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Wie fokussiert man im Ägyptischen ein direktes Objekt?

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C. P e u s t : Wie fokussiert man ein Objekt ZÄS 135 (2008)

CARSTEN P E U S T

Wie fokussiert man im Ägyptischen ein direktes Objekt?

Der Begriff des Fokus

Der grammatische Terminus des Fokus be­

zeichnet die Tatsache, dass ein Satzglied als neue, noch unbekannte Information herausge­

stellt und so vom Rest des Satzes abgegrenzt wird, der demgegenüber als bekanntes oder als selbstverständlich zu erschließendes Wissen gilt.

In vielen, vielleicht allen Sprachen der Welt kann man eine Fokusfunktion dadurch zum Ausdruck bringen, dass man das zu fokussierende Satz­

glied zum Prädikat eines Nominalsatzes macht:

„X ist es, der das und das getan hat" oder „wer das und das getan hat, das ist X" (X fokussiert).

Fragewörter wie „wer", „was", „wo" etc. sind grundsätzlich fokussiert; dasselbe gilt für die ihnen entsprechenden Elemente in einer folgen­

den Antwort. Im Deutschen ist die explizite Fokusmarkierung eines Frageworts im Prinzip immer möglich („wer ist es, der . . .?", „wo ist es, dass . . .?" etc.), doch gilt sie nicht als notwendig und wird in der Praxis nur selten angewendet.

' Mein Dank gilt Wolfgang Schenkel (Tübingen), der eine Version dieses Textes kommentiert hat. Dank­

bar erwähnt seien auch die im Internet zugänglichen Ressourcen des Thesaurus Linguae Aegyptiae (http://

aaew.bbaw.de/da), die ich mit Gewinn konsultiert habe.

Nach einer klassischen Definition von J a c k e n ­ d o f f (1972: 16) ist der Fokus „the information in the sentence that is assumed by the Speaker not to be shared by him and the hearer".

3 Vom Begriff des Fokus scharf zu unterscheiden ist

der Begriff des Topic, der nahezu das Gegenteil bedeutet und doch in älteren Arbeiten unter dem unklaren Be­

griff der „Betonung" oft mit dem Fokus zusammenge­

worfen wurde. Das Topic hebt ein Element als schon bekanntes Wissen hervor und wird im Ägyptischen typischerweise mit jr eingeleitet. Ein topikalisiertes direktes Objekt liegt z. B. vor in jr grt hnw nb n Jnpw ntj m-r=k,jml n=fsw (pHeqanakhte II 34 = Allen 2002:

Tf. 30) „was alle Habe des Jnpw betrifft, die bei dir ist (sie wird als dem Adressaten bekannt vorausgesetzt), so gib sie ihm zurück!".

In Sprachen, die häufiger von solchen Mar­

kierungen Gebrauch machen ­ und dazu gehört auch das Ägyptische — kann es vorkommen, dass sich in einem Grammatikalisierungsprozess spezialisierte Fokuskonstruktionen ausbilden, die dann nicht mehr mit den gewöhnlichen Nominalsätzen identisch sind. Für solche von Nominalsätzen differenzierten Fokuskonstruk­

tionen ist in der Ägyptologie der Begriff der Cleft-Sentence gebräuchlich. Im Laufe der ägypti­

schen Sprachgeschichte ist eine Ausdifferenzie­

rung von Cleft­Sentences aus ursprünglichen Nominalsätzen mehrere Male zu beobachten.

Subjektfokussierung

Die übliche Methode zur Fokussierung eines Subjekts im Älteren Ägyptisch ist bekanntlich die Konstruktion jn + Subjekt + aktives Parti­

zip. Diese mag in vorhistorischer Zeit aus einer Art Nominalsatz hervorgegangen sein, ist aber in dieser Form mit keiner allgemein als Nomi­

nalsatz funktionierenden Konstruktion mehr identisch. Diey'w­Konstruktion kann keine ande­

ren Satzglieder als das Subjekt (Agens) fokussie­

ren.

Als weniger bekannte Nebenform hierzu gibt es noch eine Cleft­Sentence ohne jn, die also nur aus Subjekt + aktivem Partizip besteht (hierüber siehe V e r n u s 1987: 175­181). Auch wenn ein Fragewort ptr oder zy als (scheinbares) Subjekt verwendet wird, steht nie jn. In diesen Fällen ist allerdings nicht ganz leicht zu entscheiden, ob eine subjektfokussierende Cleft­Sentence ohne jn oder eher ein Adjektivsatz vorliegt (vgl. Ver­

nus 2006: 153­155):

1. (ein Zylinder hat die und die Ausmaße,) ptr hii.t r=fm Ssr (Rhind 43 = P e e t 1923: Tf. N)

„Wieviel an Getreide geht hinein?"

2. ptr rh mj Rc (pHearst 11,12 = G r a p o w 1958:

440)

„Wer weiß (Bescheid) wie Re?"

Originalveröffentlichung in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 135, 2008, S. 78-87

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3. zyzp.t(j)=ßj)(?T 438c)

„Wer wird übrigbleiben?"

Das Fragewort m „wer; was" steht in Sub­

jektsfunktion dagegen immer mit jn und wird mit diesem bekanntlich schon früh univerbiert (nm, koptisch NIM).

Objektfokussierung: Einführung Neben der Cleft­Sentence zur Subjektfokus­

sierung verfügt das Ägyptische auch über ein Mittel zur Fokussierung von Adverbialien: Die­

ses sind die wohlbekannten Zweiten Tempora, auf die wir weiter unten noch zu sprechen kommen werden.

