Bemerkungen
Zur Differenzierung von Schlafstörun- gen hat sich die Leitlinie S2 „nichterhol- samer Schlaf“ der DGSM und der Pitts- burgher Schlafqualitäts Index (PSQI) (www.uni-duesseldorf.de/AWMF/II/063- 001.htm) bewährt, weil auch bei schlaf- bezogenen Atmungsstörungen häufig Mischbilder mit anderen Formen von Schlafstörungen auftreten können.
Die Differenzialdiagnostik der Hypersomnie beinhaltet neben den häufigen schlafbezogenen Atmungs- störungen, die Narkolepsie, das Rest- less-legs-Syndrom und seltenere an- dere Erkrankungen. Gerade beim
„Upper airway resistance syndrom“
(= starkes Schnarchen mit Teilver- legung der oberen Atemwege und Wachreaktionen) bietet die ambulan- te nächtliche Polygraphie bei Patien- ten mit zum Teil erheblicher Tages- schläfrigkeit selten eindeutige Be- funde und erscheint mir als alleinige Screeninguntersuchung nur bedingt geeignet. Diese Patienten werden häu- fig trotz eindeutiger klinischer Sym- ptomatik (Monotonieintoleranz) nicht weiter abgeklärt. Zur Objektivierung der Tagesschläfrigkeit und Entschei- dung über das weitere Vorgehen bei Hypersomnie, Schnarchen und negati- ver Polygraphie hat sich die Epworth
Schläfrigkeits-Skala (ESS) (web.uni- marburg.de/sleep//dgsm) bewährt.
Auch unter CPAP/BIPAP-Therapie kann die ESS als nützlicher Verlauf- sparameter eingesetzt werden. (CPAP,
„continous positive airway pressure“;
BIPAP: bi, zwei; PAP, „positive airway pressure“)
Bei Patienten mit OSAS (OSAS, ob- struktives und gemischtes Schlafapnoe- Syndrom) und Herzinsuffizienz kann sich unter der CPAP-Therapie die be- reits vorbestehende reduzierte links- ventrikuläre Ejektionsfraktion (LV-EF) deutlich bessern, aber auch weiter ver- schlechtern. Im Verlauf kommt es häu- fig zu einer Cheyne-Stokes-Atmung, als Ausdruck der deutlich reduzierten LV-EF, und die CPAP-Therapie wird in- effektiv. Das heißt, zentrale Apnoen treten unverändert auf. Hier bedarf es regelmäßiger hausärztlich-pneumolo- gisch-kardiologischer Kontrollen. Lei- der sehen die BUB-Richtlinien vom 15.
Juni 2004/21. September 2004 bei Pati- enten mit OSAS, CPAP-Therapie und relevanten internistischen Begleiter- krankungen wie zum Beispiel reduzier- ter LV-EF und schwerer obstruktiver Lungenerkrankungen, keine regelmäßi- gen ambulanten schlafmedizinischen Überprüfungen mehr vor.
Literatur
Guilleminault C, Kirisoglu C, Poyares D, Palombini L, Le- ger D, Farid-Moayer M, Ohayon MM: Upper airway resi- stance syndrome: a long-term outcome study. J Psychia- tr Res Apr 2006; 40 (3): 273–9.
A M, J M: Clinical and polysomnographic differences in matched cohorts of upper airway resistance and ob- structive sleep apnea syndrome patients. Rev Port Pneu- mol; 11 (6 Suppl 1): 53–4.
Teschler H et al.: Adaptive pressure support servo-venti- lation. Am J Respir Crit Care Med 2001; 164: 614–9.
Dr. med. Otto Laakmann DGSM-Schlaflabor/Innere Abteilung DRK-Krankenhaus Alzey
55232 Alzey
E-Mail: otto.laakmann@drk-kh-Alzey.de
Schlusswort
Da sich unsere Arbeit primär mit den kardiovaskulären Folgeerkankungen der obstruktiven Schlaf-Apnoe be- schäftigte, konnten wir verschiedene, auch uns wichtig erscheinende Aspek- te zur schlafmedizinischen Diagno-
stik und Differenzialdiagnostik nicht berücksichtigen. Insofern können wir die Hinweise des Herrn Kollegen Laak- mann nur unterstützen.
Nicht ganz konform gehen wir mit der Ansicht, dass die Epworth-Schläfrig- keits-Skala in jedem Falle ein gut geeig- netes Instrument zur Beurteilung der Tagesschläfrigkeit darstellt. In unserer klinischen Erfahrung trifft man immer wieder auf Patienten, die sich tagsüber müde fühlen, aber nur niedrige Scores auf dieser Skala erreichen. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass dieser Frage- bogen spezifisch die spontane Einschlaf- neigung in fest ausgewählten Situationen erfasst. Um die Tagesschläfrigkeit wirk- lich zu objektivieren, sind unter Um- ständen aufwendige Verfahren wie der so genannte multiple Schlaflatenz-Test (MSLT) mit Tages-EEG-Ableitungen im Schlaflabor notwendig (1).
Auch den Aussagen von Herrn Kolle- gen Laakmann zur Therapie der Cheyne-Stokes-Atmung bei Linksherz- insuffizienz stimmen wir zu. Wir teilen hingegen nicht die Auffassung, dass eine CPAP-Therapie bei Patienten mit ob- struktiver Schlaf-Apnoe und gleichzei- tig vorhandener Herzinsuffizienz auch zu einer weiteren Verschlechterung der linksventrikulären Ejektionsfraktion führen kann. Hier spricht die Studienla- ge eindeutig für positive Effekte der CPAP-Beatmung auf die Ventrikel- funktion (2, 3).
Literatur
1. Fong SY, Ho CK, Wing YK: Comparing MSLT and ESS in the measurement of excessive daytime sleppiness in obstructive sleep apnoea syndrome. J Psychosom Res 2005; 58: 55–60.
2. Kaneko Y, Floras JS, Usui K et al.: Cardiovascular effects of continuous positive airway pressure in patients with heart failure and obstructive sleep apnea. N Engl J Med 2003; 348: 1233–41.
3. Mansfield DR, Gollogly NC, Kaye DM, Richardson M, Bergin P, Naughton MT: Controlled trial of continuous positive airway pressure in obstructive sleep apnea and heart failure. Am J Respir Crit Care Med 2004;
169: 361–6.
Priv.-Doz. Dr. med. Richard Schulz Medizinische Klinik II / Schlaflabor Justus-Liebig-Universität Paul-Meimberg-Straße 5 35392 Gießen
Die Autoren aller Beiträge erklären, dass kein Interessen- konflikt im Sinne der Richtlinien des International Com- mittee of Medical Journal Editors besteht.
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 31–32⏐⏐7. August 2006 AA2121
zu dem Beitrag
Obstruktive Schlafapnoe – ein wichtiger
kardiovaskulärer Risikofaktor
von
Priv.-Doz. Dr. med. Richard Schulz
Hans Joachim Eisele
Priv.-Doz. Dr. rer. nat Norbert Weissmann
Prof. Dr. med. Werner Seeger in Heft 12/2006