Moderne Physik Ss2006
Heiko Dumlich
May 28, 2006
10 Quantenmarkierung und Radierung
Die Quantenmarkierung wird im Atominterferometer-Experiment durch zwei
verschiedene Zustände eines
85 Rb − Atoms erreicht. Hierbei betrachten wir
dieHyperfeinstrukturdesAtoms,wobeiman diebeidenZustände
F g = 2
undF g = 3
unterscheidet. Dieswird durch einMikrowellenfelderreicht,das,nach-dem durch pumping mit linear polarisiertem Licht nur noch der
F g = 3
Zustandexistiert,Übergängezwischen
F g = 2, m F = 0
undF g = 3, m F = 0
in-duziert. EssindzudemnurÜbergängemit
∆m = 0
möglich,dadasoszillierende Magnetfeldω mw = 2π · 3.035 · 10 9 Hz
, welchesdieMikrowelleerzeugt,paral-
lelzueinemäuÿeren
100 µT
Magnetfeld ist. ZusätzlichverhindertdiesesMag-netfeld auch noch, dass andere Übergänge als
F g = 2, m F = 0
undF g = 3, m F = 0
auftreten, dadiese durch Zeeman-shifts ausser Resonanz gebracht werden. DieMarkierungerfolgtalso,durchzweiMikrowellenfelder,wobeidieseRabi-Oszillationenzwischenden
|2i, |3i
Zuständen induzieren. Es istresonant fürdieÜbergängezwischenZustand|2i
und|3i.
DasAuslesendesZustandeser-folgtübereineMessungdesinternenZustandesdesAtoms,wobeihierzudieFre-
quenzdesAuslese-LaservariiertwirdundbestimmteZuständemitbestimmten
Frequenzen ausgelesenwerdenkönnen,wobeidieZustände mitdem jeweiligen
Strahlüber:
|ψi = |ψ B i ⊗ |3i − |ψ C i ⊗ |2i
korreliertsind. Dasheisst also, dasder Zustand
|2i
mit StrahlC
undderZustand
|3i
mit StrahlB
korreliertist. Zur Detektion desF g = 3
Zustandeswird z.B. die Frequenz des Lasers in Resonanz zum
F g = 3 ↔ F g = 4
cy-cling Überganggebracht. Fürdie Detektion des
F g = 2
Zustandes, die nor-malerweise durch den
F g = 2 ↔ F g = 1
Übergang detektiertwerden könnte,ergibt sich ein Problem, da die Ezienz sehr gering ist und damit nur eine
geringeIntensität erzeugt werden kann. Daher wird ein
π
-Mikrowellenpulsin der InteraktionsRegion, also dort, wo dasAtom mit der Mikrowellewechsel-wirkt, hinzugefügt. Somit entspricht die Detektion des
F g = 3
Zustandesmnachdem der
π
Puls hinzugefügt wurde demF g = 2
Zustand, bevor derπ
F g = 2
oderF g = 3
Zustandes. Um einen beliebigen Zustand auslesen zukönnen,wasalsoeinerQuantenradierungentsprechenwürde,mussmaneinen
anderenPuls hinzufügen, im Falle der
1
√ 2 (|F g = 2i + |F g = 3i)Superposition würdeman einen
π
2 − P ulsbenutzen. Somit istesauch möglich durchdiesen
Puls jede möglicheSichtbarkeit zu erreichen, wobeinatürlich hier die Kom-
plementaritätderWellen-undTeilcheneigenschafteneinewichtige Rollespielt.
UmsogenauermandieWelcher-Weg-Informationausliest,destoschlechterwird
die Interferenz zuerkennen sein undumgekehrt. Diesist also die Möglichkeit
derunvollständigenWelcher-Weg-Information.
DieQuantenradierungwirderstbeimAuslesendurchgeführt,jenachdemwie
manausliest,kannmanbeimAuslesendesinnerenAtomzustandesentscheiden,
inwieweitmanWelcher-Weg-InformationerhaltenmöchteunddieInterferenz,
bzw. ihreVerschmiertheitistmitderGenauigkeitderWelcher-Weg-Information
korreliert,wiebereitsobenbeschrieben. Auf diesenAspektwird auch noch in
Aufgabe 12eingegangen.
