Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 8|
22. Februar 2013 A 333 KULTURKALENDERGroßartige Künstlerpersönlichkeiten
Jeden Monat stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
BERLIN
23. Februar bis 18. August:
Kippenberger: Sehr gut – Very good Der Bad Boy der Kunst, der nach einem exzessiven Leben 1997 mit 44 Jahren starb und posthum Weltruhm erlangte, wäre am 25. Februar 60 Jahre alt gewor- den. Das ist für die Kuratoren Anlass, mit etwa 300 Exponaten das ungemein facet- tenreiche Werk und die Biografie von Mar- tin Kippenberger zu beleuchten. Der Titel der Schau bezieht sich sowohl auf die sel- ten gezeigten „weißen Bilder“ von 1991, auf denen sich Kippenberger in Kinder- schrift das Zeugnis „sehr gut“ ausstellte, als auch auf das von ihm 1978 publizierte gleichnamige Magazin. Bild: „Alkoholfol- ter“ (aus dem 15-teiligen Werk „Vom Einfachsten nach Hause“), 1981/1982.
Hamburger Bahnhof, Invalidenstraße 50–51,
Di.–So. 10–18, Do. 10–20 Uhr FRANKFURT AM MAIN
Bis 26. Mai:
Schönheit und Revolution
Die in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein- setzende Erforschung der Antike bildete die Grundlage für den Klassizismus. Der Rückgriff auf das Formenrepertoire der griechischen und römischen Kunst führte in Europa zu einer alle Kunstgattungen umfassenden neuen Stilepoche, die wich- tige Impulse für die Romantik setzte. Die Schau umfasst 100 Werke aus der Zeit von 1770 bis 1820, etwa von Anton Raphael Mengs, Thomas Banks, Antonio Canova, Jacques-Louis David, Bertel Thorvaldsen, Johann Gottfried Schadow und Jean- August-Dominique Ingres. Das Liebighaus zeigt parallel eine hochkarätige Antiken- ausstellung zur Kunst Griechenlands im fünften und vierten Jahrhundert v. Chr.
Städel-Museum, Schaumainkai 63, Di.–So. 10–18, Mi./Do. 10–21 Uhr
HANNOVER 20. Februar bis 5. Mai:
Meret Oppenheim – Über den Bäumen Sie gehört zu den beeindruckendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhun- derts und avancierte in den 1970er Jah- ren zum Leitbild einer jüngeren Generation.
Die Ideenwelt von Meret Oppenheim
(1913–1985) wurzelte im Surrealismus:
Sie verfremdete Alltagsgegenstände und schuf so berühmte Objekte wie „Das Frühstück im Pelz“ von 1936, eine pelz- verkleidete Tasse mit Untertasse und Löffel. Die Ausstellung konzentriert sich auf Oppenheims weniger bekanntes zeich- nerisches Œuvre, in dem sie eine neue Formen- und Symbolsprache entwickelte.
Sprengel-Museum, Kurt-Schwitters-Platz, Di. 10–20, Mi.–So. 10–18 Uhr
MÜNCHEN Bis 12. Mai:
Karl Friedrich Schinkel
Er war nicht nur der bedeutendste euro- päische Architekt am Beginn der Moder- ne, sondern auch Stadtplaner, Zeichner, Maler, Interieur- und Produktdesigner, Schöpfer von Bühnendekorationen und Visionär utopischer Baufantasien, wovon 300 Exponate ein reiches Zeugnis ablegen: das preußische Universalgenie Karl Friedrich Schinkel (1781–1841). Zu sehen sind unter anderem sein Gemälde
„Gotischer Dom am Wasser“, eine Re- konstruktion des Schaubilds zum „Brand von Moskau“ (1812) und seine Bühnen- entwürfe für Mozarts „Zauberflöte“.
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Theatinerstraße 8, tgl. 10–20 Uhr
ULM
24. Februar bis 13. Oktober:
American Idols
Das private Museum lädt dazu ein, die Kunstströmungen in den USA in der zwei- ten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ihre Hauptvertreter neu zu entdecken. „Ameri- can Idols. Von Basquiat bis Warhol“ startet mit der Avantgarde der 1950er Jahre (mit Jackson Pollock, Willem de Kooning, Mark Rothko) und präsentiert zentrale Werke des Minimalismus (Agnes Martin, Robert Mangold, Ellsworth Kelly), der Pop-Art (Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Tom Wesselmann) und Graffitikunst (Keith Haring, Jean-Michel Basquiat).
Kunsthalle Weishaupt, Hans-und-Sophie- Scholl-Platz 1, Di. –So. 11–17, Do. 11–20 Uhr
Sabine Schuchart
Zwischen Kunst und Krankheit
Die Bedrohung und Bedingtheit der menschlichen Exis- tenz, psychische Grenzerfahrungen und die Auseinander- setzung mit dem Tod prägen das Werk von Blalla W. Hall- mann (1941–1997). Der an einer psychotischen Störung leidende Künstler schuf – als Ausdruck seiner inneren
Welten – ein archaisch-mysti- sches, oft tabuloses Œuvre an Gemälden, Zeichnungen, Ra- dierungen und Linolschnitten (Bild: „o. T.“, 1956), in dem er auch seine Selbsttötungsversu- che, den Kampf zurück ins Le- ben und den Krebs, der ihn schließlich besiegte, thematisierte. Die von dem Kölner Sammler und Mediziner Dr. med. Hartmut Kraft kuratierte Schau, die anschließend im Krankenhaus-Museum Bre- men, im LVR-Landesmuseum Bonn und im Prinzhorn-Mu- seum Heidelberg zu sehen ist, ist somit auch „eine schonungs lose Bestandsaufnahme eines Künstlerlebens von der Geburt bis zum Tod“ (Kraft).
DER BESONDERE TIPP
Foto: Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Köln
„Ecce BLALLA! – Abstürze und Höhenflüge. Leben und Werk von Blalla W. Hallmann“: Museum für Sepulkralkultur, Weinbergstraße 25–27, Kassel, Di.–So. 10–17, Mi. 10–20 Uhr (24. Februar bis 21. April).
Foto: Sammlung Hartmut Kraft