymptom Behandlungsmassnahme

Sinus-tarsi-Syndrom Instabilität des Sprunggelenks, Steroid-Infiltration, stabilisierende Einlagen, Druckschmerz, Schwellung im Sinus tarsi Propriozeptionstraining

Vorderes Schienbein-Kompressions- Schmerz bei der Dorsalflexion des Fusses, Steroid-Infiltration, Castschiene, Operation

Syndrom Druckschmerz am Talushals

Tendovaginitis der Extensorensehnen Schwellung, Überwärmung, Rötung, Verbände, Castschienen, NSAR (topisch/oral) Schneeballknirschen

Tarsaltunnelsyndrom Druckschmerz, Schwellung hinter dem Steroid-Infiltration, antiphlogistische Innenknöchel, verstärkt beim Anheben des Verbände, Einlagen

Fussaussenrands

Ermüdungsfraktur oder Osteochondrose Schmerz und Schwellung am medialen Unterschenkelgehgips 4 Wochen, Einlagen des Os naviculare (M. Köhler I) Fussrand

Os tibiale externum Fussinnenrandschmerz nach Eversionstrauma Steroid-Infiltration, antiphlogistische Verbände, stabilisierende Einlagen, evtl.

Operation

Abbildung 1: Injektion in den Sinus tarsi bei Sinus-tarsi-Syndrom (Läsion des Lig.

interosseum)

Abbildung 2: Injektionstechnik bei vorderem Schienbein-Kompressions- syndrom

Abbildung 3: Injektion in den Tarsal- tunnel bei Tarsaltunnelsyndrom

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Nachfolgend sollten dann gut angepasste Schuheinlagen zur Anhebung des Längs- gewölbes verordnet werden. Der M. Köh- ler I heilt beim Kind innerhalb von zwei Jahren meist folgenlos aus.

Zusatzknochen reizt den Fussrand

Lang anhaltende Beschwerden nach einem Eversionstrauma am medialen Fussrand sind ein Hinweis auf ein Os tibiale externum. Da- bei handelt es sich um einen akzessorischen,

zirka erbsgrossen Fussknochen, der dem Os naviculare angelagert ist (Abbildung 5).

Durch den Zug des M. tibialis posterior kommt es zu einer Dislokation dieses Frag- ments mit einer schmerzhaften Weichteil- reizung. Mit einer Schaumstoffeinlage und der therapeutischen Steroid-Infiltration so- wie antiphlogistischen Verbänden lässt sich den Beschwerden meist gut beikommen.

Bei Therapieresistenz kann die operative Entfernung des Os tibiale externum ge- rechtfertigt sein.

Übergewicht schafft Spreizfüsse

Auch der Vorfuss ist anfällig für chronische Überlastungen. Typisches Beispiel dafür ist der schmerzhafte Spreizfuss – eine Verbrei- terung des Vorfusses durch Überdehnung der queren Bandverbindungen. Der Fuss- abdruck zeigt ein durchgetretenes Querge- wölbe mit der Hauptbelastungszone der Metatarsalia III und IV. Zu einer solchen an- lagebedingten Schwächung des Querge- wölbes kommt es durch Übergewicht, Fehlbelastung und sportliche Überlastung.

Mit Hilfe des so genannten Gaenslen- Handgriffs (Kompression des Vorfusses) ist die Diagnose leicht zu stellen – er löst ver- mehrte Schmerzen aus.

Hallux valgus gehört operiert

Mit dem Spreizfuss vergesellschaftet ist häufig der Hallux valgus, das heisst ein

Abweichen der Grosszehe nach lateral durch Insuffizienz des M. abductor hallu- cis longus. Der Druck des Schuhs bewirkt zusätzlich eine Bursitis und Pseudoexo- stose an der Innenseite des Mittelfuss- köpfchens I. Die konservative Behandlung mit Einlagen und antiphlogistischen Mass- nahmen ist oft nicht ausreichend. Auf Dauer ist nur die operative Korrektur er- folgversprechend.

Dafür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, von der Debasierung des Grundglieds bis zur Keilresektion und Verlagerung der Sehne des M. adductor hallucis.