FürdieAufspaltungdesAtom-NiveausisteinMikrowellenfeldverantwortlich,
wobei durch Rabi-Oszillation die Hyperfeinstruktur erreicht wird. Die Fre-
quenzderMikrowellebeträgt
ω mw = 2π · 3.3035 GHz
somitfolgteineEnergievon
E mw ≈ 2 · 10 − 24 J
,diesewirktaufeinerStreckevonca.s ≈ 10 cm
(λ = c ν),
somitfolgtfür die Kraftwirkung
F mw ≈ 2 · 10 − 25 N
Für die Coulombwechsel- wirkungzwischen dem Kernmit85
37 Rb, also einerLadung vonQ Rb = 37e
und
demElektronmit
q e = e
folgtfürdieCoulombWechselwirkung,wobeiwirden Atomradiusmitca.r ≈ 10 − 10 m
annehmen:F C = q e Q Rb
4π 0
1
r 2 ≈ 8.5 · 10 − 7 N
DieEnergieaufspaltungerfolgtindas
F g = 2
undF g = 3
Energieniveau,dies isteineHyperfein-Aufspaltung,währendderÜbergangvons → p
einÜbergangeines Elektrons von einem zu einem anderen Orbitaldarstellt und somiteine
vielhöhere Energie benötigt wird. Bei einem SprungzwischenzweiOrbitalen
wirdentwedereinPhotonabsorbiertoderemittiert,diesesbesitzteinefürden
Sprung spezische Wellenlänge, die der Energiedierenzentspricht. (Leider
hatten wir bis jetzt erst dasBohrsche Atommodell in Experimentalphysik III
und somit kann ich keine Übergänge für Orbitale berechnen, bzw. Aufspal-
tungen, es wäre nett, wenn dueine kurzen Exkurs zu diesem Thema machen
könntest,danke).
Die Kräfte die bei der Markierung wirken sind von der Gröÿenordnung
10 − 25 N
,währenddieKernkräfte10 − 6 N
betragen,somitliegteinUnterschiedvongut
20
GröÿenordnungenzwischendenKräften,womitmandavonausgehen kann, dassdieMarkierungbzw. auch dieRadierungvernachlässigbareEektehabenmüssen.
Die FloureszenzDetektionnutzt den
F g = 3 ↔ F g = 4
Übergangzum Ausle-sen beider Zustände, wobei zum Auslesen des
F g = 2
Zustandes noch einπ
-Puls vorgeschaltet wird. Das Atom wird also angeregt und strahlt dann ein
Floureszenzphoton aus. Jedoch werden nur solche Atome angeregt, die sich
in dem bestimmten Zustand benden, dadie Frequenz nur für den jeweiligen
Zustandresonantist.
Die Detektionsposition kann durch einen drehbarenSpiegelverändertwer-
den, da derLaserstrahl von diesem reektiertin die Schirm-Ebenegeworfen
wird. DieserSpiegelbendetsichaufeinemgalvodrive.
Die Fluoreszenzwird in Form von Photonen abgestrahlt,wobeidiese über
einenPhotomultiplierverstärktwerdenunddannalsSignalregistriertwerden.
DieEzienzderDetektionistdurchdenPhotomultiplierunddieAbstrahlung
in alle Richtungen des Photons vom Atomaus gesehenbeschränkt. DerPho-
tomultiplierbesitzteineTotzeit,d.h. wennmehrerePhotonenfastzurgleichen
Zeitankommen, kann erdiesnichtauösen. DieAbstrahlung in alleRichtun-
gen ist ein statistischer Prozess, d.h. die Wahrscheinlichkeit das Photon zu
detektierenistungefähr fürallePunkte der Schirm-Ebeneidentisch. Jedoch
dadurch,dassnichtjedesabgestrahltePhotondenPhotomultipliererreicht,da
esz.B.indie entegegengesetzteRichtungiegt,wirddieEzienzgeschmälert.
Auf die Genauigkeitder Messung sollte dies jedoch nur einen minimalen Ein-
ussbesitzen, dadieEntfernungzum Photomultipliernurminimalverschieden
istüberdieSchirm-Ebeneverteilt.