Nachdem wir also wissen, dass das Ägypti­

sche über spezielle Mittel zur Fokussierung von Subjekten und von Adverbialien verfügt, drängt sich die Frage auf, ob es im Ägyptischen denn nicht auch eine Konstruktion zur Fokussierung eines direkten Objekts gibt. Was ist die ägypti­

sche Entsprechung zu „es ist ein Haus, was ich sehe"/„ich sehe (Fokus:) ein Haus"?

Man könnte zunächst erwarten, dass eine Ob­

jektfokussierung sich umschreiben ließe, indem man die ./'«­Konstruktion statt mit einem aktiven Partizip mit einem passiven Partizip oder einer Relativform verwendete. Damit würde die pro­

totypische Konstruktion für die Subjektfokus­

sierung auf einem Umweg auch zur Fokussie­

rung des (logischen) Objekts eingesetzt werden

*„ein Haus ist es, was (von mir) gesehen wird"

= *„ich sehe (Fokus:) ein Haus". Von dieser theoretischen Möglichkeit wird, wie hervorzu­

heben ist, im Ägyptischen kein Gebrauch ge­

macht (siehe E d e l 1955/64: §954; G a r d i n e r 1957: § 373; Doret 1991: 91; Vernus 1991: 338;

die beiden Letzteren mit Hinweisen auch auf potentielle, aber sehr unsichere Gegenbeispiele).

Relativform (passives Partizip) + Objekt

Ich möchte im Folgenden darstellen, dass das Ägyptische auch für die Objektfokussierung eine spezialisierte Cleft­Konstruktion besitzt, und zwar den Satztyp Relativform + fokussiertes Objekt.

Obwohl dieser Satztyp in den Texten gut belegt ist und Beispiele für ihn gelegentlich zitiert wur­

den (Sethe 1916: 32f; W e s t e n d o r f 1962:

§ 401; B o r g h o u t s 1986: 65), hat man ihn bis­

her nicht als Konstruktion eigener Art wahrge­

nommen.

Für das älteste Ägyptisch ist ein Satztyp des zweigliedrigen Nominalsatzes vorauszusetzen.

Er ist jedoch schon im Alten Reich und erst recht im Mittleren Reich nicht mehr produktiv, sondern auf bestimmte Relikte beschränkt wie zum Beispiel die Formel X rn=f „sein Name ist X' (eine Übersicht über diese Relikte gibt G i l u ­ la 1976: 169­171). Auch die hier besprochene objektfokussierende Konstruktion wird aus ei­

nem zweigliedrigen Nominalsatz hervorgegan­

gen sein, muss aber innerhalb des Sprachsystems des historischen Älteren Ägyptisch ebenso als eigenständiger Satztyp aufgefasst werden wie jn + Nomen + aktives Partizip. Wir wollen die jn- Konstruktion als subjektfokussierende Cleft-Sentence, die Konstruktion Relativform + Objekt aber als objektfokussierende Cleft-Sentence bezeichnen. Einige Beispiele für die objektfokussierende Cleft­

Sentence sind folgende:

4. jw sms.n=(j) nzw-bjt rl-hpr-n-Rr m^-hrw, jnU.n=(j) hr slsw sqr.w-rnh rsi wr.t n hsb.n=j st (Urk IV 36,

12­14)

„Ich folgte dem seligen König Thutmosis II (sc. auf einem Feldzug). Ich erbeutete im Be­

duinenland (Fokus:) sehr viele Gefangene, die ich gar nicht zählen kann."

Dass hier Beute gemacht wurde, wird als selbstverständlich vorausgesetzt, zumal auch auf allen zuvor erzählten Feldzügen Beute gemacht wurde. Die als neu fokussierte Information ist dagegen die genaue Natur der Beute, also das (logische) direkte Objekt. Sozusagen historisie­

rend könnte man übersetzen *„was ich im Bedu­

inenland erbeutete, waren sehr viele Gefange­

ne", aber in Wirklichkeit liegt synchron keine Nominalsatzstruktur mehr vor.

5. (die Priester sollen für Hapidjefa den Totenkult vollziehen,) rdin.t.n=f n=sn hr=s jtj-mh hqi.t n rh.t nb.t n.tpr-d.t (Siut I 279 = M o n t e t 1930­35: 56;

ähnlich im selben Text noch öfter)

„Er hat ihnen dafür garantiert (Fokus:) einen Scheffel Breitgerste von jedem Feld des Stiftungs­

gutes."

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C. P e u s t : Wie fokussiert man ein Objekt ZÄ S 135 (2008) 6. szp.t rmt.w qrs=sn hi=s m t hi=s m hnq.t ( P T 4 7 4

b,c)

„ D i e M e n s c h e n e m p f a n g e n , w e n n sie bestattet w o r d e n sind, (Fokus:) ihre t a u s e n d B r o t u n d ihre t a u s e n d Bier."

7. wnm.t.n=kjr.t ( P T 192 b)

„ D u hast (Fokus:) ein Auge gegessen."

8. mrr.t ki=f wnm t{?) hr hiw.t nb-r-dr ( F o i s s y ­ A u f r e r e et al. 1985: 33,11; 18. Dyn.)

„Sein K a m ö c h t e (Fokus:) v o m Altar des Allherrn Brot(?) essen."

