Zoledronsäure ist als einziges Bisphosphonat jetzt auch zur Prävention von Skelettkom- plikationen durch Knochen- metastasen bei verschiedenen soliden Tumoren und beim multiplen Myelom zugelas- sen. Die Basis für die erwei- terte EU-Zulassung bilden klinische Studien an mehr als 3 000 Patienten mit Myelom, Prostata-, Mamma- und Bron- chialkarzinom.
Ossäre Metastasen sind bei diesen Tumoren sehr häufig (siehe Tabelle), die Patienten müssen mit den Skelettkom-
plikationen zum Teil lange le- ben. Wie Prof. Thomas Wiegel (Berlin) berichtete, sind die Schmerzen durch eine Strah- lentherapie bei rund 80 Pro- zent der Patienten deutlich zu lindern. Bei 60 bis 85 Prozent der Krebspatienten mit Frak- turgefahr gelingt eine „Re- sklerosierung“ nach zwei bis drei Monaten.
Verkürzte Infusionszeit Nachdem beim multiplen Myelom – hier liegen zum Zeitpunkt der Diagnosestel- lung in 80 Prozent bereits Osteolysen und in 15 Prozent Frakturen vor – die Bisphos- phonate eine gesicherte Indi- kation aufweisen, wurde Zole- dronsäure (4 mg, Zometa®)
gegen den „Goldstandard“
Pamidronat (90 mg) in einer Doppelblindstudie randomi- siert geprüft. Bei 350 Patien- ten wurde dabei eine ver- gleichbare Effizienz und Si- cherheit dokumentiert; als vorteilhaft wertete Dr. Hart- mut Goldstein (Heidelberg) die mit 15 versus 90 Minuten deutlich verkürzte Infusions- zeit.
Im Gesamtkollektiv, das auch Frauen mit ossärem Mammakarzinom umfasste (n = 766), war die Notwendig- keit, eine Radiatio vorzuneh- men, im Zoledronsäure-Kol- lektiv deutlich verringert. Bei der skelettalen Morbiditäts- rate (Ereignisse pro Patientin und Jahr) schnitt Zole- dronsäure bei Brustkrebs-Pa- tientinnen ebenfalls besser ab. „Die erste Komplikation wurde deutlich nach hinten verschoben“, sagte Prof. Ingo Diel (Mannheim).
Potenzial nicht ausgereizt Auch bei Patienten mit Pro- statakarzinom und Knochen- metastasen hat sich Zole- dronsäure als wirksam erwie- sen. Nach Angaben von Prof.
Kurt Miller (Berlin) wurde in diesem Kollektiv (n = 643) ei- ne signifikant verlängerte Zeit bis zum Auftreten von Skelett- komplikationen dokumentiert (relative Reduktion um 25 Prozent), pathologische Frak- turen waren um 40 Prozent vermindert.
Damit scheint jedoch das Potenzial des Bisphosphona- tes noch nicht ausgereizt, wie die Referenten bei der Veran- staltung der Firma Novartis Pharma anklingen ließen:
Zum multiplen Myelom gibt es zurzeit Studien, bei denen der Wirkstoff in Frühstadien mit dem Ziel eingesetzt wird, den Knochenveränderungen selbst vorzubeugen. Beim Prostatakarzinom wird ge-
prüft, ob sich Zoledronsäure zur Prävention von Knochen- metastasen eignet. In der Gynäkologie ist der Einsatz nicht nur bei therapiebeding- ter Osteoporose denkbar.
Diel sprach sich aufgrund positiver Berichte – reduzierte ossäre und viszerale Metasta- sen sowie längere Überlebens- zeit – bei der adjuvanten Ga- be oraler Bisphosphonate bei Subgruppen von Brustkrebs- Patientinnen mit schlechter Prognose explizit für den pal- liativen Einsatz bei Hochrisi-
ko-Patientinnen ab der Erst- diagnose aus. Möglicherweise ließen sich hierbei auch syner- gistische Effekte mit Paclita- xel nutzen, betonte Diel. Ob eine Prävention der ossären Metastasen bei Mammakarzi- nom gelingt, werden die Er- gebnisse einer Studie zeigen, die 2004 abgeschlossen sein soll. Dr. Renate Leinmüller
Pressekonferenz der Novartis Pharma GmbH zur Zulassungserweiterung von Zo- meta®zur Prävention von Skelettkomplika- tionen durch Knochenmetastasen in Eltville V A R I A
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A3282 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4829. November 2002
Zoledronsäure
Bisphosphonat zum Schutz vor Knochenmetastasen
´ TabelleCC´
Skelettkomplikationen bei Krebserkrankungen
Häufigkeit von Knochenmetastasen Primärtumor Häufigkeit (%) Mammakarzinom 50–85 Prostatakarzinom 50–75 Bronchialkarzinom 30–50 Nierenzellkarzinom 30–50 Pankreaskarzinom 5–10 Kolorektale Karzinome 5–10
Um bei Patienten mit aku- tem Myokardinfarkt den isch- ämiebedingten Gewebescha- den zu minimieren und damit die Prognose zu verbesseren, wird heute von vielen Kar- diologen die sofortige Dilata- tion des verschlossenen Ge- fäßes, eventuell in Kombinati- on mit einer Stent-Implantati- on, als Mittel der Wahl an- gesehen. Die Erfolgsrate lässt sich möglicherweise – analog zur PTCA (perkutane translu- minale Koronarangioplastie) beim akuten Koronarsyndrom ohne ST-Streckenhebung im EKG – durch die intensive an- tithrombozytäre Vorbehand- lung mit einem GP-IIb/IIIa- Rezeptorantagonisten erhö- hen.
Diese Strategie hält Dr.
Arnoud van ’t Hof (Zwolle/
Niederlande) für vielverspre- chend. Er bezieht sich dabei auf eine erste Zwischenaus- wertung von On-TIME (On- going Tirofiban in Myocardial Infarction Evaluation Study).
Bisher liegen Daten von 100 der insgesamt konsekutiv ein- geschlossenen 500 Patienten vor. Wichtigstes Teilnahmekri- terium waren kürzer als sechs Stunden bestehende Sympto- me eines akuten Myokardin- farkts. Prähospital erhielten
die Patienten randomisiert doppelblind Tirofiban (Aggra- stat®) oder Placebolösung (In- fusion nach initialer Bolusga- be). Nach Einlieferung in die Klinik und angiographischer Abklärung wurde die Infusion bei allen Patienten mit Tiro- fiban bis 24 Stunden post- PTCA fortgesetzt.
Ob man besser prähospital mit der Tirofiban-Behand- lung beginnen solle oder ob es ausreiche, den GP-IIb/IIIa- Rezeptorantagonisten erst im Katheterlabor zu geben, kön- ne man zum gegenwärtigen Zeitpunkt aufgrund der noch zu geringen Patientenzahl noch nicht sagen, bedauer- te van ’t Hof. Beeindruckend seien aber schon jetzt die hohen Offenheitsraten des in- farktauslösenden Gefäßes – sowohl zum Zeitpunkt vor dem revaskularisierenden Ein- griff (44 Prozent) als auch da- nach (90 Prozent). Ein Pa- tient war innerhalb der 30- tägigen Nachbeobachtungs- phase gestorben. Reinfarkte oder Schlaganfälle gab es in der Nachbeobachtungsphase nicht. Gabriele Blaeser-Kiel
Satellitensymposium der Firma MSD Sharp
& Dohme beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in Berlin
Ballondilatation bei Infarkt
Vorbehandlung mit
Tirofiban erhöht Chancen
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