DerLaserstrahlhateinelliptisch-gaussförmigesProl,wobeidiehorizontale
Breitevon
ω z = 50 µm
die Positionsauösung bestimmt. Zudemist durch die ArtdesVersuchsaufbau, d.h. durchden schwenkbarenSpiegel, anstatteinem,derzuderjeweiligenPositionfährt,aucheinegewisseUngenauigkeitgegeben.
DerStrahlbesitztalsoeineBreitevon
ω z = b 0 = 50· 10 − 6 m,
fürdieMaximaausFig.6lesenwir einenAbstand vonca.
a = 0.2 mm
ab,wobeifürdieseeinGittermit
d = 5 · 10 − 6 m
verwendetwurde. AlsToleranzgehenwirdavonaus,dass wir ca. die gleiche Breite in jede Richtung freilassen müssen, um den
Strahlrichtigaufzulösen,daherwählenwiralsBreitefürdenStrahl
b = 3 · b 0 = 150 · 10 − 6 m.
AusdemletztenAufgabenblatt wissenwir,dassfürdenAbstandindiesemFall
L ≈ 0.44 m
galt,wobeiderAbstandderMaximaa = 200· 10 − 6 m
,alsoca. dem 4-fachen derBreitedesStrahlesentsprach. Wir könnennunüber
die Bragg-BedingungdenFall fürdie 3-facheStrahlbreite bestimmen, esfolgt
L = d λ · b = 5 · 150 2.3 · 10 − 12 m 2
· 10 − 9 m ≈ 0.33 m. Der Abstand zum Lichtgitter sollte also
mindestens ungefähr L ≈ 0.33 m
betragen, um eine vernünftige Auösung zu
erzielen.
FürdiequantitativeBerechnungbenutzenwirdieBragg-Bedingungmit:
2d sin θ = nλ dB
wobeiwir
sin θ = L x schreibenkönnen und x
aufdem Schirmden Abstand
dereingetroenenTeilchenbeschreibt.
Sichtbarkeit beschreibt, wie gut ein Interferenzmuster erkennbar ist, während
Unterscheidbarkeitbeschreibt,wiegutmandenWegeinesTeilchenskennt. Für
dieSichtbarkeit
(V )
gilt:V (ϕ) = V max |cos ϕ|
WobeidiemaximaleSichtbarkeitdesVersuches
V maxvonderVersuchsanord- nung bestimmt wird, in diesem Versuch wird siedurch die beschränkte gröÿe
des Detektions-Laserstrahles, dem Kollimator-Schlitz und durch Hintergrun-
drauschen ausderFloureszenzdetektionverringert.
FürdieUnterscheidbarkeit
(D)
gilt:D (ϕ) = D max |sin ϕ|
wobeifürdasExperimentdie Werte
V max = 0.72
undD max = 0.81 ± 0.02
bestimmtwurden. DerreduzierteWertfürdiemaximaleSichtbarkeitresultiert
hierbei wieder aus dem Hintergrundrauschen der Floureszenzdetektion und
ausIntensitätschwankungenderstehendenLichtwelle.
Die Variationdurchdie Fläche desMikrowellenpulseskann ausderFormel
abgelesenwerden,wobeidieFlächedurchmicrowavepulsearea
ϕ
beschrieben wird. Somit erhalten wir einesin
bzw.cos
-Abhängigkeit, damit kann auch die Dualitätsrelationgut erklärt werden, da wir bereits wissen, dass aus demTrigonometrischenPythagoras:
sin 2 x + cos 2 x = 1
gilt,mussfürdieDualitätsrelationauch:
D 2 + V 2 ≤ 1
gelten, da
V
undD
maximal1
erreichen können (mitD max , V max ≤ 1
).Erreichtz.B.
D = 1
, mussV = 0
sein. Dies folgt auch schon aus dem Kom-plementaritätsprinzip,bzw. ausdemWelle-Teilchen-Dualismusoderwennman
noch ein Stück zurück geht auch aus der Heisenbergschen Unschärferelation,
da der Teilchencharakterdurch die Unterscheidbarkeitdes Weges
D
und derWellencharakter durch die Sichtbarkeit des Interferenzmusters
V
beschrieben werden. Somit kann man auch von einer verallgemeinerten Heisenbergschen-Unschärferelation sprechen, wobei hier in einer allgemeinenFormdes Wellen-
Teilchen-Dualismus ausgegangen wird, ohne direkt ihren Impuls und Ort zu
vergleichen.