9. swn.t (...) Sbk-nht hrf (...) Kbsj (. ..): rdLt.n (.. .) Sbk-nht «(.-•) Kbsj nbw dbn 60 (Stele Juridique 13f. = L a c a u 1949: 24)

„ H a n d e l z w i s c h e n (. . .) S o b e k n a c h t u n d (. . .) Kebsi: (. . .) S o b e k n a c h t g a b d e m ( . . . ) K e b s i (Fokus:) 60 D e b e n G o l d . "

10. mr(r?).tntrmir.t, bw.t=fgrg ( K R I I I I 469,5f.)

„ G o t t liebt (Fokus:) W a h r h e i t , sein A b s c h e u ist L ü g e . "

11. jrr.t jiw n rmt.w bjn mh.t nb.t (pPrisse 5,2 = Z ä b a 1956: 16)

„ D a s Alter tut d e n M e n s c h e n (Fokus:) Schlechtes in jeder H i n s i c h t . "

D e r l e t z t e B e l e g i s t w e n i g e r klar, w e i l a u c h e i n P s e u d o v e r b a l s a t z m i t bjn als s t a t i v i s c h e m P r ä d i ­ k a t v o r l i e g e n k ö n n t e : „ w a s d a s A l t e r d e n M e n ­ s c h e n t u t , ist s c h l e c h t in j e d e r H i n s i c h t " . F u n k ­ t i o n a l w ü r d e b e i d e s p r a k t i s c h a u f d a s G l e i c h e h i n a u s l a u f e n .

Z i e m l i c h h ä u f i g k o m m t d i e o b j e k t f o k u s s i e ­ r e n d e C l e f t ­ S e n t e n c e i n d e r E i n l e i t u n g e i n e r R e d e v o r , w e n n d i e T a t s a c h e , d a s s g e s p r o c h e n w i r d , s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ist (z. B . in e i n e r A n t ­ w o r t s i t u a t i o n ) , a b e r d e r I n h a l t d e r R e d e als n e u e I n f o r m a t i o n h e r a u s g e s t e l l t w e r d e n soll:

12. dd.t.n n=j bi=j: „ . . . " ( L e b e n s m ü d e r 30f. = B a r ­ t a 1969: T f . 2)

„ M e i n Ba sagte mir (Fokus:) ,. . . " '

13. dd.t.n Jpw-wr wsb=f n hm n nb-r-dr: „. . ." ( A d m o ­ nitions 15, 13 = H e l c k 1995: 66)

„ I p u w e r sagte, i n d e m er d e r Majestät des Allherrn a n t w o r t e t e (Fokus:) ,. . . " '

14. dd.t.n zlb (r)-Nhn Sbk-m-sl=f: „ . . . " ( R a n d a l l ­ M a c i v e r & W o o l l e y 1911: 182; 18. Dyn.)

„ D e r Richter u n d S p r e c h e r ­ v o n ­ H i e r a k o n p o l i s S e b e k e m s a f sagte (Fokus:) ,. . . " '

15. dd.tntrpn ri hft spr=f r jmj.w=s: „ . . . " ( P i a n k o f f 1944: T f . 11,1)

„ W e n n d e r g r o ß e G o t t z u ihren (= d e r Höhle) E i n w o h n e r n gelangt, d a n n sagt er (Fokus:) , . . . ' "

16. dd.jn hm=f n=sn: nttn jh, dd.t.n=sn: tw=n (n) p? wr n Hß ( K R I II 110)

„ D a sprach Seine Majestät zu ihnen: «Was seid ihr?» Sie a n t w o r t e t e n (Fokus:) «Wir sind v o m F ü r s t e n v o n Chatti.»"

17. dd.t.n rwdw Hry: „ . . . " (Mes N 2 3 = K R I III 429)

„ D e r I n s p e k t o r Hry sagte (Fokus:) , . . . " '

Wenn auf die Bezeichnung des Agens ver­

zichtet werden soll, wird die Abfolge Relativform + Objekt durch die Abfolge passives Partizip + Passivsubjekt (— semantisches Objekt) ersetzt:

18. dd.t (Pluralstriche) m hklw hr phr.t tn: „. .."

(pSmith 5 , l f . = G r a p o w 1958: 314)

„Als Z a u b e r ü b e r diesem M e d i k a m e n t ist zu s p r e c h e n (Fokus:) ,. . . " '

Wie verbreitet im Ägyptischen derartige Konstruktionen bei der Redeeinführung waren, ist auch daran abzulesen, dass das koptische Verb nexA.q „er sagte" etymologisch auf eine Relativ­

form zurückgeht (*„was er sagte, war:,. .."').

Objekt + Relativform

Wenn das fokussierte Objekt ein Fragepro­

nomen ist, so wird die Reihenfolge obligatorisch invertiert und es entsteht die Abfolge fokussiertes

Objekt + Relativform. Während bekanntlich im ägyptischen Verbalsatz Fragewörter nicht grund­

sätzlich wie in europäischen Sprachen am Satz­

anfang stehen müssen, nimmt im Nominalsatz beliebigen Typs das Fragewort in aller Regel die erste Stelle ein (Junge 1981: 435­438); diese Regel wirkt offensichtlich auch in der objektfo­

kussierenden Cleft­Sentence:

19. jSst tr mn.t.n ntr ri ( C T III 3 e)

„ W o r a n ist d e n n d e r g r o ß e G o t t e r k r a n k t ? "

20. (j)h jrin.t=s r=tn p{ msd^ s(j) ( p H e q a n a c h t e I vs. 15

= A l l e n 2002: T f . 28~)

„ W a s h a t sie e u c h getan, o h du, d e r d u sie hasst?"

