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Elemente der Analysis II

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Academic year: 2022

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Elemente der Analysis II

Kapitel 4: Stetigkeit

Informationen zur Vorlesung:

http://www.mathematik.uni-trier.de/∼wengenroth/

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Kapitel 4: Stetigkeit

4. Stetigkeit

Ist f :Rn→Rm eine Abbildung, die zum Beispiel die Produktionsmengen von m G¨utern in Abh¨angigkeit der Mengen von n eingesetzten Rohstoffen beschreibt, so ist wichtig zu wissen, ob kleine ¨Anderungen bei den

Rohstoffmengen x1, . . . ,xn auch nur zu kleinen ¨Anderungen der produzierten Mengen der mG¨uter f¨uhren.

F¨ur die Behandlung dieser Frage muss man insbesondere pr¨azisieren, was

”kleine ¨Anderungen“ sind.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.1 Erinnerung

4.1 Erinnerung

(a) Mit kxkn= q

x12+. . . ,xn2 bezeichnen wir die euklidische L¨ange eines Vektors x∈Rn.

(b) F¨ur x,y ∈Rn heißt dann dn(x,y) =kx−ykn (euklidischer) Abstand zwischenx und y.

(c) Diese Definition des Abstands ist durch die Geometrie desR2 motiviert (und in der analytischen Geometrie sehr n¨utzlich). Bei der Interpretation von x1, . . . ,xn als Rohstoffmengen ist es oft

naheliegender zu sagen, x = [x1, . . . ,xn] sei nah beiy = [y1, . . . ,yn], fallsxk nah bei yk ist f¨ur jedesk, d.h. falls

kx−yk= max{|x1−y1|, . . . ,|xn−yn|}klein ist. In ¨U 10 haben wir f¨ur diesen

”Maximalabstand“ gezeigt kx−yk≤dn(x,y)≤√

nkx−yk. (d) Wenn man lediglich den Begriff

”kleine ¨Anderungen“ definieren will, ist es ziemlich egal, mit welchem Abstandbegriff man operiert. Mit dem euklidischen lassen sich manche Sachen etwas leichter beweisen.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.2 Definition der Stetigkeit

4.2 Definition der Stetigkeit

(a) Beschreibt f :Rn→Rm wieder die Produktion von mG¨utern, so l¨asst die Qualit¨atskontrolle gewissen Toleranzen bei den

Produktionsmengen zu. Hat n¨amlich ein Kunde z1 = 100 kg vom ersten undz2 = 350 kg vom zweiten Produkt bestellt, so wird er sich wohl nicht beschweren, wenn er 99.99 kg vom ersten und 350.02 kg vom zweiten geliefert bekommt.

Ist nun ein Inputx = [x1, . . . ,xn] theoretisch bekannt mit f(x) = [z1,z2], so fragt sich der Produktionsleiter:

Um wieviel darf ich von diesen exakten Mengen abweichen, damit der Output innerhalb der Fehlertoleranz bleibt?

Geht das ¨uberhaupt?

Mathematiker haben die Angewohnheit, die Fehlertoleranz bei der Produktion ε(epsilon) und die erlaubte Abweichungδ (delta) zu nennen.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.2 Definition der Stetigkeit

4.2 Definition der Stetigkeit

(b) Definition: SeienA⊆Rn und f :A→Rm eine Funktion sowie x ∈A.

Die Funktionf heißt stetig in x, falls es zu jeder Zahlε >0 eine Zahl δ >0 gibt, so dass f¨ur alle y ∈A gilt

dn(x,y)< δ=⇒dm(f(x),f(y))< ε.

(c) Beachte die Logik dieser Definition: Zu jederFehlertoleranz ε >0 gibt es einePr¨azisionstoleranz δ >0, so dassjede Abweichung

dn(x,y) vonx um h¨ochstensδ zu einem Fehlerdm(f(x),f(y)) kleiner als εf¨uhrt.

(d) Um diese logische Struktur der Definition kurz auszudr¨ucken, benutzt man die Quantoren

∀ f¨ur alle (oder f¨ur jede) sowie ∃ es gibt (oder existiert).

Mit diesen Abk¨urzungen heißt die Stetigkeit in x∈Aalso

∀ε >0∃δ >0∀y ∈A

dn(x,y)< δ=⇒dm(f(x),f(y))< ε

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.2 Definition der Stetigkeit

4.2 Definition der Stetigkeit

(e) Die Funktionf :A→Rm heißt stetig auf A, falls sie in jedem Punkt x ∈Astetig ist. Ist Adurch den Kontext klar, nennt manf auch einfach stetig.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.3 Beispiele

4.3 Beispiele

(a) Jede lineare Funktionf :Rn→Rm ist auf Rn stetig.Beweis: F¨ur die MatrixPRm×n mit den Spaltenf(e1), . . . ,f(en) giltf(x) =P·x und wegen der Ubungsaufgabe 15 gilt¨ kP·xkmN(P)kxknur allexRn mit einer gewissen ZahlN(P)0. Seien nunxRnundε >0 (eine Fehlertoleranz). Wir definieren δ=ε/N(P) (fallsN(P)>0 undδ= 1 sonst). F¨ur jedesy Rnmitdn(x,y)< δ gilt dann

dm(f(x),f(y)) =kf(x)f(y)km=kf(xy)km=kP·(xy)kmN(P)kxykn

=N(P)dn(x,y)<N(P)δ=ε.

