A2886 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 43⏐⏐27. Oktober 2006
P H A R M A
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oher Blutdruck ist das am einfachsten messbare Sym- ptom einer Gefäßkrankheit. Vor den morphologischen sind bereits funk- tionelle Veränderungen nachweis- bar – etwa die endotheliale Dys- funktion, erkennbar an der niedri- gen basalen NO-Aktivität, an Mi- kroproteinurie, Retinopathie oder der niedrigen koronaren Blutreser- ve. In der Praxis werden heute frühe Gefäßwandveränderungen und damit Elastizitätseinbuße überwiegend morpho- logisch nachgewie- sen. Prof. Dr.Dr. Hein-
rich Lam- bertz (Wiesba-
den) bezeichnete die hochauflösende Ultrasonographie (6 bis 8 MHz) als ein hervorragendes Verfahren.
Das relativ Winkel-unabhängige Doppler-Energy-Verfahren erfasst auch kleine Gefäße von wenigen Mil- limetern Durchmesser. Am besten werden Elastizitätsverlust der Arteri- enwände durch Verdickung von Inti- ma und Media angezeigt. Um die Intima-Media-Dicke zu messen, be- nötigt man ein hochauflösendes Ultraschallgerät. Der automatisch messende „Carotid analyzer“ hat eine spezielle Software, die zwischen ei- ner Intima- und einer Medialinie un- terscheidet. Gemessen wird ein Zen- timeter unterhalb der Bifurcation der A. carotis communis.
Es gibt eine klare Korrelation von Lebensalter zur Intima-Media-Dicke.
Bis zum 40. Lebensjahr ist sie kleiner als 0,6 Millimeter, zwischen dem 40.
und 60. kleiner als 0,8, und nach dem 60. Lebensjahr mehr als 0,8 Milli- meter, aber nicht dicker als ein Milli- meter. Es gibt auch einen klaren Be- zug zwischen der Intima-Media- Dicke und der Prognose: Je dicker die Gefäßwand, umso häufiger ist ein kardiovaskuläres Ereignis.
Die Intima-Media-Dicke lässt sich beeinflussen; das vermag schon die Reduktion von Risikofaktoren. Kör- perliche Aktivität und Bewegung ver- langsamt die Progression der Dicken- zunahme. Eine wichtige Erkenntnis ist auch, dass AT1-Rezeptorblocker (Sartane) die Progression bremsen.
Eine jüngste Studie hat sogar eine leichte Regression der Intima- Media-Dicke unter Sartan- Therapie gezeigt.
Zu den auffälligen mor- phologischen Veränderungen an Gefäßwänden zählen auch die Plaques. Rund 70 Prozent der Myokardinfarkte werden durch eine Plaque-Ruptur ausgelöst. Im Gegensatz zu einer Cholesterin-sen- kenden Diät stabilisiert offenbar die Gabe von Statinen die Plaques. Das Plaque-Volumen lässt sich durch die dreidimensionale intravasale Ultrasonographie erfassen. Dieses Verfahren habe gezeigt, dass hohe Statindosen zu einer Regression der Plaques-Volumina führen, erläuter- te Lambertz.
Von modernen Antihypertensiva wird gefordert, dass sie nicht nur den Blutdruck effizient senken, sondern auch einen gefäßprotektiven Effekt entfalten. Prof. Klaus Stumpe (Bonn) berichtete über Studien mit Diuretika, Betablockern und Sarta- nen, deren Ziel es war, einen ge- fäßprotektiven Effekt nachzuwei- sen: „Die Messung der strukturellen
Veränderungen an den Arterienwän- den mithilfe der hochauflösenden Ultrasonographie hat im Tierexperi- ment an Affen und in klinischen Stu- dien ergeben, dass nur die Sartane zu einer nachweisbaren Regression pathologischer Gefäßwandverände- rungen, speziell der Intima-Media- Dicke, führen.“ Für Diuretika und Betablocker sei dieser Effekt nicht nachzuweisen gewesen.
Vor diesem Hintergrund wurde die MORE-Studie (Multicenter Ol- mesartan Atherosclerosis Regres- sion Evaluation) durchgeführt. Mit der dreidimensionalen, hochauflö- senden Ultrasonographie wurden Plaque-Volumina und Intima-Me- dia-Dicke in der distalen A. carotis communis bei 200 Patienten gemes- sen, die einen deutlich erhöhten systolischen und diastolischen Blut- druck aufwiesen. Von ihnen erhiel- ten 100 täglich 20 bis 40 mg des AT1-Blockers Olmesartan (Olme- tec®), die anderen 100 täglich 50 bis 100 mg des Betablockers Atenolol.
Wurde der Zielblutdruck damit nicht erreicht, wurden zusätzlich 12,5 oder 25 mg des Diuretikums Hydrochlorothiazid verabreicht.
Ziel dieser multizentrischen, dop- pelblinden und randomisierten Studie war, die beiden antihypertensiv wir- kenden Substanzen bezüglich ei- ner Regression oder Verlangsamung der Progression atherosklerotischer Plaques und der Intima-Media- Dicke zu testen. Zu Beginn der Stu- die sowie nach sechs, zwölf und 24 Monaten wurden Intima-Media- Dicke und Plaques-Volumina ultraso- nographisch bestimmt. Die Studie ist inzwischen abgeschlossen, die ent- blindeten Daten sind jedoch noch nicht veröffentlicht worden. I Siegfried Hoc
Workshop „Gefäßelastizität – der zentrale Aspekt einer modernen Hochdrucktherapie“ in München, Veranstalter: Sankyo Pharma
ANTIHYPERTONIKA
Wie man den Einfluss auf die Gefäßelastizität objektiviert
Abbildung:BMBF