Besonders zahlreich sind Beispiele mit ptrl pw-tr, die an der Oberfläche genauso aussehen,

aber möglicherweise (siehe oben) als Adjektiv­

sätze zu verstehen und dann nicht hierher gehö­

rig wären:

21. ptrssn.t=t ( p K a h M e d 1,6 = G r a p o w 1958: 458)

„ W a s riechst d u ? "

22. pw-tr jr[.t=n r=s ( A d m o n i t i o n s 3, 13 = H e l c k 1995: 14)

„ W a s k ö n n e n wir d a g e g e n t u n ? "

(4)

23. ptr dd.t n=j nb=j (Sinuhe B 261 = K o c h 1990:

75)

„Was sagt mir mein Herr?"

24. ptr jr^.t^j n=tn (Westcar 11,6 f. = B l a c k m a n 1988: 14)

„Was kann ich für euch tun?"

25. ptr mlt.n=k (Var.: mi.n=k) jm (Tb 125 Schluss­

rede = N a v i l l e 1886, II: 324)

„Was hast du dort gesehen?"

26. ptr jrin.t.n=k jn.tw r=k (Sinuhe B 183 = K o c h 1990: 60)

„Was hast du getan, so dass man gegen dich vorgehen müsste?"

Im folgenden Beispiel wird die Relativform durch eine passive Relativphrase ersetzt, so dass das Agens implizit bleibt wie in Bsp. (18):

27. pw-tr ntj-tw r jr\.t (Admonitions 4, 6f. = H e l c k 1995: 19)

„Was soll man tun?"

Gelegentlich und besonders im Alten Reich ist mit einer Initialstellung des fokussierten Ob­

jekts auch außerhalb der Bedingung zu rechnen, dass dieses ein Fragewort ist. Kandidaten hierfür sind etwa folgende:

28. mV.tmrr.t ntr (Urk I 195,7)

„Gott liebt (Fokus:) Wahrheit."

29. mP.t dd.t.n NN (PT 2290 b = F a u l k n e r 1969:

88)

„ N N hat (Fokus:) die Wahrheit gesagt."

30. nds wnm.t.n Stsjm=s (PT 61a und 88c)

„Seth hat (Fokus:) (nur) wenig davon gegessen."

31. iap.t mii.t=k (PT 341)

„Was du siehst, ist Opferspeise/du siehst (Fokus:) Opferspeise."

Von spezieller Natur ist der folgende Fall, in dem das fokussierte Objekt negiert ist:

32. nntz rhi dd.t.n=j (Turin 156, 13 = Varille 1954:

132; 18. Dyn.)

„(Man fragte mich um Rat, weil ich Gutes sagte,) es waren keine Streitworte, was ich sagte."

Objekt + pw + Relativform

Es kann aber auch der eigentlich produktive Nominalsatztyp des Mittelägyptischen, nämlich der dreigliedrige Nominalsatz A pw B, zur Ob­

jektfokussierung eingesetzt werden (vgl. E d e l 1955/64: § 968, der von „Umformungen eines Aussagesatzes mit betontem Objekt" spricht).

Dieser Fall ist in unserem Zusammenhang nicht

besonders interessant, weil der Nominalsatz nicht nur speziell Objekte, sondern prinzipiell alle nominalen Elemente fokussieren kann. Im Regelfall steht dabei das fokussierte Element links von pw. Einige Beispiele:

33. jsstpw jr=f fr^.t=k n=j m jswjr(j) (CT VI 250 g)

„Was tust du mir denn als Gegenleistung dafür?"

(Aus dem Sargtextspruch 629, der eine Reihe weiterer Fragen entweder nach dem Subjekt (in Form der y'«­Konstruktion) oder nach einer Ad­

verbiale (in Form eines Zweiten Tempus) ent­

hält.)

34. jsst pw mlt.n=k jm (CT VII 212 h)

„Was hast du dort gesehen?"

35. jsf.t pw jrr(.t)=sn (Admonitions 5, 4 = H e l c k 1995:23)

„Sie tun (Fokus:) Unrecht."

36. (Nemtinacht droht dem Bauern, der den Ver­

mögensverwalter Rensi einschalten will:) jnk pw mdw n=k, mr-pr pw shly=k (Bauer Bl 51 f. = P a r k i n s o n 1991: 12f.)

„(Fokus:) (Einer wie) ich spricht mit dir, und du erwähnst (Fokus:) den Vermögensverwalter?"

37. rn pw nfr shlw=tn ( K l e b s 1922: 22, Z. 6; wei­

tere Belege für diese Formel bei Lac au 1961:

223f.)

„Ihr sollt euch (Fokus:) an einen guten Namen erinnern."

38. mrr.t=tpwjrr.t=t m ntr.w (CT VI 273 b)

„Du (= Sachmet) tust (sogar) unter den Göttern (Fokus:) (nur das) was du willst."

Auch hier kann die Relativform wieder durch ein passives Partizip ersetzt werden, wenn das Agens nicht bezeichnet werden soll:

39. jsst pw jry.t (Admonitions 5, 10 = H e l c k 1995:

25)

„Was kann man tun?"

40. jw mfki.t m dw r nhh, jnm pw whl r tr pn (Sinai 90,9f. = G a r d i n e r & P e e t 1952/5: Tf. 25a)

„Es gibt immer Türkis im Berg, (aber) zu dieser Jahreszeit sucht man (Fokus:) die (richtige) Farbe."