(b) Sei x0 ∈Rn und f :Rn→R,x 7→

1, falls x=x0

0, falls x6=x0 . Dann ist f stetig in jedem x6=x0 und unstetig inx0.

x6=x0. Seiε >0. Wir setzenδ=dn(x,x0). F¨ur jedesy Rnmit

dn(x,y)< δist danny6=x0und daher giltdm(f(x),f(y)) =dm(0,0) = 0.

Die Unstetigkeit inx0bedeutet: Es gibt Fehlertoleranzε >0, so dass es zu jeder Pr¨azisionstoleranzδ >0 einen Inputy Rngibt, der zwar

dn(x0,y)< δerf¨ullt, aberdm(f(x0),f(y))ε, in Kurzschreibweise

ε >0δ >0y Rm mitdn(x0,y)< δunddm(f(x0),f(y))ε.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.3 Beispiele

4.3 Beispiele

Wir zeigen dies f¨urε= 1 : F¨ur beliebigesδ >0 betrachten wir dazuy =x0+δ2e1mit dem ersten Einheitsfaktor. Dann giltdn(x0,y) =kx0ykn=δ2< δund

d1(f(x0),f(y)) =d1(1,0) =|10|= 1ε.

Bemerkung: Schon an diesen einfachen Beispielen sieht man, dass der Nachweis der Stetigkeit anhand der Definition ziemlich unangenehm sein kann (woher kommt dasδ?) Deshalb braucht man hinreichende

Bedingungen.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.4 Satz

4.4 Satz

(a) Eine Funktion f :A→Rm ist genau dann stetig in x ∈A, wenn alle Komponentenfunktionen stetig sind.

(b) Linearkombinationen stetiger Funktionen sind stetig.

(c) Kompositionen stetiger Funktionen sind stetig. Genauer f :A→B stetig in x∈Aund g :B→Rq stetig in f(x) =⇒g ◦f :A→Rq ist stetig in x.

(d) Sindf :A→R1 und g :A→Rm beide stetig inx, so ist auch fg :A→Rm stetig in x.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.4 Satz

4.4 Satz

Die Beweise von (a), (b) und (d) sind

rechentechnisch“ nicht ganz leicht aber wenig erhellend. Der Beweis von (c) ist konzeptionell interessanter: Seiε >0 eine Toleranz. Wegen der Stetigkeit von g inf(x) gibt esδ >0, so dass jeder

Zwischeninput“ z B mitdm(f(x),z)< δ zu einem Ergebnisg(z) mit

dq(g(f(x)),g(z))< εuhrt. Wir fassen jetztδals Fehlertoleranz f¨urf auf. Dann gibt es eine Inputtoleranz (die wir irgendwie benennen wollen, leider ist der Name δ schon verbraucht und wir nennen sie deshalb)η >0, so dass

dn(x,y)< η=dm(f(x),f(y))< δ.

ur jedesy Amitdn(x,y)< η folgt dann (mit z =f(y)) dq(gf(x),g f(y)) =dq(g(f(x)),g(z))< ε.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.5 Beispiel

4.5 Beispiel

f :R2 →R, (x,y)7→sin(x2+y2) ist stetig aufR2. Beweis:

(1) a: [x,y]7→x ist stetig (z.B. weil linear) (2) b : [x,y]7→x2 ist stetig

(3) c : [x,y]7→y2 ist stetig mit den gleichen Argumenten (4) d : [x,y]7→x2+y2 ist stetig als Summe

(5) sin :R→Rist stetig (EAI)

(6) f = sin◦d ist stetig als Komposition.

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Kapitel 4: Stetigkeit 4.6 Bemerkung

4.6 Bemerkung

Stetigkeit ist eine wichtige qualitative Eigenschaft von Funktionen, die allerdings nicht leicht quantifizierbar ist (insbesondere: welche

Input-Toleranz bei gegebener Fehlertoleranz?). F¨ur die quantitativen Aspekte ben¨otigt man genauere Untersuchungen, wie sich die Outputabweichungenf(x)−f(y) in Abh¨angigkeit von den Inputabweichungen x−y verhalten.

Referenzen

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