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Tabelle 2:

L e i t s y m p t o m e u n d B e h a n d l u n g v o n h ä u f i g e n c h r o n i s c h e n Ü b e r l a s t u n g s s c h ä d e n i m Vo r f u s s b e r e i c h

Krankheitsbild Leitsymptom Therapeutische Massnahme

Spreizfuss Quergewölbe aufgehoben, Vorfusspolsterung (Schuheinlage), NSAR

Gaenslen-Handgriff positiv

Hallux valgus Valgusstellung der Grosszehe, Bursitis, antiphlogistisch (lokal),

Pseudoexostose verschiedene Operationsverfahren

Hallux rigidus Schmerzen im Grosszehen-Grundglied Steroid-Injektionen, operative Resektion des

bei Flexion, Extension Grundglieds

Mittelfussköpfchen-Nekrose DII Druckschmerz, Schwellung über dem Vorfussentlastung (z.B. Schuh), antiphlogis- (M. Köhler II) Metatarsale II (meist Mädchen) tische Massnahmen, selten Operation Morton-Neuralgie Schmerzen und Sensibilitätsstörung, Steroid-Infiltrationen, Entlastung des Quer-

Elektrisieren im Interdigitalraum DII/III gewölbes, operative Resektion des Neurinoms

Abbildung 4: Aseptische Osteonekrose des Os naviculare pedis (M. Köhler I)

Abbildung 5: Os tibiale externum

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Hallux rigidus stört den Gang

Nicht weniger problematisch ist der Hallux rigidus, eine Arthrose im Grosszehen- grundgelenk, die vor allem bei Lauf- und Spielsportlern auftritt. Klinisch fällt eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung der Flexion und Extension des Gelenks auf. Der Patient hat ein verändertes Gang- bild, da er nicht mehr korrekt über die Grosszehe abrollen kann. Therapeutisch kann die intraartikuläre Injektion eines Steroid-Gemisches hilfreich sein, ausser- dem Physiotherapie mit chiropraktischer Gelenkmobilisation. Letztlich bleiben diese konservativen Massnahmen bei weiterer sportlicher Belastung aber frustran, so- dass zur Schmerzfreiheit die Operation nach Keller-Brandes mit Resektion des Grundglieds um ein Drittel empfohlen wird.

Köhler II trifft weibliche Teenager

Wenn ein junges Mädchen über Schmer- zen im Vorfussbereich klagt, ist an eine Ne- krose des distalen Mittelfussköpfchens (Morbus Köhler II) zu denken. Dieses Krankheitsbild tritt besonders häufig bei Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren auf.

Die Beschwerden äussern sich meist unter Belastung, zum Beispiel beim Tanzen und bei sportlichen Aktivitäten, und imponie- ren klinisch mit einer Schwellung und Druckschmerzen im Bereich des zweiten Strahls sowie einem Schonhinken. Bewei- send für die Diagnose ist das Röntgenbild (Abbildung 6), das ein kelchartig defor- miertes Metatarsale-II-Köpfchen (im spä- teren Stadium) zeigt. Therapeutisch sind

auch hier die Entlastung (Vorfuss- entlastungsschuh) und die Anwen- dung antiphlogistischer Massnahmen zu empfehlen. Die Regenerations- tendenz ist im Allgemeinen schlech- ter als beim M. Köhler I. Ein opera- tiver Eingriff mit Teilresektion des Grundglieds kann erst nach Ab- schluss des Wachstums erwogen werden, sofern sich eine therapie- resistente schmerzhafte Arthrose eingestellt hat.

Quergewölbe quetscht Zehennerv

Neben dem Hallux rigidus ist auch die so genannte Morton-Neuralgie ein häufiges Krankheitsbild bei Laufsportlern.

Die Betroffenen klagen über Schmerzen und Sensibilitätsstörungen, meist zwischen der dritten und vierten Zehe. Ursache ist die Verbreiterung des Quergewölbes mit

der Kompression der Interdigitalnerven unter Ausbildung eines Neurinoms. Typi- sches klinisches Zeichen ist auch hier der positive Gaenslen-Handgriff. Therapeu- tische Massnahme ist neben der stabilisie- renden Einlage die mehrfache Injektion eines Steroids von dorsal aus in den Inter- digitalraum. Bei therapieresistenten Be- schwerden ist nur die Resektion des Neu- rinoms erfolgversprechend. ●

Dr. med. Reinhard Wittke Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Chirotherapie D-95444 Bayreuth

Interessenkonflikte: keine

Diese Arbeit erschien zuerst in

«Der Allgemeinarzt» 19/2003.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor.

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Abbildung 6: Osteonekrose des Metatarsalköpfchens DII (M. Köhler II)

Die Gi(e)raffe vor lauter Gier bekam das Tier

‘nen langen Schlund und

hat’s beim Bücken nun im Rücken.

Novartis Pharma Schweiz AG Postfach, 3001 Bern

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