Relativform + pw + Objekt

Nur ganz sporadisch sind Beispiele anzutref­

fen, in denen man mit einer umgekehrten Rei­

henfolge rechnen muss. So kann in den folgen­

den Fällen die Fokusposition wohl nur rechts

von pw liegen:

(5)

82 C. P e u s t : Wie fokussiert man ein Objekt ZÄS 135 (2008) 41. dd.t.n=sn pw „ . . . " (pBerlin 10003A 11,17 =

S e t h e 1928: 96; 12. Dyn.)

„Sie sagten (Fokus:) ,. . .'"

42. dd.t.n=f pw „ . . . " (Stele juridique 19 = L a c a u 1949: 35)

„Er sagte (Fokus:) ,. . ."'

Hier mag die Länge des fokussierten Objekts, das aus der ganzen Redewiedergabe besteht, eine Rolle für die Umstellung gespielt haben. Ferner könnte eine Kontamination mit der ähnlichen Konstruktion ohne pw vorliegen, die wir oben besprochen haben.

N e uä g y p t i s c h e Cleft-Sentence

Im Neuägyptischen kommt ein neuer Typus der Cleft­Sentence mit der Struktur Nomen +

deficiter Artikel + Relativphrase auf. Er basiert auf

dem im Neuägyptischen wieder möglich gewor­

denen zweigliedrigen Nominalsatz ( D e p u y d t 1994: 65­71), beginnt sich aber bald durch Grammatikalisierung vom Nominalsatz wegzu­

entwickeln und ist spätestens im Koptischen auch wieder klar von ihm zu unterscheiden (ein­

schlägig hierzu P o l o t s k y 1962).

Die neuägyptische Cleft­Sentence dient zu­

nächst der Fokussierung beliebiger nominaler Konstituenten mit Ausnahme des Subjekts; sie verdrängt also insbesondere die (ältere) objekt­

fokussierende Cleft­Sentence Relativform + Ob­

jekt. Im weiteren Verlauf der Sprachgeschichte

verliert sie auch noch diese Beschränkung und verdrängt auch die subjektfokussierende Cleft­

Sentence jn + Subjekt + aktives Partizip. Die Ver­

wendung der neuägyptischen Cleft­Sentence zur Fokussierung des direkten Objekts ist gut be­

kannt (viele Beispiele bei G r o l l 1967: 6 7 ­ 7 1 und N e v e u 1994: 203­205) und muss hier nicht mehr detailliert belegt werden. Wenige Beispiele genügen:

43. jh pi ntjjw^n (r)y^=/(Horus & Seth 2,2 = LES 38)

„Was sollen wir tun?"

44. (beim Verhör:) pi jry=j

rqi pij dd=j (KRI VI 805,10f.)

„Ich habe gesagt (Fokus:) exakt was ich getan habe."

45. w

rs.t wr.tj ti wn=n (KRI VI 781,6)

„Wir öffneten (Fokus:) (nur) ein einziges Grab."

Mit passivem Partizip statt Relativform:

46. (Du schicktest eine Ladung Bleiglanz für den

Pharao,) w

r dbn wr.t/ n msdm.t plw gmy.t jm=f (KRI VI 519,2f.)

„(aber) man fand darin (Fokus:) (nur) ein einziges deben Bleiglanz"

Objekt mit m

Zur Fokussierung von Adverbialien dienen bekanntlich die von H. J. Polotsky in dieser Funktion erkannten Zweiten Tempora. Man kann die Zweiten Tempora aber auch zur Fo­

kussierung eines (semantischen) direkten Ob­

jekts einsetzen, indem man dieses in ein Präposi­

tionalobjekt mit der Präposition m transformiert.

Im Ägyptischen steht die Konstruktion des direkten Objekts grundsätzlich in Konkurrenz mit einer präpositionalen Anbindung. Gewisse Verben können dieselbe semantische Rolle bald durch ein direktes Objekt, bald durch ein Präpo­

sitionalobjekt zum Ausdruck bringen (vgl. H a ­ f e m a n n 2002: 165­180). Dabei bildet sich die Tendenz heraus, dass die Funktion eines direk­

ten Objekts, wenn ein solches aus irgendwel­

chen Gründen nicht verwendet werden soll, durch ein Präpositionalobjekt speziell mit der Präposition m ersetzt wird (vgl. S a t z i n g e r 1997: 147­154; P e u s t 2006: 239, Bsp. 202).'Im Demotischen und Koptischen wird dann be­

kanntlich die Konstruktion des Objekts mit m in bestimmten Tempora so gut wie obligatorisch (die sogenannte Stern­Jernstedt'sche Regel).

Eines der Motive für die Anbindung des Ob­

jekts mit m kann nun auch darin liegen, dass dieses fokussiert werden soll. Dieses Verfahren ist prinzipiell schon bekannt. Es wurde von Sil­

v e r m a n (1980) klar beschrieben und von meh­

reren anderen Forschern aufgegriffen und um Belege bereichert (Castle 1993: 107f.; Fi­

s c h e r ­ E l f e r t 2000: 264; L o p r i e n o 1995:

198f.). Trotzdem wird die Häufigkeit und Be­

deutung der Konstruktion insgesamt noch un­

terschätzt.

Von den bisher schon bekannten Belegen möchte ich hier einige besonders aussagekräftige wiederholen. Die folgenden sind bemerkens­

wert, weil das Verb klare second­tense­Morpho­

logie zeigt:

(6)

47. jrr=k m hr.tjb=k, swrdpw dd n=k (Schiffbrüchiger 20f. = B l a c k m a n 1932: 42)

„Du tust (Fokus:) (ja nur) was du willst; es ist ermüdend, dir (etwas) zu sagen (freier: dir Rat­

schläge zu geben)."

48. jr gr.t nl dd.n=j n=k r-dd jmi^ n=fjtj-mh hir n ibd, dd=k n=f m jtj-mh 0,8 n 3bd (pHeqanachte 117 = A l l e n 2002: Tf. 26)

„Auch wenn ich dir gesagt habe, dass du ihm einen Sack Breitgerste pro Monat geben sollst, (so korrigiere ich das jetzt:) du sollst ihm (Fokus:) (nur) 0,8 Sack Breitgerste pro Monat geben!"

49. rh h.t n rmt.w nb.t, jn hm=k m hiw=j (Bauer Bl 165£ = P a r k i n s o n 1991: 26f.)

„Du Kundiger aller Menschen, solltest du (Fo­

kus:) (ausgerechnet) meine Angelegenheit nicht verstehen?" (zu hm=f als second­tense­Form siehe P e u s t 2006: 228)

50. j.dchn m mV.t, bn dd=n rdi (KRI II 802,13f.;

ähnlich noch mehrfach im Neuen Reich, z. B.

KRI III 429,9f. und 433,9; KRI IV 318,11 f.)

„Wir werden (Fokus:) die Wahrheit sagen, wir werden keine Lüge sagen."

51. wdn zp-2 n nb.t p.t, shtp=tn m Hw.t-Hrw (Sinai 90,19f. = G a r d i n e r & P e e t 1952/5: Tf. 25a)

„Opfert, opfert der Herrin des Himmels, besänf­

tigt (Fokus:) Hathor!"

Dieser Beleg verdient vielleicht A u f m e r k s a m ­ keit, weil er ein A r g u m e n t für die Existenz eines Zweiten T e m p u s des Subjunktivs darstellen könnte, d e n n zur Fortsetzung des Imperativs erwarten wir d e n Subjunktiv (siehe P e u s t 2004:

3 3 8 ­ 3 4 0 ) . A n d e r s als etwa für den Prospektiv werden f ü r den Subjunktiv explizite second­

t e n s e ­ V e r w e n d u n g e n bisher nicht überall aner­

kannt (so etwa nicht v o n S c h e n k e l 2005: 235, 288; z u s t i m m e n d dagegen Z e i d l e r 1999, I:

161 f.).

Wie schon v o n L o p r i e n o (1995: 198f.) her­

v o r g e h o b e n wurde, kann auch hier wieder, ähn­

lich wie in den o b e n behandelten K o n s t r u k ­ tionen, der Ausdruck des Agens durch eine Pas­

sivkonstruktion u m g a n g e n werden:

52. jr sm{t} z 3 hr wi.t, gmm.tw m z 2 (Admonitions 12,13f. = H e l c k 1995: 57)

„Wenn drei Leute sich auf den Weg machen, findet man (Fokus:) (nachher nur noch) zwei Leute (sc. weil sie einen von sich umgebracht haben)."

A n neuen Belegen f ü r das fokussierte Präpo­

sitionalobjekt m ö c h t e ich folgende in ungefährer chronologischer Folge a n f ü h r e n . Wie m a n er­

kennen kann, ist die K o n s t r u k t i o n bis ins N e u ­ ägyptische hinein lebendig geblieben:

53. wnm=kjr=fm jSst (CT III 81 b)

„Was wirst du essen?"

E i n Fragewort ist ein besonders sicherer Kandidat für die Fokussierungsleistung.

54. di=tn n=j ntr.w m t m hnq.t (CT III 189 a)

„Gebt mir, ihr Götter, (Fokus:) Brot und Bier."

55. jrr hm=k m mn.t=f (Sinuhe B 236 und 263 = K o c h 1990: 68 und 75)

„Deine Majestät tut (Fokus:) was sie wünscht."

Die Lesung mri.t=f halte ich für sowohl paläographisch (Photographien in G a r d i n e r 1909: Tf. 13 und 14) als auch grammatisch plau­

sibler als die meist bevorzugte Lesung mrr=f.

56. jwl n=k rm.w M.yw, ph=k m Ipd.w ddl (Bauer Bl 91f. = P a r k i n s o n 1991: 18)

„Die Fische werden zu dir kommen (Fokus:) indem sie snr sind, du wirst erbeuten (Fokus:) fette Vögel."

Dieser Fall zeigt A d v e r b f o k u s s i e r u n g u n d Objektfokussierung in Parallele.

57. jh=j st m dmj wr, qd.n=j hr=s m jnb n wmt.t (Urk IV 767, lOf.)

„Ich fing sie in einer einzigen Stadt ein, denn ich hatte um sie (Fokus:) (nicht weniger als) eine Umfassungsmauer errichtet."

58. jmi=k wnm j{i)rr.t m hrw pn (. . .) zwr.tw m jrp, wnm.tw m bj.t m hnvpn (Leitz 1994: 218f.)

„Du sollst an diesem Tag keine Weintrauben essen (. ..) man soll an diesem Tag (Fokus:) Wein trinken und (Fokus:) Honig essen."

59. jw bw gmLtw n=j tiy m jr^.n=j nb, jw j.jri=\j\ m ih.w nb n nb=j (KRI III 92, 11 f.)

„Man fand an mir keinen Tadel in allem, was ich tat, sondern ich tat (Fokus:) all das, was meinem Herrn nützte."

60. j.jri=(n) m bik nfr mnh n kl.t nhh (KRI IV 86,5f.)

„Wir tun (Fokus:) gute, vortreffliche Arbeit als Werk für die Ewigkeit."

61. nttn nl nb.w np.t ti dwi.t, j.jr^.tw mpi j.dd=tn (KRI VI 440,4f; ähnlich LEM 20,13f.; C e r n y &

G a r d i n e r 1957: Tf. 80,20)

„Ihr seid die Herren von Himmel, Erde und Unterwelt; man tut (Fokus:) was ihr sagt."

52. jst bn j.jr^.tw m plw dd (J)tmw nb ti.wj Jwnw hnrpi- R'-Hrw-lhtj (Horas & Seth 8,5f. = LES 47)'

„Soll man etwa nicht tun (Fokus:) was Atum, der Herr beider Länder, der Heliopolitaner, und Re­

Harachte gesagt haben?"

(7)

84

C. P e u s t : Wie fokussiert man ein Objekt ZÄS 135 (2008) 63. j.jri=k dLt jm.tw m ni ntj hn{r) r-bnr m sh.t, jw ni

ntj m ni mhr.w smn (m) s.t=w (pLeiden I 370,lOf.

= LRL 9)

„Du sollst (Fokus:) (nur) dasjenige (sc. Getreide), das draußen auf den Feldern verstreut ist, bringen lassen, aber das, das in den Speichern ist, soll an seinem Ort bleiben."

Mit neuägyptischer G r a p h i e n statt m:

64. hr j.jri Jmn grg n ni ti.w dr=w (Wenamun 2,19f. = LES 68f.)

„Amun hat ja (Fokus:) alle Länder gegründet (gemeint: nicht nur Ägypten)."

Abschließend ist die W a r n u n g angebracht, dass n u n aber nicht jedes durch m a n g e b u n d e n e O b j e k t als fokussiert zu erklären ist. Für die V e r w e n d u n g v o n m k o m m e n eine ganze Reihe v o n G r ü n d e n in Frage, u n d jeder Einzelfall m u s s individuell beurteilt werden.

Voranstellung im Verbalsatz?

R e i n t g e s (1998: 208) rechnet mit der M ö g ­ lichkeit, dass ein Fragewort als O b j e k t im Ägyp­

tischen ähnlich wie in europäischen Sprachen einfach aus einem Verbalsatz heraus nach links extrahiert w e r d e n könne. D a m i t hätten wir d a n n n o c h eine weitere Variante der Fokussierung, nämlich durch ein reines Wortstellungsmittel. E r bringt folgendes Beispiel:

65. m hwi.n=k ( Q u i b e l l et al. 1898: Tf. 33 links; 5.

Dyn.)

„Wen hast du geschlagen?"

Wir k ö n n e n hier aber besser d e n gut bestätig­

ten, o b e n behandelten Satztypus Objekt + Rela­

tivform a n n e h m e n . Weitere in diesem Sinne prin­

zipiell ambige Fälle, in d e n e n die Relativform m o r p h o l o g i s c h möglich, aber nicht nachweisbar ist, k ö n n e n sich natürlich leicht ergeben, vgl. n u r n o c h :

66. m tr ms^ n=tjirpn (CT VI 309 j)

„Wen hat dir dieses Binsendickicht geboren?"

oder evd. auch „wen hast du (in) diesem Binsen­

dickicht geboren?"

M a n findet sporadisch Fälle, in d e n e n bei ei­

ner m u t m a ß l i c h e n neutrischen Relativform das erwartete f­Element fehlt u n d die eine Interpre­

tation ä la Reintges eher nahelegen k ö n n t e n , z. B.:

67. jsst ki=n r srh.wj pn (CT V 394 n)

„Was planen wir für diese beiden Ehrwürdigen?"

D a die neutrische ­ f ­ E n d u n g aber auch sonst gelegentlich fehlt ( G a r d i n e r 1957: §511.4), w ü r d e ich bis auf weiteres auch hier lieber die objektfokussierende Cleft­Sentence a n n e h m e n u n d nicht mit der Möglichkeit einer Linksextrak­

tion des O b j e k t s aus d e m Verbalsatz rechnen.

Anruf an die Lebenden

N i c h t ganz einfach zu analysieren sind W e n ­ d u n g e n aus den A n r u f e n an die L e b e n d e n wie die folgenden, in d e n e n auch nicht ganz klar ist, o b in mrr eine Relativform o d e r ein passives Partizip mit folgendem Genitiv vorliegt:

68. mrr.w nzw dd.t(j)=sn (folgt Opferformer) (M. E l ­ K h a d r a g y 2002: 206 unten)

etwa: „Diejenigen, die sprechen werden „ . . . " , die liebt der König."

69. mrr Wp{t}-wi.wt dd.tj=ßj) (folgt Opferformel) ( T r e s s o n 1928: 77)

etwa: „Wer sprechen wird „. . .", den liebt Upuaut."

70. mrr.y Hw.t-Hrw nb.t mf{w}ki.t dd.t(j)=jj (folgt Opferformel) (Sinai 30 = G a r d i n e r & P e e t 1952/5: Tf. 13)

etwa: „Wer sprechen wird „ . . . " , den liebt Hathor, die Herrin des Wadi Maghärah."

(Weitere Belege f ü r diesen u n d die folgenden T y p e n gibt V e r n u s 1976: 132.)

G r a m m a t i s c h kann hier wohl n u r eine sub­

jektfokussierende Cleft­Sentence o h n e jn vor­

liegen (wörtlich also: „ V o m K ö n i g G e l i e b t e / Lieblinge des Königs sind, die sprechen wer­

d e n " , etc.). Dass der Fokus tatsächlich auf d e m Erstglied liegt, wird durch Parallelen mit pw wie die folgende bestätigt:

71. mrr nzw pw (...) tm.t(j)=f{j) rq r jz pn n d.t=(j) m

r/>=/(Edel 1953: 328 rechts)

„Wer in dieses Grab meiner Stiftung nicht in unreinem Zustand eintreten wird, (Fokus:) den liebt der König (...)"

N u n gibt es auch Fälle mit aktivischem mrr, die einer e n t s p r e c h e n d e n D e u t u n g wohl inhaltli­

che Schwierigkeiten entgegensetzen:

72. mrr hzz sw ntr cl nb ibdw dd.t=f (folgt Opfer­

formel) (CG 20523 = L a n g e & S c h ä f e r 1902, II: 123; ähnlich CG 20046 = ebd. I: 55)

(8)

85

Dies m u s s sinngemäß etwa bedeuten: „Wer will, dass der große G o t t , der H e r r v o n Abydos, ihn lobt, der soll sprechen (.. .)". Auch hier wird dd.t=f traditionell als sdm.tj=ß aufgefasst, aber eindeutig so geschriebene Belege kenne ich nicht. Ich vermute, dass in Fällen wie diesem vielmehr die o b e n behandelte Konstruktion mit O b j e k t f o k u s vorliegt u n d die Phrase mrr . ..

ibdw als T o p i c d e m Satz vorangestellt ist:

„ W e r will, dass der große G o t t , der H e r r v o n Abydos, ihn lobt ­ er soll sprechen (Fokus:) ( O p f e r f o r m e l ) . "

Objektfokus unmarkiert

A u c h w o funktional eine Fokussierung vor­

liegt, muss diese im Ägyptischen nicht i m m e r grammatisch markiert sein. So ist insbesondere bekannt, dass nicht jede fokussierte Adverbialie d u r c h ein Zweites T e m p u s eingeleitet wird ( C a s s o n e t 2000: 5 7 ­ 6 0 gibt an, dass der G e b r a u c h des Zweiten T e m p u s erst v o n der Ramessidenzeit an obligatorisch wird). E s soll hier nicht versucht werden, genauere Regeln d a f ü r zu finden, w a n n ein inhaltlicher Fokus grammatisch markiert wird u n d w a n n nicht. D a s Folgende sind einige Beispiele für fokussierte direkte Objekte, insbesondere Frageworte, die nicht auf eine der bisher beschriebenen Weisen markiert sind:

l?>.jry=j m (Admonitions 2, 9 = H e l c k 1995: 9)

„Was soll ich tun?"

74. jn^.n=kßst hnt=s (CT VII 230 h)

„Was hast du darin mitgebracht?"

75. jw=t (r) d^.t n=jjh diy=(J) tw rpijw hrj-jb .. .jw=j (/-) dy n=k tiy whi.t (Horus & Seth 5,12f. = LES 43)

„Was willst du mir geben, damit ich dich zur Mitteninsel übersetze?" ­ „Ich gebe dir diesen Kuchen"

ld.jry=jjh r=t m bti (pLeiden 371,1 = G a r d i n e r &

S e t h e 192~8:Tf. 7; 19. Dyn.)

„Was habe ich dir Unrechtes getan?"

N o c h etwas anders gelagert sind Fälle, in de­

nen zwar ein objektbildendes Fragewort nicht selbst als F o k u s markiert wird, d a f ü r aber die das Fragewort u m g e b e n d e Phrase als ganze:

77. jy.n=kjr=[f\ r wnmßst (CT III 50 d)

„Um was zu essen, bist du gekommen?"

Inhaltlich fokussiert ist eigentlich n u r das Fra­

gewort ßst, aber der Fokus wird auf die gesamte Phrase r wnm ßst expandiert. In grammatischer Hinsicht liegt damit nicht m e h r ein O b j e k t f o k u s , sondern ein Adverbialfokus vor, u n d es er­

scheint infolgedessen das Zweite T e m p u s jy.n=k. E b e n s o :

78. mrrtwjtj=kjri=k n=fßst (CT V 122 b ­ d )

„Weil du was für ihn tust, liebt dein Vater dich?"

L i t e r a t u r

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S u m m a r y

The Egyptian language possesses well­known constructions for focalizing a subject (subject­

focalizing cleft sentence jn + subject + active participle) as well as an adverbial phrase (second tense). It is argued that there is, in addition, a specialized con­

struction for marking a focussed direct object in Old and Middle Egyptian, namely relative form (or passive participle) + object, which is obligatorily inverted to

object + relative form when the focussed dement is an interrogative pronoun. The term object-focali^ing cleft sentence is proposed for these constructions. The object­focalizing cleft sentence cannot synchronically be analyzed as a regulär nominal sentence because the bipartite nominal sentence is no longer pro­

ductive in Middle Egyptian.

An alternative means of focussing a logical direct object is to transform it into a prepositional phrase and to make use of the second tense construction.

This possibility, which is available up to the Late Egyptian period, has been described in the literature but is still underestimated in its importance; addi­

tional examples are forwarded in this paper.

Referenzen

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